Sonntag, 16. April 2023

 

Voranzeige

Kantorei Niederurnen und Orchester Animata

mit

Scarlette Stocker, Konzertmeistrin

Florence Renaut, Sopran

Amy Farnell, Alt

Tamàs Henter, Tenor

René Perler, Bass

 

Leitung: David Kobelt

 

Die Krönungsmesse in C-Dur, KV 317  von Wolfgang Amadeus Mozart

 

Der Name Krönungsmesse ist erstmals 1862 in der Erstauflage des Köchelver-zeichnisses schriftlich nachgewiesen. Sehr wahrscheinlich wurde die Messe für den Ostergottesdienst 1779 am Salzburger Dom, der auf den 4. April fiel, kom-poniert. Mozart datierte die Partitur auf den 23. März 1779, womit er vermutlich die Fertigstellung der Komposition kennzeichnete. Unmittelbar nach Mozarts Tod wurde die Messe KV 317 zur bevorzugten Komposition für Gottesdienste bei Kai-ser- und Königskrönungen sowie bei Dankgottesdiensten. Zum ersten Mal dürfte sie im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Franz II. verwendet worden sein. Die wahrscheinlich ursprünglich kapellinterne Bezeichnung Krönungsmesse ist, von der Wiener Hofmusikkapelle ausgehend, bald Allgemeingut geworden. 

Charakteristisch für diese Messe sind die sinfonischen Elemente, Solostimmen und Chor werden sehr deutlich voneinander getrennt. Besondere Bedeutung fällt auch der Oboe zu.

 

 

Kyrie: Andante maestoso … Più andante

Gloria: Allegretto con spirito

Credo: Allegro molto – Adagio – Tempo I

Sanctus: Andante maestoso – Allegro assai (und dazugehörend:)

Benedictus: Allegretto – Allegro assai

Agnus Dei: Andante sostenuto – Allegro con spirito

 


Freitag, 14. April 2023 ("Naafahrt")

 

("Naafahrt" = früher ausgiebig gefeierter Tag nach der "Fahrt")

Kinder, Väter und Mütter, Grossväter und Grossmütter erinnern sich an einen obligatori-schen Gast. die "Helleri" oder "Füüfertritschgä" die seit Jahrhunderten

 

Siehe auch Rubrik

"Bilder der Woche" 13. April 2023 " Näfeler Fahrt mit Wetterglück"

 

 

100 positive Eindrücken von der Näfelser Fahrt 2023

 

 

           1.    Petrus ist ein Freund des Glarnerlandes: Er relativierte die düstere Wet-

                 tervoraussage mit zwar kühlem, aber passablem Wetter.

 

     2.   Die gute Beteiligung des Glarnervolkes und vieler angereister Gäste.

 

     3.   Die wie üblich tadellosen Vorarbeiten des Fahrtsweges und der Beflag-

           gung durch die Kantons- und Gemeindeorgane. (Schneisingen, Fahrts-

           platz, Fahrtsweg, Sändlenwise, Schlachtdenkmal)

 

     4.    Die tadellose Lautsprecherübertragung unter den jahrzehntelangen

            Fittichen von Hermann Stein in den Schneisingen und auf dem Fahrts-

            platz

 

     5.    Der schneidige Auftritt der Glarner Tambouren angeführt durch André

            Hauser.

 

     6.    Die gekonnt aufspielende Harmoniemusik Näfels unter Leitung von Reto

            Bösch.

 

     7-    Die umrahmende und sichernde Ehrengarde von Soldaten.

 

     8.    Die farbenfrohe Reihe der Kreuz- und Fahnenträger in der Farbe der

            Katholischen Prozession.

 

     9.    Die zum zweiten Mal aufgestellte Fahnenallee nach der Mühlebach-

            Brücke in der Mühle zur Schneisingenwiese des Fridlibundes des

            Kantons Glarus realisiert durch Fridolin Bühler.

 

   10.    Die zunehmende Beflaggung privater Häuser durch die Fahrtsweg-

            anwohner.

 

   11.    Die wegen der späten „Fahrt“ ungezählten blühenden Sträucher in den

            Gärten.

 

   12.    Die – wegen Beizensterben – aufgestellten Toilettenhäuschen für notbe-

            dürftige Fahrtsteilnehmerinnen und -teilnehmer.           

 

   13.    Die tadellose Freiräumung des „berühmt-berüchtigten“ vierten Gedenk-

            steins in der Risi durch die Gemeinde Glarus Nord, die immer noch auf

            einen mutigen Entscheid der Regierung wartet.

 

   14.    Die reichlichen Sitzplätze auf dem Fahrtsplatz.

 

   15.    Der Fahrtsbrief vorgetragen von Peter Straub, und die Fahrtspredigt von

            Bischof Dr. med., Dr. theol. Joseph Maria Bonnemain auf der überdeck-

            ten Fahrtskanzle auf dem Fahrtplatz.

 

   16.    Die Gesangsvorträge des Kantonalen gemischten Gesangsvereins des

            Kantons Glarus unter Leitung von Rita Meli bei den Festakten Schnei-

            singen, Fahrtsplatz und Schlachtdenkmal.

 

    17.   Das wunderbar restaurierte Schlachtdenkmal und der entpatinierten

            Bronzeteile Kranz, Stern, Glarner- Urner- und Schwyzerwappen.

 

    18.  Die herrlichen Erinnerungsbilder der Prozession im Schneisingen, auf der

           Risiwiese, der Aufzug auf dem Fahrtsplatz und das unvergessliche Bild

           der langgezognen Prozession auf der Sändlenwiese und beim Denkmal.

 

    19.  Das sehr schön renovierte Idaheim, ursprüngliches Wohnhaus von

           General Niklaus Franz von Bachmann, mit grosser Schweizer Fahne, die

           daran erinnert, dass der Näfelser General Wiederentdecker des weissen

           Kreuzes auf rotem Grund war und damit Begründer der heutigen Schwei-

           zerfahne.

 

     20. Die sehr schöne Aufführung des alt-ehrwürdigen Schlachtliedes von

           Rinaldo Gerevini (1938), beim Einzug in die Kirche, uraufgeführt damals

           mit über 130 Sängerinnen  und Sängern an der Fahrt, diesmal mit Orgel

           und Bläserensemble.

 

     21. Die erstmalige Begrüssung durch den ev.-ref. Dekan Peter Hofmann zu

           Beginn des Gottesdienstes

 

     22.  Der feierliche Einzug mit Kreuz und Fahnen in die Hilariuskirche.

 

     23.  Der von Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain zelebrierte Gottesdienst

 

     24. Die Missa in F von Claus Wallrath (*1959), die 2018 komponiert wurde für

           den Cäcilienchor in Speier als Anerkennung für dessen jahrelangen Ein-

           satz. Dem hiesigen Cäcilienchor, verstärkt durch die Kantorei Nieder-

           urnen gehört Lob und Anerkennung wie auch dem Bläserensemble aus

           dem Kanton Zürich und Thurgau.

 

     25. Erstmals war die erste Kirchenbank für ev.-ref. Geistliche reserviert.

 

     26. Der höchste Schweizer Nationalratspräsident Martin Candinas, Chur,

           machte das ganze «Fahrtsprogramm» von A bis Z mit. Er war Gast der

           General-Bachmann Gesellschaft.

  

     27. Eine stattliche Delegation des «Freundeskreises Näfels» von Bad Säckin-

           gen besuchte die Fahrt. Reservierte Plätze in der Hilariuskirche. Mittag-

           essen im «Raben» Mollis.

 

     28. Dem Fridlibund des Kantons Glarus wurden ebenfalls zwei Bänke reser-

           viert. U. a. war auch der Erfolgsautor Dr. Pirmin Meier mit von der Partie.

 

     29. Eine Zweierdelegation von Näfelser Kapuzinern, Br. Werner und Raymund

           Gallati (der Familie Gallati-Fisch), aus dem Kloster Olten, das demnächst

           aufgelöst werden wird. Beide sind in Näfels aufgewachsen und waren Klo-

           sterschüler.

 

     30. Seit Rohrschellen an den Kirchenbänken angebracht sind, können alle

           Kirchenfahnen und Vortragekreuze der Kirchgemeinden darin schön

           aufgestellt und nicht mehr nur an die Kirchenwand angelehnt werden.

 

     31. Das Gras auf den Wiesen (Schneisingen und Sändlenwiese) war wegen

           der späten Fahrt (erst 13.4.) schon sehr ansehnlich hoch. Die Spuren der             Prozession waren auch am anderen Tag als helle, niedergetrampelte

           Streifen noch sichtbar.

 

     32. Seit 2022 ist ein neuer Verein in Näfels aktiv. Er wird «Historische Freunde

           1388» genannt und will einen Beitrag zu «Näfelser Fahrt» leisten, indem

           die Mitglieder historisch verkleidet an er Fahrt teilnehmen.

 

     33. Auffällig viele, vor allem junge Familien mit Kindern (und Kinderwagen),

           nahmen an der «Fahrt» teil.

 

     34. Auch wenn der Strassenmarkt mit den Chilbiständen bis zum Unterdorf

           reichte, sie störten den Prozessionsablauf nicht.

 

     35. Die Gedenksteine waren wiederum meist mit einem Blumenring ge-

           schmückt.

 

     36. Ein Lob der Polizei – viele Parkplätze wurden geräumt, damit die Pro-

           zession nicht nur viel Platz hat, sondern auch fotogen aussah.

 

     37. Der Fridolinsknopf des Fridlibundes auf dem Beret der Obergerichtspräsi-

           dentin.

 

     38. Der Haarschnitt des Landesstatthalters - windschlüpfrig auf der windigen

           Schneisingenwiese.

 

     39. Die vielen Auswärtsglarner, darunter viele Freunde, die ich in der Pro-

           zession antraf.

 

     40. Die Gruppe mit Rössli Olgi im Bahnhöfli, die feierten als ob sie die

           Schlacht bei Näfels gewonnen hätten.

 

     41. Das vertraute Klosterglöcklein während der Prozession von den

           Schneisingen bis zum Fahrtsplatz.

 

     42. Das herrliche (restaurierte) Geläute der Hilairuskirche während der

           Prozession vom Fahrtsplatz bis zum Schlachtdenkmal.

 

     43. Das malerische Bild der Kirchenfahnen und Vortragekreuze vom Bach-

           mannhaus bis vor den Alterswohnungen.

 

     44. Die Beflaggung der beiden Alterswohn-Blöcke Letz 17 und 19.

 

     45. Die erstmals wieder schöne Beflaggung des Hauses Aufderletz (ehemals

           Gemeindepräsident und Landammann Josef Müller-Landolt).

 

     46. Die gut gefüllte Hilariuskirche.

 

     47.Der herrliche Blumenschmuck in der Hilariuskirche.

 

     48. Die Wirkung der Missa in F und des Bläserensembles, diesmal von der

           Orgel-Empore aus (nicht im Chor).

 

      49. Das Aufgebot der Ministrantinnen und Ministranten unter Leitung von Rico

            Montserrat.

 

      50. Die stattliche Zahl mitzelebrierender Priester.

 

      51. Der in der Tabernakelnische platzierte auferstandende Jesus (statt des

            üblichen Kreuzes)      

 

      52. Das mit Blumen geschmückte und von Flaggen frankierte Grabmal von

             General Niklaus Franz von Bachmann an der Ostmauer des Friedhofs.

 

      53. Die stattliche Zahl prominenter Gäste der General-Bachmann-Gesell-

            schaft.

 

      54. Die Entscheidung der General-Bachmann-Gesellschaft, das Vorabend-

            bankett, das jeweils in der Bachmannstube des «Hotel Schwert» statt-

            fand, das aber wegen Schliessung nicht berücksichtigt werden konnte,

            nicht nach auswärts zu verlegen, sondern im Speisesaal des Militär-

            museums in den ehemaligen Ökonomiegebäuden des Freulerpalastes.

 

      55. Die just auf die Fahrt herausgegebene Schrift der General-Bachmann-

            Gesellschaft, verfasst von PD Dr. Dr. Hans-Niklaus Müller, Luzern,

            Näfelser Bürger: «General Niklaus Franz von Bachmann: Wiederent-

            decker des Schweizer Kreuzes oder Begründer unserer Nationalflagge?"

            (54 Seiten, reich bebildert)

 

      56. Die Schlagzeile der Glarner Nachrichten/ Südostscheiz Glarus» in der

            Freitagnummer, Nr. 86, 14. April 2023, Frontpage «Die Näfelser Fahrt

            bringt Glarner zusammen»

            

      57. Die ebenfalls zufällig auf die Fahrt erschienene Ausgabe der Zeitschrift für

            Landes- und Volkskunde, Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz «Badische

            Heimat», 103. Jahrgang, Heft 1 , 2023, mit Beiträgen von Karl Braun:

            «Bad Säckingen – Ein Stadtrundgang» und «Aus der Geschichte der

            Säckinger Holzbrücke» Seite 42-51 und 52-58. (Karl Braun ist Kultur-

            schaffender in Bad Säckingen, Mitbegründer der Partnerschaft Näfels-/

            Glarus Nord – Bad Säckingen, ehemaliger Stadtrat und Mitbegründer des

            «Freundeskreises Näfels»).

 

      58  Die Teilnahme einer zwölfköpfigen Delegation des «Freundeskreises

            Näfels» regelmässig an der Näfelser Fahrt unter Leitung des amtierenden

            Präsidenten Knut Nesselhauf und des Gründerpräsidenten Winfried Ays.

 

      59. Die grosse Zahl Fahrtsbesucherinnen und -besucher, die von Glarus

            nach Näfels den üblichen Fahrtsweg zu Fuss zurücklegten.

 

      60. Die bereits traditionelle Teilnahme der Brüder Franziskaner OFM des

            Franziskanerklosters mit eigenem Vortragekreuz.

 

      61. Die zahlreiche Teilnahme von Landrätinnen und Landräten.

 

      62. Die Fahnen und Fähnriche der Tambouren, der Harmoniemusik Näfels

            und des gemischten Kantonalgesangvereins.

 

      63. Der TV-Beitrag von Tele Südostschweiz.

 

      64. Das Fahrtsmenu, das in zahlreichen Gaststätten angeboten wurde:

            Chalberwürste mit Kartoffelstock an einer Zwiebelsauce und Dörr-

            zwetschgen, Dessert: Glarner Pastetli mit Mandel- oder Zwetschgen-

            füllung.

 

      66. Die vielen Marktstände entlang der Hauptstrasse vom «Schwert» bis

            «Fridli markt» Unterdorf und entlang der Bahnhofstrasse bis zur Kreuzung

            beim «Bahnhöfli».

 

      67. Die gut organisierte, personell besetzte Umleitung zur Umfahrung des

            Dorfkerns.

 

      68. Die Regierungskutschen von Glarus bis Näfels und von Näfels bis Mollis

            und zurück nach Glarus.

 

      69. Die eleganten Mitglieder des Regierungsrats mit gestreifter Hose, Weste,

            Silberkrawatte und Zylinder, die Regierungsrätin mit modischem Hut.

 

      70.  Die Weibelin und der Weibel in der Farbe und mit Schnabelhut.

 

      71.  Das kostbare und edle Fridolinsmedaillon auf der Brust der Weibel .

 

      72.  Die zwei Knöpfe auf der Hinterseite der Fräcke des Landammanns und

             des Kultur- und Bildungsdirektors.

 

      73.  Die goldenen Fridolinsnadeln am Revers der Fräcke der Regierung.

 

      73.  Der rhythmisch tanzende und dirigierende Dirigent der Harmoniemusik

             Reto Bösch. 

 

      74.  Die Magenbrot- und Gebrannte-Mandeln-Dürfte in der Luft.

 

      75.  Die bunten und überladenen Stände mit Kinderspielsachen.

 

      76.  Die Kleiderstände mit Jacken, Hüten, Herrenhosen, Gürteln und Hirt-

             hemden.

 

      77.  Die Krawatten, Hemden, Socken, Unterhosen aufgehäuft bei Ständen.

 

      78   Die Sackmesser, Klappmesser und Schlüsselbünde.

 

      79.  Der Spezialstand mit Möbelpolitur für demonstrativ verkratzten Nähma--

             schinenaufsätze, die von eloquenten Marktschreiern simsalabim jeden

             Kratzer zum Verschwinden brachten.

 

      80. Der bis zum Hals weissgekleidete Anpreiser von Fussbalsam mit gün-

            stigen Doppelpackungen.

    

      81. Der mit durchnässtem und tintenverschmierten Hemdärmel demonstrie-

            rende Gallenteinseife-Verkäufer mit den verblüfften Zuschauern.

 

      82. Die Schuhputzpolitur, die durch Blitzblankputzen des einen Schuhs über-

            zeugte und mit sanftem Zwang zum Kauf bewegte, damit der andere

            Schuh zu Hause ebenso glänzend aussehen würde.

 

      83. Der Glacéstand, der bei der kühlen Temperatur etwas deplatziert war.

 

      84. Ein Novum: Eine Standbar mit vielerlei Schnäpschen und anderen alko-

            holischen Getränken als Fahrtsstand.

 

      85. Der Salamistand oder war es Bündnerfleisch?

 

      86. Der Kitschstand mit wunderbaren Hirschbildern für lauschige Schlaf-

            zimmer.

 

      87. Der von weitem wahrnehmbare Stand mit zig Gewürzen.

 

      88. Der Stand mit Amuletten, Halsketten mit Kugeln, Halsketteli mit Herr-                    göttesli oder Sternzeichen, Broschen, vielerlei Pins, Fingerringen und

            das unermessliche  Angebot an Kitsch.

 

     89. Der währschafte Wurststand mit Grill-Cervelats und Grill-Bratwürsten, der

           mit Grillduft seine Kunden schon von weitem anlockte. (leider erstmals

           ohne Metzger Hampi Fischli).

 

     90. Die im Freien aufgestellten Klappbänke und -tische beim «Steinbock»,

           «Hirschen» und «Bistro», die zu Getränken und Würstli einluden.

 

     91. Die Akkordeonmusik aus den Beizen oder Orchestertrios mit Schlager-

           sänger.

 

     92. Die «Helleri» vor dem Schulhaus, die mit ihren Rössli und Reitschulfiguren

           viele Kinder anlockten, die dann bei der Drehung ihren Eltern zuwinken,  

           belgeitet von Dideldu-Musik.

 

     93. Das flanierende Volk, Bekannte, die sich treffen, und in Gruppen zusam-

           menstehen oder in Reihen durch den Rummel spazieren.

 

     94. Mitgenommene wedelnde, schnuppernde, schnüffelnde und manchmal

           bellende Hunde.

 

     95. Ehepaare oder Verliebte im Armenloch.

 

     96. Gratiseintritt in den Freulerpalast.

 

     97. Die geöffneten Läden, die es schätzten, wenn Leute zum Kramen kamen.

 

     98. Angetrunkene auf dem Beizenkehr.

 

     99. Die Fahne auf dem Dorfschulhaus.

 

     100. Kahlgefegte und aufgeräumte Strassen und Plätze am anderen Morgen,

             als ob nichts gewesen wäre.       

          

Während früher der Kilbimontag noch schulfrei war, gab's am Dienstag nach der Schule noch "Freilauf", das heisst man durfte Gratis noch eine Rössliriitschuälrundi gratis machen.

Der "Kilbimontag" ist in der Gemeinde Glarus Nord offiziell abgeschafft worden. Am Montagmorgen ist "Fertig lustig!". Die Helleri hat wieder geschlossen oder sie ist schon ab-gebaut und weitergezogen.

"Füüfertritschga", weil einst eine "Rösslifahrt" 5 Rappen gekostet hatte. Üblich waren  auf die "Fahrt" und "Chilbi" ein "Fahrtsrappen" und "Chilbirappen", den man "vrtedlä" durfte.

Fotoaufnahme vom Vorabend der "Fahrt" 12. April 2023

Düster, aber schonend der Himmel, froh das Herz und feierlich die Porzession, rechts die Kirchenfahnen der Kirchgemeinden, gefolgt von den Vortragekreuzen, dann die Brüder Franziskaner. Im HIntergrund das Idaheim, ehemals Wohnhaus von General Niklaus Franz von Bachmann, der Wiederentdecker des weissen Kreues im roten Feld, sein Haus ist ge-

schmückt von der Schweizer Fahne, die einen besonderen Bezug zum Dorf Näfels hat.

(Foto: Markus Hauser, Zug)


Donnerstag, 13. April 2023 (Näfelser Fahrt)

 

            Landesstatthalter Kaspar Becker hielt seine erste Fahrtsrede

 

Fahrtsrede 2023

von

Landesstatthalter Kaspar Becker

 

 

Hochgeachteter Herr Landammann

Hochvertraute liebe Mitlandleute

Liebe Gäste

 

Es ist mir eine Ehre, heute meine erste Fahrtsrede halten zu dürfen – eine Ge-denkrede anlässlich eines für uns Glarnerinnen und Glarner sehr wichtigen Jah-restages.

 

An der Näfelser Fahrt erinnern wir uns daran, welch turbulente Zeiten die Glar-nerinnen und Glarner im 14. Jahrhundert erlebt haben. Das Land Glarus war einst Spielball anderer Mächte, hin- und hergerissen zwischen dem Bund mit eid-genössischen Orten und der habsburgischen Herrschaft. Mit dem Sieg in der Schlacht von 1388 ebneten sich die Glarner den Weg zur vollwertigen Integration des Landes Glarus in die Schweizerische Eidgenossenschaft. Sie zeigten Wider-standsgeist und Freiheitswille, in der Hoffnung, ihre Lebenswelt zum Besseren verändern zu können.

 

Angesichts einer krisengeschüttelten Welt, sich wiederholenden Nachrichten von Klimakatastrophen und Kriegen – manche weit entfernt, andere beängstigend na-he –, Erschütterungen in Finanz- oder Energieversorgungssystemen bis hin zu Zusammenbrüchen von Institutionen, wird es immer schwieriger, optimistisch und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Viele von uns sehnen sich aber nach einer guten, gerechteren Welt, einer Welt, die auch unseren Nachkommen eine lebenswerte Grundlage bietet, in der sie sich wohlfühlen und entfalten können. Ein amerikanischer Philosoph, William James, sagte einmal: «Was sollen wir tun? Stark und guten Mutes sein! Zum Besten handeln, das Beste hoffen und nehmen was kommt ...». Ein Motto, das Zuversicht und Unerschütterlichkeit aus-strahlt.

 

Auch wenn die Zeiten schwierig sind, sei dies nun bezogen auf die Weltlage oder auch im persönlichen Umfeld, scheint es mir wichtig, daran zu glauben und zu arbeiten, die Welt für unsere Kinder besser zu machen.

