30. Dezember 2018

       

Trouvaille

 

Das Tolderhaus in Näfels

 

gefunden

 

Kurzvortrag zur Eröffnung des Tolderhauses in Ausschnitten

Samstag, 23. August 2003

von

Werner Hauser-Felber

Präsident der Freunde der Geschichte von Näfels

ins Schriftdeutsche übertragen von Fridolin Hauser

 

Wenn ich jeweils im Freulerpalast, jenseits der Strasse, Führungen mache, ist das ein Haus mit fürstlichen Dimensionen und königlicher Kunst, die dannzumal, Mitte des 17. Jahrhunderts alle Grenzen gesprengt haben, die damals im Glarnerland Gültigkeit hatten.

 

Im diesem Haus hier, das fast 100 Jahre früher erbaut wurde, kennt man diese Pracht nicht. Es ist ein Sitz, der aber dannzumal schon ausser-gewöhnlich waren und nur von einer begüterten Familie gebaut werden konnte. Da ich hier nicht durch Kunst und goldene Stukkaturen führen kann, lassen Sie uns Zeit nehmen für dessen Geschichte und für die Familien, die hier wohnten.

 

Das Geschlecht der Tolder, es wurde ursprünglich mit D geschrieben, ist uralt. Im Säckinger Urbar von 1335 werden 12 freie Wappengeschlechter aufgeführt. Man findet dort einen "Walter der Doldere und sis Gschlächt"

Diese reicht weiter zurück als die Schlacht bei Näfels anno 1388.

 

Die Tolder sind in der Geschichte gut dokumentiert. Man findet sie wieder 1414, also 25 Jahre nach der Schlacht, im Jahrzeitenbuch von Mollis. Es ist bekannt, dass 50 Jahre später ein Heiri Tolder, Landvogt im Freiamt und Ratsherr war. Aus dieser Familie stammten auch Landvögte, Tagsatzungsherren, Landschreiber, einige Offiziere und sogar ein Hof-kanzler des Fürstabtes von St. Gallen in Wil.

Man sagt, es sei eine begüterte Familie gewesen. Es ist deshalb inter-essant, 1477 auf Vogt Heiri und  ein Uelinus Tolder zu stossen, die sich am Käse- und Pferdehandel im Welschland beteiligten und Forderungen an den Herzog von Mailand stellten, weil ihnen auf dem italienischen Markt Pferde gestohlen worden waren.

 

Später, anno 1500 hätten die Tolder mit den Familien Schuler, Netstaler, Stucki und Tschudi zu den berühmten und reichen Namen im Glarner-land gehörten und wohl auch entsprechende Verbindungen und Bezie-hungen gepflegt.

 

Der schönste Beleg für die Tolder ist sicher die Kabinetscheibe, die im Freulerpalast hängt von "Hauptmann Walter Tolder der Ziit Landvogt im Gaster" aus dem Jahr 1574. Sie ist die erste bildliche Darstellung,. auf der die Fahrtsfeier gezeigt wird. 

Anno 1551 ist der Bauherr dieses Hause nachgewiesen: Fridli Tolder, der in der Dorfmitte eine neues, zur damaligen Zeit riesiges Haus baute und von der Büntgasse in das neue Haus einzog. Auf der Westfassade sind die Jahrzahl 1551 und das Tolderwappen angebracht. Abgebildet ist ein dunkler Baumast, der von unten rechts nach oben links verläuft. Neuste Untersuchungen zeigen, dass schon von vorher ein Wohnturm sich in der südöstlichen Ecke befunden haben soll, der in den neuen Bau integriert wurde. Das heutige Tolderhaus hat einen Rauminhalt von nahezu 2000 Kubikmeter.

Fast gleichzeitig wurde das "Höfli", auch ein vornehmes Haus, gebaut. Nachgewiesener Bauherr ein Gallati anno 1557. Es wurde in unmittelba-rer Nähe des Freulerpalastes und des Tolderhauses innen und aussen bestens gepflegt und restauriert.

 

Der Erbauer Fridli Tolder ist in den Chroniken von Kaplan Jakob Fäh und

Albert Müller erwähnt, weil er in den schweren und spannungsvollen Jah-ren der Reformation massgeblich am Entscheid beteiligt war, dass Näfels beim alten Glauben blieb. Auch schenkten die Tolder der Näfelser Kirche (1532 erbaut) anno 1570 ein grosses Stück Land aus ihrer Liegenschaft "Sändlen" für den Friedhof.  Fridli Tolder und seine Familie beeinflussten den Weg des katholischen Dorfes Näfels für Jahrhunderte wesentlich mit.

 

Geschichtlich nachverfolgen kann man heute, was der Entscheid von 1623 für Näfels und das Land Glarus bedeutete, als es ein neugläubiges reformiertes und altgläubiges katholisches  Land gab mit katholischen, reformierten Regierungen gab.

 

Das verdiente Geschlecht der Tolder stirbt mit dem letzten Besitzer des Tolderhauses, mit Josef Tolder am 20. November 1727 in Näfels und im Glarnerland aus. Die Liegenschaft erwarb eine Familie Burger, die bis 1845 in diesem Haus wohnte.

Danach sind verschiedene Besitzer nachgewiesen. Letzte Bewohner waren Viktor und Anna Feldmann "dr Goodi Viggtoorund ds Goodi Anni".

 

 

Um 1783 wurde als Anbau nach Süden von Waagmeister Balthasar Fischli ein Haus erstellt. Es war eine Salzwaage. Wir nannten es "Ra-stenhaus", weil eine Familie Rast dort wohnte. Weiter erinnern wir uns,

dass im Parterre Coiffeur Locher und zuletzt Coiffeur Hofstetter mit Toch-ter Frieda wirkten.

1948 wurde das Haus vom Kanton im Rahmen der Strassenkorrektion gekauft und 1949 abgebrochen.

Seither zeigt sich das Tolderhaus wieder in seiner ursprünglichen Grös-se. 

In den vierziger Jahren hatte die Gemeinde Schwierigkeiten mit der Un-terbringung des EW-Verkaufsladens, der 1942 aus dem Ökonomiege-bäude des Freulerpalastes weichen musste. Auch die EW-Büros wurden knapp und das Waisenamt hatte Platzmangel.

In dieser Situation fasste der Gemeinderat den Kauf des Tolderhauses ins Auge. Die Gemeindeversammlung vom 21. Dezember 1951 wurde der Kauf des Tolderhauses für 80'000 Franken beschlossen.

 

Nach dem Einbau eines Ladengeschäftes im Erdgeschoss 1953 zog das EW für viele Jahre ins Tolderhus. Leider wurden beim Umbau bauliche "Kunstfehler" begangen. Die historische Substanz des Parterres ging weitgehend und endgültig verloren.

In den oberen Geschossen wurden Räume provisorisch auf kürzere oder längere Zeit genutzt. Der Finanzaufwand für Büros wäre zu gross gewe-sen. Man zweifelte an einer rentablen Nutzung.

 

Nach der Schliessung der Klosterschule 1984 wurden Gebäulichkeiten feil. Die Gemeinde erwarb die beiden Klosterschulhäuser und die Klo-sterschulturnhalle samt Umschwung für 3'150'000 Franken.

Nach gemeindeeigenem Umbau konnte 1988 die Gemeinde aus dem Freulerpalast und Tolderhaus an die Büntgasse umziehen. Lediglich der EW-Laden und die Büros des Fürsorgeamtes verblieben im Tolderhaus.

Die oberen Geschosse wurden teilweise vermietet, der Bohlensaal von Jugendvereinen benutzt. Einkehr halten durften auch die Religionsklas-sen der in Näfels wohnhaften reformierte Kinder. Diese konnten auich nach der neueren Renovation weiterhin Gastrecht geniessen.

 

Danach blieb das Tolderhaus jahrelang eine Ruine.

 

Im Jubiläumsjahr 1988 (600 Jahre seit der Schlacht bei Näfels) trat die Firma Maler Hauser AG als Sponsor auf und gab der ganzen Aussen-fassade einen neuen Anstrich, zwar war dies keine Renovation, aber ein "Make up", das sich sehen lassen durfte.

 

Nach jahrelangen Diskussionen und Renovation, Verkauf, Abbruch, ja auch Querelen wegen der Finanzierung beschloss die Gemeindever-sammlung vom 26. Mai 2000 eine echte Renovation und Wiederherstel-lung.

 

Auf den beiden obigen Aufnahmen steht das "Rastenhaus" noch. Im unteren Bild ist der Laden der "Geschwister Feldemann" noch sichtbar.

Sämtliche Bilder sind Bestandteil des Kurzreferates von Werner Hauser-Felber.

Ein Nachtrag:

Heute befindet sich im Parterre ein privatwirtschaftlich geführter electro-Shop, im Gang die Bildergalerie von Gemeindepräsidenten, Gemeinde-räte, Chefbeamten. Im ersten Stock sind zwei Schulzimmer für ev.-ref. Religionsunterricht und in der Tolderstube ein Yoga-Unternehmen. Im zweiten Stock sind Räume vermietet an eine Zahntechnik-Praxis und eine Naturheilpraxis. Im obersten Geschoss befindet sich der Bohlensaal mit einem Flügel, geeignet für kulturelle Anlässe. Im ehemaligen Garten der Geschwister Feldmann ist ein Parkplatz eingerichtet worden.


Südkorea und Glarus im Zeichen der Freundschaft

 

Bilderbogen

 

Glarus meets Southkorea

 

(siehe auch "Bild der Woche")

 

 

Fotografieren - ein Hobby der südkoreanischen Gäste!  Unmittelbar nach dem Meeting im Rathaus Glarus - Erinnerungsbilder auf dem Rathausplatz. In den Tragetaschen befinden sich Präsente, die den Kanton Glarus propagieren mit Prospekten, CDs, Schlüsselanhänger, Schokolade und Glarner Kugelschreiber. 

Bildmitte Hera Hwang, Reiseleiterin der G&B Travel Agency, im Hintergrund Mitte Koe Deok Ju, Tagesverantwortlicher und Dolmetscher.

 

Das "Victory"-Zeichen ist nicht in allen Ländern gleichbedeutend. Positiv steht es für Sieg und Frieden und ist auf Fussballplätzen ebenso gebräuchlich wie bei Friedensdemos oder Wahlen. In Ländern wie Japan, Südkorea und Taiwan wird diese Geste oft auf Fotos gemacht und soll anzeigen, dass man glücklich ist. Hera Hwang grüsst Glarus und alle Glarnerinnen und Glarner herzlich. Der Herr rechts mit Schal und Brille arbeitet in der Schweiz in Grenchen.

 

Seo Youn Gi, der Seoul Chairperson Chairman, war gewissermasen der ranghöchste Gast und hielt im Ratsaal ein fulminante Rede. Die Gäste waren äusserst wissbegierig und fühl-ten sich in Glarus wohl.

Mit dieser Krawatte hat alles begonnen. Reiseleiter Koe Deok Ju erklärt seinen Landsleuten, dass diese blaue Krawatte an der diesjährigen Landsgemeinde zwischen Fridolin Hauser und dem damaligen Chairman gegen die Glarner Fridolins-Krawatte ausgetauscht wurde und nun - Ehrensache - zum  Empfang der südkoreanischen Gäste getragen wurde.

(Fotos: Hans Speck)

 

Landammann und Ratsschreiber umzingelt von Fragern und Fotografen.

Landsgemeindefilm links - südkoreanische Übersetzung durch Koe Deok Ju, stehend, und die Glarner Protagonisten auf den Stühlen des Landratsbüros Ratsschreiber Dürst, Land-ammann Bettiga und Landratsvizepräsident Rothlin. Eine politische Sternstunde!

 

Südkoreanische Parlamentarier auf den Stühlen der Glarner Parlamentariern - ein unge-wohntes Bild, aber Staunen, Interesse und pausenloses Fotografieren allenthalben.

Der Landammann im Kreuzfeuer der Fragen, stand by der Landratsvizepräsident.

Landammann Bettiga überhäuft mit Geschenken! Ein südkoreanischer Chariman probiert

die Glarner Landratsglocke aus.

Glarnerischsüdkoreanisches Meeting aus der Sicht des Fridolinsbanners über den Sesseln

des Landratsbüros.

 

 

Bericht in der "Südostschweiz Glarus"

Quelle: Bericht in der "Südostschweiz-Glarus" Nr. 302, Freitag, 28. Dezember 2018, Seite 5

Text: Martin Meier- Fotos: Sasi Submaramim

 


Die Ammler Krippe 2018

 

Bildergalerie

(Fotos: Markus A. F. Hauser, Zug)


Freitag, 21. Dezember 2018

 

Die ausgegrabene Trouvaille

 

Das Weihnachtsspiel auf dem Rathausplatz

oder

Glaube, Liebe und Hoffnung auf 2011

 

Und es begab sich im Jahre des Heils 2009, dass die Regierung zu Gla-rus ganz im Zeichen des Sparens auf ein bombastisches Weihnachts-festspiel verzichtete, sich aber doch im bescheidenen Rahmen und im Hinblick auf die Regierungsratswahlen im nächsten März bemerkbar ma-chen wollte.

