General Niklaus Franz von Bachmann, erster eidgenössischer General
General Niklaus Franz von Bachmann, erster eidgenössischer General

Albert Müller-Müller (1991)

Vom Sterben eines grossen Glarners[1]

 

General Franz Niklaus von Bachmann aus Näfels verliess diese Welt am 11. Februar (Hor-nung) 1831 als hochbegagter Greis von 91 Jahren. Sein Lebensende wurde durch einen unglücklichen Sturz beschleunigt, den der Greis in seinem Zimmer tat. In vollem Bewusst-sein und mit klarem Verstand sah er das Ende nahen. Er liess den Seelsorgegeistlichen an sein Krankenbett kommen, um die Sterbesakramente zu empfangen. Das damals im Ge-brauch stehende Compendium des Konstanzer Rituals enthält für solche Gelegenheiten nebst den üblichen Krankengebeten  passende Lesungen, Gleichnisse und Beispiele aus der Heiligen Schrift.

 

Als überzeugter Christ empfing er die Sakramente mit inniger Andacht und vollständiger Er-gebung in die Lage der Dinge.  Bewandert in den Gebeten der Kirche erinnerte er sich an den Lobgesang des Simeon aus dem Abendgebete, der da hiess: „Nunc dimittis servum tuum Domine in pace“ ( Nun entlässt Du, Herr, Deinen Diener in Frieden ) Dieser Vers aus der Komplet, den der Sterbende noch zitierte, muss auf die Hinterlassenschaft einen unver-gesslichen Eindruck gemacht haben. Sein Enkel, Landeshauptmann Nikolaus Müller-Hau-ser (1782-1858), liess ihn auf dem Grabmal des Bildhauers Ignaz Brunner als die letzten Worte des Generals anbringen. Der General verweigert dann die Aufnahme von Speis und Trank. Er meinte, nach dem Genuss der himmlischen sei jede andere Speise überflüssig und nicht mehr nötig. Und so erlosch sein Lebenslicht im Frieden mit sich selbst und der ganzen übrigen Welt.

 

Eine grosse Volksmenge war vor der Kapelle des Obersten Gallati auf dem Friedhof ver-sammelt, als der Ortspfarrer Jakob Müller die Abdankungsrede hielt und an die Verdienste des verstorbenen Generals erinnerte und das ereignisvolle Leben des Dahingegangenen entrollte.

 

Die Begräbnisstätte befand sich im Kirchenwinkel zwischen dem Chor und der vorsprin-genden Sakristei, neben dem Grabe seines Vaters, des Marschalls, Ritters und Ratherrn Carl Leonz von Bachmann (1683-1749). Weil vor Jahren hier die wappengeschmückte Grabplatte des Marschalls gefunden wurde, darf angenommen werden, dass die Familie Bachmann hier ihre „Familiengrebt“ gehabt hatte. Nach der alten, 1893 abgeschafften Be-gräbnisordnung war jeder Familie im Dorf eine eigene Begräbnisstätte zugewiesen. Jede Familie hatte ihr Familiengrab.

 

Beispielsweise traten die Schindler vor ihrem Wegzuge aus der Gemeinde im Jahre 1674 ihren Begräbnisplatz auf dem Friedhof den Freulern ab. Und das taten sie mit Urkunde und schrieben, dass es bei diesem Handel um „ihre Grebt“ gehe, welche „biss häro für der Schindlerigen Geschlächt begrenuss gewäsen“.

 

Aufgrund eines Artikels im „Glarner Volksblatt“ (Nr. 164 vom 14. Juli 1948) zum Thema Friedhofeinteilung könnte heute noch eine Lokalisierung der einstigen Geschlechtergräber vorgenommen werden.

 

                        *     *     *     *

 

Nach der Rückkehr vom Grabe in die Kirche wurde zunächst die Seelvesper von den Geist-lichen, dem Organisten und den Chorknaben im erhöhten Chor gesungen. Es waren Anti-phonen und Psalmtexte, welche seit Jahrhunderten unverändert immer wieder im Kirchen-raum ertönten und deshalb dem Volke auch vertaut vorkamen. Dann folgte das Seelenamt, der eigentliche Gedächtnisgottesdienst.

 

Nach dem Ortsgebrauch handelte es sich dabei um einen Totengottesdienst, der schon vor dem Ableben gestiftet und  zudem in einem Jahrzeitenbrief beurkundet worden war. An-scheinend legte man besonders in den vermöglichen Kreisen hohen Wert darauf, zu den Funktionen sowohl am Beerdigungstag als auch an den Jahrestagen zu den Gedächtnis-sen möglichst viele Geistliche beizuziehen. Die Anzahl der geistlichen Herren wurde sogar zu einem Gradmesser für die Stellung der Trauerfamilie in der damaligen Gesellschaft.

Aus dem Jahrzeitenbrief für Landammann Fridolin Josef Hauser, der am 15. Dezember 1832 starb, war ein Gedächtnis (ein Jahrzeit) gestiftet worden, dem zwölf Priester beizu-wohnen hatten, überdies war eine bestimmte Summe Geldes für die Armen bestimmt wor-den, die sogenannte „Spend“.

 

Für General Bachmann war laut vorliegendem Jahrzeitbrief die Anwesenheit von acht Geistlichen vorgesehen, zugleich aber auch eine bestimmte Summe vorgeschossen wor-den an die Spende für die Armen. Vom Text her waren die Jahrzeitbrief jedermann bekannt, wurden sie doch vor Beginn des Seelenamtes vom Ortspfarrer der Trauergemeinde kund-getan. Mancher Anwesende beim Gottesdienst hörte so zum ersten Mal die vielen Namen jener, die zu seiner eigenen Verwandtschaft gehörten.

 

Die Jahrzeitenbriefe hatten seit urtümlicher Zeit immer den gleichen Ingress [2], der auch bei einem Leser von heute seine Wirkung nicht verfehlt. Er begann mit den Worten: „Gedenket um Gotteswillen Seiner Exzellenz des Herrn General Freiherrn Franz Niklolaus von Bachmann... war geliebter Ehegatte Sr. Exzellenz der Frau Generalin Maria Dorothea von Bachmann geborene Müller Anderletz“. Dann wurden die Eltern und  Grosseltern beid-seits aufgeführt, dann die Schwiegereltern (älter: die Schwäher und die Schwieger), dann die Kinder de Verblichenen, die Tochtermänner, die Geschwister, die Schwäger und Schwä-gerinnen, zuletzt die Mitväter und Mitmütter. Auf diese Weise wurde für jeden in der Pfarrei auf einem zweiseitigen Dokument das verwandtschaftliche Umfeld klar definiert.

 

Es ist eigentlich unverständlich, dass die Fachwelt für solche Dokumentationen nur wenig Verständnis aufbringt. Dabei handelt es sich um familiengeschichtliche wertvolle Zeugnisse von  hoher Bedeutung und Wert und gleichzeitig um Hinweise auf Brauchtümliches, das für unseren Kanton in seiner Art einzigartig sein dürfte.

 

Während des Seelenamtes fand in alter Zeit der Opfergang der Leidtragenden und des übrigen Volkes statt. Dieser Opfergang, den ich in Oberurnen noch miterlebt, aber in Näfels nicht mehr gesehen habe, war eine Gewohnheit der ersten Christen, als man als Opfer-gaben die Früchte des Feldes und den Wein auf den Altar gelegt hatte. Sie  waren für die Priesterschaft und vor allem für die ärmeren Schichten des Volkes bestimmt. Eine andere ähnliche Gepflogenheit war die damit verbundene Aushingabe von Brot, wie sie noch in meiner Jugendzeit im Anschluss an das Jahrzeit für die St. Galler Äbte praktiziert worden ist. Es war auch Sitte, dass nach Ende des Seelenamtes die Geistlichkeit mit den Kirchen-dienern, zusammen mit dem Volk, auf den Friedhof ging, um die liturgischen Gebete am neuen Grabhügel zu verrichten. Noch heute besprengt das Volk das frische Grab mit Weih-wasser, welch letzteres als Sinnbild des himmlischen Gnadentaues verstanden werden soll.

 

                      *     *     *     *

 

Ein Jahr nach den Feierlichkeiten am Grabe des Generals wurde der Heimgang des gros-sen Mitbürgers auch an der Kirchgemeinde Gegenstand von Beratungen. Am 1. Juli 1832 waren die Kirchgenossen im Dorf beim „Hirschen“ versammelt. Man beschloss unter dem Eindruck der Trauerfeierlichkeiten, zum Gedenken an General Bachmann ins Haus des da-mals regieenden Landammanns Fridolin Josef Hauser eine behördliche Delegation abzu-senden, um für die empfangenen Wohltaten seitens der Familie Anderletz namens der Kirchgemeinde zu danken. Das Testament des Generals – es ist im Freulerpalast ausge-stellt – enthielt auch Zuwendungen „ad pias causas“ (für wohltätige Zwecke), unter ande-rem für die Pfarrkirche einen ansehnlichen Geldbetrag. Deshalb beschloss die Kirchge-meinde in seinen Ehren die Abhaltung eines besonderen Gedächtnisgottesdienstes nach dem Muster des Äbtejahrzeits, jedoch ohne Opfergang, zu seinen Ehren.

 

Am Dienstag nach der Näfelser Kilbi, am Tage nach dem Jahrzeit für die Guttäter der Kir-che soll in Zukunft das Gedächtnis für den General drunten an der Letz abgehalten werden.

 

An einem Sonntag oder einem Feiertag vorher sollen die Kirchgenossen im Vespergottes-dienst für den Dahingeschiedenen einen Rosenkranz beten.



[1] Glarner Nachrichten Nr. 62, Freitag, 15. März 1991

[2] Ingress=Beginn

 

Diese Aufsatz von Albert Müller-Müller ist auch erschienen in der Sonderausgabe des

"Ruutliwasser" vom 11. April 2017.

 


 Samstag, 10. September 2017

Eine Power Point Präsentation

von

Fridolin Hauser (Fridli Osterhazy)

 

aufgeführt am Freitag, 8. September 2017

im Bohlensaal des Tolderhauses in Näfels

 

188 Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart

zu den Jubiläen:

 

50 Jahre Gottesdienstplatz Obersee-Staafel 1967 bis 2017

55 Jahre Schwimmbad Obersee-Staafel ("Karlsbad") 1963 bis 2018

15 Jahre Oberseefest des Einschellervereins Grosstal, Näfels 2003 bis 2018

 

 

Der Kirchenrat Näfels, angestossen durch die Kirchgemeindepräsidentin Daniela Gallati-Landolt, beschloss das Halbjahrhundert-Jubiläum des Gottesdienstplatzes auf Obersee-Staafel im Oberseeetal mit einem Jubiläumsfest zu begehen. Ein ad hoc Komitee organi-sierte  am ersten Sommerferien-Sonntag, 2. Juli 2017 kombiniert mit dem Alpensegnen einen Anlass, der von wohl über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurde.

 

Angesteckt durch den Enthusiasmus und die Begeisterung der Initianten wollte ich zum Vorhaben beitragen, einerseits durch die Herausgabe einer  Sonderausgabe des "Ruutli-wassers", einer vierzigseitigen Schrift und mit einer Bildersammlung, die zur titelvermerkten PPP werden konnte. Freilich mit viel Unterstützung von Privaten, die dies durch Bildmaterial, Dokumente und Erinnerungen erst möglich machten.

 

Die Schrift ist vergiffen, aber die einmalige Bildersammlung, die den Zeitraum von den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts bis zur Gegenwart umfassten, konnten am Freitag, 8. September 2017 einem sehr dankbaren und sehr zahlreich aufmarschierten Publikum im Bohlensaal des Tolderhauses gezeigt werden.

 

Aus privaten Pionierleistungen werden Traditionen und Lebensqualitäten

 

Schwimmbad Obersee-Staafel – erster Streich!

Eine erste Aktivität löste der rührige Karl Müller-Kessler, der sich im Dorf- und Vereinsleben engagiert beteiligte, aus. Er hatte die Idee beim Sulzbach-Schuttsammler Staafel ein «Plansch- und Schwimmbecken» zu bauen. Mit nachhaltigem Elan und unendlicher Beharr-lichkeit begeisterte er Männer und Frauen, die im näheren und weiteren Umkreis Ferien-hütten hatten, Freunde, Kollegen, und bewegte sie zu «Fronarbeiten» und gemeinsamem Tun. Er verhandelte mit Langmut und Ausdauer mit Behörden und Unternehmern. 1963 waren ein Schwimmbecken, Umkleideräume und eine Spiel- und Plägerwiese bezugsbereit. Ein «Schwimmbadverein» war Trägerschaft und pflegte und betrieb das «alpine Schwimmbad». Ständig wurden Verbesserungen und Ergänzungen angebracht. Rauschende, fröhliche Feste förderten die Gemeinschaft und lockten immer mehr Badegäste an. Unvergessen ist das unvergessliche 20-Jahr-Jubiläumsfest mit unerwartetem Auflauf bei Traumsommerwetter und einem mitreissenden Unterhaltungsprogamm auf einer Freiluftbühne. Karl Müller-Kessler («Blattäkari») wurde mit einem «Festakt» überrascht und mit herbeigetragener Tafel das Schwimmbad in «Karlsbad» umbenannt. Karl  Müller ist Pionier des Obersee-Staafel-Schwimmbades.

 

Gottesdienstplatz Obersee-Staafel – zweiter Streich!

Nach ähnlichem «Strickmuster» entstand auch der heutige Gottesdienstplatz. Diesmal war Fritz Müller-Felber, der seinen Feriensitz bei der Kreuzegg hatte, Pionier des Gottes-dienstplatzes.

Zwar wurden vor der Staafelhütte (Südseite) schon in den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts bei Pfadilagern Messen gelesen. In den fünfziger Jahren erreichten Kürler, Heuer, Älpler, Ferienhüttenbesitzer, dass auf ihre Bitten beim Pfarramt auf der Nordseite der Staafelhütte Sommer-Sonntags-Gottesdienste gehalten wurden. Wohl wegen schlech-ter Witterungsverhältnisse, prekärer Raumverhältnisse für Gottesdienste im Innern der Staafelhütte und nach ad hoc Gottesdiensten beim Ferienhaus des damaligen Kirchenprä-sidenten Edwin Hauser-Feldmann, kaum der Wunsch nach einem wettersicheren Gottes-dienstortes auf.

Fritz Müller-Felber konnte den Architekten Karl Gallati, genannt Karim, gewinnen, ein  Projekt für eine Bergkapelle auszuarbeiten. Zwar wurde eine solche wohl aus finanziellen Gründen nie Wirklichkeit; aber nach zähem Verhandeln und Ringen und mit einer kleinen Schar aufrechter Männer konnte der heutige Gottesdienstplatz gebaut werden. Dank Unter-stützung des Kirchenrates und mit dem Wohlwollen des Gemeinderates konnte vier Jahre nach der Eröffnung des Schwimmbades auch der Gottesdienstplatz eröffnet werden. Der Kirchenrat nahm sich des Erbes an und pflegte es in «Fronarbeit», reinigte, erneuerte, ver-besserte und gewährleistete damit, dass jeweils an den Sommerferien-Sonntagen Gottes-dienste gehalten werden konnten. Neu ist seit dem heurigen Jubiläumsfest die von der Familie Philippa und Mathias Golling gestiftete Glocke, die nun mit hellem Klang zum Gottesdienst ruft. Als Erinnerung an die 50 Jahre Gottesdienste im Staafel wurde beim Eingang ein stattliches Kreuz errichtet und eingesegnet.

 

Jährliches Oberseefest – dritter Streich!

Allerdings erst 2003 wurde dank der Initiative des Einschellervereins Grosstal, Näfels, ein jährliches Oberseefest mit Tanz und Unterhaltung begonnen, das sich in bald 15 Jahren zu einem Erfolgsunternehmen entwickelte. Neu war die Errichtung eines Festzeltes, das die wettersichere Durchführung ermöglichte. Später wurde gar die Beheizung des Zeltes sichergestellt. Ein weiteres Barzelt kam noch dazu. Freundnachbarlich fanden sich Einscheller und Kirche zusammen, so dass bei ungünstiger Witterung das Festzelt auch für das Alpensegnen (und das diesjährige Jubiläum) zur Verfügung stand. Die Pioniere dieser Aktivität sind initiative, kooperative Einscheller.

 

Zu erwähnen wäre ein vierte Gruppe: Jenseits des Auenbaches vermietet die Gemeinde etwa seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Campingplätze, die des Sommers belebt sind. Auch die Zelter oder Camper nehmen lebhaft Anteil am Angebot der drei er-wähnten Traditionen.

 

Obersee-Staafel – Treffpunkt und Ort der Gemeinschaft(en)

Mit Fug und Recht darf man feststellen, dass eigentlich aus dem Nichts ein Ort der Begeg-nung entstanden ist. Nach dem Bau der Obersee-Staafel-Hütte mitten im Tal kamen die drei erwähnten Aktivitäten hinzu.

 

Aus unterschiedlichsten Beweggründen ist der Staafel zum sportlichen Erholungsraum für Spiel und Freizeit, zum Ort des religiösen Kultes und zum Platz für Tanz und Unterhaltung geworden. Dies aber nur – weil uns Idealisten und tüchtige Persönlichkeiten mit Ideen, Visi-onen, Durchhaltewillen und viel Einsatz, sowie mit der Fähigkeit Mitstreiter zu Gemein-schaftsleistungen gewinnen, vorausgegangen sind.

 

Respekt, Hochachtung und Wehmut

Für viele Anwesende war die PPP ein Wiedersehen mit Verstorbenen. Familienangehöri-gen, Verwandten, Bekannten, Freunden und/oder einfach Menschen aus der Dorfgemein-schaft. Solches kann unter die Haut gehen. Wehmut und Heimweh, aber auch Respekt und Hochachtung sei allen entgegengebracht, die zum grossen Heer jener gehören, die uns vorausgegangen sind.

 

Ein Ziel dieser PPP war nicht nur ein Blick in die Vergangenheit und auf die ererbten Orte im idyllischen Oberseetal. Sie ist auch Ermunterung, dass es eigentlich - auch in Zeiten der Globalisierung, wo die Lebensräume so gross und weit geworden sind, das die Nahbezie-hungen zu verschwinden drohen, der Mobilität, in der die Welt zum Dorf geworden ist, des Rückzugs der Menschen in die eigenen vier Wände oder in der Freizeit weit vom Schuss – noch Chancen gäbe, Orte der Begegnung zu pflegen und Lebensqualität in Gemeinschaft zu erleben.

 

Man spürte Im Publikum das Bedürfnis vertrauten Gesichtern wieder zu begegnen und die eigene Heimat zu erleben.

 

Bohlensaal - ganz im Zeichen des Obersee-Staafel! (Foto: M. Hauser,Zug)
Bohlensaal - ganz im Zeichen des Obersee-Staafel! (Foto: M. Hauser,Zug)

    Sonntag, 3. September 2017

 

Das zweistimmig gepfiffene „Ihr Kinderlein kommet...“

oder

 Musikalität ist auch eine Gabe Gottes (1)

 

Wir waren in der fünften Primarklasse bei Lehrer B. S. im Zimmer Nr. 6 in der mittleren Etage des Dorfschulhauses. - „Opmi“, so nannten wir Othmar, den stärksten Schüler der Klasse, hatte eine kräftige, rauhe, laute Stimme. Beim Gehen federte oder höppelte er mit den Füssen, ging aber hocherhobenen Hauptes, was unglaublich selbstbewusst wirkte. Er sass zu hinterst in der Klasse. In seiner Nähe war immer etwas los.

 

Eines Tages trug uns Lehrer B.S. etliche Viererblöcke Aufgaben im roten Rechnungsbuch auf (“Nänd dr „Schtöggli“ fürä!“, so hiess der Autor). Wir sollten so selbständig schriftlich rechnen lernen. „Opmi“ behagte das gar nicht. Erst gaffte im Zimmer herum, dann bestaun-te er das Schulwandbild  „Die Höhlenbewohner“, darauf schaute er sehnsüchtig zum Fen-ster hinaus, dazu rutschte er unruhig auf der Schulbank hin und her. Plötzlich flüsterte er mir über den „Graben“ zwischen seiner und meiner Bankreihe zu: „Hee, we wiit bisch afed?“ Ehe ich antwortete, vergewisserte ich mich, ob uns Lehrer B.S. im Auge habe. Er sass am Pult und  schien beschäftigt. Den offenen Pultdeckel auf seine Stirn gelehnt, ru-morte er im Pult herum. „Nuch nüd wiit; werum?“ zischelte ich zurück. „Rächnä isch ä Säich!“ kam’s zurück. „Jaa, schuu, abr mäindsch dä du, ich well's überhäi machä!?“ – „Hee, sind ämaal rüäig!“ knurrte ein Dritter. „Opmi“ wurde aggressiv: „Heb d Schnurä, du huärä Schträber!“ – „Hee, was gitt’s da hindä z redä?“ brüllte energisch Lehrer B.S. und rollte be-drohlich die Augen. Wir zogen die Köpfe ein. Das reichte für erste, dann kramte er im Pult weiter.

 

Nun kam für „Opmi“ Hilfe von aussen. Im oberen Geschoss, just über unserem Schulzim-mer, hörte man singen. Lehrer F. F. war sehr musikalisch und hielt seine Siebt- und Acht-klässler zu gepflegtem Schulgesang an, soweit dies bei den pubertierenden Lümmeln mit angehendem Stimmbruch möglich war. Item – nach zwei, drei Startversuchen trällerten sie „Bunt sind scho-hon  die Wäää-häääl-deer, geelb die Stoho-pel-fee-hel-der ooond däär Hää-härbscht beginnt...“ Opmi grinste: “Hee, körsch wes überobä jodled ?“ Er nahm sein Lineal, lehnte sich nach hinten und mochte gerade die Heizungsröhre an der Hinterwand erreichen. Schön im Takt schlug er „Tägg! Tägg! Tägg!“ und grinste so breit, dass seine Ohren mindestens einen halben Zentimeter grösser schienen. Nun juckte es auch mich, ebenfalls mit dem „Lingeli“ auf das Gussrohr zu kläpperlen. Mit diebischer Freude schlugen wir zu den „Bunten Wäldern“ Takt und Gegentakt. Nach einer Runde Grinsen kam wieder eine Runde Rohrtöggelen. Wer etwas von Zentralheizungen versteht, weiss, dass das Klopfen auf Gussröhren im ganzen Haus zu hören ist. Seltsamerweise war Lehrer B.S., dem sonst nichts entging, immer noch hinter angelehntem Pultdeckel am Rumoren.

 

Plötzlich klopfte es an die Tür. „Wisi, gang gu luägä!“ Der öffnete und verkündete dem Leh-rer: „Herr Lehrer, äs isch öpper dussä!“ – „Weer?“ –  Nun tauchten zwei grosse Buben unter der Türe auf und riefen ins Zimmer riefen: „Dee zwee Chlöpfler müäsed überufä chuu!“. Lehrer B.S. hatte mit zwei Blicken die „Sündenböcke“ geortet. „Also, haued's, und chänd wider öppä, hä!“

 

„Opmi“ und ich schlenderten zögerlich zum Lehrerpult und auf des Lehrers zackige Kopf-bewegung etwas schneller aus dem Zimmer. „Gseesch etz!“ herrschte ich „Opmi“ an, „etz häm-mer dr Drägg!“. Doch der genoss die Freiheit im Schulhausgang und lachte nur. „Etz möm-mer ämal nüd rächnä, hähähä!“, womit er völlig recht hatte. Dann gingen wir die breite Holztreppe eine Etage tiefer statt höher. „Mer händ ja drziit!“, meinte „Opmi“, wogegen ich mir vor Angst fast in die Hosen machte. Wir lungerten im untern Stock herum und lauschten an den Zimmertüren. Bei Lehrer Gerold S. hörte man ein Sirachen, bei Lehrer Balz G. wurde laut aus der Erstklassfibel gelesen, bei Lehrer Arnold K. wurde gerade die Geschich-te der Turnachkinder erzählt, und bei Lehrer Hermann B. war es mäuschenstill. Nachdem wir das Fundkästli beim Zimmer 1 mit Portmäneeli, Schüleretuis, Schlüsseletui, Strumpf-bänder, gestrickten Handschuhen, Rosenkränzli und Schwammbüchsen länger Zeit be-trachtet hatten, erinnerten wir uns des Auftrags. Doch "Opmi" meinte nur: "Chumm, mer haued's nuch ächlä verusä und luäged ä dä-n-Auto zuä." Er drängte drauf und ich wagte trotz grossen Skurpeln nicht zu widersprechen; denn "Opmi" war der stärkste in unserer Klasse.

 

Wir tüüsselten auf den Schulhausplatz und hockten unmittelbar an der Strasse auf aufge-stapelten Granitblöcken, die für den Bau von Trottoirrändern vorgesehen waren. Von dort aus bestaunten wir vorbeifahrende Autos und versuchten anhand der Autonummern die Kantone zu bestimmen. "Zürcher"; "Graubünder", "Sankt Galler", meistens aber "Glarner" passierten bei spärlichem Verkehr. Währenddessen wurde es mir immer banger, weil wir ja eigentlich auf dem Weg in den obersten Stock zu Lehrer F. F. beordert waren. Erst nach mehrmaligem kleinlautem Jammern schnauzte mich "Opmi" an: "Jä, dä gömmer halt, du Schiisschäib!" Wir betraten das Schulhaus und stiegen im Gleichschritt die breiten hölzer-nen Treppenstufen mit den mit Eisenbändern verstärkten Kanten aufwärts.

 

Aus Gründen, die uns und der Nachwelt verborgen bleiben, begann „Opmi“ zu pfeifen: „Ihr Kinderlein kommet..“, und ich pfiff die zweite Stimme. „Ihr Kin-der-läin kom-met ooo kom-met doch all...“ Doch kaum hatten wir das mittlere Geschoss wieder erreicht, streckte bei Lehrer Fritz M. ein Schüler den Kopf zur Tür hinaus und rief: „Hee, ihr mönd inächuu!“ – Und "Opmi" meinte barsch: „Tjaa, zeerscht möm-mer nuch überufä, chaasch em Leehrer sägä, mer chämed dä nachanä!“

 

So kinderleinkommeten wir ins nächste Geschoss. Lehrer Fritz F. wollte wissen wie wir hiessen, wessen Söhne wir seien und vor allem wieso wir auf die Radiatorenröhren ge-hämmert hätten. „Opmi“ war nicht verlegen: „Wil iihr da obä äsoo schüü singed!“ Die ganze Klasse gröhlte, kicherte und gelächterte. „Soso? Dä schlönd wenigschtens rächt im Taggt!“ rüffelte uns, packte uns mit Daumen und Zeigefinger an den kurzen Schläfenhaaren und schickte uns wieder dorthin, woher wir gekommen waren.

 

Lehrer Fritz M. – wieder im unteren Stock -  zu dem wir vorher hereingerufen worden waren, konnte ein lustiger Mann sein und witterte eine Chance für Situationskomik. Nach ähnlichem Ritual wurden wir an den Schläfenhaaren gepackt und verhört: „We häissisch und vu wemm bisch...?“ Doch als er noch wissen wollten, weshalb wir zur Herbstzeit auf die Idee kämen, „Ihr Kinderlein kommert...“ im Schulhausgang zu pfeifen, standen wir da wie die Ölgötzen und wussten keine Antwort.

 

Wir rechneten mindestens mit einer „Tatze“, also mit einem Hieb mit einem Lineal auf die offene Handfläche. Nää! Schlimmer! „So, etz schtönd-er vor d Wandtafälä hanä und pfiiffed daas vor der ganzä Klass nuchämaal!“

 

Wir schirmten zwar unsere Lippen wie Schimpansen, machten verzweifelte Mienen, brach-ten aber keinen Ton heraus. So wurden wir zum Gespött der Sechstklässler, unter denen ich  einen Nachbarsbuben, der besonders schadenfreudig grinste, erkannte, mit dem ich immer nach der Schule in unserer Strasse tschuttete.

 

Nachdem wir dennoch ein "Tatze" erhalten hatten und in unsere Klasse zurückkehren durf-ten, empfing uns Lehrer Balz S. : "Waas isch etz gsii?" Und "Opmi" meinte mit einem Pokerface "Nüüt!" - "Hoosoo, dä hogged wider ap!"

 

Nach Unterrichtsschluss wurde nichts mit Tschutten. „Opmi“ und ich mussten die versäum-ten Rechnungen als Hausaufgaben lösen und am anderen Morgen vorweisen können. Und das alles nur, weil wir unser Rhythmusgefühl, unsere Lust am Chläpperlen und pfeifender-weise das „Kinderlein kommet...“  zweistimming ausgelebt hatten.

 

Aber, hee, könnten Sie aus dem Stand „Ihr Kinderlein kommet...“ einfach so vor ich hinpfei-fen? Probieren Sie es doch! Viel Spass dabei!

Bis bald! Ihr Pankraz F. 

 

(1)m publiziert in: "Fridolin", Schwanden  Nr.  35, 31. August 2000, Frontpage. 


Mittwoch, 30. August 2017

Geballte geistige und muskulöse Kraft! Vexierbild: Wo ist der Generalvikar? Wo der bischöfliche Kanzler?  Unsichtbar die doppelte Anzahl Schutzengel für die Talfahrt!
Geballte geistige und muskulöse Kraft! Vexierbild: Wo ist der Generalvikar? Wo der bischöfliche Kanzler? Unsichtbar die doppelte Anzahl Schutzengel für die Talfahrt!

 

Sie bestaunten das Geschenk von Abt Beda Angehrn

 oder

 Bischof Markus Büchel besuchte mit seiner Crew das Glarnerland

 

Schon seit Monaten bereitete der Bischofssekretär Renato Gollino den „Betriebsausflug“ des bischöflichen Ordinariates vor. Gemeint ist die ganze Crew von Bischof Markus Büchel, dem geistlichen Oberhaupt des Bistums St. Gallen. Ob es Zufall war, dass dafür der 28. August 2017, der Tag des heiligen Kirchenlehrers Augustinus von Hippo, ausgewählt wurde oder ob für die bischöfliche Agenda der letzten Montag im August ein optimales Datum war, mag unbeantwortet bleiben.

 

Punkt 8 Uhr fuhr Chauffeur Max mit der fröhlichen Reisegesellschaft los. Bereits eine gute Stunde später gab es im „Sternen“ Benken Kaffee und Gipfeli.

 

Wieder einmal wollte man dem Wallfahrtsort Maria Bildstein einen Besuch abstatten und die Verbundenheit des Bischofssitzes mit dem Gaster jenseits des Rickens pflegen. Immer-hin geht der geistige Kraftort auf dem Buchberg ob Benken auf die fromme Tat des Meister-knechtes des Damenstiftes Schänis, Johann Heinrich Jud, zurück. Er trug 1519 eine von ihm verehrte Marienstatue dort hinauf. Die Äbtissin liess einen steinernen Bildstock errich-ten, weshalb dieser Ort seither „Maria Bildstein“ heisse.

 

Anfangs soll das Bildstöcklein kapellenartig überdacht worden sein. 1830 errichtete man ein Bethäuslein und ein grosses Kruzifix. 1847 wurde der Grundstein zur Kapelle „Unserer Lie-ben Frau zum Siege“ eingesegnet. Diese wurde wegen des wachsenden Zustroms von Pil-gern zu klein. 1881 folgte eine grössere Kapelle. Die heutige Wallfahrtskirche existiert seit 1965. Auf dem Gelände des Wallfahrtsortes wurden ab 1884 verschiedene Grotten errich-tet, später kamen auch Kreuzwege dazu. Der Lourdes-Pilgerverein ist hier am Augstheilig-tag (15. August) 1958 gegründet worden. Er wird nächstes Jahr 60 Jahre des Bestehens feiern können.

  

Und eben hier zelebrierte Bischof Markus Büchel mit Generalvikar Dr. Guido Scherrer und Wallfahrtspater Adelrich Staub OSB, Kloster Uznach, eine besondere Pilgermesse.

 

Herzlich willkommen auf Maria Bildstein! Wallfahrtspater Adelrich Staub OSB begrüsst Bischof Markus Büchel.
Herzlich willkommen auf Maria Bildstein! Wallfahrtspater Adelrich Staub OSB begrüsst Bischof Markus Büchel.

Dann aber brachen die St. Galler aus ihrem Bistumsgebiet aus und drangen in die Gefilde des Bistums Chur ein. Immerhin strebten sie mit einem Touch von Ökumene durch das Glarner Unterland und hinauf auf den Kerenzerberg nach Filzbach, wo weit und breit weder eine katholische, noch reformierte Kirche steht, um im Seminarhotel Lihn, einer moder-nen, wunderbar gelegenen Anlage der Gesellschaft sozial-diakonischer Werke, die aus der 1929 gegründeten Blau-Kreuz-Ferienheimgenossenschaft erwachsen ist, ein leckeres Mit-tagessen zur Brust zu nehmen. Erwähnenswert: Gesamtleiter Hotelier Urs Brotschi wies in seiner Begrüssung auf die Sozialkomponente des Lihn-Leitbildes, der Einbezug beein-trächtiger Menschen, hin und erinnerte an die Vorbildwirkung des St. Galler Hotels Dom und des Klosterbistros, wo ähnlich erfolgreich Arbeitsstrukturen gepflegt würden. Die über dreissigköpfige bischöfliche Reisegesellschaft liess es sich bei munteren Gesprächen und schmackhaftem Essen und nicht ganz blaukreuz-liken Getränken wohl sein.

 

...und nach dem kurzen Stossgebete, man frohgemuth auch starten täte... Claudius, Guido und Damian ziehen bald die Bremse an...
...und nach dem kurzen Stossgebete, man frohgemuth auch starten täte... Claudius, Guido und Damian ziehen bald die Bremse an...

Dann trennte sich die bischöfliche Schar in zwei Gruppen: die Sportlicheren wagten sich unter der Rädelsführung des Generalvikars Dr. Guido Scherrer und bischöflichen Kanz-lers Dr. Claudius Lutherbacher auf den Trotti-Plausch und liessen sich in aussichtsrei-cher, luftiger Sesselfahrt zum Habergschwänd hochhieven, um in der sieben Kilometer-Trotti-Talfahrt nach Filzbach zu kurven.

Die Geschichtsinteressierten fuhren mit dem Car nach Näfels. Vom Bahnhöfli, früher „Ma-rienhaus“ genannt, liessen sie sich über die Legende der hölzernen Madonna unter dem Giebel informieren. Sie soll angeblich beim Bildersturm der Reformation in den oberen Landesteilen in die Linth geworfen  und „z‘gschtändlezä“ bis nach Näfels geschwemmt, dort herausgefischt und schliesslich am Bahnhöflihaus angebracht worden sein, wo sie heute noch (als Leihgabe des Museums des Landes Glarus im Freulerpalastes) bestaunt werden kann. 

 

 

 

 

 

 

Just unter dem Giebel ist seit Urgedenken eine holzgeschnitzte Madonna angebracht,

die angeblich vom "Bildersturm" der Reformation im Glarnerland stammen soll.

Leider steht keine grössere Aufnahme zur Verfügung.

(Bild: Homepage Hotel Bahnhof)

Die St. Galler liessen sich nun zum Schlachtdenkmal führen und dort über den Glarner Krieg anno 1388, die Näfelser Fahrt und das Werden des eigenständigen Landsgemeinde-kantons in Kenntnis setzen. Nach einem „Familienbild“ auf der Denkmaltreppe und einen Blick über die Letzimauer passierten sie entlang der „Letz“ das Idaheim, heute „Chinder-schloss“, aber ursprünglich Wohnsitz des ersten eidgenössischen Generals und Vater der Schweizerfahne Niklaus Franz von Bachmann (1740-1831), zogen am Haus Aufderletz, dem Burghaus, dem Haus der Barönin und der alten Kaplanei vorbei.

 

Bischof Markus mit dem "harten Kern" der Geschichtsbeflissenen vor dem Obelisken.

Fast ein Werbebild für "Fielmann": Wie viele Brillenträgerinnen und Brillenträger sind auf diesem Bild? 

Biblischer Werbespot (neutestamentlich) : "Heute trügen um Himmels Willen / Jüngerinnen und Jünger Brillen!"

Einmaliger, unverwüstlicher Vordergrund für das Schlachtdenkmal an der Letzi von Näfels:

v.l.n.r.: Sabine, Titus, Priska, Renato, Markus, Lisbeth, Matthias, Minda, Philipp, Maria und Eveline strahlen um die Wette! Soviel Sanktgaller-Charme gibt's nur einmal im Jahrhundert ... vor einem Schlachtdenkmal!

General Niklaus Franz von Bachmann, Wiederentdecker und Vater der Schweizerfahne.

Er wohnte im stattlichen Haus Anderletz (= an der Letzimauer). Seine Urenkelin Ida von Müller schenkte es der Gemeinde für "arme Kinder". Die heutige "Stiftung Idaheim" beher-begt das "Chinderschloss", ein asilo für fremdsprachige Kinder.

Die Schweizerfahne kommt aus Näfels! Das weisse Kreuz im roten Feld hat wiederentdeckt und als Feldzeichen eingeführt: General Bachmann. Es wurde als Schweizerfahne vom Bundesstaat übernommen.
Die Schweizerfahne kommt aus Näfels! Das weisse Kreuz im roten Feld hat wiederentdeckt und als Feldzeichen eingeführt: General Bachmann. Es wurde als Schweizerfahne vom Bundesstaat übernommen.

