Samstag, 24. Juni 2023

 

P. Hesso Hösli OFMCap

 

Interview mit Br. Adrian Müller OFMCap

 

Das folgende Interview schickte mir per Email Armin Oswald, der mit seinen Jod-lerkollgegen aus Sydney letzten Sonntag am Eidg. Jodelfest in Zug teilgenom-men hatte. Armin, in Näfels geboren und aufgewachsen, aber seit Jahren in Au-stralien lebend und arbeitend, fliegt jeweils zu den Klassenzusammenkünften in Näfels ins Dorf seiner Jugend. Diesmal kombinierte er Jodlerfest, Klassenzu-sammenkunft und zahlreiche Besuche. U.a. trafen wir uns zu einer "Gipfelikonfe-renz" im SGU/Lintharena, danach besuchte er auch seinen ehemaligen Lehrer an der Klosterschule und in Appenzell P. Hesso Hösli, der im Kapuzinerkloster Schwyz  lebt. Armin fotografierte das folgende Interview in Schwyz, flog zurück nach Sydney und übermittelte es nun per Email an meine Adresse.

 

Beachten Sie auch die Beiträge:

 

"Bild der Woche" 13. Juni 2023

 

"Exilnäfelser und Exilnäfelserinnen" 24. Juni 2023

 

aus: ite 5/2020 Seite 6f.


Freitag, 23. Juni 2023

 

 

Lesenswert

 

Y MAG SCHWYZ Nr.45

Schwyz

Sommer 2023

 

Wer einmal unter dem Sonnenschirm chillend eine spannende Gratislektüre über den Kanton Schwyz zu Gemüte führen mag, greift nach Y MAG Nr. 45, herausgegeben vom Amt für Wirtschaft, Schwyz.

 

72 Seiten unterhaltende, atemberaubende und originell gestaltete, reich bebil-derte Beiträge werben auf originelle Weise über dies und das im Kanton Schwyz.

 

Im handlichen Format 17x24 cm und eingeleitet mit dem Slogan „Wer mehr über den Kanton Schwyz erfahren will, erfährt es hier: dann folgt die Bezugs-adresse „Amt für Wirtschaft, Bahnhofstr. 15, 6431 Schwyz“

 

Und wer nicht auf die Lieferung warten mag, findet unter

www.sz.ch/wirtschaftsfoerderung/deutsch/y-magazine-archiv.html/9012-4091-4137-6287

ein ganzes Archiv der bisher erschienenen Nummern zum darin schneuggen, staunen, schmunzeln, Kopfnicken und Kopfschütteln, auf längst Bekanntes, aber Vergessenes als Neuigkeit stossen, die Augenbrauen hochziehen, sich unbändig freuen und spüren, wie Andreas Lukoschik, Gesamtleiter und Chef-redaktor, der seit 2012 mit seiner Crew und auserlesenen Autoren, Zeichnern und Fotografen mit Stolz und Eigenwilligkeit Tourismuswerbung macht. Sie unterscheidet sich markant von den Glanzpapier-Allerweltsbroschüren und -katalogen.

 

Natürlich werden auch Landschaften, Hotels, Touren, Ausflugsziele ange-riesen. Aber hier wird, was immer zu Sprache kommt, mit Menschen ver-knüpft. Kreti und Pleti, wie eben die Wirklichkeit ist, wird da der Focus auf Spannendes gerichtet, ob Gegenwart, ob Vergangenheit, ob Detail oder Ge-samtschau, ob Wohngebiet, ob Berg- oder Seelandschaft. Die Vielfalt des Inner- und Ausserschwyzerkantons kommt einem ernst oder lachend ent-gegen. Wetten, dass jeder nach der Lektüre vorhat, in den Kanton Schwyz zu reisen, zu Fuss, per Velo, mit dem Zug, mit dem Segelflugzeug oder Ballon, mit dem Auto und als Gruppenreise… was immer. Hätte ich die Möglichkeit einen Schweizerischen Award zu vergeben, Y Mag erhielte ihn.

 

A propos Tourismus… wussten sie, was auf der kantonalen Webseite zitiert wird?

