Sonntag, 25. August 2019

 

70 Jahre und ein aussergewöhnlicher Lebensweg

oder

Br. Louis Bischof mit dem schönsten Bart Europas

 

Am 5. Dezember 2015 wurde Peter Bischof als Terziarbruder eingekleidet, am 25. August 2019 war seine 70. Geburtstagsfeier im Refektorium des Klosters Mariaburg in Näfels. Bei beiden Anlässen durfte ich als Gast dabei sein. Die heiter-fröhlichen Verse zu seinen Ehren seien hier festgehalten.

 

Peter Stocker, seit 2015 Br. Louis in Franziskanerkloster Näfels. Mit Stolz präsentiert er seinen weissen Bart, den schönsten in ganz Europa! (Foto: Franziskanerkloster Nàfels)
Peter Stocker, seit 2015 Br. Louis in Franziskanerkloster Näfels. Mit Stolz präsentiert er seinen weissen Bart, den schönsten in ganz Europa! (Foto: Franziskanerkloster Nàfels)

 

 

 Laudatio in Versen

 

zur Einkleidung

von Br. Louis 

als Terziarbruder

des Franziskanerklosters Näfels

 

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Nun hat auch das Kloster Näfels seinen Bischof

 

oder

 

Bischof von St. Gallen tritt ins Kloster Näfels ein.

 

 

 

  • Auch heute ist ein Freudentag,
  • von dem ich gern berichten mag!
  • Aus einem Peter wird ein Louis,
  • er sagt zum Ordenleben „Oui!“
  •  
  • Das Klosterglöcklein jubelt heute!
  • Es feiern nicht nur Ordensleute,
  • sowohl in Näfels wie St. Gallen
  • herrscht männiglich ein Wohlgefallen!
  •  Ich habe da sehr ungeniert,
  • auch deinen Lebenslauf studiert.
  • Und sag‘ zu deiner Datenschau
  • hier nur noch kurz und bündig „Wow!“
  • Geboren in der Gallusstadt
  • wo’s eine Kathedrale hat,
  •  kamst du dort für nur wenig Geld
  •  als kleiner Bischof auf die Welt.
  •  
  • Verkehrsschul‘ hast du absolviert
  • mit KV-Abschluss noch brilliert,
  •  dann fand‘st du in Lugano Spass,
  • und zwar bei der Publizitas!
  •  
  • Dann flogst du wie Ezechiel
  • für fast ein Jahr nach Israel,
  •  um dorten dann ja, Gottfriedstutz,
  •  zu weil’n in Saride-Kibuz.
  •  
  • Du kamst dann frohgemuth zurück
  •  und bliebst hernach drei Jahr‘ am Stück
  •  Buchhalter bei der UBS
  •  es folgte nun dein Reif’prozess.
  •  
  •  Denn zog’s dich wieder in die Weiti
  •  zum Missionseinsatz in Haiti,
  •  dort warst ja dann, mein Gott Walter
  •  Bischofs- und College Geldverwalter.
  •   
  • Dann warst du als Zölibatär
  • in Zürich flotter Sekretär,
  •  in der Sankt Antons Grosspfarrei
  •  bliebst dort fünf Jahre auch dabei.
  •  
  • Dort hat man dich ja dann geschnappt
  •  Und dich als Geldmensch gern gehabt
  •  Denn künftig stand auf der Beschriftung:
  • Buchhalter bei der Skotus Stiftung.
  •   
  • Dies bist du ja – nicht übertrieben –
  • die längste Zeit danach geblieben.
  •  Und dieses – hört , ihr lieben Leute,
  •  bist du gottlob, ja auch noch heute.
  •  
  • Da es dem lieben Gott gefallen
  • gingst du dann wieder nach St. Gallen
  •  zur SUVA dort acht Jahre lang.
  •  So nahm das Leben seinen Gang.
  •  
  • Sehr hochgeschätzt war deine Kraft
  •  danach noch bei der Vormundschaft,
  • als Rechnungsrevisorenmann
  • für gut zwei Jahre auch noch dann.
  •  
  • Doch während weitern vierzehn Jahren
  • bist du mit Taxis ‘rumgefahren.
  •  Du fuhrst Behinderte, mit Eifer,
  • und Kranke als ein Taxi-Driver.
  •  
  • Nun aber wurde endlich wahr,
  •  was längst in deinem Herzen war.
  •  du hast die Heimat hier gefunden
  • und dich mit Eid an Gott gebunden.
  •  
  • Sogar der Custos ist heut‘ hier,
  • ein franziskanisch hohes Tier,
  • bringt frohgemuth und mit Geschick
  • ‘ne Kutte mit und einen Strick.
  •  
  • Und Peter, bislang Hosenträger,
  • sein Bart wird voll und immer schräger,
  • will mit zivilem Leben brechen,
  • um Ordensregeln zu versprechen.
  •  
  • Statt Hemden mit karierten Leinen
  • und Hosen mit zwei Hosenbeinen,
  • trägt er nun künftig, nicht aus Jute,
  • als Ordenskleid die braune Kutte.
  •  
  • Und um den Bauch, zu seinem Heil,
  • prangt nun als Cingulum ein Seil,
  • drei Knoten deuten auf sein Los
  •  Gehorsam, Armut, ehelos!
  •   
  • Gar viele werden heut` Veganer,
  •  er wird hingegen Franziskaner.
  •  Schon Jesus ass am Mittagstisch
  • bisweilen Schaffleisch oder Fisch.
  •  
  • Auch die Apostel im Verein,
  •  war’n abgeneigt nicht nach dem Wein,
  •  und Brot gab es gar in Vermehrung,
  •  und damit haufenweis‘ Bekehrung.
  •   
  • Ex-Peter, Neo-Louis wirke gern
  • im strengen Weinberg unsres Herrn;
  • und pflege Weinstöck‘ und auch Trauben
  • für Tugendhaftigkeit und Glauben.
  •  
  • Die Demut wird dir dabei nützen,
  • und dich vor Stolz und Hoffart schützen,
  • dann wirst du Bruder gar und ganz
  • im Sinn und Geist des heil’gen Franz.
  •  
  • Du wirst nunmehr mit frohen Mienen
  •  und gerne der Gemeinschaft dienen,
  • und dieses ist wie du ja weisst
  •  der echte Franziskanergeist.
  •  
  • Geniesse all die Wohlgerüche,
  • von Weihrauch hin bis in die Küche,
  • perfektioniere auch das Waschen,
  • zähl‘ jeden Tag im Keller Flaschen.
  •   
  • Und auch der Reinlichkeit von wegen,
  • musste du mal auch die Treppen fegen.
  • Und finde stets den richt’gen Ton
  • am Franziskanertelefon.
  •  
  • Vielleicht musst du auch WC putzen,
  • damit man diese kann benutzen,
  • wer weiss, sogar im Garten graben,
  • dass alle fein zu essen haben.
  •  
  • Wirst in den Läden gegen Osten
  • Fressalien und Waren posten,
  • bisweilen auch das Postfach leeren,
  • und dich als Ökonom bewähren.
  •  
  • Lässt in der Messe Glocken klingen,
  • wirst glockenrein auch Lieder singen,
  • am Ambo gut und deutlich lesen,
  • und hustest du, recht bald genesen.
  •  
  • Eine wicht’ger Teil auf deinen Wegen,
  •  ist deine Pflicht, den Bart zu pflegen.
  • Du hast den schönsten Bart der Welt,
  • der sogar Nonnen sehr gefällt.
  •  
  • Nimm doch Persil, um ihn zu waschen,
  • nicht Pulver, sondern das in Flaschen,
  • vergesse nicht, dann nach dem Fönen,
  • den schönen Bart auch weiss zu tönen.
  •   
  • Das weisseste von allem Weissen,
  • soll – wie man hört – persilweiss heissen.
  • Drum sei doch stolz auf deinen Bart
  • Und bürst‘ und kämm‘ ihn sehr apart.
  •  
  • Entferne auch von Bart und Westen
  • vom Wochenrückblick Speiseresten,
  • zäh kleben dorten Eierhörnchen
  • und Saucen, Suppen oder Körnchen.
  •  
  • Verscheuche stets,  damit’s nicht miefer,
  • auch ratzikal das Ungeziefer.
  • Statt, wenn du sauer bist, zu maulen
  •  Ist’s besser deinen Bart zu kraulen.
  •  
  • Bedenk beim Barte des Propheten,
  •  das Beste ist noch immer beten.
  •  Bleib oneline mit dem lieben Gott,
  • dann geht das Leben immer flott.
  •  
  • Drum lass dir herzlich gratulieren,
  • von allen, die hier jubilieren,
  • und sag zur Zukunft, lieber Louis,
  • ein überzeugtes, frohes „Oui!“
  •  
  • Näfels, 5. Dezember 2015 am Tage vor St. Nikolaus.
  •  
  • Händ’s guät! Und nuch ä Gruäz a-p-Bäsi
  • Sehr häärzli üüerä Osterhazy
  •  
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  • Fortsetzung zum 70. Geburtstag
  •  
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  • Das war 2015 im Dezember,
  •  seither bist du hier Kloster-Member
  • und niemand möchte hier mitnichten
  • im Klösterlein auf dich verzichten.
  •  
  • Du bist, falls du es nicht schon weisst,
  • für Viele halt der gute Geist.
  •  Denn ohne dich, ich sag’s auf Ehr’
  •  ging’ Vieles wirklich hier nicht mehr.
  •   
  • Für Godi, oft im Heiligland
  • bist du fürwahr die rechte Hand.
  • Ohn’ dich als smarter Sekretär,
  •  er meistens sehr verloren wär.
  •  
  • Und in dem Heiligland-Verein
  •  Darfst du für hier Vertreter sein.
  • Im Lourdesverein und dessen Fahne
  • bis du Begleiter und Kumpane.
  •  
  • Wie einst die Jünger an der Pfingsten,
  • sprichst du ja weltweit gar am ringsten,
  •  spontan, driekt und auch verschlungen,
  •  in aller Herren Länder Zungen.
  •  
  • Beim Filmen über Klostersagen
  •  da musste man nicht lange fragen,
  •  du spieltest Kapuzinerpater,
  •  ins Dorf hinunter schauen tat er.
  •   
  • Du lauschtest dort den Männerchören,
  •  um alten Liedern zuzuhören.
  •  Doch plötzlich kam der Klostergeist
  •  zu Pferde durch die Luft gereist.
  •   
  • Das Herz blieb dir dabei fast stocken,
  • du bist darob so sehr erschrocken,
  •  Kapuze hoch und rechtsumkehrt,
  • bist du ins Haus zurückgekehrt.
  •   
  • Am andern Morgen, ach, mein Lieber
  •  langst du im Bett mit hohem Fieber,
  •  da mimtest mit gestreckten Pfoten,
  • den Pater als gestorb’nen Toten.
  •  
  • Nun reisst man sich für dich um Rollen
  • weil alle dich zum Filmen wollen.
  •  Und Hollywood ruft ständig an,
  •  ob man dich nicht verpflichten kann…
  •   
  • Und wenn du postnest ohne Rast
  • bist du ein gern geseh’ner Gast,
  •  Ein jeder hier im Dorf dich kennt
  •  und dich ach meist beim Namen nennt.
  •  
  • Ja, manches schöne Postfräulein,
  •  die möcht’ für dich am Schalter sein;
  •  du bist für Briefe, Fracht und Geld,
  •  der allerbeste Mann der Welt.
  •   
  • Heut’ feierst du dein Wiegenfest
  •  im Hinblick auf den Lebensrest,
  •  und dieses, lieber Gott bewahre,
  •  noch sicherlich für 30 Jahre.
  •   
  • Wir wissen es ja alle schon,
  •  ein Louis, ist dein Nam’nspatron,
  •  der König neuf von Frankenreich
  •  und später Heiliger zugleich.
  •   
  • Er galt, das hört’ man laut und leiser
  •  Europas ungekrönter Kaiser.
  • Er starb, schreibt’s hinter Eure Ohren,
  •  am selben Tag, da du geboren.
  •   
  • Ein Glaubensmann, voll guten Mutes,
  •  tat Louis lebenslang nur Gutes.
  •  Er ist Patron der Stadt Paris.
  •  und wie man hörte nicht nur dies.
  •   
  • In München auch und in Berlin,
  •  und ausnahmsweise nicht von Wien.
  •  Der Wissenschaft und auf dem Bau
  • der Pilger, Blinden, Tauben au.
  •  
  • Der Maler und auch Tapezierer,
  • der KV-Leute, Juwelierer,
  •  der Schmiede, Weber, Stukkatööre,
  • der Büchermacher und Frisööre.
  •   
  • Der Bäcker. Fischer und Gerichte,
  •  kurzum ein Mann der Weltgeschichte.
  •  Drum passt er, auch zu deinem Namen,
  •  mein lieber Louis, fertig, amen.
  •   
  • Nun reiche ich dir nun zum Schlusse
  •  ‘nen Meter Birnbrot zum Genusse,
  •  Geniesse es und schau’s o Mann aa,
  • es ist für’s Glarnerland das Manna!
  •   
  • Ä Gruäz i-g-Chuchi und a-p Bäsi!
  •  Sehr häärzli, Fridli Oschterhäsi.
  •  
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  •  
  • Näfels, 25. August 2019
  •  
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Ludwig (Louis)
  • Ludwig (Louis) IX., König von Frankreich, 1215 geboren, war von seiner klugen und tatkräftigen Mutter Blanka zu einer verantwortungsbewussten Persönlichkeit erzogen worden und stand zeit seines Lebens unter ihrem günstigen Einfluss. Durch seine klugen, von großem Verantwortungsgefühl getragenen Reformen gewann er höchstes Ansehen. Der tief religiöse Herrscher kümmerte sich um die Bedürftigen, ließ in jeder Pfarrei ein Verzeichnis der Armen anlegen, die ihres Alters oder eines Gebrechens wegen nicht mehr arbeiten konnten, errichtete fromme Stiftungen wie eine Anstalt für 300 Blinde, beschränkte das Fehderecht, verbot (1260) den Zweikampf, setzte an dessen Stelle den Zeugenbeweis und bewirkte damit eine völlige Umwälzung des französischen Gerichtswesens. Ebenso lagen ihm die Wissenschaften am Herzen, und er schritt auch unnachgiebig gegen alle kirchlichen Missbräuche ein. König Ludwig galt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit und wurde der „ungekrönte Kaiser des Abendlandes“ genannt. + 25.8.1270 während eines Kreuzzugs vor Tunis an einer Seuche. Er ist Patron von Paris, der Wissenschaft, der Buchbinder, Buchdrucker, Knopfmacher, Juweliere, Gerichtsdiener sowie Schutzheiliger gegen Blindheit und Gehörl-sigkeit.
  •   Patron von
  •   Berlin, München, Saarbrücken, Saarlouis, Paris, Poissy und allen Orten Frankreichs
  •   die nach ihm Louis heissen.
  •   Der Wissenschaft, der Blinden, Pilger, Reisenden, Kaufleute, Bauarbeiter, Steinhauer, 
  •   Maurer, Zimmerleute, Anstreicher, Stukkateure, Tapzierer, Hufschmiede, Bürstenbinder, 
  •   Weber, Buchdrucker und Buchbinder, Fischer, Bäcker, Frisöre, Knopfmacher
  •   Leinenverkäufer. Juweliere und Gerichtsdiener.
  •   Gegen Blindheit, Gehörkrankheiten und Pest.

 Dienstag, 27. August 2019

 

"Miini Schwiiz - diini Schwiiz" im Glarnerland

 

Vergangene Woche wurden fünf Folgen der SRF 1-TV-Sendung "Miini Schwiiz - diini Schwiiz" ausgestrahlt. Diesmal konnten sich Schwanden (Rudy Hermann), Filzbach (Ruedi Menzi), Mollis (Susanne Hauser-Schindler), Elm (Hans Rhyner)  und Näfels (Fridolin Hauser) vorstellen. Hier ist die fünfte Folge "Näfels" abrufbar.

 


 

 24. und 25. August 2019

 

ESAF 2019

 

Eidgenössisches Schwing- und Älperfest Zug

 

Letztes Wochenende fand in Zug das bislang grösste "Eidgenössische" aller Zeiten statt. Prachtswetter, perfekte Organisation, Feierstimmung und eitel Freude herrschten. Markus Hauser, Zug, war im "Chrampferteam"  und stellte mir folgende Bilder zur Verfügung.

 

Oben links: Festskulptur von Bildhauer Stephan Schmidlin, Cham. Daneben Gedenktafel

Die Skulptur ist 4 Meter hoch, 3 Meter breit und wiegt 9 Tonnen. Holz: Mammutbaum.
Zweite Reihe: Siegermuni "Kolin", daneben Bilder vom Gabentempel.

Dritte Reihe: Gabentempel, rechts das Tenü der vielen Helfer "Chrampfer ESAF 2019 Zug"

 

Diese Kunstwerk ist topaktuell vom ESAF 2019, der untenstehende Text schon nostalgisch und stammt aus dem Jahr 2013 (Bild: Markus Hauser, Zug)
Diese Kunstwerk ist topaktuell vom ESAF 2019, der untenstehende Text schon nostalgisch und stammt aus dem Jahr 2013 (Bild: Markus Hauser, Zug)

 

Schweizer Qualitätsmarke „Hosenlupf“

oder

Wurzeln, Werte, Weitsicht!

 

   (Diese Kolumne stammt aus dem Jahr 2013,

unmittelbar nach dem Eidgenössischen in Burgdorf

und ist im "Fridolin" erschienen)

 

Vom Schwingen verstehe ich nichts. Gross ist aber meine Bewunderung für den schweizerischen Kult im Kräftemessen von Mann zu Mann. Nicht von ungefähr kommt die Redewendung „Deer hätt ä Poschtuur we-n-ä Chranzschwinger!“ Gross, breit, muskulös, stiernackig, manchmal mit wacker Bauchansatz. Dies hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten verändert. Viele Schwinger sind durchtrainierte Athleten. Wer an einem „Eidgenössischen“ einen Kranz gewinnt, darf sich „Eidgenosse“ nennen und gehört zur Schwinger-Elite. In der Schwingersprache sind diese Spitzensportler die „Bösen“.

 

Das gewaltige Eidgenössische Schwing- und Älplerfest am letzten Wochenende in Burgdorf (2013) war nicht nur ein Fest der Superlative, sondern auch ein eindrucksvolles Medienereignis und zeigt Symptome von Gigantismus.

 

Stichworte: „Weltweit grösste temporäre Arena“ mit 52‘013 Zuschauerplätzen. Ein Festgelände von 70 Hektaren. Zwölf Festzelthütten. Eine 300 Meter lange „Märitstrasse“ mit 80 Ständen. Insgesamt 250‘000 Besucher**, 400 Extrazüge der SBB und 680 Extrabusse. Ein Gabentempel im Wert von 800‘000 Franken. Ein „Muni“ als Siegerpreis für den Schwingerkönig. Budget: 25 Millionen Franken, wovon 10 Millionen Sponsorengelder. Gesamtumsatz: 80 Millionen Franken geschätzt.

 

Dabei war Schwingen ursprünglich eine Domäne der Älper. Bei Sennenchilbenen, Alpfesten und Wirtshausfesten gehörte ein Hosenlupf dazu. Bäumige Älpler, Sennen und Hirten massen in erster Linie ihre Kräfte. Der Sieger erhielt einen

Alpkäse, ein Schaf oder Kleider, wobei es mehr um das „Puntänööri“, den Point d’honneur, um Ehre, Ruhm und Ansehen ging. Erst später erwuchsen aus den lokalen Ereignissen der Alpentäler grössere Älplerfeste.

 

Allerdings waren nicht nur das Schwingen, auch Tanzen, Kegeln, Steinstossen, Essen und Trinken einschränkenden Bestimmungen unterstellt. Im 15. Und 16. Jahrhundert erliess die Obrigkeit strenge Sittengesetze. Nicht nur die Sorge um Sitte und Moral, sondern auch die Erfahrung von Exzessen, Besäufnissen, Schlägereien, gar Totschlägen, insbesondere auch in der Fasnachtszeit, an Kilbenen und Feiertagen, führten auch zu Schwingverboten. Denn „schwingeten auf dem landt“ führten zu „grossen und schädlichen Bedürfnis, zu zächen und füllereien“ 1592 tauchte zum ersten Mal der Begriff „sennen kilbinen“ auf. Schwingen, Steinstossen, Laufen und Springen gehörte dazu.1682 wurde in Nidwalden „das unnütze und leichtfertige Schwingen an den Kilwen… gänzlich verboten… bei Strafe der Ungnade hoher Obrigkeit“.

 

Erst im Zuge der Aufklärung des 18. Jahrhunderts wurden Freude und Vergnügen nicht mehr als Gefahr empfunden. In Bergdörfern war das Alpschwingen wieder gefragt.

 

Neu belebte das Schwingen anno 1805 das erste Alphirtenfest in Unspunnen. Da damals Franzosen in der Schweiz regierten, war es Absicht, das schweizerische Nationalbewusstsein zu heben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichte das Schwingen allmählich auch die Städte. (Der Unspunnenstein, der dem Turnver-

ein Interlaken gehörte, wog damals 184 Pfund. Er ist wie sein 17 Pfund leichte-

rer „Nachfolger“ von 1808 verschwunden. 1905 wurde letzter zum dritten Alphir-

tenfest zurückgebracht. Er wurde aber 1984 von jurassischen Belérs entwendet und verschwand, eine Nachbildung mit den Jahrzahlen 1805 und 1905 ist seither

jeweils am Eidgenössischen Schwing- und älplerfest im Ensatz. 1981 wurde letzt-mals in Unspunnen Stein gestossen. Der „alte“ wurde mit verschiedenen Eingra-vierungen 2001 mit viel Tamtam zurückgegeben und ist Ausstellungsstück. Stein-stossen ist heute ein fester Bestandteil jeweils am *Eidgenössischen)

 

1895 wurde der Eidgenössische Schwingerverband gegründet, dessen regionale Verbände seither das „Eidgenössische“ organisieren. Ein Dreijahresrhythmus hat sich eingespielt und das Fest zum farbenfrohen Gross-Sportanlass entwickelt.