 

In der  Hilariuskirche bestaunten sie besonders den Hochaltar, der vom St. Galler Fürstabt Beda Angehrn (1725-1796) grosszügig gestiftet worden war. In der Kartusche zwischen Oberbild und Hauptbild ist sein Wappen verewigt. Weiter erfuhren sie, dass Näfels seit 1821 durch das Legat des letzten St. Galler Abtes Pankraz Vorster (1759-1829) jährlich ein Äbtejahrzet für die St. Galler Äbte, Konventualen und Wohltäter feiert.

 

 

 

 

Der von Abt Beda Angehrn gestiftete Hochaltar in der Hilariuskirche in Näfels.

Die Kartouche zwischen Oberbild und Hauptaltarbild erinnert an den Spenderabt.

 

Das vierteilige Wappen zeigt links oben den Bär als Wappen für das Fürstenland und gleichzeitig Wappen der Abtei St. Gallen. Rechts unten: Die Dogge, das Wappen der Grafschaft Toggenburg. Die Diagonale von links oben nach rechts unten verkörpert die weltliche Macht des Fürstabtes, die Diagonale von rechts oben nach links unten die  kirchliche Macht des Abtes. Rechts oben: Wappen des Klosters St. Johann im Thurtal. Rechts untern: Das Familienwappen Angehrn. Es sind Engelsflügel und eine Palme.          

Grafschaft Toggenburg. (siehe s/w-Vergrösserung unten)

 

Vergrösserung des Tischkärtchens für den weltlichen Teil des Äbtejahrzets in Näfels anno 2011.
Vergrösserung des Tischkärtchens für den weltlichen Teil des Äbtejahrzets in Näfels anno 2011.

       Abt Beda Angehrn,                     Karl Müller-Friedberg              Abt Pankraz Vorster

       Spender Hochaltar                     Gründervater Kt. St. Gallen     Stifter Äbtejahrzet

Nach der politischen Aufhebung der Fürstabtei St. Gallen stiftete Abt Pankraz den Haupt-orten der Katholischen Stände und anderen mehr dieses Jahrzet. Näfels war damals gewis-sermassen der Hauptort von Katholisch-Glarus. Anlässlich des 190-jährigen Bestehens die-ses Totenamtes zelebrierte der anwesende Bischof Markus Büchel am 6. November 2011 den Festgottesdienst. Mit von der Partie war damals der bischöfliche Kanzler Fridolin Eisenring, der frühere Gemeindeammann von Lichtensteig, wo der Näfelser Karl Müller-Friedberg als wohlgelittener Vogt im Auftrag des Fürstabts geamtet hatte.

 

Später mauserte sich Müller vom Royalisten unter dem Einfluss von Napoleon zum Republikaner der Helvetik und gilt als Gründervater des Kantons St. Gallen und damit als Gegner des Fürstabts. Die Geschichte holte Müller allerdings wieder ein, als er nach zu langem Beharren als Landammann des Kantons St. Gallen abgewählt wurde und grollend nach Konstanz zog, wo er seine Erinnerungen aufzeichnete und verstarb. (1755-1836). Sein Nachlass befindet sich im Staatsarchiv St. Gallen.

 

Erinnerungsbild: Bischof Markus Büchel zelebrierte in Näfels am 6. November 2011 die von Abt Pankraz Vorster gestiftete Äbtejahrzet.

V.l.n.r.: Pfarrer Dr. Victor Buner, Amden; Br. Hans Lenz OFM, Guardian Franziskanerkloster Näfels; Bischof Markus Büchel, St. Gallen; Domherr Dr. Alfred Germann, Rapperswil, Dekan Pfarrer Hans Mathis, Schwanden GL, Pfarrer Pius Bosak, Näfels. (Foto Jean Pierre Hauser)

 

 

Die Näfelser Stiftungsurkunde für das Äbtejahrzet

  (Stiftungsurkunde über das von Pancratius, Fürst-Abt von St. Gallen, gestiftete Jahrzeit.)

 

„Durch die Unterdrückung  des fürstlichen Stiftes St. Gallen sind unsere Vorfahren, die Aebte, Capitularen und Professen gedachtes Stiftes, wie auch die Stifter  und Gutthäter desselben des gebührlichen Gebethes, den heiligen Messopfern, Anniversarien und Suffragien ect, die jährlich zur Ruhe ihrer Seelen in der Stiftskirche gehalten wurden, seit manchen Jahren beraubet worden. Um für diesen unverdienten Verlust einige Genugtuung und Ersatz zuleisten, haben Wir Uns entschlossen einige Anniversarien zum Andenken, Troste und Frommen Unserer verstorbenen Vorfahren, der Aebte, Capitularen, Professen, Stifter und Gutthäter des Klosters St. Gallen zu stiften.

 

Wir stiften demnach und beurkunden mit gegenwärtigem Stiftungsbriefe ein solches Anniversarium oder jährlichen Gedächtnistag in der Pfarrkirche zu Näfels im Canton Glarus. Zum Fonde dieser Stiftung bestimmen, widmen und überlassen Wir den seit

dem 19ten Heumonath 1820 bis den 31ten März 1821 verfallenen Antheil des in 6000 Reichsgulden bestehenden Jahrsgehalt, welchen der Canton St. Gallen, vermögen des 9. Artikels de Wienerrezessacte dd 20. März 1815 Uns zu bezahlen verbunden ist.

 

Dieser Antheil des Jahresgehaltes beträgt 4200 Reichsgulden, oder 6109 1/11 sage sechstausend hundert neun und ein Elftel Schweizerfranken. Dieses Capital soll schon jetzt zu Handen genommen werden, angelegt und davon 5 p. cto fliessende jährliche Zins, nähmlich 395 5/11 Schweizerfranken das erste Mal mit Ende des Brachmonaths 1822 eingezogen werden, um gedachtes mit 6109 1/11 Schweizerfranken gestiftete Anniversarium das erste Mal im nächstfolgenden Jahre 1822 am ersten bequemen Tage nach St. Gallentag begehen zu können, welches auch in Zukunft alle Jahre für immer zu beobachten ist.

 

An diesem Gedächtnistag sind die Kirchen-Gebethe, die heiligen Messopfer und die Almosen pro defunctis Abbatibus, Capitularibus, Professis, Fundatoribus et Benefactoribus Monasterii S. Galli zu entrichten.  Das ganze Officium Defunctorum soll an diesem Tage von elf Priesteren - die Vesperae nämlich gesungen - die Nocturni aber und die Laudes chorweise gebethet werden. Sodann ein feyerliches Seelenamt folgen und nach diesem beym Todtengerüste das Libera gesungen werden. Ein jeweiliger Herr Pfarrer zu Näfels, dem das Recht das Seelenamt zu halten zusteht, hat auch die Befugnis, die übrigen zehn Priester einzuladen, den Tag und die Stunde dieser gottesdienstlichen Verrichtungen zu bestimmen, und überhaupt zu sorgen, dass alles dem Stiftungsbriefe gemäss vollzogen werde. Sowohl der Herr Pfarrer, als die übrigen zehn Priester applicieren am Gedächtnistage selbst das heilige Messopfer für obgedachte verstorbenen Aebte, Capitularen etc. Sollten die Umstände es nicht gestatten, dass nebst dem Herren Pfarrer noch zehn andere Priester das Officium Defunctorum mitbethen könnten, sind anstatt eines jeden Abwesenden die für einen Priester bestimmten 6 Franken als Stipendien zu 4 für obgedachte Verstorbene zu applicierende heilige Messen zu verwenden; hiemit für jede heilige Messe 15 Batzen zu entrichten.

 

Der jährlich von dem Stiftungskapitale fliessende Zins in 305 5/11 Schweizerfranken bestehend soll auf folgende Art ausgetheilt werden:

 

Dem Herren Pfarrer wegen Abhaltung des Seelenamtes ect                        fr.     10

den zehn Priestern, jedem 6 Franken                                                                    60

Der Pfarrkirch wegen Verbrauch der Wachskerzen ect.                                        14

Dem Mesner od Sigrist wegen dem Geläute und übrigen Kirchendienste              4

Dem Organisten und den Cantoren                                                                       12

                                                                                                          Franken      100

        

Die übrigen 209 5/11 Franken sollen nach Abzuge des im Orte gewöhnliche Einzugs oder Verwaltungsgebühr den Hausarmen der Pfarrei Näfels am Jahrestage selbst, ausgetheilt werden. Die Austheilung ist den Amtsvorständen anheimgestellt, doch mit  vorläufigen Berathung und Einverständnis des Herrn Pfarrers. Die Besorgung und Verwaltung des Stiftungscapitals überlassen Wir denjenigen, die ohnedem die Geistlichen Fundazionen, das Kirchenvermögen, oder die Jahrzeitstiftungen unter höheren Aufsicht zu verwalten haben; gleichwohl soll jeweiligem Herrn Pfarrer die jährliche Rechnung über die Lage und Sicherstelung des Stiftungsfonds der gehörige Ausweis zur Einsicht mitgetheilt werden.

 

Uebrigens ist rücksichtich der ewigen Dauer dieser Stiftung die einzige, aber hier ausdrücklich festgesetzte Ausnahme, dass wenn das Stift St. Gallen als Benedictiner-Abtey über kurz oder lang wiederhergestellt werden sollte, gedachtes Stift benachrichtigt sein solle, das Capital dieser Stiftung ungeschmälert zurückzunehmen und so diese Stiftung, folglich auch die damit verbundenen Pflichten aufzuheben.

 

Zur Urkunde dieser unserer Stiftung haben Wir gegenwärtigen Stiftungsbrief mit eigener Handschrift unterzeichnet und demselben Unser Abbatial-Siegel anhängen lassen­: so geschehn im Gotteshause Muri im Kanton Aargau den 26. April 1821.

 

                                                                                                      Pancratius Abt

 

Ad mandatum Cels. mi

P Columbanus Ferch Secretarius

Weltliche Aspekte gab es im Hof der Freulerpalastes, der von Gardeoberst Kaspar Freuler im 17. Jahrhundert mit hochkompetenten Kunsthandwerkern aus ganz Europa errichtet wurde.
Weltliche Aspekte gab es im Hof der Freulerpalastes, der von Gardeoberst Kaspar Freuler im 17. Jahrhundert mit hochkompetenten Kunsthandwerkern aus ganz Europa errichtet wurde.

Die sehr wissbegierige Gästeschar liess sich im Hof des Freulerpalastes, der als eines der schönsten Bürgerhäuser des 17. Jahrhunderts in der Schweiz gilt, an weltliche Geschichts-ereignisse des Glarnerlandes erinnern. In seiner fulminanten Abschiedsrede erwähnte Bischof Markus Büchel seine Teilnahme an der Näfelser Fahrt 2012, von der er sehr beein-druckt war. Er anerbot seine Gastfreundschaft jeweilen am St. Galler „Aller Äbte Jahrzeit“, das jeweils am ersten Mittwoch im November feierlich begangen wird.

 

Nach dem Eintreffen der bischöflichen Trotti-Gruppe und nach einem kühlenden Trunk fuhr Maxens Car weiter. Nach einem letzten Zvieri-Halt im Restaurant Bildhus auf dem Ricken erreichte die episkopale Schar pünktlich auf die Minute die „Pfalz“, genauer den Schlusspunkt Kathedrale West.

 

Unvergessen bleiben die Eindrücke an die menschlich-harmonische Ausstrahlung der sehr aufgestellten, hoch- und vielseitig qualifizierten Crew des volksnahen, beliebten und begna-deten Bischofs Markus.

 

Bilderbogen:

1. Reihe, links: Deckengemälde im Chor "Das letzte Abendmahl", rechts: Auf historischen Pfaden zum Schlachtdenkmal

2. Reihe, links: Zwei Unzertrennliche - Bischof Markus und seine Schwester Lisbeth Büchel

rechts: Dramatisch nachgestellte Auferstehungsszene des einstigen Heiligen Grabes. Als Jesus nur mit Mühe auferstand und der Sigrist in Panik fast zu Tode kam, weil die Auferstehungstafel klemmte und er verzweifelt schrie: "Du mäinäidä, truurigä, elendä Chäib, witt ächt oder witt ächt nüüd!!!"

3. Reihe: Sabine Reuthemann, die rasende Ordinariats-Reporterin, die erste Fotografin der Welt, die auf der Kirchenbank auf dem Rücken lag, um "das letzte Abendmahl" zu fotografieren.

rechts: Bye, bye! Sabine in smarter Sonnenbrille, Titus, der strahlende Kirchenrechtler at its best, Sunnyboy Renato, der vorzügliche Organisator, Priska, mit fröhlich wehendem Haar, geblendet vom Fotografen, und im Hintergrund mit wachem Auge und fröhlichem Herzen Bischof Markus... er bräuchte sich wahrhaftig nicht zu verstecken...

 

(Fotos: Sabine Reuthemann, Renato Gollino, Jean Pierre Hauser, Fotoarchiv Fridolin Hauser, Homepages: Bistum St. Gallen,  Pfarrarchiv Näfels)

 


 

Die Hochzeitstage von 1 bis 100

 

oder

 

Die Prädikate für Ehejubiläen

 

 

 

 

Österreich[1]

Deutschland[2]

1 Jahr

Papier-Hochzeit

Papierene Hochzeit

2. Jahr

Baumwoll-Hochzeit

Baumwollene Hochzeit

3. Jahr

Leder-Hochzeit

Lederne Hochzeit

4. Jahr

Seiden-Hochzeit

Seidene Hochzeit

5. Jahr

Holz-Hochzeit

Hölzerne Hochzeit Ochsenhochzeit (ohne Kinder)

6. Jahr

Zucker-Hochzeit

 

7. Jahr

Kupfer-Hochzeit

 

8. Jahr

Bronze- od. Blech-Hochzeit

 

9. Jahr

Keramik-Hochzeit

 

10. Jahr

Rosen-Hochzeit

Hölzerne Hochzeit

11. Jahr

Stahl-Hochzeit

 

12. Jahr

Leinen-Hochzeit

 

12 1/2. Jahr

Petersilien-Hochzeit

Petersilien-Hochzeit

13. Jahr

Spitzen-Hochzeit

 

14. Jahr

Elfenbein-Hochzeit

 

15. Jahr

Gläserne Hochzeit

Kristall-Hochzeit, Gläserne Hochzeit, Lumpen-Hochzeit

20. Jahr

Porzellan-Hochzeit

Porzellan-Hochzeit

25. Jahr

Silberne-Hochzeit

Silberne Hochzeit

30. Jahr

Perlen-Hochzeit

Perlen-Hochzeit

35. Jahr

 

Leinen-Hochzeit, Korallen-Hochzeit

40. Jahr

Rubin-Hochzeit

Rubin-Hochzeit, Smaragd-Hochzeit

45. Jahr

 

Messing-Hochzeit

50. Jahr

Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeit

55. Jahr

 

Platin-Hochzeit, Juwelen-Hochzeit

60. Jahr

Diamantene Hochzeit

Diamantene Hochzeit

65. Jahr

Eiserne Hochzeit

Eiserne Hochzeit

67 1/2. Jahr

Steinerne Hochzeit

 

70. Jahr

Gnaden-Hochzeit

Gnaden-Hochzeit

75. Jahr

Kronjuwelen-Hochzeit

Kronjuwelen-Hochzeit

80. Jahr

 

Eichen-Hochzeit, Messing-Hochzeit

85. Jahr

 

Engelshochzeit

90. Jahr

 

Marmor-Hochzeit

100. Jahr

 

Himmelshochzeit

 

 


[2] Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochzeitstag, abgerufen am 17. August 2017

 

 

Bilder:

Oben: https://www.meinbezirk.at/perg/lokales/ehering-bei-arbeiten-im-waldbad-gefunden-d530979.html

Unten: http://niessing.com/trauringe-eheringe/, beide abgerufen am 17. August 2017


Sonntag, 13. August 2017

 

Fundstücke im Archiv

Schnitzelbänke an der Fasnacht

oder

Nicht schillerpreiswürdig, aber näfelserisch!

 

Beim Aufräumen in meinem Archiv kamen mir Schnitzelbänke aus früheren Zeiten in die Hände. Die fünfte Jahreszeit in Näfels hat eine alte Tradition, einerseits als Beizenfasnacht, die bis Ende des 20. Jahrhunderts im Dorf der "Kröpfe" florierte. Narretei und Maschgern war "in". Mitte des letzten Jahrhunderts (nach dem Zweiten Weltkrieg) kamen Fasnachts-

Cliquen auf, die eine neue Fasnachtskultur brachten und durch die Cliquen-Bälle, jeweils am Schmutzigen Donnerstag, in der Turnhalle Unvergessliches schufen. Dadurch wurde die Fasnacht praktisch zu einer geschlossenen Gesellschaft, die Beizenfasnacht ging all-mählich zurück. Noch bis heute sehr pittoresk sind die Fasnachtsumzüge jeweils am Fas-nachtsmontag, seit einigen Jahren auch im Vorfeld der Fasnacht mit dem Nachtumzug und der "Aalöschetä". Aufgekommen sind die Guggenmusiken, die nach spärlichen Auftritten von "Chatzämusigen" zur bunten, lärmfreudigen und beharrlichen akustischen Belebung des Dorfes und der Fasnachtszeit wurden. Landauf - landab schossen "Guuggen" aus dem Boden.

Die Fasnachtszeit ist auch "Rügezeit", in der man die "Sünden" und "Missgeschicke" der Menschen während des Jahres auf die Schippe nimmt und "ausbringt".

Sie sind allesamt verschwunden: die gelbe "Lälli-Rätschä", aber auch die Schnitzelbänke, insbesondere der "Chropfschlitzer", sogar die bis zum letzten Jahr erschienene und sehr erfolgreich verkaufte "Schtaublaui" der Netstaler ist Vergangenheit.

 

Gewissermassen zum seligen Angedenken rücke ich hier Reminiszenzen aus alten Fas-nachts-Schnitzelbänken hier ein.

 

 

1944

 

Motto: z Broot vum Begg

 

Ds Anni im Doorf hätt ä Chatz,

äs hätt äkä Maa, drum isch daas dr Schatz.

 Si tuät-si striichälä alli Taag

 Für elteri Jumpferä-n-ä Läbesfraag,

 „Liebe Anne, tritt doch ein

 in den Tier- und Schutzverein!“

 

 

(Anna Feldmann, genannt "Goodi Anni", wohnte mit ihrem ebenfalls ledig geblieben Bruder Viktor im Tolderhaus und hatte im Parterre einen Laden. Sie war Katzenliebhaberin.  Angeblich soll sie in ihrem Garten einen Katzenfriedhof mit Kreuzlein betrieben haben. Sie legte verstorbene Katzen in eine Schuhschachtel und beerdigte sie im besagten Garten. Heute ist dort ein Zugangs-strässchen zur Ostseite des Tolderhauses und auf dem ehemaligen „Friedhof“ ein Parkplatz.)

 

 

1945

 

Motto: Suuser im Schtaadium!

 

Im Amtsblatt riitet-s‘ dr Büroschimmel,

 ä Kapiziiner chäm i Himel.

 Im Regischter schriibed-si ganz bödig,

 gschtoorbä sig-er und zwaar nuch ledig!

 

 (Im Amtsblatt konnte man damals noch die Geburten und Todesfälle lesen, die das Zivilstandsamt nachgetragen hatte. Erwähnt wird auch der Zivilstand. Offenbar war ein Kapuziner verstorben und bei Zivilstand als „ledig“ eingetragen. Für die  Näfelser Narren schien das lustig, weil es keine „verheirateten“ Kapuziner gab.)

 

 

Macht äinä Diänscht im Püntnerland

 gseht-er Beeri allerhand.

 Ä Gwafföör-Mäischter mit zwölf Chesslä

 haut’s druufloos und gfindt nu Nesslä.

 

Är macht drii Taag dr Ladä zuä,

 daas rändiärt kand mit nüüä Schuäh.

 Äm drittä Taag mit müädä Bäi

 bringt-er gliich zwäi Kilo häi.

 

 

(Offenbar ging ein Coiffeurmeister im Bündnerland Beeren suchen und kam mit dürftiger Ernte wieder nach Hause.)

 

 

1952

 

Motto: We chaa-mä nuu!

 

Im schüünä Reschterant „Schtäibogg“

 dr Koni uffem Abeehogg.

 pbringt dr Hanä nümmä zuä, oh herjee!

 Ihr hetted de Oornig söllä gseh!

 

(Missgeschicke sind die Beute für „Schnitzbank“-Schreiberlinge.)

 

Dr Sigrischt lüütet und macht schu ds Graab

 und hätt doch hindä-n-und voornä kä Haab,

 Nideruurnä isch dä diä Ruheschtätte.

wänn der Willy nu schu d Rappä hetti.

 

(Offenbar wurde ein Todesfall in Näfels gemeldet, geläutet und das Grab hergerichtet. Offenbar wurde aber die Leiche in Niederurnen bestattet. Der Sigrist (Willy Schwitter) musste offenbar um die Bezahlung für seine (vergebens) geleisteten Dienst bangen.)

 

 

1953

 

Motto: Klipp und klar!

 

Gönd im Summer g Chüäh ids Graas

 gitt’s ä träggäti Bahnhoofschtraass.

 D Lehrer trätted für Oornig ii,

 etz läit-si ämaal dr Gmäinderaat drii!

 

(Bei der Alpfahrt und bei Alpabfahrten hinterlassen Kühe ihr Plüder auf der Strasse, offenbar ein Thema - insbesondere auf der Bahnhofstrasse)

 

Är fahrt im grööscht Schuss

 uff Züri as Musikus.

 Dett gkiit-em g Giigätruggä uss dr Hand,

 usä chänd Öpfel und äs Übergwand!

 

(Ein Näfelser Röbi Benz fuhr im Zug täglich in Frack und Goggs und mit Geigenkasten nach Zürich zur Arbeit. Offensichtlich erweckte er den Eindruck eines Künstlers, der als Violonist im einem Orchester mitwirkte. Als er auf das Tram ausstieg, soll ihm der Geigenkasten entglitten und aufgesprungen sein: zum Vorschein kam ein Apfel und sein Übergewand eines Hilfsarbeiters.)

 

Dr Werner träit äm Schwärtwiirt Chüngel aa.

 Doch sind nuch Chrallä und Stoorzä draa.

 Dr Herr Borer säit, aber näi, aber näi!

 Trääg du di Mäuder nu wider häi!

 

(Das „Schwert“ war bekannt als feines Speiserestaurant, geführt von Gerold und Ruth Borer-Schefer. Offenbar bot ein Werner Kaninchenfleisch an, das sich offenbar als „Mäuder“ (=Kater) Katzenfleisch entpuppte.)

 

 

1954

 

Motto: mä wäiss-es ja!

 

Dr Äschner, ‘s isch chuum z’erfassä

luäget au bi dä Chatzä uff edli Rassä.

 Är ninnt ä Sagg, tuät ds Zizäli weggä,

 bringt’s uff d Näflätä äm Mäuder zum teggä.

  

(Man müsste die ganze Hintergrundgeschichte kennen.)

 

 

1958

 

Chropfschlitzer-Clique

 

Nuch äis wäm-miir da duräquätschä,

 die guät verfassti Lälli-Rätschä.

 Ds Gält , daas rollet, äs isch zum Gschpassä

 ganz äläi i d Lälli-Kassä!

 

Mer wän’nä daas nüd übel nih,

 si sind halt doch die Eerschtä gsii!

 Doch d Lälli-Brüäder händ Erbaarmä,

 vertäiled öppis a de Aarmä:

 

 

(Im ersten Teil klagen die Chropfschlitzer über Geldmangel des OK, daher die Anspielung auf den Erlös der „Lälli-Rätschä“ der Lälli-Clique. In den fünfziger Jahren  existierten in Näfels fünf Fasnachtscliquen: „Lälli“-, „Ziger“-, „Chropfschlitzer“-, „Chäfersüüder“- Cliquen und die „Notenschinder“ (Harmoniemusik Näfels). Die „Lälli“-Clique war einer der ersten Fasnachtsgesellschaften. In der Blütezeit der Cliquen fand am Schmutzigen Donnerstag in der Turnhalle ein rauschendes Fest statt mit vielen kreativen Auftritten auf der Bühne. Die Cliquen sind verschwunden, heute existiert die „Geltä-Gsellschaft“ gewissermassen als OK der Näfelser Beizenfasnacht und der Fasnachtsumzüge.)

 

 

1960

 

Chropfschlitzer-Clique

 

Groossalarm vum Wasser isch,

 dr Fritz schpringt uffä Bürotisch

 und läit  si Füürwehrchappä-n-aa,

 dänn d Wachmannschaft chunnt immer draa!

 

Wo-n-eer ids Gräätlokaal will rännä

 pagget’s nä im Schuälhuus ännä:

 „Was isch au loos? ‘s hätt niänä Füür,

 ‘s isch Wasseralarmproob für hüür.

 

Druuf isch dr Fritz ächläi schoggiärt

i g Kartonaaschi zrugg marschiärt.

 Vum ä Musikus isch mä si gwändt,

 as’r  d Sireenätüü au kännt!

 

 

(Missgeschicke und Irrtümer sind ein beliebtes Fressen für Schnitzelbänkler, vor allem, wenn es sich um prominente Näfelser handelt.)

 
 

 

1975

 

Chropfschlitzer-Clique

 

Alt und Pass und au Tenoor

 singt äm Herbert sinä Choor.

 Uff de Liischtä mit dä Räng

 luäget dr Herbert bös und schträng.

 D Einsiedler händ, äs isch vermässä,

 Näfels ganz und gaar vergässä.

 

 (An einem Sängerfest in Einsiedeln brillierten der Näfelser Männerchor und eine Bläser-gruppe mit „Nachtgesang im Wald“ unter der Leitung von Herbert Spruzina.

 

Die Aufführung im Dorfzentrum Einsiedeln war eindrucksvoll und gefiel allenthalben. Bei der Rangverkündiigung standen mit langen Gesichtern der damalige Präsident Werner Hauser und Dirigent Herbert Spruzina und der Fähnrich im Saal als die Kranzverteilung abge-. schlossen war. Erst als Werner Hauser beim Speaker nachfragte: „Und dän miir?“ – „Hou, ich ha-mi verluäget! Säbverschtäntli händ au ihr ä Chranz“. Nach diesen bangen Schreck-minuten gab’s ein Happy End.

Dennoch entging der Vorfall den Näfelser Schnitzelbänklern nicht.I)

 

Fasnachtsumzug in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Verspottet wird mit die-sem Wagen die "Strompolitik". Hoch auf dem Wagen als Velorennfahrer Franz Landolt, ge-nannt "Paschter Franz", er soll durch wackeres Pedalen Strom erzeugen "durch Muskel-kraft" (Plakatstreifen ganz oben). Unter als Stromkonsumenten zwei Dorforiginale "Blitzger Tiidi" und "Boggä Bälzäli" (Man beachte seine "Ersatzhand", den Eisenhaken, mit dem er die Tasche trägt.) (Foto: Eigenarchiv).

 

Eine Schnitzelbank besonderer Art ist das

 

 Hohelied auf Ottilie

 

Liäbesgedicht“ uff di uuverwüäschtlich Wiirti vum „Eebigä Liächtli“

(Restaurant „Blume“, meistens letzte Station am grauen Aschermittwochmorgen)

 

 

Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie

 

 

1) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die in dem Garten steht

 von morgens früh bis spät.

 

2) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die an der Fasnacht wacht

 und ständig Kaffi macht.

 

3) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die Kaffi Schnaps serviert

 und nie den Nerv verliert.

 

4) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die Mehl und Suppe mischt

 und immer sauber tischt.

 

5) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die immer grünt und blüht,

 stets bis der Morgen früht.

 

6) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die du drei Töchter hast,

 die jede zu uns passt..

 

7) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die ist nicht nur bei Föhn

 so schön, so schön, so schön.

 

8) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 und bist von Fall zu Fall

 der schönsten Blumen all.

 

9) Ottilie, Ottilie, die bist so schön wie eine Lilie,

 die jedermann hier liebt,

 solange es dich gibt! Hurra!!!

 

Fridli Osterhazy

 

 Fasnacht 1987

 

Uraufführung des "Hohelieds auf Ottilie" in der "Blume", dem "Eebigä Liächtli". Ottilie Hauser-Bischofberger, populäre Wirtin auf dem Tisch. Ein Maschger rezitiert das Hohelied. (Foto:  Priska Michel-Hauser)
Uraufführung des "Hohelieds auf Ottilie" in der "Blume", dem "Eebigä Liächtli". Ottilie Hauser-Bischofberger, populäre Wirtin auf dem Tisch. Ein Maschger rezitiert das Hohelied. (Foto: Priska Michel-Hauser)

Vom kleinen Türmchen erklingt das Klosterglöcklein täglich mehrmals. Kloster Näfels: 1675 bis 1986 Kapuzinerkloster, ab 1986 Franziskanerkloster. (Foto: Klosterarchiv)
Vom kleinen Türmchen erklingt das Klosterglöcklein täglich mehrmals. Kloster Näfels: 1675 bis 1986 Kapuzinerkloster, ab 1986 Franziskanerkloster. (Foto: Klosterarchiv)

 

 Donnerstag, 27. Juli 2007

 

Das Klosterglöcklein in Näfels klingt seit 1614 (1)

  

Das einzige Kloster im Kanton Glarus steht seit 1675 auf dem Burgstock, wo bis ins 14. Jahrhundert Vögte gehaust und gewirkt haben. Der letzte von ihnen, angeblich Walter von Stadion, wurde vertrieben und bei seinem Versuch, seine Burg zurückzuerobern, an Lichtmess 1351 (2. Februar) auf dem Rautifeld erschlagen. Die einst weltliche Macht wich 324 Jahre später der geistlichen Kraft der Kapuziner. 150 Jahre danach eröffneten sie auch noch eine Klosterschule. Die Kapuziner haben diese 1984 wieder geschlossen und sind zwei Jahre später (1986) wegen Nachwuchsmangels aus dem Kloster ausgezogen. Fran-ziskaner sind dann gekommen und führen das geistliche Mandat auf ihre Weise weiter.

  

Alle Wirren und Stürme überlebt hat das Klosterglöcklein. Sein heller Klang gehört zum akustischen Wahrzeichen des Rautidorfes. Es erklingt jeweils während der Woche (ausser mittwochs) kurz vor halb sieben Uhr in der Frühe und ruft zur Messe. Täglich um punkt zwölf Uhr läutet es zum Chorgebet der Franziskanerbrüder. Ebenso von Montag bis Sams-tag um 18.30 Uhr, sonntags erst um 19.00 Uhr. Am Mittwoch lädt es kurz vor halb acht Uhr zur Abendmesse ein, und am Sonntagmorgen kurz vor acht zum Sonntagsgottesdienst.

 

Geläutet wird es nach wie vor von Hand mit dem etwa 20 m langen Seil, das vom Türm-chen bis zum Brüderchor reicht. Das Glöcklein misst rund 50 cm im Durchmesser am Glo-ckenrand, ist etwa 45 cm hoch, sein Glockenschwengel ist etwa 46 cm lang; so konnte ich bei einem kürzlichen Aufstieg vom Estrich auf der Leiter zum engen, dunklen Dachreiter und Türmchen selber feststellen. Es ist etwa 70 kg schwer.

 

Es klingt auf den Ton G (wie Glarnerland, Guardian, Gloria, Gott oder Gratias…). Diese kleine Klosterglocke ist mittlerweile 393-jährig geworden und war schon 61 Jahre alt, als sie als Gabe an das neue Kapuzinerkloster gestiftet wurde. Am 26. Mai 1930 ist im «Glarner Volksblatt» von J. Sch. (Josef Schwitter) eine Einsendung erschienen unter dem Titel «Der Stifter des Klosterglöckleins». Er schreibt, das Glöcklein trage die Jahrzahl 1614, als Bild «Christus am Kreuze» und einen Vers, den er wie folgt übersetzte: «Während ich läute, erhöre, o Christus, die Bitten der Deinen!» Die Überprüfung dieser Botschaft hält stand. Sowohl P. Polykarp Schwitter OFMCap zitiert so in seiner Klostergeschichte wie auch Kaplan Jakob Fäh in seiner «Kirchlichen Chronik Näfels» die Klosterurkunde. Bestätigt ist die Jahrzahl 1614, die Kreuzesdarstellung und der lateinische Text: «Dum resono, Christi exaudi vota tuorum.» Und hier übersetzt: «Wenn ich erklinge, Christus, erhöre das Flehen der Deinen.» Unterschiedlich ist der Name des Spenders interpretiert. Während J. Sch. vom Familiennamen «Wilhelm» spricht, führt Polykarp Schwitter «Willhaber» (Wildhaber) auf. Sei‘s drum. Die weiteren Angaben: Der Donator ist «Pannerherr Joseph Willhaber von Schännis», geboren 1635 oder 1636 als Sohn von Daniel Willhaber und Anna Maria Stei-ner. Seine Taufpaten waren ein «Joseph Willhaber» und die «Äbtissin Anna von Belheim». Sie habe 1611 bis 1638 im Kreuzstift Schänis gewirkt. Der spätere Klosterglöckleinstifter Joseph Willhaber habe drei Brüder und zwei Schwestern gehabt, die zwischen 1637 und 1635 geboren seien. Er selber habe 1662 oder 1663 Anna Katharina Erlerin von Schwatz im Tirol geheiratet. Neun Kinder, fünf Knaben und vier Mädchen, waren die Früchte dieser Ehe. Taufpate des ersten Kindes Franz (30. August 1664) war der Näfelser Landsvogt im Gaster Georg Müller. Am Taufstein des jüngsten Kindes Udalrik (1677) amteten als Paten Bischof Udalrik von Chur und Äbtissin Anna Schenk von Kastell. Die meisten Kinder hatten als Patin die Äbtissin des Kreuzstiftes von Schänis. In der Bischofsliste des Bistums Chur ist tatsächlich Ulrich VI. de Mont (1661– 1692) nachgewiesen. Der genannte Landvogt Georg Müller ist in der Genealogie zu finden als «Johann Jörg Müller von Näfels, Sohn des Landammann Balthasar und der Anna Schneider, gestorben am 14. September 1720». Er war mit Verena Hegner verheiratet und erfreute sich einer Schar von sieben Kindern, zwei Mädchen und fünf Buben. Müller hatte eine Karriere als Leutnant, Hauptmann, Kriegsrat, Zeugherr und Gesandter auszuweisen und war Landvogt im Gaster 1662 und 1682, ist also zum Zeitpunkt der erwähnten Taufe in seinem «Untertanenland» gewesen. Der Vater des Glockenspenders, Josef Willhaber-Steiner, starb am 3. Januar 1688 und ist als «Signifer» (= Feldzeichenträger) und «Landesfähnrich» festgehalten.

 

Das Klosterglöcklein musste dem Armutsideal der Kapuziner und wie andere Bauvorschrif-ten den Ordenssatzungen von 1575 entsprechen: «Unsere Kirchen sollen klein und arm aber andächtig und sehr reinlich sein. Die Kirche habe nur eine Glocke von ungefähr 150 Pfund (aufzuweisen)…» In der Klosterchronik der Kapuziner ist der Spender genannt: «…die Glocke des Dachreiters schenkte «Lantsfender Joseph Willhaber (Wildhaber) von Schenniss». Sogar der Preis ist überliefert: «Das Turmglöcklein bezahlte mit 150 Gulden Landfähnrich Jos. Wildhaber aus Schänis.» (Klosterchronik 1774, Mappe 3b). Wo die kleine Glocke in den 61 Jahren vor dem Klosterbau im Einsatz war, ist bislang nicht zu eruieren. Sie hat dreizehn Generationen überdauert, fast elf Generationen im Glarner Unterland ihren unverwechselbaren Klang verbreitet und wird mit grösster Wahrscheinlichkeit weitere Ge-nerationen grüssen. Möge ihr Klang in den kommenden Weihnachtstagen die Menschen bis in die Herzen erreichen und in ihnen etwas von der Weihnachtsfreude mitschwingen lassen, die ihren Ursprung beim «Christkindlein» in Bethlehem hat. Das Bild des gekreuzig-ten Christus auf der Glocke mag aber zeigen, dass in christlicher Sicht die Geburt des Kin-des der Anfang des Sterbens, aber auch der Auferstehung und der Osterfreude ist. Frohe Weihnachten allerseits! ● Ihr Pankarz Fridolin.

 

(1)  leicht überarbeitete Fassung der Kolumne "Dies und das" in: "Fridolin", Nr. 50, 13. Dezember 2007, Frontpage.

 

Br. Antonio Fehr OFM, "Mädchen für alles" im Franziskanerkloster Näfels (1939-2016). Er beherrschte das Läuten mit dem Glockenseil vortrefflich. Hier bei der Instruktion des Läutens. (Foto: Klosterarchiv)
Br. Antonio Fehr OFM, "Mädchen für alles" im Franziskanerkloster Näfels (1939-2016). Er beherrschte das Läuten mit dem Glockenseil vortrefflich. Hier bei der Instruktion des Läutens. (Foto: Klosterarchiv)

Dienstag, 18. Juli 2017

 

Geschichte besteht aus Familiengeschichten

oder

aus Hans Laupper's vorbildlichem Werk

Buchbesprechung

 

Laupper-Immoos Hans:

Geschichte der Familie Laupper von Windisch im Kanton Aargau, Herkunft und Wandel,

Kaltbrunn im März 2017 200 Seiten.