 

Dazu brauchen wir positive Zukunftsentwürfe, die uns motivieren, den Weg in die Zukunft aktiv zu gestalten und auf diese Zukunft hinzuarbeiten. Wir brauchen neue Ideen und Menschen, die an neue Lösungsansätze glauben. Diese Men-schen sehen vielleicht Ansätze, die andere noch nicht sehen können. Neue Denkansätze mögen zuweilen die Vorstellungskraft unserer Zeit noch sprengen. Die Vergangenheit zeigt aber auch, dass wir oft dank dieser Visionäre über uns hinausgewachsen sind.

 

So inspirierte der Schriftsteller Jules Verne, welcher im 19. Jahrhundert gelebt hat, seinerzeit Erfinder und Entdecker, die bereits in den 1930er Jahren Tauch-gänge bis in 923 Meter Tiefe unternahmen. In seinem Roman «Von der Erde zum Mond» von 1865 beschrieb er eine bemannte Mondmission. Knapp hundert Jah-re später umkreiste der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin am 12. April 1961 erstmals die Erde. Mittlerweile wurden und werden mehrere bemannte Raum-stationen betrieben. Über 600 Menschen absolvierten bis heute Raumflüge. Was für die Gesellschaft im 19. Jahrhundert undenkbar erschien, ist für uns Realität.

 

Jules Verne lebte in der Zeit der industriellen Revolution. Er mag ein Futurist ge-wesen sein, doch nachfolgende Generationen von Wissenschaftlern haben ver-sucht, seine Visionen wahr werden zu lassen. Er hat in seinen Büchern Dinge be-schrieben, die erst im 20. oder 21. Jahrhundert Realität geworden sind. Jules Verne glaubte offensichtlich an die Zukunft. Wir brauchen heute mehr denn je Denker, die sich eine zukünftige Gesellschaft vorstellen können, welche zentrale Probleme der Gegenwart gelöst haben wird. Selbstverständlich dürfen wir diese Ideenentwicklung kritisch begleiten, wir sollten den Denkprozess aber nicht unter-binden und auch nicht jene verunglimpfen, die sich für eine bessere Zukunft mit visionären Denkansätzen engagieren, auch wenn ihre Vorschläge heute noch nicht in unser Welt- und Alltagsbild passen.

Hochvertraute liebe Mitlandleute, geschätzte Gäste

Mehr als in vergangenen Jahrzehnten beschäftigen wir uns in der Gesellschaft, der Politik, in der Wirtschaft und Wissenschaft mit unserer Zukunft. Dabei ist es uns leider nicht in allen Themen vergönnt, wie der Schriftsteller Jules Verne ein futuristisches Bild zu malen, das sich vielleicht in mehreren Jahrhunderten realisieren könnte. Uns beschäftigt zurzeit die Zukunft, wie sie uns in den näch-sten Jahrzehnten begegnet. Dabei geht es um Themen wie das Klima bezie-hungsweise die Klimaneutralität, die Mobilität der Zukunft, das Bevölkerungs-wachstum bzw. der Umgang mit Migration, die Einbindung der Digitalisierung in unseren Alltag und in die Arbeitswelt – Themen, die zum Teil auch als grosse Treiber des Wandels, sogenannte Megatrends, bezeichnet werden. Oft genann-tes Datum in diesem Zusammenhang: Das Jahr 2050.

 

Etwas kritisch wurde in der Neuen Zürcher Zeitung dazu geschrieben, ich zitiere: «Das Jahr 2050 ist das ideale Jahr: Es liegt genug nah in der Zukunft, um noch etwas mit der Gegenwart zu tun zu haben. Und es liegt genug fern in der Zukunft, um nicht zu viel mit der Gegenwart zu tun zu haben. Bis im Jahr 2050 kann die Menschheit die Welt verändern, bis dann kann sich die Welt aber auch von allein verändern. Politikerinnen und Politiker, die die Welt verändern wollen, ziehen sich mit Visionen für das Jahr 2050 nicht zu sehr aus der Verantwortung, und gleich-zeitig werden sie im Jahr 2050 auch nicht mehr in der Verantwortung stehen. 2050 liegt in der Mitte des Jahrhunderts und in der Mitte zwischen Machbarkeit und Utopie. Wäre das Jahr 2050 ein Wort, es hiesse: bald. Noch ist nicht alles gut, aber bald.». Zitat Ende.

 

Lässt man den etwas zynischen Unterton im Artikel der NZZ beiseite, so hat sich die Schweizer Politik einen machbaren Horizont für Veränderungen in Themen wie den Umgang mit dem Klimawandel beziehungsweise das Erreichen von Kli-maneutralität als Zielsetzung oder auch in der Lenkung der Mobilität gesetzt. Mir scheint es besser, dass wir uns an einem Zeithorizont orientieren, in welchem wir uns machbare, aber ambitionierte Ziele setzen, als gar keine Perspektiven zu entwickeln. Eine Utopie würde uns bei den gegenwärtigen Herausforderungen, die wir bereits in den nächsten Jahrzehnten gelöst haben müssen, kaum helfen. Dennoch: Jules Verne hat uns gezeigt, dass Utopien der Gegenwart in der Zu-kunft durchaus eine Berechtigung haben können. Wichtig ist in erster Linie, eine Zukunftsvision zu haben, die motiviert, sich dafür zu engagieren und Verände-rungsprozesse anzugehen und anzunehmen.

 

Liebe Mitlandleute, gerne möchte ich Ihnen heute Folgendes mitgeben:

Seien Sie mutig für eine bessere Welt, wie dies auch unsere Vorfahren waren. Schauen Sie trotz schlimmer Ereignisse positiv und mit Hoffnung in die Zu-kunft. Die Zuversicht ist die Motivation, die uns antreibt, für ein weiterhin gutes, ja besseres Leben und eine bessere Welt einzustehen. Für uns und für unsere Nachkommen. Denn wer die Hoffnung verliert, steht schon mit einem Bein im Nichts. Seien wir also zuversichtlich und hoffnungsvoll.

 

In diesem Sinne bitte ich für Land und Volk von Glarus um den Machtschutz Gottes.

Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, auf der Fahrtskanzel bei seiner Fahrtspredigt.

(Foto: Ernst Louis Bingisser(

 

Fahrtspredigt des Bischofs von Chur

Dr. Joseph Maria Bonnemain

 (mit freundlicher Erlaubnis des Bischofs)

 

 Näfelser Fahrt 2023 Näfels, 13.04.2023

 

Geschätzte Amtsträger aus Politik, Militär, Justiz, Gesellschaft und Kirche

Liebe Christgläubige, Liebe Glarnerinnen und Glarner

Liebe Schwestern und Brüder

 

Heute feiern wir hier im Glarnerland in freudiger und andächtiger Gesinnung einen grossen Gedenk- und Dankestag. Immer dort, wo Menschen mit einer solchen Absicht zusammenkommen, ist Gott mitten unter ihnen (vgl. Mt 18,20).

 

Gott begleitet alle Schritte von uns Menschen, schützt und fördert unsere Freiheit und ermutigt uns, Schritte des Friedens zu wagen. Das österliche Versprechen des Erlösers und Heilands der Menschheit verwirklicht sich in jeder Zeit der Ge-schichte, im Hier und Heute aller Kontinente: «Fürchtet euch nicht!» (Mt 28,10), «…ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20).

 

Vor fünf Tagen haben wir Ostern gefeiert, das wichtigste Fest des Christentums. «Ostern, Pascha, bedeutet ‘Übergang’, denn in Jesus hat sich der entscheidende Übergang der Menschheit vollzogen: vom Tod zum Leben, von der Sünde zur Gnade, von der Angst zum Vertrauen, von der Verlassenheit zur Gemeinschaft», wie Papst Franziskus am vergangenen Sonntag in seiner Botschaft ‘Urbi et Orbi’ verkündete. Es freut mich deshalb ausserordentlich, heute als katholischer Bi-schof unter Ihnen und mit Ihnen in der vorher erwähnten österlichen Gesinnung zu wallfahren.

 

Wir erinnern uns an eine denkwürdige Schlacht, auf die das Glarner Volk stolz zurück blickt. Seit jenem 9. April 1388 sind viele Jahrhunderte vergangen. Wäh-renddessen haben leider viele weitere Kriege und Schlachten in der Schweiz, Europa und der Welt stattgefunden. Inzwischen wurde die Schweiz zu einem Land des Friedens, ein Land, in dem ein Leben in einer versöhnten Gemein-schaft vieler Weltanschauungen, Kulturen, Sprachen und Religionen möglich ist.

 

Wir marschieren heute geschwisterlich durch die Felder verschiedener christli-cher Konfessionen, Religionen, politischer Parteien, sozialer Schichten und Na-tionalitäten. Wir leben und erfreuen uns über ein Leben in Gnade, Vertrauen und Gemeinschaft. Insbesondere diese Wirklichkeit sollte uns stolz machen und uns anspornen, dieses hohe Gut zu fördern sowie ein glaubwürdiges und nachzu-ahmendes Beispiel für andere Nationen zu sein.

 

Es wäre nicht richtig, wenn ich in diesem Zusammenhang nicht den Invasionskrieg in der Ukraine sowie andere Krisenherde ansprechen würde. Diese kriegerischen Konflikte, unter denen so viele Menschen leiden und sterben, dürfen uns niemals gleichgültig sein. Wir dürfen uns nie an den Zustand des Krieges gewöhnen, nirgendwo und zwischen niemandem. Auf die Fragen der Schweizer Neutralität, der Zulassung der Lie-ferung von Waffen und Munitionen, der Rolle unseres Landes und unserer Kir-chen in diesem Kontext möchte ich hier, in meiner Predigt, nicht eingehen – ich möchte keine politische oder ideologische Rede halten. Dennoch gehört es zur christlichen Verantwortung, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen.

 

Kürzlich war der ehemalige Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Joachim Gauck, in Chur zu Besuch und ich hatte Gelegenheit, mich mit ihm über diese brisanten, aktuellen Fragen auszutauschen. Er hielt einen Vortrag über To-leranz und stellte dabei unter anderem folgende These auf: Toleranz fordert, un-ter gewissen Umständen, um ihrem Wesen gerecht zu werden, intolerant zu sein.

 

Seine Aussage machte mich nachdenklich. Wir sind uns im anschliessenden Ge-spräch – getragen von unserem gemeinsamen christlichen Glauben – schliess-lich einig geworden: Die Realität – die Realpolitik – kann es erfordern, sich gegen eine Aggression zu wehren, bewaffneten Widerstand zu leisten, sich zu ver-teidigen. Es kann zu einer Pflicht der Nächstenliebe werden, jene, die sich ver-teidigen müssen, zu unterstützen.

 

Ist das aber die wirkliche, sinngemässe Umsetzung des Grusses und des Ver-mächtnisses des Auferstandenen: «Friede seid mit euch!» (Joh 20,19)?. Das christliche Herz spürt in diesem Moment in seinem Innersten die Spannung zwi-schen dem, was es notwendigerweise zu tun und dem, was es trotz allem zu erreichen gilt: Die Spirale von Gewalt gegen Gewalt, von Hass gegen Hass, von Intoleranz gegen Intoleranz muss gebrochen werden. Nur der, der am Kreuz bis zuletzt Worte und Taten der Liebe hatte und tat, kann die Welt schlussendlich verändern und retten. Nur die Liebe und die allumfassende Geschwisterlichkeit können die Welt humaner gestalten und verwandeln. Das ist keine Utopie, es ist die tiefe Wahrheit des Evangeliums.

 

Die biblische Botschaft über den Menschen, man könnte sagen, die Anthro-pologie des Evangeliums heisst: Beziehung. Der Mensch ist Beziehung, das Le-ben ist Beziehung. Der Mensch existiert dank der Beziehung zu Gott und zu sei-nen Mitmenschen. Der Mensch kann nur aus der Beziehung zu anderen Men-chen und zu Gott leben. Ohne Beziehungen bleibt der Mensch ein Widerspruch in sich selbst. Der Mensch in sich und sein Leben als Ganzes ist Beziehung, Dialog, Kommunikation, Intimität, Geschwisterlichkeit, Gemeinschaft, Partizipa-tion, Solidarität, Nächstenliebe. Wir dürfen im Nächsten immer eine Bereicherung für uns selbst entdecken. Die Mitmenschen sind nicht – sollten nicht – als Rivalen oder Konkurrenten, Feinde oder Aggressoren, Fremde oder  Gefahren betrachtet werden. Nur im Wir und im Du findet und verwirklicht sich das eigene Ich. Erst im Wir können wir glücklich werden, so wie die erste Christengemeinde «ein Herz und eine Seele» (Apg 4,32) war.

 

Auch die Beziehung zwischen Diesseits und Jenseits gehört zur harmonischen Entfaltung des Menschlichen. Diese erfüllt sich in vollkommener Weise im aufer-standenen Jesus Christus. Die «Qualität», die Art der Auferstehung ist leibhaftig und gleichzeitig total anders. Was ist anders? Die Bindung an Grenzen ist entfallen; die Bindung an die Grenzen von Raum, Zeit und Vergänglichkeit. Der Auferstandene lebt wirklich. Er geht durch Steine hindurch. Er bewegt sich in allen Galaxien des Universums, durchschreitet alle Zeiten und Räume, er kann augenblicklich überall anwesend und zugleich stets im Himmel sein, in der Ein-heit des Dreifaltigen Gottes.

 

Man könnte sagen, dass Christus durch die unendliche Liebe, der Selbsthingabe am Kreuz, verwandelt und in einer neuen Gestalt des Seins wirklich auferstanden ist. Er kann zugleich beim Vater und bei uns Menschen sein, wie Papst Benedikt XVI. bereits in einer Predigt einmal sagte (vgl. Gründonnerstag, 20.03.2008).

 

Dass wir heute den Gefallenen von damals auf diesen Feldern gedenken und für sie beten, ist ein Zeichen dafür, dass wir an diese Durchlässigkeit zwischen Him-mel und Erde glauben. Wir haben es mit einem offenen Himmel zu tun. Wir brauchen aber nicht zu weit in die entfernte Vergangenheit zurückzublicken. Generell, die Verbindung und der Austausch zwischen den Generationen sind für eine humane Entfaltung der Gesellschaft und für deren positiven Entwicklung un-entbehrlich. Zu behaupten, dass wir von unseren Vorfahren nichts zu lernen oder dass die jungen Generationen keine Ahnung hätten, offenbart eine unreflektierte Haltung. Der Austausch mit den älteren Menschen und ihre hohe Wertschätzung vermitteln uns den Sinn von Zugehörigkeit, welcher für unser Leben unabdingbar ist.

 

Liebe Mitfeiernde: Erlauben Sie mir, dass ich hier noch den Trojaner Aeneas in der Mythologie von Virgil zu Sprache bringe (vgl. «La scelta di Enea, Luigi Maria Epicoco). Troja steht in Flammen. Die Griechen haben die Stadt durch das Ein-schleusen des berühmten hölzernen Pferdes erobert. Jupiter beauftragt Aeneas, aus Troja zu fliehen, um den Trojanern in Italien eine neue Heimat zu schaffen und damit das römische Volk zu gründen. Mitten in der Nacht will Aeneas seinen Sohn, seine Frau und seinen Vater mitnehmen und fliehen. Sein Vater aber weigert sich, mitzugehen. Er sei zu alt, er wäre nur eine schwere Last für die Flie-henden, argumentiert der Greis.

 

Ist es nicht so, liebe Schwestern und Brüder, dass in unserer modernen Gesel-lschaft, in der die Produktivität und die Rendite Priorität haben, die Betagten manchmal als unproduktive und unrentable Last betrachtet werden? Vielleicht denken einige, dass Traditionen wie die Näfelser Fahrt ausgedient hätten. Nun: Aeneas ist radikal: Entweder der Vater kommt mit oder er selber bleibt auch in Troja. Der Vater lässt sich schliesslich überzeugen. Aeneas nimmt seinen Vater auf die Schultern, damit nimmt er seine Wurzeln mit; nur so kann er die Zukunft aufbauen. Wir sind heute hier, dank vieler Generationen gläubiger Christen, die uns wesentliche Werte, wie denjenigen der Geschwisterlichkeit anvertraut haben.

 

So ist der heutige Tag nicht zuletzt ein Tag der Dankbarkeit gegenüber früheren Generationen. Der Mensch ist Interaktion, Kommunikation zwischen den Gene-rationen, so anerkennt uns Gott als seine Kinder. Für den Auferstanden bilden wir alle eine einzige Familie, wie er vor seinem Leiden betend betont: «Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie  wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin (Joh 17, 21-24). In der Hoffnung, dass die in der Näfelser Schlacht Gefallenen und alle unsere Vorfahren beim Auferstandenen sind, ver-sammeln wir uns heute in diesem Glauben, um zugleich und nicht zuletzt die Geschwisterlichkeit unter uns zu stärken.

Amen. 

Fahrtspredigt auf dem Fahrtsplatz (Foto: Ernst Louis Bingisser)


 

Montag, 20. März 2023

 

Das empfehlenswerte Buch

 

Fürstäbtissin Mari-Anna von Honstein-Göffingen

1723-1809

 

Letzte Äbtissin im Fridolins-Stift in Säckingen

Taschenbuch / Prospekttext

 

1751: Die junge Mari-Anna erlebt, wie ihr Lebensmittelpunkt - das Stiftsmünster von Säckingen - in nur einer Nacht niederbrennt, zudem fällt dem jungen libera-len Kaiser Joseph ein, sämtliche Klöster in Süddeutschland aufzulösen. Das Frauenstift ist in seiner Existenz bedroht. Wird es Mari-Anna gelingen, bei all den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen ihren Weg zu beschreiten? Welt, Geist und Leben im 18. Jahrhundert am Hochrhein: Der spannende historische Roman erscheint anlässlich des 300. Geburtstags der Säckinger Fürstäbtissin Mari-Anna F. von Hornstein-Göffingen (1723-1809), Stifterin des Fridolinschreins. Eine starke Frau, die uns heute in einer ähnlich unruhigen Welt durch ihren Mut inspiriert.

 

Mein Kommentar;:

Spannend von A bis Z. Ein Schaufenster in die damalige Zeit in einem Roman verarbeitet, gekonnt geschrieben, hoher Wortschatz der Autorin. Sie schreibt in einem Nachwort, was Fakten sind und was sie als Roman erfunden hat. Wer die Zeit von 1751 bis 1809 bis zum Tod der Äbtissin miterleben will, kommt hier voll und ganz auf die Rechnung. Aufhebung des Klosters 1806.

 

546 Seiten!


Samstag, 11. März 2023

 

Der hl. Fridolin mit dem Ursus

Darstellungen in der Volkskunst

 

von

 

Karl Braun, Kulturschaffender, Bad Säckingen

 

Karl Braun überrascht immer wieder und vor allem zum Fridolinsfest jeweils mit hervorragenden, bestens recherchierten Beiträgen zur Fridolinsforschung, so auch in diesem Jahr. In der Badischen Zeitung vom 11. März 2023 erschien der folgende Artikel von Abbildungen mit Fridolin und Ursus. Er hat sein Manuskript  freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

 

"In diesem Artikel werden Orte aufgesucht und beschrieben, die durch Legenden oder Volkskunstwerke einen geschichtlichen Bezug zum Wirken des heiligen Fri-dolin haben. Diese einfachen Darstellungen der christlichen Volkskunst, erheben nicht den Anspruch von Perfektion oder absolutem Wahrheitsgehalt, sie sind aber aus tiefer Glaubensüberzeugung geschaffen worden.  

 

Ursus und Fridolin auf dem Hauptaltarbild, flaniert von Hilarius von Poitiers und Erzengel Michael.

Hellikon

 

Die kleine, viereckige Wendelinskapelle liegt zwischen der Hauptstrasse, die nach Wegen-stetten führt und der Oberen Strasse, unscheinbar an einem Wiesenhang, der von einem Lattenzaun umgeben ist. Wann die Kapelle erbaut wurde, ist nicht bekannt, vermutlich ent-stand sie als Bitt- und Dank-Heiligtum nach einer Viehseuche  Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Kapelle war durch Feuchtigkeit und Instabilität dem Verfall nahe, erfreulicherweise konnte sie gerettet werden. Im Inneren der Kapelle ist als Bekrönung des Altares zwischen kleinen Säulen das Bildnis des heiligen  Wendelin zu sehen. Da Wendelin als der Patron gegen Viehseuchen gilt, wurde ihm zu Ehren die Kapelle geweiht. Das Hauptbild zeigt den heiligen Fridolin, der den Ursus zum Gerichtstermin nach Rankweil führt. In der Hand hält Ursus eine Urkunde, in der er Fridolin sein Erbe schenkt, welches Landolf, der Bruder des Ursus, für sich beansprucht. Die Darstellung des heiligen Fridolin ist dem Maler recht gut gelungen. Ursus, hier mit Bart, wohl ein Hinweis darauf, dass er von Fridolin erweckt wurde, wirkt doch etwas ungewöhnlich.

 

Gleiches gilt für die Gebäude, besonders auch für das zweitürmige Säckinger Münster, die sich auf dem Bild darunter befinden. Wichtig ist dem Maler, dass unter Führung Fridolins die Rechtmäßigkeit des Erbes bezeugt wird. Die Detailgenauigkeit besonders der Gebäude, war weniger bedeutsam. Eingerahmt ist dieses Altarblatt von zwei spätgotischen Skulpturen, links der heilige Hilarius von Poitiers mit geöffnetem Buch und rechts der Erzengel Michael mit erhobenem Schwert. Die wertvollen Skulpturen sind erst 1960 aufgestellt worden, sie werden um 1500 datiert und stammen vermutlich aus einer Basler Schnitzerwerkstatt. Die Fürstäbtissin des Stiftes Säckingen war Patronatsherrin des nahe gelegenen Orts Wegenstetten zu dem Hellikon gehörte. Daher sind die heiligen Fridolin und Hilarius dort zu finden.  

 

Fridolin und Ursus links aussen

Text auf der Votivtafel:

"Anno 1711 hat das Waser grosen Shaden gedon und vermeind es werd unsew Kepel auch weg nemen. So hat ein Ersame gemein. von Gibingen Got und Maria und den Heilgien Fri-dolin und Anton züo lob und Ehren diese tafel alherp machen lasen. Gotx und Maria und den Heiligen sei Ewiges lob gesagt. Amen."

Gippingen

Nach einem verheerenden Pestzug gelobten die Bewohner von Gippingen 1511 jedes Jahr den St. Oswaldstag am 5. August zu feiern, um in Zukunft von der Seuche verschont zu bleiben. Der heilige Oswald wurde in der Zeit als Fürbitter gegen die Pest verehrt bzw. angerufen, in späteren Jahren wurde er vom heiligen Sebastian abgelöst. Im Jahr 1669 beschlossen die Bewohner zur Abwehr der Seuche die Errichtung einer Kapelle. Bei der Weihe kam der heilige Oswald nicht mehr vor, sondern Maria, Sebastian und Rochus.