 

Seither schwingen die „Bösen“ auf sieben Sägemehl-Kampfplätzen, mit je einem Durchmesser von 14 Metern und je einer Schicht von etwa 23 Kubimetern Sägemehlunterlage. Sennenschwinger tragen eine dunkle Hose und ein farbiges Hemd, Turnerschwinger weisse Turnkleider. Vorgeschrieben sind Schwinghosen aus Zwilch mit Gurt. Nach dem Handschlag und dem Griff an den Gurt und ein Schwingerhosenbein geht’s los. Mit „Schwüngen“ versuchen sie den Gegner auf den Rücken zu bringen. Hauptschwünge sind etwa: „Chuurz“, „Briänzer“,„Hüfter“,, „Puur“, „Überschprung“ oder „Wiiberhaaggä“, doch gibt es ungezählte andere Arten und Griffe.

 

Gewonnen war der zeitlich begrenzte „Gang“, wenn der Unterliegende mit beiden Schulterblätter oder mindestens zwei Dritteln des Rückens den Boden berührte. Der Überlegene muss aber mit einer Hand Schwinghose oder Gurt festhalten. Der Gang ist „gestellt“, wenn keiner obsiegt.

 

Drei Kampfrichter, einer im Ring, bewerten. Für einen „Plattwurf“ gibt es 10 Punkte, für einen Sieg mit Überdrücken 9.75, für einen „gestellten“ 8.75 oder 9 bei attraktivem Einsatz, 8.75 erhält, wer zwar verliert, aber viel Risiko und Kampfeifer gezeigt hat, 8.50 ist die übliche Note für einen verlorenen Kampf ohne gute Angriffe oder Chancen. Ist der Kampf beendet, wischt der Sieger dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken.

 

Mitreissend ist die Ambiance und Stimmung in der „Arena“. Viel Folklore, volks-tümliches Brauchtum, Gesang und Musik umrahmen das Geschehen. 

 

Ein Festakt beginnt farbenfroh mit Aufmarsch von Trachten und Fahnen, Pferdekutschen und den Festreden. Diesmal brachte es Bundespräsident Ueli Maurer * hemdsärmlig auf den Punkt in seiner „www-Rede“. (Wurzeln, Werte, Weitsicht) Ein „Eidgenössisches“ sei Ausdruck unserer Wurzeln, Bodenständigkeit und Tradition des echt Schweizerischen. Die dadurch verkörperten Werte seien unsere Grundlagen im Brauchtum, in unserer Identität und unserer Lebensqualität. Gleichzeitig beruhten unser Zusammenleben und unsere Kultur auf der Weitsicht in die Zukunft. Mit Schmunzeln meinte er, es sei seltsam, dass aus unserer Demokratie ein König hervorgehe, und dies erst noch auf Lebenszeit.

 

Dieses Fest hatte einen besonderen visuellen und akustischen Akzent, etwa im Stil von: „Niänä geit‘s so schöön u loschtig wiä bi üüs im Ämmitauw…“ Schauplatz, Stimmung , Kulisse und. beste Wetterverhältnisse stimmten.

 

Spontaneität, die Emotionalität und die Begeisterung und Feststimmung auf den Zuschauerrängen zeichnen das  „Eidgenössische“ aus. So wie man es sich wünscht: Ein riesiges Volksfest ohne jegliche Krawalle, Störungen, Leuchtpetarden und Nebelschwaden. Möge es so bleiben! 

 

*Die heurige, ebenfalls von Bundespräsident Ueli Maurer hatte praktisch den gleichen Inhalt und Wortlaut.

 

** Die Besucherzahlen von 2019 wurden mit 350'000 bis 400'00 gemeldet.


Sonntag, 25. August 2019

 

Schwingen - Schweizer Nationalsport im Aufwind

 

Aus Anlass des heurigen bei herrlichsten Wetter in Zug ausgetragenen Eidge-- nössischen Schwing- und Älplerfest habe ich eine Kolumne ausgegraben, die

ich vor sechs Jahren, nach dem Eidgenössischen in Burgdorf 2013 verfasst und im "Fridolin" veröffentlicht habe.

Die Verhältnisse haben sich inzwischen geändert und die damaligen Besucher-zahlen haben sich massiv erhöht. Dennoch finde ich ein paar grunsätzliche Aus-sagen, die nach wie vor zutreffen.

Der Schwingsport, so der amtierende Bundespräsident Ueli Maurer in seiner heu-tigen Rede, habe in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung erhal-ten und dürfe weiter wachsen, wenn der Kern und die Subtanz blieben.

 

Mit Christian Stucki wurde vermutlich der grösste und schwerste "Böse", sicher aber mit 34 Jahren, der älteste Schwinger aller Zeiten "Schwingerkönig"

Hier sein "Steckbrief" aus: https://esv.ch/schwingerportraets/Stucki_Christian_Lyss/

 

       

Name

Stucki

Vorname

Christian

Wohnort

Lyss

Geburtsdatum

10.01.1985

Sternzeichen

Steinbock

Beruf

Forstwart

Zivilstand

verheiratet

Senne / Turner

Senne

Gewicht

150 kg

Grösse

198 cm

Lieblingsessen

alles aus Mutters Küche

Lieblingsgetränk

Coca-Cola zero

Lieblingsmusik

Pop / Hitparade

Schwingklub

Unteres Seeland

Hobbys

Sport allgemein, Hornussen

Bevorzugte Schwünge

 

Kurz, Gammen

Erfolge

 

 

 

 












Kränze



 

Eidg. Kränze: 2004/2007/2010/2013/2016, 2019

Siege

Kilchberger 2008,

Bernisch-kantonales 2008/2009, Südwestschweizerisches 2004,

Schwarzsee 2004,2008,2009,2010

Weissenstein 2008,

Brünig 2009,

Oberaargauisches 2004,

Emmentalisches 2003/2008,

Seeländisches 2003,2009,2010

Mittelländisches 2003/2009,

Oberländisches 2008,

Freiburger 2008,

Berner Jurassisches 2009;

Nordwestschweizer 2009, Rigi 2009.

129

 

 

 

 

 


Sonntag, 18. August 2019

 

Sebastiansprozession bei Traumwetter

 

 

Die uralte Tradition eines jährlichen Kreuzgangs von Näfels zur Sebastianskapel-le nach Schänis stand diesmal unter einem guten Stern. Ein frischer Morgen mit einer kühlen Brise aus dem Norden brachte ideale Bedingungen für die Pilger-schar, die zu Fuss den etwa zweistündigen Gang um halb sechs Uhr in der Frühe durch Feld und Flur und die Dörfer Oberurnen und Niederurnen antraten. Etwas später startete auch eine stattliche Schar Velopilger und schliesslich kamen per Auto noch einige nach, die nicht mehr so gut zu Fuss sind.

Die Hilfssakristanin von Schänis hatte alles vorbereitet, den Generator eingerich-

tet, der die provisorisch eingerichteten Ständerlampen mit Strom versorgte und die schmucke Kapelle beleuchtete, und die Bänke und der Altar waren - wohl von einer Hochzeit am Samstag - mit hübschen Blumengebinden geschmückt.

 

Hocherfreut konnte Dekan/Pfarrer Harald Eichhorn insgesamt 55 Pilgerinnen und Pilger begrüssen, eine Beteiligung, die schon seit Jahren nicht mehr erreicht worden war.  Mit dabei war auch Vikar Dr. Sebastian Fridolin Thayyil. 

 

Über der Pilgerschaft lag eine eigentümlich verinnerlichte Stimmung, wohl stark beeinflusst durch die spezielle Atmosphäre des bethaften Kultgraumes des alten Gotteshauses.

 

Das zum Wallfahren auch Wohlfahren gehört, traf man sich zur begehrten
"Pilger
wurst", gestiftet vom Pfarramt und zum Umtrunk, der auf Kosten der Kirch-gemeinde ging, und zu munteren Gesprächen im Restaurant "Windegg" zu fröh-licher Runde. Nach dem Eintrag ins "Pilgerbuch", das dort seit Jahren deponiert ist, brachen die Fuss-, Velo- und Autopilger wieder auf. Bei strahlend-heissem Wetter und unter Glockengeläute erreichten die Fusspilger, die von einigen Velo-pilgern erwartet wurden, die Heimatkirche. Unentwegte stillten ihren Durst, der wohl durch die Hitze und die üppig-gesalzene Pilgerwurst aufgekommen waren im Restaurant "Harmomnie".

Einige Bilder möchten an die denkwürdige, unvergessliche Wallfahrt zu St. Seba-stian erinnern:

 

Seit eh und je pilgern die Näfelserinnen und Näfelser am Augustsonntag nach Maria Himmelfahrt die etwa 9 Kilometer lange Strecke hin und zurück.
Seit eh und je pilgern die Näfelserinnen und Näfelser am Augustsonntag nach Maria Himmelfahrt die etwa 9 Kilometer lange Strecke hin und zurück.

(Fotos: R. Ming, Näfels; M. Hauser, Zug)

 


Donnerstag, 15. August 2019

 

Gemeindefusionen – sterben die Chilbenen?

oder

Brauch zwischen Kirchenfest und Volkskultur (1)

 

 

Anno 1713 wollte Pfarrer Johann Jacob Schmoll in der deutschen Landgemeinde Berstadt „seinen Schäfchen das Saufen austreiben“, indem er nicht zum ersten Mal die Kirchweih

verbot. Er müsse „das fürstliche Edict wegen gäntzlicher Abschaffung der Kirchweih noch-mals publizieren“.

 

Chilbi im Glarnerland früher 

Die Chilbi war bei uns neben der „Näfelser Fahrt“ gefeierte Volkskultur, in meinen Kinder-tagen am „Chilbisunntig“, am „Chilbimäändig“ und sogar am „Chilbiziischtig“ ein Modus,

der heute noch in Einsiedeln mit Warenmarkt und grosser Budenstadt gilt. Freilich gehörte noch alles zusammen: die Kirchweihe mit Festgottesdienst und Orchestermesse, die Ves-per um halb zwei Uhr mit Gräberbesuch, an dem auch auswärtige Glarnerinnen und Glar-ner teilnahmen und der Chilbirummel auf dem Chilbiplätzen mit „Riitschuäl“ („Glarner Helle-ri“), Schiessbuden, Schifflischaukel, Riesenrad und vielen Ständen der Marktfahrer. Das Gastgewerbe erwirtschaftete an der „Fahrt“ und „Chilbi“ den Jahreszins. Inserate warben für „Tanz“ und „reelle Weine“. Gerne wollte Jung und Alt das Tanzbein schwingen. Die Regel waren „Räuschige“, die man in der Dunkelheit nach Hause torkeln sah.

 

Regierungsrat als Sittenbehörde

Ausgelassenheit, Trinken, Schlägereien und Geldverschwendung waren wohl die Ursa-chen für Regierungsmandate, die zur Mässigung aufriefen oder gar Verbote aussprachen. In der Reformationszeit sah man beispielsweise in Bern in den „Chilbenen“ „ein reformati-ons widrig Ding“. Im katholischen Kanton Solothurn hatte man nichts gegen das Volksfest in den Dörfern. Dennoch beschloss der Regierungsrat 1876 als „Chilbitag“ im ganzen

Kanton einheitlich den zweiten Augustsonntag. Damit wollte sie das „Chilbilaufen“, das heisst, den Besuch an vielen Chilbenen in der Umgebung verhindern. (Im Glarnerland verspottete man, wer an fast allen Chilbenen auftauchte, als „Chilbisämi“).

 

Chilbenen - kaum auszurotten

Lustig machten es die Bucheggberger, die zwar ab 1530 reformiert und in kirchlichen As-pekten berntreu waren, aber trotzdem ihre „Dorfchilbi“ beibehielten. Im 17. Jahrhundert be-richtete der dortige Pfarrer nach Bern, „dass gar vil sünden an diesem ort in schwank ge-hen, die wider Gottes Wort und die wahre seligmachende religion laufen, welche doch zu Solothurn entweder nit für sünden gehalten oder doch nit als Sünden gestrafft werden, als da sind fluchen, schweren, fressen, saufen, spilen, tanzen und namentlich die kilbinen...“ Dennoch waren „Chilbenen“ kaum auszurotten.

 

Chilbenen - ein Volksgut

Sie waren Volksgut, im Glarnerland keine Konfessionsfrage, unterhaltsam, erlebnisreich und verwandelten mit dem Tingeltangel der „Chilbiorgeln“ der „Riitschuäl“ oder "Schiffli-

schaukel“ und dem Gedränge bei den „Ständen“ mit „Magenbrot- und Türkisch Honig-Düf-ten“ das Dorf für drei Tage in eine Welt der Lust und Freude. Für die „Gofen“ winkte ein „Chilbirappen“ mit der Mahnung „aber nüd nu blööd vrtedlä!“.

 

Erst die Vesper - dann der Tingeltangel

Am Chilbisonntag durfte das Türlidüü der „Chilbiorgeln“ erst beginnen, wenn die Vesper be-endet und die Kirchenglocken verstummt waren. Später nach dem Zwei-Uhr-Schlag der hellen Schulhausglocke. Der „Chilbimäändig“ war Gemeindefeiertag, auch die Schulkinder hatten frei und kauften sich einen „Chilbichraam“, tummelten auf der „Füüfertritschgä“ oder "Äblitüüti" wie man die „Riitschuäl“ nannte, junge Burschen schaukelten um die Wette, wer zuerst mit dem Schiffli das Segeltuchdach erreiche. Am „Chilbiziischtig“-Nachmittag waren nur mehr letzte Belustigungen für Kinder, die man mit zwischendurch angesetztem „Friilauf“ motivierte, weil ihnen allmählich die „Rappen“ ausgingen. Das alles war gestern oder vor-gestern.

 

Chilbi wird technologisch und elektronisch

Der „Chilbirummel“ hat sich gewandelt, die Budenstadt ist modern geworden und lockt mit haarsträubenden Bahnen, die wildes Kreischen auslösen, stampfenden und dröhnenden Klangkulissen und mit einer Orgie von Lichteffekten ein heterogenes, junges Publikum herbei. In den meisten Dörfern ist der schulfreie Kilbimontag abgeschafft, der Beginn der Kilbi auf den Samstag vorverlegt, sie und endet am Kilbisonntagabend.

 

Chilbifäller als Terminator

Dabei ist die „Chilbi“ ursprünglich das Erinnerungsfest an die Kircheneinweihung nach dem Bau der eigenen Dorfkirche. Der Tag der einstigen Einweihung oder viel häufiger der Ge-denktag des Kirchenpatrons ist zum „Chilbifäller“ erklärt worden, auf dessen Datum am je-weils folgenden Sonntag die „Chilbi“ stattfindet. Damit war die „Chilbi“ individualisiert.

 

Jedes Dorf hat seine „Chilbi“ und den eigenen „Chilbitermin“. Für den Hauptort Glarus ist der 15. August der „Augschthäiligtaag“ oder „Maria Himmelfahrt“, der „Fäller“ vermeintli-cher Chilbiauftakt im Kanton. Aber die Elmer haben mit dem einstigen „Petrustag“ (12. Au-

gust) die Chance, den Stadtglarnern einen Sonntag vorauszusein, wenn der Sonntag vor dem 15. August liegt. Es gibt allerdings keinen gesetzlich vorgeschriebenen Termin, aber Brauch ist manchmal noch stärker als Gesetz. Der „Baartlimeh“ (Bartholomäustag) 24. Au-gust ist „Fäller“ für Oberurnen, die „Sant Vriinä“ (Verenatag am 1. September) für die Nie-derurner, die parallel mit den Ennendanern feiern. „Maria Geburt“ (8. September) „fällt“ die Näfelser Chilbi.

 

Nach dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, im Volksbund einfach „Bettag“, seit 1832 jeweils am dritten Septembersonntag, folgen die „Chilbenen“ von Schwanden, Luch-singen, Netstal und Linthal. Die „Chilbizeit“ schliesst mit Bilten und Mitlödi am Wochenende vom 21. Oktober. So entnehme ich dem Titelbeitrag von „kämü“ vom 23. August 2007. „Chilbifäller“ fand ich an „Micheeli“ (Michaelstag 29. September) für Mollis, angeblich gilt dieser „Fäller“ auch für Linthal und Betschwanden. Ihre eigene „Chilbifäller“-Geschichte ha-ben die Netstaler. Ab 1421 war es der Magdalenentag (22. Juli), nach der Kapelleinwei-hung von 1708 der „Dioniisi“ (Dionysiustag 9. Oktober). Doch hat die Gemeinde Netstal im Jahre 1905 als „Chilbitermin“ künftig den zweiten Oktobersonntag festgelegt, weil die „Net-schteler Chilbi“ sonst auf zwei andere „Chilbenen“ und erst noch auf die Sankt Galler Lan-deschilbi fiel und die Wirtsleute und Schützen, die sich zu den traditionellen „Chilbischüüssä“ trafen, reklamiert hatten. Diese Hintergründe sind heute kaum mehr bekannt. Gibt man bei „Google“ „Kilbifäller“ ein, fragt die kluge Maschine zurück „Meinten Sie „Kolbenfüller“ !!! „Kilbifäller“ existiert offenbar nicht mehr im elektronischen Vokabular des 21. Jahrhundert.

 

Chilbi - Tag des Austausches über die Kantonsgrenzen

In den Thürer Collekteana der Landesbibliothek Glarus sind acht Eintragungen über die Chilbenen auszumachen. Danach waren die Zuger an der "Winterkilbi" (13. Januar). In Glarus wurde lange Zeit der "Hilariustag" als kirchlicher und weltlicher Feiertag abgehalten. Es war Sitte, dass interkantonale "Chilbischiessen" stattfanden. So im Jahr 1509. Damals besuchten die Zuger Glarus an der "Winterchilbi", die Glarner sandten am 30. Juni eine Ab-ordnung an die Chilbi nach Schwyz. 1518 kamen 53 Sarganserländer und 130 Mann aus Werdenberg auf die Hilarius Winterchilbi nach Glarus. Landammann Max Mad empfing sie festlich. 200 wohl gerüstete Männer in "neuen seidenen Wämsen zu Ross und zu Fuss" zogen am Jakobstag/23. Juli) nach Linthal und am anderen Tag über den Klausen an die Chilbi nach Altdorf UR. Am St. Margarethentag nahmen 300 Glarner an der Ilanzer Chilbi teil. 1524 besuchten 100 Schwyzer die Sommerchilbi in Glarus. Auf dem Spielhof fand ein Chilbischiessen statt, an dem 800 Männer teilnahmen. 200 Bündner kamen über den Kistenpass zu Ross oder zu Fuss an die Glarner Chilbi. Das Fest litt unter Regen und Hochwasser. Als erster Preis (für das Chilbischiessen) winkte "ein Paar vom Lande gestifte-te, gelbe Hosen mit grossen schönen Knöpfen". Ein Batli Äbli gewann diese. Damals gab es in Glarus bereits ein Schützenhaus. Ein Teil der Chilbi war demnach ein Schützenfest mit ausserkantonaler Beteiligung.

 

Dorfchilbi versus Kantonschilbi

Der Dörfligeist der „Chilbenen“ wurde immer wieder in Frage gestellt. Bereits 1692 fand das Ansinnen, die „Chilbenen“ zu einer „Glarner Chilbi“ zu vereinigen, keine Gnade. Die Lands-gemeinden 1831 und 1887 machten mit ähnlichen Vorstössen kurzen Prozess. Verboten waren „Chilbenen“ im Glarnerland im Kriegsjahr 1914.

 

Werden Chilbenen nach der Gemeindefusion auch fusioniert?

Und nun?  2011 wird unser Kanton auf drei grosse Gemeinden fusioniert und reduziert. Wird es dann nur noch drei „Chilbenen“ geben? Wenn ja, wo? Chaasch-ja tännggä! Die „Chilbenen“ werden nach wie vor stattfinden. Ihre Existenz ist nicht von der Gemeindefu-sion gefährdet, sondern von anderen Faktoren der Zeit.

 

So wie aus der „Kirchweih“ die „Chilbi“ wurde, wird irgendwann aus der „Chilbi“ etwas anderes werden wird... so dreht sich die Zeit weiter wie die „Glarner Helleri“, aus der „Röss-liriiti“ wurden „Autoscooterbahnen“... Ein deutsches Sprichwort sagt: „Es ist nicht aller Tage

Kirmes!“... und für die „Chilbenen“ noch nicht aller Tag Abend!

Bis bald! Ihr Pankraz.

 

(1) publiziert und hier ergänzt als Leitartikel auf der Frontpage des "Fridolin" am 6. September 2007

 


Montag, 13. August 2019

 

Hans Tschudi -

dorfbekannter Kaminfegermeister wird neunzig!

 

Am Samstag, 3. August konnte Hans Tschudi-Landolt in bester geistiger und körperlicher Verfassung den 90. Geburtstag feiern. Eine Woche später, am Samstag, 10. August 2019 fand an der Kirchstrasse 5 eine heiter-fröhliche Feier zu Ehren des Jubilaren im Kreise seiner Familie, Verwandten, Freunden und Bekannten statt. Die Harmoniemusik, der Hans Tschudi mehrere Jahrzehnte angehörte und deren Ehrenmitglied er ist, spielte unter Leitung des Dirigenten Reto Bösch fast eine Dreiviertelstunde aufs vortrefflichste und unter blauem Himmel auf. Nach einer kleinen Laudatio (siehe unten) fuhr Hanspeter Fischli, beste Adresse für Partyservice, mit einem kulinarischen Schlaraffenland auf, das vortrefflich vorbereitet und an Ort gegrillt Auge, Gaumen, Herz und Magen erfreute. In seinen neun Jahrzehnten war Hans nicht nur ein umsorgender Gatte, Familienvater und Grossvater, sondern beruflich in jedem Haus und jeder Küche dorfbekannt, aber auch vielseitig für die Öffentlichkeit und für Vereine und Körperschaften tätig.

Hans Tschudi mit eines seiner neun Enkelkindern. Passionierter Profi-Grossvater und ein-malige Anlaufstelle für Erkundigungen aus früheren Zeiten. Mit seinem guten Gedächtnis ist er Wissensträger vieler kleiner Détails über Menschen und Ereignisse im Dorf Näfels wie kaum jemand sonst. (Foto: zvg)

Archivbild: Der junge Hans Tschudi in "Berufsuniform" und mit den Kaminfegerutensilien, vermutlich im Dorfquartier "Loch", im Hintergrund der Obstock und Nüenchamm, Mollis. (Foto: Margrit Neeracher).
Archivbild: Der junge Hans Tschudi in "Berufsuniform" und mit den Kaminfegerutensilien, vermutlich im Dorfquartier "Loch", im Hintergrund der Obstock und Nüenchamm, Mollis. (Foto: Margrit Neeracher).