 

Gäbe es eine Auszeichnung für Familienforschung, die vorliegende Arbeit von Hans Laup-per wäre Favorit. Es ist ein Glücksfall, wenn sich ein Mitglied der Familie nach 37 jähriger engagierter Tätigkeit als Landesarchivar und –bibliothekar die eigene Geschichte vornimmt und  über Jahre mit Leidenschaft und Ausdauer die Vergangenheit und Herkunft erforscht.

 

Nicht nur die einmalige Fachkompetenz von Hans Laupper, sondern auch sein „feu sacré“, Geduld und Durchhaltewillen stecken hinter dem 200-Seiten Werk. Es ist vierteilig aufge-baut: Nach der generellen Erforschung der „Laupper“ oder „Lauper“ nach Namengebung, Herkunft, Verbreitung, Bürgerorten, Wappen und bedeutender Vertreter des Geschlechts,

konzentriert sich der Autor auf die Geschichte der direkten Stammlinie von den Anfängen bis heute. In einem dritten Teil stellt er dann die Generationen von Schüppen BE ab etwa 1570 und die neun Generationen seiner Familie von Windisch AG ab 1699 bis heute „steckbriefartig“ und mit vielen Bildern illustriert vor. Im Literaturverzeichnis hat er minutiös und akribisch die benutzten Quellen und die verwendete Literatur aufgeführt.

 

Dabei reichen Wurzeln des Namens mit einem Eintrag ins Güterverzeichnis des Erzbistums Salzburg bis auf etwa 800 zurück.

 

Spannend ist ausserdem  die Verbreitung des Familiennamens in der Schweiz und im Ausland.  Ausgehend von Schüpfen im Amtsbezirk Aarberg finden sich Nachweise im ländlichen Umfeld von Solothurn und Zürich, später in Deutschland, 200 Jahre später in Windisch, dann in den Kantonen Thurgau, Basel, Genf, Luzern, Neuenburg, Schwyz und Glarus, aber auch in Frankreich, im Fürstentum Lichtenstein und in den USA.

 

Bemerkenswert ist die Fähigkeit Lauppers, die Riesenfülle an Detailinformationen so zu strukturieren und zu gestalten, dass diese übersichtlich, verständlich und lesbar werden. Reiches Bildmaterial ergänzt trefflich die Aussagen auch optisch.

 

Familiengeschichte ist immer auch ein Teil der Geschichte überhaupt. Der Blick aus der Sicht der Ahnenreihe lässt europäische und schweizerische Geschichtsereignisse von rund 1200 Jahren aus einer neuen, persönlichen Perspektive erfahren.

  

Das gelungene Werk ist ein Standard-Vorbild für Familienforschung und Familiengeschich-ten. Das Zitat in der Einleitung begründet den Sinn dazu: „Kehre zu deinen Wurzeln zurück und lass dich vom Wind  deiner Heimat berühren.“

                                                                                                                   Fridli Osterhazy

 

 Dr. phil.I Hans Laupper

1941, 16. September geboren in Näfels GL

1972  Dissertation "General Niklaus Franz von Bachmann, Eidgenössischer

          Oberbefehlshaber im Feldzug von 1815, Ein Beitrag zur Kriegs-

          geschichte der Schweiz"

1970  Heirat mit Margrith Immoos

1969  bis 2006 Landesarchivar und bibliothekar des Kantons Glarus

2005  Kulturpreis der Gemeinde Näfels

2007  Kulturpreis des Kantons Glarus

Das Werk ist in Kleinauflage erschienen. Interessenten beziehen es beim Autor direkt. Kosten Fr. 75.-

Kontaktadresse:

 

Dr. Hans Laupper

Lohren 3c

8722 Kaltbrunn

Archivbilder von Dr. Hans Laupper

Links: Porträt anno 2011 (Foto: Jean Pierre Hauser), rechts: Referat anlässlich des Symposiums vom 8. März 2008 im Kursaal von Bad Säckingen.

Sein Referat: "Das Verständnis der Heiligenverehrung im 19. Jahrhundert am Beispiel von Sankt Fridolin bei P. Justus Landolt OSB, Einsiedeln"

 

Das Referat ist in der Erinnerungsbroschüre "20 Jahre Partnerschaft 1988-2008 Näfels (CH) - Bad Säckingen (D)" publiziert und unentgeltlich beziehbar bei F. Hauser, Gerbi 34, 8751 Näfels.


Die Engelweihe in Einsiedeln

 oder

 Das kleine private Wunder

 

Es war an 14. September 1984. Wie immer war man im Kloster Einsiedeln auf diesen Tag mit viel Aufwand gerüstet. Die „Engelweihe“ ist einer der Höhepunkte im Klosterjahr der Benediktiner im „Finstern Wald“.

 

Es trifft sich, dass in diesem Jahr (2017) „200 Jahre Gnadenkapelle 1817-2017“ gefeiert wird. 1817 wurde der Neubau der im Jahr 1798 von französischen Revolutionstruppen zer-störten Heiligen Kapelle vollendet. Das Kloster Einsiedeln feiert vom 21. Januar bis zum 8. Oktober 2017 dieses Jubiläum.

 

Darf¨ich Sie deshalb zuerst zu einem geschichtlichen Exkurs einladen? Es ist der Wortlaut abgerufen auf der Homepage www.gnadenkapelle.ch   

 

Mehr als nur 200 Jahre: ein Blick in die Geschichte

 

Die Bezeichnung «200 Jahre Gnadenkapelle» kann missverständlich sein. Denn die Einsiedler Gnadenkapelle besteht zwar in ihrer heutigen Form erst seit 200 Jahren, doch ihre Geschichte reicht sehr viel weiter zurück, nämlich bis zum Ursprung Ein-siedelns vor bald 1200 Jahren. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie ihr Aussehen mehrmals verändert, aber immer blieb sie der geistliche Mittelpunkt Einsiedelns –

bis heute.

Um das Jahr 835 errichtet der heilige Meinrad, Mönch des Inselklosters Reichenau im Bo-densee, an der Stelle der heutigen Gnadenkapelle seine Einsiedelei. Hier verbringt er 26 Jahre in Gebet und Fasten, ist aber auch bekannt für seine Gastfreund-schaft und wird zum begehrten Ratgeber für jene Menschen, die ihn in der Waldeinsamkeit aufsuchen. Nach seinem gewaltsamen Tod durch die Hand zweier Räuber am 21. Januar 861 lassen sich andere Einsiedler am Ort seines Martyriums nieder. Der Ort seiner Klause mit der kleinen Kapelle wird ihnen noch bekannt gewesen sein. An dieser Stelle errichten sie ihr eigenes kleines Gotteshaus: die «Kapelle der Einsiedler».

 

Gründung des Benediktinerklosters

Im Jahr 934 wird aus der Einsiedlerkolonie im «Finstern Wald» ein Benediktinerkloster. Domprobst Eberhard von Strassburg (+958) wird erster Abt der jungen Mönchsgemein-schaft. Östlich der Kapelle wird schon bald mit dem Bau einer Klosterkirche begonnen, welche 948 geweiht wird. Die «Kapelle der Einsiedler», die Christus, dem Erlöser, geweiht ist, bleibt an ihrem Ort stehen und wird in Ehren gehalten: Sie ist Ort des Ursprungs und der Erinnerung. Vermutlich wird in ihr auch eine wertvolle Reliquie des heiligen Kreuzes aufbewahrt. Nachdem die Klosterkirche 1029 niedergebrannt ist, errichtet Abt Embrich eine neue, romanische Kirche (Weihe am 13. Okto-ber 1039). Die «Kapelle der Einsiedler» steht nun im ummauerten Vorhof der neuen Klosterkirche.

 

Die Legende von der wunderamen Einweihung

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts finden sich erstmals Hinweise auf eine wundersame Weihe der Kapelle, woraus sich dann die Legende der «Engelweihe» entwickelt. Diese Legende berichtet:  

 

Im Jahr 948 bitten die Mönche des jungen Klosters Bischof Konrad von Konstanz, ihre neue Klosterkirche und die Kapelle des heilige Meinrad feierlich zu weihen. In der Nacht vor der Weihe begibt sich Bischof Konrad in die kleine Kapelle, um dort zu beten. Da sieht er in einer Vision, wie Jesus Christus vom Himmel herabsteigt. Er wird begleitet von Scharen von Engeln sowie vielen Heiligen und die Jungfrau Maria erscheint wie in Licht gehüllt. In einem feierlichen Gottesdienst weiht Jesus Christus die Kapelle zu Ehren seiner Mutter Maria. Als Bischof Konrad am anderen Morgen die Kapelle feierlich einweihen sollte, zögert er. Von den Mönchen zur Weihe gedrängt, gibt er schliesslich nach und will zur feierlichen Weihe schreiten. Schon zieht er die Gewänder für den Gottesdienst an, da erscheint ein Engel und sagt: «Bruder, halte ein! Die Kapelle ist bereits von Gott geweiht.» -und die Weihe der Kapelle wird nicht vollzogen.

 

Soweit die Legende.

 

Kapelle wird Wallfahrtsziel

Aufgrund der wundersamen Ereignisse rund um die «Heilige Kapelle» wird sie von from-men Pilgern schon bald als Wallfahrtsziel aufgesucht. Wahrscheinlich befindet sich in der Kapelle neben der Kreuzreliquie auch eine Statue der Gottesmutter Maria, die mit der Zeit ebenfalls Ziel der Wallfahrer wird. Schliesslich stellt sie das heilige Kreuz und die von Christus geweihte Kapelle ganz in den Schatten. Die Marienverehrung wird allmählich zur alleinigen Motivation der Pilger, sich nach Einsiedeln zu begeben.


Nach einem erneuten Brand 1226 wird die Klosterkirche durch das «Untere Münster» er-gänzt, dessen Gewölbe sich über die Kapelle spannt. Im 13. Jahrhundert ist in den schrift-lichen Quellen erstmals von einer «Marienkapelle» die Rede. Seit dem frühen 14. Jahrhun-dert sind Wallfahrten grösserer Gruppen nach Einsiedeln bezeugt. Nachdem die Kapelle und die Klosterkirche 1465 wiederum Opfer eines Brandes wurden, wird die Kapelle 1466 eingewölbt und mit Strebepfeilern versehen. Vermutlich kommt im selben Jahr das bis heute verehrte Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, die berühmte «Schwarze Madonna», in die Kapelle.

 

Nachdem sich das Kloster vom geistlichen und personellen Tiefstand im 15. und 16. Jahr-hundert wieder erholt hat, wird auch das Innere und Äussere der Gnadenkapelle einer Er-neuerung unterzogen. 1615 bis 1617 wird die Westfassade der Kapelle mit Marmor ausge-schmückt, 1632 bis 1634 folgen die restlichen drei Seiten. Besonders wertvoll sind die drei Reliefs mit der Geburt Mariens, der Verkündigung durch den Engel und der Entschlafung der Gottesmutter. Donatoren dieser kostspieligen Verschönerung sind der Salzburger Fürst-erzbischof Markus Sittikus und sein Bruder, Graf Caspar von Hohenems. In dieser Form bleibt die Gnadenkapelle bis 1798 bestehen.

 

Zerstörung durch französische Truppen

Am 3. Mai 1798 marschieren französische Truppen in Einsiedeln ein. Die Mönche haben das Kloster erst kurz zuvor fluchtartig verlassen. Für das Gnadenbild beginnt eine aben-teuerliche Flucht durch Österreich und Italien, die erst am 29. September 1803 mit seiner Rückkehr nach Einsiedeln endet. Die Soldaten wüten im Kloster und plündern es systema-tisch aus. Schliesslich wird auch die Gnadenkapelle Opfer ihres Hasses auf die Religion. Vom 26. bis 31. Mai 1798 wird sie abgebrochen. Zum Glück werden kostbare Elemente wie die Marmorreliefs der Hauptfassade mit grosser Vorsicht herausgenommen und einge-lagert.

 

Zweifellos sind die Jahre nach 1798 die schwerste Zeit für das Kloster und die Wallfahrt: Die Mönche im Exil, das Gnadenbild versteckt und die Gnadenkapelle zerstört. Die Pilger bleiben aus. Doch die politische Grosswetterlage ändert sich wieder. Im Jahr 1801 kehren die ersten Mönche ins Kloster zurück, am 11. Januar 1802 folgt ihnen auch der Abt nach.

 

Nachdem das Gnadenbild am 29. September 1803 ebenfalls nach Einsiedeln zurückge-kehrt ist, wird es im Oktogon zwischen den beiden Pfeilern auf einem provisorischen Altar aufgestellt. Doch diese Situation befriedigt nicht. Schliesslich entscheidet man sich für einen Neubau der Gnadenkapelle. Sie wird 1815 bis 1817 grösstenteils mit dem Abbruch-material der früheren Kapelle in klassizistischem Stil erbaut. Als Architekten des Neubaus wirken der Einsiedler Mönch Br. Jakob Natter (+1815) und Luigi Cagnola (+1833) aus Mai-land.

 

Am 14. September 1817 – dem Fest der Engelweihe – kann in der Gnadenkapelle erstmals wieder Gottesdienst gefeiert werden. 1911 erfährt die Kapelle im Äussern noch einmal ein Veränderung: die Salzburger Marmoreliefs werden durch neue Dar-stellungen aus Metall ersetzt. Bei der letzten Renovation 1996/1997 wird diese Ände-rung wieder rückgängig ge-macht. Zugleich wird ein neuer Altar aus Carrara-Marmor errichtet und ein neuer Boden in der Kapelle verlegt. So zeigt sich die Einsiedler Gnadenkapelle bis heute.

 

Und nun zum privaten kleinen Wunder...

 

Wie eingangs erwähnt, am 14. September 1984, und zwar an einem Freitagabend, just beim Eindämmern, zog ich mit meiner Familie hinauf zu Kloster, wo bereits alles festlich ge-rüstet war. Entlang der ganzen Klosterfront waren Hunderte von kleinen Lichtern auf den Fenstersimsen aufgestellt, ebenso auf allen Fenstern der Hotelkästen und Häuser rund um den Klosterplatz. Zwischen Marienbrunnen und Klostereingang war ein mächtiger Altar errichtet und ebenfalls mit vielen Lichtern geschmückt. Viel Volk strömte herbei, die Klo-sterkirche füllte sich bis auf den letzten Platz und die Gänge waren dicht gedrängt mit ste-hendem Volk. Nach längeren gregorianischen Gesängen und Gebeten der Mönche formier-te sich eine Prozession. Zunftleute aus dem Klosterdorf trugen den Baldachin ("Himmel") und Laternen, die Erstkommunikanten mit ihren Eltern traten vor, die Einsiedler Harmonie-musik begann in rhythmischen Abständen, den Refrain des Klosterchores zu begleiten. Der Abt im Rauchmantel trat mit der grossen Monstranz unter den Baldachin. Nun bewegte sich die Prozession mit langen Reihen von Mönchen und Gastgeistlichen, sowie Schwestern aus  Einsiedeln, Menzingen und Ingenbohl, alle eine brennende Kerze mit sich tragend, zur Gnadenkapelle und danach feierlich rund um den Klosterplatz, begleitet von viel betendem und singendem Volk. Beim im Freien aufgestellten Altar wurde ein Evangelium verlesen und der Segen mit der Monstranz erteilt. Dann kehrte die Prozession zurück in die Kirchen zum Schlussgebet und traditionellen Finale mit Widors Toccata aus der Symphonie Nr. 5 von Opus 42 auf beiden Orgeln (Marien- und Mauritiusorgel).

 

Soweit die Engelweih-Feierlichkeiten.

 

Im Anschluss kehrte ich mit meiner Frau und unseren drei Kindern im "Pfauen" am Kloster-platz ein, um einen Schlummertrunk zur Brust zu nehmen. Ich war ein starker Zigaretten-raucher, ja, nahezu ein Kettenraucher. Sobald ich damals in einem Restaurant Platz ge-nommen hatte, pflegte ich gleich eine Kippe anzustecken und draufloszupaffen. Doch dies-mal liess ich es aus einem Anflug von unbekannter Motivation bleiben. Auch auf dem Heim-weg blieb die Zigarettenschachtel in der Manteltasche. Ebenso blieb sie in meinem Arbeits-zimmer, einer schändlichen Raucherhöhle, unberührt. Auch die frühmorgendliche Zigarette zum Kaffee blieb aus. Ich begab mich zur Arbeit und fand in meinem Büro eine Zigaretten-schachtel mit einer einzigen Zigarette vor. Gedankenlos steckte ich sie an. Doch -  pfui Teufel!  - sie schmeckte mir nicht... es war die letzte Zigarette meines Lebens.

 

Eigenartig, schon so oft hatte ich vor, mit Rauchen aufzuhören... und nun wie mit einem Schalterdreh war das Rauchbedürfnis weg. In meinem Auto steckte nach wie vor eine Zigarettenschachtel im Handschuhfach. Seltsamerweise verspürte ich keine Lust nach Nikotin. So ging das mehrere Tage. Ein leichtes Kräuseln im Hirn schien das einzige Sym-ptom einer Entzugserscheinung zu sein, aber nichts von Leiden und quälendem Rauchbe-dürfnis wie das erfolglose Raucher bei Entwöhnungsversuchen beklagen,war zu verspüren.

Einige Wochen zogen rauchlos dahin.  Die letzte Zigarettenschachtel aus dem Handschuh-fach bot ich einem Tischgenossen, der gerade Zigaretten kaufen wollte, an. Ich holte sie aus dem Auto und er nahm sie freudig entgegen. Eine weitere Zigarettenschachtel lag im Oberseetal in meinem alten "Figler" auf Sulzboden, in dem wir jeweils des Sommers Ferien machten, auf dem Büchergestellt. Im Jahr darauf fand ich sie, angeknabbert von Mäusen vor, die offenbar gemerkt hatten, dass auch für Mäuse Zigarettentabak und Nikotin nicht gesund sein könnte.  Das war's dann.

 

Mittlerweile sind 33 Jahre vergangen, in denen sich die Zigarettensucht nie und immer ge-meldet hatte. Kampflos, ohne Willensanstrengung oder Medikamente war ich rauchfrei.

In Erinnerung geblieben ist mir aber der Tag, an dem ich zu rauchen aufgehört hatte: die Engelweihe in Einsiedeln.

 

.... allerdings habe ich danch in zwei oder drei Monaten sieben Kilogramm zugenommen!

Und diese blieben, obwohl ich seither jährlich und ohne Unterbruch an der Engelweihe teilgenommen habe...

Am 14. September 2017, diesmal an einem Donnerstag, werde ich wieder dabei sein und dabei an mein kleines privates Wunder denken, wenn P. Theo Flury und P. Lukas Helg wiederum die Klanggarben von Widor durch die Klosterkirche fegen lassen.

 

Bis bald! Ihr Pankraz F.

 


Buchbesprechung

 

Kohlhof Joachim: Dummheit schützt, Notizen zur Ethik im Alltag, Shaker Media, Aachen 2017  ISBN 978-3-95631-581-7

 

  

Der Autor läutet sein neuestes Werk ein mit den Worten: „Es gibt eine Ethik der Dummheit. Sie verbreitet sich in rasantem Tempo, auch in den Köpfen der Klugen. Wir müssen lernen, sie rechtzeitig zu erkennen und zu bannen. Sonst wird es schwierig, der Welt noch menschen-, anstands- und sachgerechte Impulse zu geben.“

 

Aufbauend auf seinen früheren Erkenntnissen und zahlreichen Veröffentlichungen über Ethik, führt uns Kohlhof mit offenen, ungeschminkten und krachenden Rundumschlägen vor Augen wie das Chaos unserer Welt ein Trümmerhaufen von Verantwortungslosigkeit und Ergebnis des Verfalls unserer Wertekultur ist. Was Wunder, wenn, wo Dummheit herrscht, die Zeit stehen bleibt. Dummheit herrscht in allen gesellschaftlichen Bereichen des Lebens: in Verwaltungen, in der Politik, in der Justiz, in den Medien, in den Kirchen, ja, in der Wis-senschaft und ist über weite Teile gar „gesetzlich geschützt“.

 

Mit Fingerzeigen deutet er auf die „permanenten ethischen und moralischen Defizite und den leichtfertigen Umgang mit Normen, Werten und notwendigsten moralischen Verhaltensweisen“ hin.

  

Er steigt ein mit einer der Grundlagen der „dummen“ Welt, der Lüge, die in allen Bereichen das „nachhaltigste Refugium für das eigene Versagen“ (der Verantwortlichen) sei. Sein Blick auf die Roboter zeigt auf, dass diese im Gegensatz zu den Menschen nicht „korrupt sein“ können.

  

Ein grelles Licht richtet er auf das Malaise im Gesundheitswesen, der Situation im Bereich der Sterbehilfe, der Kirchen, der Geldpolitik und des Bankenwesens. Er entlarvt die aus den Fugen geratene Wertekultur und beobachtet, dass die Jugend wieder zur Ehrlichkeit an-mahnt und erklärt an Beispielen die  Antizyklik der Wertekultur. Schliesslich verschont er auch nicht die Korruptionskultur im Sport und macht aus dem IOC eine „International Organisation of Corruption“.

  

Schliesslich nimmt er die Christen in die Verantwortung und erinnert an deren grundlegen-den Botschaften, die ein Chance wären, die in den Graben gefahrene Ethik wieder in Gang zu bringen, durch Umsetzen des Christlichen in konkrete Verhaltensweisen.

  

Das letzte Kapitel ist eine Fokussierung auf die derzeit politische Situation Deutschlands mit Analysen und Appellen an die Kanzlerin, vermag aber auch Aussenstehenden (Nicht-deutschen) Grundsätzliches zu Notwendigkeit ehrlicher, ernsthafter und moralisch mitver-antworteter Politik zu erklären.

 

Dummheit ist für Kohlhof das unreflektierte Gewährenlassen unverantwortlichen, betrüge-rischen, verlogenen Handelns in praktisch allen Bereichen der Gegenwart und vielleicht auch die Blindheit und Gleichgültigkeit der Betrogenen.

 

Dieses Buch ist eine Schockwirkung für alle, die es erreicht. Wünschenswert wäre, dass es dies grossflächig vermag.

 

                                                                                                               Fridolin Osterhazy

 


Sonntag, 2. Juli 2017

 

Wenn Ideen zu Gemeinschaftserlebnissen werden

oder

Pioniere schaffen Traditionen

 

Seit dem Sommer 1967 wird während den Sommerferien, jeweils an Sonntagen, auf einem eigens hergestellten, überdachten Gottesdienstplatz auf Obersee-Staafel im Oberseetal in Näfels  Berggottesdienst gefeiert. Es war die Idee eines Pioniers, der einen jungen Archi- tekten bewegen konnte, eine Kapelle zu planen. Es gelang ihm auch wohl etwa ein Dut-zend Gleichgesinnte für die Idee zu gewinnen, es waren vorwiegend Menschen, die im Oberseetal in kleinen Berghäuschen Ferien machten. Das Vorhaben für einen Kapellbau blieb aber auf der Strecke, weil es wahrscheinlich schwierig gewesen wäre, die erforderli-chen Finanzen zusammenzubringen. Dennoch gelang eine abgespeckte Variante mit dem Plan eines lediglich überdeckten Gottesdienstplatzes.

 

Verschiedene Faktoren begünstigten im Vorfeld die Umsetzung dieser Privatinitiative. Got-tesdienste waren im Oberseetal schon früher gehalten worden. Etwa auf dem Vorplatz der Staafelhütte durch Pater Silvius Wyss OFM Cap, Präses der Pfadiabteilung Rauti und vor-züglicher Mathematiklehrer an der Klosterschule Mariaburg in Näfels. Ältere Näfelser er-innern sich auch an Pfarrer Hermann Müller, den gebürtigen Näfelser, der jeweils mit der Jungmannschaft aus Siebnen auf Ahornen Sommerlager durchführte und jeweils Messe feierte, an der auch die Heuer, Älpler und Häuschenbesitzer teilnahmen. Gleiches gilt auf Sulzboden, wo ein Häuschenbesitzer sogar einen erkerartigen Anbau errichtete, in dem Messe gelesen wurde. Dies dürfte in den dreissiger-vierziger Jahren des letzten Jahrhun-derts gewesen sein. Mit grosser Wahrscheinlichkeit auch dann, als 1941 polnische Inter-nierte Hochschulstudenten aus Winterthur, wo die ETH ausschliesslich für sie eine Filiale betrieb, in einem Sommerlager den Schuttsammler des Sulzbaches zum sogenannten "Polenweiher" bauten. Gottesdienste fanden aber auch vereinzelt auf Sulz statt.

 

In den fünziger Jahren wurde der Näfelser Pfarrer gebeten, bei der Staafelhütte, im Som-mer Gottesdienste anzubieten,was denn auch auf der bachzugekehrten Seite der Staafel- hütte geschah. Allerdings war just neben dem improvisierten Altar gleich eine Toilette, von

der bisweilen störende Düfte die Andacht des Zelebrierenden, der Ministranten und der Gläubigen störten. Bei schlechter Witterung wurde die Messe im Südteil der Hütte, im obe-ren Stock, dem Tryl, wo Schlafstätten für Gemeindearbeiter oder Lager waren, gehalten. Doch waren diese Räumlichkeiten sehr eng, meist schlecht gelüftet und die Atmosphäre mit den durchnässten Gottesdienstteilnehmern und bisweilen auch Älplern und Heuern, die ein landwirtschaftliches Fluidum verbreiteten, nicht eben andachtsfördernd.

Aus solchen Gründen wurde bei Schlechtwetter die Bergmesse ins Ferienhaus des dama- ligen Kirchenpräsidenten etwas erhöht angeboten. Der Geistliche las in der Küche, am Türgericht und Ausgang die Messe, die Gläubigen waren auf dem Vorplatz versammelt.

Alles in allem waren die angebotenen Lösungen nicht ganz befriedigend, so dass ein eige-ner Gottesdienstplatz schliesslich ein Ausweg und eine gute Lösung war.

 

Typisch für ein solches Gemeinschaftswerk waren die beharrlichen Bemühungen der Ini-tianten, den Kirchenrat, den Gemeinderat und private Gönner zu gewinnen und auch die Verfahren für eine Baubewilligung richtig anzugehen. Zur Idee gehörte viel Kommunikation und der Aufbau eines Netzes für die Zustimmung.

 

Der Kirchenrat hat nun mit dem Impuls für eine 50-Jahrjubiläum den Startschuss gegeben, ein OK gebildet und diesen Sonntag gefeiert. Zwar waren die Witterungsverhältnissen nicht günstig, aber das Festzelt des Einschellervereins Grosstal, Näfels, der seit bald 15 Jahren -  ebenfalls aus privater Initiative - ein traditionelles Oberseefest mit Tanz und Unterhaltung organisiert, bot freundnachbarlichen Unterschlupf.  Wo gestern Abend noch getanzt, musi-ziert, gejauchzt und gefestet wurde, wurde heute Kult gepflegt und jubiliert.

 

Kommt hinzu, dass schon vor dem Bau des Gottesdienstplatzes, nämlich bereits 1963, auch aus privatem Engagement, ein Plansch- und Schwimmbad geschaffen wurde, das später nach dem "Gründungsturbo" Kari Müller-Kessler  "Karlsbad" genannt wurde.

 

Deshalb mag es tunlich und geeignet sein, den kirchlichen Jubiläumsanlass mit den beiden anderen Werken zu verbinden und alle drei als Exempel privater Pionierleistungen, von Frondiensten und Freiwilligenarbeit zu beleuchten.

 

Über allem aber ist darauf hinzuweisen, dass diese Gemeinschaftsleistungen auch zur Pflege von Gemeinschaft überhaupt führten und rund um die Staafelhütte eine Kultur ganz unterschiedlicher Art schufen. Kult, Freizeit, Erholung und Unterhaltung sind unter einem Nenner aufzuführen und zur Tradititon geworden.

 

An Stelle einer Berichterstattung, die in der Presse noch zu erwarten ist, sei hier eine Serie von Bildern beigefügt, die die Stimmung des heutigen Jubiläums einzufangen versucht. Die Fotos stammen von Markus Hauser, Zug, der viele Sommer in seiner Jugendzeit auf Sulz-boden verbracht hat.

 

 (vergleiche auch Text weiter unten Donnerstag, 29. Juni 2017...)

 

1. Reihe: v.l.n.r. Kuhglocken statt Kirchenglocken rufen zum Gottesdienst; Daniela Gallati, Kirchgemeinde-  und OK-Präsidentin führt durch den Jubiläumsanlass; Dekan Harald Eich-horn, Dorfpfarrer, mag zufrieden schmunzeln über den grossen Aufmarsch (trotz Regen-wetter).

2. Reihe: v.l.n.r. Betruf mit Sigi Fischli, Oberurnen; Gäste von nah und fern, links Balz Tschudi, Präsident des Glarnervereins Ostschweiz, Flawil; im Hintergrund Vertreter des Pfarrgemeinderates und des Freundeskreises von Bad Säckingen.

3. Reihe: v.l.n.r. Die Festzelte des Einschellervereins Grosstal, Näfels, die am Vorabend für Tanz und Unterhaltung dienen, gewähren freundnachbarliches Gastrecht für die jubilieren-de Kirchgemeinde.

4. Reihe: links, die Brücke zum Gottesdienstplatz über den Auenbach; rechts: Inschrift "Gottesdienstplatz" beim Brückeneingang.

5. Reihe: Aus Anlass des Jubiläums wurde das Holzkreuz erneuert  und (rechts) mit einer Inschrift versehen.

6. Reihe: Von privaten Donatoren wurde neu eine Glocke gestiftet. St. Jakobsglocke mit sehr schönem Klang. Rechts Blick auf Schwimmbad und Festzelt.

7. Reihe: Wen würde es nicht reizen, die neue Glocke einmal auszuprobieren und den Klang zu hören.

 

Nicht auf dem Bild: Alphornduo (Fotos sind ungenügend; werden nachgeliefert)

 

...und hier eine BIlderserie von Hans Speck, der Berichterstatter für die Medien war_

Originaltext der Alpsegnung am 2. Juli 2917 (Dekan Pfr. Harald Eichhorn)
Originaltext der Alpsegnung am 2. Juli 2917 (Dekan Pfr. Harald Eichhorn)

 

 

 

Grussbotschaft und Festrede

 von

 

Martin Laupper

Gemeindepräsident Glarus Nord

 

(Offizielle schriftdeutsche Fassung mit freundlicher Druckerlaubnis)

 

Sehr geehrter Herr Pfarrer Eichhorn

Sehr geehrte Frau Kirchengemeindepräsidentin

Liebe Festgemeinde

Meine sehr verehrten Damen und Herren

 

Nach so einem wunderbaren Essen und einem Gläschen Wein besteht die Gefahr, dass dem einen oder aderen gerne mal ein Äuglein zufällt. Ich werde mich deshalb mit meiner Rede bezüglich Länge bemühen, diesen Umstand zu berücksichtigen.

 

Ich freue mich, Ihnen im Namen des Gemeinderates der Gemeinde Glarus Nord die herz-lichsten Grüsse und Gratulationswünsche zum fünfzigjährigen Bestehen dieses Gottes-dienstplatzes zu überbringen und danke herzlich für die grosszügige Einladung.

Wie kam es zum Bau des heute zu feiernden Gottesdienstplatzes. Diese Frage stellt man sich vermutlich als erstes, wenn man so eine Ansprache halten muss, respektive darf. Mir ging es zumindest so.

 

Die legendäre Kirchenchronik von Kaplan Fäh gibt auf diese Frage keine explizite Antwort. Auch die durchforsteten relevanten Gemeinderatsprotokolle sind hier nicht zielführend. Der Herr Pfarrer hat in seiner Predigt die wahre Geschichte erzählt. Ich erlaube mir, die gesell-schaftlich etwas weniger ernsthafte zu schildern.

 

Ich fand die Antwort im „Ruutliwasser“, der extra für heute produzierten, sehr lesenswerten Schrift von Fridli Osterhazy. Ich gratuliere bei dieser Gelegenheit Fridli Osterhazy dazu ganz herzlich und danke ihm ebenso herzlich für sein enormes Engagement.

 

Dort erzählt Jacques Hauser, Sohn des damaligen Kirchenpräsidenten Edwin Hauser- Feld-mann, ein Schlüsselerlebnis, welches ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Einmal musste der Gottesdienst infolge schlechten Wetters im engen Westteil der Staafelhütte abgehalten werden. Im sehr niedrigen, engen und schlecht belüfteten Raum pferchte sich das durch-nässte und verschwitzte Volk zusammen, ein Teil mit – ich zitiere Fridli Osterhazy – „landwirtschaftlichem Fluidum umgeben“.

 

Sie können sich vielleicht vorstellen, wie betörend dies für die Gottesdienstgemein-schaft gewesen sein musste. Jedenfalls „sei wahrscheinlich aus dieser Situation der Ruf nach einem eigenen Gottesdienstplatz erwachsen“.

 

Die erfolgreiche Realisierung dieses Gottesdienstplatzes war in dem sechziger Jahren eine aussergewöhnliche und beeindruckende Leistung. Und das Projekt ist untrennbar mit den Namen Karl Gallati als Architekt („Karim“) und Fritz Müller-Felber als Projektleiter und Orga-nisator verbunden.

 

Ihnen gehören heute unser Dank, unser voller Respekt und unsere uneingeschränkte Ach-tung. Der Dank gehört der Geistlichkeit aber auch den damaligen Kirchen- und Gemeinde-räten und ebenso den vielen Freiwilligen sowie Freunden des Oberseetals, welche tat-kräftig mitgeholfen haben und diesen Gottesdienstplatz bis heute bedienen und pflegen.

 

Meine Damen und Herren

wir feiern zwar heute das fünfzigjährige Bestehen des Gottesdienstplatzes, dabei dürfen wir aber nicht vergessen: Die Basis für dieses Fest geht eigentlich auf das 19. Jahrhundert zu-rück. 1841 erstmals aktenkundig, startete die Diskussion über eine bessere Erschliessung der Näfelser Berge, des Schwänditals und der Alpen.

 

Ernsthaft begann man aber erst zu diskutieren, als die Idee einer „Bödelibahn“, einer Bahn vom Tal auf das „Brandbödeli“ nach dem Vorbild der Braunwaldbahn (1907), aufgekommen war. Nach der legendären Gemeindeversammlung schrieb das „Glarner Volksblatt“ dazu: „In  der Abstimmung wurde sozusagen einstimmig die Ausführung des Strassenbaus be-schlossen“. Doch auch das Engagement der Bahnbefürworter wurde im „Glarner Volksblatt“ im Sinne eines „Zückerlis“ gewürdigt: „Auch die Initianten für die Transportbahn haben Mit-anteil an dem heutigen Zustandekommen eines neuen Verkehrsmittels; denn hätten sie mit ihrem Projekte den Stein nicht ins Rollen gebracht, so würde wohl heute noch unter allen Tannenwipfeln Ruhe herrschen.“

 

Meine Damen und Herren,

Ruhe herrscht im Oberseetal immer noch unter den Tannenwipfeln, vielleicht aber nicht mehr überall gleich intensiv. Es gibt diesbezüglich auch Auffälligkeiten. Wenn ich mir so die letzte Nacht (Oberseefest) vorstelle, da wird es wahrscheinlich noch lange gedauert haben, bis die Ruhe unter den Tannenwipfeln eingekehrt ist.

 

Übrigens hätte man die kühne Idee einer “Brandbödeli-Bahn“  durchgezogen, hätten wir heute allesamt die PWs und den Shuttle-Bus zu Hause lassen können, was für die Umwelt erträglicher gewesen wäre. Vor allem aber wäre das Herunterfahren nach einem guten Es-sen und Trinken für Einzelne eventuell weniger risikoreich gewesen.

 

Etwas wäre beim Bahnbau dann doch jammerschade gewesen: Pfarrer Kuster hätte viel-leicht nie Auto fahren gelernt, denn die Geistlichkeit war immer auf Chauffeure angewiesen. Um dem ein Ende zu setzen, musste der Pfarrer von Näfels Auto fahren lernen.

 

Ich bedanke mich im Namen des Gemeinderates Glarus Nord nochmals herzlich bei allen Beteiligten vom Start dieser Initiative bis heute. Allen, die zur Bereicherung und erlebbaren Freude im Oberseetal beigetragen haben und noch immer beitragen.

 

Auch bedanke ich mich nochmals herzlich für das schöne Fest, welches vom OK hervor-ragend und bis ins Détail organisiert wurde. So spielte während der Messe zur Begleitung der Jodlerinnen sogar eine Handorgel, die den Namen „Eichhorn“ trug.

 

Ich wünsche mir, dass es in Zukunft noch viele solche Jubiläen geben wird, die gefeiert werden können.

 

Ob das im „Ruutliwasser“ erstmalig vorgestellte Projekt, das Mehrzweckgebäude, so oder ein wenig anders kommt, wollen wir jetzt nicht beschliessen. Die Vision steht, die Tat muss folgen. Die Gemeinde wird ganz sicher helfen.

 

Das Oberseetal soll leben!

 

Ich wünschen Ihnen weiterhin ein schönes Fest. Dank an alle Beteiligten.