«Der Tourismus ist ein wichtiger Pfeiler der Schwyzer Wirtschaft. Seine Bruttowertschöpfung beträgt 513 Millionen Franken jährlich. Damit trägt er 5.6 Prozent zum kantonalen Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. Mit 4940 Vollzeitäquivalenten stellt der Tourismus rund 8 Prozent aller Arbeitsplätze im Kanton Schwyz

 (Quelle: Wertschöpfungsstudie 2019)»

 

… und dann schreibt sich Schwyz erst noch mit Y!

 

 

Fridolin Hauser alias Fridli Osterhazy, Näfels


Dienstag, 20. Juni 2023

 

Das "duale System" der kath. Kirchgemeinde/ Pfarrei

 

Landauf landab ist vom "dualen System" die Rede, insbesondere wenn es Kon-flikte gibt.

 

Einseits die Pfarrei (Pastorale Seite)

 

Aufgaben: Gottesdienste, Seelsorger, Nutzung von Sakralräumen

Organisation: Leitung Pfarrer oder Gemeindeleiter/in im Auftrag des Bischofs gemeinsam mit Seelsorgern, Religionslehrern/lehrerinnen, Sakristan, Admini-stration (Sekretariat), evtl. Pfarreirat

Pfarrei: Teil des Bistums, eingebunden in die Weltkirche.

Rechtsgrundlage: Codex, kirchliches Recht

 

Anderseits die Kirchgemeinde (Staatsrechtliche Seite)

Aufgaben: Finanzen, Gebäude. Administration, Infrastruktur, Anstellung des Personals

Organisation: Oberste Instanz ist die Kirchgemeindeversammlung (Legislative), diese wählt den Kirchenrat (Kirchgemeindepräsident, Finanzverwalter, Kirchen-räte/Kirchenrätinen) (Exekutive). Diese wird auf eine Amtsdauer von vier Jahren von der Kirchgemeindeversmmlng gewählt. Sie ein Teil der kantonalen Landes-kirche. Auf kantonaler Ebene wirkt ein Kantonalkirchenrat (25 Mitglieder), die als  Delegierte der Kirchgemeinden gewählt werden. Der Kantonalkirchenrat konsti-tuiert sich selbst, das heisst er wählt den sogenannten "Ausschuss" (Präsident, FInanzverwalter, Aktuar und drei MItglieder.

 

In der Regel ist auf Gemeindeebene der Pfarrer Mitglied des Kirchenrates mit beratender Stimme; derzeit ist ein Vertreter des Dekanates im "Ausschuss" (ob als Vollmitglied oder mit beratender Stimme ist mir derzeit unbekannt)

Rechtsgrundlage: Eidg. und kantonale Verfassung, Verfassung des Verbandes der röm.-kath. Kirche des Kts. Glarus, Gemeindeordnung.

 

Dieses "duale System" zwingt zur Kooperation und zum Gespräch.

 

Eigenständige Institutionen sind die "kirchlichen Stiftungen". In unserer Pfarrei sind dies

 

1. Stiftung Marienkirche Mollis

2. Stiftung Bruderklausenkapelle Schwändital

3. Stiftung Fridolinskapelle Mühlehorn

4. Stiftung St. Josefsheim Näfels

 

Diese Stiftungen werden von der Kirchgemeinde finanziell unterstützt.

In den Stiftungen 1-3 ist eine Vertreterin des Kirchenrates im Stiftungsrat

Die Stufung St. Josefsheim wird vom Pfarrer präsidiert, der zwei Stiftungsratsmit-glieder ernennen kann.


Sonntag, 18. Juni 2023

 

Gelungene Neugestaltung des Kirchenschatzes Glarus

 

St. Fridolinspfarrei in Feststimmung

 