Samstag, 10. August 2019

 

90 Jahre

Hans Tschudi-Landolt

Kaminfegermeister

Gemeinderat

Gemeindevizepräsident

Neu-Schatz-Vogt

Korporationspräsident ad interim

LS Kp 113-Kamerad

 etc.

 

 

Zur Einstimmung die "Landeshymne" für Kaminfeger, die wir seit den Kindergartenzeiten immer wieder gesungen haben....

 

Chäämifääger,

Schwarzä Maa,

hätt ä ruässigs Hämpali aa,

ninnt dr Lumpä und dr Schtumpä,

macht die böösä Wiiber z gumpä!

 

 

Hoochgeachtet, wer da isch,

hoochvertruut, diä ä dä Tisch,

gfiiret wiirt hütt, daas isch klar:

Hans, Kamiinrat, Jubilaar!

 

Doch mer wänd nüd übrboordä,

schliässli bisch hüür nüünzgsi woordä,

daas sind wä-mes richtig nännt,

äigetli eerscht 90 %!

 

Bisch as Aafangs-Augschtächind,

diä, wo nämä Leuä sind,

diä, wo ziitli schu verwached

diä, wo Karieerä mached.

 

Naa dr Schuäl und Chlooschterschuäl,

hätt’s dä ghäissä, Hans, tängg wuäl,

leernisch gad, so isch-es halt,

gad des Gliichlig we dr Alt.

 

Schwarzes Hämp und ä Zilinder,

chölig Hosä ummä Hinder,

Sunnä, Chratzer, Büürschtä, Bäsä

gköred halt zum Chämiwäsä.

 

‘s bruucht, daas gmegg’-mä nuch gagglii,

Läiterä und schwindelfrii,

und dä luägisch bsundrigs guät,

au nuch für ä Chämihuät.

 

Böös gsäächs uus i mängem Chuurscht,

uhni Chämifägerpuurscht,

gChämifäger sind halt wäärd,

überaal bii Huus und Häärd.

 

Schätzä tüänd di mäischtä Frauä,

wänns’ nüd schtüübed und tuänd sauä.

Und wänn dä uff dem Gebiät

ds Ofäloch dä wider ziäht.

 

Froh isch jedä i dem Land

uhni Päch und Chämibrand.

Und dr Hans, der gkunnt daa druus,

dorfbekannt i jedem Huus.

 

Drum chaa’s-si, as’s nüd lang gaht,

und dr Hans isch Gmäinderaat.

Und will jedä inä gkännt,

gad nuch Vizibresidänt.

 

Und im Raat bliibt eer dä währli

23 vu schüünä Jährli.

Kritisch, pflichtbewusst, loyal,

widergwehlt au sintemal.

 

I dr Musig taataraa,

isch’r ä nuch voornä draa.

Und er schpilt dett uuverfrorä

diggi Baggä gad ids Horä.

 

Ja, mä wäiss nüd, wöfel Jahr,

Ehrämiggliid, Jubilaar,

alli trugged-dr hütt ds Händli

händ nuch äs Gebuurtstaagsschtändli!

 

Früäner, etz wiirts immer glatter,

hätt dr Hans und au mi Vatter,

p Füürschau gkaa i Bäärg und Taal

gad äs dream team maximaal.

 

Beed sind schiint’s dän- ämä Friitig

Süschee i dr Fasnachtsziitig.

Vor si sind i ds Sööli chuu,

händ de Chögä Schtäi aaluh.

 

 

Zitat

«Füürschauer hämmer, säg was-d witt,

zwee i dr Gmäind, wes käi meh gitt.

Si trööled dr Blitzschäi mit-emä Griff.

Der äi mit Ruäss und disä mit Pfiff.»

 

 

Nuch äs Amt isch ja dä chuu:

D Schtraasäkoperaziuu!

D Schtrass isch guät, nu ächlä schmal

ufä bis ids Schwänditaal.

 

Trättä tuät dr Bresi zrugg

und dr Hans macht dä-n-ä Brugg.

Will’r daas ja beschtens gkännt,

wiird’r Vizibresidänt.

 

Nuur, är bliibt dä für das Teem

Bresidänt ad interiim.

Daas für etlichi Jahrzähnt,

das sig näbäbii erwähnt!

 

37 vu langä Jahr,

und das isch dä taatsach wahr,

gsäit sig das nuch imä Satz,

isch dr Hans bim Nüüä Schatz!

 

Viär Jahrzähnt fascht, mein Gott, Walter!

isch’r dettä Schatzverwalter,

Schatzvogt häisst de Funngziuu,

doch daas wüssed Ihr ja schuu.

 

Ds Baad Seckingä, dett äm Rhii,

isch’r ä schu lang drbii.

Wänn’s nüd schtimmt, tuä mi ergänzä:

Übr driissg sind’s ä vu Länzä.

 

Äis, wo sust vrgässä wäär:

gmacht häm-miir nuch Militäär.

Ä dr Front und uff dr Wacht,

hämmer etli WeKa gmacht.

 

Öb bi Föö, öb bi dä Pii

g Glaarner Luftschutzkumpanii

isch doch mit dä Kameraadä

regelrächt ä Hitparaadä!

 

Wäisch nuch, we i Bundeshudlä

miir händ müäsä Löcher budlä,

Hüüser abzeert, Bränd nuch glöscht sind

drnaa dä nuch i-p-Möscht!

 

g Kompanie isch hütt vrschwundä,

d Off sind uff dä Närvä dundä.

D Ziit hätt üüs gliich öppis g’gii:

Kameraadä simmer gsii.

 

 We’s dä-n-isch und we’s dä gaht:

Wäärdä tuäni etz privaat.

Wo dr Hans uff Friiersfüässä,

ds Läbä will ächlä versüässä.

 

Gseht äs Chind we Milch und Bluät

und das gfallt-em dän halt guät.

Säit vrbräämt und äso siitli:

Chogä raar bisch, liäbs Margriitli!

 

Säitsch jaa, wänn-iich dä waageti,

und di ä chlä früntli fraageti,

wettisch du miis Brüütli sii,

und dä nuch as Maa miich nih?

 

Ds Margrith säit mit rootä Baggä:

Liäbä Hans, das wämmer phaggä!

Und si gitt-em dä zum Schluss,

zmitzt uff ds Muul liäbä Chuss!

 

Und vor 54 vu Jahrä,

sind-si z Chilchä dä gu paarä.

Füürschtäi häig’s und z ässä g’gii,

Hübsch und schüü sig ds Brüütli gsii.

 

Zneechscht Jaahr chunnt des eerschti Chind,

wo äm Änd dä viäri sind.

We-n-äs Glüggschleeblatt,

das vier schöne Blätter hat.

 

Schpeeter chänd nuch d Änichind

wo etz afed nüüni sind.

Tigg a schüünä häit’r’ä Tagä,

schtoost dr Hans dr Chindewagä.

 

Fart dur ds Doorf im hohlä Chrüüz,

d Lüüt, wo chänd, de schtelled dSchnüüz

Und äs tüünt bis dä zum «Hööfli»:

"Uusbunt schüüni Chrottä-Gööfli!"

 

 Las-mi nuch gschnäll gratuliärä.

Schüü chaasch du hütt jubiliärä!

Gsundhäit, Glügg und Gottes Sägä,

i dä neechschtä Jahr und Tägä!

 

Du und ds Margrit hebed’s schüü!

Dini Töchter und au d Süh

und au Üü’ri Änggelchind,

wo für Üüch ä Sunnä sind!

 

 Liäbi Grüäz ä nuch a p Bäsi

Häärzli, Fridli Oschterhäsi.

  

Hans: "Gseesch ds Vögäli, wo usä chunnt?" - Margrith: Die starke Frau im Hintergrund -

Hans, der Jubilar, schwingt eine Dankesrede?? (Fotos: Margrit Neeracher)


Mittwoch, 7. August 2019

Am 23. bis 25. August 2019 findet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug statt. Die wichtigsten Schwünge der "Bösen" sind:

 

Um den Gegner zu bezwingen, gibt es verschiedene Griffe oder Schwünge. Insgesamt gibt es über 300 verschiedene Varianten oder Kombinationen. Die wichtigsten und am meisten angewendeten sechs Schwünge/Griffe heissen

 

Kurz 

Gammen 

Übersprung

Kreuzgriff

Hüfter

Wyberhaken

 

Kurz

Der Gegner wird aus dem Stand mit einer Rechts- oder Linksdrehung auf den Rücken gelegt. Der Kurz ist der häufigste Griff auf dem Schwingplatz. Bekannte Kurz-Züger in der Schwingerszene sind Martin Koch, Adi und Philipp Laimbacher, Kilian Wenger, Matthias Glarner oder Christian Stucki.

 

Gammen

Der Gegner wird mit dem linken oder rechten Bein parallel am Fuss angegriffen und auf den Rücken gestossen. Bekanntester Gammen-Spezialist ist Schwingerkönig Arnold Forrer.

 

Übersprung

Beim Übersprung wird im Gegensatz zum Gammen nicht das parallel liegende Bein sondern das gegenüberliegende angegriffen. Martin Grab, Matthias Sempach oder Matthias Siegenthaler beherrschen diesen Schwung besonders gut.

 

Kreuzgriff

Der Kreuzgriff ist vor allem ein Schwung für kräftige Athleten. Die Schwingerhosen werden hinten mit beiden Händen gefasst und danach versucht man den Gegner ins hohle Kreuz zu bringen, um ihn zu bezwingen. Christian Stucki ist ein besonderer Fachmann für diesen Schwung, aber auch Unspunnen-Sieger Daniel Bösch wendet den Schwung öfters an. Oft wird der Kreuzgriff gegen Ende des Ganges angewendet.

 

Hüfter

Der Hüfter ist einer der spektakulärsten Schwünge. Mit einer Körperdrehung wird der Gegner über das eigene Gesäss auf den Rücken gedreht. Andreas Ulrich, Armon Orlik und Kilian Wenger beherrschen diesen Schwung besonders gut.

 

Wyberhaken

Nicht nur wegen dem Namen einer der spektakulärsten Schwünge. Mit den eigenen Knie wird das gegnerische Knie fixiert. Mit einem Haken wird der Gegner schliesslich ins Sägemehl befördert. Die Gebrüder Mario und Guido Thürig sowie Martin Grab sind besondere Fachmänner was diesen Schwung betrifft.

 

Quelle:  www.schlussgang.ch/schwuenge

 

 

Erweitertes Repertoire von Schwüngen

Aeusserer Haken

Beinschere

Brienzer rückwärts

Brienzer vorwärts

Bur

Fussstich

Gammen

Grittelen

Hochschwung

Hüfter

Innerer Haken

Kniekehlengriff

Kreuzgriff

Kurz

Münger-Murx

Schlungg

Sempach-Spezial

Souplesse

Übersprung

Überwurf

Wyberhaken

 

 

                          Quelle: www.schlussgang.ch/ de/schwingerpedia/231                         

 

 

Schwingerkönige seit 1895

 

2016 ESAF Estavayer: Glarner Matthias

2013: ESAF Burgdorf: Sempach Matthias

2010: ESAF Frauenfeld: Wenger Kilian

2007: ESAF Aarau: Abderhalden Jörg

2004: ESAF Luzern: Abderhalden Jörg

2001: ESAF Nyon: Forrer Arnold

1998: ESAF Bern: Abderhalden Jörg

1995: ESAF Chur: Sutter Thomas

1992: ESAF Olten: Rüfenacht Silvio

1989: ESAF Stans: Käser Adrian

1986: ESAF Sion: Knüsel Heinrich

1983: ESAF Langenthal: Schläpfer Ernst

1980: ESAF St. Gallen: Schläpfer Ernst

1977: ESAF Basel: Ehrensberger Arnold

1974: ESAF Schwyz: Hunsperger Rudolf

1972: ESAF La-Chaux-de-Fonds: Roschi David

1969: ESAF Biel: Hunsperger Rudolf

1966: ESAF Frauenfeld: Hunsperger Rudolf

1964: ESAF Aarau: Meli Karl

1961: ESAF Zug: Meli Karl

1958: ESAF Freiburg: Widmer Max

1956: ESAF Thun: Holzherr Eugen

1953: ESAF Winterthur: Flach Walter

1950: ESAF Grenchen: Königstitel nicht vergeben!
Peter Vogt und Walter Flach duellieren sich während 35 Minuten (!!) mit wenigen Höhepunkten. Durch den Gestellten rückt Walter Haldemann zu Vogt auf. Es wird wieder kein Königstitel vergeben und Haldemann sowie Vogt werden zu Erstgekrönten ernannt.

1948: ESAF Luzern: Vogt Peter

1945: ESAF Bern: Königstitel nicht vergeben!
Willy Lardon und Peter Vogt bestreiten einen Schlussgang, wo nicht einer jemals mit dem Knie das Sägemehl berührte. Die Wettkampfkommission entschied, keinen Königstitel zu vergeben und die beiden Schlussgangteilnehmer als Erstgekrönte auszurufen.

1943: ESAF Zug: Lardon Willy

1940: ESAF Solothurn: Bürki Werner und Marti Otto

1937: ESAF Lausanne: Lardon Willy

1934: ESAF Bern: Bürki Werner

1931: ESAF Zürich: Roth Hans

1929: ESAF Basel: Roth Hans

1926: ESAF Luzer: Wernli Henri

1923: ESAF Vevey: Thommen Karl

1921: ESAF Bern
Roth Robert

1919: ESAF Langenthal
Roth Robert und Salzmann Gottlieb

1911: ESAF Zürich: Wernli Gotthard

1908: ESAF Neuenburg: Schneider Albrecht

1905: ESAF Interlaken: Stucki Hans

1902: ESAF Sarnen: Stucki Hans

1900: ESAF Bern: Kocher Emil und Stucki Hans

1898: ESAF Basel: Bossy Frédéric und Blaser Christian

1897: ESAF Biel: Thurneysen Alfons

1895: ESAF Biel: Niklaus Alfred

 

Quelle: www.schlussgang.ch/de/schwingerkoenige-seit-gruendung-1895-0

 


Dienstag, 6. August 2019

 

Die Schacht bei Näfels 9. April 1388 aus heutiger Sicht

 

Kurzvortrag 

Kadervorkurs Geb Inf Bat 91

in der Kaserne Matt GL

 

(Es gilt das gesprochene Wort)

Kdt. Oberstleutnant Ralf Walser

Organisation: Major Dominik Schlupf

 

Vorspann

Bevor mer afönd, törff ich mich chuurz vorstellä.

Ich bin äm 9. April äm Taag vu dr Schlacht bi Näfels geborä.

Dur minä Ghäimdiänscht hani usägfundä, as es in Irem Bat nuch wiiteri sächs 9. Apriller gitt:

Lüütnand Franco Casastral

Four Benjamin Boller

Wm Luca Capaul

und nuch nüd im KVK sind:

Fisnik Berisha

Luca Simon

Mehmet Yesilo

 

Chänd fürä – Ir überchänd ä Badge mit dem Sant Fridli – Originaluufnahm vum Fridlifahnä ä dr Schlacht bi Näfels 1388. Mir sind dr Überzüügig, as-es nuch anderi wichtigi Eräignis gitt amä 9. April usset d Schlacht bi Näfels, nämli üüseri Gebuurt, und drum gitts ä Plasuchclub vu äm Nünntä April Geborenä. (Wän-Ihr mir d Adrässä hinderlönd, wäärded-er iigladä.)

 

Ich bin ursprünglich z Rorschach im Semi gsii, Lehrer, uusprochä id Privatwirrtschaft u.a. zur Landis und Gyr, Zug, Swissair, Kloten, 13 Jahr Rektor vum ganze Bezirk Einsiedeln mit 90 Lehrer und 2500 Chind, bi 1985 zrugg i miis Vatterhuus, nachemä Jahr für zwee Amtsduurä Gmäindspresi vu Näfels. Ghüüratä, drüü Chind…tja, das söll gnüägä.

 

Militäärisch: Gfriitä, bi der Luftschutztruppä, will-i um ds Vrwoorgä ha wellä uff Gämf id RS.

Miis Läbesmotto: Schwirigkäitä sind Chançä!

 

Gfallä tuät mir Ires Batäliuus-Motto:

 

„Gemeinsam in der Verantwortung, gemeinsam erfolgreich“

 

Und etz chämmer afuu.

 

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Hochgeachtätä Herr Oberschtlüütnand

Hoochvertruuti liäbi Mitlandlüüt

 

Ich begrüäzä Si äsoo – we-mäs si ä dr Landsgmäind aaredt.

Mer sind ja im Landsgmäindkantuu Glaris.

Und ich begrüäzä Si nüd as Gescht, sondern as Mitlandlüüt

 

As Wehrmänner sind Sie ä Täil vu üüs!

 

Si verkörpered für üüs Sicherhäit,

Sii sind bereit, im Chriägsfall, Liib und Läbä iiz'setzä

Si sind au für üüserä chlinä Kantuu ä-n-Exischtänzsicherig

Und drum sind Si für üüs wääred irer Presänz im Glarnerland Mitlandlüüt.

 

Miir sind uss denä Gründ ä militäärfrüntlichä Kantuu,

militärfrüntli – daas sägemer ehrli - au uss wirtschaftlichä Motiif.

Si bringed Vrdiänscht für p Begg, d Metzger, d Iichaufslädä und für ds Gaschtgwäärb.

 

Übrigensns sind Si i demm Kantuu, wo di ängscht Beziäig zur Schwiizer Fahnä und der-mit au zu irer Batäliusfanä händ:

D Schwiizerfahnä chunnt vu Näfels. I

Iigfüärt vum eerschtä äigenössischä Oberbefehlhaber,  äm General Niklaus Franz von Bachmann (1740-1831).

 

Er hät sini Truppä ä roots Armband mit wissem Chrüüz und ä Fanä mit em wiissä Chrüüz im rotä Fäld befolä, dr General Dufour hätts übernuh und dr Bundesschtaat 1847/48 au.

Tängged Si draa – bi irer Fanänübergaab flatteret äs Bizäli Glaarnerland über Irnä Chöpf.

 

Siie sind ja mehrhäitlich Püntner und Sanggaller. Abr etlichi vu Inä chänd uss Gägätä, wo früäner habsburgisch gsii sind,aso üüseri Find.  Abr Habsburger sind Lüüt vu Rapperswil, Winterthur, Thurgau, Schaffhuusä, Rhiitaal. Ich freu-mi aber au sibä Glaarner us Irer Ein-heit begrüäzä.

 

 

Oblt Martin Trümpi, vu Glaris

Four Manuel Krieg,vu Riedern,

Wm Dias Raimond Rafael, vu Näfels,

und nuch nüd aawäsend sind:

Janik Nussdorfer, vu Oberuurnä,

Pacal Joel Nold vu NIederuurnä,

Thomas Buri vu Mullis

Hannes Elmer vu Niederuurnä. 

 

Und das zäiget wider amaal, ass das Zitaat vum Walter Senn: Charakterbilder schweizeri-schen Landes, Lebens und Strebens, Glarus: 1870: «Auf jedem Handelsplatz der Erde trifft man sicherlich einen Glarner und einen Juden» …. und das gilt au für z Militäär, we-Si gsänd..

 

Derbii simmer nu ä chliinä Kantuu, händ bloss 40000 Iiwohner, 23 % Ussländer und ma-ched nüd ämal ä halbs Prozänt vu dr gsamtschwiizerischä Bevölggerig uus.

 

Miir sind touristisch eh Oschschwiizer, wiirtschaftlich Zürcher (Züri isch di grööscht Glaarner Stadt), schprachlich eeh Innerschwizer - abr fascht ä chläi ä chliini Republik mit der reinrassigschtä Landsgmäind vu dr Wält

Oder säged Si miir ämaal äs Parlämänt vom 5000 bis 10000 Mitlglieder, wo jedä chaa mitredä?

 

Und daas simmer äigedtli schu sitt em 13. Jahrhundert. Sitt dr Schlacht bi Näfels, wo d Basis für üüseri Lndsgmeindemokratii isch.

Und über de Schlächt törff ich Si chuurz informiärä.

Nüd miterä Power Point Presentaziuu -  näi vu Maa zu Maa, we ä dr Landsgmäind im Dialog.

 

Drum wäämer etz gad ämaal g Chrefeverhältnis klaarschtellä. 27 Lüüt händ ä Zädel mit em Sant Fridli druuf. Daas sind öppä 10 % vu dä rund 270 Aawäsendä.

 

Anä duäzis hätt ä sonä Minderhäit vu Glaarner gägä-n-ä übrwältigendi Mehrheit mögä gsagä. 10 % gägä dr Räschtä!

 

Oberstlüütnant Walser, ich han Inä ä Zädel id Hand truggt mit dr Bitt, ä grobi Dischposiziuu und äs Szenaariao uss dr Sicht vum Kommando vu dä Habsburger für d Schlacht abzgii.  

 

 

Ausgangslage für Habsburg/Oesterreich

 

Ziel:

Gegen die Widerborstigkeit der Glarner ein Exempel zu statuieren

Bündnis zu den Eidgenossen der

Urschweiz verhindern

Weesen als Marktduuchgang Zürich – Chur sichern

 

Sammelpunkt: Weesen und Umgebung

 

6000 Mann zu Fuss in Rüstung, Spiess, Schwert, 600 Reiter mit Spiess und Schwert

 

Anführer:

Graf Donat von

Toggenburg (Anmarsch durch LInthebene nach Weesen)

Ritter von Thorberg (Anmarsch durch Linthebene nach Weesen

Graf Hans von Werdenberg (Anmarsch vom Rheintal

 

Einschätzung des Gegners

Land Glarus 5000 Einwohner

 

500-600 wehrhafte, primitiv ausgerüstete Krieger

Weesen-Näfels ca. 5 Kilometer teilweise Sumpf, einfache Strasse

 

Letzimauer quer durchs Tal, 1,5 km lang, 3,5 m hoch 1,2 m breit zwei Tore

 

Wie lautet Ihr Dispositiv für die Schlacht?

 

«Ich würd de Glaarner uushungärä, bis si äso schwach sind, as-si nümmä möged und nachhär d Letzimuur umguh und das Land eroberä.»