Besten Dank

 


 

Freitag, 30. Juni 2017

 

 "Am Anfang war der Schrei... der Klang .... das Wort"... und nun der Film

oder

Eine besondere Visitenkarte des Klosters Einsiedeln

 

Gestern Abend war ein Freudentag für das Kloster Einsiedeln und für die Macher des neue-sten Einsiedler Films! Was Rang und Namen hatte, fand sich auf 19 Uhr im Foyer der Cine-boxx Einsiedeln ein, dem Kino, wo dank der Steilheit der Sitzanordnung jeder Zuschauer und jede Zuschauerin einen Spitzenplatz hat. Justament unter den unübersehbaren Einsiedler Sprungschanzen, dort, wo die Strasse zum Schnabelsberg hinaufführt, fand die glanzvolle Premiere des neuesten Einsiedler Films "Von Mönchen und Pilgern, Leben im Kloster Einsiedeln, Ein Film von Franz und Benno Kälin" statt.

Abt Urban Federer OSB, dem der Ruf vorangeht, ein volksnaher und volksverbundener Einsiedler zu sein und der praktisch mit fast allen in Einsiedeln per Du ist, eröffnete mit einer erfrischenden Rede den Abend. Er war umrahmt von Franz Kälin und Benno Kälin, die Macher des Films.

 

Mit meinen Erinnerungen von 13 Jahren Einsiedeln, wo ich beruflich tätig war und mit mei-ner Familie wohnte, bekam ich gleich schon beim Einstieg in den Film Gänsehaut. Schnee rieselt aus dem Einsiedler Himmel auf das Kloster, ein Bild, das unterschwellig seit der da-maligen Zeit in meinem Gedächtnis aus eigener Erinnerung immer wieder auftaucht.

 

Ein glücklicher Wurf von Filmsequenzen querbeet durch Kloster, Klosterleben, Pilgerort und Pilgerei ist gelungen! Durch den Film führt Abt Urban, der gewissermassen die historische Schiene liegt und das Einsiedler Mönchstum erklärt. Doch sind diese Erklärungen kurz und knapp als kommentierende Spur gesetzt, die durch ungezählte, hervorragend gefilmte Sze-nen das Innen- und Aussenleben des einmaligen Ortes der Begegnung im Finstren Wald führt. Der Filmer Franz Kälin, der sich längst einen Namen als hervorragender Filmer und Filmproduzent gemacht hat und Benno Kälin, der ehemalige Radiomann "Schreckmümp-feli"  und vieles mehr, sind ein Dreamteam von hoher Professionalität und können ihre Lie-be zum Gefilmten und die Leidenschaft des Filmemachens nicht verbergen. Sympathisch ist die Coolness, mit der sie nicht sich, sondern den Film an den Zuschauer herantragen.

 

Der Film ist eine erlebnisreiche, unter die Haut gehende und vorzügliche Visitenkarte für das Kloster Einsiedeln, ein unvergängliches Zeitdokument und ein Phänomen, was da in 45 Minuten alles mitverpackt ist.

 

 

Und hier ein kleiner Vorgeschmack auf die DVD!


Donnerstag, 29. Juni 2017

 

Wenn private Initiativen zu Traditionen werden...

oder

Das Leben rund um die Obersee-Staafel-Hütte

 

Am Samstag 1. Juli 2017 herrscht Rambazamba in den Zelten des Einschellervereins Grosstag, Näfels, bei der Alphütte Obersee-Staafel, bereits zum 14. Mal geht das "Oberseefest" über die Bühne mit Tanz und Unterhaltung, Fest und Feiern.

 

Tags darauf feiert die Kirchgemeinde und wer immer von der Obersee-Alpenseligkeit er-griffen wird "50 Jahres Gottesdienstplatz Obersee-Staafel" mit einem festlichen Gottesdienst, mit Alpensegnen und mit anschliessendem Festakt mit Reden, Speis und Trank und Unterhaltung für Gross und Klein.

 

Im nächsten Jahr wird der Schwimmbadverein Obersee-Staafel jubilieren und "55 Jahre Karlsbad" feiern.

 

Diese Trilogie von Institutionen, die allesamt aus privater Initiative entstanden sind, haben rund um die Staafel-Hütte neues Leben gebracht.

Die Staafelhütte, eine Alphütte aus dem Jahr 1929, steht unweit hinter dem Obersee. Rund um sie ist seit 55 Jahren neues Leben aus privater Initiative entstanden. (Bild: aus der PPP "Obersee-Staafel - Ein kleines Näfelser Paradies)
Die Staafelhütte, eine Alphütte aus dem Jahr 1929, steht unweit hinter dem Obersee. Rund um sie ist seit 55 Jahren neues Leben aus privater Initiative entstanden. (Bild: aus der PPP "Obersee-Staafel - Ein kleines Näfelser Paradies)

Weil in jüngerer Zeit private Initiative immer seltener geworden ist und Freiwilligenarbeit und Frondienst zur Rarität geworden sind, wollte ich mit dem Finger und mit einer Sonderausgabe des "Ruutliwasser", das - wie das richtige Ruutliwasser an der Plattenwand - nur erscheint, wenn es will, auf drei solcher aus privater Initiative entstandenen Institutionen hinweisen, nämlich auf

                                  

                                den Gottesdienstplatz Obersee-Staafel,

                                das Schwimmbad Obersee-Staafel genannt "Karlsbad"

                                das Oberseefest des Einschellervereins Grosstal, Näfels.

 

Diese drei Institutionen sind aus privaten Impulsen zur Tradition geworden und bringen

Lebensqualiät ins idyllische Oberseetal. Sie erfreuen sich steigender Nachfrage und sind

für alle, die sie sinnvoll nutzen, eine Wohltat. Mit dem "Ruutliwasser" soll allen, die zu diesen Werken beigetragen haben oder sie weitertragen herzlich gedankt werden. Hier das Titelbild und das Inhaltsverzeichnis.

Titelblatt des "Ruutliwasser" 2017
Titelblatt des "Ruutliwasser" 2017
Inhaltsverzeichnis "Ruutliwasser 2017"
Inhaltsverzeichnis "Ruutliwasser 2017"

Erschienen als Kleinauflage. Solange vorrätig zu beziehen für Fr. 4.- (Druckkosten) bei

 

Brief:                                              Telefon:                                   E-Mail:

Fridolin Hauser                               055 - 612 35 13                     hauserfridolin@bluewin.ch

Gerbi 34

8752 Näfels

 Aus dem "Drehbuch" für Sonntag, 2. Juli 2917

 

0815/0900 ............... Shuttle-Bus

 

0930......................... Alphornbläser

 

0950......................... Einscheller Grosstal, Näfels

 

1000......................... Jubiläums-Gottesdienst mit Alpensegnen und Kreuzsegnung

 

1115 ca..................... Betruf

 

1130 ca. ................... Apéro

 

1200 ca. ................... Mittagessen und Festprogramm im Zelt Reden, Jodeleinlagen etc.

 

1330 ca. ................... Kinderprogramm

 

1500/1600 ................ Shuttle-Bus Rückfahrt nach Näfels

 

"Full house" am Gottesdienstplatz - viele wichen aus auf die "Empore". (Bild: aus der PPP "Obersee-Staafel, Ein kleines Näfelser Paradies")
"Full house" am Gottesdienstplatz - viele wichen aus auf die "Empore". (Bild: aus der PPP "Obersee-Staafel, Ein kleines Näfelser Paradies")

      Samstag, 10. Juni 2017

Generalversammlung der Alt-Herren der akademischen Studentenverbindung Turicia

 oder

Eine Chance für Näfels (und das Glarnerland) für Tagungs-Tourismus

Ganz im Zeichen der Altherrenschaft der Turicia und mit der Turicerfahne geschmückt war der Freulerpalast am Samstag, 10. Juni 2017.  Hier fand im Rittersaal die Gneralversammlung statt. (Foto: M. Hauser, Zug)
Ganz im Zeichen der Altherrenschaft der Turicia und mit der Turicerfahne geschmückt war der Freulerpalast am Samstag, 10. Juni 2017. Hier fand im Rittersaal die Gneralversammlung statt. (Foto: M. Hauser, Zug)

 

Am Anfang war die Einladung...

 

Altherren-GV 2017

Samstag, 10. Juni 2017, 10:00 - 16:45 in 8752 Näfels

 Contact Markus Hauser

 

Werte Damen, liebe Turicer

Zum ersten Mal besucht die Alt-Turicia das Dorf zum Eingang ins Glarnerland in der Linth-Ebene. Per Zug oder Auto gut erreichbar wird inmitten von Näfels im Freulerpalast, dem Museum des Landes Glarus, die Altherren-Generalversammlung stattfinden. Die Altherren werden die GV im Rittersaal des Freulerpalastes abhalten.

 

Die Turicerdamen besuchen das Textilmuseum und lassen sich durch den Freulerpalast führen. Anschliessend werden wir uns bei hoffentlich frühsommerlichem Wetter im Zier-

garten des Freulerpalastes zum Apéro einfinden. Zum Mittagessen muss nur in wenigen Schritten die Hauptstrasse überquert werden. Schon befinden wir uns im altehrwürdigen Hotel Restaurant Schwert, wo wir bei Speis, Trank und fröhlichen Gesprächen die Altherren-GV 2017 ausklingen lassen werden.

 

Die Turicer Altherren aus der Region freuen sich auf den Besuch einer stattlichen Turicer- schar im schönen Glarnerland!

 

Mit frohem Turicergruss

Markus Hauser v/o Perdu 


Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus

post iucundam iuventutem,

post molestam senectutem,

nos habebit humus!

 

 

Zum ersten Mal in der Geschichte der Studentenverbindung Turicia

 

hat in Näfels eine Generalversammlung der Altherren stattgefunden. Altherren sind nicht mehr aktive Studenten, die aber lebenslang ihren Kontakt pflegen. Es gibt auch regionale Untersektionen, die ihr eigenes Jahresprogramm pflegen mit regelmässigen Zusammen-künften am Stamm oder mit Ausflügen, Festen …

 

An der Tagung in Näfels nahmen 76 Personen teil (48 Turicer und 28 Ehefrauen) teil.

 

Ich hatte die grosse Ehre, während der rund einstündigen Generalversammlung für die Damen ein kulturelles Parallelprogramm zu gestalten und durfte beim Mittagsmahl Gast sein.

 

Lassen Sie mich – als Aussenstehender – ein paar Eindrücke hier festhalten.

 

 

Herzlicher Empfang im Garten des „Höfli“

 

Um die zehnte Stunde fanden sich die Altherren, viele mit ihren Gemahlinnen, ein, fein gekleidet und in Krawatte, die orange Turicermütze auf und das orange-weiss-grüne Burschenband mit aufgesticktem Vulgo unter dem Kittel von der rechten Schulter schräg über die Brust untern den linken Arm. Fröhliches Hallo, Hurra und Wiedersehensfreude bestimmten gleich von Anfang an die unkomplizierte, gehobene und heitere Stimmung, die während des ganzen Tages anhielt.

 

Durch den Tag führte der Kassier der Altherrenschaft, Markus Hauser v/o Perdu, der die ganze Tagung minutiös vorbereitet hatte.

 

Der Organisator und "Tagespräsident", der diese Tagung nach Näfels gebracht und organisiert hat, ist Näfelser Bürger Markus Andreas Fridolin Hauser, lic. oec. publ., v/o Perdu. Geboren am 29. August 1963 in Zug, aufgewachsen In Zug, Steinhausen und Einsiedeln. Nach der Maturität in der Stiftsschule Einsiedeln, studierte er in Zürich Betriebswirtschaft, war vorerst in der Versicherungs- und Treu- handbranche tätig, seit  vielen Jahren ist er Steuerkommissär beim Kanton Zürich, wohnt aber mit seiner Familie in seinem Eigenheim in Zug. Nach seiner Zugehörigkeit zur Mittelschulverbindung Corvina an der Stiftsschule Einsiedeln, trat er in die Studentenverbindung AV Turicia Zürich ein. Seit 23 Jahren ist er Kassier der Altherrenschaft. Markus Hauser hat viele Jahre seiner Kindheit und Jugend mit seinen Eltern und Geschwistern während den Sommerferien auf dem Sulzboden (Oberseetal) verbracht. Er ist auch Säckelmeister der General Bachmann Gesellschaft Näfels und Mitglied des Generalrates.

 

Die ältesten Teilnehmer waren Jurist Alexander Eisele v/o Knurr mit seiner Gemahlin Marianne und Pater Dr. phil., lic. theol. Albert Ziegler v/o Magnus, Jesuitenpater und lange Jahre Akademikerseelsorger in Zürich. Magnus ist Ehrenmitglied der Alt-Turicia. Beide Herren erreichen in diesem Jahr das 90. Lebensjahr.

 

Empfang im "Höfli"-Garten (hinter dem "Hotel Schwert" ) bei Traumwetter im Schatten unter Planen.
Empfang im "Höfli"-Garten (hinter dem "Hotel Schwert" ) bei Traumwetter im Schatten unter Planen.

 

Generalversammlung  im Rittersaal des Freulerpalastes

Während die Herren der Schöpfung pünktlich um elf Uhr im ehrwürdigen Rittersaal des Freulerpalastes mit ihrer Generalversammlung begannen, durfte ich die 28 Damen in der Sala terrena begrüssen und mit Haus und Erbauer des Freulerpalastes vertraut machen.

 

Nach einem Besuch im Freuler-Innenhof und französischen Garten, danach nach einer kur- zen Führung im Pannersaal und einer Stippvisite im Schlafzimmer der Freulers wurde der Besuch des Textilmuseums zum Schwerpunkt. Dieses ist immer ein Anziehungspunkt für Frauen, insbesondere wegen der klassischen Auswahl an Zeugdruck und Batik aus ver- schiedensten Zeitepochen. Nach wie vor verhält die Tonbildschau zur Geschichte des Tex- tildrucks im Glarnerland, obwohl sie mittlerweile bereits seit 29 Jahren gespielt wird. Auf- fällig bei dieser femininen Besuchergruppe waren die vielen Fragen, Diskussionen und Auseinandersetzungen in Sachfragen und – trotz des anspruchsvollen Niveaus – die herz- liche und natürliche Stimmung. Das Interesse war so gross, dass die Damen die GV der Herren dabei übertrafen und etwas verspätet zum Apéro mit Zigerbrüütli im Hof stiessen.

 

Unmittelbar vor Beginn der Generalversammlung der Alterherren Turicer im Rittersaal des Freulerpalastes. (Foto: M. Hauser, Zug)
Unmittelbar vor Beginn der Generalversammlung der Alterherren Turicer im Rittersaal des Freulerpalastes. (Foto: M. Hauser, Zug)

Apéro und muntere Gespräch im Freuler-Innenhof

Bemerkenswert intensiv nutzte die aufgestellte Gästeschaft die Möglichkeit zum Small Talk. Es war eine Freude, die interessantesten Begegnungen zu machen und hochinteressante Menschen kennenzulernen. Mit Verblüffung stellte ich fest, wie viele persönliche Verbindun- gen zu Leuten im Glarnerland sind und wie begeistert von früheren Besuchen, vor allem Bergtouren, berichtet wurde. Wer unter dem ausgezeichneten Sommerwetter und den brennenden Sonnenstrahlen litt, konnte unter die prächtigen, schattenspendenden Bäume und den kühlenden Rasen ausweichen.

 

Die Damen waren noch unterwegs im Textilmuseum, als sich die Herren der Schöpfung bereits mit Zigerbrüütli und Weisswein im Garten des Freulerpalastes gütlich taten. (Foto: M. Hauser, Zug)
Die Damen waren noch unterwegs im Textilmuseum, als sich die Herren der Schöpfung bereits mit Zigerbrüütli und Weisswein im Garten des Freulerpalastes gütlich taten. (Foto: M. Hauser, Zug)

Fröhliches Festbankett im grossen Schwertsaal

Gegessen wurde an grossen runden Tischen im lichtdurchfluteten grossen Saal im Hotel „Schwert“ vis-à-vis des Freulerpalastes, mit Blumenschmuck in den Verbindungsfarben orange-weiss-grün.

 

„Tagespräsident“ Markus Hauser v/o Perdu eröffnete die Tafel, der Altherrenpräsident Dr. med. dent. Patrik Albert v/o Sunätrüäb begrüsste offiziell kurz und knapp, dann wurde der Ehrenphilister und Geistliche Dr. Albert Ziegler v/o Magnus zum Tischgebet eingeladen, was dieser wie zu seinen besten Zeiten nach wie vor souverän, eloquent und dennoch mit seelsorgerlichem Touch vortrug. Nun war noch das weltliche „akademische Tischgebet: 'Ca ca gschmauset' " angesagt durch den Cantus-Magister Stefan Wasik v/o Mörser.

 

Links der geschmückte Schwertsaal für das Bankett bereit. P. Dr. Albert Ziegler sprach das Tischgebet. (Fotos: M. Hauser, Zug)

 

Akademischs Tischgebet

 

„Ça ça geschmauset,

Lasst uns nicht rappelköpfisch sein!

Wer nicht mithauset,

Der bleibt daheim.

Edite, bibite, collegiales!

Post multa saecula pocula nulla!..“

  

Nach der Bekanntgabe von Perdu, mit Erlaubnis des AH-Präsidenten Sunätrüäb sei Tenue- erleicherung erlaubt, schritt man zum kulinarischen Teil.

 

Das Menü

 

Gemüsecremesuppe

 Brotcroutons

 ♣♣♣

 Schmorbraten vom Rind an Rotweinjus

 Kartoffelstock, Gemüsebouquet

 ♣♣♣

 Glarner Mini-Pastetenbeggeli

 Vanilleeis und Rahm

 

Wir freuen uns sehr

Sie zu unseren "Schwert"-Gästen zählen zu dürfen

  Gastgeberfamilie

 Hichem und Riike Atia-Eskildsen

 

Dazu standen Weine zu Auswahl

 

Weiss:

 Chardonnay, Mels Rathauskeller  und  Pinot Cris, Mels Rathauskeller

 

Rot

Malbec, Dieter Meier, Argentinien  und Monte Odina, Garnacha Tinta, Spanien

 und  Nero D`Avola, Sizilien

 

Die ganz besondere Tafelrunde

Dass es mich in unsere Tafelrunde zwischen zwei Juristen „preichte“ war eine spannende Ausgangslage für muntere Gespräche und Austausche, nämlich zwischen den St. Galler Staatsanwalt Elmar Tremp, Schänis, v/o Cuba und Dr. iur. Peter Weibel v/o Chüel und deren Gemahlinnen Gabi und Annemarie. Zur Tafelrunde gehörten auch der lic. iur. Andreas Schorno v/o Rumba mit Silvia, Dipl. Bau.-Ing Ruedi Baumann v/o Kaaba mit Christine, und lic. oec. publ. Stephan Naef v/o Pascha, notabene alle drei letztgenannten Bürger mit Urner Wurzeln!

 

Zwischenzeitlich ergriff der im Fly Weesen residierende Ammler Dipl. Bau-Ing. Jakob Lehner v/o Pajass das Wort und lud die ganze Corona im Anschluss zu einem Umtrunk in deren Villa mit Prachtsblick auf den Walensee ein, nicht ohne minutiöse Erklärung über die Parkmöglichkeiten im parkplatzunterentwickelten Weesen.

 

Unter der Motto: „Ist Näfels nicht der Nabel der Welt?“ hatte ich als Einheimischer gewissermassen die Dankespflicht, aber auch das PR-Bedürfnis, Näfels so gut darzustellen, dass eine Steigerung kaum mehr möglich war. Tatsächlich gibt es ungezählte Fakten, die Näfels unverwechselbar machen und der „Fingerabdrücke“ von Näfelsern und Näfelser Leistungen sind weltweit viele, die recht wohl Eindruck machen können.

 

Mit der Couleurstrophe "Orange-weiss-grün, ihr edlen Farben..." wurde die Altherren-Genralversammlung formell beendet und mit der Aufhebung der Tafel wurde ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt. Vorläufig: denn viele folgten der grosszügigen Einladung zum Umtrunk über den Gestaden des Walensees und zum fröhlichen Ausklang…

 

Kleine Bildergalerie

1. Reihe:

Die Ehrenphilister Dr. Albert Ziegler SJ v/o Magnus und Dr. Hans Hollenstein v/o Päpe.

2. Reihe:

Der  Staatsanwaltleiter-Stellvertreterr des Kantons St. Gallen Elmar Tremp v/o Cuba und der Altherrenpräsident Dr. Patrik Albert v/o Suätrüäb. - Sie widerspiegeln das Traumwetter: Sonnenschein!

3. Reihe:

Hahn im Korb - umzingelt von Charme! - Hoch über dem Walensee - Traumsicht!

4. Reihe:

Traumhafter Wohnsitz mit Schweizer- und Turicer-Fahne. -  Hier lässt es sich wohl sein.

5. Reihe:

Wir verwenden jetzt eben Pepsodent! Und strahlen ist für Turicer normal.

6. Reihe:

Gastgeber Jakob Lehner v/o Pajass freut sich den schönen Tag mit einem gemütlichen Umtrunk ausklingen zu lassen.

7. Reihe:

Was für ein Bild! Dern ältesten anwesenden Turicer Alexander Eisele v/o Knurr, mit dem noch älteren Rautispitz im Hintergrund.

(Fotos: M. Hauser, Zug)

 

Näfels – ein idealer Ort für Kongress- und Tagungs-Tourismus

Der studentische Anlass vom Samstag, 10. Juni 2017 war ein klassisches Beispiel für viel zu wenig genutzte touristische Chancen unseres Dorfes (und des Kantons) als Tagungsort.

 

Ideale Voraussetzungen sind auf kleinstem Raum geschaffen. Mit dem Freulerpalast ist ein prächtiger Palast mit Rittersaal und einem reichen musealen Angebot für Führungen gegeben. In unmittelbarer Nähe ist das gastronomische Angebot einladend. Mit dem Franziskanerkloster und der HiIariuskirche sind zwei kunsthistorische Vorzeigebauten vorhanden, und auf kleinstem Raum und bequem kann zu Fuss ein Rundgang zum Denkmal, zur Letzimauer, zum Bachmannhaus und zum Grabmal von General Niklaus Franz von Bachmann gestaltet werden. Als mögliches Tagungszentrum bietet sich auch die linth arena sgu an.

 

Prachtsband der Turicer erschienen

2014 ist ein 400-seitiges Werk geschaffen worden unter dem Titel „Stolzes Banner am Limmatstrand, Die Geschichte der Akademischen Verbindung Turicia 1860-2013, her- ausgegeben von der Alt-Turicia Zürich, vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich ISBN 978-3-7281-3619-0

 

 Zum Ausklang die Couleurstrophe der AV Turicia

  

„Orange-Weiss-Grün, ihr edlen Farben

 all uns fest umschlingend Band,

 uns’res Bundes hehres Banner

 flattre stolz am Limmatstrand;

 in der Freude wie im Leide

 schwör’n als treue Brüder wir,

 uns’re Seele Gott befohlen,

 Herz und Hand Turicia dir.“

 


Erinnerungsbild - 30 Jahre Regionalstudio Zentralschweiz Luzern. Dr. Tino Arnold umzingelt von seiner Top-Crew v.l.n.r.: Edmund Amstad, Elsbeth Balmer, Kurt Zurfluh, Romano Cuonz und Alexander Eisenmann.
Erinnerungsbild - 30 Jahre Regionalstudio Zentralschweiz Luzern. Dr. Tino Arnold umzingelt von seiner Top-Crew v.l.n.r.: Edmund Amstad, Elsbeth Balmer, Kurt Zurfluh, Romano Cuonz und Alexander Eisenmann.

Kurt Zurfluh -  der unbeschwerte Radio- und Medienstar

 oder

 Von der Programmstelle IRG zum SRG-Strahlemann für Sport und Volksmusik

 

Die Nachricht vom unerwarteten Tod von Kurt Zurfluh auf einer Kuba-Reise mit dem Länd- lerkönig Carlo Brunner traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Eine spezielle und lange Ära eines beliebten Fernsehmannes des Schweizer Fernsehens ging jäh zu Ende. Wohl hatte er bereits 2012 offiziell vom Schweizer Fernsehen mit einer fulminanten Spezialsen- dung von „Hopp de Bäse“ Abschied genommen. Rund 270 dieser Sendungen hatte er mo- deriert und dadurch einen hohen Bekanntheitsgrad und eine grosse Fangemeinde gewon- nen. Doch auch nach seiner Pensionierung moderierte er beim Zentralschweizer Fernse- hen „Tele 1“ weiter und war langjähriger Kolumnist bei der „Zentralscheiz am Sonntag“.

 

Er wuchs in Brunnen SZ auf, wechselte von einer technischen Lehre zu einer Ausbildung als Verlagskaufmann (bei Bucher, Luzern). Dort geriet er bald in den Einflussbereich des legendären Dr. Tino Arnold, des Vaters der Regionalsendungen, (1928-2010), der unge- zählte Talente entdeckt, gefördert und den Medien vermittelt hatte. Einer von ihnen war Kurt Zurfluh.

 

Kurt wirkte zuerst als Redaktor und Reporter unter seinen Fittichen bei der Regionalsen- dung Innerschweiz (SRI), Luzern, die ursprünglich jeweils am Sonntagabend eine befristete „Lokalsendung“ ausstrahlte. Ab 1978 senden die „Regionaljournal“ täglich. Sukzessive machte die „Programmstelle Innerschweiz Luzern“ (im Verkehrshaus), später „Regional- journal Zentralschweiz“, auch Beiträge für das Schweizer Radio. Beiträge für das Schwei- zer Fernsehen kamen dazu.

 

Kurt wurde als „Sportreporter“ entdeckt und moderierte Sendungen wie „Sportpanorama“ oder „Sport aktuell“. Später präsentierte er Volksmusiksendungen und wurde berühmt als  Moderator und Redaktor der Volksmusiksendung „Hopp de Bäse!“, die er von 1996-2012 sehr erfolgreich betreute.  Er machte Schlagzeilen als Aussenmoderator bei der internatio- nalen Fernsehsendung „Wetten, dass…?“, insbesondere bei seinem Sprung in den Vier-

waldstättersee mit samt Klamotten und Mikrophon.

 

Gerne denke ich an die Zeit der späten sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als ich Kurt auf der Programmstelle bei Dr. Tino Arnold (1928-2010) kennenlernte, ihm in der Berufsschule in Zug, die er besuchte, wiederbegegnete, und mit ihm Kontakt hatte, als ich für die „Regionalsendung Innerschweiz“ nebenamtlich die Jugendrubrik „Abschussram- pe“ gestalten durfte. Kurt wechselte damals von einer technischen Lehre in eine Lehre als Verlagskaufmann beim Bucher-Verlag Luzern und geriet dann in den Erfolgsstream als Medienschaffender. Kurt, der etwa 20 Jahre lang mit Dr. Tino Arnold zusammenarbeitete, würdigte  seinen „Chef“ und Entdecker bei dessen Tod in einer Sendung des Regional- journals Zentralschweiz so:

 

"Ja, Tino, viele Jahre sind wir durch Dick und Dünn gegangen. Nie gab es ein böses Wort.

Du hast nicht den Chef im Regionalstudio markiert. ür mich warst du ein väterlicher Freund.

Und genau das Einfühlsame kam auch bei anderen Redaktorinnen und Redaktoren zum Tragen. Du hast uns mit deiner reichen Erfahrung begleitet - immer mit einem guten Rat, mit viel Geist, Witz und Chareme. Du warst ein wunderbarer Mensch." (Sendung vom 21. August 2010, 17:30 Uhr, DRS 1, Regionaljournal Zentralschweiz)

 

Ähnlich sprachen die Weggefährtinnen und -gefährten in der Medienszene nun von Kurt Zurfluh. Man hatte den Eindruck, Kurt habe nur Freunde, Fans und Sympathisanten ge- habt, aber kaum Gegner und Feinde. Seine konziliante Art und der feinfühlige Umgang mit allen Charakteren machten dieses gute Beziehungsnetz aus. Kurt war kein Bluffer, kein An- geber, kein Egozentriker, sondern gab seinen Interviewpartnern oder -gruppen stets das Gefühl, dass sie Mittelpunkt von Sendungen seien.

 

Vor und nach den Sendungen war er gesellig und zugänglich, fröhlich und gemütlich, aber nie auffällig. Er hatte eine feine Klinge bei Interviews und auch bei heiklen Themen ein feines, sensibles Gespür.

 

Unsere beruflichen Wege entfernten sich. Kontakte gab es wieder bei eine Live-Sendung in den siebziger Jahren aus Einsiedeln, bei Interviews im Glarnerland und hocherfreulich bei seinem Auftritt als Gast bei der „Sonntagsmatinée“ des „kulturforum brandluft“, am Sonn- tag, 17. Juni 1912 im Bohlensaal des Tolderhauses.

 

Die letzten Kontakte zu seiner Lebzeit erlebte ich im Anschluss im Garten des Restaurants National Näfels, wo wir unter dem mächtigen Nussbaum bei herrlichstem Wetter zu Mittag assen. Mit von der Partie war auch seine Lebensgefährtin Barbara Schilliger und die eben- falls mitwirkende, darstellende Künstlerin Marina Hauser und deren Familie. Kurts Auftritt war eine freundschaftliche Geste ohne Gage, aber mit viel heiteren Erinnerungen an unse- re gemeinsame „Luzerner Zeit“.

 

Und nun hat ihn unerwartet der Tod dahingerafft. In einem eindrucksvollen und bewegten Interview gewährte Carlo Brunner, in dessen Armen Kurt verschied, als er sich um ihn küm- mern wollte. Offensichtlich waren die weite Flugreise, die Klimaumstellung und offenbar auch die Hitze für Kurt zuviel. Als Todesursache werden akutes Herzversagen und eine Lungenembolie genannt. Wie Carlo Brunner berichtete,  soll sich Kurt über Beinschmerzen geäussert haben und seine Beine im Wasser zu kühlen versucht. Trost im Leid sei, dass es keinen langen und quälenden Todeskampf gegeben habe.

 

Für uns, die wir noch Mitreisende auf diesem Planeten sind, so weit unsere eigene Zeit noch bleibt, ist das jähe Ableben von Kurt ein Zeichen wie nahe der Tod dem Leben sein kann. Dies in einer Zeit, in der wir dem Tod zwar täglich in den Medien begegnen, den eigenen aber immer ausklammern.

 

Kurts Leben ist bereits Erinnerung. Es ist aber tröstlich und erfreulich, wenn man einem Menschen nachsagen kann, er habe viel Freundlichkeit, Sonne und Freude verbreitet. Für Kurt gilt das in hohem Masse und bezogen auf ein grosses Medienpublikum. Menschen wie Kurt Zurfluh sind Teil unserer Lebensqualität.

Es bräuchte mehr Stars, die Menschen bleiben. 

 

Mit freundlicher Erlaubnis der Luzerner Zeitung darf ich hier den lesenswerten Bericht von Monika van der Giessen „Berührender Abschied von Kurt Zurfluh“ LNN, 19. Mai 2017, Seite 31, beifügen.

 

Mit stiller Anteilnahme

Fridolin

 

 

Hintergrundinformationen

Tino Arnold-Marilla: Auf Sendung, Wie Radio und Fernserhen in die Zentralschweiz gekommen sind, Verlag Pro Libro Luzern GmbH, Luzern 2012

 

Hauser Fridolin (Hrsg): Dr. Tino Arnold, Visionär, Vorbild und Vater der Regionaljournale,

*17. Januar 1928, +20. August 2010, Kleine Dokumentation zu seinem Tod, mit Beiträgen von Jonas Arnold, Andreas Blum, Elsbeth Balmer, Romano Cuonz, Fridolin Hauser, Erich Herger, Robi Kuster, Kurt Zurfluh. Fotodokumentation: Thérèse Rauch. Eigenverlag Näfels 2012.

Luzerner Zeitung Freitag, 19. Mai 2017, Seite 31

 

Berührender Abschied von Kurt Zurfluh

 

Weggis  Diese Gedenkstunde ging unter die Haut. Es flossen Tränen. Familienangehörige, Freunde, Weggefährten und viel Prominenz erwiesen gestern Kurt Zurfluh (67) die letzte Ehre

 

von Monika van der Giessen

 

«Es ist nicht ganz einfach für mich, die richtigen Worte zu finden. Am liebsten hätten wir, wenn du, lieber Kurt, hier auf der Bühne stehen würdest.» Das sagte gestern Abend Pfarrer Ernst Heller zu Beginn der Gedenkfeier für Kurt Zurfluh im Pavillon am See in Weggis.

 

Zurfluh verstarb überraschend im Alter von 67 Jahren am Karsamstag während einer Ferienreise in Kuba an einem akuten Herzversagen. Wie schmerzlich der liebenswürdige Journalist, Fernseh- und Radiomoderator Kurt Zurfluh vermisst wird, wurde gestern, an-lässlich der Gedenkfeier, deutlich. Rund 1000 Trauergäste aus der ganzen Schweiz, darunter viele Volksmusikstars, nahmen Abschied von einem lieben Freund und Kollegen.

 

Es war ein tränenreicher Abschied, berührend, traurig und äusserst emotional. Mit Blick auf das grosse, auf einem Holzstativ stehende Foto des Verstorbenen spendete Pfarrer Ernst Heller, Weggis, mit gehaltvollen Worten den Angehörigen Trost.

 

«Immer sich selber geblieben»

 

Josef Odermatt, Präsident des Heirassa-Festivals Weggis, würdigte seinen Freund in sieben Kapiteln: «Kurt und seine Jugend; Kurt und sein Medienberuf; Kurt und sein Selbstverständnis; Kurt und seine Nähe zum Volk; Kurt und sein Humor; Kurt und das Reisen; Kurt und das Heirassa.»

 

Es sei selten, dass jemand, der so lange in der Öffentlichkeit stand, immer sich selber geblieben ist, sagte Odermatt. «Kurt war zwar ein Medienstar, wollte aber nie als Star behandelt werden.» Odermatt dankte Zurfluh für die schönen Zeiten, die man mit ihm habe verbringen dürfen.

 

Seiner Lebenspartnerin Barbara Schilliger wünschte er viel Kraft.

 

Für Kapellmeister Carlo Brunner, der mit seiner Superländlerkapelle die Gedenkfeier musikalisch untermalte, war der gestrige Tag besonders schwer. Zum einen, weil er zusammen mit Zurfluh in Kuba unterwegs war, als das Unfassbare passierte. Zum anderen verlor er einen persönlichen Freund, mit dem er sehr viel gemeinsam unternommen hatte. Brunners Musik ging unter die Haut. Als dieser den Fox «Hopp de Bäse Kurt» anstimmte, blieb kein Auge trocken. Diese Komposition hat Carlo Brunner für seinen Freund im Jahr 2012 komponiert. Stehende Ovationen, als zum Schluss der Schottisch «Steiner Chilbi» ertönte.

 

Eine starke Persönlichkeit

 

Der Weggiser Gemeindepräsident Roger Dähler zeigte sich tief betroffen vom Tod seines Mitbürgers und bezeichnete ihn als eine starke Persönlichkeit. «Er hat sich im Dorfleben stark engagiert und war überall gern gesehen», sagte Dähler. Unter den Trauergästen waren viele bekannte Gesichter aus der Volksmusikszene. Kapellmeister Franz Bühler aus Wolhusen zollte dem Verstorbenen grossen Respekt: «Er war ein fantastischer Mensch, immer sehr positiv gestimmt, äusserst zuverlässig und hilfsbereit.» Sein Tod sei ein grosser Verlust. Akkordeonist René Wicky aus Oberägeri schloss sich diesen Worten an. «Kurt war ein liebenswürdiger Mensch, den alle gern hatten.» Bauchredner Kliby konnte es nicht glauben, als er erstmals die Nachricht vom Tod Kurt Zurfluhs hörte. «Ich dachte an eine Falschmeldung.»

 

Zurfluhs plötzlicher Tod ist ein Schock, der nicht nur bei seiner Lebenspartnerin eine grosse Lücke hinterlässt. Für alle, die ihn kannten, ist er viel zu früh zu seiner letzten Reise aufgebrochen.

 

Kurt Zurfluh wurde gestern Nachmittag, im engsten Familienkreis, auf dem Weggiser Friedhof beigesetzt.

 

kanton@luzernerzeitung.ch

Pfarrer Ernst Heller zündet eine Kerze an, als Symbol für Kraft und Liebe. Diese überreichte er Zufluhs hinter- bliebener Partnerin Barbara Schilliger.
Pfarrer Ernst Heller zündet eine Kerze an, als Symbol für Kraft und Liebe. Diese überreichte er Zufluhs hinter- bliebener Partnerin Barbara Schilliger.
Gross war die Anteilnahme von Angehörigen, Weggefährten, Freunden und Fans. (Bilder: Dominik Wunderli, Weggis, 18.5.2017)
Gross war die Anteilnahme von Angehörigen, Weggefährten, Freunden und Fans. (Bilder: Dominik Wunderli, Weggis, 18.5.2017)

Und ein Erinnerungsbild mit Glarner Bezug....