 

1711 richtete ein Hochwasser der Aare im Dorf grossen Schaden an. An das Ereignis erin-nert eine Votivtafel, auf der der gekreuzigte Christus zwischen Maria und dem heiligen Jo-hannes, sowie die heiligen Antonius von Padua und Fridolin von Säckingen zu sehen sind. Der heilige Fridolin wird neben dem heiligen Wendelin nicht nur als Viehpatron, sondern auch als  Fürbitter bei Hochwassergefahr genannt.

 

Die Gippinger beschlossen künftighin den Fridolinstag am 6. März als Festtag zu begehen. Ein erneutes Hochwasser im Jahr 1712 richtete an der Kapelle beträchtlichen Schaden an, dass sie abgerissen werden musste. In der Zeit von 1715/16 errichtete die Dorfbevölkerung an einer anderen Stelle die heutige Kapelle.

 

Die Stadt Neuenburg am Rhein wurde mehrfach von gewaltigen Hochwasser-Katastrophen heimgesucht. Der Brauch, zu Ehren des heiligen Fridolin, ihrem Stadtpatron und Beschüt-zer gegen Hochwassergefahr, alljährlich eine  grosse Kerze zu stiften, geht auf ein Gelübde aus dem Jahr 1627 zurück. Bis 1704 hielten die Neuenburger dieses Versprechen, erst ab 1990 stiften unterschiedliche Gruppierungen oder Privatpersonen jeweils am Sonntag nach dem 6. März zu Ehren des heiligen Fridolin in Säckingen wieder eine Kerze. 

 

Wendelin, Ursus und Fridolin

 

Lörrach

In der Abteilung religiöse Kunst des Dreiländermuseums in Lörrach ist ein kleines Votiv-bild in einer Vitrine ausgestellt, das auf der linken Seite den heiligen Wendelin und rechts den heiligen Fridolin zeigt. Beide Heilige halten in den Händen den Ursus, der als Zeuge vor Gericht in Rankweil die Schenkung zugunsten Fridolins bezeugte. Im unteren Bildteil stehen zwei Ochsen in der Landschaft, dies dürfte ein Hinweis dafür sein, dass dieses Votivbild von Jacob Kunzelmann im Jahr 1803 als Rettung oder Verschonung vor einer Viehseuche gestiftet wurde. Diese einfachen Bilder sind aus tiefer Dankbarkeit oder eines Gelübdes heraus von Gläubigen ohne künstlerische Ausbildung entstanden. Die Votivbilder befinden sich überwiegend in Wallfahrtskirchen, aber auch in kleinen Kapellen. Wendelin galt als Viehpatron, in manchen Gegenden wurde diese Verehrung auch auf Fridolin übertragen. Erwähnenswert ist bei dieser Darstellung der Heiligen, dass der Usus nur mit halbem Körper abgebildet ist. Eine interessante, seltene Abbildung ohne Beispiel..  

 

Fridolin und Ursus (Schreibweise: S. Vridolinus)


 

Hinterglasmalerei mit dem heiligen Fridolin

Eine besondere, einzigartige Kunstgattung ist die Hinterglasmalerei, die eine Vielzahl von Heiligenmotiven hervorgebracht hat und eine wesentliche Bereicherung der christlichen Volkskunst darstellt  Diese Hinterglasbilder sind kaum noch in Kapellen zu finden, da die Bedeutung und ihr Wert oft nicht erkannt und daher auch nicht geschätzt wurde. Zum Glück haben Heimatforscher in speziellen Museen  und Sammler zur Rettung der Hinterglasma-lerei wesentlich beigetragen. Ein seltenes  Hinterglasbild eines Sammlers zeigt den heiligen Fridolin mit dem Usus, welches  vermutlich in Rötenbach, in  einer Schwarz-wälder Werkstatt, entstand.

Diese naive Darstellung des heiligen mit dem Ursus kann als Anregung dienen, um sich mit der Hinterglasmalerei etwas näher zu befassen. Mehr als die Herstellung und die Verbrei-tung der Hinterglasmalerei sind die Künstler, dieser einzigartigen Werke.

Als im Jahr 1908 Gabriele Münter und Wassily Kandinsky von München aus am 10. Juni  eine Fahrt ins bayerische Umland unternahmen, entdeckten sie Murnau und die Gegend um den Staffelsee, von der sie begeistert waren. Bei ihren Besuchen in Murnau lernten sie den Braumeister Hans Krötz kennen, der als leidenschaftlicher Sammler etwa 1000 Hinterglasbilder zusammentrug. Seine Anregungen an das Künstlerpaar für diesen Bereich der Volkskunst wurden zuerst von Münter und auch von Kandinsky aufgenommen. Sie suchten nach dem Ursprung der Malerei, dem Schlichten, dem Konzentrieren auf das Wesentliche.

Auch die um 1910 von Franz Marc und Wassily Kandinsky gegründete Malergruppe des „Blauen Reiter“ widmete sich der Volkskunst und auch der Hinterglasmalerei. 

 

Wer an Kunstwerke von Kandinsky denkt, dem fallen die grossformatigen, abstrakten Ge-mälde ein, kaum Werke der Volkskunst oder gar Hinterglasbilder. Dabei hatte Kandinsky bereits in Russland Interesse an volkstümlicher Kunst und der Bauernmalerei. Kandinsky schreibt in: Das Kunstwerk 1948: „Vor allem wies mir die Volkskunst den Weg, namentlich die um den Staffelsee einst blühende bäuerliche Hinterglasmalerei mit ihrer unbeküm-merten Formvereinfachung und den starken Farben in dunklen Umrissen.“ Von Gabriele Münter sind Gemälde aus dem Jahr 1909 bekannt, in denen Hinterglasbilder abgebildet sind. Es verwundert nicht, als 1977 eine Gedächtnis-Ausstellung für Gabiele Münter im Lenbachhaus in München, die Periode des „Blauen Reiter“ mit Hinterglasbilder, Volkskunst und Kunstgewerbe, veranstaltet wurde.


Samstag, 11. März 2023

 

Die Äbtissinen des Klosters Säckingen

 

 Die letzte Fürstäbtissin war Mari-Anna von Hornstein-Göffingen (1723-1809)*

 

Adeliges weltliches Chorfrauenstift St Fridolin Säckingen - Detailseite - LEO-BW

 

 

Name

Vorname(n)

Geboren

Gestorben

Amtszeit

Anmerkungen

von Sachsen

Heilwig

um 778

nach 833

826

Heilwig war die Tochter des Grafen Isenbart. Sie war die Gattin Welfs I. und Äbtissin in Chelles.[45] Ihr gemeinsamer Sohn Konrad I. war Graf im Albgau, ihre gemeinsame Tochter Judith, Gattin Ludwigs des Frommen und eine weitere Tochter von ihr, Hemma war mit Ludwig dem Deutschen verheiratet.

 

Bertha

vor 839

26. März 877

bis 877

Tochter Ludwigs des Deutschen und der Hemma von Altdorf, Schwester von Karl III.Hildegard, Karlmann, Ludwig III. dem Jüngeren, Irmgard von Chiemsee und Gisela (Gattin Bertholds I. von Schwaben). Sie war eine Urenkelin Kaiser Karls des GroßenRichardis, ihre Nachfolgerin, war ihre Schwägerin.

 

Richardis

um 840

18. September 893

877–893

Tochter des Erchanger, Graf von Nordgau,[46] und Ehefrau Karls III. Berthold I. von Schwaben war ihr Bruder.

 

Kunigunda[47]

   

893–

möglicherweise die Tochter Berchtholds I. von Schwaben. Diese starb am 7. Februar vermutlich im Jahr 915.

 

Regelinda

 

958

wohl nach 949 bis 958

Großmutter Adelheids, der Frau Ottos des Großen und Ehefrau des Burchard II. (Schwaben)

von Schwaben

Berta? (verm.)

931

2. Jan. 966

eventuell bis 966

Berta, Frau Rudolfs von Burgund, Tochter des Burchard II. (Schwaben). Urkundlich als Äbtissin von Säckingen nicht belegt!

von Burgund

Adelheid? (verm.)

931

999

eventuell bis 999

Adelheid, Frau Ottos des Großen, Tochter des Königs Rudolf II. von Hochburgund tritt in einer Urkunde aus dem Jahr 965 als Intervenientin bei einem Gütertausch zwischen den Klöstern St. Gallen und Säckingen auf. Urkundlich als Äbtissin von Säckingen nicht belegt!

 

Bertha

   

1029

Glarner Lehensvertrag aus dem Jahr 1029 nennt als Äbtissin von Säckingen eine Bertha (Berchta)[48]

 

Elisabeth (Elßbeten)

   

1220

Ein Streit zwischen dem Glarner Meier Heinrich Tschudi und dem Kloster nennt 1220 eine gewisse Elßbeten als Äbtissin von Säckingen[49]

von Pfirt

Anna I

   

ca. 1256– nach 1. Dez. 1276

Eine Äbtissin Anna wird urkundlich 1256 bei der Erteilung des Meyeramts zu Glarus an Diethelm von Windegg genannt. Eine Anna war Äbtissin zur Zeit des Brandes von 1272.[50] Anna muss mindestens bis 1. Dezember 1276 gewesen sein wie eine Urkunde von diesem Datum beweist worin ein Erkenfrid der Sänger von Basel und Pfleger des Spitals in Säckingen schreibt: „…das ich mit rate und willen Annen der ebtischen von Sekkingen und als irs capitels und öch der spitalbrüder…“[51]

von Wessenberg

Anna II

 

1306

ca. 1285–1306

Eine Äbtissin namens Anna, bei der es sich mit großer Wahrscheinlichkeit bereits um Anna von Wessenberg handelt, wird das Erblehen des Rheinsulz betreffend im Jahre 1285 erwähnt.[52] Eine weitere, von Äbtissin Anna von Wessenberg ausgestellte Urkunde datiert vom 12. August 1291.[53]

von Bussnang[54]

Elisabeth

 

13. Juni 1318

1306–1318

Stimmte nach der Ermordung Albrechts von Habsburg im Jahre 1308 dem Verkauf des Meieramts in Glarus durch Hartman von Windegg an Leopold und Friedrich von Habsburg zu.[55][56]

von Ulingen[57]

Adelheit

   

1318–1330

 

von Brandis

Agnes

   

1330–1349

Wurde am 27. November 1330 von Bischof Rudolf von Konstanz als Äbtissin eingesetzt. Veranlasste den Neubau der Klosterkirche nach dem Brand von 1334. Weihe 1360 durch den Konstanzer Bischof Heinrich von Brandis.[58]

von Grünenberg

Margaretha

   

um 1355–1380

Erscheint am 1. August 1356 als Äbtissin von Säckingen in einer Urkunde des Wilhelm von Hauenstein.[59] Ebenso 1360;[60] und 1367.[61]

von der Hohenklingen[62]

Claranna

 

1422

1380–1422

Schließt am 3. Okt. 1385 Vertrag mit der Stadt Säckingen betreffend Entschädigung. 1409 räumte Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg der Äbtissin das bislang strittige Recht auf die niedere Gerichtsbarkeit im Zwing und Bann Stetten ein.[40] Lehensbrief von 1414

von Bussnang

Margareth

 

1422

1422–1422

Starb im Laufe eines Monats

von der Hohenklingen

Johanna

 

1431

1422–1428

 

von Klingen

Margaretha

 

1431

1428–1430

 

von Geroldsegg[62]

Anastasia

 

1432

1430–1432

 

von Sulz

Agnes

1409

1484

1432–1484

Lehensvertrag von 1454[63]

von Falkenstein[64]

Elisabeth

 

1508

1484–1508

Schutzbrief von 1495,[62] Gnadenbrief von 1495 und 1500 von Kaiser Maximilian I.

von Falkenstein[65]

Anna

 

24. April 1534

1508–1534

Vertrag von 1508[62] (Tochter des Thomas von Falkenstein und Ursula von Ramstein und Schwester von Elisabeth, der vormaligen Äbtissin)

von Hohengeroldseck[62]

Kunigunde

   

1534–1543

Verleihung des Meieramts an Hans Jakob von Schönau, 1537

von Hausen

Magdalena

 

1551

1543–1548

Schreiben von 1544,[66] Nennungen 1543

Hegenzer von Wasserstelz[67]

Agatha

 

21. März 1571

1550–1571

Johann Melchior Heggenzer von Wasserstelz war von 1537 bis 1559 Waldvogt der Grafschaft Hauenstein. Schreiben von 1560 und 1569[66]

von Sulzbach

Maria Jakobea

 

1600

1571–1600

Stiftete das große Fenster „uff der rechten Seyten“ mit ihrem Wappen in der Pfarrkirche in Waldkirch.[68]

Giel von Gielsberg

Ursula

 

1600

1600–1614

Schreiben von 1601[66]

Brümsin von Herblingen

Maria

   

1614–1621

Schreiben von 1618[66]

von Greuth

Agnes

 

1658

1621–1658

Schreiben von 1623 und 1653[66]

von Schauenburg

Franziska

1588

1672

1658–1672

Schreiben von 1658,[66] Rechtshandel von 1667[69]

Schenk von Castell

Maria Cleopha

   

1672–1693

Führte 1673 neue Ordensregeln ein.[70] Schreiben von 1677[66]

von Ostein

Maria Regina

1643

1718

1693–1718

Schreiben von 1701[66] Vollendete den Ausbau des Münsters 1703.[71]

von Liebenfels

Maria Barbara

 

1738

1718–1730

 

von Hallwyl

Maria Magdalena

   

1730–1734

 

von Liebenfels

Maria Josefa Regina

   

1734–1753

genannt 1741; im ersten Jahr (1734) musste sie vor den Franzosen mit den Reliquien fliehen. Sie ließ das Münster ausschmücken.[71]

von Roggenbach

Helena

1734

 

1753–1755

 

von Hornstein-Göffingen

Marianna Franziska

2. Juli 1723

27. Dezember 1809

1755–1806

Letzte Äbtissin des Damenstifts Säckingen

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Damenstift_S%C3%A4ckingen, abgerufen am 11. März 2023

 

Fussnoten:

Ziff. 45-71:

 

45  Heidi Leuppi: Der Liber ordinarius des Konrad von Mure. Universitätsverlag Freiburg

      Schweiz, 1995, S. 66.

46↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 32.

47↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 33.

48↑ Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum. Band 1, S. 11.

49↑ Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum. S. 118.

50↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 54.

51↑ Hefele: Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1, Urkunde 300

52↑ ZGORh. Bd. 28. Urk. 82

53↑ Aarau, Aargauisches Staatsarchiv, Urk. Böttstein Nr. 7; ediert in: B. Kirschstein, U.

       Schulze, Corpus  der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300. Band V, Berlin

       1986, S. 361, N 503.

54↑ S. Höhr: Jahrbuch für schweizerische Geschichte. Bd. 43–44, S. 49.55

55↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 65.

56↑ Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum. Band I., S. 244.

57↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 56.

58↑Hochspringen nach:a b Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des

      heiligen Fridolin. S. 55. 

59↑ ZGORh. Bd. 7, S. 439

60↑ ZGORh. Bd. 15, S. 478

61↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 172.

62↑ Hochspringen nach:a b c d e ZGORh, Bd. 18 NF, S. m14

63↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 102.

64↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 100.

65↑ Bernhard Theil: Das (freiweltliche) Damenstift Buchau am Federsee. S. 251.

66↑ Hochspringen nach:a b c d e f g h ZGORh, Bd. 18 NF, S. m15

67↑ Günter Esser: Josepha Dominica von Rottenberg (1676–1738): ihr Leben und

       geistliches Werk. S. 55.

68↑ Jabob Ebner: Geschichte der Ortschaften der Pfarrei Waldkirch. S. 54.

69↑ Mitteilungen der badischen historischen Kommission. Stadtarchiv Waldshut Urk. Nr.

       149

70↑ Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin. S. 106.

71↑ Hochspringen nach:a b Emil Jegge, Die Geschichte des Fricktals bis 1803, S. 176

 

Über die letzte Fürstäbtissin wurde ein historischer Roman geschrieben:

 

Sandhya Hasswani: Die letzte Äbtissin, Ihr bewegtes Leben in Säckingen, Reinhardt-Verlag, Basel, 2022, 546 Seiten (Taschenbuch)


Donnerstag, 9. März 2023

 

Hans Konrad Escher von der Linth

 

200 Jahre nach seinem Tod

Denkmalentwurf, der nie in die Wirklichkeit umgesetzt wurde

 

Hans Konrad Escher von der Linth Lebenslauf

 

200 Jahre nach seinem Tod

 

24. August 1767 Geburt

1772 – 1782 Schulzeit, zuletzt «Kunstschule» mit naturwissenschaftlichen Fächern

Spätsommer 1775 Erster Aufenthalt in Kefikon TG, ab 1777 regelmässig.

Ab 1783 Kaufmännische Tätigkeit in der Seidenflor-Fabrik der Familie Escher in Zürich

1783 – 1785 Welschlandaufenthalt in Morges und Genf

 

Frühling 1786 Militärdienst, Offiziersbrevet

Sommer 1786 Erster Ausflug ins Linthgebiet

August – Dezember 1786 «Grand Tour»: Reise nach Paris, später nach London

Januar 1787 – Mai 1788 Reise nach Göttingen; Studium in Göttingen; Ausflüge u.a. nach Dresden, Berlin, Hamburg

Mai 1788 – September 1788 Reise über Wien nach Italien (Neapel, Rom, Genua) und Rückkehr nach Zürich über Turin, Genf, Montpellier

 

Ab Spätherbst 1788 Kaufmännische Tätigkeit in der Seidenflor-Fabrik der Familie Escher in Zürich

24. August 1789 Heirat mit Regula von Orelli (1768 – 1832), Hochzeitsreise nach München;

Wohnsitz im «Alten Seidenhof» (Sihlstrasse 20, Zürich)

 

Kinder:

Anna (1790 –1862), verh. 1809 mit Martin Bodmer;

Anna Dorothea (1791 –1854), verh. 1811 mit Georg Conrad Bürkli;

Hans Caspar (1793 –1794);

Juliane (1794 –1865), verh. 1815 mit Hans Caspar Hirzel;

Charlotte (1796 –1798);

Charlotte (1798 –1870), verh. 1820 mit Salomon Hess;

Sophie (1802 –1847);

Arnold (1807 –1872), verh. 1857 mit Maria Barbara Ursula von Latour;

Eugenie (1809 –1810).

 

1792 Umzug in den «Grabenhof» (Bahnhofstrasse 33/43, Zürich); militärischer Einsatz an der Basler Grenze

1792 – 1822 Wissenschaftliche Alpenwanderungen, dokumentiert in 11 Heften

auf 1566 Seiten und ungefähr 700 Zeichnungen

Ab 1793 Staatskunde-Vorlesungen

1796 Reise ins Linthgebiet und Gutachten (publiziert 1796); Grenzbesetzung Schaffhausen

1797 und 1798 Einreichung einer Denkschrift an den geheimen Rat der Stadt Zürich

in Zusammenhang mit dem «Stäfner Handel»

 

Anfang Februar 1798 – April 1798 Mitglied der zürcherischen «Landesversammlung»

1798 – 1801 Mitherausgeber der Zeitung «Der Schweizerische Republikaner»

April 1798 – August 1800 Mitglied des Grossen Rates der Helvetischen Republik, ab Oktober 1798 Präsident

25. Januar – 17. April 1802 Mitglied des Kleinen Rats der Helvetischen Republik, Kriegsminister

 

1803 Wahl zum Erziehungsrat des Standes Zürich

1805 Beschluss der Tagsatzung zur Linthkorrektion; Tod des Vaters: Hans Konrad Escher erbt Kefikon TG.

1807 Umzug in den «Alten Seidenhof» (Sihlstrasse 20, Zürich);

«Rettungsaufruf an die schweizerische Nation … » und Beginn der Arbeiten an der Linth

1810 Abtretung von Kefikon an die Schwestern

 

1811 Eröffnung des Molliserkanals (heute Escherkanal)

1813 / 1814 Vorlesungsreihe am Politischen Institut, Zürich

22. / 23. Juni 1814 Wahl in den Grossen und in den Kleinen Rat des Standes Zürich;

Abgesandter der Tagsatzung nach Sargans («Sarganser Handel»)

1816 Gründung der Linth-Colonie (Schule an der Linth, Ziegelbrücke)

1816 Bürgerrecht von Bilten

 

1817 – 1821 Verwalter des eidgenössischen Kriegsfonds

1818 Gründung des Bläsihofs in Winterberg, Gemeinde Lindau ZH

 

9. März 1823 Tod

 

Sein Hauptwerk war die Regulierung des Flusses Linth. Nachdem er sich im Rahmen der Helvetischen Gesellschaft bereits in den 1790er-Jahren mit der Not am Walensee befasst hatte, übernahm er 1804 im Auftrag der Tagsatzung die Leitung des Korrektionsprojektes. Die Bauarbeiten nach Plänen von Tulla began-nen 1807 und dauerten bis 1816.

Gedenkmünze zu Ehren von J.  (Johann(-es) = Hans) Conrad Escher von der Linth (Prägung 1823)

Die erfolgreiche Verbesserung der Lebensbedin-gungen in der Linthregion machten Escher bereits zu Lebzeiten, vor allem. aber nach seinem Tod 1823 zu einer wichtigen Schweizer Symbolfigur.

 

 

 

Quellen:

"Wie Hans Conrad Escher von der Linth bewirkte, dass die Bevölkerung in der Linthebene nicht mehr an Malaria erkrankte" von René Brandenberger in: NZZ 9.3.2023

 

www. hans-konrad-escher.ch/die-person-escher

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Conrad_Escher_von_der_Linth

 


Dienstag, 7. März 2023

 

Fridolinswappen als Helfer in der Not

Beim Fridlitreff 2023 berichtete Fridli Sch., ein Netstaler, der einige Jahre in den USA be-ruflich tätig war, eine wundersame Geschichte.

Bei einem Ausflug nach New Glaris legte seine Frau das Portemonnaie mit Geld und diversen Ausweiisen und Karten auf das Autodach, vergass es, und sie fuhren davon.