 

Oblt. Martin Trümpi alias Mathis Ambüäl – du bisch der Aafüärer vu dä Glarner. Au dich bitt ich um-nes Szenaario, we-ner mit der Übermacht wänd fertig wäärdä.

 

 

Ausgangslage für die Glarner Mathias Ambühl

 

Ziel: Befreiung von Herrschaft Habsburg/Oesterreich durch Kastvögte

        Selbstbestimmung und Autonomie / Bündnis mit Eidgenossen

        Schadensbegrenzung der Übermacht

        Feindaufhalten durch Letzi, 200 Mann Letziwacht

        Angriff vom Berg, Verwirren der Kampfordnung vor allem der Reiter

        Steinhagel / Flankenangriff vom Berg

 

Anführer: Matthias Ambühl von Glarus

 

Kampfkraft: 700 Wehrmänner

Bewaffnung: Helm, Hellebarde, Dolch oder Schwert

 

Einschätzung des Gegners: 6000 Kämpfer, 600 Reiter

 

Wie lautet dein Dispositiv für die Verteidigung?

 

 «Mir wetted probiärä die gross Übermacht mit dr Letzi uuf-zhaltä und bim Ängpass bi dä Toor aagriffä. Üserä Haupthaarscht waartet äm Rautihang bis dr Find häärwärts vu dr Letzimuur isch und dänn, wänn Ross und Riiter und Fuässvolch wägeter Letzi nümmä chänd hinderschi, empfömmer-s’ mitämä Schtäihagel und griifed aa.»

 

Isch mäini guät as dr Oberschtlüütnand Walser nüd Kommandant vu dä Habsburger gsii isch. Sust wäär’s bis zletscht nuch anderscht usächuu.

 

 Ich gib Inä bekannt, was uss dä Chronikä äso vu duä verzellt wird:

 

1. Nach em Waffäschtillschtand vu dr Schlacht bis Sämpach 1386 händ Eiggenossä mit 

    Glarner Beteiligung Weesä erobert. Glarner händ schu 1351 p Vögt verjaggt und sogar

    erschlagä und mit dä Eiggenossä welä zämäguh

 

2. Daas händ sich d Habsburger nüd büütä luh. Und händ dur Verrat 1388 Weesä zrugg

    eroberet und d Bsatzig erstochä.

 

3. Habsburg hätt wellä äs Exämpel schtatuiärä und Glaris militäärisch zrugg holä

 

4. Am 9. April 1388 im Morgägrauä isch äs Heer vu 6000 Maa und 600 Riiter vu Weesä

    uufpbrochä Richtig Näfels (gmässä a hütt: rund acht Batäliuu!)

 

5. Dett isch ä Letzimuur von Bäärgabhang zu Bäärgabhang, ca. 1 1/2 Kilometer, 3 1/2

    Meter hööch und 1 Meter 20 bräit im Wääg gsii, bewacht vu öppä 200 Glaarner. Nach

    hüttigä  Berächnigs (Prof. Hans Jakob Schtreiff) hett’s für de Muur 200 Isäbahnwägä mit

    je 10  Tonnä Schtäi pbruucht.

 

6. De Muur isch relativ gschnäll überwundä gsi und di eerschtä Schwadronä sind gu raubä, 

    Hüüser aazündä, ds Veh zämätriibä und plünderä (Beute machä hät duä zum Chriägä

    gkört). Und äs hätt äso uusgseh, as de Sach gloffä wäär.

 

7.  Abr ohä lätz! Wo dä das Heer taaliiwärts ännet dr Letzi gsii isch, sind äm Rautiabhang

     öppä 600 Glaarner paarad gsii und händ mit ämä Risägebrüll uff sich uufmerksam

     gmacht. Und wo sich d Riiter gägä sii gwändet händ, sind s mitemä Schtäihagel und

     «Haruus» empfangä woordä. Riisä Gwiir und Duränand. D Ross händ gschüüchet und

     de Glaarner sind im Garee uf das Heer loos und händ offäbar sonä Wucht entwigglet,

     as das Heer gkehrt und gflochä isch. Und will d Letzimuur etz hinderschi im Wääg gsii

     isch, händ g Glarner oppä 1200-1500 Gägner erschlagä. (20-25% vum Heer)

 

     Entscheidend isch nuch ds Wätter gsii. Lausig, Schneegschtöber, quer durä häig’s

     gschniit und sumpfigs Gländ.

 

     Derzuä chunnt: dr Graf vu Wäärdäbäärg isch vu Oschtä überä Cheränzerbäärg mit über

     1000 Maa aamarschiärt. Wo-si aber gseh händ, we im Taal undä de Habsburger was

     gisch was häsch abgsegglet sind, sind-si wider umgehrt und wider häizuä.

 

8. Ergäbnis: 

    1200-1500 gfallni Habsburger, (Verluscht: 20-25 % vum Habsburger Heer)

    55 gfallnigi Glarner, Schwizer und Urner. (Verluscht: 9 % Glarner, Schwyzer, Urner)

    Friiheit und Sälbbeschtimmig für ds Land Glaris.

 

9. Sitt 1389 findet ä Gedängggottesdiänscht für de gfallnä Glaarner und ä Krüüzgang, ä

    Wallfahrt, as Dangg für de gwunnig Friihäit schtatt.

    Sitt 1389! 630 Jahr schuu! 21 Generaziuunä!

 

Die Näfelser Fahrt - Gedenken an die Gefallenen 

 

De «Näfelser Fahrt», isch hütt äigetlich dr Glarnerisch Nationalfiirtig, findet jedes Jahr am eerschtä Dunnschtig im Abrillä schtatt.

 

Am Morgä äm Sibi schtaarted ds Glaris ds Militär, p Musik , d Tambuurä, viil Volch und haut’s z Fuäss derabä. D Regiärig reist i Fragg und Zilinder i Guutschä.

 

Am Südrand vum Doorf hätt der Landammä oder dr Landesstatthalter ä Begrüässigsreed.

Derna ziäht d Fahrtsprozässiuu we eh und je mit Chrüüz und Fanä im Ziggzagg durch ds Dorf, zum Teil du p Privaatgäärtä durä. Ölf Gedänggschtäi zäiged dr Wääg. Voruus dr wältlich Täil mit dr Regiärig, Musig Tambuur, Militär und Chöör. Derna dr kirchlich Teil mit allnä Gäischlichä und Chrüüz und Fanä. De bliibed bi jedem Tänggschtäi schtuh und bätted.

 

Bim 6. Gedänggschtäi, uffem Fahrtsplatz, isch ä Chanzlä. Dett list ä Beamtä der ehrwürdig Fahrtsbriäf.

Vrzellt wird:

d Schlacht bi Sämpach,

d Weesner Moordnacht

und d Schlacht bis Näfels.

 

Vrläsä wäärded d Nämä vu dä 55 gfallnä Glaarner.

Drna hätt abwächsligswiis ä refermiärte oder katholischä

Gäischtlichä ä Predig, p Fahrtspredig.

 

p Prozässiuu gaht wiiter bis zum 10. Tängschtäi, wo ä waggers Tänggmal isch, p Fänä wäärdet gsänggt und d Landeshimmä wiirt gsungä. Nachhäär isch i dr Chilchä äs Hochamt, ebä ds Jaarzet für de Gfallnä. Äm Namitaag isch Chilbi.

 

Nachem Fahrtsmahl fart d Regiärig mit dr Guutschä uff Mulis, ids Nachpuuirädoorf, durä. Dett sind de 55 Gfallnä begrabä. I dr Chlichä sind sie mit goldigä Buächschtabä ufferä grossä Tafälä verebiget.

 

Etz bitte ich de 55 Täfälliträger mit dä Näme vu dä Gfallnä uuf-zschtuh, wän-i ir Namä grüäft ha:

 

 

Äm Änd vu dr Uufzellig häisst’s sinngemäss:

 

«Der Herr möge Ihren Seelen gnädig und barmherzig sein.»

 

Sind Si sich bewusst, was das ghäissä hätt:

 

55 tapferi Glaarner händ ds Läbä luu. 600 Glarner händ gägä über 6000 Gägner gwunnä für Friihäit und Äigäschtändigkeit.

 

 

_________________________________________________________________________ 

Fazit:

 

                         1. Duä we hütt gilt: ä bewaffneti Verteidigung macht Sinn.

                         2. Ä Minderhäit chaa gwünnä mit Kampfgäischt und Glügg.

                         3.Schwirigkäitä sind Chançä.

 

_________________________________________________________________________

 

 

Zum Schluss: 

Damit wenigschtens dr Kommandant üüseri Begägnig nüd vergisst, han ich ä-n-imm äs Souvenir mitpracht:  

Die Waffe der Glaarner.

 

Aber as’r de Waffä mag häiiträägä, gitt’s zeerscht nuch 1 Meter Biräbrot, des bescht vu dr Wält! 

 

Hochgeachtätä Herr Oberschlüütnant

Hochvertruutii liäbi Mitlandlüüt

 

Ich wündsch-ech ä schüünä Diänscht Im Glarnerland!

Chänd mee züänis!

Tanggä.

  

 

 

 

 

 

   Dem Abend stand vor:

 

 

    Der Bat Kdt

    

    Oberstleutnant i Gst

 

    Ralf Walser

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für die Vorbereitung und Organisation des Referats sorgte umsichtig und effizient

 

Major

 

Dominik Schlumpf

Bilder:

www.vfg.admin.ch/de/organisation/kdo-op/ter-div-3/geb-inf-bat-91.html

www.arbonia.ch/de_ch/unternehmen/ansprechpartner-schweiz

 

 

Kleiner Bilderbogen aus dem KP des Geb Inf Bat 91

der Kaserne Matt GL


Samstag, 27. Juli 2019

Trouvaille

Beim Räumen alter Kästen kam der Entwurf zu einem Schüleraufsatz vom 1. November 1951 der fünften Primar-klasse bei Lehrer Balz Schmuckli zum Vorschein.

Es sei hier zum Schmunzeln wieder-gegeben und festgehalten. Obwohl ich gerne Aufsätze schrieb und diese mit mehr Fantasie als Realität verfasste, so meine ich mich zu erinnern, war dieses Thema eine Tortur. Ein innerer Widerstand dagegen Privates preiszu-geben nach dem Motto "Daas gaht ander Lüüt nüüt aa!", ist aus dem Text spürbar. Erstaunen mag man über den Wortschatz, den ich als Fünftklässler hatte. Mit der Zeichensetzung und hin und wieder mit der Rechtschreibung haperte es. Ich denke der Entwurf mit Bleistift geschrieben, ist am Stuben-tisch entstanden. Die Reinschrift hatte mit spitzer Feder und Tinte zu er-folgen. So oder so - keine spannende Geschichte und hoffentlich ein wenig zum Vergnügen jener, die den Aufsatz bis zu Ende lesen.


 

 

Vaters Geburtstag

 

Alljährlich am 11. Juli kann mein Vater seinen Geburtstag feiern. Im Jahr 1951 wurde er genau 72 Jahre alt. Wir veranstalteten ein kleines Fest.

 

Schon am Vortrage holte ich im Laden der Fam. Flury ein kleines Geschenk. Die Mutter strickte den Pullover für den Vater fertig. Am Abend "küchelten" die Mutter und ich einen feinen Gugelhopf. Den bestreuten wir mit Puderzucker und versorgten ihn im kühlen Kasten.

 

Der 11. Juli, ein schöner Tag, rückte heran. Der Tisch war geschmückt mit Papierrosen, und ein weisses Tischtuch bedeckte den Stubentisch. An Vaters Platz legten wir die Geschenke und eine bunt ausstaffierte Tafel mit der Inschrift "Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!" Als der Vater zum Tische kam, freute er sich riesig. Ich reichte ihm vor dem Essen die Hand und beglückwünschte ihn. Wir beteten nun das Tischgebet und liessen uns das Frühstück munden. Den frisch gebackenen Gugelhopf ass der Vater mit Vorliebe. Der gute Kakao fand auch guten Anklang. Als wir unsere feinen "Guetzli" und Biscuits vertilgt hatten, hob der Vater das Tischgebet an. Es wurde abgetischt und sofort abgewaschen.

 

Am Mittag, als wir mitten im Essen drin waren, pochte jemand an die Türe. Die Tür wurde geöffnet und herein trat ein guter Freund des Vaters.

Dieser ging sofort auf den Vater zu, beglückwünschte ihn und überreichte ihm ein Päcklein. Der Vater dankte ihm, und die zwei alten Freunde tranken miteinander ein Glas Wein.

 

Am Abend übertrug mir der Vater das ehrenvolle Amt. das bekommene Paket zu öffnen. Hastig riss ich den äusseren Umschlag weg und betrachtete die Geschenke. Zum Vorschein kamen eine Schokolade und eine Schachtel feinster Zigarren.  Die Geschenke reichte ich dem Vater und dieser rauchte gerade einen Stumpen. Ich spielte dem Vater auf dem Klavier noch ein paar Stücke vor, und um zirka zehn Uhr gingen wir zu Bett und träumten wacker.

 

 

aus: Osterhazy Fridli: Kleine Näflesser Chronik der ersten sex Schuljahre, 1946-1963,, Klassenzusammenkumpft des Jahrgangs 1939, Herpst 1978
aus: Osterhazy Fridli: Kleine Näflesser Chronik der ersten sex Schuljahre, 1946-1963,, Klassenzusammenkumpft des Jahrgangs 1939, Herpst 1978

Mittwoch, 17. Juli 2019

 

Der Name der Rose...

oder

Trompeterrosen im Klostergarten(1)

 

15 Jahre Säckinger Rosen im Klostergarten Näfels

 

Lang, lang ist’s her, seit Säckingische Ministeriale auf dem Burgstock in Näfels residiert haben. 1240 sind urkundlich überliefert: Fridericus und Ulricus de Naefels. Die Burg war Inbegriff der weltlichen Macht. 111 Jahre später wurde es den Einheimischen zu bunt. Sie vertrieben den Vogt und schlugen ihn tot, als er zurückkommen wollte. Die Burg wurde geschleift. Eine Generation später, als das Haus Habsburg mit der Schlacht bei Näfels Remedur schaffen wollte, wurde es von den von den Glarnern geschlagen. Am 9. April 1388, wie man ja weiss.

 

498 Jahre später auf den Tag genau starb ein gewisser Dr. Viktor von Scheffel. Er war am 16. Februar 1826 in Karlsruhe geboren worden. 1843-47 studierte er Jurisprudenz in Mün-chen, Heidelberg und Berlin. Nach dem Doktorat kam er 1850 als Rechtspraktikant an das Bezirksgericht Säckingen. Sehr bald begann er zu dichten, malen und zeichnen. Damals stiess er – für ihn lebensprägend – auf die Lebensgeschichte des Franz Werner Kirchhofer (1633 – 1690). Er verewigte ihn als „Trompeter von Säckingen“. 1851 verliess Scheffel Sä-ckingen und unternahm eine ausgedehnte Italienreise. Auf der Insel Capri im Golf von Neapel entschloss er sich, Dichter zu werden und schuf den „Trompeter von Säckingen“. 1854 erschien das Werk zum ersten Mal als Druck. Scheffels Karriere begann. Das idyl-lisch-romantische Versepos traf den Nerv der Zeit und erschien zwischen 1854-1914 in 300 Auflagen mit fast 400'000 Exemplaren. 1873 illustrierte es als Prachtsausgabe Anton von Werner. 1921 fand die bereits 222. Auflage reissenden Absatz. Dr. Scheffel lebte in der Folge als Bibliothekar in Donaueschingen, in Meersburg bei Freiherr von Lassberg und auf der Wartburg beim Grossherzog von Sachsen-Weimar. 1860 erkrankte er und zog nach Karlsruhe zurück. 1864 heiratete er aber Caroline von Malzen, Tochter des bayrischen Gesandten am badischen Hof. 1865 wurde er sächsischer Hofrat. Im 1867 wurde Sohn Victor geboren. 1875 verlieh ihm Säckingen das Ehrenbürgerrecht. Nur ein Jahr später hob ihn der Grossherzog  in den Adelsstand. Am 9. April 1886 starb Dr. Josef Viktor von Sä-ckingen in Karlsruhe.

 

Zwei Jahr vorher, anno 1884 wurde in Leipzig die von Victor Ernst Nessler komponierte Oper „Der Trompeter von Säckingen“ uraufgeführt. Das Libretto dazu hatte Rudolf Bunge verfasst. 1918 drehte der Berliner Filmregisseur Franz Porter mit seinem Team und fast 200 Statisten in Säckingen den gleichnamigen Stummfilm.

 

Was Wunder, dass 1901 auf dem Münsterplatz ein Denkmal zu seiner Erinnerung errichtet wurde: Die Kosten von rund 25000 Reichsmark waren Spendengelder von Privaten und der Stadt, ergänzt durch einen Obolus von Kaiser Wilhelm I. und Friedrich I. von Baden. Unter dem Naziregime riss man das Denkmal 1940 bei der Metallspende wieder ab. Nur die Bü-ste wurde gerettet.

 

Sie kennen die etwas wehmütige Melodie des Trompeterliedes und die Schlusszeilen: „Behüt’ dich Gott, es wär zu schön gewesen, behüt’ dich, Gott, es hat nicht sollen sein.“ -  Das Lied beginnt aber: „Das ist im Leben hässlich eingerichtet, dass bei den Rosen gleich die Dornen stehn...“

 

Und damit beginnt ein weiteres Kapitel zum berühmten Trompeter am Hochrhein. Anno 1890 züchtete Rudolf Gschwend eine Parkrose ersten Ranges und nannte sie „Trompeter von Säckingen“. Es ist ein scharlachrote, robuste, aber sehr seltene Rose. Einmal im Jahr kann man sie fünf bis sechs Wochen lang bewundern. Da damals viele Postkarten mit dem Sujet des „Trompeters von Säckingen“ im Umlauf waren und im eben zitierten Stro-phenanfang, Rosen erwähnten, ist es sehr wohl möglich, dass so die Züchtung ihren Na-men erhalten hat.

 

Als aber Edelrosen und dir immer öfter blühenden englischen Rosen aufkamen, geriet die „Trompeter von Säckingen“ wie andere alte Rosensorten in Vergessenheit. Auf zwei Wegen kam sie wieder zurück.

 

Einerseits hatte Barbara Rother durch Zufall die „Trompeterrose“ 2001 in einer Gartenzeit-schrift entdeckt. Sie setzte sich umgehend mit dem Kunstmaler und Rosenfreund Bethke in Verbindung, der diese Rose besass und die Rose für die Stadt Bad Säckingen umgehend vermittelte.

 

Auf andere Weise war der Bad Säckinger Landschaftsgärtner Joachim Schlageter zur ver-gessenen Rose gelangt.  Er vermehrte und kultivierte die „Trompeterrose“ und stiftete sie der Stadt Bad Säckingen als Beitrag zum bundesweiten Wettbewerb, der der Trompeter-stadt die Silbermedaille eintrug. Seither blüht sie im Schlossgarten und im Rosengarten an der Güterstrasse in Bad Säckingen. Im Katalog figuriert die „Trompeter von Säckingen“ un-ter Nr. 7160 als „schwärzlich purpurrot“

 

Nun findet sie einen sinnigen, symbolträchtigen Weg in die Partnergemeinde Näfels. Am 6. März 1988 haben sich das Rautidorf und die Fridolinsstadt im Beisein von 700 Glarne-rinnen und Glarnern verschwistert. Die Säckinger Rose wird im Klostergarten auf dem Burgstock eingepflanzt, damit sie am Rosenbogen emporranken kann.  653 Jahre nachdem die weltliche Macht blutig zerschlagen wurde, erblüht sie als Zeichen der Freundschaft und Liebe. Der ehemalige Bürgermeister und Näfelser Kulturpreisträger 2003 Dr. Dr. Günther Nufer überreichte sie zum Abschluss der Klosterrenovation den Franziskanern im Sommer 2004.

 

Da die Franziskaner als Orden der Mindern Brüder nicht immer auf Rosen gebettet sind, mögen die rankenden Grüsse aus der Fridolinsstadt sie erfreuen.

 

Bis bald! Ihr Pankraz

 

(1) publiziert im "Fridolin", Schwanden,  im Mai 2004

Das Autogramm von Dr. Victor von Scheffel
Das Autogramm von Dr. Victor von Scheffel

 

Dankesbrief an den amtierndenden Bürgermeister Martin Weissbrod

                                                                                

 Herzlichen Dank für die noble Geste der Freundschaft

 

Sehr geehrte Herren Bürgermeister

Anlässlich des grossen Klosterfestes zum Abschluss der Renovationsarbeiten beehrte uns die Stadt Bad Säckingen mit der sehr noblen Geste, zwischen Klostergarten und Dachter-rasse des Gemeindehauses einen Rosenbogen zu stiften, an dem Stöcke von  „Trompeter von Säckingen-Rosen“ ranken können. Im Auftrag Ihrer Stadt, unserer Partnerstadt,  über-brachte Ihr Vorgänger Bürgermeister Dr. Günther Nufer die Grüsse aus dem Rathaus und übergab uns stellvertretend für die Bad Säckinger Einwohner und auch in Ihrem Namen dieses symbolträchtige Geschenk.

 

Der Rosenbogen verbindet Kloster und Dorf, versöhnt aber auch Vergangenheit und Ge-genwart, waren doch die ersten Regenten auf dem Burgstock, wo heute das Kloster steht, säckingische Ministeriale, die letztlich unserem Dorf auch den Namen gaben.

 

Namens der Stiftung Mariaburg und der franziskansichen Gemeinschaft danke wir Ihnen sehr herzlich. Wir danken auch der ganzen Delegation für Ihren zahlreichen Besuch wie auch den Vorboten (2), die die Pflanzung im Vorfeld besorgten. Besonders gefreut hat uns das Beisein des Trompeters von Säckingen mit seinem tadellosen musikalischen Auftritt. Gestatten Sie uns die städtepartnerschaftlichen Grüsse miteinzubinden, als Echo auf die Verfestigung der freundschaftlichen Band von Ort zu Ort.

...

 

Für Ihre Bemühungen und die Pflege der gegenseitigen Freundschaft danken wir Ihnen herzlich.