Louis Menar (1939-2015) und Kurt Zurfluh (1949-2017)

 

 

Louis und Kurt: Interlaken, Sendung "Hopp de Bäse!" vom 12. März 2011. Zwei beliebte Stars gingen - die Erinnerung und ihr Lächeln bleiben. (Foto: Homepage Louis Menar)
Louis und Kurt: Interlaken, Sendung "Hopp de Bäse!" vom 12. März 2011. Zwei beliebte Stars gingen - die Erinnerung und ihr Lächeln bleiben. (Foto: Homepage Louis Menar)
Erinnerungssbild: Livesendung aus dem Hotel "Pfauen": Antoinette Hofmann, Fridolin Hauser und Kurt Zurfluh (stehend). (Foto:IRG)
Erinnerungssbild: Livesendung aus dem Hotel "Pfauen": Antoinette Hofmann, Fridolin Hauser und Kurt Zurfluh (stehend). (Foto:IRG)

In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts durfte ich die Region Einsiedeln im Vor-stand der Innerschweizer Radio- und Fernsehgesellschaft (IRG) vertreten. Die Sektion des Kantons Schwyz konnte in kurzer Zeit von 140 auf über 500 Mitglieder erhöht werden. Der Vorstand der Schwyzer Sektion wurde geleitet von Vreni Reichlin, Schwyz, später von Ger-hard Oswald, Schwyz/Einsiedeln. Er bemühte sich als Trägerschaftsorganisation für die Radio- und Fernsehpräsenz des Kantons Schwyz in den SRG-Medien. Eine Frucht dieser Bemühungen war die Live-Sendung aus dem Hotel "Pfauen" in Einsiedeln in den späten siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Unter der Leitung von Kurt Zurfluh ging eine publikumswirksame Sendung in den Äther, die viele Telefonate von Zuhörern auslöste.

 

Bild: Das gut eingespieltes Trio bei der Entgegennahme von Zuschauertelefonaten,  v.l.n.r. Antoinette Hofmann-Schönbächler, Lehrerin in Einsiedeln und freie Mitarbeiterin  der IRG. Fridolin Hauser, Rektor aller Schulen des Bezirks Einsiedeln, Vorstandsmitglied der Schwy-zerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG (Untersektion der IRG) und freier MItarbei-ter der IRG, und - stehend - Kurt Zurfluh, Leiter der Sendung und Mitarbeiter der Pro-grammstelle Innerschweiz Luzern. Seine Medienkarriere begann in Luzern, sein Förderer war Dr. Tino Arnold, Pionier der Regionalsendungen der SRG. Zurfluh wurde zu einem der bekanntesten Publikumslieblinge und Radio- und Fernsehstar. Das Bild bleibt eine schöne Erinnerung an die angenehme, unkomplizierte und kameradschaftliche Zusammenarbeit mit Kurt Zurfluh. 


 

“Ä Saag isch öppis Gsäits!

 Ä Saag isch öppis Alts oder sogaar Uuralts!

 Ä Saag hätt mäischtens ä Moraal!”

 

Buchvernissage Glarner Landesbibliothek  So 30. April 2017

 

Swantje Kammerecker / Estrellita Fauquex

 Fotos Sasi Subramaniam

 Vrenelisgärtli und andere Glarner Sagen

 Laudatio: Fridolin Hauser (Fridli Osterhazy)

 

 

Liebe Swantje, Estrellita und Sasi

Liebe Cathrine Etter samt deiner Crew das Baeschlin-Verlags

Liebe Sagäfreundinnen und Sagenfreunde

 

Seit wann es Glarner Sagen gibt, ist schwer zu sagen. Erzählt wurden sie seit Urge- denken. Standardwerk dazu sind die “ Glarner Sagen” von Kaspar Freuler und Hans Thürer aus dem Jahr 1953. Früher Aufzeichnungen einiger Glarner Sagen sind im “Gemälde der Schweiz, Der Kanton Glarus” von Oswald Heer und Johann Jakob Blumer, erschienen 1846, zu finden.

 

Angeblich kommt “Sage” aus dem Althochdeutschen “saga” und bedeutes “Gesagtes”. Geprägt worden seien sie von den Gebrüdern Jacob und Wilhelm Grimm und kämen Mär- chen und Legenden sehr nahe.

Eine Sage ist "öppis Gsäits", eine kurze Erzählung, die auf mündlicher Überlieferung beruht

und etwas Eigentümmliches, Seltsames, das die Wirklichkeit übersteigt. Sie wird verbunden mit realen Begebenhieten, mit Personen oder Orten und kommt durch diese Lokalisierung, die der Zuhörer in der Regel kennt, daher, als ob sie wirklich wahr wäre.

 

Die ursrünglichen Verfasser sind unbekannt. Bekannt sind hingegen die Sammler, die Sagen aufschreiben, inhaltlich und sprachlich fromen und gedruckt herausgeben.

 

Bisweilen sind Sagenstoff und Motive aus anderen Regionen, von anderen Völkern und Kulturen übernommen worden (Wandersagen) (z.B. die Glarner "Venediger"-Sagen) und werden mit der eigenen Landschaft, mit Zeitereignissen im eigenen Lebensraum verknüpft oder mindestens Anspielungen gemacht.

 

Sagen sind Teil unserer Kultur und verraten, welche Werte gelten sollen: meistens Gerech-tigkeit, Ethik und Moral. In der Regel sind sie kurze Begebenheiten, etwas, was so ist wie es sein sollte. Dann taucht jemand auf, der in seinem Handeln im schlechten Sinne davon abweicht. Darauf folgt die Strafe oder der Sieg des Guten.

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Vor Jahrzehnten hing ich noch der These nach, eine Sage, “öppis Gsäits”, dürfe nur erzählt, aber nicht aufgeschrieben oder gar gezeichnet oder gar verfilmt werden.

 

Sagen wurden einst in der Stube, am Plattentisch, meistens beim Eintreten der Dämme- rung, im Halbdunkel, vielleicht beim Kerzenlicht oder Petrollicht erzählt. Die Zuhörer muss- ten sich auf Grund der Worte des Erzählers einge Vorstellungen machen.

 

Reden und erzählen ist ja eigentlich nichts anderes, als die Bilder im Kopf des Erzählers mit Wörtern beim Namen zu nennen. Wörter sind akustische Signale, Codices, die der Zuhörer durchs Ohr aufnimmt und im Hirn seine Bilder dazu abruft.

 

Zu den Informationsinhalten kommen die Emotionen dazu. Wie erzählt wird, was im Zuhö- rer vorgeht. Grusel, Angst und Mitfiebern auf ein gutes Endes und schliesslich das Gefühl der Gerechtigkeit.

 

Diese Bilder wandern also von mir zu dir, vom Erzähler zum Publikum. Ich habe keine Kon- trolle, was für Bilder die Zuhörer entwickeln. Das macht Sagen spannend. Wer immer Sa- gen erzählt oer weiter erzählt, erzählt s e I n e Sage.

 

Darin liegt der Unterschied zu einem Gedicht mit genauer Wortwahl, einem Versmass und einem Reim. Es muss wie ein Musikstück nach genauen Noten streng und genau inter-pretiert werden. Die Sage lässt Spielräume offen, sowohl beim Erzählen wie auch beim Verstehen.

 

Der bekannte Regisseur und Filmemacher Stanislav Bor, schuf vor einigen Jahrzehnten einen Film über Muotathaler Sagen und strahlte ihn über das Schweizer Fernsehen aus. Wir diskutierten darüber in einem Podium im Rathaus zu Schwyz. Seither habe ich meine Meinung, eine Sage dürfe nicht gezeichnet oder gefilmt werden, in Frage gestellt.

 

Stanislav Bor zeigte nämlich nur leere Stuben, mit knarrenden Treppen und dem “Giren” nicht geölter Türen. Auch Landschaften mit Nebelschwaden und Schatten, aber keine Per- sonen. Dadurch mussten die Zuschauer ihre Figuren dazu selber erfinden.

 

Die geschriebenen Sagen der erwähnten Kaspar Freuler und Hans Thürer sind zwar in Buchstaben und Worten festgehalten und können nicht verändert werden. Aber Lesen er- möglicht den erwähnten Vorgang, sich im Kopf und Herz eigene Bilder zu entwickeln.

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Und nun kommt Swantje Kammerecker und erfindet drei bekannte Sagen neu, Estrellita Fauquex macht sogar Bilder mit kusntvollen Scherenschnitten und am Ende kommt Sasi Subramaniam und macht gar Fotos.

 

Das Spezielle dieser kreativen Zusammenarbeit ist:

Für uns Glarnerinnen und Glarner ist Kultur etwas Alltäglichers, das wir kaum mehr wahr- nehmen. Alles ist Kultur: so wie wir reden, so wie wir wohnen, so wie wir uns kleiden, so wie wir und was wir essen, einfach alles, nicht nur die elitäre Kunst oder die professionelle Musik, Malerei und Literatur.

 

Manchmal ist es notwendig, dass Leute von aussen kommen und sehen, was wir nicht mehr sehen. Leute, die in unser Tal ziehen, sehen, was wir nicht mehr sehen. Was unsere Grosseltern noch erzählten, was Freuler und Thürer aufschrieben, wird nun von Leuten erzählt, die darauf gestossen sind.

 

Den Impuls dazu gab allerdings Gaby Ferndriger vom Baeschlin-Verlag, die diese ange- gangen ist, auf dieses Projekt einzusteigen.

 

Dass ausgerechnet je eine Sage aus dem Unterland (Schwändital), aus Glarus (Glär- nisch) und aus Glarus Süd, und zwar aus dem Sernftal ausgewählt wurde und dass die Trilogie der drei Kreativen je auch aus den drei neuen Gemeinden kommen, ist vielleicht ein Zufall, vielleicht auch gewollt.

 

Swantje aus Glarus, Estrellita aus dem Chlytal und Sasi aus Glarus Nord.

 

Mag auch sein, dass Marketing mitspielt; denn wer Bücher herausgibt, möchte sie ja auch verkaufen.

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Die Sagenerzählerin Swantje ist uns schon von etlichen Büchern bekannt. Sie hat sich mit viel Liebe an die Arbeit zum neuesten gemacht. Es ist in rund anderthalb Jahren entstanden.

 

Ein paar Wort zu ihrer Person;

Sie wurde in Marbug geboren, wuchs in Hannover, Berlin und Essen auf. Studierte Medizin in Düsseldorf und Bonn. Bekam ihren Doktortitel anno 1999.

Sie heiratete und zog mit ihrem Mann Andreas, einem uns wohlbekannten Augenarzt, und mit ihren Kindern nach Glarus und begann soweit es ihre Familienarbeit zuliess journalistisch tätig und wurde Autorin, Texterin und mischte als Kulturmensch aktiv mit.

 

Ihr erstes Buch schrieb sie als Sechsjährige von Hand. Mit zehn Jahren tippte sie ihren ersten Roman auf einer Schreibmaschine. Daneben lernte sie Klavier und Viola spielen.

2006  erwarb sie im Fernstudium an der Axel-Abdersson-Akademie in Hamburg das Diplom “Grosse Schule des Schreibens”. 2013 schloss sie die Fachhochschule Nordwestschweiz Olten „CAS Kommunikation für Non-Profit-Organisationen“ mit vorzüglichem Diplom ab.

 

Ihr erstes Glarner Buch war der “Zwäärgbaartli”, das an einer unvergesslichen Freiluft-Ver- nissage in Braunwald präsentiert wurde.

 

Ihr jetziges Sagenbuch nähert sich eher den Märchen zu und ist an Kinder gerichtet. Sie sagte dazu: “Ein gutes Kinderbuch soll die Seele nähren, unterhalten und muss inhaltlich und spachlich überzeugen. Es darf niemals nur niedlich sein, sondern muss das junge Publikum zutiefst Ernst nehmen.”

 

Wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Glarner Sagen sind  in ihrer Neuschöpfung die liberalen Ansätze. Die typischen Moralappelle der hergerbrachten Glarner Sagen milderte sie dezent und gab ihnen einen schöngeistigen Akzent. Ihr kultureller Hintergrund als ur- sprünglich deutsche Frau mit einem hohen Bldungs- und Kulturanspruch spürt man in ihren Sagen. Auch verwendet sie da und dort verschriftdeutschte Glarnerausdrücke. Alles in allem eine gelungene Neuschöpfung.

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Dass aber als Zweite im Bund eine ganz spezielle, weltweit bekannte Künstlerin dazukam, eine hochprofessionelle Scherenschnitt-Spezialistin, gibt diesen Sagen einen optischen Hintergrund und eine sensible, emotielle Umrahmung.

 

Estrellita Fauquex bringt einen familienmässigen Hintergrund aus der Romandie, aus dem französischen Kulturraum mit. Geboren in Basel, aufgewachsen im Kanton Zürich und nach einem Zickzack künstlerischen Wirkens auf der ganzen Welt, fasste sie im Sernftal Fuss, lebte zwei Jahre in Engi und bald ein Jahr in Matt, wo sie ein Haus gefunden hat zum Woh- nen, kreativen Schaffen und Ausstellen.

 

Als Grafikerin, Illustratorin und später spezialisiert auf Papier und Schere, zauberte sie – wie Sie im Foyer sehen können -  eine wunderbare  Welt herbei, die sich mit dem Sagen- buch verliebt und verheiratet hat. Die Scherenschnitte mit ihrer eigentümlich dreidimensio- nalen Wirkung finden sich auch im Sagenbuch als einmalige Bildersprache, die aber die Fantasie der Zuhörer, Zuschauer und Leser nicht einschränkt.

 

Estrellita ist gewissermassen ein feiner "Paradisvogel" von Erfolg und Vielseitigkeit. Sie hat Ausstellungen rund um die Weltkugel durchgeführt,  in Europa, in Amerika, in Japan u.a.m.  Sie war tätig für das Schweizer Fernsehen,  das Schweizer Heimatwerk, für UNICF Ameri- ka, für den Zirkus Knie, für die Uhren- & Schmuckmesse Basel, für die 700 Jahr-Feier der Schweizerischen Eidgenossenschaft und für viele Institutionen, Firmen und Privatkunden.

 

Mit ihren Keationen zum Vrenelisgärtli bereichert sie unser Glarnerland mit ihrer sensiblen, hochprofessionellen Art zum ersten Mal bei einer Buchproduktion. Ich heisse dich, liebe Estrellita, herzlich willkommen im "Club". Mach weiter so, du bist eine echte Bereicherung für unser Kulturleben.

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Und da kommt noch, umrahmt vom Charme zweier Frauen, ein Mann dazu:

Sasi Subramaniam als Fotograf.

 

Er wurde vor 43 Jahren in Sri Lanka geboren, war 15 Jahre journalistisch tätig. Unter ande- rem als Kriegsreporter.

 

2008 floh er mit seiner tamilischen Ehefrau, weil die politischen Verhältnisse immer schwie- riger wurden. Sie kamen als Asylanten nach Mollis. Zwei Kinder wurden in der Schweiz ge- boren.

 

Hier begann er sich zu spezialisieren auf Fotografie. Bildsprache wurde für ihn, der aus dem asiatischen Sprachbereich kam, ein ideales Betätigungsfeld, in dem er sich entwickeln konnte. Heute ist er Bildredaktor einer Tageszeitung.

Er befindet sich nach wie vor in Aus- und Weiterbildung in Luzern als Fotograf und Medien-schaffender. Momentan ist er mitten in einer Diplomarbeit zum Thema “Fridolin”, eine vor- zügliche Integrationsmöglichkeit in unserem Kanton!

 

Einige Ausstellungen im In- und Ausland hat er bereits hinter sich. Er war auch beteiligt am bibliophilen im letzten Jahre auch bei Baeschlin erschienenen Buch über das Brauchtum im Glarnerlande. Und nun wartet er mit seinen Fotografien vom Werk der Estrellita für das Buch “Vrenelisgärtli” auf.

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Im Ganzen erfreut uns eine wunderbare Triolioge von Kopf, Hand und Auge.

 

Lassen Sie mich abschliessen mit einem Blick auf die drei aus Ton gebildeten skurilen Figu- ren vor den drei Protagonisten. Mit etwas gutem Willen erkennen sie sie darin die drei Kunstschaffenden, die uns heute so reich beschenken.

 

Der Hintergrund dieser drei Tonfiguren ist die Tatsache, dass aus drei genau gleichen Ton- massen drei ganz unerschiedliche Gestalten entstanden sind. Ein Symbol dafür, dass mit dem gleichen Sageninhalt ganz unterschiedliche Sagen entstehen können.

 

Ich gratuliere auch dir, liebe Catherine und dem Baeschlin-Verlag für die Edition und wünsche Euch viel Erfolg beim Vertrieb.                                                      

 

Drei verschiedene Tonfiguren aus drei gleichen Sortimenten von farbigem Ton. Symbol dafür, dass Sageninhalte von jedem Sagenerzähler unterschiedlich gestaltet werden.
Drei verschiedene Tonfiguren aus drei gleichen Sortimenten von farbigem Ton. Symbol dafür, dass Sageninhalte von jedem Sagenerzähler unterschiedlich gestaltet werden.
Buchvernissage in der Glarner Landesbibliothek: In Bildmitte Swantje Kammerecker (Sagenerzählerin), rechts Estrellita Fauquex, (Scherenschnitte), links Sasi Subrmanamian (Foto). Am Rednerpult Fridolin Hauser (Laudatio). (Fotos: Andreas Kammerecker)
Buchvernissage in der Glarner Landesbibliothek: In Bildmitte Swantje Kammerecker (Sagenerzählerin), rechts Estrellita Fauquex, (Scherenschnitte), links Sasi Subrmanamian (Foto). Am Rednerpult Fridolin Hauser (Laudatio). (Fotos: Andreas Kammerecker)

    Sasi Subramaniam                       Swantje Kammerecker                    Estrellita  Fauquex

              Fotos                                           Sagentexte                                Scherenschnitte

 

Fotos:

Sasi: www.youtube.com/watch?v=3y4rBsabu5o

Swantje: www.glarneragenda.ch/de/kulturblogger

Estrellita: www.aargauerzeitung.ch/kultur/buch-buehne-kunst/virtuose-bilder-mit-tiefenwirkung-5473729

 

 


Ottmar Hitzfeld (Bild: Badische Zeitung)
Ottmar Hitzfeld (Bild: Badische Zeitung)

Donnerstag, 13. April 2017

 

 Einkehr im Café zum Stein in Sachseln

 oder

 Was hat Ottmar Hitzfeld mit Bruder Klaus zu tun

  

29. März 2017, herrlicher Frühlingstag, blauer Himmel, wolkenlos. Wir sind für einen Verein auf Innerschweizertour, um für einen Ausflug zu rekognoszieren. Da in diesem Jahr “500 Jahre Niklaus von der Flüe” gefeiert wird, prüfen wir, ob sich dieses Jubiläum und das Obwaldnerland für eine Reise eignen könnte. Wir waren uns eigentlich schon vorher einig, dass das gmögige Land an der Brünigroute sehr sympathisch daherkommt und immer eine Reise wert ist. Insbesondere sind die Obwaldner stark in kulturellen Angelegenheiten und haben viel zu bieten. Kommt dazu, dass ein Näfelser Bürger beruflich in Sarnen sein Unter-nehmen aufgeschlagen hatte und auch eine langjährige politische Karriere machte, vom Gemeinderat über den Kantonsrat und Regierungsrat gar bis in den Ständerat. [1]

 

Kurzum – bis auf einen “Blitzer” im Loppertunnel, Folgen: 40 Franken Geschwindigkeits- busse – verlief die Autofahrt reibungslos. Wir besichtigen die für das Jubiläum gerüstete Pfarrkirche, entdeckten das Bruder Klausen Museum und begaben uns zu einer kurzen Rast ins “Café zum Stein”, just am Fusse der Sachseler Pfarrkirche. Da strahlend schönes Wetter war, war auch im Freien unter Sonnenschirmen getischt.

 

Als wir dem Eingang zustrebten, sah ich ein Paar genüsslich am Tisch ein Glacé ver- schmausen. Ach, diesen Mann kenne ich doch von irgendwoher. Nach einem “Grüäzi mitä- nand!” spreche ich ihn an: “Sie kommen mir bekannt vor, woher kennen wir uns?” Der Mann lachte, nahm die grosse Sonnenbrille von der Nase: “Vom Fussball!” – “Nein, das ist ja nicht möglich! Der berühmte Ottmar Hitzfeld? Wirklich, er war es!” – “Entschuldigen Sie, wenn ich Sie einfach ansprach! “ – “ Schon gut, schon gut, freut mich!” – Dann begaben wir uns ins Innere des sehr gepflegten und sehr schönen und geräumigen Cafés. Ich konnte es immer noch nicht fassen, so überrascht war ich, im Bruder Klausendorf den Fussball- und Trainerstar anzutreffen.

 

Offensichtlich hat er von seinem Zweitwohnsitz in Engelberg einen Ausflug nach Sachseln gemacht und genoss mit seiner Frau Gemahlin das herrliche Frühlingswetter.

 

Wenn schon Hitzfeld, dann schon ein Autogramm. Ich begab mich nochmals, mit einem eben geschnappten Prospekt für das Visionsspiel “Vo innä uisä”, das vom 19. August bis 30. September 2017 zum Gedenkjahr “500 Jahre Niklaus von Flüe” in Sachseln aufgeführt wird, hinaus auf den Vorplatz, wo die Hitzfelds den Frühling genossen: “Entschuldigen Sie bitte, Herr Hitzfeld, wenn ich Sie schon mal leibhaftig antreffe, wäre es eine sträfliche Unter-lassung, Sie nicht um ein Autogramm zu bitten. “Kein Problem, kommen Sie nur!” Er krit- zelte hurtig und mit Schmunzeln auf den besagten Prospekt: “Herzliche Grüsse! Ottmar Hitzfeld”.

 

Dieses erbeutete Autogramm liess mich im Nachhinein Daten über den prominenten Mann aus der Fussballwelt sammeln. Ein Riesenfülle von Informationen stürzen über mich am Internet hinein. Das Autogramm steigt an Wert, wenn man ob der sagenhaften Karriere des Mannes aus Süddeutschland immer mehr ins Staunen gerät.

 

Seine Laufbahn als Spieler:

 

1960-67 TuS Lörrach-Stetten

1967-71 FV Lörrach

1971-75 FC Basel (Schweizer Meister 1972 und 1973, Schweizer Pokalsieger 1975)

1975-78 VfB Stuttgart (Aufstieg in die 1. Bundesliga)

1978-80 FC Lugano (Aufstieg in die Nationalliga A)

1980-83 FC Luzern

 

1973 Schweizer Torschützenkönig (18 Tore)

1976/77, 37. Spieltag, VfB Stuttgart – SSV Jahn Regensburg 8:0!

(Hitzfeld erzielte sechs Tore – bis heute in der zweiten Liga unerreicht.)

 

Seine Laufbahn als Trainer:

 

1983-84  SC Zug: 1984 Aufstieg in die Nationalliga A

1988-91  FC Aarau: 1985 Schweizer Pokalsieger

1991-97  GC Zürich:1989: Schweizer Pokalsieger

                                 1989 Supercupsieger

                                 1990 Schweizer Pokalsieger

                                 1990 Schweizer Meister

                                 1991 Schweizer Meister

1991-97 Borussia Dortmund: 1995 Supercupsieger

                                               1995 Deutscher Meister

                                               1996 Supercupsieger

                                               1996 Deutscher Meister

                                               1997 Champions League

 1998-2004 FC Bayern München: 1998 Ligapokal

                                                      1999 Deutscher Meister

                                                      1999 Ligapokal

                                                      2000 DFB-Pokal

                                                      2000 Deutscher Meister

                                                      2000 Ligapokal

                                                      2001 Deutscher Meister

                                                      2001 Champions League

                                                      2001 Weltpokal

                                                      2003 DFB-Pokal

                                                      2003 Deutscher Meister

 2007-08  FC Bayern München:    2007 Ligapokal

                                                      2008 DFB-Pokal

                                                      2008 Deutscher Meister

2008-14   Schweiz:                       2009 Direktqualifikation WM

                                                      2013 Direktqualifikation WM

 

 

Zu seine Biografie ist Vieles geschrieben worden. Stars seines Formats sind natürlich für die Medien sehr gefragt. Mehrere Bücher sind über ihn oder mit ihm geschrieben worden.

 

Eine Kurzfassung:

 

Ottmar Hitzfeld. Geboren 12. Januar 1949 in Lörrach ist ehemaliger deutscher Fuss-ballspieler und ehemaliger Fussballtrainer. Als Spieler wurde er zweimal Schweizer Meister. Während seiner Zeit als Spieler studierte er Mathematik und Sport auf Lehramt. Als Trainer gewann er zwei Schweier Meisterschaften und wurde sieben Mal Deutscher Meister. 1997 gewann er als Trainer mit Borussia Dortmund die UEFA Champions League und ebenso 2001 mit dem FC Bayern München. Er ist hinter Pep Guardiola der zweiterfolgreichste Trainer in der Bundesliga nach durchschnittlichen Punkten pro Spiel. Zudem war er zwischen 1997 und 1998 Sportdirektor von Borussia Dortmund. Von Sommer 2008 bis zum Achtelfinal-Aus gegen Argentinien bei der WM 2014 in Brasilien war er Trainer der Schweizer Nationalmannschaft.

 

 

Als Trainer wurden ihm folgende Ehrungen zu Teil:[2]

UEFA Trainer des Jahres: 2001

Weltclubtrainer laut IFFHS: 1997, 2001

Fussballtrainer des Jahres (Deutschland): 1994, 1995, 1996, 1999, 2000

Trainer des Jahres laut World Soccer: 1997

 

Fussballtrainer des Jahres (Schweiz): 1985, 2014

Fussballtrainer des Jahres (Schweiz): 1985, 2014

 Kicker-Trainer des Jahres: 1993, 1996, 1999, 2000, 2001, 2008

 Persönlicher Preis des Bayerischen Ministerpräsidenten“: 2008 (im Rahmen der Verleihung des Bayerischen Sportpreises)

Ehrenpreis der Bundesliga: 2010 (bisher erfolgreichster Bundesliga-Trainer aller Zeiten)

 

Weiter Aussagen zu diesem aussergewöhnlichen Mann:

Ottmar Hitzfeld unterstützte das Sozialprojekt Wir helfen Afrika zur Fussball-WM 2010 in Südafrika.

Die Walliser Gemeinde Staldenried taufte ihr neues, auf über 2000 Meter Höhe gelegenes

Stadion mit Kunstrasenfeld im Weiler "Gspon" in "Ottmar Hitzfeld Gspon Arena". Der Platz ist der höchstgelegene Fussballplatz in Europa (2008 m)

 

Seite Juli 2008 ist Hitzfeld als Experte für den Pay-TV-Sender "Sky" (ehemals "Premiere")

tätig, wie bereits schon vorher vom September 2004 bis Februar 2007.

 

Ottmar Hitzfeld wird wegen seiner sachlichen Art „General“ genannt. (Hitzfeld ist der Neffe des Generals Otto Maximilian Hitzfeld, 1898-1990.)

Seit Oktober 2016 ist Ottmar Hitzfeld Botschafter der "Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fussball-Bundes" (DFB)

 

Auf einem speziell für die Fussball-Weltmeisterschaft 2006 hergestellten, international zu- gelassenen Turnierfussballs aus fairer Produktion ist Ottmar Hitzfelds Aussage zu lesen:

„Ich schöpfe aus der Kraft des positiven Denkens und dem täglichen Gespräch mit Gott.“

 

Damit schliesst sich ein Kreis zum Bruder Klaus. Offensichtlich ist Hitzfeld nicht nur ein Fussballspieler,  Fussballtrainer und Medienstar, er scheint sein Tun auch ethisch moralisch abzustützen und scheint nicht nur über körperliche und seelische Stärken zu verfügen, son- dern auch ins einem Denken und Handeln weltanschaulich zu begründen.

 

Bis bald! Ihr Pankraz Fridolin

 


[1] Willy Hophan wurde am 29.11.1918 Näfels geboren als Sohn des Josef und der Barbara geb. Spieler. Er blieb zeitlebens ledig. Nach Absolvierung des Kollegiums Sarnen, des Handelsdiploms in Zürich und der Ausbildung zum Textilkaufmann gründete er ein eigenes Unternehmen im Verkauf von Textilien in Sarnen.

Politische Stationen: 1951-62 Gemeinderat von Sarnen (Kath-Kons.), 1953-62 dessen Vizepräsident. Ab 1970 Verwaltungsrat Elektrizitätswerke Obwalden, 1973-89 Präsident. Engagement für den 1980 beschlossenen Rückkauf des Lungernsee-Kraftwerkes durch den Kanton. 1962-73 Kantonsrat. 1973-86 Regierungsrat (CVP), Leiter des Finanzdepartementes. Landammann 1974, 1976, 1978 und 1980. 1982-86 Ständerat.

Zur Regelung der Finanzen des Kantons Obwalden vertrat Hophan eine rigorose Steuerpolitik. Die “Obwaldener Steueraffäre” bewog ihn 1986 als Regierungsrat und Ständerat zurückzutreten.

Willy Hophan starb am 9. Januar 1991 in Sarnen.

 

 [2] Siehe: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ottmar_Hitzfeld

 

 

Das Autogramm von Ottmar Hitzfeld bei der Zufallsbegegnung in Sachseln im Café zum Stein  Mittwoch, 29. März 2017.
Das Autogramm von Ottmar Hitzfeld bei der Zufallsbegegnung in Sachseln im Café zum Stein Mittwoch, 29. März 2017.

Begrüssungsrede Dr. Andrea Berttiga, im Schneisingen, umrahmt von Rats- und der Gerichtsweibelin. (Foto: www.glarus24.ch)
Begrüssungsrede Dr. Andrea Berttiga, im Schneisingen, umrahmt von Rats- und der Gerichtsweibelin. (Foto: www.glarus24.ch)

Näfelser Fahrt 2017

Begrüssungsrede

 

 Landesstatthalter Dr. Andrea Bettiga

 

im Schneisingen

 

 

 

 

 

Sehr geehrter Herr Landammann

 

Liebe Mitlandsleute

 

Zur traditionellen Fahrtsfeier begrüsse ich Sie ganz herzlich!

Ja, es ist ein feierlicher, würdevoller Moment, den wir heute gemeinsam miteinander erle- ben dürfen. Auch wenn der Ursprung des heutigen Anlasses mit Tod und Schrecken ver- bunden ist.

Die Geschichte erzählt uns, dass sich vor über 600 Jahren, am 9. April 1388, der damalige Feind vor den Toren des Glarnerlandes versammelte. Ein mächtiger Gegner – rund 600 Mann zu Pferd und 6000 Mann zu Fuss. Auf Glarner Seite standen diesem grossen öster- reichischen Heer zuerst nur 200 Glarner entgegen. Erst durch Sturmgeläut sind weitere Mannen dazugestossen. Am Schluss waren es zwischen 600 und 700 Freiheitskämpfer, die sich einer riesigen feindlichen Übermacht stellten – eine fast ausweglose Situation!

Und trotzdem: Bei schlechtesten Witterungsverhältnissen, bei Regen- und Schneetreiben, gelang den tapferen Kriegern der Sieg über die 10-fache Übermacht und sie erkämpften mit diesem unbändigen Kraftakt die Freiheit des Kantons. Mit Gottvertrauen und bedingungs- losem Einsatz konnten die eigenen Wertvorstellungen verteidigt werden.

Verlassen wir nun die Vergangenheit – ohne jemals den Dank für den Mut und das Herzblut unserer Vorfahren zu vergessen!

«Engagement für die Gemeinschaft» und «Eigenverantwortung»: Dies habe ich in meinen früheren Fahrtsreden thematisiert. Zu diesen Werten stehe ich auch heute. Ja, Werte sind gerade in unserer Zeit so unermesslich wichtig!

In unserer digitalisierten Zeit, in der wir den Preis einer Sache jederzeit wissen, aber den Wert vielfach nicht erkennen.

Darum ist die Fahrt so ein wertvoller, wunderbarer Moment in unserer schnelllebigen Ge- sellschaft. Es ist eine ideale Gelegenheit, um dem hektischen, verrückten Alltag zu entflie- hen und Kraft zu tanken.

Der Fortschritt ist heute nicht aufzuhalten. Man stelle sich das vor: Unser gesamtes Wissen verdoppelt sich alle zwei Jahre.

Das Natel B war bei seiner Einführung 1983 eine Revolution – zwar 12 kg schwer, aber es bot erstmals die Möglichkeit, sich frei bewegend zu telefonieren. Heute ist das Mobile 70 Gramm leicht sowie Telefon, Computer, Fernseher, Musikbox usw. in einem.

Bis in 10 Jahren wird es den ersten Computer für 1000 Dollar mit der Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns geben, bis in 30 Jahren einen mit der Leistungsfähigkeit der ganzen Menschheit!

Ein Roboterarm, der in einem Produktionsbetrieb einen Arbeiter ersetzen kann, kostet nur noch rund 32 000 Dollar und leistet seine Arbeit 24 Stunden und 7 Tage lang. Es scheint, als wollen wir uns wegrationalisieren.

Ja, der Fortschritt kann einem fast Angst machen! Und trotz des ungeheuren Wissens, das tagtäglich geschaffen wird, sind wir immer wieder von der Sinnlosigkeit des menschlichen Handelns schockiert, erreichen uns Terrormeldungen aus aller Welt.

Zudem erleben wir tagtäglich eine wahre «Informationsexplosion», werden von Mitteilungen regelrecht überflutet. Facebook ist mit 1,6 Milliarden Menschen quasi das grösste Land der Erde. Jeder und jede verbreitet Bilder und Nachrichten und zwar auch an unzählige Leute, mit denen sie nur oberflächlich Kontakt haben.

Vielleicht sollten wir einfach mal ein paar Stufen zurückschalten und uns wieder bewusst werden, was wirklich zählt. Es geht nicht darum, wie viele Facebook-Freundschaften, Posts und Likes wir verbuchen können. Es kann auch nicht sein, dass man sich darüber definiert, wie viele äusserst wichtige E-Mails man täglich dringend beantworten muss. Das neuste iPhone sollte genauso wenig über die Beliebtheit eines Menschen entscheiden wie sonstige Trends, die man eben gerade besitzt oder denen man nachlebt, um in zu sein.

Ständig hetzen wir von einer Anschaffung zur nächsten und es jagt ein Erfolg den anderen. Selten sind wir einfach mal zufrieden mit dem, was wir gerade haben: Schönes Wetter, ein gemütlicher Abend, interessante Begegnungen.

Vielleicht ist die Näfelser Fahrt gerade darum nicht einfach eine Erinnerung an die Schlacht von Näfels, sondern auch ein Ort der Begegnung. Sie ist gleichzeitig ein Moment der Besin- nung und des Dankes, des Vertrauens und der Hoffnung, aber auch der Anerkennung für den Mut unserer Vorfahren.

Im Jahre 2015 sind 1 Million Asylsuchende nach Europa gekommen und der Strom reisst nicht ab. Wir sind konfrontiert mit ganz verschiedenen Kulturen und Weltbildern. Dem kön- nen wir uns nicht entziehen. Das soll uns aber nicht verängstigen, denn das Fremde kann vielleicht sogar eine Bereicherung sein.

Trotzdem gibt es im Kanton Glarus und in der Schweiz eine klare Werte- und Gesellschafts- ordnung. Und die soll, mehr noch muss, uneingeschränkt respektiert werden!

Kämpfen wir für unsere Ziele und unsere Werte, nicht mit Waffen, aber mit unserer Einstel- lung – nicht verbissen und feindlich, sondern mit Respekt und Bestimmtheit.

Stehen wir ein für unsere Wertvorstellungen mit dem Mut unserer Vorfahren, mit dem Stolz der Glarnerinnen und Glarner.

Kein Ort kann dafür symbolträchtiger sein als hier in Schneisingen. In diesem Sinne bitte ich für Land und Volk um den Machtschutz Gottes.

 

Quelle: www.glarus24.ch

 


Pfarrer Alfred Böni, Zürich, Fahrtspredigt in Glarner Mundart. Er ist in Näfels aufgewachsen und derzeit Pfarrer in Zürich.                                                         (Foto: M. Hauser, Zug)
Pfarrer Alfred Böni, Zürich, Fahrtspredigt in Glarner Mundart. Er ist in Näfels aufgewachsen und derzeit Pfarrer in Zürich. (Foto: M. Hauser, Zug)

Freitag, 7. April 2017

 

Fahrtspredigt 2017

Pfarrer Alfred Böni, Zürich

gehalten

am Donnerstag, 6. April 2017

 

(Es gilt das gesprochene Wort.)

 

 

Hochgeachtetä Herr Landammä

Hochvertruuti, liäbi Mitlandlüüt

Liäbi Fahrts-Gmäinschaft

 

Türggischä Hung und Zuggerwattä,

Magäbroot und Fahrts-Chrääm,

Rössli-Riitschuäl und Chilbischtänd,

und ä Fahrtsrappä zum Vertedlä…

daas sind miini Erinnerigä ä üüseri Näflesser Fahrt.

 

Sitt dr viärtä Klass bini praggtisch all Jahr a-p-Fahrt.

Schpeeter as Mässdiäner bim Amt idr Chilchä naa dr Prozässiuu.

 

I dä letschtä fünfzg Jahr, wo-n-i usset-em Kantuu gwont haa, bin-i tigg öppänämaal as Gascht chuu und öppädiä mit Gescht. Hüür sogaar aas Fahrts-Brediger!

Mit Freud nim-i de Ehr aa!

 

Wüssed-Si, vu Chindsbäinä-n--aa känn-i de ölf Gedänggschtäi oder „Tanggschäi“, we-mer albig säit händ. Vor allem de drii bsundrigä: deer i dä Schnäisigä, dr sächst daa uffem Fahrtsplatz und dr zächet bim Tänggmaal i dr Sändlä hindä.

 

Äsoo we üüser Voorfarä gkämpft händ gägä p Bevoormundig und gägä g Chnuutä vu duä, äsoo sim-mer im Glaarnerland au hütt gforderet, üüs  für üüseri Rächt ii-z’setzä.

Und daas isch ä hütt nuuch nüd graatis oder vergäbä-.