 

Um den Rathausbetrieb nicht weiter zu stören, stellte man eine Krippe am Fuss der Treppe, im ersten Quergang, auf. Sie wurde von Maria und Josef flankiert. Mit diesen Rollen betraut wurden die Frau Landammann, die ja mit ihrem Vornamen Marianne gewissermassen Maria und deren Mutter Anna gleichzeitig verkörpern konnte, und der Landesstatthalter, dem man, allerdings erst nach längerem Zureden, auch durch die übri-gen drei Minister, über seinen hehren Namen Rolf den schlichteren, aber nicht weniger schönen Namen Josef überhängte. Schliesslich muss in einer Exekutive jedes Mitglied willens und fähig sein, alle Ressorts zu übernehmen. Zudem stehen ihnen ja ganze Engelscharen von Cherubi-nen und Serafinen zur Verfügung, die die himmlischen Geschäfte profes-sionell zu bewältigen wissen.

 

Bei der Rolle des Christkindes entschied man sich aus den verbleiben-den drei Herren Magistraten für den mit der bisher kürzesten Regie-rungszeit und demzufolge mit der noch grössten Unschuld, nämlich Ju-stiz- und Sicherheitsminister Andrea, dessen Nachnahme „Bettiga“ vor allem für zürcherische Gäste unzweifelhaft mit „is Betti gaa“ übersetzt werden dürfte und daher eine gewisse Ähnlichkeit mit dem „sich Nie-derlegen in der Krippe“ aufwies. Ausserdem war ihm der „Knabe mit lockigem Haar“ ins Gesicht geschrieben. Freilich hätte er als Polizei-minister und „Herr der Schergen“ mit etwas verbissenerem Gesichts-ausdruck durchaus den Herodes spielen können. Doch dieser wurde aus Kostengründen gestrichen. Dem Kultus- und Bildungsminister Ruedi wurde der Stern von Bethlehem in die Hand gedrückt, damit er kurz vor seinem Rücktritt noch einmal leuchten dürfe ins Vaterland. Zudem war er bekannt  für seine stets ruhige Hand. Er würde mit einem gewinnenden Lächeln auf der Treppe hinter der Heiligen Familie das Bild wunderbar weihnächtlich ergänzen. Den sportlichen Bau- und Umweltminister Röbi schickte man als Engel auf die Strassen und zu den Hirten auf die Fel-der, um dort die Frohbotschaft zu verkünden, so wie es in der Bibel steht.

 

Auf das Eselchen und das Öchslein, auf die man aus Kostengründen ebenfalls einstimmig verzichtete, könnte man, wenn das Volk murrte, im-mer noch auf die Herren im Rechtsdienst zurückgreifen, damit sich die-se ja immer noch mit sachlich-objektivem Gesichtsaudruck und in Demut zur Krippe hinstellen könnten.

 

Damit auch den Landrätinnen und Landräten, in ihrer ganzen Fülle, das heisst vor der zahlenmässigen Reduktion, noch einmal in der Öffent-lichkeit die Möglichkeit gegeben würde, sich mit Schwung und Eleganz zu präsentieren, waren sie die himmlischen Heerscharen, die  - natürlich in Weiss - wie die „Graaggen“ um das Rathaus schweben und flattern und ihre Schalmeien erklingen lassen könnten.

 

Um mit etwas zeitgemäss-aktueller „Aeggschen“ die Langmut und Statik glarnerischer Stoa zu beleben, liess man auch die „Dreikönige“ auftreten. Dafür drängten sich die drei neugewählten Gemeindepräsidenten gera-dezu auf.

 

Unter dem leicht verkalauerten C + M + B  (Christianus Mansionem Benedicam), (Christian segne dieses Haus!) schritten die drei Herren mit langen Schleppen und drei goldigen Kartonkronen, aus dem Restbe-stand nicht gebrauchter Dreikönigskuchen-Dekors das Pflaster der Rat-hausplatzes einher und stiegen die Treppe hoch, um dem Christkind und der Heiligen Familie zu huldigen.

 

Allerdings waren diesmal Caspar, Melchior und Balthasar ersetzt durch Martin, Christian und Thomas, die ihre Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe dem Christkind zu Füssen legten. Gold stünde für Geld aus den Steuereinnahmen von Glarus Nord, Weihrauch für die Inbrunst, Stolz und Selbstbewusstsein in Glarus Mitte und Myrrhe für den Balsam der flies-senden Wasserzinsen, die sich heilsam in die glarnerische Staatsscha-tulle ergiessen würden. Dabei erinnerte Martin sinnig an den bekehrten Hauptmann in Tours, der seinen Mantel mit den Armen teilte, Christian, seines Zeichens auch Synodalpräsident,  an die Landeskirchen und die Milch der frommen Denkungsart und Thomas an den ungläubigen Apo-stel mit zweckpessimistischem Realitätssinn, erst bereit zu glauben,  wenn die Strassenerschliessung von Glarus-Süd in greifbare Nähe ge-rückt war.

 

Ob soviel Theatralik erbost knallte der sonst geschlachte Heilige Josef seinen Stock auf den Boden und rief aus: „Sakerlott, habt ihr denn noch nicht begriffen, dass gerade bei der Fusion zu drei Gemeinden, die drei Tugenden „Glaube, Liebe und Hoffnung“ vorherrschend sein sollen! Der Glaube an das Gelingen, die Hoffnung auf eine reibungslose Organi-sation und die Liebe zueinander, die verzeihen wird, dass das Ganze ein sackteures Abenteuer werden wird!!!“  Doch dieser Lärm der Entrüstung ging unter im wundersamen Gesang der Engelchöre:  „Schtii-hill, schtii-hill, schtii-hill, weil’s Kind-che-hen schla-fe-hen will!“

 

Und das Christkind, hier Andrea Bettiga, schlug dann seine blauen Au-gen auf und lächelte in die Kamera für die Berichterstattung in der ein-schlägigen lokalen Presse, breitete seine Händchen aus, und Maria, hier Marianne, warf dem entrüsteten Josef, hier Rolf, einen sanften, beruhi-genden Blick zu, worauf dieser achselzuckend, mit leicht herunter-wor-gelnder Gebärde hervorgluckste:„Jänu, wänn-d mäindsch, Muäter“. „Aber Pfermöges-Schtüür tüä-mäer dä nüd abä, hä!!“ Und wieder summten die Engelchöre: „„Schtii-hill, schtii-hill, schtii-hill, weil’s Kindche-hen schla-fe-hen will!“

 

Unterdessen hatte sich viel Volk auf dem Rathausplatz eingefunden, war ergriffen in die Knie gesunken und lauschte den wundersamen Gesän-gen aus dem Rathaus. Das Abendrot legte sich auf die Ennetberge, Wig-gis und Rauti glühten, wilde Wolken fuhren taleinwärts und vom Klöntal her dräute es bedrohlich dunkel. Ein Blitz zuckte am Himmel, anhaltende Donner grollten. Die Nacht brach herein. Schnee begann zu rieseln, im-mer dichter und dichter, mit der Zeit in dicken Flocken und vermochte sich in kurzer Zeit als wackere Decke Neuschnee zu halten. Ganz Glarus in Weiss!

 

Pflüge würden ausgefahren und klapperten mit metallischen Geräuschen durch die Strassen... und vom Hinterland und vom Unterland näherten sich im Schritttempo lange Autoschlangen. Männiglich suchte einen Parkplatz, deren es damals noch mehr gab als heute, und wollte das Spektakel im Rathaus sehen. Radio DRS, Zürisee, Central hatten näm-lich vorher verkündet, im Rathaus sei etwas ganz Neues zu sehen, et-was, was Hände und Füsse habe. Eine neue Zeit sei für das Glarner-land angebrochen. Und am Portal des Rathauses schwenkte im tosen-den Applaus vor begeisterter Menge der Mister Schweiz André eine wunderbare Schleife mit dem Slogan: „Glarnerland macht vorwärts! Halleluja!“ und rief: „Abr läsä müänd’r’s sälber chännä!“       

 

Leicht abgeänderte Fassung der Glosse im "Fridolin", Dezember 2011. Sie zeigt wie sich in der Exekutive in der Zwischenzeit einiges geändert hat. Lediglich zwei Herren von damals sind heute noch in der Behörde.

 

Fiktives Bild oder Fake news des "Krippenspiels vor dem Rathaus Glarus"

(Foto: Thomas Kunz)

(Quelle: www.badische-zeitung.de/freiburg/feierliches-krippenspiel-mit-kamelen-schafen-und-pferden--115368275.html)


Freitag, 14. Dezember 2018

 

Der Uekener Fridolin lässt grüssen!

 

Aus zufälligen Begegnungen erwachsen manchmal Zugänge zu histori-schen Hintergründen und diese zu Bezügen zum Glarnerland, die wie Offenbarungen neu sind. Stichwort: Sankt Fridli!

 

An der Näfelser Fahrt 2018 waren fast 40 Gäste aus dem Fricktal. Einer von ihnen, Dr. Linus Hüsser, Historiker, war vom Glarner "Nationalfei-ertag" so begeistert, dass er sich hinterher speziell bedankte mit einem Brief, auf dem der Sankt Fridli mit Urso abgebildet war. Eine Statue, die in der St. Antoniuskapelle in Ueken mit der von Sankt Wendelin den Altar flankiert.

Dieser Sankt Fridli mit Tonsur und Benediktiner-Habit, dem Abtstab und mit der Rechten den nach der Legende aus dem Grab geholten Ursus deutet auf die Nähe von Säckingen hin. Dort hatte Fridolin ein Kloster gegründet, zu dem wir Glarner lange Zeit zinspflichtig waren. Der Künstler, der diese Statue geschaffen hat, ist bisher unbekannt. (Foto: Linus Heusser)

Innenansicht der St. Antoniuskapelle in Ueken. Die Fridolin/Ursus-Statue ist auf der rechten Seite des Alters, links Sankt Wendelin.

Antoniuskapelle, Ueken

 

Der «Säutoni» bei der Mühle

 

1727 errichteten der Ueker Müller Jakob Herde und seine Frau Maria eine Stif-tung für vier heilige Messen jährlich zugunsten der Stifter, deren Nachkommen und die jeweiligen Besitzer der Mühle. Die Messen mussten in der Kapelle gelesen werden, die Jakob und Maria 1705 neben der Mühle erbaut hatten. Aus Quellen des 19. Jahrhunderts erfahren wir, dass sich der Zelebrant nach den Gottesdiensten in der Wohnstube der Mühle jeweils einer grosszügigen Bewir-tung durch die Müllerin erfreute.

Geweiht ist die Kapelle Antonius dem Einsiedler, Patron der Haustiere und insbesondere der Schweine. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein suchten Bäuerinnen aus der Umgebung beim «Säutoni» – so die einstige volkstümliche Bezeichnung des Heiligen – in Unterueken Hilfe für die erkrankten Schweine.

 

Übernahme durch die Ortsbürger


In den 1920er-Jahren drängte sich eine Renovation des Kirchleins auf; Hochwas-ser und Feuchtigkeit hatten dem am Staffeleggbach stehenden Gebäude arg zugesetzt. Da die Eigentumsverhältnisse unklar waren, drängte der Herznacher Pfarrer Josef Koch die Ortsbürger zur Übernahme der Kapelle. Es werde der Gemeinde gut anstehen, wenn sie als Eigentümerin auftreten würde, redete er den Uekern ins Gewissen. Und nachdem der Seelsorger versprochen hatte, das Kirchlein auf eigene Kosten zu renovieren und gar zu vergrössern, stimmte die Gemeindeversammlung 1929 der Übernahme zu. Am 6. Juli 1930 fand die Weihe der sanierten, verlängerten und mit einer Sakristei versehenen Kapelle statt. 

Barocke Fresken und bemerkenswerte Glasmalereien 


Der Altar trägt einen hölzernen Aufsatz aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhun-erts.

Er zeigt ein Gemälde der heiligen Helena aus dem 19. Jahrhundert sowie eine Darstellung des Kapellenpatrons von 1975. Die ursprünglichen Bilder sind wohl der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen.

Figuren des Bauern- und Viehpatrons Wendelin und des heiligen Fridolin be-gleiten den von zwei Reliquienkästchen flankierten Altaraufsatz. Zwei Fresken zeigen eine Strahlenkranzmadonna sowie den Apostel Jakobus der Ältere – die Namenspatrone der Kapellenstifter. Ob die Bilder die Gesichter der Mül-lersleute wiedergaben?


Dass der weltweit tätige Freiämter Glasmaler Richard Anton Nüscheler (1877 bis 1950) in der kleinen Kapelle seine Spuren hinterlassen hat, ist kaum bekannt. Ihn konnte der ebenfalls aus dem Freiamt stammende Pfarrer Koch 1930 für die Gestaltung der Fenster gewinnen. Nüscheler bemalte sie mit Papst- und Bi-schofswappen sowie Darstellungen der Heiligen Antonius und Paulus von The-ben. (lh)
  
Spiritueller Impuls: Der heilige Antonius und die Würde des Schweins


Das obere Altarbild der Antoniuskapelle in Ueken zeigt den Wüstenvater Anto-nius (251 bis 356) zusammen mit einem Schwein. Das sogenannte Antonius-Schwein bezieht sich auf das Privileg des Krankenpflegeordens der Antoniter, als Entgelt für ihre Arbeit ihre Schweine frei weiden lassen zu dürfen. Oft wurde ein Antoniusschwein öffentlich gehalten. Es lief frei in der Gemeinde herum und trug als Erkennungszeichen ein Glöcklein um den Hals. Am Gedenktag des heili-gen Antonius, am 17. Januar, wurde das Schwein geschlachtet, in der Kirche ge-segnet und an die Armen verteilt.