Mit freundlichen Grüssen

Für die Stiftung Mariaburg und die franziskanische Gemeinschaft

 

Fridolin Hauser, Präsident der Stiftung              P. Fidelis Schorer ofm, Guardian

 

 

Beilage: Orientierungskopie für Herrn Dr. Günther Nufer

 

(2) Die "Vorboten" und "Rosenpflanzer auf dem Burgstock" waren Winfried Ays, langjäh-riger Präsident des "Freuneskreises Näfels, Bad Säckingen" und Jürgen Brombach, vierzig Jahre Stadtgärtner in Bad Säckingen.

 

Die Überbringer und Beflanzer der Säckinger Rose auf dem Burgstock.

Links:

Winfried Ays, amtierender Gründerpräsident des "Freundeskreises Näfels, Bad Säckingen".

Rechts:

Jürgen Brombach, vierzig Jahre Stadtgärtner, Bad Säckingen.

Nach getaner schweisstreibender Arbeit feierten die beiden Säckingen "Rosenmänner" mit Gemeindepräsident Fridolin Hauser auf der Terrasse des Bergrestaurants "Obersee" je ein hochverdientes "Cordon bleu".

der 

Erinnerungsbild von der offiziellen Übergabe der Säckinger Rosen an das Franziskanerkloster der Partnergemeinde Näfels

Säckinger Rosen im Klostergarten. Die Partnerstadt von Näfels, Bad Säckingen, schenkte dem Kloster zum Abschluss der Umbauarbeiten einen Rosenbogen und 32 Rosenstöcke. Erinnerungsbild: v.l.n.r.: Fridolin Hauser, Stiftungs- und Baupräsident, alt Gemeindepräsi-dent, Bruno Gallati, amtierender Näfelser Gemeindepräsident, Ihre Eminenz Kardinal Henri Schwery,  der Trompeter von Säckingen, alt Bürgermeister Dr. Dr. Günther Nufer und Br. Fi-delis Schorer OFM, Guardian des Klosters. (Foto: Aldo Lombardi)


Mittwoch, 10. Juli 2019

 

Trouvaille

 

Nachruf auf den Hilarius-Kirche-Erbauer

 

Landammann Fridolin Josef Hauser 1713-1783

 

In der Kolumne "Glarner Mosaik" vom 5. Juli 2019 war die Rede vom Nachfahren des Baupräsidenten des Hilariuskirche in Näfels. Nun bin ich gar auf dessen Nachruf gestossen. Hauser wurde am 22. April 1813 geboren und starb am 9. Juli 1783, also gestern vor 236 Jahren. Der Alt-Landammann erlebte zwar die Baubeendigung und Einweihung der Kirche wie auch den Bau des Hochalters, den er vom Fürstabt Beda Angehrn erbettelt hatte, nicht, aber die letzten Aus-stattungen wie die Orgel. In seinem Todesjahr stiftete die Schwester des Land-ammanns Anna Margaretha Hauser (*13. Okt. 1715 +3. Febr. 1783, sie verstarb nur rund 5 Monate vor ihm) die Kanzel. Dass Hauser nicht nur eine lokale Grösse war, sondern über ein Beziehungsnetz verfügte, das weit über die Kantons- und Landesgrenzen reichte, ist der Würdigung seiner Person und seiner Leistung in Zürich festgehalten im "Der Zürcher Sammler, Monatlicher Schweizerischer Neu-heiten, anno 1783, in Zürich gesammelt" Seiten 131-33.

 

Diese Würdigung  sei hier festgehalten und einer interessierten Nachwelt überlie-fert:

 

Der Zürcher Sammler, 

Monatlicher Schweizerischer Neuheiten 

anno 1783, 

in Zürich gesammelt

 

 

"Zu Anfang des Heumonats verstarb nach verschiedenen Unpäss-lichkeiten und allmählichem Abnehmen, an einer Art hitzigem Fieber, zu empfindlichen Leidwesen zahlreicher Ehren-Verlassenschaft, und aller deren, die die wahren Verdienste kennen, und zu schätzen wis-sen, der Tit. Hochgeachtete Herr Landammann Fridolin Joseph Hau-ser, von Glarus, wohnhaft in Näfels, Ritter des St. Michaels Ordens, seit 1759, Inhaber dreyer, einer Garde- und zwey anderer Standes Compagnien, in Königl.-Neapolitanischen Diensten, im 71sten Jahr seines Ehren Alters. - Des Hochseligen Hrn. Landammanns Eltern waren, Tit. Herr Landessekelmeister Hauser, und Frau Maria Mag-dalena Tschudi aus Glarus.

 

Zu Turin legte er den Grund zu seinen schönen Studien, die er mit allem Fleiss zu Einsidlen fortsetzte, wohin er anno 1732 von dem Fürstl. Gotteshause, als Secretair berufen ward. Da er nach einicher Zeit ins Vaterland zurückkam, wiedmete er sich mit eifrigstem Bemü-hen fast ganz den Standes-Geschäften.

 

Bald entdeckte man an ihm den Hoffnungsvollen, den brauchbarsten Mann, deswegen wurde er früh in den Rath gezogen, und anno 1744 zum katholischen Sekelmeister erwählt.

 

Anno 1745  nahm er sich zur Gemahlin Jgfr. M. Anna Martha Tschu-di, Tit. Hrn. Landammann Tschudis Jgfr. Tochter von Glarus, die schon 7 Jahre darauf  Kinderlos das Zeitliche wieder gesegnete.

 

Anno 1746 und 1751 hiemit 2 mahl nacheinander gelangte der Hochselige Herr Landammann zur höchsten Würde unsers Lands, die er mit grosser Klugheit, und mit der Sorgfalt eines wahren Patrio-ten, 10 Jahre ruhmlichst bekleidete. Auf gleiche Weise versah er 3 Jahre lang die Vices der Regierung für den abwesenden Tit. Hoch-geachteten Hrn. Landammann, Marschal Tschudi, Nachdem war ihm die goldene Kugel, ob er gleich allzeit einer der ersten ins Los ge-than wurde, zu diesem vordersten  Ehren-Amt kein mahl mehr gün-stig.

 

Anno 1756 vermählte er sich zum andern mahl mit Jgfr. Maria Eli-sabetha Freuller, Hrn. Ritter, Landvogt und Commandant Freullers sel. Jgfr. Tochter von Näfels, mit welcher verehrungswürdiger Dame, die der Höchste ihrer zahlreichen Familie bis ins graueste Alter schenken wolle, der Hochselige Herr Landammann die edle und sel-tene Anzahl 13 Kindern erzeugte, davon noch acht am Leben. Die ältesten daraus sind Tit. Herr Caspar Fridolin, Landesfähnrich; Herr Antonius, Hauptmann; die Gemahlin Hrn. Ratsherr Tschudis von Glarus, gewesener Obristlieutenant in Neapolitanischen Diensten, regierender Landvogt im Gaster; und Jgfr. Maria Anna, rein einen würdigen Jüngling zum glücklichsten Mann zu machen.

 

Anno 1765 wurde der Hochselige Ehrengesandter auf Lauis, bei welchem Anlass er, im Vorbeygang, Namens des gemeinen Stands, bei den Löbl. Bündten einen wichtigen Auftrag zu allseitiger Zufrie-denheit aufs geschicktestes vollführte. Mit gleichem Ruhm wohnte er vielen extra Conferenzen und Tagleistungen, auch anno 1777, als Ehrengesandter dem Bundsschwur bey. Er war verschiedener Klö-ster beständigen Rathgeb. Der Löbl. katholische Stand hat ihme, nebst vielem andern, das schöne Salz-Einkommen, und dessen nützliche Einrichtung, die klugen Einrichtungen im Dienst, und die zierliche neu Kirche in Näfels, meistens zu verdanken, da er,  durch die mit gewohnter Standhaftigkeit beliebten Maassregeln, durch eigene Freygebigkeit, und durch einträgliche Empfehlungen, alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen halfe.

 

Unser hochseliger Herr Landammann genoss bis ungefähr an zwey Jahre, die gesündeste Leibes-Beschaffenheit, eine sehr glückliche Gedächtniss, eine von gründlichen Wissenschaften erleuchtete scharfe Beurtheilungskraft, eine ungemeine Beredsamkeit, die ohne trivial zu seyn, recht landlich, und jedermann begreiflich ware; dabey (ohne welchen die grössten Talente klein werden) den arbeitsam-sten Fleiss. Er war jedem, Reformirt und Catholischen, zu dienen und zu rathen so bereitwillig als geschickt; dazu höflich, lustig in Gesell-schaften, aber bey den Geschäften umso nachdenkender. Nach seinem grossen Vermögen generos, sonderheitlich den Herren Capucinern mit väterlicher Güte zugethan. Unpartheiisch, gerecht, ein wahrer Patriot, ein zärtlicher Gemahl und sorgfältiger Vater, auf seiner Religion sehr eiferig und exemplarisch, ein guter Christ, und dieser hohen Eigenschaften wegen bey den Brafen in unserm Land, bey allen löblichen, vorzüglich den katholischen Ständen, und den berühmtesten Männern, die ihn kannten, auch bey den französi-schen Herren Bottschaftern, mit denen er fleissig Briefwechselte, sehr beliebt und angesehen.

 

Kurz, er war des Löbl. katholischen Standes vornehmste Stütze, die Zierde seines Hauses, und unsers Staats, ja, der Lobl. Eydgenos-schaft schönste Zierde. Nach dem Zeugniss aller deren, die ihn seit langem genau kannten, gründlich zu beurtheilen und mit anderen zu vergleichen wissen, einer der grössten Staatsmännern und würdig-sten Eydenossen.

 

Wie billich ist also das Leidwesen, über einen so wichtigen Verlust. Wie sehr sind der Löbl. Eydgenossenschaft viele Männer von gleich verdientem Lobe zu wünschen!"

 

Quelle:

file:///C:/Users/Fridolin%20Hauser/Downloads/Der%20Z%C3%BCrcherische%20Sammler%20Monatlicher%20Schweizerischer%20Neuigkeiten%20(1).pdf

 

 

Hauser Fridolin Joseph, rk., Landammann von Glarus

* 02.04.1713 † 09.07.1783 Glarus

 

oo 1/1 K 1745 mit Tschudi Maria Anna Martha,

               * 25.01.1710, † 04.05.1752.

 

oo 2/1 K 03.08.1756 mit Freuler Maria Elisabeth,

            * 30.06.1735, † 22.03.1796 Näfels

 

Lebensphasen:

seit 1749 bis 1751 Landammann von Glarus

seit 1754 bis 1756 Landammann von Glarus

seit 1743 Landrat

seit 1744 katholischer Landessäckelmeister

seit 1746 Landesstatthalter

seit 1759 Gesandter nach Lauis

seit 1764 Gesandter nach Lauis

Ritter des St. Michaels Ordens

 

Quelle:

 

http://www.familytree.ch/Privatauftritt%20Landammaenner.htm#hauserfridolinjoseph4

 


Mittwoch, 3. Juli 2018

 

Die Alpen in der Gemeinde Glarus Nord

 

Nr. 2/2019 des "Magazins der Gemeinde Glarus Nord", "iibligg" genannt, stellt in einer ansprechenden Weise die Alpen der Gemeinde Glarus Nord vor. Auf 16 Alpen mit 20 Senten und insgesamt 31 Alpstäfeln übersömmern

 

530 Kühe

828 Rinder

38 Ziegen, dvon 1 iegenbock

183 Schafe

1 Muli

auf vier Alpen Schweine

 

Die Alpsennen produzieren

auf 10 Alpen Milch

auf einer einzigen Alp Ziger (Enziunen/Rauti)

auf vier Alpen Fleisch

auf drei Alpen Käse

auf zwei Alpen Anken

und auf je einer Alp Joghurt und Rahm.

Alp Enziunen/Rauti, Oberseetal, der einzigen Alp, auf der noch Ziger herstellt wird.               (Foto: Gemeinde Glarus Nord)
Alp Enziunen/Rauti, Oberseetal, der einzigen Alp, auf der noch Ziger herstellt wird. (Foto: Gemeinde Glarus Nord)

           Fussnoten:

           1   Zwei Senten Obersee-Staafel und ein Senten Enziunen

           2   Zwei Senten Auen, 1 Senten Kreuzegg/Kaltenbrünnen

           3   Chängelalp: ein Geissbock

 

           Die obige Statistik ist aus den Angaben des erwähnten Magazin "iibligg"  erstellt.


  Samstag, 29. Juni 2019

 

Richi Bamert - der Jodler von Mollis

 

Eine unglaubliche Geschichte

 

Quelle: Sasi Subramanian  Südostschweiz
Quelle: Sasi Subramanian Südostschweiz

Richi Bamert – der Jodler von Mollis

 

Eine unglaubliche Geschichte

 

Neulich hörte ich beim Warten auf den Zug auf dem Bahnsteig Näfels-Mollis um neun Uhr in Frühe Jodelklänge aus Richtung «Haltli» Mollis. Eine unglaubliche Lebensfreude schien da einer zu verbreiten und die Leute um mich herum, die das Jodeln ebenfalls vernahmen, lächelten und schienen sich mitzufreuen.

 

Letzten Donnerstag verlegten wir bei mordsmärterlicher Hitze unsern Donnerstagshock um Vier ausnahmsweise in die «Waid» Mollis. Dort, unter einem Schattendach erfrischte ein kühler Trunk, bei munteren Gesprächen. Am Tisch sass ein neues Gesiciht, das einem anstrahlte, ein Mann, der rundum zufrieden schien. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es sich um den «Jodler von Mollis» handelt, den Mann also, den ich au dem Bahnsteig gehört hatte.

 

Richi Bamert heisse er, war zu erfahren, ein usprünglicher Wägitaler, der 36 Jahre mit seiner Frau bauerte, zwei Jahre im Wägital und 34 Jahre auf Mullern (im Sitner). Heute wohnt er an der Hinterdorfstrasse 58. Der heute 66-jährige aufgestellte und fröhlich Richi liess sich ausfragen, wie er denn zum Jodeln gekommen sei.

 

Dann holte er aus, er hätte als 1. Klässler einen komplizierten Beinbruch erlitten und im Spital operieren müssen. Nach der OP hätte ihm sein Arzt schmunzelnd gesagt, so etwas hätte er noch nie erlebt. Richi erinnerte sich einen Traum gehabt zu haben, in dem er das Bedürfnis «Du musst jodeln» verspürt und zu jodeln begonnen habe. Offenbar – so Richi – sei das während der Operation passiert, auf jeden Fall hätte ihn der Arzt kopfschüttelnd angestarrt und gemeint, noch nie habe einer auf dem Operationstisch gejodelt. So die Erinnerung von Richi.

Dann hätte als Kind im Spitalaufenthalt dann und wann vor Patienten gejodelt und dafür manches Zwänzgerli und Füfzgerli erhalten.

 

Später habe er immer wieder gejodelt, zu der einen Freude, andern zum Ärger.

 

Morgens trinke er Ingwer-Tee, dass sei weitaus das Beste zum Jodeln. Schlimm sei Rotwein, den nach dem Genuss von Rotwein sei Jodeln schwierig.

 

2014 hätte im Spital Glarus eine Chemo über sich ergehen lassen müssen. Da sei ihm für einige Zeit das Jodeln vergangen.

Mit Zuversicht hätte er aber die Krise und Chemo überstanden. Seither jodle er wieder. Man hört ihn gerne aus der Gegend vom «Haltli», er habe je zwei Jodelpläze im Vorderdorf und Hinterdorf.

Gerne jodle er beim Kuhmelken. Offenbar gefällt das auch den Kühen. Ob sie deswegen mehr Milch gäben, konnte Richi nicht sagen.

 

Alle Einladungen, in Jodelklubs als Solist oder Mitjodler habe er strikt abgelehnt. Er sei wie etwas zu scheu («schüüch»).

 

Obwohl sich einzelne über sein Jodeln mürrisch oder ablehnend verhielte, jodle er zur Freude viele weiter. Jodeln sei schön, gesund und mache zufrieden.

 

Möge der Jodler von Mollis noch lange und vielen Mitlandleuten Freude und gute Stimmung verbreiten! 


Montag, 24. Juni 2019

 

Karl Brauns Einsiedler Bilderbogen

 

Der Bad Säckinger Fridolinsforscher. Archivbild 23.8.2014 im Fridolinsheim in Glarus
Der Bad Säckinger Fridolinsforscher. Archivbild 23.8.2014 im Fridolinsheim in Glarus

Karl Braun, Kulturschaffender in Bad Säckingen, erforscht seit Jahrzehnten die Geschichte des Säckinger Stadtheiligen und Glarner Landespatrons. Er verfügt über eine Riesen-sammlung von Fridolinsdarstellungen, die er alle fotografiert hat. Nun wurde ruchbar, dass auch in der Klausur des Klosters Einsiedeln ein ganz besonderes Fridolinsbild hängt, das Karl Braun am "Einsiedler Sonntag" (Glarner Landeswallfahrt) dank Vermittlung von Br. Alexander Schlachter OSB, selber Säckinger, aufgenommen hat. Dabei fotografierte er ausgiebig auch die "Glarner Landeswallfahrt". 

"Einsiedler Sonntag" und Glarner Landeswallfahrt - einmal im Jajhr - diesmal am 23. Juni 2019 - die Einsiedler Fahne mit zwei Raben und die Glarnerfahne flattern beim "Adlermät-täli" in Einsiedeln.

2. Reihe: Links: P. Lorenz Moser OSB, Wallfahrtspater, und die Glarner Priester ziehen aus dem Portal, um die Glarner Pilger mit Kreuz und Fahnen beim Marienbrunnen zu begrüs-sen und abzuholen. Rechts: Einzug von Kreuz und Fahnen. Mit der Reihenfolge scheint etwas durcheinandergeraten.

3. Reihe: Links: Einzug mit Marienbrunnen. Rechts: Sakristan im Ruhestand Martin Böni  nach wie vor im Element.

4. Reihe: Links: Dekan und Pfarrer Harald Einhorn und Vikar Dr. Sebstian Thayyl, der dies-mal die Festpredigt halten wird, auf den obersten  Stufen der Treppe auf dem Klosterplatz.

Rechts; Standeskerze "Glarus"

5. Reihe: "Heilige Muttergottes von Einsiedeln bitte für Volk und Land  Glarner Landes-wallfahrt 2014".


Montag, 24. Juni 2019

 

Die Predigt des Jahres!

 

Hau den Lukas!

 

gehaltenvon P. Lukas Helg OSB

 

langjähriger Kapellmeister, Chorleiter Musikbibliothekar

des Klosters Einsiedeln

 

 

23. Juni 2019

 

 

Liebe geschwisterliche Gemeinde!

 

Von einem griechischen Philosophen aus dem ersten Jahr-hundert nach Christus ist ein Dankgebet überliefert. Es geht so:

„Schicksal, ich danke dir wegen drei Dingen: erstens danke ich dir, dass ich als Mensch geboren bin und nicht als Tier, zweitens danke ich dir, dass ich als Mann geboren bin und nicht als Frau, drittens danke ich dir, dass ich als Grieche geboren bin und nicht als Barbar“.

 

Unglaublich, total daneben, so ein Dankgebet! Wer so betet, will seine eigene Bedeutung hervorheben, will sich als etwas Besonderes präsentieren.

 

Als Mensch bin ich doch wohl erhabener als bloss ein Tier. Als Mann bin ich doch die Krone der Schöpfung und weitaus wertvoller als eine Frau.

 

Als Grieche bin ich doch den ungebildeten Barbaren haushoch überlegen. Hier bekennt sich einer ganz unverhoh-len zu seinen Egoismen und Chauvinismen. In der damali-gen Zeit erregte er mit so einem Dankgebet auch gar kein Ärgernis. Denn damals war es gang und gäbe, Fremde, Frauen und Sklaven auszugrenzen, ihnen das Bürgerrecht zu verwehren.

 

Etwas Besseres sein wollen, andere herabsetzen, um selber grösser zu erscheinen, Fremde ausgrenzen, dem Anderen trickreich zu spüren geben, dass man selber doch schon ein paar Stufen höher steht – steckt dies alles nicht auch in jeder und jedem von uns?  Sind wir selber nicht erfinderisch, um der Umwelt zu verstehen zu geben, dass man etwas Beson-deres ist? Selbst in einem Kloster!

 

Wie steht es mit der Geschwisterlichkeit in unserer Gesell-schaft? In unserer Kirche? Stichwort Hierarchie. Ist nicht die Vertikale viel wichtiger als die Horizontale? Warum sonst müssten Frauen einen Streiktag inszenieren?

 

Etwa zur gleichen Zeit, als der griechische Philosoph sein provozierendes Dankgebet an das Schicksal richtet, schreibt Paulus an die christliche Gemeinde der Galater genauso provozierende Sätze:

 

„Unter Euch Getauften gibt es nicht mehr Juden und Griechen, nicht mehr Freie und Sklaven, nicht mehr Mann und Frau; denn Ihr alle seid einer in Christus; denn Ihr alle habt die gleiche Würde; denn Ihr alle steht auf der gleichen Stufe; denn Ihr alle seid Geschwister desselben Vaters im Himmel“.

 

Eine unerhörte Botschaft. Sklaven, Fremde, die ganze weib-liche Bevölkerung, alle, die in der Gesellschaft draussen ab-solut nichts zu sagen haben und nahezu rechtlos sind – hier in der christlichen Gemeinde waren alle gleichberechtigt. Hier hatten sie alle mit gleicher Stimme mitzureden, ganz gleich, ob nun Sklave oder Freier, ob Einheimischer oder Fremdling, ob Mann oder Frau. Für die damalige Zeit ist das eine unerhörte Botschaft. Die draussen in der Gesellschaft geltenden Werte erfahren hier in der christlichen Gemeinde eine radikale Umwertung.

 

Erlauben Sie mir eine kleine Zwischenbemerkung oder Klammer: so sehr ich Paulus schätze und seine Sätze hier im Galaterbrief bewundere, so habe ich doch grosse Mühe mit anderen Sätzen des gleichen Paulus, die er in anderen Briefen geschrieben hat, etwa an die Epheser im 5. Kapitel:

 

„Der Mann ist das Haupt der Frau“. Oder noch schlimmer im ersten Brief an die Korinther im 14. Kapitel: „ Die Frauen sol-len in der Versammlung, also im Gottesdienst, schweigen!“

 

Als Kirchenmusiker, der weiss, dass wir heute ohne die Frau-en kaum mehr Kirchenchöre hätten, tun mir solche Sätze weh und ich wünschte sehr, Paulus hätte sie nie geschrieben – oder die Kirche hätte den Mut, wenigstens zu erklären, die-se Sätze seien nicht mehr zeitgemäss. Klammer geschlos-sen.