 

Freundlicherweise brachte ein New Glarner dieses Portemonnaie auf die Polizei. Dort un-tersuchte ein Polizeibeamter den Inhalt und stiess auf einen alten Autofahrausweis der Ehefrau. Dabei entdeckte er in diesem Ausweis das Fridliswappen des Kantons Glarus. Mit den übrigen Angaben konnte er nicht viel anfangen. Als New Glarner erkannte er natürlich das Wappen und schickte das Ganze an die Kantonspolizei Glarus. Dort scheute man keine Mühe und stiess nach langer Nachfrage auf die Firma, die Fridli Sch. in die USA entsandt hatte, bekam dessen Adresse und schickte das Portemonnaie wieder an ihn, bzw. seine Frau in den Staaten.

 

Und o Wunder - so Fridli Sch. - im Portemonnaie war alles vollständig noch vorhanden. Die Ehefrau von Fridli Sch. hatte ihr verlorenes Portemonnaie mit allen Karten und Ausweisen und den Geldinhalt ohne einen Cent Verlust dank des Fridliwappens wohlbehalten wieder zurück.

 

Und auf diese wahre Geschichte des Fridli Sch. stiessen wird mit eine fröhlichen "Hoch lebe der Sant Fridli!" an.

 

Erfahren am 6. März 2023 im "Steinbock" um 21 Uhr 06.

 

 

Und des Ganz nuch uff Glaarnertüütsch

 

Bim Fridliträff 2023 hätt dr Fridli Schiässer, ä früänerigä Netschtäler, prichtet, är sig ä Puschlä Jahr ds Amerikaa ännä gsii pruäfli.

Dimaal bimänä-n-Uusflug uff Nüü Glaris häig sini Frau ds Porpänee i dr Gschwin-di uff ds Autotach ufägläit, mit allnä-n-Uuswiis, Chartä un' Gält drii. Drnaa häig-si nümmä draa tänggt nd si siged abgfarä.

 

Früntlicherwiis häig dä-n-ä Nüü Glaarner das Porpmäee fundä und uff dr Polizi abg'gii. Ä Poliziibiamtä hätt dä daas Porpmänee uuftuä und gfindt derbii der alt Fahruuswiis vu dr Frau. Derbi hätt gseh, as ds Fridliwappä druuf isch und mit allem anderä hätt'r nüüt chännä-n-aafuu. As Nüü Glaarner hätt'r abr ds Fridliwap-pä gkännt und hätt des Ganz uff Glaris ä dr Kantuuspolzii gschiggt.

 

Dett hä-p-si aller ärdängglechi Müäh g'gii und nach langem Ummfraagä p Firma vum Maa usäfundä, wo dr Fridli uff Amerikaa gschiggt hätt. Är hätt dä d Adrässä

vum Fridli übrchuu und hätt das Porpmänee zamt allem wider uff Amerikaa durä-gschiggt.

 

 

Und mä glaubt's schiär nüüd - aso hätt dr Fridli verzellt - im Porpmänee sind alles nuch ummä gsii. p Frau vum Fridli sig ä-n-eeländi Fröhni gsii, wil sie ires Por-pmänee mit allnä Chartä, Uuswiis und  Franggä-n-und Rappä wider gkaa häig, uhni als ä Rappä gfählt hett.

 

Und uff de Ärzeilig abä hämmer mit-emä waggä Prost uff ä Sant Fridli aa-gschtoossä und äis trunggä.

 

Erfarä-n-äm sächstä Meerzä zweituusendund drüüäzwänzgi im Schtäibogg äm sächs ab Nüüni.


Mittwoch, 1. März 2023

 

"...s chönnt mer nu i Grind schtiigä!"

 

Mitreissendes Filmporträt über

"Jimmy" Christian Lienert

Premiere im pumpenvollen Kino Cineboxx, Einsiedeln

Ich habe den Vorzug, Premierengast zu sein, in vollen Zügen genossen und bin sowohl vom Filmporträt, geschaffen von Franz Kälin jun. als auch vom Künstler "Jimmy" Christian Lienert restlos begeistert. Das Werk wird wie folgt angekündigt:

 

Der Förster und St. Benedikt
Coiffeur, Förster, Macher, Betrachter, Denker, Schöpfer, Maler.

DER FÖRSTER UND ST. BENEDIKT ist dem Einsiedler Kunstmaler Christian „Jim-my“ Lienert gewidmet und eröffnet uns dessen ebenso spannendes wie ausser-gewöhnliches Leben und Wirken.

Aus Hunderten von Gemälden und Skizzen hat Filmer Franz Kälin sorgsam die interessantesten Werke herausgesucht und – zusammen mit gefilmten Sequenzen aus dem Alltag und der Arbeit von „Jimmy“ – einen liebenswert-berührenden Doku-mentarfilm komponiert.
Der Film hält das Leben eines interessanten, feinfühligen Menschen fest, den die Zweifel an seinem Schaffen bis heute begleiten und lässt gleichzeitig einen witzigen Zeitgenossen erzählen.

Vor den genealogischen Hintergründen der Familie Lienert, vor allem in den Zei-ten des Zweiten Weltkrieges, berichtete "Jimmy" selber mit seiner ehrlichen und trocken humorvollen Art über sein Leben, durch das ihn schon seit Kindsbeinen an die Lust zum Zeichnen und Malen begleitete. Er wusste nicht, was für einen Beruf er erlernen sollte, und durchlief die eingangs erwähnten Berufe, wobei er letztlich ein Lehre als Forstwart abschloss und bei der Genossame Binzen aus-übte, bis er sich entschloss im eigenen Atelier unweit vom Klosterplatz zu zeich-nen und zu malen.

 

Man empfand ihn auch als "Maler mit den zwei Raben", die er auf viele seiner Bilder gewissermassen als Einsiedler Markenzeichen in den Himmel setzte.

 

"Jimmy" Christian Lienert und Franz Kälin. Schnappschuss bei den Aufnahmen in seinem Atelier.

 

Sowohl stimmungsvolle Landschaften aus der Umgebung von Einsiedeln, skurille und humorvolle Motive wie eine Freiheitsstatue im Sihlsee, wunderbare Brauch-tumsdarstellungen der Einsiedler Fasnacht, Bleistift-Porträts von prominenten Einsiedlern, Tiermalereien, bis zu seinem Selbstporträt vor dem Kloster und ungezählte Werke zogen vor den Augen der Zuschauer vorbei. Spannend waren die Passagen, in denen gezeigt wurde, wie seine Bilder entstehen. Besonders eindrücklich war sein Engagement gegen die Entfernung der Baumreihe beim St. Benedikt auf der Anhöhe hinter dem Kloster.(siehe Prospekt oben).

 

Nach dem reifen, 90-minütigen Filmwerk von Franz Kälin rief dieser den Künstler auf die Bühne. "Jimmy" zeigte seine Freude, war aber äussert wortkarg und bescheiden und meinte als echt einsiedlerische Antwort auf das hohe Lob für sein Werk und den nachhaltigen Applaus: "'s chönnt mer nu i Grind stiigä!"

 

Aus seiner Homepage schreibt er: "Ich will mit meinen Werken weder die Welt oder sonst was verändern, sondern freue mich immer wieder über die Freude und Bewunderung meiner Kunden, dies ist meine Motivation."

Solche und andere Fantasiebilder mit hintergründiger Ironie malte  "JImmi" Christian Lienert en masse.

Bei "Jimmy" ist sogar die Titatin im Sihlsee gesunken!!!

Franz Kälin und "Jimmy" Christian Lienert am Schluss der Vorführung auf der Bühne.


Freitag, 24. Februar 2023

Der erste Kardinal in der Geschichte, der "Fridolin" heisst!

Kardinal Fridolin Ambongo Besungu: «Zukunft der Kirche liegt in Afrika, in Europa sind die Kirchen leer»

 

Für den kongolesischen Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (63) liegt die Zukunft der Kirche in Afrika. Dies sei mit Blick auf die Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung «offensichtlich», sagte er in einem Interview. Und nicht nur das.

In Europa seien die Kirchen «leer», nur Ältere besuchten Gottesdienste, so der Erzbischof von Kinshasa. «In Afrika gibt es überall junge Menschen.»

Dies habe auch Papst Franziskus bei seinem Besuch in der Demokratischen Republik Kongo vor wenigen Wochen beeindruckt: «Er fragte sich, woher all diese jungen Leute kommen», so Ambongo, der dem Kardinalsrat des Papstes angehört.

 

«Kirche und Gesellschaften besser um Jugend kümmern»

«Alles deutet darauf hin, dass die Zukunft der Kirche in Afrika liegt», sagte der Kardinal, der auch Vorsitzender des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) ist. Junge Leute symbolisierten Dynamik.

Kirche und Gesellschaften müssten sich aber besser um die Jugend kümmern. «Das Problem ist, dass wir ihnen keine Hoffnung geben auf eine bessere Zukunft. Deshalb verzweifelt unsere Jugend manchmal und glaubt, dass das Paradies woanders ist», so Ambongo offensichtlich in Anspielung auf die Migrationsströme in Afrika. «Das endet in den Dramen, die wir kennen.»

 

«Tabor-Erlebnis»

Den Besuch von Papst Franziskus in Kinshasa von 31. Januar bis 3. Februar nannte der Kardinal im Rückblick ein «Tabor-Erlebnis» und grosse Freude für das kongolesische Volk. Jenseits dieser Emotionen sei vor allem die Botschaft des Papstes gegen Ausbeutung und Gewalt das Wichtigste während des viertägigen Aufenthalts gewesen.

 

Starke Worte des Papstes

«Der Kongo ist ein Land, das von der Gier all derer gemartert wird, die seinen Reichtum an sich reissen wollen», sagte Ambongo über sein an Diamanten und anderen kostbaren Erzen reiches Heimatland.

Der Papst habe sich mit den starken Worten «Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo! Hände weg von Afrika!» an die «Räuber» gewandt, erinnerte der Kardinal an ein Zitat aus der Eröffnungsrede von Franziskus vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft in Kinshasa.

«Und ich glaube, dass diese Botschaft nicht nur für den Kongo, sondern für ganz Afrika gilt», so Ambongo. (kap)

 

 (Quelle kath.ch)

 

Ich habe es immer noch nicht aufgegeben, den  ersten Kardinal mit derm Namen Fridolin in die Schweiz, bzw. den "Fridolin"-Kanton Glarus sowie nach Bad Säckingen (Fridolinsfest) einzuladen. Mündliche Zusage an Kardinal Kurt Koch liegt vor. Mal sehen, ob daraus etwas wird. 


Donnerstag, 16. Februar 2023

 

65. Wiener Opernball 

weltberühmter Anlass mit Glanz und Glamour

 

Wer sich Zeit dafür nehmen mag, kann heute Abend am Fernsehen einen Einblick in das grosse Fest in Wien nehmen. ORF 2 sendet ab 20.15 Uhr und 3sat ab 21.10 Uhr.

 

Eines der Wahrzeichen der österreichischen Hauptstadt Wien: die Wiener Oper

Der Wiener Opernball ist jedes Jahr neben dem Philharmonikerball der gesell-schaftliche Höhepunkt der Ballsaison im Wiener Fasching. Er findet immer in der Wiener Staatsoper statt, üblicherweise am letzten Donnerstag vor dem Ascher-mittwoch.

 

Der Opernball ist mit 5150 Gästen der größte Treffpunkt Österreichs für Kultur-schaffende, Unternehmende und Menschen in der Politik aus dem In- und Aus-land. Inklusive Mitwirkenden und Beschäftigten des Hauses bevölkern am Ball-abend rund 7000 Menschen die Staatsoper.

 

Die Ballbesuchenden und der Werbeeffekt für den österreichischen Tourismus haben sich auch zu einem Wirtschaftsfaktor in Wien entwickelt. 150 Paare - einige Quellen nennen gar 180 Paare - aus dem In- und Ausland eröffnen den Ball. 

 

150 Debütantinnen-Paare eröffnen das glanzvolle Fest.

  

Debütatinnen und Debütanten sind junge Paare zwischen 18 und 25 Jahren, die Damen in Weiss, die Herren im Frack. Sie werden nach Einführungskursen den glamourösen Abend mit einem Einmarsch eröffnen und walzernd über die Bühne des "schönsten Bühnenhauses der Welt" schweben.

 

Zur Geschichte des Wiener Opernballes

Die Tradition des Opernballes führt zurück nach 1814/1815, die Zeit des Wiener Kongresses. An dieses politische Ereignis anschließend organisierten die Kultur-schaffenden der Hofoper Tanzveranstaltungen.

 

Ein Opernball am heutigen Standort fand erstmals als Hofopern-Soirée am 11. Dezember 1877 statt. Einnahmen aus dieser Veranstaltung waren dem Opern-pensionsfonds gewidmet. Der Name rührt auch daher, dass nach Willen des Kaisers nicht hätte getanzt werden sollen, da er tumultartige Zustände wie bei den Pariser Opernbällen fürchtete.

 

Johann Strauss (Sohn) dirigierte das Hofopernorchester, und als sein Bruder Eduard Strauss mit der Strauss-Kapelle erstmals seine Opern-Soirée-Polka auf-führte, wurden die Sessel beiseite geräumt und es wurde getanzt.

 

Der Programmzettel zur zweiten Hofopern-Soirée am 15. Jänner 1878 trug den Untertitel „Ball“, ebenso wie die „Dritte und letzte Hofopern-Soirée“ in jenem Jahr am 23. Februar. Am 2. März 1878 fand die „Erste Redoute im k. k. Hof-Opern-theater“ statt. In der Folge fanden bis 1899 jährlich zwei, manchmal drei Re-douten statt, die jährlich durchnummeriert waren. Die Damen waren bis Mitter-nacht maskiert.

 

Nach dem Ende der Donaumonarchie fand man schnell wieder zurück zur Balltradition: Bereits am 29. Jänner 1921 fand (zugunsten der Altpensionisten der beiden Staatstheater) die erste Redoute der Ersten Republik statt, am 8. Februar die zweite. Allgemein wurden sie schon "Opernredoute" genannt. Dies war auch der Titel für die folgenden einzelnen Veranstaltungen in den Jahren 1924, 1928 und 1929.

 

Der erste auch so genannte Opernball wurde (nach fünf Jahren Weltwirt-schaftskrise) am 26. Jänner 1935 unter dem Ehrenprotektorat von Bundeskanz-ler Kurt Schuschnigg zugunsten der Winterhilfe 1934/35 veranstaltet. Seitdem findet er (fast) alle Jahre am letzten Donnerstag im Fasching in der Wiener Staatsoper statt. Ausnahmen waren meist Zeiten militärischer Auseinanderset-zungen, wie der Zweite Weltkrieg ab September 1939 und die Besatzungszeit bis 1955 danach. Davor und knapp ein Jahr nach dem „Anschluss Österreichs“ wur-de der Ball am 21. Februar 1939 auf Anordnung der deutschen Reichsregierung abgehalten.

 

Am 9. Februar 1956 wurde er erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder veranstaltet. Eine Unterbrechung war lediglich 1991 auf Grund des Golfkriegs, bei dem man die Sicherheit der zahlreichen in- und ausländischen (Staats-)Gäste nicht garantieren konnte, sowie 2021 und 2022 infolge der Corona-Pandemie.

 

Am 7. Februar 1962 trat Herbert von Karajan (1908–1989) von der künstlerischen Leitung der Wiener Staatsoper zurück, was die Bundestheaterverwaltung den Ball auf den 1. März des Jahres festlegen liess.

 

2005 wurde der Wiener Opernball erstmals zur „rauchfreien Zone“ erklärt. Ledig-lich in zwei Rauchersalons und dem Annex des Logenumganges durfte geraucht werden. 2007 waren erstmals Blindenhunde am Opernball erlaubt. Seit der Saison 2008/2009 besteht in der Wiener Staatsoper ein generelles Rauchverbot – für den Opernball wurden jedoch kleinere Raucherbars eingerichtet.

 

Seit dem Opernball 2011 wirken auch die Wiener Philharmoniker bei der Eröff-nung mit. Am 4. Februar 2016 fand der 60. Wiener Opernball seit der Wieder-eröffnung 1955 statt.

  

Berauschende Stimmung beim Auftritt der 150 Debütantenpaare.

 

Ablauf des Opernballes

 

Der Ball beginnt mit dem Einzug des Bundespräsidenten in seine Loge unter den Klängen der von Karl Rosner komponierten Opernball-Fanfare. Unmittelbar nach der Bundeshymne und Freude, schöner Götterfunken zieht der erste Teil des Komitees zu den Klängen einer Polonaise in den Ballsaal ein. Traditionell wird die von Carl Michael Ziehrer komponierte Fächerpolonaise gespielt, jedoch in neue-rer Zeit wurden auch andere Werke gespielt. Nach den obligatorischen Einlagen wie Gesangs- und Tanzvorführungen folgt im zweiten Teil der Einzug der Tanzpaare.

 

Im Jahr 2010 gab es erstmals eine Neuerung beim Einzug des Jungdamen- und Herrenkomitees: Es zogen bereits zu Beginn, nach den Hymnen, alle 176 Tanzpaare zu Frédéric Chopins Polonaise in A-Dur, Op. 40 ein, um nach den künstlerischen Darbietungen den Ball zu Johann Strauss’ Warschauer-Polka zu eröffnen.

 

Anschliessend wird traditionell mit dem von Johann Strauss jun. geprägten Kom-mando „Alles Walzer“ die Tanzfläche für alle freigegeben.

 

Zu Mitternacht folgt die Mitternachtsquadrille.

Um 2 Uhr und 4 Uhr folgen weitere Quadrillen.

Traditionsgemäss spielt das Opernballorchester am Ende folgende drei Stü-cke: Donauwalzer, Radetzky-Marsch und Brüderlein fein aus Der Bauer als Millionär von Ferdinand Raimund. Beendet wird der Ball um 5 Uhr früh.

 

Zusammenfassung

 

·20.40 Uhr: Einlass der Ballgäste (Achtung Dresscode! Damen: grosses, langes

                   Abendkleid, Herren: schwarzer Frack)

·22.00 Uhr: Opernballeröffnung (ca. 50 Minuten):

 

                   - Fanfare, Österreichische Bundeshymne, Europahymne

                   - Einzug des Jungdamen- und Jungherren-Komitees

                   - Künstlerische Darbietungen der Wiener Staatsoper

                   - Eröffnungswalzer: An der schönen blauen Donau

 

24.00 Uhr: Mitternachtsquadrille

  2.00 und um 4.00 Uhr: Quadrille

  5.00 Uhr Ende des Opernballs

Präsidentenloge

Bundespräsident Alexander van der Bellen und Gattin begrüssen ihre Gäste.

Neben den Debütanten treten auch Profiballette auf.


Mittwoch, 15. Februar 2023

 

Fridolin... an der Fasnacht in Luzern

 

...im Refrain des "Fritschiliedes"

De rüüdig Fasnachtsfüerer

HAUPTSACH Fasnacht.

Das einzigartige Magazin des Lozärner Fasnachtskomitee LFK.

by zuckerbrot GmbH

Diesem "rüüdigen" Werk sind folgende HIntergrundinfos zum "Fritschi"-Brauchtum entnommen:

Sonderausgabe 2021 Seite 52ff.

 

Bruder Fritschi und seine Fritschene am Fritschiumzug

von Peti Federer 

Tra tra tralalala – der Fritschi ist im Land ...

 

Bei jedem Anlass der Zunft zu Safran singen die Zünftler diesen Refrain im «Fritschilied» zu Ehren von Bruder Fritschi. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts pflegt die Zunft die Geschichte des wohl ältesten Fasnächtlers. Doch: Ist es nur eine Legende oder hat es den Bruder Fritschi tatsächlich gegeben? Eine Spurensuche.

 

Die Symbolfigur Bruder Fritschi gehört zur Lozärner Fasnacht wie der Was-serturm zu unserer schönen Stadt. Verschiedene Thesen und Theorien tauchen auf Fritschis Spurensuche auf. Diebold Schilling beschrieb ihn in seiner Luzerner Chronik 1513 so: «Von alter har ist ein lobliche Gewohnheit und jaerlicher vassnacht schimpf zuo Lucern gewaesen uff eine gesellschafft und trinckstuben, genant zum Fritschi. Die hand ein stroewinen man, genant bruoder Fritschi, den sy jaerlich uff den schmutzigen donstag vor der pfaffenvassnacht erlich in irem harnesch mit allen gesellschafften der statt Lucern mit eim vennli, pfiffen, trummen, tantzen und was sich mag zuo froeuden ziehen, infuerend ...» Eine strohene Figur also, in welche wohl ein Krämergeselle schlüpfte und der so an der Fasnacht auftauchte.

 

Die womöglich älteste Erwähnung stammt aus einer undatierten Urkunde über Soldzahlungen an luzernische Truppen für eine Dienstperiode vom 15. Mai bis zum 18. Juli 1443, also während des Alten Zürichkriegs. Unter anderem wird dort eine «Gesellschaft des Bruders Fritschi» aufgeführt, allerdings ohne Beziffe-rung ihrer Mannschaftsstärke. Die nächste, eindeutige Nennung stammt von der Ausschenkung von Wein anno 1461 «... uff dem Affenwagen (Gesellschaftshaus der Kaufleute) und Fritschisstuben (Zunfthaus der Krämer, als Vorläufer der Zunft zu Safran) in der Fasnacht ...» oder 1469, am Samstag vor Michaeli, als der Fritschigesellschaft 3½ Pfund für ihren Fasnachtsbesuch in Bern ausbezahlt wurde. Übrigens ist auch die Schreibweise bis Ende des 18. Jahrhunderts recht vielfältig, von Fritschy (1474), Fritzschin (1508), Frytschi (1610), Frydtsche (1659) bis hin zu Frütschi, Frutzy und Frützi (1720). Bis ca. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Zunft zu Safran als Krämergesellschaft «gnempt zem Fritschi» genannt.

 

Der Fritschiraub der Basler 1507 – und Rückeroberung 1508

Sehr gut dokumentiert und illustriert hat Diebold Schilling den Fritschiraub. Basel, 1507 noch junges Mitglied der Eidgenossenschaft, suchte die Annäherung an die alten Orte Luzern, Uri, Schwyz und Unterwalden. Hierfür sprachen auch die wirt-schaftlichen Interessen der Innerschweizer für eine Stärkung der Beziehung nach Basel, dem nördlichen Tor an der Gotthardroute. Auch wenn Schilling von diesem Raub mit «... und ward der arm alt burger von Lucern, bruder Fritschi, heimlich by nacht und näbel der loblichen statt Lucern wider all keiserlich fryheiten, ouch siner geselschafft, uss eim gericht in dz ander entfrömdet und geführt» berichtet, darf wohl von einer freundschaftlichen Inszenierung der Basler und Inner-schweizer ausgegangen werden.