Antonius als Patron der Schweine lässt mich über den Fleischkonsum in unserer Gesellschaft nachdenken und die damit verbundene Massentierhaltung. Wäre die Würde des Schweins als Geschöpf Gottes nicht mehr zu respektieren als wir es gewöhnlich heute tun? Wie sang doch gleich der Liedermacher Reinhard Mey: «Und ich bestell von nun an wohl, den überback‘nen Blumenkohl. Die Würde des Schweins ist unantastbar.»

 

 

 

Bauinventar Aargau  Gemeinde Ueken: 

 

St. Antonius-Kapelle

 

Versicherungs-Nr. 61  /  Parzellen-Nr. 247  /

Eigentümerschaft Ortsbürgergemeinde Ueken

Datierung 1705 Grundlage Datierung Inschrift (Türsturz) Bauliche Massnahmen

Renovation 1970er Jahre

 

Im frühen 18. Jahrhundert erbaute und 1929 erweiterte Kapelle an ortsbaulich bedeutender Stelle in Unter-Ueken. Der unmittelbar bei der Mühle gelegene Sakralbau war eigentumsmässig lange Zeit an die Betreiber der Mühle gekoppelt. Das schlichte Gebäude zeichnet sich durch eine intakte äussere Erscheinung und eine wertvolle historische Ausstattung aus, welche anlässlich der jüngsten Renovation fachgerecht restauriert wurde.

 

Inschriften:

1705 (Türsturz)

Würdigung:

Im frühen 18. Jahrhundert erbaute und 1929 erweiterte Kapelle

an ortsbaulich bedeutender Stelle  in Unter-Ueken. Der unmittelbar

bei der Mühle gelegene Sakralbau war eigentumsmässig lange Zeit

an die Betreiber der Mühle gekoppelt. Das schlichte Gebäude

zeichnet sich durch eine intakte äussere Erscheinung und eine

wertvolle historische Ausstattung aus, welche anlässlich der jüngsten

Renovation fachgerecht restauriert wurde.

Bau- und Nutzungs-

geschichte:

Gemäss Inschrift am Scheitel des Eingangsportals wurde die

Kapelle 1705 erbaut. Als Stifter sind die Müllersleute Jakob und

Maria Herde überliefert, welche "auf aigenthümlich Grundt und

Boden eine Capellen erbauet" [1].

 

1734 gingen Mühle und Kapelle an die Familie Ursprung über,

welche die Ueker Mühle bis 1906 betrieb. 


In den 1920-er Jahren drängte sich eine umfassende Renovation

der baufällig gewordenen Kapelle auf. Der alte, morsche Dach-

stuhl musste gänzlich erneuert werden, weshalb der Pfarrer

die Ortsgemeinde um sieben Kubikmeter Bauholz anfragte.

Das Gebäude wurde bachseitig um einen Drittel verlängert, ostwärts

zur Mühle hin mit einem Sakristeianbau versehen und mit einem

neuen Dachreiter ausgestattet. Das verlängerte Schiff erhielt 

zwei zusätzliche Fenster, während das alte Portal mit der Jahrzahl

1705 an der ursprünglichen Stelle belassen werden konnte.

 

 Am 6. Juli 1930 erfolgte die Einweihung der renovierten Kapelle und

der neuen Glocke statt.


In den 1970-er Jahren unterzog man die Kapelle einer umfassenden

Renovation. Im Innern wurden die alten Sitzbänke durch Stühle und

und der Holzboden durch Steinplatten ersetzt.

Die teilweise übermalten barocken Wandfresken wurden durch

den österreichischen Restaurator Fritz Walek freigelegt und fach-

gerecht rekonstruiert.

Beschreibung:

Die St. Antonius-Kapelle steht unmittelbar westlich der ehemaligen

Mühle von Unter-Ueken. Das rechteckige Schiff unter leicht ge-

knicktem Satteldach schliesst gegen Süden, zum Staffeleggbach hin,

mit einem polygonalen Chor mit drei Walmen ab. Der Dachreiter

verfügt über eine Zwiebelhaube und ist mit einem filigranen Metall-

kreuz bekrönt.

 

An die östliche Schiffswand schliesst eine kleine Seitenkapelle

unter niedrigerem, abgewalmtem Dach an (ehem. Sakristei).

 

Der gesamte Baukörper ist mit doppelt verlegten Biberschwanz-

ziegeln eingedeckt. Die nördliche Eingangsfront ziert ein Fluggespär-

re mit kräftig beschnitzten Bügen, Stichbalken und Hängesäulen

Das rundbogige Eingangsportal zeigt am Scheitel das Baujahr

1705. Schiff und Chor werden von insgesamt vier Rundbogen-

fenstern erhellt, welche bleigefasste Wappenscheiben und Glas-

malereien aufweisen.

 
Das Gotteshaus besitzt eine weiss gestrichene Gipsdecke mit umlau-

fendem Profilstab. Diverse historische Ausstattungsstücke

schmücken den Innenraum. Im Zentrum steht der gemauerte und

oben mit einer Holzmensa versehende Blockaltar. Das spät-

barocke, rötlich und blau marmorierte Altarretabel zeigt als Haupt-

motiv in einem geohrten Rahmen ein Ölbild auf Holz, mit der Dar-

stellung von Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin

(am unteren Bildrand ist eine Signatur "P.. J.." sichtbar)

 

Den von reichem Schnitzwerk gefassten Altaraufbau bekrönt ein

kleines Bildnis des Hl. Antonius. Das Retabel flankieren zwei vollplasti-

tische Holzskulpturen. Die rechte, in eine schwarze Benediktiner-

tracht gekleidete Figur verkörpert den Hl. Fridolin, der mit

der rechten Hand ein Skelett am Handgelenk fasst [2].

In der linken Figur erkennt man den Hl. Wendelin, Patron der Hirten

und Herden. Er ist als junger, bärtiger Mann mit einem kurzen

grünen Kleid, einem roten Umhang mit gelbem Futter und mit knie-

hohen Stiefeln wiedergegeben.

In der rechten Hand hält er eine Hirtenschippe. Zu beiden Seiten

des Altars befinden sich zwei Reliquienvitrinen mit jeweils fünf Wachs-

medaillons und acht Knochenreliquien von verschiedenen Heiligen.

Die Kästchen stammen aus der gleichen Werkstatt wie der Altaraufsatz. 


An den beiden Seitenwänden des Schiffs sind zwei qua
litativ hochstehende Wandmalereien wohl aus der ersten Hälfte

des 18. Jh. erhalten. Auf der Ostseite dargestellt ist die Hl. Maria

in Form einer Mondsichel- bzw. Strahlenkranzmadonna. Ihr ge-

genüber findet sich die Darstellung von Jakobus des Älteren als

bärtiger Mann. Er trägt einen gelben Rock mit rotem Umhang,

grüne Beinlinge und braune, kniehohe Stiefel. Sowohl auf dem

Hut als auch auf der Schulterpartie des Mantels sind

Muscheln eingezeichnet. Als Attribute sind ihm ein Pilgerstab,

ein Buch und ein Beutel beigegeben. 

Zur künstlerischen Ausstattung der Kapelle gehören ferner sechs

farbig gestaltete Glasfenster, welche aus der Werkstatt des bekann-

ten Künstlers Arthur Nüscheler stammen [3]. In der Seitenkapelle

finden wir zwei Wappendarstellungen, im Schiff Illustrationen des Hl.

Antonius und des Hl. Paulus sowie das Wappen der Gemeinde

Ueken. Am hinteren Fenster der östlichen Schiffwand ist die Reno-

vation und Vergrösserung der Kapelle im Jahre 1929 vermerkt.

Auf drei Scheiben findet man die Künstlersignatur

"R. A. Nüscheler / R.A.N".

Es ist anzunehmen, dass die meisten oder sogar alle Scheiben an-

lässlich der Kapellenrestaurierung von 1929 eingesetzt wurden.

Erwähnung in

anderen Inventaren:

- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS),

regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz

(ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.

Anmerkungen:

[1] Zur Bau- und Nutzungsgeschichte der St. Antonius-Kapelle

vgl. Hüsser 1999, S. 67-72. 
[2] Die Legende erzählt, dass Fridolin einen Toten mit Namen Ursus auferweckt habe, um mit dessen Aussage einen gerechten Urteils-

spruch in einem Rechtsstreit zu bewirken.
[3] Mit Arthur Nüscheler (1877-1950) konnte ein ausgezeichneter

Künstler für die Ausschmückung der kleinen Kapelle verpflichtet wer-

den. Nüscheler hatte sich durch seine Renovationsarbeiten an den Glasfenstern des Klosters Königsfelden einen hervorragenden Ruf erworben und erhielt immer wieder interessante Aufträge aus dem Ausland, so etwa für die Krypta des Klosters Monte Cassino in Italien

oder die Glasfenster der Kathedrale von Indiana in den USA (Schweizerisches Künstler-Lexikon, Nendeln 1967; Biographisches Lexikon des Aargaus 1803-1957, Aarau 1958).

Literatur:

Linus Hüsser, Die Antoniuskapelle von Ueken,

in: Vom Jura zum Schwarzwald 1999, S. 67-72.

Quellen:

Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.

 

 

Siehe auch: http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=15344 

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Entdeckt:

 

Hüsser, Linus: Die Antoniuskapelle von Ueken, in: Vom Jura zum Schwarzwald: Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz Band 73, 1999

 

Die Gemeinde Ueken ist arm an kunsthistorischen Objekten. Mit der Antonius-kapelle besitzt das Dorf dennoch ein Kleinod, das unsere Aufmerksamkeit ver-dient. Dass sich das Kirchlein gerade neben der alten Mühle in Unterueken befin-det, ist kein Zufall, waren es doch die Müllersleute Jakob und Maria Herde, die auf «aigenthümlich Grundt undt Boden eine Capellen erbauet». Am 19. Juni 1705 beauftragte der Basler Weihbischof Johann Haus - ein gebürtiger Fricktaler aus dem «Löwen» in Stein - den Dekan des Kapitels Frick- und Sissgau, Frantz Jo-seph Schneblin, den neuen Altar zu weihen.[1]

 

Der Grund, der den Bau der Kapelle veranlasste, ist nicht überliefert, doch darf die Errichtung des Kirchleins im Zusammenhang mit der barocken Volksfröm-migkeit gesehen werden. Jakob Herde gehörte zu den wohlhabenderen Dorfbe-wohnern und konnte sich eine eigene Kapelle leisten, gleich wie der Müller in Leidikon bei Sulz, der 1753 ein Kirchlein erbauen und es im festlichen Stil des Rokoko prächtig ausschmücken liess.[2]

 

Gemäss ihrem Testament von 1727 errichteten obgenannte Müllersleute eine Stiftung für jährlich vier heilige Messen in der Kapelle zugunsten der Stifter, deren Nachkommen sowie für die jeweiligen Besitzer der Mühle. Eine Juchart Matten und fast neun Aren Gartenland bei der Mühle dienten als Stiftungsgut zur Finan-zierung der Messen und des Unterhaltes des Gotteshauses.[3]

 

1734 gingen Mühle samt Kapelle durch Heirat an die Familie Ursprung über, die bis 1906 die Ueker Mühle betrieb.[4] In Verbindung mit der Kapelle entstanden im Laufe der Zeit zahlreiche Traditionen. So waren die Müllerskinder zuständig für das tägliche Mittag- und Abendläuten. Zur Gewohnheit wurde auch, dass die Müllersbuben dem Pfarrer bei der Feier der gestifteten Messen als Ministranten dienten; der Müller selbst übte das Sigristenamt aus, und seine Frau besorgte die geistlichen Gewänder. Der Pfarrer aber wurde nach einer Messe in der Mühle jeweils grosszügig bewirtet".[5]

 

Erweiterung der Kapelle und Übernahme durch die Ortsbürger

Nachdem die Kapelle 1862 laut Brandkataster noch zur Mühle gezählt worden war, gerieten die Eigentumsverhältnisse langsam in Vergessenheit. 1893 ver-merkte das Lagerbuch der Gebäudeversicherung gar den Abgang der Kapelle [6] und das Gebäude trat nicht mehr als Versicherungsobjekt auf. In den 1920-er Jahren drängte sich eine umfassende Renovation des baufälligen Kirchleins auf. Das Gebäude litt auch durch seinen ungünstigen Standort am Staffeleggbach: Feuchtigkeit und Hochwasser hinterliessen am Kirchlein ihre Spuren [7]. Doch wer sollte für die Renovation aufkommen?

 

Es war bekannt, dass zugunsten des Kirchleins Servitute auf der Mühle, dem 8,89 Aren grossen Garten hinter der Mühle und einer Juchart Mattenland in der so genannten Wühri bestanden. Diese Dienstbarkeiten verpflichteten den jewei-ligen Müller - wie bereits erwähnt -, für den Unterhalt der Kapelle und die jährlichen vier Messen aufzukommen (zu der Messestiftung aus dem Jahre 1727 war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine zweite des Paters Niklaus Ursprung, Kapitular des Klosters Einsiedeln, hinzugekommen)[8]. Aus den ge-nannten Servituten konnten jedoch keine Verpflichtungen für eine umfassende Kapellenrenovation abgeleitet werden.