 

Wir wissen alle, liebe geschwisterliche Gemeinde, dass die völlige Gleichstellung in Christus, wie sie Paulus im Brief an die Galater proklamiert, ein Ideal ist, das im Lauf der Kir-chengeschichte bald wieder verdunkelt wurde. Als ich 1965 in unser Kloster eintrat, gab es noch Laienbrüder ohne Kapi-telsrecht, Mönche zweiter Klasse, weniger wert als die soge-nannten Herren Priestermönche. Noch heute trägt unser grösster Garten den Namen Herrengarten. Auch die revolu-tionäre Gleichstellung der Frau in der christlichen Gemeinde wurde recht bald unter dem Druck der weltlichen Gesell-schaft wieder zurückgefahren. In den Missionen wurden Ein-geborene oft als Untermenschen angesehen. Die Europäer fühlten sich ihnen gegenüber weit überlegen. Sogar mit der Sklaverei konnten Christen trotz der eindeutigen Worte des Paulus über lange Zeit hin durchaus gut leben. In der Kirche von heute schliesslich schwirren noch häufig Kirchenbilder herum, nach denen es in heiliger Ordnung ein Oben und ein Unten gibt und die Untergebenen haben danach kaum etwas zu melden. Warum zum Beispiel meldet ein mit der Materie wenig vertrauter Nuntius drei Bischofskandidaten für Chur nach Rom und nicht alle Seelsorgerinnen und Seelsorger des Bistums oder gar alle Christinnen und Christen?

 

Wir sind heute weit entfernt vom paulinischen Ideal einer ge-schwisterlichen Kirche. In den neuen Ausgaben der Lesun-gen steht jetzt endlich als Anrede ausgedruckt: Liebe Schwe-stern und Brüder. Und noch immer gibt es solche, die das aus Gewohnheit, hoffentlich nicht bewusst, übersehen und weiterhin liebe Brüder sagen, obwohl, wenn sie ins Schiff schauen würden, weitgehend nur Frauen sehen könnten. Noch heute gibt es Priester, die keine Mädchen ministrieren lassen. Und die Ausländerfeindlichkeit ist auch in unserer ka-tholischen Gegenden beängstigend im Aufwind.

 

Liebe geschwisterliche Gemeinde! Es braucht heute ein neues Pfingsten, vielleicht ein neues Konzil. Mir gefällt ein Gebet, das unser frühere Abt Martin verfasst hat und das wir am Schluss jeder Monatsprozession beten. Der letzte Satz gefällt mir am besten:

 

„Herr, erneuere Deine Kirche und fange bei uns an“.

 

Wenn nicht jede und jeder Einzelne bei sich selber beginnt, die alten Muster von Oben und Unten, Besser und Schlech-ter abzulegen, passiert rein nichts. Gott möge das verhüten. Amen.

 

P. Lukas Helg OSB

Geboren 1944 in Lütisburg SG

Geburtsname: Karl Arthur Helg

1965 Matura und Klostereintritt in Einsiedeln

1971-1975 Studium in Kirchenmusik am

Mozarteum in Salzburg u.a. bei Ernst Ludwig Leitner (Orgel) und Josef Friedrich Doppel-bauer (Komposition)

Seit 1976 Kapellmeister und Musikbibliothekar

in Einsiedeln

Mitglied der Bayerischen Benediktinerakade-mie (sectio artium)

 

Bild:

https://www.musica-sacra-online.de/module.php5?mod=register&fid=17&id=3425

 

 

Fürbitten

 

Vater im Himmel, wir alle gehören zur Kirche und verdanken ihr den Glauben. Höre unsere Bitten:

 

-Für Papst Franziskus und seine Berater, für unsere Bi-schöfe, Seelsorgerinnen und Seelsorger: öffne ihnen Augen und Ohren für die Sorgen und Ängste der Menschen von heute

-Für jene Christen, die sich enttäuscht von der Kirche ab-wenden: sei du ihnen nahe und stärke ihren Glauben an einen Gott, der grösser ist als die Kirche

 

-Für unsere Gemeinden und Gemeinschaften, für Junge und Alte, Frauen und Männer, Gesunde und Kranke: gib, dass die verschiedenen Auffassungen zurücktreten hinter einem wachsenden Geist der Geschwisterlichkeit

 

-Für die Flüchtlinge und Migranten, für die Fremden in un-serem Land: gib, dass wir auf sie zugehen, unseren Wohl-stand mit ihnen teilen und ihnen nicht mit Misstrauen begeg-nen

 

-Für uns selber: erneuere Deine Kirche und fange bei uns an

Für unsere lieben Verstorbenen: gib, dass wir sie nicht ver-gessen. Nimm sie auf an deinen Tisch und sei du die Erfül-lung ihrer Sehnsucht

 

Vater im Himmel, wir danken Dir, dass du uns erhörst. Wir loben und preisen dich durch deinen Sohn im Heiligen Geist jetzt und in Ewigkeit.

 

 


Pfingstsonntag, 9. Juni 2019

 

Einweihung der St. Georgstafel Matt Schwändital

 

 

Dr Trachätööder im Schwänditaal

 

Fascht z'hinderscht im Schwänditaal i dr Matt schtaat - wämä-n-ufä-chunnt - uff dr linggä Siitä äs Chrüütz mit ärä gmaalätä Tafälä. Ab'bildet isch ä tapfärä Maa, wo ämä Trachä dr Gaaruus machet.

 

Sitt uurdängglichä Ziitä händ immer wider Lüüt derfür gsoorget, as diä Tafälä ernüüäret woordä isch. We hüür, wo si uusgrächnet ä dr Pfing-schtä ersetzt und nüü iigwichä woordä-n-isch. Und daas hätt sii Grund:

 

Ä veraarmätä Ritter sig änä daazumaal ids Schwänditaal ufä chuu, will’r vernuh häig we da obä-n-ä böösä Trachä d Lüüt iitriibi und v'rtriibi. Deer Traachä häig dä Lüüt abpassed und häig-s’ erschreggt. Ussem Muul usä sig ä Schtichflammä chuu und gschtunggä häigs we Päch und Schwäfel odr we ussämä Güläloch. Ummchuu sig zwar niä öpper, abr är häig ä-dä Lüüt, bsunders ä-dä Goofä-n-ä-n-eeländi Angscht iigjaggt. Abr ds Veh häig’r närvöös gmacht und g Chuä häiged vor Schreggä weniger Milch ggii. Tigg öppänämaalä häig’r abr ä Schääfli odr Gitzäli erwütscht und häig-si uff dr Schtell uufgfrässä.

 

Und wo dä deer Ritter ufä chuu isch, hätt’r gsäit: «Daas gaht nüd äso wiiter. Daa wämmer etz nuch gäärä gseh!»

 

Är isch uff-emä Ross chuu, hätt äs Schwärt und ä langi Lanzä gkaa. Und won-r deer Trachä uufgschtöberet hätt, hätt’r em de Lanze wiit i Rachä hinderä gschtoossä und dr Trachhä sig ummä ggumpet, häig gcharchlet, dr Grind verworffä und mit-em Schwanz i dr Luft ummä gschwungä as-es gchlepft und tätscht häig. Deer Ritter hätt eeländ müäsä kämpfä mit dem wildä Tiär. Abr uff zmaal isch dr Trachä immer müäder woordä und dä hätt-em dr Ritter siis Schwärt durä Buuch durä gschtochä, as ds Bluät nu äso usägschprützt sig und deer böös Trachä gottserbäärmli gschtoorbän-isch. Rauch isch-em nuch zum Muul usächuu und nach ä paar Zuggigä hätt’r dr Grind lampä luu und isch tood äm Bodä glägä.

 

Bi dem Kampf mit dem wildä Tiär hätt-si dr Ritter ä v'rletzt und derbii sig-em äs Tröpfli Trachäbluät i-d Wundä inächuu. Trachäbluät isch Gift. Glii dernaa hätt dr Ritter muäsä stäärbä.

 

D Lüüt im Schwänditaal sind-em abr danggbaar gsii und händ-em ä Tafä-lä uufgschtellt, as all Lüüt, wo verbiichänd gsäched, as-'s daa ämaal ä Trachä g'gii häig und as-mä niä söl v'rgässä, weer deer Trachä tööd't häig.

 

Schpeeter hätt's ghäissä der Ritter sig dr Sanggt Georg gsii und digg-öppä-n-ämaal händ-si dä deer oder disä Buäb Georg oder Schorsch tauft.

 

 

(Und ihr händ etz de Gschicht gkört und sind bi dr Iiwiichig gsii. Und jedesmal wänn’r verbii chänd, söll si üüch wider i Sinn chuu. Und schüü wäärs, wän’r si au ä-n-üüernä Chind wiiterv'rzelled, as si niä vrgäsää gaht…

 

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Bei der Einweihung am 9. Juni 2019 wurde erstmals von den Schulkindern des Obersee- und Schwänditals der auf dem Sulzboden entstandene Betruf aufge-führt, weitere anwesende Kinder traten dazu und machten mit.

 

 

Bättruäf

 

Sulzbodä 1977

publiziert 1999

uraufgeführt am 16. Sept. 2001 (Bettag) Hilariuskirche

aufgeführt am 25. September 2003 Bruderklausenkapelle Schwändital   anlässlich des Jubiläums 50 Jahre regelmässiger Gottesdienst im Schwandital   

2007 veröffentlich in Tinosep Wyss-Meier "Der Betruf"*                   

                   regelmässg beim Alpensegnen  auf Obersee-Staafel                                    erstmals aufgeführt von den Bergschulkindern an Pfingsten 9. Juni 2019

auf der Matt im Schwändital bei der Einweihung der restaurierten St. Georgs-Tafel der Alpkorporation Vorderschwändi.

 

 

 

Santä Mariia!

Häiligä Sant Fridli und Hilaari!

Chaschper, Mälgg und Balz!

Gott erhalt’s!

 

Luäged äm Veh!

Schützend üüser Alpä!

Üüser Wäidä!

Rindli, Chuä und Schwii!

Gross und chlii!

 

Luäged äm Wätter!

Lauänä und Rüüchänä,

Blitz und Hagel

tüänd ä Mändsch und Veh

schlächt und weh!

 

Luäged dä Lüütä!

Schützed-is vor Schwäärmuät,

Niid und Uugfell,

und bis mer im Himel sind

vor dr Sünd!

 

Santä Mariä!

Häiligä Sant Fridli und Hilaari!

Chaschper, Mälgg und Balz!

Gott erhalt’s!

 

Im Namä vum Vatter

Und vum Suu

Und vum Häilägä Gäischt.

 

 

Aamä. Aamä. Aaaaaamä....

 

* Tonisep Wyss-Meier: Der Betruf im deutschsprachien und rätoromanischen Raum, Samm-lung von Texten und Erläuterungen, Herausgeber: Verlag Druckerei Appenzeller Volks-freund, 9050 Appenzell, Seite 48f., entnommen aus "Dr ghülpet Bott. Sulzbodäziitig", hrsg. von Fridli Osterhazy, 3. Haargang, 1. August 1977, Seite 4.

 

 

Kaum war der Betruf auf der Homepage - flugs kam am anderen Morgen eine E-Mail-Anfrage vom Schweizer Jodelclub in Sydney (Armin Oswald), ob die Kinder auf Tonband aufgenommen worden seien...gerne würde man den Betruf ins Repertoire aufnehmen.

Aufnahmen gibt es keine, die Klänge aus den Bergkinderkehlen sind immer noch auf ihrer unendlichen Reise durch den Äther ins All.

Aber zum Herunterladen ist das Gewünschte beigefügt. Dr Text händer ja... und sust chan-ech's äm Telifon voorsingä.

 

 

 

und als Supplement "isch niänä uff dr Wält so schüü...." (natürlich "Sulzboden" gemeint, aber übertragbar und adaptierbar auf jeden Sänger oder Jodler

 

 

 

Kleine Bildergalerie

von der Einsegnung am Pfingstsonntag

von

Margrit Neeracher

tACHT
Roman und Christoph Hauser eröffnen mit Alphorn in der Berner
Die
Die Protagonisten sind bereit: Bergschulkinder, Fridolin Hasuer, Hubert Stucki und Br. Benedikt Borer OFM
Hubert Stucki begrüsst im Namen der Alpkorporation Vorderschwändi, die die Tafel erneuert hat.
Hubert Stucki begrüsst im Namen der Alpkorporation Vorderschwändi, die die Tafel erneuert hat.
Roger Fischli, ehemaliger Verkehrvereinspräsident und Kirchenpräsident spricht mit Herzblut über die Zeichen am Wege und den Werdegang der St. Georgtafel auf der Matt.
Roger Fischli, ehemaliger Verkehrvereinspräsident und Kirchenpräsident spricht mit Herzblut über die Zeichen am Wege und den Werdegang der St. Georgtafel auf der Matt.
Br. Benedikt Borer OFM segnet die neue Tafel
Br. Benedikt Borer OFM segnet die neue Tafel
Die Bergschulkinder beim Bättruäff, erstmals durch Kinder vorgetragen.
Die Bergschulkinder beim Bättruäff, erstmals durch Kinder vorgetragen.
Restauriert durch die Firma Fontana, Rapperswil, finanziert durch die Alpkorporation Vorderschwändi, gerahmt und mit Plexiglasschutz versehen durch Hubert Stucki.
Restauriert durch die Firma Fontana, Rapperswil, finanziert durch die Alpkorporation Vorderschwändi, gerahmt und mit Plexiglasschutz versehen durch Hubert Stucki.
Auf einer kleinen Anhöhe steht das Wegkreuz mit der erneuerten Tafel für St. Georg, den Drachentöter im Schwändital.
Auf einer kleinen Anhöhe steht das Wegkreuz mit der erneuerten Tafel für St. Georg, den Drachentöter im Schwändital.
...und des voorig Wiichwasser - schwupp - über di Aawäsendä!
...und des voorig Wiichwasser - schwupp - über di Aawäsendä!
Zum Schluss gab's nach dem Motto "Zigerbrüüt und Apéro mached alli Sännä froh!" mit Charme serviert von Myrtha Fischli und Marlies Landolt.
Zum Schluss gab's nach dem Motto "Zigerbrüüt und Apéro mached alli Sännä froh!" mit Charme serviert von Myrtha Fischli und Marlies Landolt.
Glarner Nachrichten Südostschweiz-Glarus Mi 12.6.2019 Seite 2
Glarner Nachrichten Südostschweiz-Glarus Mi 12.6.2019 Seite 2
Wandtafelbild im Bergschuhaus Schwändital zur Erstkommunion 2019 (Foto: Rita Ming)
Wandtafelbild im Bergschuhaus Schwändital zur Erstkommunion 2019 (Foto: Rita Ming)

Bischof Peter Bürcher. Quelle: www.kath.ch

Montag, 20. Mai 2019

 

Die Ereignisse überstürzen sich...

Bistum Chur hat Bischöflichen Administrator

Msgr. Peter Bürcher

emeritierter Bischof von Reykjavik (Island) 

 

Pierre Bürcher auch Peter Bürcher, geboren am  20. Dezember 1945 in Fiesch Kanton Wallis, römisch-katholischer Geistlicher und emeritierter Bischof von

Reykjavík.

  

Peter Bürcher wuchs in Fiesch und Fieschertal auf und besuchte die Primarschu-le in Nyon. Danach ging er auf das Gymnasium Collège St-Louis in Genf und an-schließend 1964 bis 1966 auf das Lyzeum Stiftsschule Einsiedeln, wo er die  Ma-tura Typus A erwarb. Von 1966 bis 1971 besuchte er das Priesterseminar und absolvierte ein Theologiestudium an der Universität Freiburg. Er schloss 1971 mit dem Lizenziat in Theologie ab.

 

27. März 1971 Priesterweihe in Genf.

1971 bis 1977 Vikar in Freiburg

1972 bis 1975 Mitglied der Diözesansynode von 1972 bis 1975.

1977 bis 1980 Vikar in Lausanne.

1980 bis 1989 Pfarrer der Pfarrei St. Jean in Vevey 

1985 bis 1989 Dekan des Dekanats St. Martin.

1989 bis 1990 Priesterseminar Freiburg und Institut IFEC in Paris.

1990 bis 1994 war er Regens des Priesterseminars Freiburg.

 2. Februar 1994 Ernennung zum Titularbischof von Maximiana in Byzacena und

                        Weihbischof im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg.

12. März  1994 Bischofsweihe durch Bischof Pierre Mamie in Freiburg

                         Mitkonsekratoren waren der Bischof von Sitten, Henri Kardinal

                         Schwery und Gabriel Bullet, emeritierter Weihbischof in Lausan-

                         ne, Genf und Freiburg.

28. August 2001 Generalpräsident der Catholica Unio Internationalis 

14. Juni 2004 Mitglied der Kongregation für die Ostkirchen

30. Oktober 2007 Ernennung zum Bischof von Reykjavík.

18. September 2015 Rückltrittsgesuch aus gesundheitlichen Gründen

 

Peter Bürcher ist Konventualkaplan der Helvetischen Assoziation des Malteserordens und Mitgliedes des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

 

Kontaktadresse:

 

Von November bis März:                          Von April bis Oktober

 

Bishop                                                      Bischof

Peter Bürcher                                           Peter Bürcher

P.O.Box 20531                                         Strehlgasse 18

91204 Jerusalem                                     6430 Schwyz

  

 

      Adresse: email: mgr.burcher@bluewin.ch


Montag, 20. Mai 2019

 

Bischof Amédée Grab OSB verstorben

 

Communiqué des Bistums siehe "Bild der Woche"

 

Hilariusfest 2000

 

Einzug der Geistlichkeit vom Pfarrhaus in die Hilariuskirche

Zwei Bischöfe in Näfels. Anlässlich des Hilariusfestes 2000 weilte der damals amtierende Bischof Amédée Grab OSB in Näfels. Anlass war der Besuch von Bischof Albert Rouet, Poitiers F, der direkte letzte Nachfolger des Heiligen Hilarius. Als Bischof Amédée von diesem Besuch erfuhr, antwortete er spontan: "Dänn chum-iich au!" 

Unser Archivbild: v.l.n.r. Thomas Rellstab, Pfarrer von Oberurnen, Jakob Fäh, Domherr-Dekan-Kaplan von Näfels, Martin Mätzler, Pfarrer von Näfels, Bischof Amédée Grab OSB, Bischof von Chur, Albert Rouet, Bischof von Poitiers (F), P. Michael-Maria Josuran OFM, Franziskanerkloster Näfels. (Archivbild F. Hauser).

 

Hoher Besuch im Franziskanerkloster. Rechts im Bild: Kardinal Henry Schwery und Bischof Amédée Grab OSB beim Bankett im "Schwert". Fridolin Hauser, Präsident der Stiftung Mariaburg Näfels und Baupräsident bei der Renovation des Klosters 1998-2004 durfte die Tafel mit den hohen Geistlichen teilen. Unter dem Guardianat von Br. Fidelis Schorer OFM wurde das von den Kapuzinern 1986 übernommene Kloster grundlegend renoviert, sowohl die Klosterkirche, als auch der Wohntrakt wurden einer eingehenden Erneuerung unterzogen. Zum Abschluss der Renovation und zur Neueinweihung fand ein zweitägiges Fest, verbunden mit dem Dorffest Näfels, statt. Kardinal Schwery war Hauptzelebrant am Sonntag, Bischof Amédée Grab OSB machte seine Aufwartung am Samstag. (Archivbild: Festbankett im Schwert)

 

Das Kloster Mariaburg war von 1675 bis 1986 Kapuzinerkloster und ist seit 1986 Franziskanerkloster.

 

 


Freitag, 3. Mai 2019

 

Trouvaille

Ein Hobby-You-Tuber produziert eigene Trailer

 

oder

 

Wenn Richard Arnold zum "Viel LesEr" wird...

 

Richard Arnold schreibt nicht nur bizarre Geschichten, sondern illustriert sie mit seinen für ihn typischen "Ziegenköpfen". Neuerdings produziert er eigene Kurzfilme zu verschieden-sten Themen und findet dazu die passende musikalische Hintergrundmusik. (Bild: Richard Arnold, Näfels)

 

"Viel LesEr" alias Richard Arnold, Näfels

 

Folgende Videos von «Viel LesEr» lassen sich auf youtube finden:

 

 

Eine Kurzgeschichte, oder wenn es einem Vielleser zuviel wird.

https://www.youtube.com/watch?v=nKfpz-FhidY&t=41s

 

https://www.youtube.com/watch?v=hWJnz0SGw6I&t=74s

 

Ein Kanaltrailer, oder aus dem Universum eines Viellesers

https://www.youtube.com/channel/UCgUEhcK1cbJpzOw78iLdxrg

 

Engi GL, Kapelle Peter und Paul

https://www.youtube.com/watch?v=LAu7nhbofTY

 

Matt GL, Evangelisch - Reformierte Kirche

https://www.youtube.com/watch?v=_izmVYVMXQs

 

Näfels GL, Franziskanerkloster

https://www.youtube.com/watch?v=GyTYjLk_VA8

 

https://www.youtube.com/watch?v=hWJnz0SGw6I

 

Glarus GL, Stadtkirche

https://www.youtube.com/watch?v=fpqU91DhlQg

 

Linthal GL, Evangelisch-Reformierte Kirche

https://www.youtube.com/watch?v=YWoqNTwx778

 

Mitlödi Gl, Evangelisch-Reformierte Kirche

https://www.youtube.com/watch?v=zoV4zHLasjs

 

Weesen SG, Katholische Kirche

St. Martin im Fly

https://www.youtube.com/watch?v=o3acRnpl6Ws

Ständig auf Objektjagd: Richard Arnold alias "Viel LesEr" - hier am 9. April in Bad Säckingen. (Fotoausschnitt: David McLion, Schwanden)
Ständig auf Objektjagd: Richard Arnold alias "Viel LesEr" - hier am 9. April in Bad Säckingen. (Fotoausschnitt: David McLion, Schwanden)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Richard Arnold - Schönheit von hinten

Hier beim Fotografieren des "Fridolin Hauser-Baumes" im Park des Tromnpeterschlosses in Bad Säckingen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Richard Arnold - Schönheit von vorn

 

Den Zeigefinger am Drücken und Gesprür

für besondere Aufnahmen (Richard Arnold ist auch ein passinierter Schütze!)