Deer Kampf isch hütt sogaar nuch meh ä-n-Usäforderig, will d Rächt und d Wärt weniger vu ussä-n-ä Gfaar sind. Uufpassä müä-mer viil mehr uff daas, wo-n-üs vu innä bedroht, uhni as-mer’s gmergged.

 

Äini vu dä groossä Gfaahrä isch dr blind “Konsumismus“, dur all Bevölggdrigsschichtä durä.

-Immer meh wellä haa!,

-gedanggäloos gnüüssä!

-und bis zum Überdruss konsumiärä und verbruuchä!

 

Schpaat, mängmaal viil z‘schpaat, gemergge-mer i üüserem Konsum-Parädiis:

Je völlner dr Magä, je völlner ds Banggkonto und je völlner üüsers Huus, deschto läärer isch üüsers Häärz, üüseri Seel!

 

„DerMensch lebt nicht vom Brot allein.“ Äsoo häisst’s schuu in dr Häiliäg Schrift.

 

Nüd Quantitäät vu allem Konsumiärbaarä isch uusschlag-gäbend, sondern Qualitäät, daas wo üüsers Läbä „erfüllt“.  Diä Qualitäät choschtet zwaar kä Franggä. Si isch aber uffnä anderi Aart sehr „tüür“ oder „chöschtli“: nämmli

-sich Ziit derfüür nih.

-sich uufmachä zum Du,

-sich nüd ablänggä luh und chännä Zuälosä

-denand wider ids Gsicht luägä (und nüt uff ds Händy)

-denand ids Vertruuä ziäh,

-bim Zämäsii i Fründschaft und Beziäig

 und nüd die ganz Ziit uff d Uhr luägä (ä nüd währed-erä Fahrtsbredig!) 

 

Nei: Läbä, was würggli läbä häisst:

Nüd nu ds Läbä äifach haa, sondern ds Läbä würggli sii!

 

D Näfesser Fahrt ( i dr Schpraach vu dä Voorfarä ä „Chrüüzfahrt“) söl imä-n-anderä Sinn Heggtig und Oberflächlichkäit „dur-chrüüzä“.   Ich bi überzüügt:Daas Eerb isch kä Lascht. - Das Eerb isch ä schöpferischi Chraft!

 

Dr Fahrts-Taag isch nüd äifach ä schuäl- und arbeitsfriiä Taag im Glaarnerland.

Dr Fahrts-Taag isch ä gschänggti Ziit

-zum Aahaltä oder Ööhebä!

-zum Naachätänggä und Fraagä schtellä:

-Wohäär chum-ich äigetli?

-Was will-i würggli?

-Wo schtuh-n-i gad iätz?

 

Vilecht wett etz vu Ihnä der äi oder ander driirüäffä: „Hee, chum-mer nüd mit früäner – mer läbed hütt!“

 

Ä denä müässt-i etz tüütsch und tüütli sägä:  Jawoll, genau wägä demm!

 

Will-mer hüttigstags nüd nu rotiäred und fungzioniäred und schu gaar nüd äifach nu vegetiärä wetted, sondern ebä will-mer läbä wänd, isch es eeländ wichtig, ja nöötig,

d Wuurzlä vu geschter nüd z vergässä oder sogar abzschniidä.

 

Bim grossä Toor vum Konzäntraziuuslager Dachau schtaht: «Wer sich des Vergangenen nicht erinnert, ist dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben».

 

Uss dr  Vergangähäit chännte-mer leernä für g Gägäwaart. Und für d Zuäkumft: as-mer

p Fähler vu geschter nüd au nuch müässted machä.

 

Lönd-Si mich dorum ä Bligg uff d Vergangähäit wärffä vor allem uff zwee Persünlichkäitä, wo-nüs hütt noch öppis Wesentlichs z sägä hettet.

 

Föm-mer aa mit dem „Häiligä Sant Fridli“, asoo säi-p-mä-n-em im Glaarnrland.

Deer Wandermönch vu Irland ussem sächstä Jahrhundert isch uffem Glaarner Wappä, des äinzig Kantuuswappä, wo ä Mändsch abbildet, sogaar ä Hääiligä.

 

Er hätt sogar d Reformaziuu überschtandä tangg dr groossä Toleranz vu dä Refermiärtä. Das isch nüd sälbverschtändtli, wä-mä bedänggt, we duä d Häiligäverehrig umschtrittä gsii isch. Di Glaarner Refermiätä sind bsundrigi Refermiärti und händ as Mehrhäit im Kantuu derfüür gsoorget, as dr Fridli uffem Wappä bliibt!

 

Lönd Si mich für alli Fahrts-Gescht draa erinnerä, was die Iihäimischä schu vu chlii uuf wüssed: Dr riich Ursus hätt zu Läbziitä äm Sant Fridli wagger Land im Taal vermacht. Wo-n-er gschtoorbä-n-isch, hätt-em’s der Brüäder vum Ursus, ds Landolf, wellä schtriitig machä.

 

Dr Sant Fridli - nüd schüüch – hätt, naa dr Legändä,- dr Ursus as Züügä ussem Graab grüäft, as-er vor Gricht hät chännä Züügä sii und äsoo rächt überchuu.

 

Dr Sant Fridli isch nüd öppä ä Winggelavikaat oder ä-n-Eerb-schliicher gsii, sondern für üüs, wo a-nä glaubed, ä überzüügtä Chrischt und Chlooschtergründer z Säckingä.

Dr Glaubä a Jesus Chrischtus hätt-nä ermuätigt, für alls wo Rächt isch uff derä Wält iizschtuh.

 

Und äsoo häm-miir Glaarner im Landeswappä nüd äifach nu ä frommä Häiligä, näi, ä-n überzüügtä und überzüügendä Chrischt,  as Bischpiil defüür, was dr Glaubä alls fertig bringt.

 

Dr Sant Fridli ermuätiget üüs, au hütt nuuch ganz uss dem Glaubä z läbä und üüs für Rächt und Gerächigkäit ii z’setzä.

 

Dr zwäit geschichtsträchtigä Maa hätt öppä 900 Jahr schpeeter gläbt: dr Bruäder Chlaus. - Z Obwaldä, im Flüäli.

 

Raatsheer, Richter und Offiziär isch er gsii. Ä wohhabendä Puur und Vater von zächä Chind. Dr Niklaus von der Flüe isch ä religiöösä Mändsch gsii.

 

Mit-em Iiverschtändnis vu siner Frau Dorothea hätt-er-si as Fünfzgjährigä zruggzogä i Ranft. Dett hätt-er nuch 20 Jahr gläbt as Äinsidler askeetisch und im Gebätt gottverbundä.

I dr hüttigä Ziit tüämer üüs schwäär, daas z verschtuh.

 

Abr uuvergässä isch:  I dä politischä Wirä  und zwischet Chriäg und Fridä vu dä Äiggenos- sä hä-p-mä-nä wider gholt und um Raat gfraaget. Vermuätli uss siner tüüff-sinnigä Rad- Meditaziuu hätt-er ä dä Politiker, wo Raat biinem gsuächt händ, empfohlä:  „Machet den Zuun nicht zu wiit!“

 

Mer fiired hüür i dr Schwiiz und derüberusä „600 Jahre Bruder Klaus“. Sinä Raat wuur üs wahrschiindli hütt ägä:

-Griifed nüd zwiit um Üüch ummä! 

-Nu Bsitz und Macht aaschträbä, chaas nüd sii.

-Dr Niid und d Iifersucht schu gaar nüüd, zum Fridä schtiftä.

 

De zwee Häiligä uss üüserem Land händ hütt immer nuuch ä wäägwiisendi Bedüütig.

Lose-mer überhaupt nuch uff-sii?

 

Macher nuch gschnäll ä Gump i des 21. Jahrundert!

Weli Persuunä schpiled hütt ä-n-entschäidendi Rollä? Dr Sepp Huuser? Ds Tiidi Chuubli? Dr Ruädi Schiässer? Ds Röösli Grüäniger?

Säged etz nüüd, wer isch daas, de känne-mer doch nüüd!

Aber äsoo chännted Üeri Naachpuurä häissä. Und Nachpuurä und Nachpüürinnä schpiled i üüserem Läbä-m-ä wichtigi Rollä.

 

Zwäi Biischpiil:

Des eerscht: De grundlegendä, träägendä Wärt im sozialä, politischä, religiöösä und wirtschaftlichä Läbä händ sich nüd nu im Glaarnerland i-dä vergangenä Jahrä schtarch veränderet.

Di nüüä Masschtääb vum-ä modernä Handlä sind:

-Gliichgültigkäit,

-soziaal uuverbindtlich sii,

-mä will-si gsellschaftlich nümmä iibindä luh.

 

Wer i dener nüüä Oornig oder Uuoordnig nüd gnuäg Ellbögä und gnuäg Gält hätt oder wenigschtens äsoo tuät, gaht sang- und klangloos under.

 

Ich plädiere darum für-nä nüüi tüüffi Veranggerig im Glaubä!

 

Wo ds Chrüüz as Zäichä vu üüserem Glaubä, nuch existiärt,

wo ds Chrüüz horizontaal als Verbindig zu dä Mändschä und vertikal zum Härgott nuch läbt, simmer as Mändschä niä oriäntierigsloos!

 

Ds Fundämänt vu üüserem Glaubä, Jesus Chrischtus, isch weder überholt und schu gaar nüd hii-fellig woordä. Im Gägätäil.

 

Mer sötted Soorg haa zu demm, wo d Generaziuunä i dä letschtä zwäi tuused Jahr im Glaubä a Halt und Uusrichtig geschänggt überchuu händ. Äso wäärde-mer nüd nu läbä, sondern überläbä!

 

Des zwäit Biischpiil, wo üss nuch neecher liit:

Ds Läbä na dr Gmäinds-Fusiuu ab 2011 i dä drii nüüä Gmäindä.

Mini Aaghörigä und Fründ im Glarnland hä-mi ächlä uffem Lauffendä ghaa.

 

Di ganz Schwiiz hätt gschtuunet über-ä Muät und das Ergäbnis vu dr Landsgemeind.

Ich gkörä und gschpüürä etz aber au, woo und wöfel Glarnerinnä und Glaarner in irer Läbessituaziuu gfordäret sind. Was räin organisatorisch und schtruggturell bi denä grööserä politischä-n-Äinhäitä äifacher woordä-n-isch, stellt ds Zämäläbä vor nüüi Usäforderigä.

 

Was wichtig bliibt, isch dr Mändsch,

 -wo ds „Iich“ mit em „Duu“ äs „Miir“ isch,

 -wo ds Zämäläbä nüd näbänand, sondern mitänand pflägt wiirt.

Dänn entschtaht daas, we‘s im Zitaat häisst:  „Wo starke Klein-Beziehungen vor Ort gepflegt werden, da bleibt das WIR bis zum letzten Tag“.

 

I demm Sinn wünsch ich än Üüch allnä Chraft Müät und Wiitsiicht!

-Hebed Soorg zum Zämäläbä!

-Pfläged nüd nu p Familänä und Fründschaftä,  pfläged au d  Nachbuurschaft!

-Pfläged d Beziäigä i dr Gmäind, i dr Chilchä!

-Äsoo bliibed-er äs „Miir“ und nüd nu äs „anonüüms mä“, wo  umsoorget, dänn versoorget

  und i üüserer Wägwärffgsellschaft  schliässli entsoorget wiirt.

 

Liebi Glarnerinnä und Glaarner, liebe Fahrts-Gemeinde, ich möcht mit Üüch zämä bättä und bittä diä, wo sitzed, uufzschtuh:

 

 

 

Herrgott,

 

hilf Duu ä-nüüs

 - bim Entschäidä,

 - bim Umsetzä vu dem, wo-mer entschidä händ,

 - und bim Duräsetze und Duräträägä vu allem, zum Wuäl vum  ganzä Glarnervolch!

 - Ganz besunderigs bitte-mer ä dr hüttigä Fahrtsprozässiuu für daas, was üs noot-tuät im

    Zämäläbä und i dä Beziäigä i dä Gmäindä, im Kantuu, i dr Schwiiz und uff dr ganzä Wält!

 

Bhüet üüs Gott uff all üüserne Wäg!

 

Ich wündsch-ech ä schüüni Fahrt.  Amä


www.habsburger.net/de/medien/der-junge-mozart-portratbildnis-1901-radierung-0
www.habsburger.net/de/medien/der-junge-mozart-portratbildnis-1901-radierung-0

 

Orchestermesse an der diesjährigen Näfelser Fahrt

oder

Mozart lässt grüssen

 

Wie aus dem Pfarramt zu erfahren war, wird an der Näfelser Fahrt die Credo-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt. KV 257. Dazu einige Infos, die ich zusammengesucht habe. Interessenten könnten mit dem untenstehenden Link die Messe bereits im Voraus am Internet hören.

 

Die Protagonisten:

Gesamtleitung :  Cornelius Bader (Kurporträts siehe unten)

Chor                  :  Cäcilienchor Näfels

Solisten            :  Viviane Hasler, Sopran

                             Schoschana Kobelt, Alt

                             Tamas Henter, Tenor

                             Martin Roth, Bass

 Orgel                :  Niklaus Stengele

 Orchester         : ad hoc Ensemble  Berufsmusiker aus dem Freundeskreis

                             des Dirigenten

 

Hiliariuskirche Näfels ca. 12 Uhr, abhängig vom Verlauf der Fahrtsprozession

 

 

 

Messe in C-Dur KV 257

Die Messe in C-Dur, KV 257, allgemein Credomesse bzw. (zur Unterscheidung von der Kleinen Credomesse KV 192) Große Credomesse genannt, ist eine Messe von Wolfgang Amadeus Mozart für Solisten, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel. Leopold Mozart nennt sie 1778 in einem Brief an Wolfgang Amadé allerdings „Spaur Messe“.[1]

 

Das Werk wird gelegentlich als Missa brevis bezeichnet, geht jedoch mit einer Spieldauer von ca. 25 Minuten über den Umfang einer Brevismesse hinaus. In dem in Brixen aufgefundenen Stimmensatz, der anscheinend bei der Erstaufführung verwendet wurde, wird sie mit Missa solemnis in C betitelt. Leopold Mozart überschrieb sie in seinem Sammelband mit Missa longa, jedoch ist sie etwa 5–6 Minuten kürzer als die von Amadé zuvor komponierten Missæ longæ KV 167 und KV 262. Sie nimmt stilistisch also eine Mittelstellung ein.

 

Geschichte

Die Messe wurde am 17. November 1776 im Salzburger Dom uraufgeführt, Anlass war die Weihe des Salzburger Domherren Ignaz von Spaur (1729–1779) durch Erzbischof Hieronymus zum Bischof. Spaur war seit 1755 Domherr zu Salzburg und seit 1763 Kanonikus in Brixen gewesen. 1776 trat er das Amt des Bistumskoadjutors von Brixen, mit zugesicherter Bischofsnachfolge, an.

 

Zu diesem Fest hatte Mozart eine neue Messe geschaffen. Einerseits erklärt sich dieser Vorgang durch die Ämter Leopolds und Wolfgang Amadés am Salzburger Hof als Kapell- bzw. Konzertmeister, andererseits durch die freundschaftliche Beziehung der beiden zu Graf Ignaz von Spaur. Mit ziemlicher Sicherheit hat Ignaz von Spaur selbst dieses Werk nach Brixen mitgenommen, als er 1776 auf Dauer von Salzburg nach Brixen übersiedelte. Das Notenmaterial konnte 2007 als das der Uraufführung erkannt werden, und so wurde in Folge das Rätsel um die Identifizierung der „Spaur-Messe“ von Hildegard Herrmann-Schneider gelöst. Zuvor war jahrzehntelang, einer unbelegten Vermutung Alfred Einsteins in der 3. Auflage des Köchelverzeichnis folgend, die Missa brevis C-Dur KV 258 als Spaur-Messe angesehen worden; auch die Missa longa C-Dur KV 262 galt als möglicher Kandidat.[2]

 

 

Aufbau

Der Aufbau der Messe folgt dem Ordinarium:

 

  • Kyrie. Andante maestoso - Allegro (Soli und Chor)
  • Gloria. Allegro assai (Soli und Chor)
  • Credo
    • Credo in unum Deum. Molto allegro (Chor)
    • Et incarnatus est. Andante (Soli und Chor)
    • Et resurrexit. Molto allegro (Soli und Chor)
  • Sanctus. Allegretto (Chor)
  • Benedictus. Allegro (Soli) – Hosanna. Molto allegro (Chor)
  • Agnus Dei. Andante maestoso (Soli und Chor)

 

Besetzung

 

 

Literatur

 

  • Hartmut Schick: Die »Große Credo-Messe« oder »Spaur-Messe« KV 257. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Metzler und Bärenreiter, Stuttgart und Kassel 2005, ISBN 3-476-02077-0, S. 192–194.
  • Alfred Beaujean: Missa brevis C-Dur KV 257 (»Credo-Messe«). In: Hans Gebhard (Hrsg.): Harenberg Chormusikführer. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN 3-611-00817-6, S. 608.

 

Weblinks

 

 

Einzelnachweise

 

  1. Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 25-35 Brief Leopold Mozarts an Gattin und Sohn, Salzburg, 28. Mai 1778. Bei Zeno.org.
  2. Walter Senn: Vorwort. In: Neue Mozart-Ausgabe. Band I.1.1.3: Messen. Bärenreiter, Kassel 1980, S. XIV f. (online).

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Messe_in_C-Dur_KV_257, abgerufen 27.3.2017

 

 

 Städtischer Chor Leverkusen

Missa in C (Credo-Messe)

Mozart schrieb die selten zu hörende „große“ Credo-Messe (so genannt zur Unterschei- dung von dem kleineren Schwesterwerk KV 192), wahrscheinlich 1776, d.h. im Alter von 20 Jahren als sein bereits 257.(!) Werk. Sie ist ein Zeugnis reifer Meisterschaft und doch gleichzeitig von einer überwältigenden jugendlichen Frische und unbekümmerten Direkt- heit. Alles darin ist knapp, klar, prägnant und voller Schwung, eines seiner bedeutendsten Kirchenwerke. Anders als die ebenso genialen, etwa zur gleichen Zeit entstandenen „Lita- niae de venerabilis altaris sacramento“ KV 243, die wir vor zwei Jahren an dieser Stelle aufführten, enthält die Missa in C-Dur KV 257 keine Koloraturen und keine Fuge, sie spricht eine volkstümliche Sprache.

Den Namen „Credo“-Messe trägt sie wegen der besonders ausführlichen Behandlung des „Credo“-Teils, in dem Mozart Chor und Solisten nicht weniger als 64 mal ein fröhliches „ich glaube!“ rufen lässt, meist im forte, manchmal piano wie ein Echo aus der Kirchenkuppel. Eingeschoben in diese fröhlichen Glaubensrufe ist ein liebliches Quartett der Solisten „Et incarnatus est“ („und er wurde Mensch“). Ein wuchtiges, qualvolles „crucifixus“ ist die - offenbar auch heute noch - unvermeidbare Folge.

Das so leicht hingetuschte „dona nobis pacem“ („gib uns Frieden“), mit dem das Werk schließt, lässt keine aktuelle Kriegsnot spüren. Der nordamerikanische Unabhängigkeits- krieg war weit weg.                                                                            Helmut Breidenstein

 

 

KV 257 - Missa in C-Dur (Credo Messe)

 

Orchester: Mitglieder des Bundes- und des Gustav-Mahler-Jugendorchesters

Solisten   : Kirstin Hasselmann (Sopran), Sirkka Parviainen (Sopran), Walter Planté (Tenor), Benno Schöning (Bass). Leitung: Hemut Breidenstein

Live-Konzert des Städtischen Chores Leverkusen, verstärkt durch Mitglieder des Düsseldorfer Kammerchores, in der Friedenskirche Leverkusen-Schlebusch am 28. April 2002.

 


KV 257, Missa in C-Dur
KV 257, Missa in C-Dur, Kyrie
KV 257, Missa in C-Dur, Gloria
KV 257, Missa in C-Dur, Credo
KV 257, Missa in C-Dur, Sanctus
KV 257, Missa in C-Dur, Benedictus
KV 257, Missa in C-Dur, Agnus Dei

 

 

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Messe_in_C-Dur_KV_257, abgerufen 27.3.2017

 

              http://www.mozart-w-a.de/index.php?id=519 , abgerufen 17.3.2917

 

Cornelius Bader, Chorleiter des Cäcilienchors Näfels seit 2012
Cornelius Bader, Chorleiter des Cäcilienchors Näfels seit 2012

geboren am 10. Juli 1956 in Winterthur

 

Seine Hobbies

 

* Schildkröten
* Südliche Pflanzen
* er kocht gerne
* er reist im Sommer gerne in die  Nordländer und im Frühling und Herbst in süd-

   liche Gefilde
* in der Musik liebt er vor allem J.S.Bach und W.A.Mozart, aber auch Komponisten

  der Romantik und schmissige Werke gefälligen neuen Stils

 
 

 Sein musikalischer Lebenslauf

 

Musikstudium am Konservatorium und an der Musikhochschule Zürich 1984 bis 1995,

erwarb das Lehrdiplom auf Orgel (Dr. Bernhard Billeter). Weiterführende Studien für das Reifediplom folgten bei Rudolf Scheidegger am Grossmünster Zürich.

 Zudem verfügt er über das Diplom für Schulmusik II als Fachlehrer für höhere Lehranstalten (Prof. Walter Baer). Beim Schweizerischen Musikpädagogischen Verband schloss er das Lehrdiplom für Klavier ab (André Manz). Daneben studierte er Sologesang bei Hans Som und Kurt Huber und liess sich zum Kirchenmusikdirektor am Institut für Kirchenmusik (Jakob Kobelt/Klaus Knall, Zürich) ausbilden. Orchesterleitung belegte er bei Peter Wettstein, weiterführende Kapellmeisterstudien folgten bei Olga Gèszy, Zürich.

Als Tenor, auch solistisch wirkte er in Vokalensembles mit verschiedener Stilaus-richtung von der Renaissance bis zur Moderne mit. Unter Klaus Knall trat er regelmässig in einem Quartett/Quintett für Gesänge der Renaissance auf.

Viele Jahre sang er auch im Vokalensemble„Pro Musica“ unter

Pierre Sarbach. Als Chorrepetitor arbeitet er mit namhaften Sängern zusammen.      

Er amtet als Experte bei Chorwettbewerben, unterrichtet an verschiedenen Musikschulen, leitet renommierte Chöre, verbunden mit Tourneen im In-und Ausland. Als Organist, Solotenor und Dirigent tritt er regelmässig in Konzerten, auch in kammermusikalischer Besetzung, auf.

Seine Dreikönigskonzerte in Sirnach sind zu einem grossen Publikumsmagneten geworden.

 Mit den Propsteisängern Wagenhausen, die sich auf ostkirchliche Gesänge spe- zialisiert haben, tritt er regelmässig in Kathedralen verschiedener Orte auf.

 

Seit April 2012 ist er als musikalischer Leiter des Cäcilienchores Näfels ver pflich- tet.

Er pflegt Kontakte zu Chören im Ausland, u.a.Deutschland, Italien, Schweden, Israel, Philadelphia und ist daselbst schon konzertan.

(aus der Homepage des Cäcilinechors Näfels)

 

Viviane Hasler, Sopran, wuchs in Nussbaumen bei Baden auf, studierte Gesang in Klassik an der Musikhochschule Luzern bei Liliane Zürcher und schloss sie 2012 mit dem Master Vokalpäda- gogik ab.

Erfahrungen als Konzertsängerin als Solistin mit dem Mozarten-semble Luzern, Bacchanto oder in Engagments beim Badener Freilichttheater. Daneben: Musiktanzprojekt "Amor y Muerte" mit Musik von E. Granados, Kammeroper "Judita" nach A. Vivaldis Oratorium, Opernair "Ondulation . Musikalische Gedanken zum Wasser". Meisterkurse bei Gerd Türk und Margreet Honig, Unterricht in Sprechtechnik, szenische Arbeit. Jazz- und Popgesang. Erfahrung mit der Neuen Musik.

Szenische Aufführungen "Ariadnes Faden" im Casino Theater Zug, Konzerte mit Seven Tress  (Band mit vorwiegend Jazzmusikern, Ltg. Nicola Engel) Auftritt an den Tagen für Neue Musik in Luzern, Portraitkonzert über die israelische Komponistin Chaya Czernowin Lucern Festival KKL. Uraufführung "Fels im Sand der Zeit" von Samuel Langmeier.

Aufführungen des ersten Programms mit dem neuen Ensemble Lunaire, Derzeit Gesangs-stunden bei Christian Hilz.

Quelle: http://schule-meggen.ch/musikschule/lehrpersonen-musikschule/hasler-viviane

Schoschana Kobel, Mezzosopran, wuchs in einem von Musik geprägten Elternhaus im Glarnerland auf, sang von klein auf in verschiedenen Chören mit, begann mit 9 Jahren Cello zu spie-

len und erhielt mit 15 Jahren Gesangsunterricht bei Dorothea Frey. Musikhochschule Luzern: Studium Gesang (Mezzosopran) bei Peter Brechbühler, 2012 Master in Gesangspädagogik.

Weiterführender Unterricht bei Urusla Eittinger (Freiburg i Br.).

Regelmässige Kurse mit Romeo Alavi Kia (Wien). Sebastian Vitucci (Wien) Viktoria Osipova (Odessa), Margreet Honig (Am- sterdam) 2015 Förderpreis Stiftung GARTEFLUEGEL.

Auftritte in der ganzen Schweiz und im Ausland. Solistin: Oratorien, kirchenmusikalische Konzerte,  Liedprogramme und kammermusikalische Konzerte.

Mit Pianistin Dominique Müller Liedduo. Ensemble Corund. Mitbegründerin des Dornbusch- Quintetts. Neben Konzerttätigkeit ist sie Gesangspädagogin, leitet seit vielen Jahren Musik-ferien für Kinder und Jugendliche. Arbeit mit Jugendlichen in Kirgistan.

Szenische Erfahrungen: "Faust-Satelliten" von Henri Pousseur mit dem Luzerner Theater und der Hochschule Luzern. Daneben pflegt sie das Cellospiel. Seit Sommer 2012 im Tumar-Quartett.

Quelle: www.schoschanakobelt.ch/bio.php

 

Tamàs Bertalan Henter, Tenor, ist in Siebenbürgen (Rumänien) geboren, mit ungarischer Mutterspräche in Ungarn aufgewachsen.

Parallel zu seinen Biologie-Studien studierte er in Ungarn auf Grund- und Mittelstufenniveau Gesang.

Nach dem Biologie-Diplom Entscheid für eine musikalische Lauf- bahn. Studiert Gesang bei Lina Maria Akerlund an der Zürcher Hochschule für Künste.

Erste Bühnenerfahrung als Bariton im Aladàr Toth Opernstudio u.a. in den Rollen von Papageno und Figaro.

Er tritt als Konzertsänger regelmässig bei Kirchen- und Kammer-

musikaufführungen auf.

Quelle: www.salonmusical.ch/tamas,php

 

 

Martin Roth, Bariton, ist in Chur aufgewachsen. Nach zwei Jahren Vollstudium an der Musikschule Konservatorium Zürich bei Hubert Michel Saladin absolvierte er den Bachelor of Arts an der Musikhochschule Luzern bei Peter Brechbühler. Für seinen Master of Arts mit Schwerpunkt auf Performance studiert er weiterhin in Luzern.

Regelmässige Engagements als Solist in Messen und Oratorien.

Mehrere Opernprojekte. Opernbühne Opernhausen Debut als Williams in Grétry's "Richard Coeur de Lion". Seither Partien: Dulcamara in "Elisir d' Amore" (Luzerner Theater(, Arbate in Marin Marais "Séméké" (Jugendchor Sursee), Gasparo in Donizettis "Rita,ou Le  Marrie battu" (Bachekorprojekt), Des Grieux in Massenets "Le portrait de Manon"(Operella)

Quelle: Martin Roth [rothmartin17@gmail.com]

 

Die Curricula sind zusammengesucht und von unterschiedlicher Ausführlichkeit. Dies muss hier ausreichen; denn es sollen keine vollständigen Lebensläufe dargestellt werden, viel- mehr sollen die blossen Solistennamen mit der gerade abrufebaren Information etwas Profil  erhalten.


Sonntag, 26. März 2017

 

Der Henkerssohn und die Heiligenfiguren

 oder

 Anna Göldi und der Vorfahr des Weihbischofs (1)

 

Manchmal macht das Leben Winkelzüge und  gegensätzliche Beziehungsnetze.   

  

So werden einerseits Koordinaten geschlagen von einem Scharfrichter zu den Heiligenfigu- ren in der Näfelser Hilariuskirche (und vielen Kunstwerken im süddeutschen Raum), ander- seits von Anna Göldi, deretwegen sich das Land Glarus nicht mit Ruhm bekleckert hat, und  einem Weihbischof.

 

Am 4. April 1782 reist der Scharfrichter Vollmar aus Wil SG mit einem seiner  Söhne nach Glarus. Er ist zum „Malefizprozess gegen Anna Göldi“ herbestellt worden. Er beginnt sofort mit dem „Schreck-Examen“ mit der Angeklagten, das über drei Tage angesetzt ist.

Am zweiten Tag ist der ebenfalls verdächtigte Rudolf Steinmüller dabei und Anna Göldi wi- derruft. Am dritten Tag gibt sie an, der Teufel sei der Urheber des Übels gewesen. Am 11. April 1782 findet das erste „peinliche Verhör“ statt, am 13. April beim „zweiten peinlichen Verhör“ wird sie offenbar auch gefoltert. Nun ist mehrere Tage Steinmüller dran. Am 8.Mai 1782 erfolgt die „dritte Tortur“ mit Anna Göldi. Vier Tage später erhängt sich Steinmüller. Seine Hand wird abgehackt und an den Galgen genagelt, sein Leichnam unter dem Galgen verscharrt. Am 19. Mai bittet Anna Göldi beim Schlussverhör um Gnade und Barmherzig- keit.  Fünf Tage später ist die Angelegenheit vor dem evangelischen Rat entscheidungsreif („matur“), eine Mehrheit des Rates lässt aber in Zürich anfragen, ob man sie aufnähme, falls sie nicht zum Tod verurteilt würde. Zürich erklärt sich bereit. Am 6. Juni 1782 wird aber das Todesurteil gefällt und das Hinrichtungsdatum festgelegt. Scharfrichter Vollmar ent- hauptet am 13. Juni 1782 Anna Göldi „als Vergifterin“. So geschehen vor 231 Jahren nach damaliger Auffassung von Recht und Gesetz.

 

In der Stadtbibliothek  Wil SG (B 233) ist die „Bestallung und Wasen Ordnung von Meister Johann Vollmar, Scharfrichter der fürstlich St. Gallischen alten Landtschaft anno 1. January 1750“ immer noch aufbewahrt. In 15 Punkten wird seine Tätigkeit und Entlöhnung regle- mentiert. Dabei: „…7tens eine Personn mit dem Schwert zue richten, für ausführen, Strickh, Band, den Streich selbsten, auch den Kopf ausser den Galgen zue schlagen und den Cör- per under das Hogericht zue thuen… hat er für dis alles, und alles 7 Gulden 36 Kreuzer“. So bestimmt durch den „hochfürstlichen Pfalzrath“… unter Oberaufsicht des drittletzten St. Galler Abtes Cölestin Guggen von Staudach (1740-67).

 

Scharfrichter Johann Friedrich Vollmar und seine Frau Francisca haben sechs Kinder. Er stammt aus Riedlingen am Oberlauf der Donau, wo sein Vater gleichen Namens als Scharf-richter amtet, weshalb er wohl seinen Henkersjob auswärts ausübt. Der zweite, ebenfalls gleichnamige Sohn wird in Wil am 27. Dezember 1751 getauft. Er zieht später nach Ried- lingen zurück… und dieser Henkerssohn wird ein begnadeter Künstler! Bildhauer und Aus- statter von Kirchen! Er wirkt so vielseitig und erfolgreich, dass 250 Jahre später ein Pracht- band von seinem reichen Schaffen erscheint. „Johann Friedrich Vollmar (1751-1818). Ein Henkerssohn wird Künstler. Zum 250. Geburtstag des Bildhauers, Stuckateurs, Malers, Ar- chitekten, Altar- und Kanzelbauers“.  Präzise Daten der Anfänge seiner künstlerischen Laufbahn sind im Dunkeln. Doch ist bekannt, dass er 1768 Geselle war. Nachweislich taucht er in Riedlingen 1778 auf, als er sich dort als 27-jähriger um das Bürgerrecht be- wirbt. Am 21. Mai 1780 heiratet er die 22-jährige Magdalena Kientzin. Er kann nach zwei Jahren eine Wohnung, später das ganze Haus kaufen. Eine Familie mit mehreren Kindern gedeiht. Aber er ist halt immer noch der Sohn einer Henkersfamilie. Mit einem guten Leu- mundszeugnis des Riedlinger Bürgermeisters findet die Familie 1789 Aufnahme in Laufen- burg. Dort stirbt drei Jahre später seine Ehefrau erst 34-jährig. Doch noch innert Jahresfrist heiratet er die 28-jährige Säckingerin Elisabeth Mettauer. Weniger Jahre danach verlegt er seinen Wohnsitz nach Säckingen, wo er am 16.Oktober 1818 stirbt. Gross ist aber seine Schaffenskraft und Kreativität. Er ist weit über seinen Lebensraum gefragt und hinterlässt überall Spuren seines Talents.

 

So weit so gut.

 

Doch im selben Jahr als sein Vater in Glarus das Todesurteil an der unglücklichen Anna Göldi vollstreckt, taucht auch sein gleichnamiger Sohn im Glarnerland auf. Zwischen 1782 und 1783 stattet er die neue Näfelser Kirche mit Heiligenstatuen aus: Allen voran die Kir- chenpatrone Hilarius und Fridolin auf dem Hochaltar. Von ihm stammt die für ihn repräsen- tative Heiligengruppe des nördlichen Seitenaltars mit Maria, Dominicus und Katharina (von Siena), mit eigentümlichem Hüftschwung dargestellt. Diese Trilogie verkörpert die damals bekannte „Rosenkranzbruderschaft“. Im Freulerpalast befindet sich eine ähnlich schwung- volle Antoniusfigur, die ursprünglich auf dem südlichen Seitenaltar gestanden habe. Diese Werke sind im erwähnten Prachtband vorzüglich berücksichtigt und tragen den Ruhm des Künstlers in die Welt hinaus.

 

Für uns sind diese Gegensätze, dort der Scharfrichter mit dem Schwert, hier der Künstler, der zur höheren Ehre Gottes Jahrhundertwerke schafft, nur schwer nachzuvollziehen. Be- sonders schwer fällt es, diese Kontraste in der gleichen Familie zu begreifen. Leopold Szondis (1893-1986) Schicksalspsychologie, wonach schicksalsbestimmende Lebens- muster der Vorfahren wirken, aber auch umschlagen können, fänden hier Forschungsan-

sätze. Es kommt noch besser. Aus der moralisch nicht eben hochangesehenen Tätigkeit des Henkers, richtet sich der Fokus auf den Vertreter religiöser Kunst und findet in einem

späteren Nachkommen gar einen Geistlichen von hohem Rang.

 

Aus der Familie der Vollmar folgt nämlich der hochgeschätzte und angesehene Weihbischof Dr. theol. Paul Vollmar. Der 1964 zum Priester geweihte, spätere Religionslehrer, Rektor und Provinzial der Marianisten wird 1993 Weihbischof im Bistum Chur und Titularbischof von Misura / Sidi Daoud ernannt und ist von 2003 bis 2009 "unser" zuständiger Generalvikar (Zürich und Glarus). Der heute emeritierte Weihbischof löst mit dem Projekt "Werkstätte Zukunft Kirche Zürich" mehrstufige, interaktive Prozesse aus, ist Förderer der Ökumene und gilt als profunder Kenner der Liturgie.

 

Sie und ich, wir sind als Glarnerinnen und Glarner in diesem Netz der Geschichte ungefragt

mit verbunden. Es scheint Schicksalszusammenhänge zu geben, denen man sich nicht

restlos entziehen kann.    Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

(1)  publiziert in: "Fridolin", Schwanden, Nr. 46, 14. November 2013, S. 10

Bilder:

- Weihbischof Vollmar: www.bischoefe.ch/wir/bischoefe/emeritierte/paul-vollmar, abgerufen 25. März 2013

- Enthauptung Anna Göldi:  www.blick.ch/news/schweiz/zuerich/neue-enthuellungen-die-letzte-hexe-anna-goeldi-war-zuercherin-

   id1795643.html, abgerufen am 25. März 2017

- Fridolin und Hilarius, Kirche Näfels: http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/fridolin-ein-heiliger-als-brueckenbauer--

  81631952.html, abgerufen 25. März 2017

 


Donnerstag,  23. Februar 2017 "Schmutziger Donnerstag" / 7

 

Als die Fasnachtscliquen das Rautidorf belebten...

Eine Trouvaille aus der Mottenkiste

 

Näfels bezeichnete sich nicht ganz unbescheiden, aber auch nicht ganz unberechtigt  in vorausgehenden Jahrzehnten als "Hochburg" der Fasnacht im Glarnerland. Wer ältere Näfelserinnen und Näfelser fragt, hört die amüsantesten Geschichten über die Zeit, wo "Maschgeren" hoch im Kurs war. Eine Romantik, die heutige Junge nicht mehr kennen und deshalb auch nicht nachvollziehen können, beherrschte über die Fasnachstage vom "Schmutzigen Donnerstag" bis Mitternacht des Fasnachstdienstag die Dorfszente im Rau- tidorf.  Ich selber habe noch in den achtziger Jahre als "Maschger" einige Fasnachten mit- erlebt und möchte diese auch nicht missen.