 

Um die Zukunft des Kirchleins zu sichern, mussten somit die Eigentumsver-hältnisse endlich geregelt werden. Es war vor allem der Herznacher Pfarrer Josef Koch, der sich für das kleine Gotteshaus im untersten Teil der Pfarrei einsetzte. Bei seiner Suche nach einem Eigentümer für die Kapelle kontaktierte er auch Bundesrichter Albert Ursprung in Lausanne. Dieser war in der Ueker Mühle auf-gewachsen und kannte das Kirchlein gut. Auch er hatte zu den Müllersbuben gehört, die in der Kapelle für den Ministrantendienst und das tägliche Mittag- und Abendläuten zuständig gewesen waren. Ursprung schlug die Übernahme der Ka-pelle durch die Ortsbürgergemeinde vor, was von einem weiteren Juristen unter-stützt wurde.[9].

 

Am 13. April 1929 berief der Gemeinderat eine ausserordentliche Ortsbürgerver-sammlung ein, um die Übernahme der Kapelle zu diskutieren. Eingeladen war auch Pfarrer Koch, der bemerkte, dass sich seit Jahrzehnten kein Eigentümer für die Kapelle gemeldet habe und es der Gemeinde gut anstehen werde, wenn sie als Eigentümerin auftreten würde. Koch plante zudem die Renovation und eine Erweiterung der Kapelle, wofür die Ortsbürger bereits im März vier Kubikmeter Gratisholz aus dem Gemeindewald zugesprochen hatten. Der Pfarrer erklärte sich bereit, die Kosten für die Bauarbeiten zu übernehmen. Der Ortsbürgerschaft entstanden also weder durch die Übernahme noch durch die Renovation und Erweiterung des Kirchleins irgendwelche Kosten. Für die Ablösung der beste-henden Servitute sollte der damalige Müller 1200 Franken bezahlen, wovon 1000 Franken für einen Baufonds und 200 für eine Messestiftung vorgesehen waren. Der für den Kapellenunterhalt zu schaffende Baufonds sollte zusätzlich von Ein-nahmen aus dem bereits im Kirchlein angebrachten Opferstock gespiesen wer-den.

Aufgrund dieser Vorschläge fiel es manchem Bürger leichter, der Übernahme der Kapelle durch die Ortsbürgergemeinde zuzustimmen: Mit 37 Ja zu 10 Nein bei einer Enthaltung fiel das Resultat der geheimen Abstimmung deutlich aus. In der Folge wurde die Kapelle erweitert und renoviert. Dabei stellte sich heraus, dass der alte, morsche Dachstuhl ganz ersetzt werden musste, weshalb der Pfarrer die Ortsbürger um weitere sieben Kubikmeter Bauholz bat, was diese im Oktober 1929 bewilligten.

Das Kirchlein wurde um einen Drittel verlängert und mit einer Sakristei versehen. Das Schiff erhielt zwei neue Fenster, und das alte Portal mit der Jahrzahl 1705 konnte wiederverwendet werden. 1930 wurde das Kirchlein von der Ortsbürgergemeinde übernommen.

Am 6. Juli kam es zur Einweihung der renovierten Kapelle und der neuen Glocke. Bei diesem festlichen Anlass und im Beisein des ganzen Gemeinderates wurde das Glöcklein von den Dorfkindern mit einem langen Seil zum neuen Dachreiter hinaufgezogen. [10]  

 

Anfangs der 70-er Jahre wurde die Kapelle erneut einer Gesamtrenovation unter-zogen. Der bekannte österreichische Restaurator Fritz Walek gab dabei der künstlerischen Innenausstattung ihr ursprüngliches Aussehen zurück: Die Originale der Fresken waren mit Ölfarben übermalt, teilweise übergipst und bis zur Hälfte beschädigt gewesen, so dass ein grosser Teil nach mühsamen Frei-legearbeiten rekonstruiert werden musste. Auch der Altaraufsatz mit den beiden Heiligenfiguren und die Reliquienkästchen mussten von einer dicken Ölfarben-schicht befreit werden. [11].

 

Ausstattung

Das Lunettebild im Altaraufsatz, das Fritz Walek nach Vorgaben des Denkmal-pflegers Peter Felder neu gemalt hat, zeigt den Kapellenpatron Antonius - den Einsiedler mit dem typischen Kreuzstab in T-Form - dem sogenannten Antonius-kreuz - und einem Schwein. Antonius ist Patron der Haustiere, vor allem der Schweine, weshalb noch im 20. Jahrhundert Gläubige aus der Umgebung beim «Säutoni» in Unterueken Hilfe für ihre kranken Schweine suchten. [12]

 

Übrigens führte noch im 19. Jahrhundert eine Prozession aus dem nahen Schwarzwald zur Verenakapelle nach Herznach, wobei die Gläubigen jeweils auch beim Heiligen Antonius in Ueken einkehrten.[13]  Das Hauptbild des in einem ländlich-derben Barock gefertigten Altaraufsatzes aus der Zeit um oder kurz nach 1705 zeigt Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin des Grossen. Die kindlich dargestellte Heilige trägt eine Erdkugel als Zeichen der Kai-serwürde und ein Kreuz, das auf das von ihr aufgefundene Kreuz Christi hin-weist. Das Bild stammt wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert und war anfäng-lich nicht für die Kapelle bestimmt gewesen, jedenfalls war es für das Retabel zu breit und zu kurz und wurde erst bei der letzten Kapellenrenovation richtig einge-passt.[14]

 

Zwei zierliche Figuren schmücken den Altar: Die Heiligen Wendelin und Fridolin. Wendelin, ein beliebter Bauern- und Viehpatron, ist als Hirte mit Hirtenschippe dargestellt, Fridolin - der Fricktaler Landespatron - mit dem Skelett des Urso. Neben Antonius und Wendelin wurde Fridolin als dritter Viehpatron in der Ueker Kapelle verehrt. Links und rechts des Altars befinden sich zwei Reliquienvitrinen mit je fünf Wachsmedaillons und acht Knochenreliquien, verziert mit Bouillon-stickereien. Die Kästchen stammen aus der gleichen Werkstatt wie der Altar-aufsatz. Zwei Fresken - wohl aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts - von beachtlicher Qualität zeigen an den Seitenwänden des Schiffs die Namenspatro-ne der Kapellenstifter: Maria und Jakobus.

 

Die jugendlich wirkende Gottesmutter ist als so genannte Mondsichel- bzw. Strahlenkranzmadonna dargestellt. Der Apostel und Pilgerpatron Jakobus der Ältere, dessen Grab sich in Santiago di Compostela befinden soll, ist in Ueken anhand seiner Attribute gut erkennbar: dem Buch der Apostel, dem langen Pil-gerstab, der Pilgerbekleidung sowie den bekannten Pilgermuscheln.

 

Zur künstlerischen Ausstattung der Kapelle gehören ferner sechs wertvolle Farb-fenster. Sie wurden – mit Ausnahme des Ueker Wappens von 1973 - 1930 an-gefertigt. Zwei Glasbilder widmen sich dem heiligen Antonius, eines dem heiligen Paul dem Einsiedler. Auf den Fenstern der Sakristei prangen die Wappen von Papst Pius XI. und Joseph Ambühl, Bischof von Basel und Lugano, die beide zur Zeit des Kapellenumbaus amtierten. Die Glasmalereien stammen von Richard Arthur Nüscheler (1877-1950). Mit ihm konnte Pfarrer Koch einen ausgezeich-neten Künstler für die Ausschmückung der kleinen Kapelle verpflichten. Nüsche-ler hatte sich durch seine Renovationsarbeiten an den Glasfenstern von Königs-felden einen hervorragenden Ruf erworben und erhielt immer wieder interessante Aufträge aus dem Ausland, so etwa für die Krypta des Klosters von Monte Cas-sino in Italien oder die Glasfenster der Kathedrale von Indiana in den USA.[15]

 

 

Anmerkungen

 

[1] Egloff, Anton: Die Antoniuskapelle in Ueken, in: Festführer zur Turnhalleneinweihung Ueken 1973. Der Altartisch - eine roh behauene Steinplatte - ist heute mit Holz eingefasst und leider nicht mehr sichtbar.

[2] Zur Kapelle von Leidikon vgl. Fricktaler Bote vom 26. Juli 1996.

[3] Pfarrarchiv Herznach, Schachtel 7.

[4] Über das Müllergeschlecht Ursprung, vgl. Herzog, Hans: Fronmühle und Fronmüller zu Hornussen, in: VJzSch, 22. Jg., 1947, S. 42f.

[5] Hagmann-Ursprung Emmy: Albert Ursprung, o.O. u. J., maschinengeschrieben (Privatbesitz).

[6] Altes Lagerbuch der Gemeinde Ueken von 1850 im Archiv des Aarg. Gebäudeversicherungsamtes in Aarau.

 

[7] So unterspühlte 1852 ein Hochwasser gar die Fundamente der Kapelle. Vgl. Gemeindearchiv Ueken (GAU), Akten des Gemeinderates 1852. Das Kirchlein leidet auch heute noch unter den Hochwassern, die Unterueken immer wieder heimsuchen.

[8] Wie Anm. 3.

[9] Dazu und zum Folgenden vgl. GAU, Protokoll der Ortsbürgergemeinde vom 13.4.1929.

10 GAU, Gemeinderatsprotokoll vom 6.7.19

[10] GAU, Gemeinderatsprotokoll vom 6.7.1930; mündliche Überlieferung.

[11] Mitteilung von Fritz Walek, Gross-Siegharts (Österreich).

[12] Mündliche Überlieferung.

[13] Reinle, Adolf: Die Heilige Verena von Zurzach, Basel 1948, S. 126.

[14] Wie Anm. 11. Das Gemälde ist signiert mit den Initialen P. J.

[15] Schweizerisches Künstler-Lexikon, Nendeln 1967; Biographisches Lexikon des Aargaus 1803-1957, Aarau 1958

Der Historiker Dr. Linus Küsser, Ueken, in der St. Antoniuskapelle in Mellingen. (Foto: Christoph Voellmy, in Aargauer Zeitung)

"...Linus Hüsser, (*22. Januar 1964), der im Fricktal aufwuchs und nach der Matura am Kollegium in Altdorf an der Universität Freiburg moderne Schweizer Geschichte sowie neuere europäische Geschichte und Staatsrecht studierte, befasste sich in seiner Lizenziatsarbeit mit den Schweizer Bischöfen während des Zweiten Weltkriegs.

Seine Dissertation schrieb er über den katholisch-konservativen Klingnauer Politiker und Publizisten Johann Nepomuk Schleuniger (1810–1874). Hüsser lebt in Ueken und arbeitet als freischaffender Historiker. Er ist Mitautor mehrerer Ortsgeschichten und hat zahlrei-che Beiträge zu historischen und volkskundlichen Themen publiziert.

Zu seinen Tätigkeiten gehört auch die Aufarbeitung von Archiven. Seit zehn Jahren ist Linus Hüsser Präsident der Kirchenpflege Herznach-Ueken und mitverantwortlich für die denkmalgeschützten Sakralbau-ten der Kirchgemeinde. Zudem präsidiert er die Museumskommission der Stadt Rheinfelden, wo er auch das historische Archiv betreut...."

Textausschnitt aus: Erik Schwickardi "Fricktaler Historiker Linus Hüsser jagt 140 Aargauer Kapellen", in: Aargauer Zeitung 14. April 2013.

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Siehe auch:

Erik Schwickardi: Fricktaler Historiker Linus Hüsser jagt 140 Aargauer Ka-pellenm (Aargauer Zeitung.  Siehe: https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/kanton-aargau/fricktaler-historiker-linus-huesser-jagt-140-aargauer-kapellen-126394931, abgerufen am 15, Dezember 2018

Roman Portmann: Katholische Kapellen im Kanton Aargau sollen bekannter werden (Aargauer Regionaljournal) Siehe: https://www.srf.ch/sendungen/regionaljournal-aargau-solothurn/katholische-kapellen-im-aargau-sollen-bekannter-werden, abgerufen am 15. Dezember 2018

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Wer schreibt, dem wird geschrieben!

Dr. Linus Huber mailte mit die folgenden "Fridolins"-Bilder aus seiner For-schungsarbeit zu. Herzlichen Dank. Hierzulande haben wir keine Ahnung wie weitverbreitet der "Fridolinskult" war und heute noch in den vielen Kirchenbildern, Statuene und Darstellungen ist. Gerne sollen diese Zeug-nisse hier festgehalten werden.

Fridolin und Ursus im Beinhaus in Frick
Fridolin und Ursus im Beinhaus in Frick
Fridolin und Ursus Altarbild  Wendelinskapelle Gellikon
Fridolin und Ursus Altarbild Wendelinskapelle Gellikon
Fridolin und Ursus  Fridolinsaltar Wegenstetten
Fridolin und Ursus Fridolinsaltar Wegenstetten

Fridolin Lenganu Vogelsang

Unterer Bildteil Lengnau Vogelsang
Unterer Bildteil Lengnau Vogelsang
Leuggern Gippingen Fridolin und Ursus links im Bild
Leuggern Gippingen Fridolin und Ursus links im Bild
Altarbild Sisseln
Altarbild Sisseln
Kopie der ursprünglichen Holzstatue in Kaisten
Kopie der ursprünglichen Holzstatue in Kaisten

Sämtliche Aufnamen von Dr. Linus Hüsser z Vfg gestellt.


Mittwoch, 12. Dezember 2018  

 

Trouvaille aus der Mottenkiste

Die folgende frei erfundene Weihnachtsgeschichte wurde an der

Seniorenweihnacht des Gemeinnützigen Frauenvereins Oberurnen

im Saal des Gemeindehauses am Sonntagnachmittag,

8. Dezember 2013

gewissermassen "uraufgeführt".