Hier das treffende Bild samt Sujets zum, "VielLeSer" (Richard Arnold). Bücher, Kamera, Friedweg zum Pfarrhaus und Alpenpanorama Obstock, Neuenkamm, Fronalpstock (Mürtschen im Nebel). (Foto: Rita Ming)



Näfelser Fahrt 2019 im Schneegestöber. Ursache: die Empörung des Sant Fridli über den Wolken. (Foto: M. Hauser, Zug)

 

Die neueste Näfelser Sage

 

Die Sage von den verweigerten Sitzplätzen an der Näfelser Fahrt

 

oder

 

Die Rache des Sant Fridli, Sant Petrus und Frau Holle

 

Im Jahre des Heils 2019 bemerkte man im «Fridlibund des Kantons Glarus», dass die «Näfelser Fahrt» bereits seit 630 Jahren gefeiert wird. Die Glarner mit Unterstützung einer Gruppe von Urnern und Schwyzern hatten am 9. April 1388 bei garstigem Wetter dem übermächtigen Heer der Habsburger getrotzt und gingen schliesslich siegreich aus der Schlacht bei Näfels hervor. Wie dem «Fahrtsbrief», der jährlich von der «Fahrtskanzel» auf den «Fahrtsplatz» beim sechsten von insgesamt elf Gedenksteinen, zu entnehmen ist, überlebten 55 Glarner, Urner und Schwyzer auf dem Schlachtfeld nicht.

 

Seit 1389 wird dieser Gefallenen mit einem «Jahrzet» und Kreuzgang über die Wege und Stege, wo viel Leid erlitten worden war, gedacht. Im Zuge der Reformation blieben die Neugläubigen rund 180 Jahre fern, die Katholiken hielten am religiös-politischen Brauch fest. Dank der Weitsicht des Regierungsrates unter Leitung von Landammann Schindler wurden die konfessionell geteilten Landsgemeinden, Regierungen und Gerichte, die ausserdem noch einer allgemeinen Landsgemeinde und Gerichts-barkeit unterstanden, zu einer Einheit zusammengefasst, gewissermas-sen die erste politische Fusion der Landsteile. Dabei wurde das derzeit älteste Gesetz in der Glarner Gesetzessammlung zur «Näfelser Fahrt» geschaffen. Es regelt den Ablauf und sichert den konfessionellen Frie-den, in dem jedes Jahr abwechselnd ein katholischer oder reformierter Geistlicher die Fahrtspredigt hält und sich als Begleitkorps die Stadt-glarner und Näfelser Harmoniemusik abwechseln.

 

Und  da scheinbar niemand im ganzen Land bemerkte, dass die «Näfel-ser Fahrt» bereits 630 Jahre alt war, beschloss der «Fridlibund des Kan-tons Glarus» erstmals gemeinsam teilzunehmen und sein Fridolinsban-ner mitzutragen. 63 Teilnehmer sollten es sein und 630 Rappen sollte die Teilnahme mit Frühstückskaffee und Gipfeli und dem Fridlischüblig mit Kartoffelsalat zu Mittag kosten.

 

Am Fahrtsmorgen waren es 82 unentwegte Fridlenen mit Angehörigen und Freunden, die sich angemeldet hatten. Um den älteren Semestern die Teilnahme am Fahrtsbrief und an der Fahrtspredigt auf dem Fahrts-platz zu erleichtern, wandte sich der Oberfridli mit einem Gesuch an den Regierungsrat, ob es nicht möglich wäre, ausnahmsweise und einmalig eine Sitzreihe für die Fridlenen zu reservieren, so wie dies seit 1990 der General Bachmann Gesellschaft gestattet sei.

 

Der Regierungsrat erörterte dieses Anliegen eingehend und bislang ist kein Wort aus dieser Debatte an die Öffentlichkeit gedrungen. Der Ent-scheid war aber abschlägig, weil man kein Präjudiz schaffen wolle, was man zwar mit der General Bachmann Gesellschaft schon bald dreissig Jahre geschaffen hatte, und beauftragte den höchsten Beamten im Kan-ton, den Ratsschreiber, dies dem Fridlibund kundzutun.

 

Die Fridlenen nahmen die Absage loyal und regierungstreu entgegen. Als Staatsbürger gingen sie davon aus, der Regierungsrat habe seine Gründe und an seiner Weisheit und Weitsicht sei nicht zu zweifeln.

 

Soweit so gut.

 

Doch war dieser Entscheid auch kirchlichen Kreisen zu Ohren gekom-men. Über den Bischof und den Nuntius landete die abschlägige Bot-schaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Die Kongregation für Heiligsprechun-gen war gar nicht erfreut und telefonierte in den Himmel, Direktan-schluss zum Heiligen Fridolin +63 063-630 63 63. Dieser rief entrüstet aus: «Was!?», hüstelte erregt «meinem Fridlibund werden die paar Sitz-plätze verweigert?» Und er fasste den Entscheid des Regierungsrates, in dem seit vielen Jahren kein Fridolin mehr sass, als persönliche Beleidi-gung auf. Unverzüglich rief er den Heiligen Petrus, der ja für die Wetter-verhältnisse zuständig ist, an. Dieser sprang aus dem Sessel «Was!? Was fällt denen ein!?» und beorderte gleich Frau Holle im gestreckten Galopp zu sich. Selbdritt traten sie am Fahrtstag an die Wetterhebel und lösten Schneegestöber aus, was das Zeug hielt.

 

Das Ergebnis: Weisse Wiesen, dichte Flocken, Trommeln der Tambouren in Plastik, Harmoniemusik mit zehn Zentimeter Schnee auf ihren Mützen, Weibel mit durchsichtigen Wetterschutz, Landammann und Regierungs-rat in langärmligen Unterhosen, Frau Landesstattalter wie in Cellophan-Verpackung…und die Kutscher auf dem Bock wie Schauspieler aus dem Film «Das gefrorene Herz».

 

Wie bei vielen Sagen kam es nach der Untat schneien… die beantragte Bank auf dem Fahrtsplatz war eingeschneit. Das Herzstück der «Fahrt», das Verlesen des Fahrtsbriefes und die Fahrtspredigt mussten in die Kir-che verlegt werden, wo die Fridlenen selbstverständlich reservierte Plät-ze hatten. Ääätsch!

 

Und aus dieser Geschichte kann man lernen, dass man nicht ungestraft und ohne Not dem Fridlibund des Sant Fridli, der vor 631 Jahre während der Schlacht bei Näfels über den Köpfen der Glarner geflattert hatte, Sitzplätze auf dem Fahrtsplatz verweigert...

 

...und als dies über den Nuntius  auch noch in Bern ruchbar wurde, be-schloss der Bundesrat, diesmal die lange Tradition, ein Mitglied des Bun-desrates an die Landsgemeinde zu entsenden, aus Protest gegen die Sitzplatzverweigerung des Regierungsrates für die Anhänger des glarne-rischen Wappenheiligen ein Zeichen zu setzen und erstmals seit langem keinen Bundesrat oder keine Bundesrätin an die Landsgemeinde zu delegieren!

 

Der Proteste noch nicht genug... auch die Bischofswahl in Chur, zu des-sen Bistum der Kanton Glarus auch gehört (provisorisch zwar nur), wur-de auf ungewisse Zeit verschoben, weil es nicht angehe, dass man den Anhängern eines Heiligen aus dem Bistum an der "Fahrt", an der Sant Fridli sintemalen erwähnt wird (Fahrtsbrief), Sitzplätze verweigere...

 

…und weil Nachhaltigkeit auch eine Kardinaltugend im Himmel ist, machte es Petrus, Fridolin und Frau Holle diebischen Spass, an der Landsgemeinde nochmals wacker schneien zu lassen, damit das Sitz-platzverweigerern eine Lehre sei… jawohl! 

 

Vorläufiges Ende.

 

 

 

 

Für diesmal hörte sich der Sant Fridli auf der Kirchenfahne der Pfarrei Näfels den Fahrts-brief und die Fahrtspredigt nicht auf dem Fahrtsplatz unter freiem Himmel an, sondern in der geheizten Pfarrkirche Hilarius. (Foto: Markus Hauser, Zug)


 Mittwoch, 17. April 2019

 

 Die steilen Aufstiegsmöglichkeiten in der Kirche

 

Dass es bei der katholischen Kirche steile Aufstiegsmöglichkeiten gibt, beweisen die untenstehenden BIlder. Sie sind vom Sakristan Richard Arnold in der Hilariuskirche Näfels aufgenommen worden. Jeweils an der Näfelser Fahrt oder an hohen Feiertagen oder beim Besuch hoher kirchlicher Würdenträger, z.B. bei der Firmung, muss der Sakristan je nach Anlass die Schweizer Fahne, die Glarner Landesfahne oder die gelb-weiss päpstliche Fahne, z. B. beim Bischofsbesuch an der Firmung o.ä. hissen.

Dass das Hissen einer Fahne auf dem Turm recht riskant ist, zeigen die folgen-den Bilder:

 

 

Der Fotograf schreibt dazu:

"Die Bilder sind vielleicht nicht der Hit und die Jakobsleiter ist es auch nicht gerade, doch eine Hühnerleiter ist es nun auch wieder nicht. Zumindest kommt man ab heute auf die Ebenen oberhalb des Glockenstuhls mit einer, respektive zwei, schönen, stabilen (für Schwergewichtler wie mich geeignet...) Leitern hoch, um die Fahnen auszubringen, die Fliegen mit dem Staubsauger zu jagen oder die Aussicht zu geniessen (Letzteres nur bei getaner Arbeit)."

 

Die Bilder:

Oben links. Leiter wird angestellt. Mitte: Die Leiter wird an der Aussenfassade entlang hochgezogen. Obern recht: Aufstellen im Turmgebälk.

Untern links: Schwindelerregend ist nur der Vorname. Mitte: Nuch vereggter. Rechts: Fertig ist die neue Aufstiegsmöglichkeit für den Sakristan.

Das Leitersystem erinnert fast an das Aufstiegsprozedere einer Bischofswahl. Beides ist steil und in heutiger Zeit ebenso gefährlich...

 


Trouvaille

 

Ein Nachtrag.... Schtäisepp in Niederurnen

 

vergleiche den Beitrag über "Stäisepp" 

im Archiv unter dem 12. Februar 2018

 

Die Aufnahme stammt von Lani Bisig-Lüscher, Niederurnen, die mich bei der Sonderaufführung im *Rössli" von Olgy Jutzelers brillantem Fernsehauftritt ge-stern Abend am 10. April 2019 im "Rössli" auf dieses Bild hinwiesen hatte und heute gleich zustellte.

Stäisepp auf "Geschäftsreise"  lies: beim Hausieren von Zigerstöggli und Zundhölzli vor dem Restaurant Schützengarten in Niederurnen mit der damaligen Serviertochter Ruth Menzi und Werner Reumer, der jeweils tagsüber bei des Familie Lüscher weilte.

(Foto: Lani Bisig-Lüscher, Niederurnen)


Samstag, 6. April 2019

 

Wagen Sie ein Original zu sein

oder

 

Wider die Anpassung an das Gewöhnliche

 

Das  Telefon schellt: „Da ist Radio Zürisee! Grüezi...“ Ein sympathische Frauen-stimme: “Wir möchten mit Ihnen eine kurzes Gespräch führen...“ „Soso? Wiir-p-mer ä sii!?“ . Man – in solche Fällen heisst es immer „man“! – habe mich empfoh-len... „Hoo-soo? – Und um waas gaht’s“ – Wir machen eine Sendung mit Dorf-originalen. „Wiä händ-Si gsäit?! Doorforiginaal?.“ Ob ich denn ein so schräger Typ sei. Ich könne mir nur schwer vorstellen, was an mir so originell sei, dass es die ganze Region wissen müsse.

 

Im Gespräch schwingt etwas mit, das sie von professionellen Radiomenschen unterscheidet: Die ungekünstelte Ehrlichkeit und das unverbrauchte Vertrauen, „Original“ nicht von einer lächerlichen oder unernst genommenen Seite zu be-trachten, sondern das Interessante, eben das Originelle zu suchen. Die Stimme am Telefon unterscheidet sich von den verrauchten Stimmen oberflächlicher Profis. Ich entscheide mich nach kurzem Zögern mit zwei Absichten: erstens störe ich mich daran, dass „Dorforiginale“ im Volksmund als Leute gelten, die eine „Macke“ haben und meistens aus sozial-niedrigen Schichten kommen. Es sind Menschen, die im Allgemeinen nicht ernst genommen und im Speziellen als „Sündenböcke“ oder „Witzfiguren“ verspottet werden. An ihnen kann sich die Dummheit der angeblich Gescheiten ausleben und die Schadenfreude der Frustrierten ergötzen. Dorforiginale werden als Abweichung von der Norm und mit hintergründiger Anrüchigkeit des Abnormalen behaftet...

 

Zweitens ist in mir ein sozial-engagierter Trotz stärker als die Schiss,  mich vor so vielen Ohren zu exponieren. Ich kneife mich ins Hinterteil meines Selbstbewusst-seins und gehe hin. Eigentlich interessiert mich die fertige Sendung weniger, als der Prozess zuvor. (In der Tat habe ich gar keine Zeit, die Ausstrahlung zu hören und kann Ihnen nicht sagen, was die Medienprofis für ein akkustisches Patchwork daraus zusammengeschnipselt haben.)

 

Treffpunkt Autobahnraststätte Marché. Von weitem sehe ich den Stationswagen von „Radio Zürisee“ auf dem Parkplatz einbiegen. Eine grossgewachsene, junge Frau mit halblangen, wehenden Haaren entsteigt dem Gefährt, räkelt sich in eine Jacke hinein und hängt sich eine Reportertasche über die hochgezogene Schul-ter. Sie grüsst mit einem sportlichen, aber keineswegs unfraulichen Händedruck und lacht ansteckend, aber von wohltuender Distanz. Bei einem Espresso an der Kaffeebar werden die Details besprochen. Da in der Geräuschkulisse des Auto-bahnrestaurants gute Aufnahmen unmöglich sind, stellt uns die tüchtige, junge  Managerin M. ihr Büro zur Verfügung. Wir tappen durch die metallene Gross-küche und richten uns im Kabäuschen, durch deren Fenster die  Spätnachmit-tagssonne blinzelt, ein. Im Gespräch stellt sich heraus, dass sowohl Frau M. vom Marché, als auch die Reporterin  Frau B. die Stiftsschule in Einsiedeln besucht hatten, und die erstere meine blitzgescheite, aufgeweckte Schülerin in der Medienkunde gewesen war...so wird man zusammengeführt und an gemeinsame Vergangenheit erinnert.

 

Das Interview ist so angelegt, dass die Fragende wie eine fleissige Biene soviel Nektar wie möglich sammelt, die Leute im Studio nehmen dann das Geeignete aus dem Körbchen und hängen es als Sendebeitrag wie ein  „Bildchen“ zwischen den Musikteppich. Offensichtlich ist Radio heute eine riesige tagundnachtlange Musiktapete, vor die man News (lies Nachrichten), Servicemeldungen (lies Wetter, Strassenbericht, Börsenbericht o.ä) und Porträts hängt, zwischendurch mit Zuhörern talkt und telefoniert. Der Mix von Unterhaltung und Information wird vom Leitbild des Senders geprägt.

 

Nach einer guten halben Stunde ist das Rohmaterial im „Kasten“, der in Wirklich-keit aus einem winzigen Gerätchen und einem  teuren Mikrofon besteht.

 

Ich - ein Original? Ich weiss beim besten Willen nicht, was Dritte an mir originell finden könnten. Ich glaube nicht, es sei meine Lebensbestimmung, von anderen als originell eingestuft zu werden. Vielmehr meine ich, das Leben sei voller ori-gineller Möglichkeiten, die man packt oder verpasst. Im Grunde rennen die Leute weiss Gott wohin und merken nicht, dass sie eigentlich nur werden können, was sie schon sind. Man entkommt sich selber nicht. Der tierische Ernst, vor dem keiner gefeit ist, vom Hilfsarbeiter bis zum Konzernmanager, vom Rekruten bis zum Korpskommandanten, vom Ministranten bis zum Kardinal, vom Totengräber bis zum Chefarzt (oder umgekehrt), ist der Vater der Brutalität und die Mutter zweckgebundener Fantasielosigkeit. Wer steht heute wirklich noch zu sich selbst? So wie er ist  – mit Talenten und Schwächen? So wie er aussieht – mit Ranzen und Glatze, mit Falten und Doppelkinn?  Viele Menschen sind doch re-duziert auf den Augenblick wie das flüchtige Interview, über das die Musikwellen schwappen...dann ist alles vorbei und gewesen. Es ist weiss Gott notwendig, Pflöcke einzuschlagen. Aber es ist weit schwieriger zu sagen,  „Von dort komme ich. Hier stehe ich. Dorthin gehe ich.“, als „Ich bin wichtig. Was bekomme ich? Wie viel habe ich, damit ich „jemand“ bin“?“. Schaue ich in den abendlichen Sternenhimmel... wie klein bin ich da! Blicke ich auf „meine“ Menschen, die ich gern haben darf, dir mir anvertraut sind oder mit denen ich zu tun habe... wie schön ist es, leben zu dürfen! Gäbe es dies nicht, wäre die Welt mit ihrem ganzen Getümmel und dem vielen Leid nicht zu ertragen. Ich müsste verzweifeln...könnte ich mich nicht darauf besinnen, was meine Originalität ist, nämlich das, was ich mit Denken erkenne, was ich mit Sehnsucht erträume, mit Freude und Liebe durchwirke und in Freiheit tue. Lasse ich mich aber durch das dauernde „Was säged au d Lüüt!“ einschüchtern, gehöre ich zur Monokultur der Angepassten, die sich gegenseitig in Kleidung, Aussehen, Auto, Ferien, Verhalten kaum mehr unterscheiden. Wenn ich es hingegen ertrage, dass irgend ein Anonymer mich als „Dorforignal“ „anzeigt“ und auf die Radiorolle schiebt, dann danke ich herzlich dafür. Ich bin zwei liebenswürdigen Menschen begegnet, von deren Tüchtigkeit ich beeindruckt bin.

 

Das Interview  hjnterlässt weit über die Minuten Sendezeit hinaus die  Fragen „Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich?“  Es ist gewiss nicht Arro-ganz, wenn es mir eigentlich egal ist, was aus dieser Sendung geworden ist. Ich lasse es die Sendung derer sein, die sie machen, meine ist es nicht. Möge sie Freude machen! Für mein Leben ist sie unbedeutend. Wichtig ist aber die Nach-haltigkeit des Erlebens und das Bewusstwerden, dass es eine Auszeichnung sein kann, ein Original zu sein und dass die Kopien daneben verblassen.

 

Packen Sie deshalb Ihre Seele am Schlawittchen und leisten Sie es sich, ein Dorforiginal zu sein. Der Eintrittspreis ist viel Mut, Treue zu sich und das Be-wusstsein, dass das Original das Eigentliche ist. Das Klonen an den Toren des dritten Jahrtausends ist nichts anderes als der Versuch zum Original zurückzu-kehren! Alle Menschen sind in ihrer Einmaligkeit Originale, hoffentlich haben sie das nicht vergessen. Viele schämen sich eines zu sein.                                                                                                                                Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

 

Und dazu ein Zitat von Charles Baudelaire in "Romantische Kunst":

 

"Unsere ganze Originalität verdanken wir fast ausschliesslich dem Stempel ,

 den die Zeit unseren Empfindungen aufdrückt."

 

 

 

Erschienen in "Fridolin" 22. Februar 2001 Frontpage

 

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Das unübertreffliches Original Balthasar Gallati-Ackermann, genannt Baberli-Balz vum Pep-perhüüsli Braunwald, aufgewachsen im Rautidorf Näfels. Er ging in die Geschichte ein als "Pater Ambros" (1921-2011) Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Näfels.

 

Und eine frühere Geschichte zum Thema "Original"

                      

 Der Baberli-Balz vom Pepperhüüsli als Pater Ambros

 

"Die Originale sterben aus!" klagte da einer am Stammtisch.

 

Damit löste er eine lebhafte Rückschau auf die verstorbenen Originale im Dorf und auf die Episoden, die für sie typisch waren, aus. Doch es gibt sie immer noch, vereinzelt, auch bei uns.

 

Zum Beispiel „Pater Ambros“, ein Mu­sterexemplar an Humor und Theatralik. Wer diesen Mann kennt, weiss um seine Müsterli und Streiche. Ahnungslose hin-gegen zieht er unter dem Deckmantel, ein etwas verschrobener Ordensmann zu sein, schonungslos und mit diebischer Freude durch den Kakao.

 

Angefangen hat diese Rolle angeblich in einem Spital im Schweizer Mittel­land. Unser Original weilte dort wegen eines Armleidens und lag mit eingegipstem Arm im Bett. Die Arme hatte er auf der Brust gekreuzt, weil es ihm so am bequemsten war. Ausserdem hatte er sich, armbehindert, wie er im Moment war, einen Voll-bart wachsen lassen, und seine dicken Brillengläser gaben ihm etwas Profes-sorales und Distanzierendes. 

 

Als die Schwester den Krankensaal kurz verliess, tüüsselte unser Originial aus dem Bett und kritzelte auf die Anzeigekarte an der Bettstatt mit der noch freien Hand über seinen eigenen Namen: "Pater Ambros". Kaum lag er mit gekreuzten Armen wieder im Bette, er sah wirklich aus wie ein betender Mönch mit ortho-doxem Ritus, er­schien der reformierte Spitalgeistliche, las "Pater Ambros", ging auf den neuen Patienten zu und meinte: "Ah, da sind wir ja gewissermassen Amtskollegen!". "Pater Ambros" nickte mit gequältem Lächeln und meinte nur: "Der Friede sei mit Dir, lieber Mitbruder", was so echt klang, dass der Ankömm-ling restlos vom geistlichen Stand des Patienten überzeugt war. Im Zeichen der Ökumene gab sich der Pastor besonders aufmerksam. In einem weiteren Besuch ver­wickelte "Pater Ambros" seinen reformierten Kollegen in ein in­tensives Ge-spräch über Katechese und flocht immer wieder Bibelzitate ein. Die Bibelstellen kannte "Pater Ambros" aus seiner Schulzeit, wo er bei einem sehr gottes-fürchtigen Schulmeister (Lehrer Konrad) bis zum Gehtnichtmehr Bibelsprüche auswendigzulernen hatte.