 

Ebenso inszeniert war die Rückeroberung. Am Freitag, 15. September 1508, zogen die Luzerner mit etwa 150 Mann aus, unter ihnen der alte und der neue Schultheiss, 18 Ratsherren sowie wenig Zuzug aus den drei Waldstätten. Die Reise ging zu Schiff via Reuss und Rhein hinab bis zur Einmündung der Birs, wo sie vom Basler Bürgermeister und von einer Delegation der Zünfte in voller Rü-stung empfangen wurden. Nach dem Einzug in Basel fand auf dem Kornmarkt die eigentliche Begrüssung statt, dann zog man auf die Herbergen, in Wirts-häuser und zu Bürgersleuten nach Hause.

 

Auf drei Stuben, nämlich «Zem Saffran», auf der Schmiedstuben und «Zum Brunnen» wurden alle Imbisse eingenommen. Diese dreitägigen Feierlichkeiten in Basel liessen einen erstaunlichen Verzehr vermuten:

So stiftete der Bischof «... etliche kannen mit malvasier ...», der Abt der Zister-zienserabtei Lützel ein halbes Fuder Wein – insgesamt seien 7700 Liter Wein getrunken worden.

Weitere dokumentierte Ausgaben: über 110 lb (Pfund) für «... 1764 huner, junge und alte ...», 64 lb für Rind-, Kalb- und Schaffleisch, 74 lb für 53 Lachse, 38 lb für Stockfische, Karpfen und andere Fische, über 109 lb für 54 Saum, 9 Vierte und 4 Mass Wein, etwa 12 lb für Anken, Speck, Pfeffer, Mehl, Zwiebeln, Peterli, Salz, usw., 12 lb für 41 Pfund Konfekt, 191 lb für Schlaftrünke, Morgensuppen und Abendmahlzeiten auf den Herbergen, 48 lb «... den wyblen, botten, spillutten und narren geschenckt». Eine beachtliche Menge, die anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Fritschiraub im Jahr 2008 nicht annähernd erreicht wurde.

 

Ehrung des Fridolinstags am 6. März

 

Eine der wohl wahrscheinlichsten Theorien der Legende Bruder Fritschis geht auf die früher jährlich gefeierte Jahrzeit der Schlacht bei Ragaz zurück. Am Morgen des 6. März 1446 – dem Tag des heiligen Fridolins – entschieden rund 1200 Eidgenossen, unter ihnen 200 Luzerner, den über zehn Jahre andauernden Alten Zürichkrieg gegen ein mit 4000–6000 überlegenes Heer von Habsburgern sowie aus der Reichsstadt Zürich. Diese Schlachtjahrzeit wurde während 200 Jahren gefeiert, wobei der Jahrestag 6. März meist in die Fastenzeit fiel, was das Feiern verunmöglichte. So lag eine Verlegung dieser Feierlichkeiten in die Fasnachtszeit auf der Hand, zumal auch Diebold Schilling zu jener Zeit von militärischen Musterungen mit Bruder Fritschi "uff den schmutzigen donstag" berichtete wo Spiel und Übung, Fasnacht, Waffen- und Harnischschauen verschmolzen.

 

Quelle:

https://issuu.com/vielfaltspinsel/docs/lfkmagazin_hauptsachfasnacht?e=36966829/87896044

 

"Fridolin" im Refrain des Fritischiliedes

 

Fritschilied Originaltext

 

Es war vor alten Zeiten

ein froher Biedermann,

der bei dem Klang der Saiten

ein feuchtes Lied ersann.

Zu Hause an dem Herde

sang er's in stiller Ruh,

im Felde mit dem Schwerte

schlug er den Takt dazu.

 

Tra tra tralalala, die Fiedel von der Wand,

Tra tra tralalala, der Fritschi ist im Land!

Tra tra tralalala, ihr Kämpen all hervor,

es zieht der Bruder Fridolin durchs alte Weggistor!

 

Die Dirnen in der Schwenke

sie recken sich den Hals,

und in der kleinen Schenke

die Wirtin ebenfalls.

Sie steht im besten Kleide

bedächtig vor der Tür,

holt sorgsam dann die Kreide

aus ihrem Schrank herfür:

 

Tra tra tralalala, die Fiedel von der Wand,

Tra tra tralalala, der Fritschi ist im Land!

Tra tra tralalala, ihr Kämpen all hervor,

es zieht der Bruder Fridolin durchs alte Weggistor!

 

Hallo! du kleine Freche!

Du kennst den Friedel schon,

er gibt dir für die Zeche

nur einen Kuss zum Lohn.

Denn morgen geht's, so glaubt man,

zum Waffentanz ins Feld,

dann geb' ich meinem Hauptmann

fürs Vaterland mein Geld

 

 

Tra tra tralalala, die Fiedel von der Wand,

Tra tra tralalala, der Fritschi ist im Land!

Tra tra tralalala, ihr Kämpen all hervor,

es zieht der Bruder Fridolin durchs alte Weggistor!

 

 

Quelle:

https://www.zunft-zu-safran.ch/fileadmin/docs/fritschiliedtext.pdf

 

FritschIlied Partitur

https://www.zunft-zu-safran.ch/fileadmin/docs/fritschiliednoten.pdf

 


Samstag, 11. Februar 2023

 

Was macht eigentlich...

 

die Rössliwirtin Olgy, die kleinste Wirtin der Welt?

Sie war die letzte Wirtin auf dem legendären "Rössli" am Fusse des Fahrtsplatzes. Mittlerweile wurde die ganze Liegenschaft Rössli verkauft, das Restaurant ist seither geschlossen. Noch weiss man nicht, ob es wieder einmal geöffnet wird.

 

Olgy, die kleinste Wirtin Europa oder gar der Welt, hat sich ins Altersheim Letz Näfels begeben und lebt dort quietschfidel und glücklich. Das obige Bild habe ich am 9. Februar 2023 beim zufälligen Zusammentreffen mit Olgy geknipst. Sie glaubt, dass das Restaurant nach einer Renovation wieder geöffnet werden wird.

 

Hier ein paar Erinnerungsaufnahmen an das traditionelle Gasthaus "Rössli", Treffpunkt jeweils an der "Näfelser Fahrt", an der "Chilbi", an der "Fasnacht", der Rösslisaal für Versammlungen des Fridlibundes, der Bauerngruppe, Filmabende, Holzganten, beim Obersee Markt als Gemeinderatstagungsort extra muros, für Sennenchilbi mit Tanz und Tombola und Tral-lalla.

Seit Jahrhunderten Gasthaus am Herrenweg, am Fusses des Fahrtsplatzes, früher noch mit einer Metzgerei.

Das Haus war verkauft, die Fahnen ob dem Eingang entfernt, die Türe geschlossen.

Wirtshausschild, anlässlich des Jubiläums "600 Jahre seit der Schlacht bei Näfels"

angebracht, subventioniert von der Gemeinde Näfels, auf Initiative von Josef Müller-Landolt, Bibliothekar, ("Bico"-Sepp), der ein lokales OK gebildet und eine ganze Festwoche mit Tausenden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern organisiert hatte. Er wurde von der Gemeindeversammlung als "Ehrenbürger" geehrt.

Anschrift an der Nussbaumtür zum "Fahrtsstübli"


Freitag, 10. Februar 2023

 

Städtepartnerschaft Näfels / Glarus Nord-Bad Säckingen

 

35 Jahre

 

Jubiläumsfeierlichkeiten Städtepartnerschaft

Interview mit Thomas Kistler Gemeindepräsident

 

aus:

Bad Säckingen

2023 Jahr der Jubiläen

Kunst Kultur Event Erinnerung Freundschaft*

 

 

Welche prägende, vielleicht auch erheiternde Erinnerung haben Sie an Bad Säckingen?

 

Erstmalig war ich 2019, im ersten Jahr meiner Amtsdauer, ans Fridolins-fest eingeladen. Die grosse Bedeutung des Fridolins, der bei uns Lan-despatron und Kantonswappengeber ist, hat mich überrascht. Es war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass der heilige Fridolin auch ausserhalb des Kantons Glarus irgendwo von ähnlich grosser Bedeutung ist.

 

Welches ist derzeit die wichtigste Herausforderung ihrer Stadt?

 

12 Jahre nach der Glarner Gemeindestrukturreform, als Näfels mit sie-ben weiteren Ortschaften zur Gemeinde Glarus Nord zusammengelegt wurde, sind wir nach wie vor daran, die Organisationrevision abzu-schliessen und das neue, einheitliche Baureglement und die Bauzonen festzulegen. Die viel zu grossen Bauzonen aus früheren Zeiten mussten reduziert und weitere übergeordnete, gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Dies sind sehr anspruchsvolle Aufgaben, welche die Interes-senslagen von vielen Beteiligten tangieren und daher sensibel sind. Wir hoffen, diesen Prozess im kommenden Jahr endlich abschliessen zu können.

 

Was bedeutet für Sie die Städtepartnerschaft mit der Trompeterstadt?

 

Für Näfels bedeutet die Städtepartnerschaft sehr viel. Hierbei sind in den letzten 35 Jahren nicht nur offizielle Kontakt, sondern auch Freundschaf-ten entstanden. In der Gemeinde Glarus Nord, zu welcher Näfels seit 2011 gehört, lodert dieses Feuer weiter - da mit dem Fridolin im Kantons-wappen auch die anderen Ortschaften eine Verbindung haben.

 

Die Jubiläumsfeierlichkeiten finden vom 22. bis 24. September 2023 im Schlosspark Schloss Schönau (Trompeterschloss) statt.

 

*herausgegeben von der Stadt Bad Säckingen - Toruismus und Kultur-amt, Waldshuterstrasse 20, D-79713 Bad Säckingen

 


Mittwoch, 8. Februar 2023

 

Maria Leuzinger ... meine "Lebensretterin"

 

Maria Hefti-Leuzinger bei unserer Begegnung im Altersheim Letz

Das Bachbett der Rauti - unser Spielparadies. An den leicht vorstehenden Steinen kletterten wir die Wände hoch.

Das ist die Stelle, die als Aufstieg diente und wo ich ausgeglitten und kopfvoran ins Bach-bett gestürzt bin. So unglaublich es scheinen mag,  wir klammerten uns mit den Fingern an den leicht hervorragenden Steinen, packten weiter oben die Brückenstreben und standen mit den Füssen auf den Steinen. Der Weg von der Bühlbrücke führte nur wenige Meter direkt zur Arztpraxis von Dr. Josef Gallati.

 Es geschah vor rund 80 Jahren

 

Sie heisst mittlerweile Hefti, hat zwei flotte Söhne Fredy und Fritz und lebt heute im Altersheim Näfels, bald dreiundneunzig Jahre alt und in bester körperlicher und geistiger Verfassung. Maria ist am 16. August 1930 geboren, in Näfels aufgeachsen in der Gerbi. Vis-à-vis hatte im untersten Gerbihaus Dr. Josef Gallati seine Arztpraxis.

 

Wir Gerbikinder haben das Gerbiquartier in bester Erinnerung, weil es ein Rie-senspielplatz war. Wir, eine Rasmete Gofen, spielten auf der Strasse Völker-ball, tschutteten, fuhren Holztrottinette, machten – im Krieg – Soldätlis, Jagis und Verbäärgis.

 

Der abenteuerlichste Spielplatz war aber die Rauti, ein seit 1913 mit Steinen ausgebautes, sicher zweieinhalb Meter tiefes Bachbett, das die steil herab-stürzende Rauti bremsen und kanalisieren sollte. Bei Hochwasser ist sie fast bis zum Rand gefüllt, es sind auch schon – gemäss Genealogie – Menschen darin ertrunken, angeblich Suizid. Wenn die Schneeschmelze vorbei ist und in Schönwetterperioden ist ihr Wasserstand bloss etwa eine Handbreit tief.

 

Die Rauti war ein Spielparadies. Wenn sie ganz ausgetrocknet war, fanden wir allerlei Dinge, denn damals wurde Abfall oder Kehricht einfach in die Rauti ge-worfen, des Winters auch Ofenasche.

Alte Veloräder, Nachthafen, Säbel, Blechgeschirr, Bestecke, alte Nähmaschi-nen und viel Gerümpel etc. sammelten wir auf unseren “Rauti-Erkundigungs-touren“ ein oder spielten damit.

 

Vor diesem Hintergrund mag ich eine „Lebensrettungsgeschichte“ hier festhal-ten. Um mich über die damaligen Vorgänge zu vergewissern, suchte ich Maria Hefti-Leuzinger im Altersheim auf. Wir assen gemeinsam zu Mittag.

 

Neben anderen Erinnerungen und Gerbigeschichten, die wir austauschten, er-gänzte sie mit der folgende „Lebensrettung“

 

Wir Knirpse, ich etwa 4-5jährig und der etwas ältere Franz S. waren ins Steinbett der Rauti gestiegen und stapften patsch patsch in etwa wadentie-fem Wasser. Offenbar schien es noch leicht zu regnen, so dass die hervor-stehen Steine der Seitenwand, an denen wir aus dem Bach kletterten, glit-schig waren. Just bei der Brücke zum Bühl war eine solche „Ausstiegsstelle“.

 

Ich meine mich zu erinnern, dass ich beim Hochklettern ausrutschte und kopfvoran auf den Boden des Bachbetts stürzte. Franz S. schien das zu be-obachten und stellte fest, das ich an der Stirn ziemlich blutete, aber nicht mehr hochkam. Er soll, so Maria Hefti-Leuzinger, um Hilfe gerufen haben. Sie war als 14-15-jähriges Mädchen bei Doktor Gallatis als Haushalthilfe angestellt und hinter dem Haus dabei, Schuhe zu putzen. Als sie den Hilfeschrei von Franz S. „Dr Fritzli isch i Bach inägkiit und blüätet eeländ!“ hörte, eilte sie den Anstieg zum Bach hinauf.

Ich erinnere mich, dass mich jemand an den Armen hochzog und auf den Armen zum Doktor trug.

Dieser leistete Erste Hilfe. Ich sehe mich noch auf einer breiten Sitzgelegen-heit, vermutlich dem Schragen für Untersuchungen.

Maria erzählte, sie hätte mir den Kopf halten müssen, meine Mutter, die offen-bar auch dazu geholt worden war, hätte sich abgewandt und nicht zusehen können. Doktor Gallati habe mir etwas Braunes (vielleicht war es Jod) in die Stirne verpasst, aber keine Spritze für lokale Betäubung.

Dann habe er die Wunde genäht.

Ich hätte nicht geweint oder gejammert, sondern sei bockstill dagesessen und hätte alles über mich ergehen lassen. Vermutlich in Schockwirkung, nicht aus Tapferkeit. Was ich aber wieder genau zu wissen glaube: Doktor Gallati brach-te eine silbrig scheinende kleine Klammer, die er mir auf die Stirne anbrachte. Offenbar um die zerborstene, dann genähte Haut zusammen zu halten.

Dann hätte sie mich wieder der Mutter übergeben, aber daran habe ich über-haupt keine Erinnerung.

Maria meinte noch, wenn ich bewusstlos in der Rauti weiter nach unten ge-spült worden wäre bis zur Einmündung in den Mülibach, wäre ich wahrschein-lich im wasserreichen und recht tiefen Mülibach ertrunken.

 

Was ich hingegen genau zu wissen glaube, war die Prozedur beim Entfernen des Verbandes. Der Doktor riss - ratsch - den Verband weg. Das tat grausam weh, vermutlich das Wegreissen der erwähnten Klammer. Nachher kam nur noch ein Heftpflaster drauf. Spätere Erinnerungen habe ich keine mehr. Aller-dings habe ich seither eine dreieckförmige Narbe, die auf ewige Zeiten an den Hilferufer Franz S. und an die liebe Maria als „Lebensretterin“ erinnert und zu Lebzeiten sichtbar bleibt.

Einmündung Rauti - Mülibach: Im schlimmsten Fall, so Maria, wäre ich hier gelandet und ertrunken.


Dienstag, 7. Februar 2023

 

Klosterdorf Einsiedeln - Fasnachtswaldstatt Einsiedeln

 

Aus Gelb wird weiss 

Von Dreikönigen bis zum Äschlimittwuch

 

Einsiedeln ist bekannt als berühmter Walffahrtsort und Sitz der Stiftsschule, aus der schon mancher "grosser Kopf" hervorgegangen ist. Aber Einsiedeln ist in der fünften Jahreszeit ausser Rand und Band als Fasnachts-Hochburg.

 

Heute ist die von den "Goldmäudern" die 42. Ausgabe des "Abäck", die grossfor-matige, immer farbigere Fasnachtszeitung erschienen. Zwar ist das jahrzehn-telange, vertraute gelb Blatt nun weiss, aber dafür sind die Bilder umso bunter. "Abäck" ist ein runder Scheitbock, auf dem alles und jedes zu Kleinholz ("Schiitli") gehackt wird. Eigentlich ist es eine Ehre, wenn man bei den witzigen, listigen und das ganze Jahr lauernden "Abäck"-Redaktoren für würdig befunden wird, durch den Kakao gezogen zu werden und vielleicht gar mit Schlagzeile erscheint.

Die achtseitige, närrische Gazette ist erschienen und nimmt Geschicke und Missgeschicke aufs Korn.

Früher hatte sich regelmässig nach der Fasnacht die Bezirksbehörde mit Klagen zu befassen von Leuten, die  sich "abäck"-geschädigt fühlten. Bishweilen gingen solche Fälle bis in Bezirksgericht. Es gab da aber Leute, die als "Beschwichtiger" ausgeschickt wurden, um die empfindlich Betroffenen wieder zu beruhigen ver-suchten.

Eine köstliche Reminiszenz sind zwei bekannte Bezirksräte. Bezirksammann Henslerä Urban, genannt Lenz, und Bezirksrat Wickertä Thömel. Der eine KK, der andere Liberal. Sie waren führende Köpfe nicht nur politisch, sondern auch in vielen Vereinen und offenbar immer gegenteiliger Meinung. Dieser Zwist zog sich jahrelang hin. Eines Tages, wieder einmal nach einer heftigen Auseinander-setzung zwischen den beiden "kamphähnen" war Thoma so wütend, dass er hin-ging und einen Esel kaufte und gab ihm den Namen seines Widersaschers: Urban. Prachtsbeispiel für echte, eingefleischte und markante Einsiedler.

Titelseite des diesjährigen "abäck" der Fasnachtsgesellschaft "Goldmäuder"

(Ausschnitt aus dem Einsiedler Anzeiger)

 

Signet der Fasnachtsgesellschaft "Goldmäuder", der ich in den siebziger Jahren angehörte und als Federfuchser zu den Redaktoren des "abäck" gehörte. Unser jüngster Sohn Urs war eifriger "Buäbätriichler", die jeweils um 4 Uhr in der Früh durch Gassen und Strassen "triichelten". Gusti Gyr war grosser Mäzen und Förderer der Jungtriichler. Er hielt dies in

einem Vers fest:

"Früe am Güdelmändig Morge,
Wenn mir ghöired Trichle lütä,
Weiss z Einsidle jede Büebel,
Was das Zeiche söll bedüte.
 
Und i allä Näschter zabled
Chindebei, und au die Altä
Mag s bi derä Morgämusig
Chumm mej i dä Fädre bhalte.
 
Was d Einsiedler hür verspüred
Chasch mit keinem Name tauffe,
Tüend s am Fasnachtsmändig Morgä
Mit em Tüfel Hudi laufä."

 

Archivbild Goldmäuder: Schmutziger Donnerstag: Schluss des Kinderumzugs vor dem Hotel Schiff. Im Hintergrund die "Büäbätrichler" der Goldmäuder. 

 

Einsiedler Fasnacht in Kürze

 

Iitrychlä an Drei Königen

Am Dreikönigsabend 20 Uhr starten die Trychler (bis 40 an der Zahl) beim Kloster und ziehen zum "Fasnachts-Iitrychlä" durch Einsiedeln. Damit ist die fünfte Jahreszeit eröffnet. Die beiden Fasnachtsgesellschaften "Goldmäiuder" und "Bürgerwehr" werden aktiv. Fasnachtsanlässe, Bälle finden statt, die Fasnachtzeitungen, die abwechselnd von den beiden Fasnachtsgesellschaften herausgegeben werden, werden redigiert und mit den "Sünden" der Menschen oder Institutionen gefüllt...

 

Schmutziger Donnerstag 

Schmutziger Donnerstag

Itrichle der Buebätrichler

Der Schmutzige Donnerstag ist den Kindern vorbehalten. Wie schon erwähnt machen sich die Jungtriychler bereits um 4 Uhr morgens auf die Pirsch und ziehen durch Einsiedeln, um den Schmutzigen Donnerstag "ii-z-trychlä". Sie erhalten um 6 Uhr ein gespendetes Frühstück.

Seniorenumzug

Seit 1984 findet der einstige, wiederbelebte (frühere) Sühudiumzug statt, der in der Schmiedengasse startet und verschiedene Beizen abklopft. Schliesslich treffen sich die Fasnachts-Senioren im "Klostergarten" bei Musik und Lumperien.

Kinderumzug der Goldmäuder

"Die Tatsache, diesen Tag (den Schmutzigen Donnerstag) nur für die Waldstattkinder zu reservieren, ist historisch gut nachgewiesen. Diese Kinderfasnacht ist aber seit Jahren so, dass der Tag müde und ohne jeglichen nennenswerten Betrieb und fasnächtlichen Sinn oder Unsinn für die Kinder vorüberging zum Freitag, wo dann ususgemäss die Schulmeister nach den maskentragenden Kleinen forschten" (Protokoll der Generalversammlung vom 14. Januar 1956).

Damals war es den Kindern verboten, sich zu verkleiden, höchstens ein Tüchlein über das Gesicht war erlaubt. Erstkommunikanten war sogar dies verboten. Wer sich trotzdem verkleidete, wurde in der Schule, falls es bemerkt wurde, scharf bestraft.

Die Mäuder entschlossen sich noch 1956 einen Kinderumzug auf die Beine zu stellen.  Dazu mussten die Bewilligungen der Pfarrei und des Schulrates eingeholt werden. Was auch nach einigen Diskussionen möglch wurde.

Die Idee des Kinderumzuges von 1956 ist noch heute aktuell:  Ein Kinderumzug soll während zwei Stunden die Dorfstrassen beleben, und den maskierten Kindern sollen von einer fahrbaren Goldmäuderküche aus heisse Wienerli, Bürli und Heliomalt gratis abgegeben werden. Zum Schluss soll das Attribut der Gesellschaft, der Mäuder, auf dem Platze elendiglich explodieren.

Statt Heliomalt wird heute Orangenpunsch abgegeben. Die heutige fahrbare Mäuderküche wurde in den 90er-Jahren in Eigenregie gebaut, damit auf aufwändige Auf- und Abbauarbeiten wie in früheren Jahren verzichtet werden kann. Ansonsten ist der Ablauf immer noch derselbe wie anno 1956!