 

 

 

Wo die Heilig Famili

ä dr Wiänacht uff Oberuurnä z Bsuäch gsii sich

 

 

Im Himmel obä-n-isch-es ä widermaal gägä Wiänacht zuägangä.

 

Abr uf dr Wält undä, wo ja afed ä Huuffä grooss Lüüt, vrschwigä dä g Goofä, nümmä ä ds Chrischchindli glaubed, hätt bald niämer meh gwüsst, as ds Chrischchindli ä jederä Wiänacht uf d Wält abäfart und immer äis Doorf bsuächt.

 

Hüür isch Oberuurnä draa gsii. Und das hätt sinä Hindergrund gkaa.

 

Eerschtens sind de viärzächä Noothälfer gsii. (14 Stärnä dett ädr Wand) De chänd äimal im Munet zämä zunerä Andaacht und derna höggled-si zunänand zumänä fäinä Zaabed. Und ebä de 14 Noothälfer sin räätig woordä, z Oberuurnä sig doch ä sonä schüüni Noothälfer Kapäll. Diä häiged-si anä 1592 pbuuä und immer schüü Soorg gka derzuä.

 

Dr Pfarrer Alfons Schmuggi sälig, dr Füns,  und der Kapluu Dudli, wo äsonä böösi Chöchi gla hätt, p Fräulein Zahner sälig, mit Haar a dä Zänd, und dr Dekan Pfarrer Arnold Müller sälig, wo händ törrfä derbii sii, händ-si dä gad ächlä gmäint und zu dä Noothälfärä gsäit, ja, ja,  iri Pfarrchind  z Oberuurnä-n-undä siged dä gad ächlä Siächlig.

 

Zum  zwaitä chunnt dä dr häilig Bartholomeus, er sig schliässli Chilbi-feller vu Oberurnä, etz wett-er gliich ämaal wüssä, weso as d Oberurner drii sächszagget Stärnä im Wappä häiged.

 

Di häilig Barbara gitt-em zrugg: „Jä, wäsch dä du nüd, as das de drii Kardinaaltugendä „Glaube, Liebe und Hoffnung“  bedüütet? -  „Tängg wuäl, aber as etz diä gad prezis ds Oberuurnä uffem Wappä sötted si, tunggti mi gliich ächlä gschpässig.“

 

I demm Momänt isch ä chliis Tüüfäli, wo i dr Höll ap isch, zwüschet denä Noothälfärüä durägschwänzlet, we-nä flinggs chliis Hündli und hätt gigälet: „Hähähä, nüüt isch! De drii Schtäärnä bedüütet: „Himel, Arsch und Zwirn! Hähähä!“. Duä butzt-em dr Kaplaan Dudli mit em Ge-bättbüäch gad äis und schneerzet-nä aa: „Mach as em Tüüfel zuä chunndsch! Was fünrnigä Gaggälaari hätt wider d Tüür off luh i d Höll abä!!!“

 

Doch zum drittä chunnt dr häilig Georg derhäär, ämä Chettäli ä Trachä, wo-n-er zeemt hätt, mitärä Schnuär d Schnurä zuäpbundä, aser nüd biis-sä chaa. „Was hani da gkört? Oberuurnä?  Über d Oberuurnä luhn-i dä gaar nüüt chuu, dett bini nämli Chilchäpatruu. Und nüd nu daas i dr Matt hindä, det wo der Werni Schtuggi, der Seggelmäschter  vu dr Alpkorpe-raziuu, meh Gält iignuu hätt mit Parggebührä as mängs Chilchä-n-Opfer, und ebä dett schtaht zu minä Ehrä ä mäineid schüüni Tafalä, wo-n- i gad ä Trachä erstichä.

 

Zrugg zu dr Chilä.

D Oberuurner sind doch anä 1532 tapfer und trüü bim altä Glaubä pblibä und sind bi dr Reformaziuu ds Mulis ännä uuszogä. Dernaa händ-si mit dä Näfelsser zämä sälber ä Chilchhööri g'gründet und sind uff Näfels ufä z Chilchä. Wo-si gnuäg kaa händ vu denä chrottä Näflesser,  händ-si anä 1868 ä schüüni äigeni Chilchä pbuuä, wo si hütt nu zäigä luh törff, und i miir, äm Sant Georg und ädr häiliäg Driifaltigkäit, gwidmet.

 

Und was de drii Schtäärnä aagaht: Wüssed Ihr dä nüüd, as de drüü wich-tigschtä Gschlächter Schtucki, Noser und Hunold häissed? (Zindel wääred ä nuch, abr zwänig as’s fürnä viärtä Schtäärnä langeti) Und de viärzächä Noothälfer händ im Choor gsäit: „Hoo soo? Ähää? Etz wüssemer’s abr.“

 

Und zum viärtä spiidet gad ds Chrischchindli hanä, wo schu afed ä zächä-zwölfjährigs Buäbli gsii isch, hätt ächlä mitämä grossä Häiligäschii und mitämä Rudel Ängäli gräufflet kaa, und isch bi denä Noothälfärä schtuh blibä. Und wo-n-es „Oberuurnä“ ghört, isch es hantli wider zruggrännt zu dr Muätergottes und rüeft: „Müätter, Muätter, etz wäiss-i wohii as-mer hüür chänted ä dr Wiänacht hii, uff Oberuurnä, uff Ober-uurnä.“

 

Und ä dr Muäter Gottes ires Wort hätt im Himel obä schu immer g'gultä. 

Uf jedä Fall hänzi dä-n-ää Schlittä paarad gmacht und ä ganzes Rudel Ränntiär voornä iigschpannet. Hindä draa nuch ä Ersatzschlittä. Uffem Bogg hinädrem Tiächsel mit dä Zügel isch dr Samichlaus gsii, deer isch-si ja afed gwännt, schu aafangs Dezämber albig uf d Wält abäzfarä.

 

Ds Chrischindli i wagger Wullteggänä verpaggt und mitemä glismätä Schnurächäppli und glimätä Pfuuschthändschli, d Muäter Gottes inerä warmä Schaffälljaggä und dr häilig Josef mitärä Belzkappä und ämä schwäärä Mantel mit-emä hööchä Chragä sind-si dä loosgfarä dur di schteibeichalt Nacht bi allnä Schtäärnä verbii, linggs und rächts und vor-uus sind ganzi Gschwader vu Aengel flogä und im Himmel obä hätt daas uusgseh we-n-ä grossä längä Meteor. Und im Chrischchindli hätt daas gfallä ä-si dur d Luft saused, ja, äs hätt gjuuchzget und gsungä und all Ängel händem Antwort gii und gchräischet und gwiichset we bimänä Popkonzärt.

 

Nach em Nordpool sind-si imä Uuutämpo richtig Schwiiz, ds Züri händs abgschwänggt, sind überä Zürisse derufä und sind ds Oberuunä bi dr Voorburg glandet. Sind uusgschtigä und ds Chrischchinli hät ä dr Muäter Gottes ds Händli gii und der Häilig Josef hätt ä Latäärnä voruusträit. Zämä mit dem ganzä Gschwader vu Aenglä sind si dä durä Voor-buurgwääg derabä bim Büälä Fritz verbii, dett händ-si ids Huus inä güggslet, aber alles isch tunggel gsi, nu überobä hä-p-mes gkörä schnarchlä, will si alli schu im Bett gsii sind. Drnaa sind si durabä, und, bim Sännhöfler verbii,  bim Pöschtli usächuu.

 

Dr Samichlaus hätt dä nuch gmaäint, wo-si dur Poschtschtraas gäg ds Pfarhuus ufä sind, wahaaa, das Doorfzäntrum häiged-si aber schüü gmachet. A Supper-Schtraass, schüüni Trottwaar und alls äso suuber! Und wagger p buuä woordä sig dä daa au.

 

Bim Pfarrhus  hätt p Muäter Gottes gfraaget, wer ächt au afed Pfarrer sig. Dr Thomas Rellstab sig ja etz bim Radio Maria Diräggter woordä, das freui si dä schuu.

 

Du säit der Josef: „Theo Füglistaller“ staht uffem Briäfchaschtä. „Ho,so?“ säit p Muätergottes, „ähää, der sig ja schiints z Züri undä gsii!“ Duä säit dr Samichlaus: „Hoffetli macht-er‘s er‘s ächlä rächt!“ Und p Muäter  Gottes: „Jä deer wird schu rächt si, mä gkört ämal nüüt vu-nem!“ – Und wider dr Samichlaus: „Momoll, der sig schiints chüürzli ds Room undä i dä Exerziziä gsii. pPfäregig sind au afed ä chlä Fändäränä.“ „Pscht Samichlaus,“ säit p Muäter Gottes, „übr di Gäischtlichä redt mä nüüd! Pscht!“ –„Und dr Josef: „Rächt häsch, lönd-n-ä etz zeerscht ämaal chlää machä!“

 

„Logädaa!“ meint dä dr  Samichlaus wiiter: „De schüünä Lädä, wo das hätt. pPoscht, ä Gwafföörsaloon, ä Farbäladä, dr Louis Müller, wo-d' ja praggtisch alls überchundsch, dr Metzger Berwert. Hee, wämmer nüd uffem Häiwääg ä paar derä fäinä Chalberwüürscht poschtnä? Oder wenigschtens äs paar Päärli Lantjeger, du wäisch ja, as dr Heilig Fridoliin und Hilaari äso eeländ gärä Lantjeger händ“ – Dr häilig Josef: „Chasch dä gu sägä, z Nacht, wo all lädä zuä sind.“ – Und Samichlaus wider: „Und Ä Glaarner Paschteetä bi ds Begg Müllers? Du wäisch doch as dr Pfarrer Schmuggi, dr Kapluu Dudli und dr Pfarrer Arnold Müller eeländ gäärä Glarner Paschteetä gschnabuliärt händ. De hetted ä Freud, wä-mer-nä äini bräächted.“ – Dr Josef mäint dä barsch: “Chum iätz! Mer müänd wiiter.“

 

Samichlaus: „Jää, Oberuurnä hätt  au immer tüchtig Gmäindsbresänä gkaa. Dr Gmeindspresi Emil Noser, wo ä so schüü singt im HIm-meslchor, der Remo Hobi, wo so guät jasset… und dr Schaagg Fehr und dr Beat Noser, de müänd-si dä da undä nuch wagger zämänih, as-si öppä-n-ä rächts Plätzli übrchänd im Himmel obä.“

 

Und dr Josef fart fort: „Ja und  dä dr rüärig Vercheersvereinspresidänt dr Roger Fischli, ganz ä tüchtigä, deer hebet de Verein schüü zämä, wäisch nuuch, we der vor zwei Jahrrä ä wunderbare Aabed im Giässä undä oder ussä organisiärt hätt zu dr Bruggäiiwiichig fürä Dichter Balthasar Hunold! Der känned si im Himel obä schuu, der schuäni immer i dä Himmelgäärtä ummänand und sägi Gedicht uuf!

 

 

Und dä ds Margrith Neeracher, das tifig Chögli, di früänderig Bresidänti vum Müätäräveräin, daas isch sogaar nuch im Parlämänt vu dr nüüä Gmäind Glaris Nord und de gitt nuch ä chrottä schüüs Heflti usä „Ober-uurnä miis Doorf“. Sogaar im Himel obä wiirt das nuch gläsä.  De viilä Oberuurner im Himel chänd schiär g Chrach übr, wer’s zzerscht törff ha, si möged chuum durä, bis schu wider des neechscht Heftli usächunnt.

 

Samichlaus: „Jä isch dä de Gmäind Glaris Nord überhaupt öppis Schlaus?“  Josef: „Oho, daa sägi nüüt, ha im Himel obä schu ds Muul vrbännt, wo-n-i öppis gsäit ha, we dä das usächäm, wänn d Näflezzer, d Oberuurner, Mulliser, Niederuurner, Biltener und sogar Chirezer i gliichligä Himmel chämed. Ich säg-ech nur äis, d Näflesser und Oberur-ner giänged ja nuch… abr d Muliser, aber ich wett ja nüüt gsäit haa, nüd as äinä nuch uf d Idee chunnt und mäint äs müäsed im Himmel obä nuch drii Chääseriiä iigfüärt wäärdä…und ä Wärchhoof für de viilä Chrisch-bäum…!“

 

Samichlaus: Abr drfüür hänzi ds Oberuurnä ä uusinnig guäti Harmonie-musig, dr Daniel Jänny lüäget guät zu sinä Lüüt, und dr Helmut Fritschi tirigiärt we nä chliinä Furtwängler. Und voll des Lobes isch di Heilig Cäcilia gad die letscht Wuchä gsii, wo si gsäit häig, dr Gmischt Chor singi ä sonä schüüni, ases gad ä Freud sig, mä söll ä dr Magrit Stucki ä Gruäz uusrichtä und im Tirigänt Marcel Frischnächt au,. abr sie gköri au dr Cäciliächoor nüd uugäärä, das törffed-er dä äm Bernädett Schtuggi frööli sägä, und ä Martin Chääli gad au. Deer chunnt ja vu Näfels, we ds Patrizia Fischli vum Daamäturnveräin au, und umbekehrt händsi ds Nä-fels ds Patrizia Jakoner eeländ gäärä, as Religiuuslehreri und Hilfs-sigrischti, wo ja schiints der Katholisch Frauä-und Müäteräveräin bresiidäri.