Bei herrlichstem Sommerwetter und nach abgehaltener Kirchgemeindeversamm-lung herrscht im Fridolinsheim Glarus einmalige Feststimmung. Der Kirchenrat hatte zur Eröffnung des überarbeiteten und neugestalteten Kirchenschatzes im Untergeschoss eingeladen. Gleichzeitig ehrte der Kirchenrat den langjährigen  Gestalter und Betreuer des Kirchenschatzes Josef Schwitter-Hauser. Nach fröhli-chem Small Talk beim Apéro, begrüsste der Kirchgemeindepräsident Dr. Fritz Rigendinger strahlend und in Feierlaune eine ansehnliche Zuhörerschaft im "Franz Böckle-Saal". Unter den Gästen waren auch Kultur- und Bildungsdirektor Dr. Markus Heer, der Kantonalkirchenpräsident Martin Leutenegger, Dekan Stanislav Weglarzy, eine Delegation des Evangelisch-reformierten Kirchenrates von Glarus, Kirchenpräsidenten, Kirchenratsmitglieder auch anderer Gemeinden, der Ortspfarrer und Diakon. Von der Presse war Fridolin Jakober, "Fridolin", anwesend, dessen Vater für den Kirchenschatz und für die Kirchengeschichte sehr engagiert gewirkt hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Stadtglarner Kirchgemeindepräsi-dent der Pfarrei St. Fridolin hatte allen Grund zu Strahlen. Denn heute war ein Freudentag: Wiedereröffnung des wertvollen Kirchenschatzes im Unter-geschoss des Fridolins-Pfarreiheims.

Er hatte nicht nur reihenweise Dank auszusprechen, sondern ehrte den langjährigen Gestalter und Betreuer des Kirchenschatzes Josef Schwitter-Hauser. Er wird von ihm als Historiker und Chef für Kultur beim Kanton die Nachfolge antreten.

Hochverdiente Ehrung für die dreissigjährigen Dienste als Gestalter und Bewahrer des ka-tholischen Kirchenschatzes der St. Fridolinspfarrei Glarus sprach der Kirchgemeindepräsi-dent Dr. Fritz Rigendinger aus und überreichte dem Geehrten Dankes- und Erinnerungs-präsente. Josef Schwitter-Hauser verabschiedete sich mit einem begeisterten "Schwanen-gesang" und erhielt einen nicht endenwollenden, tosenden Applaus.

Dann wurde der Kirchenschatz wiedereröffnet. Eine Statue von St. Fridolin begrüsste am Eingang zu den Kleinodien.

Auch St. Hilarius, der Copatron der Fridolinskirche, die Mutter Gottes, Bruder Klaus und der Erzengel Michael standen Spalier.

Eines der berühmtesten Ausstellungstücke ist die Silberarbeit mit Fridolin und Ursus.

Die Rippe des heiligen Fridolin wurde als Reliquie von der Säckinger Äbtissin auf hartnä-ckiges Bitten den Glarnern geschenkt. Eine ähnliche Ausführung ging an die Pfarrei Näfels. Die abgebildete Reliquie wurde in einer feierlichen Prozession von Näfels nach Glarus ge-tragen.

Burgunder- oder Zwingli-Kelch

Hostienmonstranz

 

Eine ausführliche Beschreibung des Kirchenschatzes ist nachzulesen in der umfassenden Kirchengeschichte "Die katholische Pfarrei und Kirchgemeinde Glarus-Riedern" von Dr. med. Germann Studer-Freuler und Fridolin Jakober-Guntern, Glarus 1993, Seiten 413ff. 

Für das Kapitel VI Der Kirchenschatz zeichnete sich Fridolin Jakober-Guntern verantwortlich.

 

Der Kirchenschatz kann auf Anfrage besichtigt werden 

Kontakt:

pfarrei@sankt-fridolin.ch

+41 55 640 22 77 


 

Donnerstag, 15. Juni 2023

 

Bischöfe versus kath.ch

 

aus der Neuen Zürcher Zeitung

14. Juni 2023  Seite 9

 

Reaktion der Bischöfe auf Muttergottes-Infragestellung 

 

Chefredaktor kath.ch  Charles Martig

 

Der promovierte Theologe (57) übernahm die Leitung der Redaktion kath.ch am 23. März 2023. Unter dem journalistischen Anspruch «katholisch, aktuell, rele-vant» will er mit der Redaktion für mehr Transparenz in der katholischen Kirche sorgen: «kath.ch ist innerhalb und ausserhalb der Kirche zu einer starken Refe-renz geworden. Deshalb wollen wir den journalistischen Zugang zu relevanten Themen konsequent weiterführen.» Martig studierte Theologie (Dissertation 2007), Kommunikation und Medienwissenschaften. Von 1994 bis 2014 arbeitete er beim Katholischen Mediendienst als Filmbeauftragter und war 2002 bis 2014 Geschäftsführer dieser Nonprofit-Organisation. Seit 2015 ist Martig Direktor des Katholischen Medienzentrums in Zürich.