In den 90er-Jahren versuchte man mittels Maskenprämierung für Gruppen grössere Gruppenverbände an den Umzug zu bringen. Dies gelang unter Mithilfe von Familien, Lehrkräften und anderen Fasnachtsbegeisterten. Das Geld für die Verpflegung wird direkt am Umzug in Sammeltüchern gesammelt. 

Nach dem Umzug macht das Mäuderbähnli noch einige Runden mit den kleinen Mäschgli durchs Dorf bis gegen die Abendstunden die Kinderfasnacht ausklingt.

Beizenfasnacht

Denn schon bald treffen sich wieder ganz andere Gruppen um den Abend zu ver-schönern. Traditionell wird am Schmutzigen Donnerstag eine Beizenfasnacht in den Gaststuben gefeiert. Diverse Schnitzebankvorträge haben sich etabliert und in den auserkorenen Lokalen sind die Plätze lange vor der Fasnacht ausgebucht. Leider wird das klassische Hudi mehr und mehr verdrängt, da im strengen Zeit-plan der Schnitzelbänkler zu hudenen sich nach Ansicht der Sänger nicht schi-cken soll. Jedoch stellt sich Groll meist nur im kleinen Rahmen ein, da an der Fasnacht ja alle gleich sein sollten. Den Hudis sei gesagt, es gibt auch Lokale in denen keine Schitzelbänkler vorbeikommen.
Auch die Trichler sind wieder unterwegs, meist in kleineren Gruppen und immer wieder auf der Suche einem verdienten Fasnächtler ein "Kantüssli" zu geben. Das Treiben kann bis in die Morgenstunden andauern, denn der Fasnächtler ist sehr ausdauernd.

Fasnachts-Montag ("Güdismäändig")

Iitrichle

Ab 4 Uhr in der Frühe machen in den letzten Jahren 50 - 80 Trichler der Goldmäuder, Bürgerwehr, Einheit und vielen privaten Frauen und Mannen einen ryth-mischen Weckruf durch das ganze Dorf. Unverkleidet, meist ohne Zuschauer am Strassenrand aber mit einigen verschlafenen Gesichter hinter den Schlafzim-merfenstern, werden rund 7.5 km abgespult. Man möchte ja allen verkünden "es isch Fasnacht". Ob des knietiefer Neuschnee, eisglatte Strassen oder auch warmes Tauwetter ist, die Fasnächtler hält nichts davon ab, die Trichel umzuschnallen. Jeder kann mitmachen und ist willkommen. Die verschiedenen Gruppen haben für jeden die passende Trichel parat. Damit die einen, die frühmorgens zur Arbeit müssen, nicht ganz ohne Fasnacht auskommen, wird der erste abgehende Zug aus Einsiedeln von den Trichlern verabschiedet. Um 6 Uhr wird dann das verdiente Morgenessen eingenommen, "heissä Schinkä mit Gummelsalout". Meist mit einem Bier, denn in den zwei Stunden ist doch der eine oder andere Schweisstropfen geopfert worden. Ein längeres Zusammensitzen beim Frühstück ergibt sich nie, da sich schon bald der einzigartige Sühudiumzug bildet. Schnell nach Hause, das Tenue wechseln und wieder ins Dorf.
Sühudiumzug
Für viele ein Höhepunkt der Einsiedler Fasnacht! "Sühudi" ist eine Bezeichung, die nur im Bezirk Einsiedeln Verwendung findet und nur hier traditionell richtig verstanden wird. So hat der Umzug auch nichts mit unappetilichen Dingen zu tun. Tierkadaver, Knochen oder andere ungeziemliche Sachen sind verpönt.
Ein "Sühudi" ist eine Gestalt, die vielerlei Gestalten verkörpern kann. So wird meist alter Kleiderplunder wild durcheinander kombiniert ohne Rücksicht auf Ge-schlecht, Grösse oder Farben. Die Larve ist meist eher eine groteske, derbe Schreckfigur, wo schiefe Nasen, Warzen oder Überbiss gerne überzeichnet wer-den. Auch werden allerlei Gegenstände benutzt, welche zum gewählten Thema passen oder einfach einen Anknüpfpunkt geben, um mit dem Zuschauer am Strassenrand zu intrigrieren. Moderne Masken aus Kunststoff oder geschminkte Mäschgli werden nicht nach Hause geschickt, aber erfreuen kann sich der Fas-nachtsliebhaber eher an selbergemachten Larven.
Der Sühudiumzug ist wie der Seniorenumzug, nicht organisiert. Er formiert sich einfach. In etwa um 8 Uhr belebt sich der Dorfplatz langsam. Aus allen Gassen und Häusern kommen die einzelnen Hudis oder Tüüfel, welche meist zuerst noch kurz einkehren und einen Kaffee avec oder en Gsprütze zu sich neh-men. Die Beizen im Unterdorf sind bereits gut besucht und manchmal ist nicht mal mehr ein Sitzplatz zu ergattern. Es geht den einen leichter mit etwas "Güggs" mit den Zuschauern zu intrigieren. Gegen halb neun treffen immer mehr Tüüfel, Trichler und Sühudis ein und reihen sich langsam vor dem Central (Dorfplatz) auf.
Massenhaft "Tüüfel" führen den Sühudi-Umzug an.
"Dr Tüüfel" holt die Leute ab der Frühmesse an die Fasnacht, daher auch die einfache Route, die Hauptstrasse rauf und zurück ins Dorf wieder runter. Um neun Uhr gehen die ersten Tüüfel los ohne Kommando oder anderer Anweisung in Richtung Kloster. Die Fuehrmannen treiben sie mit den Geiseln an und ma-chen auch die dicht gedrängten Strassen breiter. Früher ein paar wenige Tüü-fel, sind heute meist über hundert Tüüfel anzutreffen. Sobald die letzten Tüüfel unterwegs sind, setzen die Trichler ein, welche auch als echte Süühudi die grossen Tricheln umgeschnallt haben und somit den urtümlichen Umzug mit ihrem rhythmischen Klang antreiben.
Diesem, noch einigermassen geordneten Ablauf, folgen wild zusammen-gewürfelt die Sühudi, einzeln oder in Gruppen. Mit einem Korb oder Handwagen bis zu grösserem Gefährt mit Getöse und Rauch. Schnell kommt der Umzug ins stocken, müssen doch alle bekannten Gesichter am Strassenrand angesprochen werden. Da werden die Dauerthemen des letzten Jahres durch den fasnächt-lichen Kakao gezogen, dort eine Flasche mit ungewissem Gebräu angeboten. Für die Hudi ist es am schönsten, wenn die Zuschauer auch auf die Hudi ein-gehen und parieren. So kann richtig schön intrigiert werden. 
Schnell sind anderhalb Stunden durch und die letzten Hudi sind noch immer nicht auf dem Klosterplatz angekommen, da ziehen die Tüüfel und Trichler bereits wie-der die Hauptstrasse hinunter. Das frühere Abwarten, bis alle oben angekommen sind, wird in den umliegenden Gaststätten im Oberdorf mit einer Stärkung ver-kürzt. Da sich die Menge stetig vergrössert, kommt es seit einigen Jahren zum Gegenverkehr auf der oberen Hauptstrasse, was genau diesem Umzug aber gar nichts anhaben kann, da er ja eben nicht organisiert ist.
Nächster Halt der Umzugsspitze ist die Brauerei Rosengarten, wo sich meist unter Konsumation des heimischen Bieres der eigentliche Umzug langsam auf-löst. Da sich die Zeiger der Uhren langsam gegen den Mittag verschieben, sind bereits einige wiederum im Stress. Am Nachmittag kommt der nächste Höhe-punkt und da gilt es sich wiederum anders bereitzumachen. Anderen bleiben den Rest des Güdelmändigs als Sühudi unterwegs, am Nachmittag als Zuschauer und am Abend vielleicht wieder am intrigrien in den Beizen. 

Grosser Wagenumzug

Dies ist ein Umzug, wie er an vielen anderen Orten auch anzutreffen ist. Seit der Gründung der Goldmäuder 1930 wird ein solcher Umzug am Montag organisiert. Jetzt alternierend mit der Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr, früher auch noch mit Zirkus Kraft und Mut des Turnvereins.Heute weist der Umzug meist rund 50 - 60 Gruppen auf. Bunt gemischt mit grossen, bunten und lauten Wagen, Guggenmusiken, Trichlergruppen, Kindergruppen, Fussgruppen oder auch vom Vormittag übrig gebliebene Tüüfel. Manchmal ziehen auch noch einige Sühudi mit, da sie sich eh nichts sagen lassen.

Alle Teilnehmer werden von der organisierenden Gesellschaft im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben (ehemals Dorfzentrum) von der Mäuderküche aus verpflegt. Danach gleitet der Tag nahtlos in das Fasnachtstreiben der Nacht über. Wiederum ist wildes Treiben auf den Strassen und in den Gaststätten angesagt. 

Fasnachtsdienstag ("Güdisziischtig")

Brotauswerfen

Wohl einer der schönsten Fasnachtsbräuche überhaubt, welcher sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Die Figuren des Johhee, Mummerie und Hörelibajass werden an anderer Stelle beschrieben.
Dem Volksmund zufolge wollten die Johheen und Mummerien (Ross- und Vieh-händler) über ihre Verluste hinwegtäuschen und sammelten während ihrer Heim-kehr aus dem Welschland Geld. Damit kauften sie daheim Brot und verteilten es den Armen. Das Volk sollte glauben, sie hätten noch immer genug Geld im Sack. Die List gelang nicht, und sie wurden ausgelacht, geneckt und gehänselt (Darge-stellt durch die Hörelibajass).
"Brootuusrüärä" nennen die Einsiedler den Fasnachtsdientagsbrauch, der jeweils viel Volk anzieht.
Zwischen 1880 und 1900 verschwand der Bruch fast vollständig. Die private Maskengarderobe wurde 1903 an den Turnverein Einsiedlen übergeben, mit der Verpflichtung, dieses Brauchtum und die Kostüme zu pflegen und weiterzuführen. Die Pflege und Durchführung liegt nun über hundert Jahre in den Händen des jeweiligen Vorstandes des Turnvereins (STV). Die Generalversammlung hat dazu kein Mitbestimmungsrecht.
In der Vorfasnachtzeit wird durch die zwanzig Auswerfer im Dorf das Geld für das Brotauswerfen gesammelt. Alles Geld wird nur für das Brotauswerfen, Kostüme, Larven und Bühnen verwendet.
In der Nacht vom Güdelmontag auf den Fasnachtdienstag werden in den Bäcke-reien des Dorfes über 8'800 Mütschli (aus Halbweismehl gefertigtes Doppelbrot und wiegt 500 Gramm, ein einzelnes Mütschli also 250 g). Somit ergeben sich über 2.2 Tonnen Brot das gebacken wird.
Am Dienstag Morgen werden drei Bühnen im Dorf aufgestellt. Das erste Auswer-fen beginnt als Schauspiel auf dem Sternenplatz, alle 40 Minuten startet das Ganze auf einer anderen Bühne (Sternenplatz - Hechtplatz - Sternenplatz - Hechtplatz - Dorfplatz). Auf dem Dorfplatz wird die doppelte Menge Mütschli ausgeworfen.
Der Zug der Auswerfer folgt in einer genauen Reihenfolge den beiden Süü-bloutere-Bajass, welche sich den Weg durch die Menge bahnen. Sobald alle auf der Bühne sind und die Brotsäcke gestappelt wurden, beginnt das Auswerfen mit dem kurzen Schlag der Trichel eines Joheen. Dann fliegen die Mütschli! Mal weit, mal kurz, mal wird es direkt einem Kind in die Hände gegeben. Solchen Ge-schossen fielen schon Brillengläser, Fensterscheiben oder Leuchtreklamen zum Opfer. Auch wird manch einer mit einer Schürfung im Gesicht oder an den Hän-den angetroffen. Es gab schon Ideenreiche, die Fanghilfen wie Netze oder mit Schirmen versucht haben, sich ein Mütschli zu ergattern. Solche Praktiken wer-den nicht geduldet und diese Personen höflich gebeten, dies zu unterlassen. Das beste Mütschli ist selbst gefangen und sofort vor Ort gegessen!

Pagatverbrennen

Die Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr hat 1952 den seit 1870 eingeschlafenen Brauch des Pagatvergrabens neu belebt. Wurde der Pagat früher noch im Weiss-windgarten (Spielplatz rechts neben dem Kloster) im Schnee begraben, wollte man nun keine Nachahmung oder Verspottung von kirchlichen Zeremonien pro-vozieren. Daher wird der Pagat, nun dafür etwas grösser, verbrannt. Der Pagat war die Bezeichung der höchsten Figur des Tarok und entspricht etwa dem un-serern Chöpfärölli (Schällä-Buur) der Jasskarten.
Um sieben Uhr formiert sich ein kleiner Umzug aus Fackelträgern, Domino, Tüü-fel, weinende Hudi und einer grossen Schar von Trichler aus dem Dorf und den Vierteln um der Pagat auf seiner letzten Reise zu begleiten. Angeführt wird der Zug von der Fasnachtsziischtig-Musig, welche wehmütig den Einsiedler Fas-nachtsmarsch "Hauet dr Chatz dr Schwanz ab" spielt.
Wieder auf dem Klosterplatz (früher auf dem Dorfplatz) wird der Pagat ange-zündet und alle Teilnehmer umrunden diesen bis der Abend mit dem letzten Aufflackern in das Ustrichle übergeht.

Ustrichle

Die Mäuder versuchten nach dem Krieg im Zuge des Aufschwunges auch das Ustricheln wieder aufzunehmen. 1947 wurde das Ustrichle von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. In den 50er Jahren konnten sich die Mäuder endlich eigene, eigentliche Fasnachtstricheln anschaffen und auch wurden erst-mals Holzlarven angeschafft. Diese Holzlarven mit Jahrgang ca. 1947 sind zum grössten Teil auch noch heute im Einsatz!
Die Ustrichler nehmen seit jeher nicht am Pagatverbrennen teil. In den modernen Anfängen der beiden Bräuche, nach dem zweiten Weltkrieg, gab es zwischen den beiden Gesellschaften heftige Unstimmigkeiten und daher ist man sich ge-genseitig nicht in die Quere gekommen. Es hat aber auch eine praktischen Grund. Die wertvollen Hübli der Ustrichler aus Manchester-Stoff und den Pelz-einfassungen sind anfällig auf Brandlöcher. Da durch die knallenden Böller emsiger Funkenflug den Nachhimmel erhellt, werden die sehr alten Kostümteile am einfachsten geschützt ,indem die Mäuder erst später auftreten.
Heute halten sich die Ustrichler vor dem Paracelsusdenkmal bereit, bis sich das Pagatverbrennen langsam auflöst. Die Buebätrichler haben den Pagat umrundet und treffen sich nun mit den Ustrichlern und schliessen sich ihnen an. Für die Buebätrichler ist es jeweils ein würdiges Erlebnis, wenn sie mit Grossen mit dürfen.
Nun starten die Ustrichler und ziehen mit den letzten Zuschauer die Haupt-strasse hinunter für ein letztes Aufbäumen der Einsiedler Fasnacht. Seit 1991 laufen auch wieder regelmässig zwei Kälber bei den Ustrichlern mit. Diese Maske war lange verboten und fast verschollen und trat nur sporadisch auf. Mit seiner kleineren Trichel und den hastigen Sprüngen machen die Kälber den Ustrichlern Platz und schauen auch, ob es in der nächsten Wirtschaft überhaupt Platz hat. Die Buebätrichler verabschieden sich schon bald einmal. Zum Dank für Ihren Einsatz ist es dem Buebätrichlerchef und seinen Vize (sie werden in der Regel an der nächsten GV aufgenommen) gegönnt, bis zum Schluss am Ustrichle teilzu-nehmen.
So manche Wirtschaft wird besucht, in heutiger Zeit in mehreren Gruppen und kurz vor Mitternacht trifft man sich vor dem Rathaus ("Geisterhuus").
Dort wird die Holzlarve ausgezogen und in der Hand gehalten. Nur das Hübli bleibt auf dem Kopf. Nun startet der letzte Gang die Hauptstrasse hinunter und weiter die Langrütistrasse hinauf in Richtung Mäuderschopf. Alle sind müde und erschöpft, trotzdem wird die Trichel nochmals perfekt im Takt kräftig ange-schlagen, dass auch jeder weiss: "Es war wieder eine tolle Fasnacht". Schlag Mitternacht verstummen die Tricheln, egal wo sie sich auf dem Weg in den Schopf befinden.
 
Diese Schilderungen sind mit leichten Abänderungen der Homepage der "Goldmäuder" ent-nommen)
/www.goldmaeuder.ch/events
 

Sonntag, 29. Januar 2023

 

Er referierte im Toldersaal Näfels...

 

Hans Rudolf Fuhrer gestorben

(1941-2023)

 

Cover der Gedenkschrift für PD Dr. Hans Rudolf Fuhrer

Er referierte bei der General Bachmann Gesellschaft im Tolderhaus Näfels über die Schlacht bei Näfels.

 

Rudolf Jaun, emeritierter Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit und Militärgeschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich, schrieb folgende Würdigung in der NZZ am 27. Januar 2023

 

"Er wollte bei politisch umstrittenen Themen immer beide Seiten hören: Der Zürcher Militärhistoriker Hans Rudolf Fuhrer ist gestorben."

 

Wer sich für Militärgeschichte interessierte, kam an Hans Rudolf Fuhrer nicht vorbei. Der ETH- und Universitätsdozent besass die Fähigkeit, diese mitreissend zu vermitteln. Ein Nachruf.

Militärgeschichte war einst ein Fach, in dem am Historischen Seminar an der Universität Zürich doktoriert werden konnte. Einer, der dies 1982 tat, war Hans Rudolf Fuhrer. Der 1941 Geborene tat dies als Spätberufener, nachdem er zuvor als Primar- und Sekundarlehrer sowie Didaktikdozent in der Sekundarlehrer-ausbildung an der Universität Zürich gewirkt hatte.

 

Lehrstuhl gegen den studentischen Widerstand errichtet

 

Seit 1974 gab es am Historischen Seminar der Universität Zürich einen halben Lehrstuhl für Militärgeschichte, der gegen studentischen Widerstand errichtet worden war. Letzteres hinderte den gewieften Didaktiker und Miliz-Truppen-kommandanten der Armee keineswegs daran, sich fortan der Militärgeschichte zu widmen. Nach seiner Dissertation zur deutschen «Spionage gegen die Schweiz» untersuchte er die Entwicklung des Feldpredigerdienstes in der Schweizer Armee.

Der militärgeschichtliche Gout war noch nicht gestillt: Hans Rudolf Fuhrer entschloss sich, in Militärgeschichte zu habilitieren. Er organisierte sich einen Forschungsurlaub und verfasste eine Arbeit zur schweizerischen Landes-verteidigung und Landesbefestigung im Ersten Weltkrieg. Inzwischen trat er 1990 die Nachfolge von Professor Walter Schaufelberger als hauptamtlicher Dozent für Militärgeschichte an der Militäraka-demie (Milak) der ETH Zürich an.

Alfred Gilgen machte ihn zum Privatdozenten

Die Ernennung von Hans Rudolf Fuhrer zum Privatdozenten sollte Uni-versitätsgeschichte schreiben: Die Fakultät wollte das Plazet nicht geben, aber der damalige Regierungsrat Alfred Gilgen machte Hans Rudolf Fuhrer zum Privatdozenten für schweizerische Militärgeschichte. Aus seiner Habilitations-schrift ging das umfangreiche Werk «Die Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg. Bedrohung, Landesverteidigung und Landesbefestigung» hervor, das im Verlag NZZ Libro drei Auflagen erlebte.

Es folgten nun eine Reihe von Sammelbänden, die Hans Rudolf Fuhrer zusammen mit Mitarbeitern der Milak/ETH erarbeitete und herausgab: «General Ulrich Wille, Vorbild den einen – Feindbild den andern» und «Schweizer in ‹Fremden Diensten›. Verherrlicht und verurteilt». Die Titel der beiden Bände verraten einen grundlegenden Charakterzug Fuhrers: Et audiatur altera pars (Lateinisch für «Gehört werde auch der andere Teil»). Er wollte bei politisch und historiografisch umstrittenen Themen immer beide Seiten hören.

Dies zeigte sich auch in seinem letzten grossen Werk im Rahmen der Reihe «Der Schweizerische Generalstab: Alle roten Pfeile kamen aus Osten – zu Recht?», in dem er zusammen mit Matthias Wild und Daniel Neval die Militärdoktrin der Sowjetunion und die Einschätzung der Schweiz durch den Ostblock aufarbeitete.

Militärgeschichte zum Anfassen
Als Dozent an der Militärakademie führte Fuhrer unzählige militärhistorische Exkursionen durch, die er mit der Reihe «Militärgeschichte zum Anfassen» dokumentierte. Militärhistorische Reisen sollten auch nach seiner Emeritierung seine grosse Passion bleiben. Er konnte seine Zuhörer begeistern, war selbst von der Militärgeschichte begeistert, das machte ihn mitreissend. Im Rahmen der Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen (GMS) leitete er über 90 Exkursionen rund um die Welt zu militärhistorischen Schauplätzen.

In der Schriftenreihe der GMS publizierte er in den letzten 15 Jahren ununter-brochen Hefte, beispielsweise zum Russlandfeldzug 1812, zum Gebirgskrieg, zum Ordnungsdienst, zum Tod des Reformators Zwingli und zu dessen Waffen, aber auch zu Karl Barths «Schweizer Stimme», zum «Feindbild Moskau» und als letztes Heft «Pulverfass Balkan». Diese sollte seine letzte Arbeit sein.

Am 15. Januar ist Hans Rudolf Fuhrer in Meilen gestorben. Er gehörte zu den profiliertesten Schaufelberger-Schülern und erreichte mit seinem reichen Schrift-tum ein grosses militärhistorisch interessiertes Publikum.

siehe auch: https://www.nzz.ch/zuerich/er-wollte-bei-politisch-umstrittenen-themen-immer-beide-seiten-hoeren-der-zuercher-militaerhistoriker-hans-rudolf-fuhrer-ist-gestorben-ld.1723170.