 

Äm Turnveräin tröffeder dä gad au nuch sägä, besser gsäit  äm, Martin Schtuggi, si sölled nu ä chlä öppis tuä und d Lüüt träniärä…i letschter Ziit häigemer afed derä gschtabetä-n-Ängel gnuäg, wo nüd ämaal meh ä rächti Chnüübeugi fertigpringed, verschwigä dr frii Überschlag bin Halle-luja..und i dr Fluugschtund gkiied immer meh uf d Nasä, vor luuter Gschtebäti.“

 

Säit dr Samichlaus: „Und überhaupt, ä liäbschtä giäng-i etz nu gschnäll ids "Rössli" ufä zum Sigi i-nä Glüähwii.“ Fürsoorgli mäint der Josef: „Vilecht hett'r nuch ä paar schüüni waarmi Schaaffääli fäil für ä Häi-wääg,.“

 

Vu dä Veräinä hette-mer nuch ä Huffä gwüsst, öppä 27 gäb's ja schiints ds Oberuurnä. Daas isch guät für ds Doorfläbä! Di räschtlichä, wo-mer nüd erwähnt händ, chänd dä des neechscht Maal draa.

Si sind nämmli bim Gmäindshuus aachuu und händ dett dur p Fänschter inä gluäget und d Nasä äd Schiibä truggt. Di häilig Familie, dr Samichlaus und de Ängel händ guät inägsee, si sind nämmli gschwäbet und sind äso guät i eerschtä Schtogg ufä gkuu.

 

Und wo si äso gschwäbet sind, säit der Samichlaus: „Kännt öpper de drii Frauä da inne?“ - „Wo, wo, wo?“ fraged de viilä Ängeli.  - Samichlaus: „Dettä, diä wo Cheerzli uufschtelled und – ä dett, wo si alles äsoo schüü schmügged.“

 

Säit p Muäter Gottes: „Ähää, wer kännt ä diä nüüd. Dett isch ds Karin Farni, ds Hedi Glaus und ds Annämaria Pesaballi… „Uuspüundt schüüni Wiibervölcher.. de tüänd si d Schpörä abv'rdiänä, as- si ämaal i Himmel chämed“ schnuret dr Samichlaus derzwüschet. Und p Muäter Gottes mäint: „Gseesch, we-si ä-n-Iifer händ und ä dä Lüüt wänd Freud mache!?“ „Das schriibi dä mit grossä Buächstäbä i mis goldi Buäch inä“, brummlet der Samichlaus vor sich hii. Und Muäter Gottes meint: „Und ä-dä-n-anderä flottä, sibä Hälferinnä zünde-mer dä nuch ä Cheerzä-n-a, wämer uuffem Häiwääg nu i g Chilchä inä luäged.“ Warted nu, äs Ängeli hä-p-mers sogaar uffemä Zädäli uufgschribä…Sonja Cora, Anni Dur-scher, Karin Fischli, Heidi Regli, Beatrice Schtuggi, Heidi Zinsli, Doris Zwiifel… und dä diä, wo geschter schu gchrampfet händ. We de sibä Gaabä vum Häiliägä Gäischt. (Dett obä gsänder d Schtärnä…)

 

Rüäft dr Samichlaus: „Hee, und dett ä dr Teggi obä, was isch dä daas fürnigä Fanä?“ „Wo, wo, wo?“ fraaget ds Ängelgschwader. „ äää dett obä, jää diä, wo gälb-blaui isch und acht Schtärnä drii hätt, das isch doch Glaris Noord, de acht Stärnä sind Gmäinderäät, wo äso lüchted.“ Samichlaus: „Äs sind ja nu sibä, ja schuu, aber dr acht isch nuch Gmäindsschriiberi“ Und  d Ängel: „Nänäi, deer Fanä näbädraa! Äs hätt äso Chrüütli druuf?“  Samichlaus: „Chrüütli?  - Ähää, dä-n-isch-es ä Theefanä!“

 

„So“, meint Muäter Gottes „chänd, mer wänd nüd lenger schtöörä. De mached das ja wunderbaar. De mached daas äso schüü, da möm-mer gaar nüd inä. De sind ja ds Chrischchindli sälber und diä wo nuch hälfed we richtigi Ängeli… . Duä fraaget ds Chrischchindli: „Mammi, was sind dä das überhaupt fürnigi Lüüt?“ Säit der Heilig Josef: „ Das isch ebä dr Gmäinnützig Frauäveräin vu Oberurnä. De gitts schu sitt 116 Jaahrä.  gGründet woordä-n-äm 28. Feberwaar 1897.“ Fraget dr Samichlaus:

“Abr wohäär wäisch dä du das?“ Josef: „Das han-ni bim Pfarrer Schmuggi und Dekan Müller uufgschnappet, wo mehr vorgeschter gjas-set händ.“

 

D Muäter Gottes mahnet wider: „So ihr Liäbä, mer müänd nuch wiiter, d Nacht isch nuch lang. Und Wiänacht isch dä glii.“

 

Derna sind si di ganz Blaatärä zrugg i g Chilchä und händ dett gschtuu-net, ab dr schüünä Chrippä. Ds Chrischchindli hätt sofort i de Chrippä-n-inä gluäget und gmäint: „Waas, das sött iich sii?“ – „Natürli,“  mäint Muätergottes.„Abr, das gliiched abr ä miim Vater, äm Häilä Josef, üb'r-haupt nüüd“ meint ds Chrischchindli. Säitem  p Muäter Gottes: „Wäisch Büäbli, daas erchläär-i dr dä wänn-d ä chlää gröösser bisch. Etz bisch nuch viil zchlii.“ „Jaaja, rächt häsch, Maria.“ säit der Josef und niggt.

 

Underdessä sind d Ängel i dr ganzä Chilchä-n-ummä gschpaziärt und häind d Altäär und di schüünä Bilder aagschtuunet: Uff dr Frauäsiitä di häilig Cecilia, die häilig Franziska, die häiligTheresia vom Kinde Jesus. Uff diser Siitä dr häilig Antonius, dr häilig Franziskus und dr Johannes der Täufer. Abr dr Sanggt. Georg häiged si sofort gkännt und tuschlet: „Ab-gschnittä dr Heilig Georg! Mä kännt-nä.“

 

Äs paar häiged dä-n-ebä nuch ä Puschlä Cheerzä aazündt für di liäbä Frauä vum Gmäinnützigä Frauäveräin.

 

Plötzli sägi äinä vu dä grööschtä Änglä: „So und etz wiird nuch ä Roosä-chranz pbättet – dr Fräudäriich!... „Im Namen des Vaaters und des Sohnes und des häiligen Gäischtes, Vaterunser…" und so wiiter. Wunderbaar hätt daas tüünt i dr Oberuurnä Chilchä und de händ p bättet und bättet bis si alli Gsetzli vum Rosächranz durä gsii sind. Die chliinerä Ängeli händ afu gäinä, und ds Chrischchindli isch i dän Aarmä vu dr Mutter Gottes sogar iipfüüsälet.

 

Plötzli gaht d Tüür – der Samichlaus chunnt inä, schällälet  und rüäft: „Mini Dame und Herä, liäbi Ängelschaar… mer sötted tängg langsam!“ Duä schtaht näbädraa nuch ä Maa mit erä Truggä und Plaschtigsegg.

 

Der Gmeinderaat Hans Schtuggi… eer sig äm Samichlaus vrkuu und wo si äs paar Woort gwächslet häiged, siged-si ebä uff g Glaarner-paschteetä für de Pfärerig und uf g Chalberwüürscht z reda chuu. Und der Mords-Tunder, dr Hans, häig gsäit: „Dä wämmer etz nuch gäärä gseh!“ Und sig mit-em bim Bewert und bim  Begg Müller gu lüütä und häig ä kä lugg luh, bis de im Pischamaa abächuu siged. Und dä hätt-er dä de Paschteetä und Wüürscht poschtet zum Mi'ggi i Himel ufä. Dr Samichlaus häig nuch äs Wuurschtredli überchuu, we miir früäner bim Silväschterschällä. Und dr Hans Schtuggi hättä nuch gmäint: „D Rächnig gaht uf d Chilchägmäind. Daas gaaht ja dä wider gad ä Wiil, bis di Häilig Famili wider ämaal uff Oberuurnä chunnt.

Und äso hätt der Gmeinderaat Hans im Hiibligg uff ä rächts Plätzli Himel obä wagger Pünggtli gschindet, wahrschiindli Cumulus-Pünggt.

 

Di ganz Wiänachtsgsellschaft  hätt ds Wiichwasser gnu und isch wieder gmuätli durä Vorburgwääg derufä. Dr Ersatzschlittä hätt dr Samichlaus vor luuterem Wüürscht- und Paschteetähola nuch hinderem Gmäind-huus vrgässä, vilecht gsänder-n-ä dä hindä-ussä bis Häiguh…

 

Si sind dä halt gliich iigschtigä und dr Samichlaus hätt d Zügel wider zeert, mit dr Gäisslä gchlepft: „Hooo- hüü!“, und wo de Ränntiär wider zogä händ und langsam gägä Himel ufä und überä Waläsee gägä Oschtä flüüged, faat’s  ganz fii aufschniilä und biiälä und fiserlä… und d Ängeli händ afu singe: „Leise rieselt der Schnee…“  (Gemischter Chor)

 

Leise rieselt der Schnee,
still und starr liegt der See,
weihnachtlich glänzet der Wald:
freue Dich, Christkind kommt bald.

In den Herzen ist's warm,
still schweigt Kummer und Harm,
sorge des Lebens verhallt:
Freue Dich, 's Christkind kommt bald.

Bald ist heilige Nacht;
Chor der Engel erwacht;
horch nur, wie lieblich es schallt:
Freue Dich, Christkind kommt bald.

 

 

 

 

 

 


Sonntag, 9. Dezember 2018

 

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

erzählt am

Adventskonzert im Franziskanerkloster

zum Zweiten Advent

vum Fridli Osterhazy

 

 

Ich törff Ihnä etz äs Gschichtli vrtzellä, wo z Näfels, vor meh as sibezg Jahr passiärt isch.

 

Wo-ni-nuch i Gfätterlischuäl bi - öppä viärjährig - hätt d Schwöschter Alice Marii ä glorioosi Idee gkaa.

 

Mir hetted söllä underem brännendä Chrischbaum bim Chrippli äs Gschänggli hanäleggä und zum Chrischchindli fascht des gliichlig Schprüchli uufsägä. Iich hett söllä sägä: «Luäg amaal der Öpfel aa! Deer chasch du zum Bhaltä haa!»

Daas isch schu alles gsi und häpmi schu bi dä Proobä eeländ gergäret.

               

Ä-n-Öpfel? Ä-n-Öpfel! Alli anderä händ öppis viil Inträssanters gka: ä Panaanä, ä-n-Oranschä, äs Seggli Nüssli, ä Moorächopf, ä Bluämä-

schtogg, äs Bääbi oder äs Autööli… und iich ä löötigä Öpfel.

 

Nuch vor der Wiänachtsfiir hätt Schwöschter alli gfraaget, was mer äm liäbschtä uff d Wiänacht übrchäämed, hätt alles uff-nes Briäfli gschribä, wo-si dä äm Chrischchindli tüäg schiggä.

 

Ich ha im Schaufänschter vum Schubiger z Näfels ä knallroots Trätti-

auto gseh mit schüünä wiissä Redlänä. Bi jedä Taag gu luägä, öbs nuch dett isch und ha miis Näsli äds Fänschter  truggt.

 

Abr ich ha ja tröffä beruäiget sii, d Schwöschter hätt’s ja notiärt und äm Chrischchindli gschiggt.

 

Wo’s dä so wiit gsii, schtömmer im tungglä Gang vum Chinzgi und händ mösä waartä, will d Schwöschter mit üüsernä Müätärä nuch hätt mösä öppis beschprächä. (Hütt vermuäti, as si ä dä Müäterä

üüseri Wiänachtswündsch mittäilt hätt.)

 

We chliini Goofä halt äso sind, bim Waartä wiirsch zablig, und vor der Uuffüärig vumä Chrippäschpill schu gaar.

 

Jedä und jedes hätt sis Rekwisit gkaa. Und ich ebä der löötig Öpfel.

 

Da macht äinä ä Rugg und ä Puff und minä Öpfel isch abägkiit und we-n-ä ä Chegelchuglä langsam dervugrugälet. Iich bi dur de Bäi und Finggli naachächrochä, as es äis Dränand gitt, und prezis i dem Momänt, chunnt d Schwöschter und paggt mi: «Weso chaasch du nüd we di anderä aaschtändig daaschtuh und waartä» Hä-p-mi göörlet: "Etz bliibsch daa schtuh!!!"

 

Ich ha-mi eeländ gschämt, dr Chopf abäghebet und der wagger Öpfel mit minä chliinä Patschhändli gägä p Bruscht truggt. Duä gmerggi, we guät as deer Öpfel schmöggt. Des rächt Händli hani müäsä ä mim Naachpur gii, mer händ ja müäsä füärä e mä säit. Abr

iich ha der Duft äso inzogä, mmm, ä Guäti hätt daas gschmöggt!

Daas chamä sich gaar nüd voorschtellä, we-n-ä Güäti, as das gschmöggt hätt!!!