 

 

Zum bestehenden Konflikt hat sich auch unser ehemaliger Pfarrer Martin Mätzler kritisch geäussert.

 

Siehe kath.ch unter dem Titel "Zum Knatsch zwischen kath.ch und der Bischofskonferenz: Stimmer der Leser und Leserinnen"

zu finden unter:

www.kath.ch/newsd/zum-knatsch-zwischen-kath-ch-und-der-bischofskonferenz-stimmen-der-leserinnen-und-leser/#:~:text=Zum%20Knatsch%20zwischen%20kath.ch%20und%20der%20Bischofskonferenz%3A%20Stimmen%20der%20Leserinnen%20und%20Leser 

 

 

Nachtrag:

Gemäss SRG ("Kultur-Aktualität" 14. Juni 2023) wollen  die Bischöfe offenbar be-raten, ob sie kath.ch ihren Auftrag entziehen und weiterhin finanziell unterstützen wollen. Offenbar sind Gespräche zwischen kath.ch und der Bischofskonferenz eingeleitet worden. kath.ch ist nicht das Sprachrohr der Bischofskonferenz, sondern eine unabhängige Trägerschaft.


Mittwoch, 14. Juni 2023

 

Alfred Feldmann, dorfbekannter Pöstler ist verstorben

Leider erst hinterher kann ich meinem lieben Nachbarn, mit dem ich als Knirps  im Gerbiquartier aufgewachsen bin, ein Plätzchen auf meiner Homepage wid-men.

Dank freundlicher Mithilfe seiner Schwester Anita (meiner Schulkollegin der glei-chen Primarklasse) erhielt ich das folgende Porträt und weitere Fotos, die hier verewigt werden sollen.

Alfred Feldmann 1937 bis 2022,

verschmitzt und fröhlich.

(Bild: Anita Morger-Feldmann)

Wir waren in der Gerbi eine Rasmätä Gofen, die auf der Gerbistrasse Völkerball spielten, Soldätlis, Jagis, Verbäärgis machten. "Fredi", wie wir ihn nannten, war eher ein zurückhaltener Knabe, hatte aber eine grosse Leidenschaft. Das Christ-kind hatte ihm eine Schachtel gebracht mit dem Aufdruck "Kinderpost".

Schon als Knabe faszinierte ihn offenbar die PTT und das Postwesen. Er lud uns Gofen ein, im leeren Gaden bei seinem "Postbüro" anzutreten und Briefe aufzu-geben. Er nahm diese entgegen, klebte eine Marke auf und knallte mit wichtiger Miene, ja, professionell, wie er das vom richtigen Postschalter kannte, den Stem-pel darauf. "Der nächste, bitte!" - So spielten wir stundenlang "Pöschtlis".

 

Mit etwas Wehmut erinnere ich mich an unsere schöne Kinderzeit in der Gerbi.

Ich schreibe dies, weil der "Miniaturpostbeamte" als Erwachsener tatsächlich bei der Post landete und viel Jahre seiner Berufskarriere als Näfelser Briefträger,  später Zustellbeamter, verbrachte und damit die Gemeinde Näfels und alle Häu-ser wie seinen eigenen Hosensack kannte. "Fredi" wuchs mit seinem Bruder Ewald und den Schwestern Elfriede, Marie-Therese, Anita und dem "Naafisäli" Ursula, aus zweiter Ehe, auf. Mit der Zeit zogen mit Ausnahme von "Fredi" alle beruflich oder durch Heirat aus Näfels weg.

 

Sein Vater Alfred, Schreiner, später Sekretär des Bau- und Holzarbeiterverban-des, verheiratet mit Frieda Speck, nach deren frühem Tod, sie war erst 46 Jahre alt, mit Ottilie Maria Sidler, wurde beruflich befördert und verlegte seinen Arbeits-ort nach Zürich. Das Haus in der Gerbi blieb aber Familienbesitz, war vorüber-gehend vermietet, wurde aber zum Wohnsitz für "Fredi" bis zu seinem Lebens-ende. 