Donnerstag, 26. Januar 2023

 

Zum Teufel mit den Nierensteinen

 

Zum zigsten Mal werde ich von einem Nierenstein meuchlings und urplötzlich heimgesucht und ebenso viele Male darf/muss ich über die Notaufnahme des Spitals Glarus einchecken. Das Ritual ist immer dasselbe. Ausziehen, auf das Spitalbett liegen, Schmerzspritze, Blutdruck messen, Puls messen, Sauerstoff-gehalt im Blut messen, Lunge und Herz abhören, Kantenschlag in die Nieren-gegend links und rechts, Knetübungen hier und da und dort, Schmiere auf den Ranzen für die Ultraschallsuche nach einem möglichen Nierenstein. Abfragen des Kolikhergangs und der vermuteten Lage des Nierensteins (oder der Nieren-steine). Geschobene Reise durch die Spitalgänge zum CT-Raum (Computer-Tomograph), Umstieg auf CT-Röhre, Tomographieren der vermuteten Stelle(n). Durch eine mit Löchern performierte Stelle im eierschalenarbenen Gerät, eine runde Röhre in der sich Schwungräder zu drehen scheinen, ruft eine elektro-nische Stimme "ein- und ausatmen" oder "Atem anhalten", dann durchdringen dich nicht spürbare radioaktive Strahlen und bilden dein Inneres auf einem Tomo-gramm ab, das ist ein radio-aktiv gewonnenes Röntgenbild.

 

Der Facharzt beugt sich später über die Innereienbilder und erklärt dir dann mit hochgezogenen Augenbrauen "Ahä! Da häm-mer-nä!" und erklärt, wo sich ein Nierenstein oder mehrere dieser Biester befinden. In meinem Fall zwei Winzlinge in der Niere, die noch zu "jung" sind, um sie herauszugrübeln, ein Fünfmillimeter-biest, das ja mit Ecken und Kanten an den Harnleiterwänden die typischen Höllenschmerzen auslöst, und ein kleineres Kaliber, das möglicherweise den Braten riecht und sich selber durch den Harnleiter aus dem Staube macht und via Blasenbad die Flucht ergreift. Aufgefangen wird der Deserteur in einem Karton-trichter auf einem Urinkrug.

 

Der Urologe bestimmt den Operationstermin und die anwendbaren Methoden. Bis es dann soweit ist, meist erst am anderen Tag, wird der Patient auf die Station, das heisst auf sein Krankenzimmer, gebracht und kann mehr oder weniger mit Schmerzmitteln flott gemacht liegenderweise am Bügel über ihm Fernsehschauen oder Radiohören mit oder ohne Kopfhörer, wobei mit diesen nicht nur die Qualität besser ist, als auch kein Gedröhne im Raum entsteht.

 

Allerdings trabt nun eine kaum übersehbare Crew von guten Geistern in Weiss oder Blau auf mit immer den gleichen Riten: Blutdruck, Puls, Sauerstoff,  Piecksen zum Zuckermessen, Fiebermessen mit Piepston im Ohr, allenfalls Schmerzmittel vom Tropf und andere Flüssigkeiten. Heimwehpatienten über-brücken ihre Wartefrist mit Telefonieren, Facebookeln, Googeln oder ab Handy meist mit Kopfhörern Musik hören.

Die guten Geister halten dich in sporadischen Abständen im Auge, klopfen zuerst dezent an, "We gaht's?- "Händ-Si Schmäärzä?"- "Chämmer Inä nuch öppis bringä?"... Gemeint sind dabei "Tee" oder "Mineralwasser", natürlich Elmer mit oder ohne Kohlensäure oder für Nichteinschläferkönner ein Schlafmittel.

 

In meinem Fall unterhalten mich spannende Skirennen, sogar mit Schweizer Herren-Doppelsiegen, bei den Damen scheint Mikaela Shiffrin in Superform zu sein. Wer Schnellschnorer und geniale Debatter mag, findet auf deutschen Sendern hunderttauend Argumente bis zum Gehtnichtmehr zur Lage. Etwas abgestumpft durch die ähnlichen Ablaufmuster von Krimis erfasst mich ein aussergewöhnlicher Streifen, in dem man freiwillig vorausdenkt und entweder die richtige Nase hat oder durch andere Varianten verblüfft wird. Wer mag, zappt noch umher und staunt über die Vielzahl von Sendern in den veschiedensten Sprachen.

Zum Einschlafen schalte ich auf eine Radioprogramm Kultur und lasse mich durch klassische Musik in die Träume treiben, bis ich mich nach Eins oder so durch eigenes Schnarchen erwachend, schlapp und gähnend in den Schlaf sinken lasse...

 

Zwischendurch tüüsselt die Nacht-Pflegefachfrau ins Zimmer und vergewissert sich, ob du lebst, zieht dir einen herumgestoferten Duvetzipfel zurecht und verschwindet wieder auf leisen Sohlen.

 

Morgen früh geht es schon wieder los. Die guten Geister schwärmen wieder herein und wiederholen das bereits beschriebene Ritual, einzige Abweichung "Hatten Sie schon Stuhlgang?" oder so...

Freilich ein harte Probe ist der Essensverzicht, der stundenlang vor Operationen gefordert wird. Und irgend wann kommt das Kommando. "Etz chänd-Si draa!" Und wieder wirst du samt Bett einem leichten Luftzug entgegengeschoben, bis du durch mehrere Türen unter unendlich vielen nach hinten fliegenden Decken-neo- heute LED-Lampen vor dem Tor zur Ewigkeit ankommst, bis sich eine Schiebetüre öffnet und grüne Männchen und Weibchen dich umzingeln, auf eine Operationsliege hieven, wobei ich mich nirgendwo auf der ganzen Welt derart stabig vorkomme. Über mir grelle Scheinwerfer und vermummte Gesichter, die mich mit fröhlichen Sprüchen aufheitern und erklären wie sie mich in den Zustand der Bewusstlosigkeit versetzen "Denken Sie was Schönes" und dann löscht es mir ab. Ich gleite, zwar noch mit einem gespässigen Geruch im Gaumen in einen entspannenden Schlaf, noch höre ich die letzten Rollgeräusche, Filmriss... dunkel.

 

Irgendwann begrüsst mich eine leise, angenehme Frauenstimme im Aufweck-raum und zeigt mit in einem Döschen den verfluchten eingefangenen Nierenstein und schüttelt das ganze Döschen wie spanische Castagnetten. Mindestens das rhythmische Geräusch tönt so. Ich bin umzingelt von weissen Vorhängen, komme mir vor wie im Vorhimmel, doch ich höre keine Hallelujagesänge, nur leises Raunen in einem entfernten Nachbarbett, wo der "Aufweckengel" einer Patientin, die klagende Töne von sich gibt, Zuversicht und Ermunterung zuspricht. Alles in allem ist unglaublich, was ich da schweigend und neugeboren alles zu Ohren bekomme, bis ich nach längerer Warte- und Beobachtungszeit und nach meh-reren Vorhangritschauf, Vorhangritschzu an Kontrollblicken wahrnehme und so tickende Geräusche und elektronisches Klingeln von Apparaten vernehme. Und irgendwann  eine verhaltene Stimme höre: "Si chänd dr Herr Huuser gu abholä!" Nein, ich komme nicht in die Hölle, meine guten Geister vom zweiten Stock der Medizin sind wieder da und rollen mich durch die leichte kühle Brise der Spital-gänge zurück auf Zimmer 212.

 

Dem Urologen und seinen assistierenden Helferinnen und Helfern sei Dank. Hier ein Erinnerungsbild:

 

Patient: "... deer huärä Niäräschtäi!"   

Der Urologe Dr. Unrau: "Ich hab' ihn"!

(Nierenstein, leicht vergrössert.)

  

Dank gehört der ganzen Crew, die hier Modell steht:

 

Die guten Geister, flankiert von Oberarzt Dr. Urs Dehrungs und Chefärztin Dr. Eliane Angst.

 

 

Das erste Interview der Welt mit einem Nierenstein

 

 

Mein Name ist „Uro-Lithy“

oder

Wollte ich einem schlechten Menschen etwas wünschen sollte, wüsste ich was...

 

(publiziert im "Fridolin" am 24. August 2006)

 

Ich bin „Uro-Lithy“, andere nennen mich salopp „Harny“. Ich bin der hin-terhältigste, gemeinste Halunke. Ich geniesse es, Menschen, die ich mir auswähle, Höllenqualen zu verschaffen und sie auf Tod und Teufel zu peinigen. Alle Menschen, bei denen ich zu Gast war, reden nur in den verwerflichsten Tönen über mich.

 

Mein himmeltrauriger Bruder heisst „Nephro-Lithy“ oder „Niery“ und ist  genau so ein Saukerl wie ich. Eigentlich hätte sich der liebe Gott des Alten Testamentes seine ägyptischen Plagen sparen und nur uns auf die Menschheit loslassen können. Das wäre weniger aufwändig gewesen als die Heuschreckenplage und andere schreckliche Katastrophen.

 

Eigentlich bin ich ja nur das Produkt eines Kristallisationsprozesses. Der Nobelpreis für den, der genau sagen kann, wie ich überhaupt entstehe, wäre noch zu haben. Die Wissenschaft tappt noch weitgehend im Dun-keln. Die meisten meiner Brüder, die „Nierys“, sind kalziumhaltig. (Fach-leute reden von Kalziumoxalat oder -phosphat.) Letztere machen den Hauptharst der Übeltäter aus. Ich jedoch bestehe als „Harny“ aus Harn-säure. Wir „Harnys“ sind eine Minderheit, prozentual etwa wie Ausländer in der Schweiz. Es gäbe auch noch den „Chole-Lithy“ oder „Gally“, doch davon ein ander Mal.

 

Meine Stammlande sind die Nieren. Ich bin ein ausgesprochener Noma-de und wandere nach Lust und Laune harnleiterabwärts. Am liebsten bin ich bei Menschen, die sich gerne aufregen. Da bin ich im Element und werde immer dicker. Lustig wird es, wenn ich mich verklemme oder in der Harnleiterwand einhake. Es macht mir Spass, den Urin zu stauen, und jede Infektion bringt mich in Exstase vor Freude und den gast-gebenden Menschen ausser sich vor Schmerz. Hei, da sollten Sie mal sehen wie sich die Leute dann wälzen und stöhnen, es geht ihnen gräss-lich. Diesen Zustand des Leidens nennen die Menschen „Kolik“. Viele müssen darob gar erbrechen.

 

Bin ich gut gelaunt, ziehe ich Leine und haue ab über die Harnleiter in die Blase, eine prächtige Halle, in der es sich herrlich im warmen Urin baden lässt. Wenn ich aber nicht höllisch aufpasse, werde ich wegge-schwemmt und gelange über die dazu eingerichteten Organe ins Freie...und dann ist Feierabend!  Ich bin dann der gemeindlichen Kanali-sation ausgeliefert, gelange in die nächste Kläranlage und gehe später die traurigen Wege allen Klärschlammes.

 

Die fiesesten von uns verstecken sich so gut, dass es erheblichen ärztlichen Aufwand erfordert, uns überhaupt zu orten. Gemeinerweise strahlen sie Schmerzen ab, meist in den Rücken. Wenn wir uns in den unteren Etagen befinden, dröhnt es in den Bauch, in die Blase, Geni-talien oder in die Darmgegend. Wie die Fanfaren von den Zinnen Jerichos schmettern die Peinen anhaltend oder wellenweise im Leibe.

 

Nachdem der Arzt die oberen und unteren Ausgänge besichtigt und die nötigen Checkfragen gestellt, Blut und Urin untersucht, Zucker, Blut-druck, Puls und Temperatur gemessen hat, schmiert er den Bauch mit einer farblosen, gelatineartigen Sülze ein, um danach mit Ultraschall die Innereien am Bildschirm zu betrachten und nach mir zu suchen. Mich findet er nur schwer, aber er stellt Veränderungen der Niere oder ver-dächtige Symptome im Gedärme oder Harnleiter fest. Schreit der Patient bei einem sanften Nierenhaken auf und ist die Summe aller Erkennt-nisse ausreichend, folgt der Entscheid. Vielleicht braucht’s noch ein Röntgenbild... dann heisst es: „Ab ins Spital!“. Dort spielt ein einge-spieltes Team die ganze Klaviatur des sorgfältigen Eintrittsprozederes durch. In der Regel kommt der Patient im wahrsten Sinne des Wortes an die Flasche, wo vor allem Schmerzmittel träufeln, bis das Leben wieder einigermassen erträglich wird. Wahrscheinlich wird noch eine CT (Computertomographie) angeordnet. Herrschaft! Der entgehen wir nicht! Dort sieht man fast alles! Als „Uro-Lithy“ hast du keine Chance, wenn der Patient durch den Torbogen mit dem Röntgenblick gefahren wird.

 

Der Urologe ist mein Todfeind. Der schleicht dich an wie „Colombo“ und wenn er dich hat, lässt er dich nicht mehr los! Es ist einfach grässlich! In einer Operation mit Narkose führt er ein „Zystoskop“ ins menschliche Wasserkanalisationssystem.

 

Er schiebt eine sogenannte „Zeiss-Schlinge“ oder moderner ein „Dor-miakörbchen“ vor (befragen Sie Ihren Hausarzt über Details) und versucht dich einzufangen. Hat er dich mal am Schlawittchen, wehe, dann wirst du abgeführt wie ein Verbrecher. Geht alles gut, ist mich der Patient los, es sei denn, ein weiterer Kollege versteckt sich in der Niere oder im Harnleiter.

 

Noch schlimmer ist für unsereins die Stosswellen-Behandlung. Findige Köpfe haben dazu eine Apparatur erfunden, mit der man mich zertrüm-mert. Ich zerplatze in kleine Teile, die auf üblichem Wege ausge-schwemmt werden.

 

Natürlich ist sind die Ärzte aller Waffengattungen so findig, dass sie alles tun, auch meinen Nachkommen das Leben im wahrsten Sinne des Wortes zu „versauern“. Die Sprüche kennt man ja: Viel trinken, Diät, Bewegung, keine tierischen Eiweisse etc. etc.... Es gibt Ärzte, die dir empfehlen, dich auf einen Berg hochfahren zu lassen und dann zu Fuss zu Tale zu hüpfen. Dadurch könnte ein vorhandener Stein „kommen“. Andere raten zu pausenlosem Treppenhinauf und -hinuntersteigen. Seilspringen, vom Stuhl runterhüpfen, was immer... der Stein muss weg. Viele Menschen tragen Steine in sich, die sich „ruhig“ verhalten. Solange sie keine Koliken auslösen, mag das gehen. Wehe, wenn sie mit scharfkantigen Kristallen gegen die Harnleiterwand  kratzen oder ste-chen...

 

Wussten Sie eigentlich, dass die Nieren die physikalisch-chemische Fabrik unseres Körpers, die Blutreinigung, sind? Sie regeln den Wasser-haushalt, den Salzgehalt des Blutes und scheiden die Abbauprodukte des Eiweissstoffwechsels (Harnstoff und Harnsäure) und Giftstoffe aus. Sie sind 120-160 Gramm schwer und werden intensiv durchblutet. Der Blutdurchfluss beträgt 1500 Liter im Tag! In der Bibel sind Herz und Niere oft genannt. Sie sind „Sitz und Zentrum des Lebens“. Anderswo „Sitz des Gewissens“. Die Nieren sind ferner „Symbol des Schmerzes der Seele“. „Da es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren“ (Psalm 73,21) oder „Ja, in den Nächten erziehen mich meine Nieren“ und „... auf Herz und Nieren prüfen“ (Psalm 7,10)

 

Träfe zu, was die Statistik sagt, hätten etwa 5 % der Bevölkerung das Pech, Steine in sich zu haben. Der Gedanke, dass im Glarnerland rund 1800 Menschen Steine im Bauch (statt am Hals oder an den Fingern) hätten, könnte ganz schön „an die Nieren gehen“. Eigentlich wäre schon Zahnstein überflüssig, oder nicht? Nur ist der etwas leichter zu entfernen...                                                               Bis bald! Ihr Pankraz.

 


Montag, 23. Januar 2023

 

Trouvaille

 

Dr Gärbihund

 

Näfelser Sage 

 

 

Mä wäiss nüd rächt, öb das zwee Gschichtä sind oder nu äini. Beederläi isch v'rzellt woordä.

 

Uff jedä Faal häig-si ä fürchtigs Tiär, meh äs Uughüür as ä Hund, i-dr Gärbi obä zäiget. Bim Hiirzäbrunnä sig'r albig chuu, wänn d Wiibervölcher siged gu Wasser holä und nuch ä chlä mitänand gläublet häiged.

 

Digg öppä-n-ä Frau häig abr vor luuter Verschreggä dr Chübel v'rläärt und sig i Ohnmacht gkiit. Lang isch g'gangä, bis-si deer uumäär Hund üb'rhaupt händ chännä beschriibä. Und ebä d Uursach vu dem uuhäumlichä-n-Eräignis sig ä Gschicht wägätämä Überriiter. D Überriiter sind frünäer öppä gsii, was hütt pBriäfträäger. Gwööhndli uffämä Ross oder au z Fuäss händ-si Briäf, Waar, ab'r au Gält müäsä übrbringä.

 

Ämaal hätt's äs Gmunggel gii, wil ebä-n-äsonä Überriiter vu Näfels uff Oberuurnä oder umbekehrt, hett söllä ä waggärä Gältseggel transportiärä und mit Uusnahm vu Ross und  Riiter sig nüüt aachuu. Ds Gält sig verschwundä. Und verschwindä luu häigs deer Überriiter. Glii drnaa sig deer änärä äigätümmlichä Chrangget gschtoorbä und häig as Aarmi Seel, ab'r i dr Gschtalt vumä Hund müäsä ummä-gäischtärä. Ä groossä chöligä Hund sig's gsii, und dr Gältseggel häig'r ummä Hals ummä p'bundä gkaa. Füürigi Augä häig'r gmacht und g'gäufäret und gsaberet und gknurret we verruggt. Ghüünet häig'r, we wänn'r groossi Noot gkaa hett. Digg-öppä-n-ämaal sig'r überä Büäl bis gägä Schtampf abä.

 

Und wer 'nä gseeh häig, häig dernaa gad ä paar Taag bruucht zum der Aabligg z'v'rschaffä...und wer-nä gseeh häig, häig-nä au gkört, und wo-n'r albig wider vertüüssälet sig, häig mä nuch gkörä chlefälä und chlippärä vunärä Chetti, wo-ner hindänaachä-zogä häig.  

Zeichnung aus meiner Sagensammlung

Gärbihund und Frauen am HIrzenbrunnen


Sonntag, 22. Januar 2023

 

Trouvaille

 

"Bättälüütä"  - Angelusläuten

 

Das Bild, das seit den dreissiger Jahren

in meinem Haus hängt

 

Es gibt Jugenderinnerungen, die einem lebenslang begleiten. In meinem Haus, in dem ich geboren wurde, bis 1961 bei meinen Eltern dort wohnte, nach längerer Abwesenheit 1985 wieder zurückkehrte und mit meiner Familie selber dort einzog und nach dem Tod der Eltern und dem Wegzug der drei Kinder immer noch lebe, hing in der Wohnstube das folgende Bild. Es ist heute noch dort.

 

Ein Mann und eine Frau beim «Härdöpfeln», unterbrechen ihre Arbeit zum Angelusgebet, am Horizont ist die Kirche, woher offenbar das Geläut zu vernehmen ist. Das Bild ist betitelt "Angelus", in unserer Sprache "Bättälüütä".

 

Ich machte mich auf die Pirsch und versuchte Informationen über Herkunft und Bedeutung dieses Bild zu bekommen und wurde fündig:

 

Der Maler:

Jean-François Millet   (1814-1875)

 

* 4. Oktober 1814 im Weiler Gruchy in Gréville-Hague, Normandie; † 20. Januar 1875 in Barbizon.

Französischer Maler des Realismus. Neben Camille Corot ist er einer der führen-den Künstler der Schule von Barbizon.

 

Er wurde als Sohn von wohlhabenden Landwirten, Jean-Louis Nicolas Millet (aus Saint-Germain-le-Gaillard) und dessen Ehefrau Aimée Henriette Adélaïde Henry geboren.

Schulunterricht erhielt er durch den Abt Herpent. Mit Billigung und Unterstützung der Eltern nahm er in Cherbourg bei den Künstlern Alfred Mouchel und Jean-Charles Langlois seine ersten künstlerischen Studien auf. Die Gemeinde Cherbourg verlieh ihm ein Stipendium, das ihm die Fortsetzung der Studien an der École des Beaux-Arts in Paris bei Paul Delaroche ermöglichte. Im Louvre studierte er die alten Meister Andrea Mantegna, Giorgione, Michelangelo und  Nicolas Poussin und fertigte Zeichnungen nach ihrem Vorbild an. 

1837 entstanden die ersten Ölgemälde.

1840 war er zum ersten Mal mit einem Bild auf dem Pariser Salon vertreten.

1841 heiratete er Pauline-Virginie Ono, die bereits am 21. April 1844 starb.

Zwischen 1841 und 1847 fertigte er, zwischen Paris und Cherbourg pendelnd, Porträts von Familienangehörigen und Persönlichkeiten aus Cherbourg sowie Gemälde mit mythologischen Szenen an. Obwohl seine Porträts jener Jahre eine feine, empfindsame Behandlung der Farben und des Lichtes zeigen, lebte er in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen.

Vor allem seine mythologischen, stilistisch an das Rokoko angelehnten Szenen stiessen beim Publikum auf spöttische Kritik.

Sein Bild Ödipus von 1847 fand jedoch das Interesse und die Zustimmung des anerkannten Kritikers Théophile Thoré; dieser verglich Millet mit den spanischen Malern und den Brüdern Antoine, Louis und Mathieu Le Nain.

Dieses Bild blieb jedoch das letzte jener Schaffensphase.

 

Millet begann nun, sich der bäuerlichen Arbeitswelt zuzuwenden.

 

Im Revolutionsjahr 1848 löste sein Gemälde Le Vanneur (der Kornschüttler) eine Sensation auf dem Pariser Salon aus: Republikanisch gesinnte Kunstfreunde nahmen es mit begeisterter Zustimmung auf, bürgerliche Kreise reagierten mit Abscheu. Der republikanische Minister Ledru Rollin erwarb das Bild.

 

Wegen der grossen Choleraepidemie von 1830 zog Millet 1849 mit seinen Angehörigen in das südlich von Paris am Rand des Waldes von Fontainebleau  gelegene Dorf Barbizon.

 

Ab den 1850er Jahren konnte er vom Verkauf seiner Bilder in wirtschaftlich ge-sicherten Verhältnissen leben. Seine realistischen Bilder der harten bäuerlichen Arbeitswelt, beispielsweise Les Glaneuses (Die Ährenleserinnen) von 1857, trugen ihm bei manchen den Ruf eines Revolutionärs ein. Er selbst verwahrte sich jedoch gegen diese Bezeichnung.

 

Mit seinem Werk 'Mann mit der Hacke' befasste er sich im Jahr 1860–1862 wieder mit der bäuerlichen Arbeitswelt. Dieses Bild malte er für einen Salon im Jahr 1863.