 

In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als die schwierigen Zeiten des Zweiten Weltkrieges vorbei war und neue Aufschwung das Dorfl belebte, kamen Fasnachts-Cliquen auf, organisierte Gruppen, die sich mit Fantasie, Elan und viel Enthusiasmus die Fasnacht neu gestalteten. So die "Lälli-Clique", die "Chäfersüüder", die "Chropfschlitzer", die "Ziger-Clique" und die "Notenschinder" (Harmoniemusik).

 

Ich war, vor meinem Wegzug aus dem Kanton,  in den Jahren 1960/61 Mitglied der "Lälli-Clique", deren Stammlokal das "Schwert" war.  Nach meiner Rückkehr (1985) waren bereits die ersten Spuren und Risse im Fasnachtsleben erkannbar. Das Cliquenwesen wies Spu-

ren der Hochkunjunktur auf wie viele andere Lebensbereiche auch. Mittlerweile waren neue Fasnachtsformen im Kommen. Insbesondere schossen zahlreiche "Guggenmusiken" aus dem Boden wie schnellwachsende Pflanzen. Sie haben heutzutage eine dominierende Rol-

le als fantasievoll gekleidete und ausgerüstete Fasnachtsfiguren und auch musikalisch mit schaurig schönem Niveau.

 

Nun ist mir in der Mottenkiste eine Zeitungseinsendung in die Hände geraten, die ich anno 2004 "verbrochen" habe. Sie soll als nostalgische Trouvaille hier noch einmal zu Ehren kommen. Irrtum vorbehalten, ist der Text damals in der Tagespresse erschienen 

Der "Lälli", geschaffen von Hans Kennel, stand jeweils über die Fasnachtszeit vor dem Portal des Hotel "Schwert", Näfels
Der "Lälli", geschaffen von Hans Kennel, stand jeweils über die Fasnachtszeit vor dem Portal des Hotel "Schwert", Näfels

Lälli Clique wird fünfzig!

 

"Es geschah an einem Mittwoch... den 17. Februar 1954...

Mit 24 Lällenen startete das närrische Cliquenschifflein an ihrer Gründungsver sammlung im ,,Sabel" als erste Näfelser Clique. Unter der zackigen Fuchtel von Eugen Schwitter-Lan- dolt wurde die ,,Lälli-Brueder-Clique", wie sie im Grundungsprotokoll benamst ist, aus der Taufe gehoben.

 

Der erste Cliquenvorstand formierte sich wie folgt: Grossmeister: Gerold Borer+, Vizegross- meister: Eugen Schwitter+, Kassier: Alfons Hophan+, Protokoll: Josef Müller, heute Kultur-preisträger 1999 und Ehrenbürger, Material: Fritz Eberli (Freulerpalast)+, Sekretär: Eugen Schwitter+, Beisitzer: Gerold Schlotterbeck+, Revisoren: Jean Louis Laurent und Karl Müller-Kessler+.

 

Weitere Gründermitglieder: Josef Breitenmoser+, Alfons Hauser-Venz, Ernst Fischli-Bochs- ler, Hans Müller-Züger, Raymund Hauser-Ochsner+, Alois Landolt-Hongler+, Otto Weid- mann-Koller+, Rinaldo Camponovo+, Viktor Flury, Architekt+, René Hauser, Architekt+, Ludwig Gallati, Schreinermeister+, Albert Sighel+, Werner Künzli, Metzgermeister+, Ernst Blatter-Noser, Coiffeur+, Edwin Peyer-Müller+.

 

Die Gründerlällenen erinnerten sich noch des legendären Professor Viktor Schneider, Bühl  (1819 -1914), des Arztes Vital Hauser, Raymund Hauser, Beuge, Franz Landolt-Rast, Schwanen , Franz Landolt, "Pasterfranz" und Zauberer Karli Feldmann, Eierkari, die erfolg- reich Fasnachtsumzüge organisiert und viel Volk in die ,,Unterländermetropole" gelockt hat- ten. Mit dem Ableben von Prof. Schneider ,,fand - gemäss Gründerprotokoll - leider diese Epoche ihren Abschluss". Ab 1936 war der Verkehrsverein Träger und nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Dorfvereine von Näfels die Führung.

 

Doch auch diese Ära dümpelte allmählich aus, teils wegen des miserablen Fasnachtswet- ter, teils wegen mangelnder Beteiligung, auch wegen der Konzentration der Arbeiten auf ein paar wenige Getreue und schliesslich an Zwistigkeiten innerhalb der Vereine.

 

Wie Phönix aus der Asche erschienen vier Cliquen auf dem Plan: Als erste die ,,Lälli-Brüe- der-Clique", es folgten die ,,Notenschinder" (Walter Feldmann), ,,Ziger-Clique (Hans Laup- per), die,,Chäfersüüder" (Gottfried Kummer) und ,,Chropfschlitzer" (Martin Müller).

 

Die Lällenen wollten ,,jedem Cliquen-Mitgiied einen Vulgo-Namen beigeben, den jeder sel- ber zu wählen habe". Doch schien dieses Vorhaben - angesichts der Vielzahl bereits vor- handener Übernamen im Dorfe - recht bald wieder begraben worden zu sein.

 

Auf dem Plan erschien bald einmal die ,,Lälli-Rätschä" aus der Feder und Redaktion von Josef Müller, Bico, die in später jahrzehntelang von Erwin Schwitter gemänädscht wurde.

 

lnteressant ist die ,,Ahnenreihe" der Präsidenten:

 

1.) Gerold Borer (1954-55),

2.) Eugen Schwitter (1956),

3.) Fritz Landolt, Seiler (1952-58),

4.) Alfons Hophan (1959-60),

5.) Erwin Schwitter (1961-65),

6.) Hermann Mathis (1960),

7.) Eugen Felber (1967-69),

8.) Hermann Tschudi (1970-72),

9.) Hans Simon (1973-77),

10.) Watter Lehmann (1978-80),

11.) FritzZentner (1981-86),

12.) Walter Schifferle (1987- 91),

13.) Christian Schüpbach a. i. (1992),

14.) Fredi Emminger a.i. (1993),

15.) Evelyne Müller (1994-96),

16.) Martin Scheurer (1997-98),

17. Heidi Stucki (1999-2002)

und 18. Fredo Landolt (ab 2003)

 

,,Wahrzeichen" der ,,Lällenen" und Später auch ,,Lällinnen" ist der jährlich wiederkehrende ,,Lällikönig", der die ,,Schwertgäste" begrüsst! Dort sieht man ihn schon von weitem wie er seine ,,Lälle" herausstreckt und alle die vorbeigehen,,auslällt", was sonst eine strafbare Handlung wäre! ,,Lingua exserere" ist der richtige Terminus.

 

Aus der,,Lälli Brüeder Clique" ist die ,,Lälli Clique" geworden mit ihren tausend Einfällen und ldeen. Ob Sie zum ,,Morgästraich" nach ,,Baasel" pilgerten und ihre Karre stehen blieb, ob sie mir,,Guggämusig" nach Andermatt weekendeten, ob sie die Narren am Hochrhein in Bad Säckingen besuchten...ob sie als Appenzellerformation dibidäbiten und juhuiten, ob sie ideenreiche den Cliquenabend moderierten oder sonstwie figiigäguügelten... Lällenen sind Lällinnen, was immer sie hochnehmen, ist ihnen im Voraus schon verziehen. 50 Jahre , ein halbes Jahrhundert treiben sie ihr Wesen in Oberbekleidung in der Näfelser Fasnachts-Unterwelt! Man sagte schon, sie seien die feinsten und hochnäsigsten unter den Masch- gern. Das stimmt nicht, sie tragen die Nase hoch, weil es so bequemer ist, die Schnuder- nase hinaufzuziehen. Und sie machen eigentlich dazu im Ensemble nur Musik, damit man das Schnudernasenhinaufziehen nicht hört.

 

So mögen sie alle ihre Lälle jeweils an der Fasnacht wacker herausstrecken, allen,  die es verdient haben, allen, die es ertragen und lustig finden und allen, die begriffen haben, dass die hochheiligen Fasnachtstage jeweils eine närrische Jahrezeit sind, wo die Uhren anders gehen und die Gesetze verkehrt herum laufen.  So steckt doch alle für die Jubiläumsauf- nahme schön manierlich euere Lällen heraus, damit es auch in weitern fünfzig Jahren zum 100. Lällijahr etwas zu lachen gibt. Und hoffentlich rätscht ihr mit der ,,Lällirätschä"l auch munter weiter, damit auskommt, was auskommen rnuss!

Herzliche närrische und ausgelassene Glückwunsche allen heutigen Lällenen, auch im fröhlichen Andenken an jene unvergessenen Lällenen, die im letzten halben Jahrhundert zur Fröhlichkeit und fasnächtlichen Ausgelassenheit beigetragen haben. Nach dem Motto: ,,Alles, was uns nicht gefällt, wird sehr ernsthaft ausgelällt!"

 

Mit herausgestreckter Lälle: Euer ehemaliger Lälli Hans Ueli lrdorf

 

Drei "Lällenen" beim Foto Shooting: v.l.n.r. Erwin Schwitter (Lällirätschä), Hans Kennel(Lällifigur vor dem "Schwert") und Hans Simon (Hotelier zum Schwert).
Drei "Lällenen" beim Foto Shooting: v.l.n.r. Erwin Schwitter (Lällirätschä), Hans Kennel(Lällifigur vor dem "Schwert") und Hans Simon (Hotelier zum Schwert).

Donnerstag, 9. Februar 2017 / 6

 

Nichts geht über einen guten Kaffee

oder

...und wänn's dr Pfarer nüd mag liidä,

so gänd-em ä-n-alti Kaffimüli z'triibä... (1)

 

  „Der Kaffee muss heiss sein wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel, süss wie die Liebe….“  Dieses Anforderungsprofil für Kaffee  wird Charles Maurice Talleyrand-Périgord zugeschrieben. Der französische Staatsmann (1754-1838), der an manchem Staatsbankett teilgenommen hatte, dürfte daher wohl  manchen Kaffee getrunken haben.

 

Wer das Glück hat, jeweils auf dem Weg zu Arbeit oder zurück an einer Kaffeerösterei vor- beigehen zu müssen, weiss wie betörend frischer Kaffeeduft die Umgebung erfüllt. Man zieht das Aroma in sich hinein.  Wenn man der alten Legende glauben darf, ist der Kaffee bei einem Waldbrand in Abessinien entdeckt worden. Vom Feuer der abbrennenden Kaf- feebäume angesengt, sollen die Winde den köstlichen Duft der „naturgerösteten“ Kaffee- bohnen verbreitet haben. Offenbar überwanden die Ein-geborenen die Angst vor dem Feu- er und entdeckten die kleinen, in der Hitze auf-knackenden, kleinen Gebilde, von denen das betörende Aroma ausging.

 

Wer kennt nicht den Duft des Kaffees in den Hotelgängen, denen entlang man den Weg in die  Frühstückhalle findet und in einer Atmosphäre vielsprachiger „Good morning!“, „Bon- jour, mössiööö!“, „Buon giorno!“ und „Juten Tach!“ zum Buffet schreitet, den Teller in der Hand, Ausschau haltend nach den Leckerbissen, die sich dartun. Im Hintergrund vernimmt man das Klingeln und Klappern der Tässchen und Löffelchen, der bereits frühstückenden Gäste. Gelegentlich wird die Kaffeewolke verdrängt durch das verführerische Fluidum vor- beirauschender Damen, mit dem sie sich eben erst im Badezimmer umgeben haben, als ob es gälte, mit Insektiziden Ungeziefer fernzuhalten oder aber Männer anzulocken.

 

Ganz anders ist da der Duft nach Kaffee in älteren Altersheimen in Österreich oder Süd- deutschland oder in schweizerischen Spitälern. Es riecht dort manchmal, als ob in grossen Waschhafen Milchkaffee aufgewärmt worden sei und erinnert bisweilen an die Zeit, als Zichorie für die mangelnden Bohnen einspringen musste. In meinem Geruchsgedächtnis noch vorhanden ist der alle Gänge durchdringende Kaffeegeruch im Alterheim meines Dor- fes. Als Knabe hatte ich dort dem Hausgeistlichen jeweils morgens in der Frühmesse zu mi- nistrieren. Nach dem Gottesdienst musste ich die Duftwelle durchschreiten, die nach frisch aufgewärmten Milchkaffee, mehr nach Milch als nach Kaffee, roch. Ähnliche Duftkompo-nenten haften in der Erinnerung an die Kasernenkantine in der Rekrutenschule und später in den Frühstückräumen bei Wiederholungskursen. Unvergesslich: die grossen weissen „Chacheli“. Unvergessen ist der „Älplerkaffee“, vor allem seine Machart. Ein Fünzigrappen- stück wurde in ein „Chacheli“ gelegt, dann Kaffee darüber gegossen, bis man den „Fünfzi- ger“ nicht mehr sah. Schliesslich wurde Schnaps nachgeschüttet, bis das Geldstück wieder gesehen werden konnte. So habe ein „Älplerkaffi“ zu sein…

 

Wissen Sie, ich mag es über den Teufel nicht leiden, wenn jemand den Kaffee schlürft. Nicht die optische Erscheinung des Schlürfenden regt mich auf, sondern das Schlürfen als Begleitgeräusch. Es erinnert mich an das Ablaufrohr eines Bergbrunnens. Dort tönt ein schlürfender Sog den ganzen Sommer lang und zieht das Wasser in das schwarze Loch hinab. Das hört sich an wie Furzen und Gorbsen (Verzeihung, es tönt wirklich so). Das Kaf- feeschlürfen hat aber sehr wohl seinen Grund. Der letzte Kaffeeschlürfer, den ich beobach- tet habe, hielt in der Linken das Untertellerchen, hob mir der Rechten das Tässchen und streckte dabei den kleinen Finger gerade aus, führte das Tässchen vorsichtig zum Mund und begann schimpansenähnlich mit vorgeschirmten Lippen ... eben zu schlürfen, nicht weil ihm Schlürfen Vergnügen bereitete, sondern weil der Kaffee so höllisch heiss war. Da die Temperatur auch für das Schlürfen zu hoch war, begann der Betreffende mit einem Löffeli den Kaffee umzurühren. Da auch dies offenbar zu wenig half, blies er mit vollen Backen auf die Kaffeeoberfläche,  als ob er ein Feuer anfachen sollte, aber nach dem Motto: Jeder sei- ne eigene Kühlanlage.

 

Dem Kaffee wird seit seiner Entdeckung eine positive Wirkung zugeschrieben. Koffein soll auf das Nervensystem sowie auf die Herz- und Kreislauftätigkeit anre-gend wirken. Kaffee schärfe die Sinne, steigere den Mitteilungsdrang (was „Kaffeekränzchen“ erklären könnte), mache pathetisch-aggressiv und sei deshalb das typische Getränk angriffslustiger Araber und redefreudiger Träumer rund um das Mittelmeer. So stand es kürzlich im Meyer’s Mode- blatt in einem interessanten Exkurs über Kaffee.

 

Wie der Kaffee entdeckt wurde, ist nur in Legenden überliefert. Neben der Waldbrandge- schichte von vorhin, gibt es eine Ziegengeschichte. Angeblich seien die Geissen nach dem Verzehr der rötlichbraunen Beeren vom Kaffeebaum derart leb-haft geworden, dass sie des nachts nicht schlafen wollten. Spät abends hört man ja auch die Menschen klagen: „Ich  törff ä kä Kaffi meh nih, sust chaa-ni nüd schlaaffä!“

 

Als Urheimat des Kaffeebaumes wird die Provinz Kaffa in Abessinien vermutet. Die Äthio- pier hätten den Kaffee auf ihren Kriegszügen etwa ab dem 13. Jahrhundert nach Saudi-Arabien gebracht. Von dort aus soll er seinen Weg nach Mekka gefunden haben und sei durch die vielen Pilger in die ganze islamische Welt verbreitet worden. Erst im 16. Jahrhun- dert habe man den Kaffee in Europa eingeführt. In  Wien, der Hochburg von Kaffeehäusern, sei Kaffee nach der Belagerung durch die Türken aufgekommen und bis ins 19. Jahhundert ein Luxusartikel geblieben.

 

Das berühmte Kaffeearoma ist eine Folge des Röstens. In rotierenden Trommeln werden die Bohnen über 200 Grad Celsius erhitzt. Dadurch laufen komplizierte chemischen Pro- zesse ab. Durch die Zersetzung von Stoffen bei der Sprengung der Bohne entstünden neue Verbindungen, die den Duft erzeugten. Kokain und ätheri-sche Öle seien das Kostbarste in der Bohne. Genaueres weiss man offenbar nicht. Wieso auch ?! Solange der Kaffee mun- det, braucht’s keine weiteren Erklärungen.

 

Im Laufe der Jahrhunderte führte der Kaffee seinen Siegeszug durch die Welt fort. Er wurde Grundlage weit verbreiteter industrieller Herstellung und eines eigentlichen Kaffeehandels. Kaffee ist nicht mehr wegzudenken. In Krisenzeiten, ältere Leserinnen und Leser erinnern sich an den letzten Weltkrieg, wurde miserabler Kaffee hergestellt und aufgetischt. Die gelbblaue gestreifte Zichorien-Kaffee-Packung be-herrschte die Gestelle der damaligen Konviktualiengeschäfte. Sogar bitter-grässlicher Eichelkaffee kam auf den Markt. Heute sind es auserlesene Marken, die europäisch oder gar weltweit bekannt sind. Nicht ver- gessen lasst uns die kleinen, immer noch traditionell produzierenden, leistungsfähigen Kaffeeröstereien in der Schweiz, auch bei uns im Glarnerland. In meiner Heimatgemeinde gab es gar deren drei, eine existiert heute noch.

 

Es geht fast nichts über einen guten Kaffee. Kaffeetrinken ist sogar im Lokalkolorit verhaf- tet. Ausgerechnet den ehrenwerten Oberurnern, denen man sonst „Teefänä“ nachruft, wird nachgesagt, sie würden den Kaffee nie ganz austrinken. „Bisch öppä-n-ä-n-Oberuurner?“ heisst es, wenn man den Kaffee noch „pbödelet“ zurücklässt. Es heisst es aber auch, vom kalten Kaffee werde man schön, und dies nicht nur in Oberurnen…

 

Doch das ist alles „kalter Kaffee“ oder „Schnee von gestern“; heute steht bald in jedem Hause eine Kaffeemaschine oder ein Espressoautomat. Die vertraute Kaffeemühle stand einst in jeder Küche. Kaffeebohnen wurden frisch gemahlen. Das tun heutige Kaffeema-schinen auch. Doch nach der Zeit es „Instant“-Kaffees, man löffelweise aus Gläsern mit Schraubdeckel schöpfte und heisses Wasser darüber goss, kam die Zeit der „Kaffeekap- seln“. Nostalgisch, aber vor allem in Berggasthäusern nach wie vor „in“ sind die hohen Kaffeegläser mit langen Umrührlöffeln. Meist wird darin „Kaffee Lutz“ oder „Kaffi Trääsch“ oder „Kaffi Schnaps“ serviert. Höhepunkt eines solchen Kaffeeerlebnisses bescherte mir einmal ein „Eiskaffee“. Die Aushilfsserviertocher servierte einen „Kaffee Lutz“ mit drei Eiswürfeln!

 

Woher der Unterschied im Glarnerland zwischen einem Kaffee (maskulin) und „äs Kaffi“ (neutrum) kommt, weiss ich nicht. Maskulin ist bei uns höchstens der „Plämpel“, womit fah- ler, dünner Kaffee gemeint ist. Aus dem Sprachgebrauch weitgehend verschwunden ist die Redewendung: „Nach dr Theaaterproob simmer albig zu ds Sigerschtä Mäitli gu schwarz- nä.“ „Schwarznä“ häisst „Kaffee trinken“, gemeint war aber das gesellige und lustige, bis tief in die Nacht hinein dauernde Zusammensein vorwiegend der jungen Laientheaterspielerin- nen und –spieler. Munter Gespräche, Sprüche und viel Gelächter waren wichtiger als das „Schwarznen“ oder letzteres ein Vorwand für die „Schtubetä“. „Chundsch nuch gschnäll ufä inä Schwarzä?“ war die Einladung, ehe man nach Hause ging. Oder: „Nachem Zmitaag hätt’s nuch ä Schwarzä g’gii.“

 

Die „Schwarzner“-Romantik ist heute abgelöst durch raffinierte Kaffeeautomaten in den Selbstbedienungsrestaurant von Coop und Migros oder in gut geführten Spital-Restaurants. Ein ganzes Tableau mit Drucktasten, die sogar über das Angebot an Kaffeearten steigen, bieten sich an: Milchkaffee, Milchkaffee mit Zucker, Espresso, Espresso lungo, Capuccino, Kakao,  Milch, Tee, Latte machiato etc.etc. Entsprechend ist die Geräuschkulisse, je nach Marke: Vom lautstarken Geheul des Kaffeemahlens bis zum metallenen Tuckren, Knacken und Klippern bis zum Einschenkgeräusch und Schaumen ist die Vielfalt der Töne und Ge- räusche die Neuzeit jenseits des knotzernden „Ummätrüllä“ der guten alten hölzernen Kaf- feemühle mit Schublade für den gemahlenen Kaffee.

 

Was in Afrika einst begonnen hat, ist in unseren Haushalten zur Selbstverständlichkeit ge- worden.

 

Und auch das Lesen aus dem „Kaffisatz“ ist längst durch Shiva und andere Fernsehhell- seher abgelöst worden wie das „Kaffisiibli“ auch,

 

Bis bald                                                                                              Ihr Pankraz F.

 

(1)  Diese Kolumen ist  stark überarbeitet und ergänzt woren und im Mai 1997 erschienen in: "Fridolin", Schwanden.

Bilder: https://pixabay.com/de/kaffeebohnen-gebraten-brown-koffein-994824/  und  www..cafe-monty.ch


Donnerstag, 2. Februar 2017 / 5

 

„Ä tumms Muul haa...“

oder

Redeweisen und Hässlichkeiten im Alltag (1)

 

Erst durch unsere Umgangssprache von Mensch zu Mensch gelingt Gemeinschaft und Zu- sammenarbeit. „Was törffs sii?“, fragt die Metzgersfrau hinter der Auslage: „Drüü Viärlig Ghaggets, bitte!“ - „Äs isch ächlä meh, macht’s nüüt?“. So wickelt sich ein Verkaufsvorgang mit Anfrage, Bestellung, Rückfrage und Einverständnis ab.

 

Sprache ist aber auch Ausdrucksmittel für Behagen oder Unbehagen, Einverständnis oder Ablehnung, Lob und Kritik.

 

Ein prominenter Mitmensch pflegte jeweils zu sagen, wenn er vom Stammtisch aufstand: „Adiä, zämä! Heee, sind ächlä gnäädig, hä!“ und ging. Er meinte damit die übliche Gewohn- heit der Stammtischrunde, nachdem der Gast gegangen war, über ihn loszuziehen und ihn meist kritisch „durchzunehmen“.

 

Noch ausgeprägter werden Leute qualifiziert bei Gesellschaftsanlässen oder bei Besuchen im kleineren Kreise. Bei solcher Gelegenheit habe ich mal meine Ohren gespitzt und darauf geachtet, welcher Redensweisen wir uns bedienen, wenn wir lieblos andere Menschen „durchnehmen“.

 

Menschen, die „ds Muul nüd im Sagg händ“, bezichtigt man, sie hätten „ds Muul off“ oder  „di ganz Ziit ä Tummi“, weniger Zartbeseitete meinen „ä tummi Schnurä“. Über Dritte, die es wagen, sich kritisch zu äussern, heisst es dann „de tüänd anänand nu z  Muul vrläärä“. Ge- meint ist reklamieren. Eher in die Schublade der Jammerer kommen jene, die „nüüt as immer öppis z änzä und z chiänä händ“.

 

Wird jemand geschildert, der seinen Unmut über einen Dritten zum Ausdruck gebracht hat, sagt man „deer hätt ä kä guäts Haar an-em luu.“  Wer hingegen - besonders gern bei weib- lichen Personen - „Haar ä dä Zänd hätt“, gilt als resolut, böse, steitsüchtig oder sonstwie mühsam im Dialog.

 

Das „Duränih“ anderer Menschen nennt man auch „durähächlä“.  Jemandem etwas Nega- tives nachsagen, gilt als „aaschwerzä“. Immerhin soll dieses Anschwärzen auf einen Fas- nachtsbrauch zurückgehen. Wem es am Schmutzigen Donnerstag gelang, „äs Möggli Grauchets“ (geräuchertes Fleisch) aus dem Kamin zu stehlen, der durfte dieses im Kolle- genkreis verspeisen. Meist wurde der Bestohlene ahnungslos auch dazu eingeladen. War das gestohlene Schweinefleisch „rübis und stübis“ aufgegessen, wurde der Bestohlene informiert und ausgelacht. Wurde aber der „Chämischelm“ beim Stehlen erwischt, hatte er seine Beute abzugeben und man schwärzte sein Gesicht mit dem Russ der damaligen Pfannen, die im Kochherd auf der Unterseite schwarz geworden waren.  Jedermann wuss- te, dass der „Angeschwärzte“ ein ertappter Dieb war. „Aaschwärzä“ bedeutet im heutigen Sprachgebrauch auch jemand „verpfeifen“, „schlecht hinstellen“ heissen.

 

Geizige Leute, meist Männer,  bezeichnete man als „Giiznäpper“ oder „Giizchragä“, geizig galt als „hebig“, „ä hebigs Wiibervolch“ bezeichnete hingegen die Manie einer  Frau, die zu  „huussli“ (zu hauslich oder sparsam) war.

 

Wie schnell sich die Sprache wandelt, zeigt die Qualifikation „deer hätt äs Redli zviil“, mei- stens quittiert von „jaja, abr nüd nu äis!“. Gemeint waren „Spinner“, Leute, die nicht der Norm entsprachen oder sich nicht „normal“ verhielten. Später wich diese Redeweise der folgenden: „Deer hätt ä Schprung i-dr Schüsslä“ oder „Deer isch ächlä aatätscht!“. Gele- gentlich hörte man auch: „Deer händ-s’ z häiss pbadet!“ oder „Deer isch nüd ganz pbachä!“. oder „... nüd ganz hundert!“ Heute hat man einen „Knall“! Und wer früher „ä-n-Eggä-n-ap“ hatte, hat neuerdings „ä Wand dussä!“. Leute, deren Verhalten nicht verstanden wird, sind „hirni-amputiärt“ oder „hirni-rissig“. Vornehmer ist die rhetorische Gegenfrage: „Gaht’s ä demm äigetli nuuch?!“

 

Frauen, denen man nymphomanische Züge nachsagte, hatten ein „wiisses Milzi“, hingegen waren Männer, die ihre Männlichkeit gar freizügig auslebten, „allpott i allnä Näschter innä“.

 

Wem charakterliche Integrität abgesprochen wurde, der war „nüd suuber um ds Niärä- schtugg ummä“. Feiglinge sind Leute, „wo dr nüd i ds Gsicht inä chänd sägä, was si mäi-

ned.“ oder sonstwie „käs Muul uuftuänd“. Heuchler „höfäled“ und „schwarwänzled“, sind „hääl“, bis sie erreicht haben, was sie wollen. („Hääl“ ist auch das Glatteis.) Als hinterhältig und unehrlich gelten die „Hinderrüggsler“, die nur „hindänummä“ redeten.

 

Über Einzelpersonen, von denen es nicht viel zu sagen gab, hiess es „deer wiirt schu rächt sii. Mä kört ämal nüüt vun-em.“ Untadelig war also der, der sich ruhig verhielt, durch nichts auffiel und von dem man „nichts“ hörte. Offenbar war das Gegenteil von „nichts“ etwas Ne- gatives, das - wie man sagt -„zu reden gab“. Die Nuance führt aber über eine kleine Ände- rung der Redensart zu einem anderen Sinn, wenn es so tönt: „Mä kört ämal nüüt Guäts vun-em.“  „Nichts Gutes“ meint in der Negativform „Schlechtes“.

 

Beim Tratsch dreier Frauen auf dem Trottoir, meinte eine, als das  Elfuhr-Läuten einsetzte: „Ich muäs tängg wäidli häi gu chochä, sust tuät dä Miinä wider we-nä Näärschä!“ Damit  gemeint war „wie ein Irrer“. „Ä näärschä Chäib“ kann aber auch ein cholerischer Chef, ein waghalsiger Bergsteiger, ein ekliger Instruktionsoffizier oder ein Autoraser sein.

 

Eine Art Dummkopf ist der „Lappi“, der „glappet Seppi“ war ein Bub, der wie man heute sa- gen würde „bedingt bildungsfähig“ war, „ä-n-arems Chind“ meinte ein geistig behindertes Kind. „Ä Güänggi“ war ein Einfaltspinsel, der laufend dumme Streiche spielte, der „Gaggä- laari“ ein dummer Schwätzer oder auch ein unordentlicher „Schlufi“ oder „Schlampi“, auf den man sich nicht verlassen oder höchstens über ihn ärgern konnte. Schimpfte ein Älpler: „Welä Gaggälari hätt pBlegi wider nüd zuätuä? Etz sim-mer wider alli Rindli vrloffä!“ „Blegi“ ist die Strassensperre mit Rundhölzen, die man zur Seite schiebt, bis das Auto die Stelle passiert hat. Schliesst man die „Blegi“ nachher nicht, suchen die Rinder das Weite. „Blegenen“ sind wohl auch deshalb heute durch „Weideroste“ ersetzt worden.

 

Die Ausdrucksweisen wie wir Menschen unsere Emotionen und Wertungen ausdrücken, sind ein Gradmesser nicht nur für unsere Gesprächskultur, sondern auch für die eigenen Projektionen eigener Frustrationen und Erbärmlichkeiten. Vielleicht  ist die Kritikfreudigkeit in Abwesenheit des Gemeinten eine Form sozialer Kontrolle und eine Form von Neidbe- wältigung. Der Neid im Glarnerland soll ja noch älter sein als der Föhn.

Jetzt reicht’s aber! Ich höre auf, nu „ä Tummi z haa!“

Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

(1) Überarbeitete Fassung meiner Kolumne im "Fridolin", Schwanden Nr, 34 17. August 2008, Frontpage


Donnerstag, 26. Januar 2017 / 4

Dreimal Kultur : Nestroy? oder Joubert? oder Carducci ?

   Joseph Joubert 1754-1824        Joh. Nepomuk Nestroy 1801-62    Giosué Carducci 1835-1907

 

Kultur beginnt im eigenen Herzen

 oder

 Kultur hält uns zusammen (1)

 

Über den Begriff „Kultur“ lässt sich trefflich streiten. Ungezählte, gescheite Leute rund um den Globus haben „Kultur“ definiert. In guten Lexika breiten sich seitenweise Abhandlungen aus von „Ackerbau“ bis „Zivilisation“. Es gibt eine Kultur der Arbeit, der Freizeit, der schö- nen Künste, der sittlichen Ordnungen und der Weltanschauung.

  

Erst bei engerem Fokus bringen wir etwa zusammen, was „Glarnerische Kultur“ sein könn- te. Wir unterscheiden uns durch unsere Mundart, pflegen eigenes Brauchtum, haben eine eigene Geschichte, eigene politische Kultur mit der Landsgemeinde, eigene Produkte von der „Anggäzältä“ bis zur „Zigerbruut“. Weiter:  „Biräbroot“, „Öpfelbeggäli“,  „Glaarner Pasch-teetä“,  „Glaarner Chalberwüürscht“. Das Glarner Wappen selber mit Sankt Fridolin ist der unverwechselbare Code unserer historischen Herkunft.

 

Je länger man fragt, was denn Kultur sei,  desto schwieriger wird es,  „Kultur“ unter einen Nenner zu bringen. Ein Sarkast meinte, der Unterschied zwischen seiner Heimatstadt und Joghurt sei nur, dass Joghurt eine aktive, lebendige Kultur habe.

 

Der Kanton Glarus hat ein „Gesetz über die Förderung des kulturellen Lebens“. Beschlos- sen am 7. Mai 1972 im „Ring“. Seltsam, ein Jahr nach der Einführung des Frauenstimm- rechts im Kanton Glarus!  Wie recht da Giosué Carducci, italienischer Lyriker (1835 - 1907)  haben könnte, wenn er sagt: „Die Zivilisation eines Landes erkennt man an den Männern, die Kultur an den Frauen.“ Dennoch ist in der „Kulturkommission“ nur eine einzige Frau. Diese Instanz präsidiert der jeweilige Bildungsdirektor. Mitglieder: der Leiter der Musikschu- le Glarus, ein Prorektor der Kantonsschule, ein ETH-Professor, ein Arzt, ein Fabrikant und eben eine Kulturschaffende Dame. Aktuar ist der Beauftragte für Kulturför derung. Kultur-förderung heisst im Klartext Geld verteilen. Dieses kommt  aus Krediten des Landrates, Erträgen der Interkantonalen Landes-Lotterie und einer Stiftung, sowie aus frei- willigen Beiträgen, Schenkungen und Vermächtnissen. (Art. 2)

 

Neun Verteilungsmöglichkeiten sind gesetzlich mit Art. 4 eingeräumt: 1. Der Glarner Kultur- preis „zur Auszeichnung von Personen oder Institutionen, die sich um das kulturelle Leben des Kantons verdient gemacht haben“, 2. Förderpreise, 3. Anschaffung und Erhaltung von wertvollem Kulturgut, ferner Beiträge an 4. wissenschaftliche Arbeiten, 5. glarnerisches Kunstschaffen, 6. künsterlischen Schmuck öffentlicher Gebäude, 7. kulturelle Institutionen, 8. bedeutende kulturelle Veranstaltungen und 9. Bestrebungen zur Pflege von Mundart und Brauchtum.

 

Der Regierungsrat entscheidet auf Antrag der Kulturkommission. Was alles unter „Kultur“ zu verstehen ist, ist allerdings nicht definiert und dem Ermessen und der Kompetenz der K

 

Kürzlich fand eine Kulturpreisverleihung in einer Glarner Gemeinde statt. Der Gemeinderat bestimmt in eigener Kompetenz, wem er diese Auszeichnung zusprechen will. Allerdings ist diese Vergabe nur ideell und mit keinerlei Geldbeiträgen verbunden. Ein Urkunde, eine klei- ne Skulptur (Bergkristall) und eine künstlerisch gestaltete Anstecknadel werden in feierli- chem Rahmen übergeben.

 

Dabei meinte der Geehrte: „...Kultur in einem Dorf ist alles, was die Menschen freut und das Zusammenleben schöner macht. Voraussetzung dazu sind der Respekt vor dem Mit- menschen, vor der Kreatur, der Natur und allem, was unser Dorf überhaupt ausmacht. Noch besser, wenn zum Respekt auch die Liebe zu den Mitlandleuten, den Sachen und dem, was wir in unserem Dorfe sind, dazukommt."

 

Natürlich gilt das überall auf der Welt. Aber wir sind und leben hier an diesem Ort und im schönen Glarnerland. Es ist viel einfacher für die armen Kinder in Afrika zu jammern, zu sammeln und wohltätig zu sein, als den Nachbarn, den politischen Gegner, den geschäft-lichen Konkurrenten oder einfach den, der mehr als man selber hat, zu akzeptieren und gern zu haben. Neid und Missgunst sind „Einwohner“, die nicht von sich aus aus dem Dorf wegziehen und sich schneller niederlassen als man meint.

 

Gewöhnlich versteht man unter „Kultur“ die schönen Künste: Musik, Malerei, Poesie, Archi-tektur etc... Im Dorf gibt es viele „Kulturen“: Der Umgang in der eigenen Familie, wie man lebt, sich kleidet, isst, spricht... Das organisierte Gemeindeleben, das ursprünglich zentral von den Kirchen ausging wie Lesen und Schreiben, Schulen, Armenwesen, Krankenpflege, Vereine, Brauchtum.  Sukzessive hat sich der Staat emanzipiert und eine um die andere Aufgabe übernommen: die Schulen, das Krankenwesen, das Brauchtum..

 

Die kleine Welt des Dorfes ist schon lange globalisiert worden, ehe man von Globalisierung im heutigen Sinn als weltweites Wirtschaften sprach. Die Menschen sind mobiler geworden, die Verkehrsverbindungen schneller, der Aktionsradius grösser. Printmedien und vor allem elektronische Medien haben das Dorf verschwinden lassen.

 

Deshalb ist die Kultur eines Dorfes schützenswert geworden. Um zu verhindern, dass wir eine tote Schlafgemeinde werden oder eine Menschenansammlung, in der sich keiner mehr etwas angeht und jeder nur für sich selber schaut, aber auf seinem Egotrip dennoch nicht zufrieden wird.

 

Mit dem Kulturpreis gibt der Gemeinderat Gegensteuer, weist darauf hin, was in einem Dorf wertvoll sein könnte, Freude machen kann und uns vielleicht von anderen unterscheidet. Ich beglückwünsche den Gemeinderat, der über seinen Finanzhaushalt, das Strassen-wesen, die Wasser-, Strom- und Gasversorgung hinaus aufzeigt, was noch gepflegt werden müsste.