 

"Fredi" hatte auch fast lebenslang ein Auto "Marke Simca".  Er war ein sehr an-genehmer Nachbar und ein fröhlicher, zu vielen Spässen aufgelegter Mensch, den wir vermissen. Zu einer Heirat konnte er sich nie entschliessen, schien aber das Ledigsein in vollen Zügen zu geniessen. Er kochte, machte den Haushalt, besorgte seine Wäsche und fühlte sich in seinem Vaterhaus wohl und bestens aufgehoben. Unvergessen sind die heiteren Gespräche, wenn wir gemeinsam in unserem Garten höckelten, er sein Zigarettli rauchte und wir gemütlich über Gott und die Welt gesprächelten.

 

Im Verlauf des letzten Jahres erreichte ihn eine unerwartete, schwere Krankheit, die Spitalaufenthalt und die spätere Übersiedlung ins Alters- und Pflegeheim Letz Näfels nötig machte. Nach schweren, krankheitsbedingten Wochen wurde ihm der Tod zum erlösenden Freund.

 

Wir werden "Fredi" in lieber Erinnerung behalten, war er doch ein Teil auch un-seres Lebens und unserer Dorfgemeinschaft.

Fridli Osterhazy

Ewalds Gotte Pia und die Kinder in glücklichen Tagen: vlnr Anita, Gotte Pia mit Ewald auf dem Schoss, Alfred und Marie-Theres. (Foto: Anita Morger-Feldmann)

Vater Alfred Feldmann-Speck-Sidler

25.12.1910 bis 26. Mai 1996

(Foto: Anita Morger-Feldmann)


Mittwoch, 7. Juni 2023

 

Auch anderswo drohen die Fridlenen auszusterben...

 

Hört, hört!

Erlinsbach

Ein Fünfliber, wenn du dein Kind Fritz taufst!

Vor 90 Jahren wurde er gegründet – der Fritzenverein Erlinsbach. Nun ist er vom Aussterben bedroht. «Fritz heisst heute einfach keiner mehr», meint der Präsi-dent. Deshalb würden sie sogar den früher in den Vereinsstatuten versprochenen Fünfliber wieder anbieten, wenn ein Kind Fritz getauft würde.

 

Noch gibt es den Fritzenverein – doch Grund zur Jubiläumsfeier diesen Herbst gibt es kaum. «Wir haben wenig Hoffnung, dass wir in Kürze wieder jüngere Frit-zen rekrutieren können», erklärt der Präsident Fritz Bürgi. Während der Vorname noch vor 60 Jahren rege verbreitet war, ist er in den heutigen Jahrgängen kaum mehr anzutreffen.

 

Eine Tradition stirbt aus 

Heute führen Noa, Liam und Matteo die Hit-Liste der Jungennamen in der Schweiz an. Noch vor 60 Jahren waren es Hans, Peter und Max. «In der früheren Zeit war es auch Tradition, dass der Vater einem seiner Söhne den Vornamen weitergegeben hat», erinnert sich Fritz Bürgi. Doch auch er selbst hat diese Tradition nicht weitergeführt. Keiner seiner 3 Söhne darf dem Fritzenverein heute beitreten: «Das habe ich wohl etwas vermasselt», sagt der 84-jährige, lacht und erklärt: «In dieser Zeit, als meine Söhne zur Welt kamen, war das schon nicht mehr so üblich. Zudem hat es damals auch immer wieder Verwechslungen gegeben, wenn Vater und Sohn denselben Namen und dann auch noch dieselbe Adresse hatten. Das war manchmal etwas schwierig», erinnert sich der Präsident an seine eigene Kindheit zurück. Auch er hatte den Namen von seinem Vater weitergegeben bekommen.