 

Di rächt Hand immer bim Gschpäändli hani afu mit em Züngli a dem feinä Öpfel ummäschläggä. Dernaa hani nuch d Zändli druuf-

gschtellt, natüürli nu äso proobewiis. I demm Momänt chunnt d Schwöschter wieder, mi Nachpur ziä-p-mi Aermäli und rätsch, au wäih, isch passiärt. Dur der Rugg händ sich mini Zändli i dr Öpfel grabä.. ä Biss isch wägg!

 

Äsonä blöödä  Chlägälitatsch gaht das wäidli ä dr Schwöschter gu räfälä. Diä isch dä böösi woordä! Häpmi aagschnützt: Daas sig himel

truurig, as-i äm Chrischchindli sinä Öpfel aabiissi. Ds Chrischchindli hät dä gaar kä Freud a dernigä Öpfel und dernnigä, wo driibiissed! Zur Schtraaf mosch der aapbnissä Öpfel vor allnä Lüüt bim Chrisch-

chindli haräleggä.

 

Mit 150 Puls und ämä zündrootä Chopf bin i abägruupet und ha der Öpfel mit beedä Händä äsoo hanägläit,aber der Biss nach undä, as-es niämer gsäch.

 

Ds Chrischchindli mit sinä blondä Löggli und himelblauä-n-Äugli isch äso daa glägä, hätt d Äärmäli uusgschtreggt, hätt aber graad uus gluäget. Polzägraad! Tatsächli, äs isch böös uf miich und mag mi nüd aaluägä.

 

I dem Eeländ hani fascht käs Woort usäpbracht: "Etz logämaal, (Schluck) der Öpf (Schluck) deer Öpfel aa! (Schluck). Deer chasch Duu zum Bhaltä haa!"

 

Dernaa bin i wäidli wider hinder di anderä verschwundä, abr dr Gsichtsuusdurgg vum Chrischchindli isch mer dur de ganz Fiir pblibä.

 

Äntli dä, ä  Häiligaabed bini ummä Chrischbaum ummä gschlichä, wo as-etz ächt das Trättiauti sig. Aber daa isch wiit und breit nüüt ummä gsii. (Wahrschiindli händ mini Elterä tänggt, äs Trättiauto sig z tüür und öppis Uunützes. Söggä, Underhosä, Finggä oder äso siged wichtiger).

 

Tja, ds Chrischchindli hätt söfel z tuä, as-es i dr Gschwindni vilecht öpper vergässä hätt. Und iich ha nüd gwaaget, mit öpperem da

drüber z redä.

 

Wo g Gfätterlischuäl nachem Nüüjahr wider aa-g’gangä isch, händ alli vu dä Gschängger gschwärmet. Alli händ überchuu, was d Schwöschter mit em Briäfli i Himel ufä gmäldet hätt. Nu iich nüd – da bini gschtandä uhni Trättiauto, derfüür mit nüüä glismetä Schtrümpf und bauäligä Underhosä.

 

Dä bin i aber  zu dr Schwöschter gu regglämikärä: «Händ-Si im Chrischchindli nüd gschribä, as-i gäärä äs Trättiauti hett?»

 

Und etz chunnt dr Punggt.

De guät Schwöschter hätt nüüt Gschiiders gwüsst z sägä as: «Gseesch etz, Fritzli, daas isch etz ebä d Schtraaf derfür, as du äm Chrischchindli sinä Öpfel aapbissä häsch!»

 

Ja, das isch äigetli loogisch und hä-p-mer  duä as chliis Goof ii-

glüüchtet.

 

Hütt mos i allerdings iigseh, as ich nüd dr eerscht Maa gsii bi, wo wägetämä Öpfel Probleem gka hätt. Schu dr Aadamm  hätt müäsä, pbüässä, will’r än Öpfel abpbissä hätt. Ussem Parädiis hätt’r müäsä-n-usä… und daagschtandä isch sogar uhni glismet Schtrümpf und bauäligi Underhosä.

 

Abr d Moraal vu derä Gschicht:

Der Öpfel hätt erinneret äds Parädiis und isch ds Symbol für des Schlächt uff der Wält. Latiinisch heisst schlächt «malum». Und wüssed-Si, was Öpfel uff latinisch heisst: «malus»

Und wägä derä-n- Ähndlichkeit vum Woort malus und malum häpmä ganz früäner Öpfel a Chrischbaum ghängt.

 

Und ds Chischchindli isch jä uf Wält chuu, zum daas Schlächt wider uuszbüglä.

 

Drum tängged Sie draa, wänn-si des neechscht Mal inä  Öpfel inä biissed nüd nu a Fritzli, näi: As schliässli und äntli alles guät usä-

chunnt. 

 


Samstag, 17. November 2018

 

Morgartenfeier

"Hütet euch am Tage vor Sankt Othmar!"

 

Zur Erinnerung an die erste Freiheitsschlacht am Morgarten vom 15. No-vember 1315 und um freundeidgenössische Kameradschaft zu pflegen, wird alljährlich am 15. November, am historischen Gedenktag, gefeiert. Im Mittelpunkt steht das Gedächtnis an die Gefallenen der Schlacht. Traditionell damit verbunden ist das Morgartenschiessen. Für Behörden, Militär, viele Vereine und Gäste ist es eine denkwürdige Feier auch mit gesellschaftlichen Akzenten.

 

Im Mittelpunkt der Morgartenschlacht-Feier steht das Jahrzeit, das Ge-dächtnis an die Gefallenen vom 15. November 1315. Bereits in der Chro-nik des Johannes von Winterthur wird erwähnt, dass die Schwyzer im Nachgang zur siegreichen Schlacht einen jährlich stattfindenden Ge-denktag eingerichtet haben sollen. Sein Bericht über den Morgartenkrieg endet mit den Worten: „Switenses pro triumpho a Deo habito diem festum feriamque sollemnem singulis annis in perpetuum recolendam statuerunt“ – „sie beschlossen zum Dank für den Gott erhaltenen Sieg einen feierlichen Fest- und Feiertag jedes Jahr für immer zu begehen“. Das Anniversarium wurde ursprünglich allerdings in der Pfarrkirche Sattel und nicht in der 1501 erstmals erwähnten Kapelle auf der Schornen ge-halten.

 

Das 19. Jahrhundert brachte die Entwicklung von der Schlachtjahrzeit zur Schlachtfeier. Nach einer wechselvollen Geschichte der Feier be-schloss der Schwyzer Regierungsrat 1940, die Schlachtfeier alle fünf Jahre mit einer offiziellen Abordnung zu beschicken. Heute geschieht dies jedes Jahr. 1940 wurde auch erstmals der von P. Rudolf Henggeler OSB (Kloster Einsiedeln) verfasste Schlachtbrief verlesen.

 

Vor einigen Jahren wurde die Schlachtfeier gestrafft und der Gedächtnis-charakter wieder verstärkt. Der feierliche Zug vom Dorf Sattel zur Ge-denkstätte in der Schornen bewegt sich auf der alten Strasse, die Kan-tone Schwyz und Zug sowie das Alte Land Schwyz stellen abwechs-lungsweise einen Festredner. Die staatsbürgerlich-politische Besinnung ist angebracht und in unserem auf Tradition und Geschichtsverbunden-heit angewiesenen Staatswesen sinnvoll.

 

Das Programm

 

10:00 h: Besammlung der Gäste und Teilnehmer.

              Bereitstellen des Festzuges bei der Schulhaus-

              anlage Eggeli im Dorf Sattel

 

10:15 h: Abmarsch zur Schlachtkapelle Morgarten

 

10:30 h: Beginn Gedenkfeier

              Verlesen des Schlachtbriefes

              Gedenkandacht

              Ansprache: Abt Urban Federer OSB Einsiedeln

              Schweizerpsalm

              

              Rückmarsch nach Sattel

 

12:00 h: Apéro auf dem Zentrumsplatz. musikalische

              Umrahmung durch das Militärspiel

 

12:30 h: Mittagessen für geladene Gäste und Mitwirkende

              in der Mehrzweckhalle Eggeli, Sattel, sowie in den

              zugewiesenen Gasthöfen

 

14:30 h: ca. Auflösung. Ende des offiziellen Teils

 

15:30 h: Rangverkündigung. Absenden Pistolenschiessen

              Schornen, Gedenkfeierplatz

 

16:00 h: Ordentliche Schützengemeinde in der Morgarten-

              hütte

              Festredner:

              Divisionär a D Peter Regli, ehemaliger Direktor des

              Schweiz. Nachrichtendienstes

 

Die Morgartenreden

- am Beispiel von Kantonsratspräsident Dr. Martin Michel, Lachen,

15. November 2004 

(Martin Michel ist der Bruder des derzeitigen Regierungsrates Kaspar Michel)

 

Jedes Jahr am 15. November findet zum Schlachtjahrzeit die Gedenk-feier in der Schornen statt. Zu dieser Gelegenheit hält abwechslungs-weise ein Vertreter des Kantons Schwyz, des Kantons Zug und des Bezirks Schwyz eine Festansprache. Oft nehmen die Redner auch direk-ten Bezug auf aktuelle politische Themen und appellieren dabei an Werte und Haltungen, welche sie von Geschichte und Mythos Morgarten ab-leiten.

 

Hochwürdige Herren
Geschätzte Räte und Richter der Stände Zug und Schwyz
Geschätzte Repräsentanten des Militärs und der Verwaltung
Liebe Gäste aus dem Kanton Glarus
Sehr verehrte Damen und Herren

 

 

I. Einleitung
Am Tage vor St. Othmar treffen sich jedes Jahr die Leute von Schwyz und Zug am Morgarten, um der Schlacht von 1315 zu gedenken. Sie stellen diese Schlachtfeier mit einem Gottesdienst unter das Patronat des Allmächtigen. Sie erinnern sich der verstorbenen Helden und ihrer Ideale. Und sie wagen einen Ausblick auf die bevorstehenden Händel unserer modernen Eidgenossenschaft.
Nicht selten gelingt mit diesem Anlass ein treffender Vergleich zwischen den denkwürdigen Ereignissen von damals und den anstehenden Her-ausforderungen von heute. Nicht selten sind die eindrücklichen Erfahrun-gen dieses Gedenkens Motivation und Anstoss zu neuen Ideen und Ta-ten. Und daher lohnt es sich in jedem Fall, an dieser Morgarten Schlacht-feier festzuhalten und teilzunehmen. Es ist mir eine grosse Freude mit Ih-nen allen zusammen hier am Morgarten diese Gedenkfeier zu begehen.

II. Morgarten

Die Meinungen über die Schlacht am Morgarten und die Erkenntnisse über dieses einschneidende Ereignis der frühen Geschichte der Eidge-nossenschaft gehen bekanntlich weit auseinander.

Je nach der Schilderungen der Lehrer ist "Morgarten":

  • Ein eidgenössischer Freiheitskampf erster Güte oder ein gemeiner Hinterhalt gegen die Staatsmacht.
  • Ein Sprengen der obrigkeitlichen Fesseln oder eine Vereitelung einer provozierten Strafaktion.
  • Ein denkwürdiger Heldenkampf oder ein sinnloses Gemetzel.

Bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, dass die Ursachen und die Motivation zu dieser Schlacht nicht ein besonderes Ruhmesblatt der al-ten Eidgenossen wiedergeben. Auch wird die politische und militärische Bedeutung der Schlacht gemeinhin überschätzt. Die Schlacht selber, das Zusammenstehen der Eidgenossen, der Vollzug des 1. Bundesbriefes und das Halten der geschworenen Bundestreue verdient hingegen gros-se Beachtung und Respekt.

III. Lehren aus Morgarten
Deshalb ist Morgarten für die Eidgenossenschaft ein wichtiges Datum, ein bedeutendes Ereignis, ein merkwürdiges Zusammenstehen.

Die Eidgenossen am Morgarten überzeugten durch fünf entscheidende Merkmale. Fünf Merkmale, die meines Erachtens auch heute noch Gültigkeit haben.

  • Die Eidgenossen haben nicht abgewartet. Sie haben sich nicht zu-rückgelehnt. Sie sind bereit gewesen, etwas zu leisten, etwas zu bewegen und ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
  • Die Eidgenossen sind nicht im alten Denken verharrt und haben nicht an den bestehenden Strukturen festgehalten. Sie sind aufge-brochen, etwas Neues zu schaffen und haben das Ungewisse in Kauf genommen.
  • Die Eidgenossen haben nicht auf eine falsche, persönliche Sicher-heit gesetzt. Sie haben nicht danach getrachtet, das Bestehende zu wahren. Sie haben gewagt, ein Risiko einzugehen und selbst ihr Hab und Gut sowie ihr Leben zu opfern.
  • Die Eidgenossen haben nicht die Macht  der anderen gefürchtet.Sie haben sich auf ihre eigene Stärke besonnen und haben die Vorteile ihres Umfeldes und ihres Könnens genutzt.
  • Die Eidgenossen haben nicht an ihren eigenen, persönlichen Vorteil gedacht. Sie haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam für alle gekämpft. Gemeinsam haben sie ein Ziel verfolgt und gemeinsam haben sie das Ziel auch erreicht.

Diese fünf Merkmale machen für uns den bemerkenswerten Geist von Morgarten aus:

  •     Leistung erbringen
  •     Neues anstreben
  •     Risiken eingehen
  •     auf eigene Stärken vertrauen und vor allem
  •     zusammen schaffen.