 

Meine Sehnsucht ist gross, dass wir erkennen könnten, dass alles was wir denken, die Ge- samtheit des Dorfes beeinflusst. Was wir tun und denken ist letztlich für alle von Gutem oder von Schlechtem. Würde dieses Bewusstsein unsere Dorfgemeinschaft erfassen, ver- spürten wir mehr gemeinsame Verantwortung. Was einer schlecht macht, ist für alle schlecht, was einer gut macht, für alle gut. Wir haben das Bewusstsein für das Kollektiv allmählich vergessen. Kultur, in was für einer Form auch immer, bringt etwas davon zurück. Deshalb ist die Stossrichtung des Gemeinderates richtig,  weil er Einzelpersonen für das ehrt, was nach seiner Meinung für die Gemeinschaft förderlich ist. Deshalb ist es auch rich- tig, dass es bei der Ehre bleibt und nicht mit Geld verbunden ist. Ehre ist Ausdruck der Ach- tung und Anerkennung. Man bringt sie jemanden entgegen, dem man persönlichen und sittlichen Wert beimisst. Der Kulturpreis ist Ausdruck einer Wertung. Er ist aber nur soviel wert, als er die Akzeptanz der Einwohnermehrheit hat. Wenn dem so ist, freuen sich die Leute, freut sich nicht nur der, der ihn bekommt.

 

Und wenn es – wie eben gesagt – zutrifft, dass das, was einer macht, für alle eine Auswir- kung hat, so löst der Gemeinderat mit dem Kulturpreis eine Wirkung für alle aus. Kultur in einem Dorf ist wie frische Luft, klares Wasser und Sonnenschein. Kultur macht gesünder...“

 

So gesehen haben beide recht: Johann Nepomuk Nestroy (1801-1862) „Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.“ und der französische Moralist Joseph Joubert (1754-1824) : „Kultur ist das unsichtbare Band, das die Dinge zusammenhält.“

 

Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

(1) Publiziert in: "Fridolin", Schwanden, 11. November 2004, Frontpage.

 

PS: Mittlerweile sind ein gutes Dutzend Jahre vergangen. Ich halte immer noch an den obi- gen Überlegungen und Feststellungen fest. Nur - seit der Gemeindefusion ist der "Kultur- raum" des Dorfes zum "Kulturraum" der Gemeinde (mit acht Dörfern) geworden. Glarus Nord hat sogar einen "Kulturartikel" von der Gemeindeversammlung ergänzt. Eine Kultur-kommission ist bestimmt worden, eine Publikation "Kultur" ist erschienen und zwei Talente wurden als Empfänger für einen Kulturpreis bestimmt. Sind es Auszeichnungen, die "im eigenen Herzen beginnen" und / oder "die uns zusammenhalten"? 

 


Donnerstag, 19. Januar 2017 / 3

Hilarius (rechts) ist Hauptpatron der Näfelser Pfarrkirche, Fridolin(links) ist Ko-Patron. Die Statuen von Johann Friedrich Vollmar sind 2 Meter 40 hoch. (Foto: Karl Braun, Bad Säckingen)
Hilarius (rechts) ist Hauptpatron der Näfelser Pfarrkirche, Fridolin(links) ist Ko-Patron. Die Statuen von Johann Friedrich Vollmar sind 2 Meter 40 hoch. (Foto: Karl Braun, Bad Säckingen)

 

Hilarius zweiter Landespatron neben Fridolin

 oder

 Als es noch eine „Winterchilbi“ in Glarus gab (1)

  

Eigentlich wäre am nächsten Sonntag in Glarus „Winterchilbi“.   Allerdings schrieb  der evangelisch-reformierte Pfarrer Dr. Ernst Buss, der im Jahr 1900 die Schrift „Die religiösen und weltlichen Festbräuche im Kanton Glarus“ herausgab,  schon damals zur „Winterchilbi“: „Sie hat freilich ihr einstige Wichtigkeit längst verloren.  Eine eigentliche Feier findet nicht mehr statt. Doch erinnert man sich jeweilen daran, dass jetzt eigentlich Winterkirchweih wäre.“

 

Ursprung war der Hilariustag. Buss führte weiter aus: „Der 13. Januar ist das Patrozinium des Hilarius, des zweiten Schutzheiligen des Glarnerlandes und Patrons der Stadtkirche von Glarus, und bringt den Katholischen eine besondere Messe zu Ehren desselben.“  (Patrozinium meint die Schutzherrschaft eines Patrons oder einer Patronin über eine Kir- che, ein Spital, eine Schule o.ä. Patrozinium meint auch das Hochfest für den Heiligen, dem eine Kirche geweiht ist. Heute wird der Begriff „Patronat“ (z.B. über eine Schützenfest, eine Sportveranstaltung, eine Jubiläumsfest…) verwendet.) . Die Stadtkirche Glarus hat zwei Patrone. Hauptpatron ist Fridolin, Ko-Patron Hilarius.

 

Alle Kilbenen im Kanton hatten einen „Fäller“, einen Stichtag oder Namenstag eines be- stimmten Heiligen. Immer am Sonntag danach war im Dorf Kilbi. Dieser Tag war also der „Chilbifäller“, nach dem sich die „Chilbi“ richten musste. Der Hilariustag am 13. Januar war der „Chilbifäller“ für die „Winterchilbi“.  Dass Aussergewöhnliche war eine „Chilbi“ im Winter. Offenbar feierten und vergnügten sich die Menschen an diesem Tag. Buss fährt fort: „Als Nachklang der einst damit verbundenen Lustbarkeiten ist nur die Sitte zu betrachten, dass Lesegesellschaften, Choralsängervereine u.dgl. ihre Jahresfeier gern auf diesen Tag verle- gen und dass, wenn Weg und Wetter es ermöglichen, auf eben diesen Tag gemeinsame Schlittenpartien in benachbarte Ortschaften unternommen wurden."

 

Im „Historisch-geographisch-statistischen Gemälde der Schweiz“ (Kanton Glarus) von Os- wald Heer und J.J. Blumer-Heer ist der Brauch 1846 mit einem lapidaren Satz festgehalten: „In Glarus wird ausser der Sommerkilbi, noch eine Winterkilbi, nämlich am Sonntag nach Hilarius Tag, als Patronatsfest, gefeiert. Häufig werden dann grosse Schlittenparthien in die benachbarten Dörfer veranstaltet.“ (S. 302)

 

Georg Thürer erwähnt Hilarius und das Hilairusfest in seiner „Kultur des alten Landes Gla- rus“ (1935) ein einziges Mal: „Übrigens waren die Reformierten seit 1529 verpflichtet, die Namenstag von St. Fridolin und St. Hilarius, dem Nebenpatron, festlich zu begehen, was sich erst Ende des 18. Jahrhunderts rechtlich änderte.“

 

Belegt sein soll dies im ersten Landesvertrag von 21. November 1564. Als Feiertage sind dort festgehalten: „Die Feiertage sollen nach dem ergangenen Mandate gehalten werden, desgleichen de Auffahrt,  Fronleichnam, St. Fridolin, St. Hilarius und Allerheiligen Tag, auch soll die Näfelser Fahrt wie von alters her begangen werden…“

 

Stellt sich die Frage, warum Fridolin und Hilarius oft gemeinsam genannt werden. Immerhin werden sie uns jährlich im Fahrtsbrief vorgetragen als „hochgelopten  himelsfürsten sant Fridli und sant Hilarien“. Sie standen in der Stadtkirche zu Glarus, als diese im Zeichen des Simultaneums beiden Konfessionen noch gemeinsam benutzt wurden, links und rechts des Hauptaltars (heute nicht mehr vorhanden). In der Näfelser Kirche  flankieren sie das Hoch- altarbild.(2) Sie stehen original als Statuen-Paar im Freulerpalast (Kopien sind in der katholi- schen Kirche Netstal).

 

Doch wie kommt das Glarnerland zu diesen zwei Gestalten, die im 4. Und 6. Jahrhunderten lebten? Hilarius wurde um 315 in Poitiers (Frankreich) geboren und starb daselbst 367 im Alter von 52 Jahren. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, studierte wie üblich, Phi- losophie und Rhetorik, um dann römischer Beamter zu werden. 345 liess er sich mit Frau und Tochter Afra taufen. Bereits fünf Jahre später wählte ihn die kleine christliche Gemein- de von Pictavium (Poitiers) zu ihrem Bischof. Er war der erste Bischof von Poitiers, der na- mentlich bekannt ist. In dieser Eigenschaft taufte er 351 den gleichaltrigen, damals 35-jähr- igen Martin von Tours, einer der berühmtesten europäischen Heiligen, der meist abgebildet ist wie er seinen Mantel mit einem Armen teilt. Dieser gründete in Ligugé das erste Kloster in Europa.

 

Hilarius selbst wurde bekannt durch seine Rolle im Streit mit den Arianern. Diese vertraten u.a. die Ansicht, der Vater allein seit Gott, im Gegensatz zu den Trinitariern, die theologisch die Dreifaltigkeit Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) verfochten. Hilarius als deren her- ausragendster Vertreter exponierte sich derart, dass ihn 356 Kaiser Constantin II. nach Phrygien (heute Türkei) in die Verbannung schickte. Dort schrieb er an seinem Hauptwerk „De Trinitate“ (Über die Dreifaltigkeit). Er kehrte um 360 wieder nach Poitiers zurück und setzte sich damit unter veränderten kirchenpolitischen Verhältnissen durch. Hilarius starb 367. 1851 wurde er von Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer erklärt. Hilarius gilt als Schutzpa- tron von Poitiers, La Rochelle und Luçon; mit Fridolin des Kantons Glarus, schwächlicher Kinder und gegen Schlangenbisse.

 

Nach der Legende stiess Sankt Fridolin, ein irischer Mönch, auf das Grab des Hilarius in Poitiers, wurde dort Abt und hatte die Vision und den Auftrag des Hilarius, auf einer bestimmten Rheininsel ein Kloster zu errichten.(Säckingen)

 

In der Fridolin-Ursus-Legende erfährt man wie das Land Glarus als Erbschaft an dieses Kloster ging. Glarus war bis 1395 der Äbtissin von Säckingen untertan, blieb geistig mit der Fridolinsstadt verbunden. Traditionell wurden auch dort Fridolin und Hilarius als Schutzpa- trone genannt. Die Austausche zwischen Säckingen und Glarus lebten weiter druch Wall-

fahrten, durch die ungezählten Glarner Buben, die "Fridolin" getauf wurden und durch das

Glarner Wappen mit dem Sant Fridli. Näfels gründetet 1988 mit Bad Säckingen Partner-

schaft. Gegenseitige Besuche durch Delegationen am Fridolinsfest, das man in Bad Säckingen "Fridlini" nennt (Sonntag nach dem 6. März, Fridlistag) oder an die Näfelser Fahrt werden gepflegt. Getaufte Hilaris gibt es heute, gemäss Telefonbuch, fast nur noch eine Handvoll im Glarnerland. (In Nàfels sind es  derzeit noch drei.) Doch die Erinnerung an dieses Stück Kultur lebte noch lange fort.

 

Eigentlich wäre am nächsten Sonntag Hilariustag und "Fäller" für die Winterchilbi. Daram sei wieder einmal erinnert.

Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

(1) Publiziert im "Fridolin", Nr. 2, 10. Januar 2015, S.10 f.

(2) In Näfels wird das Patrozinium nach wie vor feierlich begangen mit einem Hochamt umrahmt durch eine gesungene Messe durch den Cäcilienchor. Ein Festprediger wird eingeladen. Nachmittags ist gesungene Vesper mit anschliessendem fröhlichem Nachtessen der Dekanatsversammlung im "Hilarisaal". Die FGN (Freunde der Geschichte von Näfels) halten mittags ihr traditionelles "Hilari-Essen" im Hotel Schwert.

Nachsatz: Am Hilariusfest 2000 zulebrierten Bischof Albert Rouet, Poitiers, der letzte Nachfolger des heiligen Hilarius von Poitiers, und Bischof Amédée Grab OSB, Chur, in der Pfarrkirche Näfels ein Hochamt. Anschliessend fand ein Bankett im Saal des Hotel Schwert statt. Im Jahr danach reiste eine 40-köpfige Delegation aus Näfels nach Poitiers zum Gegenbesuch. 

 

Dieses Medaillon überbrachte Bischof Albert Rouet anlässlich seines Besuches in Näfels am Hilariusfest 2000.. (Privatbesitz Fridolin Hauser)
Dieses Medaillon überbrachte Bischof Albert Rouet anlässlich seines Besuches in Näfels am Hilariusfest 2000.. (Privatbesitz Fridolin Hauser)

 

Am Hilariussonntag 16. Januar 2000 war der Bischof von Poitiers, Msgr. Albert Rouet, in Näfels zu Gast und zelebrierte mi^t Bischof Amédée Grab OSB, Bischof von Chur das Hochamt.

Archivbild: Einzug der Geistlichen aus dem Pfarrhaus in die Hilariuskirche: v.l.n.r.: Pfarrer Thomas Rellstab, Oberurnen, Domherr, Dekan und Kaplan im Ruhestand Jakob Fäh, Näfels,  Pfarrer Martin Mätzler, Näfels (Gastgeber) Bischof Amédée Grab OSB, CHur, Bischof Albert Rouet, Poitiers (F), Br. Michael M. Josuran, OFM, Franziskanerkloster Näfels.

Der Besuch mit Bischof Albert Rouet wurde am Fridlinifest 1998 in Bad Säckin- gen eingefädelt. Der Bischof reiste mit dem TGV am Samstag an, übernachtete im Pfarrhaus, nahm am Bankett im Schwert teil und reiste am gelichen Tag

wieder ab. 

 

 

 

Der erste Bischof von Poitiers, Hilarius, als Statue, und der amtierende Bischof von Poitiers Msgr. Albert Rouet in der Hilarius-

kirche Näfels.

Bischof Albert Rouet ist der direkte und letzte Nachfolger von Hilarius.

Ein historische einmaliges Bild.

 

Im Jahr darauf, 2001, reiste eine 40-köpfige Delegation aus Näfels nach

Poitiers (F) und wurde vom Bischof empfangen.

 

(Fotos: Privatarchiv Fridolin Hauser)

 


Donnerstag, 12. Januar 2017 / 2

 

http://ideenreise.blogspot.ch/2015/09/spielfeld-mein-korper-fur-daz.html
http://ideenreise.blogspot.ch/2015/09/spielfeld-mein-korper-fur-daz.html

 

Der menschliche Körper als sprachlicher Fundus

oder

Sprüche aus nächster Nähe

 

Wir Menschen sind vernunftbegabte Wesen. Als einzige Kreatur denken und kommunizie- ren wir mit Worten. In unserer Wortwahl orientieren wir uns am menschlichen Körper oder an Körperfunktionen.

 

So verwenden wir für “von Kopf bis Fuss” auch “vom Scheitel bis zur Sohle” und könnten uns “an den Kopf greifen”, wie viele Körperteile ins Vokabular aufgenommen wurden, nicht um den Körper zu beschreiben, sondern um Informationen bildhaft weiterzugeben. Ich hof- fe, Sie fühlen sich nicht “vor den Kopf gestossen” über die vielen folgenden Wendungen und Anwendungen, die vielleicht das eine oder andere “Kopfschütteln” auslösen. Sie kön- nen es sich ja erst “durch den Kopf gehen lassen”, ehe Sie sich den “Kopf zerbrechen” und im negativen Fall “den Kopf machen” oder “grindled”. Im günstigsten Fall mögen Sie sich ein paar Köstlichkeiten genüsslich “im Mund zergehen lassen” und sich fragen, welche As- soziationen Ihnen dabei “durch den Kopf schiessen”.

 

Wieso bezeichen Wütende einen anderen Mitmensch als “Arsch”?  Wer nicht mehr weiter weiss, ist “am Arsch”. Wem etwas wurst ist, dem geht es “am Arsch vorbei”. “Sich am Kopf kratzen” kann nonverbal Verlegenheit ausdrücken. Wer sich unbedarft durchsetzt, versteht sich auf “Ellbögeln”. Die Krone der Undankbarkeit oder Vergeltung ist ein “Tritt in den Hin- tern” und mundartlich “ä Schuä i Aarsch”. Dieser kann nach getaner Arbeit auch statt eines Lohnes abgegeben werden. Freiwillige Arbeit wird gar oft mit einem blossen “warmen Hän- dedruck” vergolten.

 

Wer die Kontenance verliert, kann “gallig” werden. Ärgerliches geht “an die Nieren”. Su- spekte Personen sind “nicht sauber ums Nierenstück”. Kalte Menschen sind “herzlos”, ein- fühlsame haben ein “gutes Herz”. Wir grüssen uns in Briefen “herzlich”. Nichtgelöstes liegt einem “auf dem Magen”. Andere können es nicht “über’s Herz bringen”, nein zu sagen. Nymphomaninnen haben im Volksmund “ä wiisses Milzi”.  Ein Nu oder kurzer Moment ist ein “Augenblick”.

 

Erkältete oder innerlich Bewegte sind des Sprechens unfähig, weil sie “ä Chrott im Hals” haben. Misslingt eine Absicht gründlich, hat man sich “den falschen Finger verbunden”. Verträge wurde früher praktisch nur mit “Handschlag” abgeschlossen.  Hinweise sind “Fin- gerzeige”. Wer “kopflos” handelt, hat panikartig den “Kopf verloren”. Wer eine Bitte geduldig anhört, “leiht sein geneigtes Ohr”. Wütende, die sich nicht zu wehren wagen, “machen die Faust im Sack”. Schützen, Jäger und Nadeleinfädler brauchen ein “gutes Auge”. Ein guter Hund lässt den Fremdling “nicht aus den Augen”. Hingegen kann die Polizei bei der Verfol- gungsjagd einen verfolgten Täter “aus den Augen verlieren”. Wenn etwas schief laufen kann, kann es “ins Auge gehen”. “Ihr werdet Augen machen!”, meinte der Kellner als er nach durchzechter Nacht die Rechnung brachte. Intuitive, Talentierte und Erfahrene haben für Problemlösungen “ein gutes Näschen”. Redselige können “den Mund nicht halten”. Re- klamierende in der Mundart “verlääred ds Muul”, was man auch mit “är hätt ä Tummi” aus- drückt. Unangenehm und hartnäckig Untersuchende “fühlen auf den Zahn”. Wird jemand unzimperlich kritisiert, erhält er “eins ans Bein”.

 

Frauenverachtend ist die biblische Auslegung von “Rippe” für Eva. Dafür erhielt das hervor- stehende Gewächs im Hals den Namen “Adamsapfel”.  Streithähne gehen sich “an die Gur- gel”. Man kann etwas “an den Fingern abzählen”. Dass Finger auch eine “Fingerbeere” ha- ben, hat nichts mit Botanik zu tun. Fahrende (früher Zigeunerinnen) können die Zukunft aus “der Hand lesen”. Wendet sich jemand gegenüber Forderungen ab, so kann der Fordernde “einem den Buckel runter rutschen”, was als Variante einer Absage auch heissen kann: “Chaasch mer id Schuä blaasä” oder “ids Gloschli huuchä”. Weniger gut Erzogene meinen dann unzensuriert: “Chasch-mer ä F… läggä”.

 

Wem man den “kleinen Finger gibt, der will bald die ganze Hand”. “Die Finger verbrennt”, wer leichtfertig “heisse Eisen anlangt”, mit andern Worten ein heikles Thema anzieht und ins Fettnäpfchen tritt. Rührende Filme können einem “ans Herz gehen”. Menschen mit unmöglich empfundenen Ideen werden abfällig als “hirnrissig”, “hirnlos” oder gar “hirnam- putiert” bezeichnet. Besonders Neugierige haben “die Nase zu vorderst”, Zeitgemässe im- mer “die Nase vorn”. Für eine vornehme Gesellschaft werden die Gäste  “handverlesen” eingeladen. Glück wünschen kann man mit “Daumendrücken”. Hunger heisst auch “einen hohlen Bauch haben”. “Aus dem hohlen Bauch” handelt, wer improvisiert.  Unschlicklich ist “das Nasengrübeln” und das Heruntergeholte heisst: “Nasäböögg” oder “Nasägrüübä”.

 

Etwas, was man nicht akzeptiert, “schluckt man nicht”. Schwierige Situationen sind “schwer verdaulich”, wenn man etwas nicht verkraften kann oder will, “hät’s äim nüd abämögä”. Ist man etwas überdrüssig, “hängt es einem zu Hals heraus”. Gleiches meint, die “Nase voll haben” oder als Abart “die Schnauze voll haben”. Diarrhoe ist die “schnelle Kathrine”, er- brechen “chöörblä”. Bauchschmerzen sind glarnerdeutsch “ds Ranzäpfiiffä”. Angst ist sym- bolisch “fast in die Hosen machen” oder nach negativer Erfahrung “die Hosen voll haben”. Ein Banner beim Jass ist ein “Wiiberchnüü”. Stolze Leute kommen im “hohlä Chrüüz” oder mit “geschwellter Brust” daher. “Haarig” ist ein Zustand, der empört. Schmeichler “streicheln den Bart”. Wollte uns der Lehrer rügen, hat er uns “g’öhrlet” oder “an den Ohren gezogen”. Verzweifelte, die sich ärgern, könnten sich “aller Haare ausreissen” oder etwas milder “die Haare raufen”.  Wer über andere herzieht, “lässt kein gutes Haar an ihm”. Unerwartetes kann einem “hinderä-schträälä”. Wenn jemand energisch den anderen zurechtweist, heisst es “är hätt-em dr Schnuuz (oder g Chuttlä) p’putzt”. Verstockten, die keine Auskunft geben wollen, löst Untersuchungsbeamte “ds Nasäwasser”. Betrunkene tragen “ä Schnudernasä häi”. “Schnudergoofä” heissen so, wenn sie etwas tun oder sagen, wofür sie noch zu jung sind. Knallhart ist “beinhart”; schwere, anstrengende Arbeit “Knochenarbeit”. Bei Hochwas- er kann es sein, dass man “chnüütüüff” im Wasser steht.  Geschmeidige, anpassungfähige Menschen, häufig Politiker, haben “kein Rückgrat”.

 

Ein Verliebter “hat nur Augen” für seine Schöne, die ihn dann gefügig “um den Finger wi- ckeln” kann. Schlaflose melden am Morgen, sie hätten “käs Aug zuätuä”. Kinder, die des Winters zu lange, mit Schnee spielen, haben den “Chlummer”, und die Finger werden zu “Chuänegel”. Damen mit üppigem Vorbau haben “viil Holz vorem Huus”, oder “wagger Cha- bis”; doch wenn die Bänder lockerer werden, sprich man von “Fallobst”. In der derben Spra- che werden die Gemeinten wütend mit Namen von Geschlechtsteilen qualifiziert, bisweilen unter Beizug aus der Tierwelt, lies Schafe.

 

Wem langsam die Wut aufsteigt, der bekommt “einen dicken Hals”. Die “Halskehre” ist eine Verkrampfung, meist wegen Erkältung. Wer es “im Kreuz” hat, hat vermutlich Hexenschuss. Diplomatische Menschen verstehen es, “auf beiden Schultern Wasser zu tragen”. Unterwür- fige gehen vor andern “in die Knie”. Leute, die gerne lange auf Besuch bleiben oder lang- jährige Amtsinhaber haben “Sitzfleisch” oder “Hockleder”, letztere sind auch “Sesselkleber”.

 

Schielende “luäged id Schnitz”.  Sterbende “beissen ins Gras”. Verstorbene “schauen sich die Radieschen von unten an”. Brillenträger tragen auf ihrer Nase ein  “Nasenvelo”. Bei Witzrunden lacht sich mancher “ä Schranz i Buuch”.  Ältere bezeichnen Teeager, beson- ders Mädchen, als “jungs Gmüäs”. Junge halten Greise für “alte Säcke”. Wer sein Herz mal richtig ausschütten möchte, kann sich den “Kropf leeren”. Fingernägel sind im lockeren Sinnspruch wie folgt festgehalten: “Zuerst den Kuss und dann die Kralle, so sind sie alle”. Kräftige Finger werden zu “Wurstfingern”, kräftige Bizepse zu “Mäusen”. Eine Frau im Dorf mit seltsamer Frisur erhielt den Übernamen “Gufäpütschli” oder “Fluumer”. Die Glatze des Lehrers wurde zur “Flüügäschliferi”. Und mancher, auch wenn er nicht Karl hiess, wurde zum “Glatzäkari”.

 

Bekanntermassen ist eine junge Frau im Chargon “ä Chatz” und war in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts “ä Schabä” oder “ä schtäilä Zand”. Diese hatte meist eine “Wes- pentaille” und/oder ein “Entenfudi” und “Katzenaugen”, welche in anderer Funktion an je- dem Fahrrad im Dunkeln aufleuchten. Im derben Sprachgebrauch kursierten Wörter im Übergriff zu Obstsorten wie “ä blöödi Zwätschgä” und “ä blöödi Fiigä”.

 

Der Polizist fing den Dieb und nahm ihn in den “Schwitzkasten”. Aus der Mythologie kommt die verletzliche Stelle des Menschen als “Achillesverse”. Die Sehne am Ellbogen, die beim unvorsichtigen Anschlagen “elektrisiert”, ist das “Naaräbäindli”. Wer reichlich Fussschweiss entwickelt, hat “Chääsfüäss” und wer sich nicht gerne die Füsse wäscht “Schwarzwurzeln”. Breit gebaute Damenhintern sind das “Chassis”, ein Ausdruck aus der Stoffdruckerei.

 

Etwas ausgeprägte kleine Wangen sind “Hamschterbäggli”, Gesichtsfalten sind umgangs- sprachlich einfach “Runzlä”, eine Brustfalte “Schtudäntägrüäbli”. Der Bauch ist der “Ran- zen”. Angeber nehmen “den Mund zu voll”. Wer bedrückt ist, bekommt Zuspruch mit der Frage: “Isch dr äs Chäferli über ds Läberli gchrochä?”. Gleicht ein Enkel seinem Grossvater ist er ihm “aus dem Gesicht geschnitten”. Es gibt Leute, die so gut informiert sind, dass sie sogar “das Gras wachsen hören”. Hält man etwas fast nicht mehr aus, ist es zum “aus der Haut fahren”. Früher nahmen Väter ihre Spitzbuben nach vollbrachten Streichen “über’s Knie”. Mit etwas Mut kann man einem Stärkeren “die Stirne bieten”. Schreie können “durch Mark und Bein” gehen. Faulpelzen und Bequemlingen wird nachgesagt, sie seien “keine Krampfadern”. Schwierige Wörter sind “Zungenbrecher”. Schlecht Gelaunte machen “ä Lätsch”, “ä Schnurä” oder schlicht “ä suurä Schtäi.” Politische Gegner, die die Macht er- greifen, haben dem Verlierer “das Genick gebrochen”.

 

Was immer, ich will Ihnen nicht “auf den Fuss treten”, wenn ich Sie frage, ob Sie auf “gros- sem Fuss” leben. Sie wissen ja, dass “die Strafe dem Täter auf dem Fusse” folgt. Schwei- zer Fussballern wird manchmal vorgeworfen, sie hätten “zu wenig Biss” oder - ein gräss- liches Wort - es fehle ihnen der "Killerinstinkt". Feiglinge müssen sich “Hasenfuss” oder “Schiisshaas” nennen lassen. Zauberer und Taschendiebe sind Meister der “Fingerfertig- keit” und haben im “Handumdrehen” die Verblüffung auf ihrer Seite. “An die Hand gehen” heisst helfen, “an die Hand nehmen” bedeutet “in die Hände spucken” und eine Arbeit herz- haft beginnen. Geschickt ist, wer ein “gutes Händchen” hat. “Die Hände gebunden” sind dem, der sich nicht handeln kann. Erziehung nimmt den Schlingel “in die Finger”, wenn er der Nachbarin “die Zunge gezeigt” oder “herausgestreckt”, im Glarnerdeutsch “uusglället” hat. “Ä Lälli” ist in der Mundart nicht ganz dicht, weil er die Zunge heraushängen lässt und gilt als angeschlagen oder blöd, was Näfelser in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhun- derts bewogen hat, eine Fasnachtsclique “Lälli-Clique” zu nennen und den “Lälli”, eine grosse Maskenstatue mit herausgestreckter “Lällä”, vor dem Hotel “Schwert” um die Fas- nachtszeit aufzustellen. In Anspielung auf den Übernamen der Näfelser “Chröpf” wurde auch die “Chropfschlitzer-Clique” gegründet.        

                                                                                                      

So mögen Sie nach der Lektüre dieser Körperwelten, ”einen zur Brust nehmen”. Im “Brust- ton der Überzeugung” behaupte ich, nur eine “Hand voll” oder “blos ä Hampflä” Redewen- dungen eingefangen zu haben.         

 

Bis bald! Ihr Pankraz F.              


  Donnerstag, 5. Januar 2017 / 1

 

Unruhige Heilige Nacht in der Hilariuskirche Näfels

oder

Als die Heiligen von den Altären stiegen

 

Nach der Christmette in der weihnächtlich geschmückten Hilariuskirche ziehen die Kirch-gänger ab. Der Sigrist löscht, schliesst die Kirchtüren und radelt nach Hause. In der Kirche ist es zapfenduster und mäuschenstill. Weihrauch hängt noch in der Luft. Die Bankreihen stehen leer.

 

Da switscht das Licht in der Weihnachtskrippe an. Schafe glöckeln und blöcken. Hirten- Männerstimmen. Ein Engel  über dem Stall singt: „Heut‘ ist der Heiland geboren!“. Durchs Kirchenfenster trifft ein heller Strahl direkt auf Maria, die das Knäblein an ihr Herz drückt. Josef legt ihr eine wärmende Decke um. Daneben mäut ein Ochs. Ein Esel spielt mit den Ohren. Drei prächtig gekleidete Herren nähern sich mit Dienern und Geschenken, um dem neugeborenen König zu huldigen. Allerliebst ist der Anblick des Knäbleins. Allenthalben ist Freude. Da jagt ein junger Hirt einen gellenden Jauchzer durch die Kirche und weckt den Kirchenpatron Hilarius auf.

 

Er, der in Bischofsmontur seit 1783 dasteht, richtet sich auf und tüpft mit dem Bischofstab Fridli auf der anderen Seite: „He, Kumpel, wach auf! Lass uns Weihnachten feiern!“ Fridli klettert  ächzend mit Hilfe seines Abtstabes vom Altar und hilft auch seinem Vorbild Hilarius vom Marmorpodest. Sie umarmen sich  herzhaft. „Schüü, wider ämaal ächlä p Bäi ver tram- pä!“. Doch als dem Hilarius ungeschickt der Stab entgleitet und zu Boden scheppert, wa- chen die übrigen Altarfiguren auf. „Was ischt äu daas firnä Läärmä?“ verwundert sich Nik- laus von Flüe auf dem Josefaltar, und Antonius von Padua, meint: „Ciao, Nicolao, buon natale!“.  Dominikus am Marienalter schwingt swingend seine Hüfte und schletzt der über- schwänglich frohlockenden Katharina von Siena ein saloppes „Salue, Cathrine!“ zu. Auf dem Johannesaltar rasseln Urs und Viktor von der Thebäischen Legion mit Lanze und Sä- bel. Erschrocken lässt Johannes der Täufer die Taufschale fallen. Sie schlägt blechern auf dem Boden auf. Darüber mockiert sich Karl Borromäus auf dem Oberbild, dem Vater der Kapuzinerklöster und Gegenreformator. Gegenüber schimpfen Barbara und Margaritha entrüstet, da sei ja ein Lärm!  Anna beruhigt sie, auch ein Bischof könne mal einen Stab fal- len lassen und ein Taufgeschirr entgleiten. Oben seufzt Agnes „Huch!“, sie ist etwas in Ver- gessenheit geraten und ihr Name bei Taufkindern nicht mehr in den Kränzen.

 

Nun tritt Hilarius zur Krippe:  „Allons, enfants! Kommt her! Lasst uns Weihnachten feiern.“ So versammeln sie sich vor der Krippe, ja, sie setzen sich – nachdem sie Jahrhunderte in gleicher Pose auf den Altären gestanden hatten – auf die hölzerne Balustrade mit den ba- rocken Sprenzeln. Sie ergötzen sich an der Heiligen Familie, den frohlockenden Engeln, die in Schwadronen immer wieder ihre Runden drehen, den sprachlosen Hirten und den huldi- genden Weisen aus dem Morgenland. Bedächtig meint Fridli: „Ohne diese wunderbare Ge- burt wären unsere Lebensläufe und guten Werke null und nichtig.“ Alle stimmen raunend zu.

 

Man begibt sich zum Zelebrationsalter. Die heiligen Frauen decken darauf flink Bleiteller und feinstes Langenthaler Geschirr auf. Urs und Viktor holen aus dem Kirchenturm die Ho- cker mit dem roten Samt und stellten sie rund herum. Katharina von Siena legt das Sil ber- geschirr aus dem Nachlass von Pfarrer Blasius Braun zum Gedeck dazu. Antonius, der ja alles findet, bringt aus der Sakristei eine grosse Karaffe mit Messwein, stellt alle kostbaren Goldkelche, die sonst zum Messelesen dienen, auf und schenkt ein. Hilarius hebt seinen Kelch: „Santé! Auf die heilige Dreifaltigkeit! Joyeuse Noel!  Freuet Euch, heute feiern wir das Andenken an die Geburt unseres Herrn und Heilandes!“. Die Becher klingen, und die Gesichter bekommen Farbe. Da hält Dominikus eine feurige Weihnachtspredigt. Am lieb- sten möchte er ein Kloster gründen und die Rosenkranzbruderschaft wiederbeleben, womit er begeisterten Applaus auslöst. Niemand bemerkt, dass Franziskus, mit hochgeschlagener Kapuze und Klara mit Schleier durch die südliche Seitentüre kommen. Ein Engel hat sie aus dem Kloster gerufen. Johannes der Täufer, des Fastens in der Wüste gewohnt, jam- mert, sein Magen knurre. Da klatscht Hilarius dreimal in die Hände. Sogleich kommt Metz- ger Hampi Fischlis Partyservice mit Leckerbissen zur Seitentüre herein. Der Weihrauch-geruch weicht feinstem Bratengeruch und friteusem Kartoffelduft. Sie fallen schnalzend und schmatzend  über das unerwartete Weihnachtsmahl her. Nach dem dritten kredenzten Wein tanzt und wirbelt Karl Borromäus im gedämpftem Kerzenlicht in die Sakristei. Im Übermut dreht er alle Schalter an! Alle Kirchenlichter leuchten auf, und die Kirchenfester scheinen hell in die Nacht hinaus. Gleichzeitig erwischt er aber auch das Kirchengeläute, worauf alle Glocken zu läuten beginnen.

 

Darob erwacht zuerst der Pfarrer, eilt im gestreiften Pyjama zur Balkontüre und späht kir- chenwärts. Dort wackelt wie immer, wenn allle Glocken läuten, das Turmkreuz über dem herrlichen Näfelser Geläute und glänzt im Mondlicht. Sofort telefoniert er dem Sigristen, der ihm schlaftrunken beteuert, nach der Mette alles ordnungsgemäss hinterlassen zu haben. Er schwingt sich wieder aufs Rad und pedalt blitzartig zur hellerleuchteten Kirche.  Als  er diese keuchend betritt, macht es „Zisch!“, und es ist wieder stockdunkel. Die Glocken sind schlagartig verstummt.  Statt  Weihrauchgeruch hängt aber feinster Bratengeruch in der Luft. Die Kirche ist leer, die Krippe gelöscht. Die Heilige Familie hat sich etwas zur Ruhe gelegt, die Hirten schlafen auf dem Felde und die Weisen sind mit ihrem Gesinde ins King David Hotel nach Jerusalem zurückgekehrt

 

Nur auf dem Altar liegen 17 leergegessene Gedecke, ausgetrunkene Kelche, in einem Kör- bchen ein paar abgenagte Knochen, am Boden diverse Pommes frites und die Hocker, teils umgekippt, da. Der Sigrist alarmiert von der Sakristei aus die Polizei. Die sofort losgeschi- ckten Polizeibeamten untersuchen Spuren, fotografieren, notieren, stellen fest, kein einzi- ger Kerzenstock fehle, die Opferstöcke seien intakt und die Krippenfiguren noch da. Die Truppe zieht wieder ab, und der Pfarrer raunt kopfschüttelnd und ärgerlich vor sich hin: „So ein Quatsch!“.

 

Wenig Volk kommt am andern Tag zur Messe. Mancher gähnt, auch ausserhalb der Pre- digt. Nur ein altes Weiblein, das die Heiligen auf den Altären besonders verehrt und diese während des Gottesdienstes nicht aus den Augen lässt, meint nach der Kirche, es sei ihr gewesen, sie hätte Hilarius dem Fridli mit einem Auge zuzwinkern sehen, Katharina von Siena habe sogar gelächelt und Dominikus besonders geswingt. Nur Karl Borromäus habe sehr übernächtigt ausgesehen… aber erklären könne sie es sich auch nicht.

 

Der Sigrist, der Schweigepflicht hat, trägt seither in seinem Portmonee eine kleine Etikette, die er neben dem Zelebrationsaltar aufgelesen hat, was  ihm heute noch rätselhaft vor- kommt. Auf ihr steht: „Partyservice Metzger Fischli“???

Fröhliche Weihnachten! Ihr Pankraz.

Erschienen in „Fridolin“, 8762 Schwanden, Nr. 50, 15. Dezember 2011, S. 31