 

Item - die beiden schlossen Freundschaft, und "Pater Ambros" lud sei­nen Ge-sprächspartner zu einem Besuch ins Glarner­land ein.

 

Einige Wochen später verabredeten sich die beiden im "Restaurant A. in B." und fanden sich bei schönstem Wetter auf der voll­besetzten Terrasse ein. Der Pastor erschwiggte am anderen Ende den Kopf von "Pater Ambos" und ging auf diesen zu. Doch "Pater Ambros" stand vor ihm in perfekter Pöstler-Uniform. Der ver-blüffte Pastor fragte: "Entschuldigen Sie bitte, Sie sehen meinem Amtskollegem sehr, sehr ähnlich; ist es etwa Ihr Bru... ", doch "Pater Ambros" fiel ihm ins Wort: "Chasch tänggä, ich bi-n-ä doch sälber!".  Auf die Frage, was denn diese PTT-Montur zu bedeuten habe,  erklärte "Pater Ambros": "Weisst Du, lieber Mitbruder, heute ist es sehr schwierig, die Leute überhaupt noch in die Kirche zu bekom-men. Dann muss man eben auf die Leute zu­gehen. Da dachte ich mir, als Pöstler komme in jedes Haus und in jede Wohnung...“. Eine hervorragende Idee fand das der Pastor. Darauf müsste einer erst einmal kommen. Genial!  usw.  - Bis heute ist aber unbekannt geblieben, wie der geistliche Mitbruder aus dem Mit-telland reagiert hat, als „Pater Ambros" seine wirkliche Identität lüften musste.

Vor einigen Wochen traf ich "Pater Ambros" an einem Sonntagmorgen zu einem kühlen Trunke im „Steinbock“ einer grösseren Glarnergemeinde. Zwei Bauern-frauen, die aus dem Gottesdienst kamen, traten ebenfalls ins Wirtshaus. Da ich sowohl diese, als auch „Pater Ambros“ persönlich kannte, stellte ich ihnen höfli-cherweise auch den "Pater Ambros" vor. "Hoo? Grüäzech, Herr Paater!" Und sie setzten sich an den gleichen Tisch. "Liebe Mitschwestern, der Friede sei mit Ihnen !" Und er machte ein Gesicht wie ein Exerzitien­meister. Da er nur im Polo-hemd und in leichter Sommerhose dasass, meinte er: "Wissen Sie, unser Orden hat die Regeln etwas gelockert, so dass wir bei dieser Hitze etwas sportlich ausgehen dürfen." Als die beiden Damen Albertine und Rosa wissen wollten, in welchem Orden denn der Herr Pater sei, wich "Pater Ambros" etwas aus, be­kannte aber, er sei in ein Zisterzienserkloster in der Nähe von Freiburg strafver-setzt worden, weil er einer frommen Gläubigen zu tief in die Augen geschaut hätte. Mit dem Zölibat sei nicht zu spassen, und er sei halt auch nur ein Mensch. Die beiden Frauen guckten sich verstohlen an und kicherten diskret. Doch "Pater Ambros" fuhr mit einem Wort­schwall, ja,  fast mit einer  Sonntagspredigt weiter.

Er berichtete von seinem kürzlichen Wirken als Werkpriester in Monaco. Er hätte die schrecklichen Schicksale in der Spielhölle gesehen, wo Leute ihr ganzes Ver-mögen, Haus und Hof verspielt hätten. Man könne sich nicht vorstellen, welchem grenzenlosen Elend er begegnet sei. Und er sog die eigene Ergriffenheit mit ei-nem langgezogenen „Jaaaaa!“ wieder in seine Lunge hinein. Die Frauen sperrten ergriffen Mund und Augen auf. Es gebe dort einen Selbst­mörderfriedhof für ver-zweifelte Spielschuldner. Am Ausgang des Casinos stünden zwei Herren in Schwalbenfräcken. Auf Silberplatten böten sie Pistolen an. Nach dem Gebrauch bekomme man das Depot wieder zurück.... Mit solchen Räubergeschichten un-terhielt "Pater Ambros" die allmählich zweifelnden Frauen. Als Albertine miss-trauisch meinte: "Aso, Sie , Herr Pater, Sie erinnern mich an einen Be­kannten, der in B. bei der Post arbeitet!" - "Hoosoo? Noch nie ge­hört, den kenne ich nicht!" Doch lange ging es nicht mehr, bis sich "Pater Ambros" doch noch zu erkennen geben musste. Dann aber, wurde die Begegnung erst recht zum Mordsgaudi.

 

Ein Original hatte in unserer ernsten und humorlosen Welt mit seinen Streichen und Maskeraden zur Heiterkeit beigetragen. Und das sind nur zwei seine unge-zählten Episoden der Verstellungskunst.

 

Sollte man sie nicht unter Heimatschutz stellen, die wenigen Originale, die es noch gibt oder die sich noch getrauen, Originale zu sein ?

 

                                                                                           Bis bald! Ihr Pankraz F.

 

Erschienen in "Fridolin", Schwanden, Nr. 36, 5. September 1996.


Weihnachtsstimmung an der Näfelser Fahrt. Kirsty Stephenson, Tele Südostschweiz, erhält den vom  Fridlibund kreierten "Fridliknopf"(Badge) und versucht ihn mit klammkalten Hän-den anzustopfen. Sie hat mit ihrer Fahrtsreportage Wind und Wetter getrotzt und eine sehr schöne Visitenkarte der "Näfelser Fahrt 2019" geschaffen.

 

Ein Feiertag mit viel Brauchtum und Tradition, bei dem viel Volk  in einer Prozession von Glarus nach Näfels marschiert, dorthin, wo die Glarner im Jahre 1388 die Schlacht an der Seite von Urnern und Schwyzern die Habsburger besiegt haben.

 

--> https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/2019-04-04/weihnachtsstimmung-an-der-naefelser-fahrt

 

Live-Berichterstattung vom Fridlibund an der Näfelser Fahrt, 4. April 2019, Tele Südostschweiz.

Kirsty Stephenson fing in Schneegestöber und Regen für Tele Süd-ostschweiz für eine "Fahrt" einmalige, winterliche Bilder und Szenen ein. Ihre trotz Kälte, Schnee und Regen eingeholten Filmszenen wurden zu einem gekonnten Beitrag geschnitten, der eine ein-malige Visitenkarte für eine Ausnahme-"Fahrt", die im wesentlichen in der Hilariuskirche abgehalten wurde. Der "Frid-libund" freut sich, wegen seines erstmaligen gemeinsamen Auftritts mit 81 Teil-nehmern mit dem speziell kreierten "Fridli-knopf" (Darstellung Frido-lin auf Schlachtbanner 1388, Original im Freulerpalast) auftraten, dabei prominent darge-stellt worden zu sein. (Foto: oben Markus Hauser, Zug, Porträt Tele Südostschweiz).


Donnerstag, 4. April 2017 Näfelser Fahrt

 

Fahrtsrede im Schneegestöber

 

Frau Landesstatthalter Marianne Lienhard

hielt ihre erste Fahrtsrede

Marianne Lienhard, Frau Landesstatthalter, Pressefoto SVP Glarus

 

 

Hochgeachteter Herr Landammann

Hochvertraute Mitlandleute

 

Der sternenklare Nachthimmel in den ersten Stunden des 9. April 1388 verhiess einen sonnigen Frühlingstag. Um vier Uhr früh wurde es im österreichischen Lager zu Weesen lebendig. Da nur eine schmale Brü-cke über die Maag ins Riet hinüberführte, musste man zeitig aufbrechen. Ein langer Zug von 600 Reitern und 5000 Mann Fussvolk wand sich beim Tagesgrauen den Karrenweg hinauf gegen Näfels. In Sturmschritten eil-ten die Glarner Mannen in Scharen nach Näfels, eine Sorge nur im Herzen: Kommt unsere Hilfe noch zur rechten Zeit? Bald war das Wun-der geschehen. Wo der Blick hinwandte, überall flüchtete das stolze ös-terreichische Heer. Jetzt war der Weg zur völligen Freiheit geebnet“.

Nach unermüdlichem und stetem Widerstand gelang dem Glarnervolk die Vertreibung der fremden Herrscher. Der überwältigende Sieg über den übermächtigen Gegner war eine wichtige frühe Wegmarke im Lande Glarus. Erinnern wir uns am heutigen Tag an dieses blutige Ereignis, das uns den Weg in die Freiheit ebnete.

Die Geschichte lehrt uns, dass der Schlacht bei Näfels noch viele Strei-tigkeiten folgten. Die Schweiz mit den bekannten Institutionen und den zentralen demokratischen Elementen besteht erst seit 1848.

Es liegt gerade im Wesen der Demokratie, dass sie gelebt und gepflegt werden muss. Bezogen auf unseren Kanton haben es die Stimmbürger mit ihren Volksentscheiden an der Landsgemeinde immer wieder bewie-sen, notwendige Anpassungen herbeizuführen. So wurde der Antrag auf Reduktion zu nur noch drei Einheitsgemeinden von einem Bürger ge-stellt.

Beobachtungen über unsere Landesgrenzen hinweg lassen Fragen auf-kommen: Weshalb gehen in Frankreich unzufriedene Bürger mit alltäg-lichen Anliegen auf die Strasse? Von anfänglichen Scharmützeln hat sich daraus bald eine Protestbewegung mit System entwickelt. Sie nennt sich „Gilets jaunes“ und kämpft für einfache Bürgeranliegen wie sichere Ar-beitsplätze, mehr Kaufkraft oder tiefere Steuern. Diese Menschen leben in peripheren Gebieten und fühlen sich nicht gehört. Sie haben genug von leeren Versprechungen der Politiker, die keine Verbesserungen ihrer Lebenssituation herbeiführen. Anscheinend verblieb ihnen keine andere Wahl, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Erst die anhaltenden Proteste erwirkten höchste Aufmerksamkeit. 

Nur, was haben sie damit erreicht? Es schien, als müsse die franzö-sische Regierung erst einmal die Sprache lernen, in der sie sich mit der Bevölkerung verständigen wollte. Die "grosse nationale Debatte", vom Staatspräsidenten selber angeschoben, kann als spontane und löbliche Reaktion auf die Proteste bezeichnet werden. Mittlerweile ist eine im-mense Fülle an Vorschlägen eingegangen. Es wird sich zeigen, ob über-haupt spürbare Änderungen in absehbarer Zeit herbeigeführt werden können.

Zurück zu den Befreiungsschlägen vor 630 Jahren im Lande Glarus. Bereits damals taten sich die Männer von Glarus zusammen und sand-ten Signale in Richtung ihrer Herrscher aus. Das Volk fühlte sich von den habsburgischen Vögten nicht verstanden.

Voraussetzung für ein Zusammenleben der Gesellschaften ist ein funktio-nierendes Staatsgebilde. Steht aber für die Politik nur der Machterhalt im Vordergrund, werden die Anliegen der Bürger nicht erhört. Dies ist ein Phänomen, das sich immer wieder zeigt, was die Bürger aber je länger, umso weniger hinnehmen. Sie suchen nach Ventilen, um ihr Unverstän-dnis zum Ausdruck bringen können. Glücklicherweise wird die Schweiz seit langem von gewalttätigen Bürgerprotesten verschont, wohl auch deshalb, weil ihr mit der direkten Demokratie andere Mittel zur Verfügung stehen, um sich politisch einzubringen.

Als bedeutendes Ereignis der Nachkriegszeit möchte ich die deutsche Wiedervereinigung erwähnen. Die Faszination der kommunistischen Staaten im Osten von Europa ist heute noch – oder wieder - gegenwär-tig. Es ist auch heute noch erlaubt zu staunen, wie dieses durch Politik und Wirtschaft verflochtene System aufgebrochen werden konnte. Was anfangs der 80iger Jahre noch undenkbar schien, wurde 1989 zur Reali-tät. Die freiheitlichen Einschränkungen wollten die Menschen einfach nicht mehr hinnehmen. Mit anfänglichen Protestbewegungen von Minder-heiten konnte bald ein ganzes Regime zu Fall gebracht werden.

„Damit Protest in der Breite wirksam wird, müssen die Menschen auch im Internetzeitalter auf die Strasse gehen.“ Zu diesem Ergebnis kommt der Historiker Professor Philipp Gassert in seiner Studie zu den Protestbe-wegungen in der Nachkriegszeit in Deutschland. Aus dieser Aussage lässt sich schliessen, dass klare Botschaften einer Menschenmenge er-hört werden. Protestbewegungen dienen als Waffe, um Druck auf ein po-litisches System auszuüben.

Noch wissen wir nicht, wie es mit den „gilets jaunes“ ausgehen wird, doch allein die Tatsache, dass sie von der Politik erhört worden sind, werden sie als ersten Erfolg verstehen. Die Protestbewegungen sind aus dem Nichts entstanden und haben Spuren hinterlassen. Sie sind Bestandteil einer Demokratie. Es lässt uns ins Bewusstsein rufen, dass nicht Macht die Politik bestimmt. Nein, das Volk bestimmt die Politik. Problematisch ist meines Erachtens allerdings, dass Gewalt notwendig war, damit die Meinungen erhört wurden. Ziel der Politik und eines demo-kratischen Staates sollte gerade sein, diese Bedürfnisse früher und ge-waltfrei aufzunehmen.

Was denken Sie als Bürger der Schweiz, des Kantons Glarus, einer Glarner Gemeinde zu Ihrer politisch Mitwirkung? Sie haben das Recht, sich bei Abstimmungen und Wahlen zu äussern. Sie haben aber auch die Möglichkeit aktiv mitzuwirken. Speziell im Landsgemeindekanton Glarus steht jedem Bürger das Recht zur Antragsstellung zu. Kein anderes Land kennt Volksrechte in dieser Ausprägung.

Manchmal mag es wohl auch etwas eigenartig anmuten über Initiativen abzustimmen. Doch nur schon die Aussicht, jederzeit einen Sachverhalt an die Urne zu bringen, wirkt als Ventil gegen Unmut im Volk. Gewiss wäre die Enttäuschung über das politische System in unseren Nachbar-ländern kleiner, wenn sie dort über Rentenreformen, Steuergesetze, Zer-siedelungsinitiative oder Zweitwohnungsbeschränkungen abstimmen könnten.

„RIC“ wurde rasch zum unübersehbaren Kürzel in Frankreich. Das revolutionäre Ansinnen ein Bürgerreferendum in einem Zentralstaat ein-zuführen, wird mittlerweile von mehr als 60% der Franzosen unterstützt. Diese Stimmung gibt ein Bild darüber ab, wie sehr die Franzosen der politischen Klasse misstrauen. Es ist anzunehmen, dass sich die Vorden-ker an den Volksrechten der Schweiz orientiert haben.

Es ist wohl vermessen zu glauben, das direktdemokratische System Schweiz könnte das zentralistische Frankreich aus der Sackgasse führen. Zu verschieden ist die Geschichte unserer Staaten. Macron meint sogar, das eidgenössische Modell sei nicht auf sein Land übertragbar, die Schweizer seien fähig, eine Vorlage wie ein Mindestlohn von 3000 Euro an der Urne abzulehnen. Die direkte Demokratie scheint an-spruchsvoll zu sein und setzt eine gewisse politische Reife voraus, die nicht von heute auf morgen erreicht werden kann.

Die Botschaft, die Meinung des Volkes aufzunehmen ist aber in Paris angekommen. Bemerkenswert, was diese Bewegung einer Minderheit in Gang gebracht hat. Damit eine bessere Mitbestimmung der Bürger ge-lingt, werden wohl einige Politiker über den eigenen Schatten springen müssen und einen Teil ihrer Macht in die Hände der Bürger legen.

Es liegt mir jetzt aber fern, Ratschläge über unsere Grenze hinweg zu er-teilen. Auf das Volk hören und die demokratischen Rechte beachten, soll hingegen auch an meine und unsere Adresse erlaubt sein. Mit der Ent-wicklung unserer Gemeinden und des Kantons kommen wir nur weiter, wenn wir das Volk mitnehmen und es einbeziehen.

Pflegen wir mit unseren Rechten und Pflichten die demokratischen Wer-te. Seien wir dankbar, dass wir immer wieder zu den unterschiedlichsten Fragen an die Urne und an Versammlungen gerufen werden. Jede Stim-me wird erhört, auch diejenige von Minderheiten entfaltet ihre Wirkung. Nehmen wir den heutigen Tag zum Anlass und gedenken wir der Errun-genschaft unserer Väter, weiterhin als freie Bürger für das Land Glarus einzustehen.

In diesem Sinne bitte ich für Land und Volk von Glarus um den Macht-schutz Gottes.

Achter Gedenkstein (von elfen) an der Gerbistrasse/Hirzenplatz, liebevoll und originell geschmückt von Viertklässern der Primarschule Näfels (Lehrerin Frau Gentile)

(Foto: Rita Ming)


Mittwoch, 27. März 2019

 

Dekan und Pfarrer Harald Eichhorn wird sechzig!

 

Dekan und Pfarrer Harald Eichhorn mit Eichhörnli-Serviette. Bildaufnahme in der Bruder-klausenkapelle im Schwändital am 16. November 2018. (Foto: Rita Ming)

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Kleiner Steckbrief

 

1959 geboren in Süddeutschland / Bodenseegebiet

Theologiestudium

Primiz in Sarnen (Bischof Dr. Johannes Vonderach)

Vikar in Sarnen

Pfarrer in Unteriberg SZ (Einbürgerung)

Ab 2003 Dompfarrer, Domkustos und residierender Domherr in Chur

Ab 2013 emeritierter, residierender Domherr, Dekan und Pfarrer in Näfels

 

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Nur noch 5 Jahre bis zur AHV !

 

 

Lieber Harald

 

 Ein Eichhorn hüpft von Ast zu Ast

stets himmelwärts ohn’ Ruh und Rast

so schnell fast wie ein Affenzahn

als Domherr, Pfarrer und Dekan!

 

Der Mann ist gross und stark und breit,

fast schade für die Ewigkeit,

liebt Singen, Messen, Liturgie,

zu Schaffen macht ihm nur das Knie.

 

Er isst und trinkt und kocht auch gern,

und lobt dafür auch seinen Herrn;

Und ist er manchmal in der Hatz,

benutzt er seinen Untersatz.

 

Der ist wie er von noblem Schwarz.

Drückt er behend aufs Gas, dann fahrt’s!

Doch hin zu Sankt Sebastian

wirft sportlich er das Velo an.

 

Im Pfarrhof ist sein Domizil

mit Wohnung, Büros, Rösslispiel,

Dort führt er ja dann dergestalt

domherrlich seinen Pfarrhaushalt.

 

Er schmeisst mit Pep die Ortspfarrei,

auch Mollis ist ja auch dabei

und Chirezen und Schwändital

betreut er auch noch maximal.

 

Und als Dekan nimmt an die Hand

Pfarreien all er hier im Land.

Von Bilten bis nach Mühlehorn

von Linthal, Elmen bis nach vorn.

 

Er fusioniert das Kirchenblatt,

nicht nur ‘s Papier ist seither glatt.

Bemüht sich sehr um seine Zunft

als Dekanats-Zusammenkunft

 

Als Mitglied auch im Kirchenrat

gelingt ihm öfters ein Spagat

politisch und auch hierarchisch.

Drum ist es gut, dass er so schtarch isch.

 

Auch den Pfarreirat schätzt er sehr

für Apéro und Manches mehr.

Er hätt’ den lieben Kirchenchor

gern auf der Orgel statt im Chor.

 

Und wenn er jeweils ganz beschwingt,

das Halleluja innig singt,

dann bleiben Atem stocken

und keine Augen trocken.

 

Erfreulich freilich ist dann schon

die Freulergarten-Prozession,

die unser Dorbild sehr belebt

und alle Herzen hoch erhebt.

 

Die Kirche wirkt durch ihn gepflegt,

weil er mit Sorgfalt alles hegt.

Die Kerzenstöcke neu erglänzen,

mit Blumen lässt er all’s bekränzen.

 

Die Messgewänder und Talare

sind kostbar schön vor dem Altare.

Auf Kirchenbänken sind Broschüren,

die mit Novenen alle führen.

 

Auch hat von ihm schon manche Predigt,

gar viele Sünden schon erledigt.

Ob Sonne scheint und ob es regnet:

Schön ist es, wenn er uns auch segnet.

 

Denn Näfelser sind wahrlich Sünder

und werden durch ihn stets gesünder.

Denn nicht nur auf der Kirchenbank

ist heutzutage Vieles krank.

 

Wohl deshalb war es ganz geschickt,

dass Gott ihn just zu uns geschickt,

um hier im Rautidorf zu rackern

und dieses tüchtig zu beackern.

 

Eins darf man wirklich nicht vergessen:

Ein Pfarrer wird danach bemessen,

wie viel des Bösen er bezwingt

und Seelen in den Himmel bringt.

 

Bemessen wird dies nicht am Alter

und auch nicht an der Anzahl Psalter,

bemessen wird wie er als Hirt

mit seinen Schafen fertig wird.

 

Nur nebenbei sei hier erwähnt:

Du gehst seit heut’in siebt Jahrzehnt.

Das wären dann, wie wahr, wie wahr,

bis 100 nur noch 40 Jahr’

 

 

Nur fünfe noch, juhui und wow!

Dann gibt’s für dich auch AHV!

Nach weit’ren fünfen zur Belohnung

erhältst du eine Alterswohnung.

 

Mit 75 ganz normal

wirst du bei Nonnen Spiritual!

Die kommen dann mit ihren leichten

Vergeh’n und Sünden zu dir beichten.

 

Und ziehen weit’re Jahr ins Land

trittst du dann in den Ruhestand.

Darüber dann – beim Bart der Väter –

da reden wir vielleicht dann später.

 

Für heute sei das Glas erhoben,

zum Gratulieren und zum Loben.

Gesundheit, Glück und Gottes Gnade!

Das reicht, für mehr wär’ es zu schade!

 

Ä Grüäz ids Pfarrhuus und a p Bäsi

sehr häärzlich, Fridli Oschterhäsi. 

 

Pfarrherr und Domherr Harald Eichhorn mit seiner Ministrantenschar im August 2018

(Foto zvg)