 

Ab 1863 wandte er sich, unter anderem beeinflusst durch seinen engen Freund Théodore Rousseau, der Landschaftsmalerei zu. Bilder wie das 1868–1873 entstandene Printemps (Frühling) nehmen bereits Stilelemente des  Impressionismus vorweg.

1867 wurde eine grosse Zusammenstellung seiner Werke auf der Weltaus-stellung in Paris gezeigt. 1868 wurde er mit dem Orden eines Ritters der Ehrenlegion ausgezeichnet.

 

In seinen späten Lebensjahren, etwa ab 1865, fertigte Millet eine ganze Reihe von Pastellzeichnungen an. Seine späten Landschaftsgemälde und Zeichnungen mit ihrem mystischen Licht rücken ihn in die Nähe des Symbolismus.

1874 erhält er den Auftrag zum Ausmalen einer Kapelle im Panthéon. Er kam jedoch nicht dazu, diese Arbeit zu vollenden.

 

François Millet starb, durch wochenlange quälende Husten- und Migrä-neanfälle entkräftet, im Januar 1875 im Alter von 60 Jahren in Barbizon und wurde auf dem Friedhof von Chailly-en-Bière bestattet, wo auch Théodore Rousseau ruht.

 

Millets Gemälde waren und sind teilweise sehr populär, Les Glaneuses (Die Ährenleserinnen) beispielsweise wurde häufig als Kunstdruck vervielfältigt und als preiswerter Wandschmuck verkauft.

 

MIllets Äusserungen zum obigen BIld "Angelus"

 

«L'Angélus est un tableau que j'ai fait en pensant comment, en travaillant autrefois dans les champs, ma grand-mère ne manquait pas, en entendant sonner la cloche, de nous faire arrêter notre besogne pour dire l'angélus pour ces pauvres morts". »

 

"Angelus" ist ein Gemälde, dass ich gemacht habe, während ich darüber nachdachte, wie meine Grossmutter früher bei der Arbeit auf den Feldern nicht versäumte, als sie die Glocke läuten hörte, uns dazu zu bewegen, die Arbeit einzustellen, um das Angelusgebet für die armen Verstorbenen zu beten."

 

Weitere Daten zum Bild

Das Bild wurde in den Jahren 1857-59 gemalt. Öl auf Leinwand. Grösse: 53,3 cm hoch, 60 cm breit. Standort: Musée d'Orsay in Paris.

 

Den Auftrag zum Bild gab der amerikanische Kunstsammler Thomas Gold Appleton. Zu einer Übergabe nach der Fertigstellung kam es jedoch nicht. Millet verkaufte das Bild 1860 für 1000 Franc dem belgischen Landschaftsmaler Victor de Papelen.

Erstmals öffentlich ausgestellt wurde es 1874 in Brüssel, ein Jahr vor dem Tod Millets. Das Gemälde gehörte im Laufe der Zeit einer Vielzahl von Sammlungen an, seit 1986 derjenigen des Musée d'Orsay in Paris.

 

Am 11. August 1932 wurde das Bild im Louvre von einem Besucher mit einem Messer beschädigt. Es wurde erst kurz vor einer erwarteten Millet-Ausstellung 1976 restauriert.

 

Was ist das "Angelusläuten oder Bättälüütä"

In meiner Jugendzeit war das "Bättälüütä" um 5 Uhr morgens,um 11 Uhr mittags und - Irrtum vorbehalten, auch noch abends.

Heute wird in Näfels um 6 Uhr und um 11 Uhr geläutet. 
Abends wird nach dem Rosenkranz jeweils ein englischer Gruss Angelus gebetet und die vierte Glocke geläutet (Hilarius und Fridolinsglocke).

 

Das Bild aber hängt immer noch in meinem Haus.

 

Das Angelus-Gebet

 

Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft,

und sie empfing vom Heiligen Geist. (Vgl. Lk 1,28–35 28–35)

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort. (Lk 1,38 EU)

Gegrüßet seist du, Maria …

Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt. (Joh 1,14 EU)

Gegrüßet seist du, Maria …

Bitte für uns, heilige Gottesmutter (-gebärerin),
(auf) dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Lasset uns beten!
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

und die lateinscihe Fassung:

 

Angelus Domini nuntiavit Mariae
et concepit de Spiritu Sancto.

Ave, Maria, gratia plena, Dominus tecum; benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Iesus. Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae.

Ecce ancilla Domini.
Fiat mihi secundum verbum tuum.

Ave, Maria …

Et verbum caro factum est.
Et habitavit in nobis.

Ave, Maria …

Ora pro nobis, Sancta Dei Genitrix,
ut digni efficiamur promissionibus Christi.

Oremus!
Gratiam tuam, quaesumus, Domine, mentibus nostris infunde; ut, qui Angelo nuntiante Christi, Filii tui, incarnationem cognovimus, per passionem Eius et crucem ad resurrectionis gloriam perducamur. Per eundem Christum, Dominum nostrum. Amen.

 

Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Engel_des_Herrn


Mittwoch, 18. Januar 2023

 

Bruno Müller stellt aus

 

Vernissage und Ausstellung im Gartenbistro Näfels

 

Kostbarkeiten im diffusen Licht

Trilogie auf Rot

Heute Mittwoch, 18. Januar 2023 um 17 Uhr war im "Gartenbistro", im Volksmund immer noch "Bahnhöfli", mit erfreulichem Publikumsaufmarsch Vernissage und Ausstellung von Bruno Müllers Werken. Die Laudatio hielt sein ehemaliger Mitstreiter der renommierten Baufirma Locher AG, Näfels, Rolf Egli, Mollis. Daraus sei zitiert:

 

"...Es freut mich ganz besonders, persönlich ein paar Worte zu unserem spät berufenen Bruno Müller an Sie zu richten.

Ich bin dem Wunsch von Bruno nach einer kurzen Laudatio gerne nachgekommen; denn

Bruno und ich - wir kennen uns seit über 50 Berufsjahren unjd haben vor allem an der Nationalstrasse im Kanton Glarus intensiv zusammengerarbeitet. Wir sind dabei auch Freunde geworden, was ja im Berufsalltag eher selten der Fall ist.

 

Zur Lebensgeschichte von Bruno:

Es war einmal ein strebsamer, fleissiger und überaus gewissenhafter Bauleiter, der wäh-rend fast vierzig Jahren bei der renommierten Firma Locher & Cie AG Tiefbauprojekte bear-beitet und geleitet hat. In seiner Freizeit hat er sich ausserdem im Militär, im FC Glarus sowie im Gemeinderat seiner damaligen Wohngemeinde Ennenda engagiert.

 

Nach seiner aktiven Zeit in der Glarner Bauszene hat er eine längere Auszeit an der Costa Blanca genommen, zusammen mit seiner Frau Helen. Irgendwann aber kamen die beiden zum Schluss: Das kann's doch noch nicht gewesen sein!

 

Also...Rückkehr ins Glarnerland...Wohnsitz in Schwändi...sich den Traum vom Wohnmobil erfüllen... um in langen Reisen Europa zu erkunden: schliesslich erwarben sich die beiden ein neues "Nest" in Näfels, dem heutigen Wohnort.

 

Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Es muss eines Nachts im Jahr 2018 gewesen sein, es gelang mir nicht, den genauen Her-gang herauszufinden, da wurde Bruno, wie es so schön heisst, von der Muse der schönen Künste geweckt oder wach geküsst (wir wissen es nicht so genau), und es wurde ihm plötz-lich klar:: Ich will Malerei machen, aber die Zeit ist knapp.

Seine Vision für das zukünftige Hobby definierte er etwas folgendermassen: Es sollte für ihn eine Malerei werden, aber ohne Mühen und Qual, voll von Leben und Freude.

Einfacher gesagt, als getan: Wie malt man? Die Sache nach einem eigenen Stil gestalttet

sich gar nicht so einfach für einen angehenden Künstler und führt immer wieder in Sack-gassen.

 

Bruno kam bald zur Einsicht, dass für ihn jedes Berühren der Leinwand auf Anhieb endgültig sein muss und Verbesserungen an einem Werk für ihn ausgeschlossen sein sol-len, wenn die ersehnte Vision in Erfüllung gehen soll.

 

Das Handwerk des Malens erlernte Bruno Müller bei der heute ebenfalls anwesenden Glarner Künstlerin Daria Pap. Sie hat ihm die notwendigen Grundlagen beigebracht, und er kann sich auf ihre Ratschläge noch immer verlassen; das Glück hat ihm aber auch bei der Suche nach einem geeigneten Atelier gelacht, das er dank Wolfgang Hauser gefunden hat.

 

Heute nun präsentiert Bruno Müller Ihnen eine erste Reise seiner Bilder, die er im Garten-bistro ausstellt. Nutzen Sie den Abend für Gespräche und Fragen. Ich gratuliere Bruno zu seinen bisherigen Werken, die ihn  von einer bisher unbekannten Seite zeigen. Wir alle sind gespannt auf die weitere Entwicklung seines Malstils und wünschen ihm weiterhin viel Freude und Erfolg....."

Einst Koriphäen vom Baufach der Firma Locher & Cie AG, Filiale Näfels, heute Freunde: Bruno Müller, links, und Rolf Egli, Laudator, rechts.


 

Dienstag, 10. Januar 2022

 

Näfelser Klosterschüler oberster St. Galler Katholik

 

Die besondere Rede

 

Raphael Kühne hielt Neujahrsansprache

Am diesjährigen Neujahrsempfang beim St.Galler Bischof Markus Büchel oblag es Administrationsratspräsident Raphael Kühne, einige Grussworte an die Anwesenden von Kanton, Stadt und beider Landeskirchen zu richten.

Seine Botschaft: Wer die Zukunft gestalten will, muss das Vergangene kennen, um daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Im UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk könne auf eine 1400-jährige Geschichte zurückgeschaut werden. Auf dieser Grundlage entwickle sich die Gesellschaft weiter.

Ehemaliger Näfelser Klosterschüler ist derzeit oberster St. Galler Katholik: Raphael Kühne. (Foto;: Bistum St. Gallen)

 


Sehr geehrter Herr Bischof, lieber Markus

Meine sehr verehrten Damen und Herren

 

Es freut und ehrt mich, im Namen der eingeladenen Körperschaften ein paar Grussworte an Sie alle richten zu dürfen und vor allem auch den Dank für die Einladung zum bischöflichen Neujahrsempfang auszusprechen.

 

Es entspricht ja einer schönen Tradition, dass abwechselnd eine Vertretung der Regierung des Kantons St.Gallen, des Stadtrates der Stadt St.Gallen und der beiden Landeskirchen – Kirchenrat der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons sowie Administrationsrat des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen – diese Gruss- und Dankesworte an diesem würdevollen Anlass ausrichten.

 

Mein Grusswort an Sie ist ursprünglich geplant gewesen für den Neujahrsempfang 2021. Dieser Neujahrsempfang ist ebenso wie jener für das Jahr 2022 – wie ja so vieles anderes auch – der Pandemie zum Opfer gefallen. Wir sind alle froh, dass – Stichworte sind Impffortschritt und Herdenimmunität – unsere Gesellschaft zur Zeit wenigstens diesbezüglich wieder einigermassen im «Normalbetrieb» unterwegs sein kann.

 

Nachdem also der letzte Neujahrsempfang beim Bischof im Jahre 2020 gewesen ist, habe ich somit grundsätzlich drei Jahre Zeit gehabt, um mich auf diese Ansprache vorzubereiten. Aber erwarten Sie jetzt deswegen nicht ein umso besseres, besonders gutes Grusswort. Ich kann Sie alle aber auch beruhigen, das Grusswort wird auch nicht – weil mir beispielsweise immer mehr in den Sinn gekommen ist – dreimal länger als üblich sein. Nein, eine Ansprache auf eine so lange Sicht vorzubereiten, lohnt sich nicht – und hätte sich allein schon deshalb nicht gelohnt, weil sich die Ereignisse seit dem Januar 2020 (dem letzten Neujahrsempfang hier im Musiksaal) sich geradezu überstürzt haben.

 

Vor drei Jahren ist die Welt noch eine ganz andere gewesen: Die Nachrichten von ersten Todesfällen in China wegen einer ansteckenden Viruserkrankung haben anfangs Januar 2020 bei uns noch nicht wirklich die Alarmglocken läuten lassen. Das Jahr 2020 war dann aber geprägt von der Covid-19-Pandemie, der Black-Lives Matter-Bewegung in den USA, verheerenden Waldbränden in Au-stralien, dem Vollzug des Brexit und gegen Ende Jahr von den Wahlen in den USA. Das Jahr 2021 hat dann mit dem Sturm auf das Kapitol eine Bewährungsprobe für die gemeinhin als älteste Demokratie der Welt bezeichneten USA gebracht; Naturkatastrophen und Impfdiskussionen waren weitere, das Jahr 2021 prägende Ereignisse. Und im letzten Jahr hat zweifellos der abscheuliche russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit zusammenhängende Energiekrise die Weltlage dominiert. So hätte ich wohl alle paar Monate jeden Entwurf überarbeiten und neu anfangen müssen. Nach dem Beginn der russischen Aggression hat der deutsche Bundeskanzler den viel zitierten Begriff der «Zeitenwende» ausgesprochen.

 

Fast gleichzeitig – aber schon Monate im Voraus geplant – hat im März unsere Stiftsbibliothek die Sommerausstellung mit dem Titel «Zeitenwende» eröffnet. Diese Ausstellung hat sich mit dem gelehrten Mönch Notker dem Deutschen beschäftigt, der vor 1000 Jahren verstorben ist. Notker der Deutsche ist eigentlich ein Universalgenie, nämlich ein herausragender Pädagoge, Übersetzer und Wissenschafter gewesen. Er ist zum Begründer der deutschen Wissenschaftssprache geworden und hat darum – und auch weil er für die deutsche Sprache schon vor über 1000 Jahre gewisse Sprachregeln definiert hat – den Beinamen «der Deutsche» erhalten, obwohl er eigentlichein Thurgauer war. Ich erwähne dies deshalb, weil es immer wichtig ist, zurückzuschauen.

 

Der deutsche Philosoph Odo Marquard hat einen seiner Aufsätze betitelt mit «Zukunft braucht Herkunft» - und genau dieser Weisheit – oder ist es auch Einsicht? – sollten wir uns immer bewusst sein. Wenn wir Zukunft gestalten wollen (und in diese Richtung machen wir uns ja alle am Anfang eines Jahres mit guten Vorsätzen Gedanken), müssen wir das Vergangene kennen – und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Wenn man am Ende einer Epoche und am Anfang einer neuen Zeit steht, dann ist dies sicher der Moment, um Rückschau zu halten und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten.

 

Anlässlich des Bistumsjubiläums im vergangenen Jahr hast du, lieber Bischof Markus, die Aussage gemacht, dass dieses Jubiläum ein guter Anlass sei, zurückzuschauen, woher wir kommen und zu reflektieren, was unsere Aufgabe ist, um in der heutigen Welt glaubwürdig und in Gemeinschaft das kirchliche Leben zu gestalten. Sie alle gehen sicher mit mir einig, wenn ich es erweitere, dass nicht nur die Gestaltung des kirchlichen Lebens, sondern die Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Zusammenwirkens nur sinnvoll möglich ist, wenn wir vor dem Hintergrund des Vergangenen und unserer Herkunft reflektieren, wo wir stehen und wohin wir gehen wollen. Und wenn ich jetzt da stehe und mich an Sie alle richten darf, dann benutze ich gerne die Gelegenheit, um Ihnen allen für das gute st. gallische Zusammenwirken in den verschiedenen Körperschaften und Gremien zu danken. Viele ganz verschiedene Personen und Persönlichkeiten wirken am St. Galler Gemeinwesen in den verschiedensten Funktionen und Aufgaben miteinander. Und hier im Stiftsbezirk – im UNESCO Weltkulturerbe Stiftsbezirk St.Gallen – kommt irgendwie alles zusammen.

 

Wir dürfen auf eine über 1’400-jährige Geschichte zurückblicken. Die reiche Tradition der ehemaligen Fürstabtei St.Gallen sowie die immensen kirchlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Werte, die uns die St. Galler Benediktiner hinterlassen haben, bilden die Grundlagen, auf denen auch wir heute unsere Gesellschaft weiterentwickeln. Vor über 500 Jahren ist mit der Reformation ein neuer Blick auf das Evangelium und seine Kernbotschaft gerichtet worden: Gott kann man weder kaufen noch verkaufen. Diese grundlegende Wiederentdeckung hat nicht nur die Kirche, sondern auch die Welt verändert. Es ist also ein Geschenk, dass wir alle die Möglichkeit haben, die Zukunft mitzugestalten.

Von Mahatma Gandhi stammt der Leitspruch: «Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.»

Das heisst aber auch, das Leben heute bewusst gestalten und die Verantwortung dafür übernehmen. Aber warum Herkunft, warum die Vergangenheit betrachten, warum zurückblicken?

- weil wir lernen können

- weil wir Erfahrungen, positiver oder negativer Art, nutzen können

- weil wir auf vertrauensvolle Beziehungen bauen dürfen

- weil wir auf Erreichtem aufbauen dürfen

- weil wir Respekt vor der Arbeit, den Ideen und Philosophien

  unserer Vorfahren, Vorgänger und Kolleginnen und Kollegen haben

- weil wir sonst keine gemeinsame Sprache haben oder finden

- weil wir das Erbe, das wir erhalten haben, pflegen, vermitteln und

   vermehren wollen.

 

Über viele Jahre haben Vorgängerinnen und Vorgänger von uns, aber auch wir selber in einer guten Zusammenarbeit zwischen allen Körperschaften immer wieder Lösungen gefunden, die für alle oder doch für die meisten gut waren oder gut sind. So betrachtet sind unsere Körperschaften (Kanton und Stadt St.Gallen, Bistum, evang.-ref. Kirche und Katholischer Konfessionsteil) und auch die Justiz als Träger unserer ganzen Gesellschaft eine durchaus erfolgreiche und funktionierende Zweckgemeinschaft, die auch schwierige Zeiten durchgemacht hat. Immer wieder ergeben sich gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, die wir am besten gemeinsam angehen und lösen. Beispielhaft hat sich dies in der Pandemie gezeigt und ich bin überzeugt, dass auch in der aktuellen ungemütlichen Welt- und Energielage nur ein gemeinsames Miteinander erfolgversprechend ist.

 

Auch hier gilt: «Zukunft braucht Herkunft» - das gegenseitige Wissen um die Herkunft, um das Vergangene gibt uns die Grundlage für weitere Schritte in eine gute Zukunft. Es gilt, sich auf die gemeinsamen Interessen zum Wohle des Ganzen zu konzentrieren und dafür Lösungen zu finden.

 

Der bischöfliche Neujahrsempfang dient auch dazu, in uns diese Erkenntnis immer wieder zu erneuern und uns dessen bewusst zu werden. Ganz bewusst führst du, lieber Bischof Markus, die verschiedensten Vertreter und Vertreterinnen von Kirche, Staat und Justiz zusammen. So wie in der Katholischen Kirche Schweiz die Verhältnisse im dualen kirchlichen System in St.Gallen (mit Bistum und Konfessionsteil als Partner im dualen System) oft als «best practice» bezeichnet werden, so kann man dies auch mit Bezug auf das politische Zusammenwirken in St.Gallen sagen. Einen so bewährten Austausch zwischen Staat und Kirchen, wie er hier in St. Gallen seit Jahren Alltag und völlig normal ist, kann man sich andernorts nur wünschen. So ist auch das Zitat vom Charles de Foucauld zu verstehen, mit dem du die Einladung für den heutigen Anlass geschmückt hast: «Die gegenseitige Hochachtung ist die Mutter der Liebe.» Wir müssen uns ja nicht gerade alle lieben – aber wenigstens einander Wertschätzung, Respekt und Fairness entgegenbringen. «Zukunft braucht Herkunft» - wir sind uns bewusst, dass unsere Herkunft eine christlich geprägte Zivilisation ist, die sich über Jahrhunderte beeinflusst durch Renaissance, Reformation, Aufklärung und die französische Revolution zu einer offenen und toleranten Gesellschaft und Demokratie entwickelt hat. Unser Verständnis von Kultur beinhaltet auch den gegenseitigen Respekt und das Interesse aneinander, ohne vereinnahmend zu wirken.

 

In diesem Zusammenhang halte ich es übrigens nach wie vor für unklug, dass die Kirchen für die Erteilung des Fachs ERG an der Volksschule nicht mehr zugelassen sind. Nach unserem offenen und aufgeklärten Verständnis von Kultur werden wir beispielsweise auch die Bearbeitung der Thematik rund um die Mumie in der Stiftsbibliothek sachlich und in Würdigung aller Umstände weiterführen. Im Austausch mit den zuständigen Stellen werden wir eine Lösung finden, die nicht nur zukunftsgerichtet ist, sondern auch der Herkunft Wertschätzung zollt.

 

Zum benediktinischen Erbe unserer Gesellschaft gehört auch die Regel «Ora et labora», was ja in die heutige Zeit übersetzt auch bedeuten kann, dass es darum geht, in der Balance oder der wechselseitigen Durchdringung von Sammlung, Besinnung einerseits und Arbeit andererseits eine Lösung zu finden – so wie dies auch Papst Franziskus in der Enzyklika «Laudato si» beschreibt. In diesem Rundschreiben kommt auch die Sorge zum Ausdruck, dass wir über die Grenzen von Religionen, Kulturen und Sprachen hinweg uns für den Schutz des Planeten und für die Umwelt einsetzen sollen. So wie die Klimaerwärmung zu einer weltweiten Gletscherschmelze führt, so müssen wir uns auch Sorge machen – wie dies kurz vor Weihnachten ein Leserbriefschreiber bildhaft festgehalten hat –, dass der gesellschaftliche Klimawandel zu einer Christenschmelze führt, die letztlich das Fundament unserer christlich-ethisch geprägten Gesellschaft erodieren lässt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns stets bewusst sind: Zukunft braucht Herkunft.

 

Tragen wir also Sorge zu unserer Herkunft und bemühen wir uns, im Heute das Richtige zu tun, um für die Zukunftsgestaltung die richtigen Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinne: nochmals ein herzliches Dankeschön, lieber Bischof Markus, für die Einladung und uns allen ein gutes Neues Jahr!

 

09.01.2023 / Raphael Kühne, Präsident Administrationsrat


Freitag, 6. Januar 2023 (Dreikönigen)

 

Liste der Päpste

 

Legende: _____ = Papst _____ = Gegenpapst _____ = Legitimität unklar

Heiliggesprochene Päpste sind mit (Hl.) markiert.

Quelle: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitleiste_der_P%C3%A4pste