Diese fünf Grundsätze sind das eigentlich Heldenhafte an der Schlacht von Morgarten. Diese fünf Denkweisen sollten uns auch heute anspor-nen, die Gefahren unserer Zeit und die heutigen Herausforderungen an-zugehen und zu meistern. Aber allzu oft müssen wir heute in Politik und Armee, in Kirche und Kultur, in Wissenschaft und Wirtschaft erkennen, dass wir jungen Eidgenossen herzlich wenig bereit sind, Eigenleistung und Selbstverantwortung zu zeigen. Unser Verharren an alten Positionen und Ideen versperrt uns oftmals den Weg, zu neuen Taten aufzubrechen. Wir sind häufig zu bequem, etwas Bestehendes, selbst Fragwürdiges, aufzugeben. Wir zieren uns, ein Risiko für etwas noch Unbekanntes ein-zugehen. Viel zu viel lassen wir uns von den Andern und vom Unbe-kannten beeindrucken und zurückdrängen, statt uns auf unsere eigene Stärke zu besinnen. Die vorgespielte Macht der anderen beeindruckt uns oft mehr, als unsere eigenen, soliden Fähigkeiten und unsere eigene, lautere Absicht. Und vor allem hindern uns unser Neid und unsere Miss-gunst am Ziehen am gleichen Seil. Unser Streben nach eigenem Vorteil lähmt uns immer mehr, zusammen etwas für die Gemeinschaft zu schaf-fen.

 

 

IV. Aufruf und Schluss
Morgarten und die heutige Schlachtfeier soll uns wieder einmal ganz be-wusst vor Augen führen, wie wir besser handeln sollen. Unsere Vor-fahren haben in Morgarten mit Leistung, Risiko, Erneuerungswillen, Selbstbewusstsein und gemeinsamem Handeln einen legendären Sieg errungen.
Lernen wir von ihnen. Eifern wir ihnen und ihren Idealen wieder nach. Und auch wir werden wieder lernen:

  • Schwierigkeiten zu überwinden
  • Niederlagen zu verkraften und
  • Siege für uns und unsere Gemeinschaft zu erringen.

Dieses Morgarten bietet uns heute die Gelegenheit.

Nützen wir das heutige Zusammensein von Bürgern und Politiker, von Militär und Geistlichkeit aus den verschiedenen eidgenössischen Stän-den.
Fangen wir heute, im ungezwungenen Gespräch an, unsere gemein-same Zukunft zusammen zu gestalten.
Ich wünsche Ihnen eine ereignisreiche Gedenkfeier und einen angeneh-men Aufenthalt in Morgarten und Sattel.
 


Freitag, 16. November 2018

 

Der dritte Band

"Kulturjahrbuch" von Glarus Nord

ist erschienen!

 

 

Der Flyer zu Einladung 

Die Vernissage im Tolderhaus

 

Sowohl das Kulturjahrbuch wie auch die fröhlich-lockere Vernissage standen ganz im Zeichen der "Gemeinschaft". Als Fridolin Elmer, Ge-meinderat und Kulturminister der Gemeinde Glarus Nord diesen Sommer

aus der Exekutive zurücktrat, um für neue Aufgaben aufzubrechen, war das dritte Kulturjahrbuch praktisch schon fast druckfertig. Wohl deshalb hat ihn seine Nachfolger Pascal Vuichard gebeten, das Werk durch-zuziehen.

 

Fridolin Elmer tat dies in seiner bekannten, positiven und mitreissenden Art heute Freitagabend vor "vollem Haus" im Bohlensaal des Tolderhau-ses in Näfels. Die Herzen im Flug eroberte die "Regenbogen-Band" unter Leitung von Andreas Habert, ein Projekt der Pro Infirmis für Menschen mit Behinderung. Das etwa zwanzigköpfige Ensemble, das soviel positi-ve Energie ausstrahlt, erreicht Herz und Gemüt, und man hört nicht aus Mitleid, sondern echter Freude zu.

Pascal Vuichard, stellte sich als neuer "Kulturminister" vor und beglück-wünschte alle Beteiligten zum gelungenen Werk. Gemeindepräsident Thomas Kistler ergänzte die Dankesadressen und wies auf die Wich-tigkeit der Gemeinschaft und Kultur hin.

Fridolin Elmer stellt die neueste Schrift in Wort und Bild vor und warb kräftig für deren Verbreitung.

Beim Apéro nutzten die Besucher und Besucherinnen reichlich die Gele-genheit zu Austausch und Gesprächen, selber Grundvoraussetzungen zur Gemeinschaftsbildung.

 

Vom "Ich" zum "Wir" ist ein Signal in Zeiten, in denen das "Wir" weitge-hend zum "Ich" geworden ist. Die vorzügliche Präsenz von Politikern war seinerseits ein Beitrag dazu.

 

Das Kulturjahrbuch 2018

Inhaltsübersicht

Fridolin Elmer: Vorwort Glarus Nord -eine Gemeinschaft?

 

Ueli Mäder: Was hält unsere Gesellschaft zusammen? Fokusthema

 

Nachgefragt: Kurz-Interview zur Gemeinde-Fusion mit Ueli Mäder

 

Zämän ä Rägäbogä, Fokusthema

 

Die Bindung an die Gruppe ist sehr intensiv,

Interview mit Andreas Habert

 

Unus pro omnibuis, omnes pro uno

Lihn & Menzihaus, Fokusthema

 

Franz Landolt/Fabian Lampe: Pfadi Rauti Näfels, Fokusthema

 

Jagd - Was bleibt von der Wildbeutegemeinschaft von einst? Fokusthema

 

Wieso wird man Jäger/Jägerin?

Interview mit Fritz Stüssi

 

Dorfporträt: Mein Näfels

Rundgang mit der 1. Sek. Näfels (Patrick Landolt)

 

Galerie

Barbara Beglinger

 

Eröffnung

Wir wollen etwas, was Gross und Klein Spass macht

 

 

Unsere Gemeidemitarbeiterinnnen

Imogen Gedinger

 

Events

In der Gemeinde Glarus Nord

 

Verleihung

Kulturpreis 2018 Glarus Nord

Hansruedi Gallati & Angela Malina Weber

 

Anerkennungspreis

Hansruedi Gallati

Laudatio von Daniela Ficola

 

Dank

 

Bildnachweis

 

82 Seiten

 

Mein Kommentar

Das Beste sind die Denkanstösse, die von allen Beiträgen ausgehen. Je-der und jeder frage sich, was die Botschaften in dieser Schrift mit einem machen. Vieles kann man wiedererkennen und bejahen, einiges macht Widerstand, regt aber zum Denken an. Die Schrift ist schön und gedie-gen gestaltet und als kleines Kunstwerk, das wie mit grösseren oder kleineren Scheinwerfern auf das komplexe Thema "Gemeinschaft" fokus-siert ist. Man spürt, dass es sich die Kulturkommission nicht leicht ge-macht und um Ideen und Protagonisten gerungen hat. Aber... sie hat es geschafft, den Nerv zu treffen mit den Frage: Sind wir (Glarus Nördler) eine Gemeinschaft? Wo steht der Integrationsprozess der acht Dörfer im Hinblick auf eine Gemeinde? Welche Voraussetzungen sind notwendig, dass Gemeinschaft wird. Dass auf Gelungenes mit Fingern gezeigt wird, gewissermassen auf exemplarische Beispiele von erfolgreicher Gemein-schaft, zeigt doch auf - wie übrigens an der Buchvernissage gesagt wur-de -  wie die Fusion ein Auslöser und Katalisator einer neuen Gemein-schaft  ein sich ständig wandelnder und wachsender Prozess ist.

 

Die Gründung der Eidgenossenschaft, das Werden des Bundesstaates, die Contente der Europäischen Union im Grossen sind, was die glarne-rischen Gemeindefusionen im Kleinen. Die Balance zwischen Zentra-lisierung und Pflege der Föderation ist das Ziel, grosse Menschenmen-gen zum "Wir" zu gewinnen.

 

Landsgemeinde und Näfelser Fahrt sind die prominentesten und sicht-baren Beispiele von "Gemeinschaft" des Glarnervolkes. Die "kleinen Ge-meindeversammlungen" in den Dörfern waren gelebte Gemeinschaft. Die grosse Gemeindeversammlung der Gemeinde Glarus Nord kann dies werden, doch müssen die vorbereitenden Meinungsbildungen und Vor-entscheidungen in den Dörfern getroffen werden. Das grosse Prüfstück wird der zweite Anlauf zu Nutzungsplanung sein. Die Gemeinderäte, die Kommissionen, sind nicht einfach Entscheidungsinstanzen, die am grü-nen Tisch entscheiden und regieren, sondern sie sind Kommunikatoren, (Kommune heisst Gemeinde) die die Stimmbürgerinnen und Stimmbür-ger zum Mitdenken holen und zum Mitentscheiden einladen.

So entsteht Gemeinschaft.

So sind Entscheidungen nicht mehr nur politische Kämpfe mit Siegern und Verlierern.

Nach guten Gesprächen, in denen man hört und zuhört, werden Abstim-mungen oft überflüssig oder Mehrheiten akzeptiert.

 

So gesehen ist die "Kulturübung" "Gemeinschaft" in jeder Hinsicht ein toller Wurf, für das Herz eine Freude, für den Kopf eine Herausforderung und für alle ein Stück gewonnene Lebensqualität.

 

Dank

Danke für den erbaulichen, heiteren Abend, danke für das Kulturbuch Nr. 3, danke allen weiblichen und männlichen Protagonisten, den Schrei-bern, Gestaltern, Fragern, Präsentatoren, Kulturkommissionsmenschen, dem Gemeinderat in globo... und allen die heute Abend mit der Regen-bogen-Band kräftig mitgeklatscht haben!!!.

 


Sonntag, 11. November 2018

 

Ein Nachtrag und eine Verschiebung des Beitrages vom 8. September 2018

 

San Bernardino da Siena

 

 Das neue Buch von Br. Gottfried Egger wird vorgestellt

 

 

Kloster Mariaburg im Zeichen des San Bernardino da Siena

(Pressemeldung)

 

Am Samstag, 8. September 2018, auf den Tag genau 638 Jahre nach der Geburt des San Bernardino da Siena, 616 Jahre nach dessen Einkleidung als Franziskaner615 Jahre nach dessen Profess und 614 Jahre nach seiner Priesterweihe und am Fest Mariae Geburt, dem Kilbifäller der Näfelser Kirchweih, fand eine Buchvernissage in der Klosterkirche statt.

 

Nach einer musikalischen Einstimmung von Niklaus Stengele an der Orgel begrüsste Br. Gottfried eine sympathische Gruppe von Besucherinnen und Besucher. Eine Power-Point-Präsentation mit Bildern aus dem Leben und Wirken des San Bernardin da Siena gab einen Einstieg zum Dialog zwischen Br. Gottfried und Fridolin Hauser (Osterhazy) über die etwa vierjährige Entstehungszeit des Buches, die Motivation dazu und Schwerpunkte des Inhaltes.

 

Nach einem weiteren Orgelzwischenspiel hielt Dr. iur. Stefan Müller, Präsident des  Katho-lischen Kantonal Kirchenrates eine prägnante Laudatio über Buch und Autor und würdigte das Werk persönlich und im Namen des KKK. (Manuskript siehe unten)

Spontan ergriff auch Landratspräsident und Vizegemeindepräsident Bruno Gallati das Wort und überbrachte die Grüsse und Glückwünsche des Kantonsparlamentes und der Ge-meindebehörde von Glarus Nord. Gleichzeitig verwob er persönliche Begeg-nungen mit dem Autor auf früheren Italienreisen.

Einen fulminanten Abschluss legte Niklaus Stengele, Hauptorganist in der Hilariuskirche und im Kloster hin, ehe Br. Gottfried sein Buch abgab und signierte.                              F.O.

 

 

Br. Gottfried Egger OFM, Guardian des Franziskanerklosters Mariaburg Näfels, stellt sein neuestes Buch «Bernardin von Siena, Verkünder des Namens Jesu» vor. Rechts unten im Bild die Tafel mit dem von Bernardin geschaffenen Christuismonogramm JHS, eine Kopie des Original auis Siena, die im Konvent des Klosters Näfels hängt.

Mit rund 80 Bildern und BIldtafeln aus dem Leben und Wirken von San Bernardin stimmte Fridolin Hauser (Fridli Osterhazy) Leben und Werk von San Bernardino die Buchvernissage ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Br. Gottfried Egger, Autor, und Fridolin Hauser (Fridli Oterhazy) als Fragen-steller gingen im lebhaften Dialog auf die Entstehung und die Aussagen des Werkes ein.

Diese auf San Bernardino zurückgehende Tafel ist auf der östlichen Aussenfront des Franziskanerkloster angebracht.

 

"IN NOMINE JESU OMNE GENU FLECTATUR, COELESTIUM, TERRESTRIUM

ET INFERNORUM."

 

(Im Namen Jesu beuge sich jedes Knie,

im HImmel, auf Erden und unter der Erde.

(Phil 2,10)

 

 

Dr. iur. Stefan Müller, Präsident des Kantonalen Katholischen Kirchenrates des Kantons Glarus, hielt eine prägnante Laudatio für Autor und Werk. Sein nächster Zuhörer Br. Gottfried. Die Laudatio ist im Wortlaut unten beigefügt.

 

 

 

 

Landratspräsident und Gemeindevize-präsident Bruno Gallati liess es sich nicht nehmen, ad hoc und spontan die Grüsse des Landrates (Kantonsparlament) und

der Gemeindebehörden zu überbringen.

 

 

 

 

(Fotos: M. Hauser, Zug)