 

Einen Fünfliber für jeden neuen Fritz im Lande

Im Protokollbuch von 1933 findet man, nebst dem Gründungsdatum des Vereins vom 14. November, auch zahlreiche Bestimmungen. So war es beispielsweise auch üblich, einen Vereinsbeitrag zu bezahlen: «Sie haben pro Monat 50 Rappen geheuscht», sagt der Präsident. Und: «Jedes Vereinsmitglied, das die Welt mit einem jungen Fritzen beehrte, wurde mit einer Prämie von fünf Franken belohnt.» Ist dies auch heute noch so? «In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Frage leider gar nicht mehr gestellt», meint Fritz Bürgi mit trauriger Stimme und fährt fort: «Wir haben keine Kenntnisse von Kindern, die in den letzten Jahren auf den Namen Fritz getauft wurden.» Etwas organisieren würden sie jedoch bestimmt, wenn bald ein Fritz das Licht der Welt erblickt und die Eltern sich bei ihm melden würden, meint der Präsident mit einem Schmunzeln. Und den Fünfliber für Mitglieder würde der Verein bestimmt auch noch aufbringen können.

 

Seltener Verein in der Schweiz 

11 Mitglieder zählt der Fritzenverein aktuell und der exotische Namensclub ist akut vom Aussterben bedroht: «Der altersmässig jüngste Fritz ist momentan 57 Jahre alt. Alle anderen sind bereits im AHV-Alter», erklärt Fritz Bürgi. Deshalb würde er sogar eine Ausnahme machen, wenn heute ein Kind zum zweiten Vor-namen Fritz getauft würde oder gar eine Untergruppe mit dem Geschlechts-namen Fritz wäre zu überdenken. Gemäss Bundesamt für Statistik sind in den letzten 10 Jahren jedoch tatsächlich 33 neue Fritzen in der Schweiz geboren worden. Doch bis diese dem Verein beitreten könnten, dauert es nochmals mindestens ein Jahrzehnt: «Grundsätzlich nehmen wir nur volljährige Fritzen bei uns auf», sagt der Präsident. Der gesellige Verein trifft sich übrigens zwei Mal im Jahr. Immer am 14. November zum Namensfestli, wo zeitgleich die Generalver-sammlung abgehalten wird, und ein weiteres Mal für einen gemeinsamen Ausf-lug.

 

Vereinsgründung 1933 

Vor 90 Jahren, am 14. November 1933, hatte der Ochsen-Wirt mittels Zeitungs-inserat alle Fritzen zum Namensfest in sein Wirtshaus in Erlinsbach eingeladen. Zehn Fritzen, darunter Metzger, Lehrer und Fuhrhalter kamen vorbei. Und weil am Stammtisch zufällig Briefträger Hermann Schmid sein Feierabendbier trank und den anwesenden Fritzen verriet, dass er selbst im Hermannen-Verein war, kamen die Fritzen spontan auf die Idee, ebenfalls einen Verein zu gründen – Ein Verein, welcher nun zum 90-jährigen Jubiläum kurz vor dem Untergang steht.

 

Fritz: Melde dich! 

«Fritz ist doch so ein schöner Name. Ich wollte nie anders heissen», sagt Fritz Bürgi. Wer also Fritz heisst und dem Fritzenverein Erlinsbach beitreten möchte, der könne sich jeder-zeit gerne bei ihm melden.

 

Quelle:  ArgoviaToday, veröffentlicht: 6. Juni 2023 06:49,; aktualisiert: 6. Juni 2023 10:39

 

Autorin: Cornelia Suter

 

Link:

Erlinsbacher Verein schenkt dir einen Fünfliber, wenn du dein Kind Fritz taufst! | ArgoviaToday

 

siehe auch: www.20min.ch

 


Mittwoch, 7. Juni 2023

 

Dr goldig Gärbihund

 

Plauschtrophäe für besondere Leistungen

Der "Gärbihund" ist eine gar schauerliche Sagenfigur, die jeweils um Mitternacht beim Bühl, auf dem Fussweg von Näfels nach Oberurnen gar fürchterlich hühnt, winselt, knurrt und bellt..., weil ein Überreiter (Geldbote) bei seinem Ritt von Nä-fels nach Oberurnen dort mit dem Pferde, aber ohne Geld angekommen sei. Und dieses Unrecht wird in Gestalt des "Gärbihundes" wohl als unerlöste Seele des Gelddiebes auf gar fruchterregende Weise des Nachts kundgetan.

Einmal kam die Bestie vom Büel hinunter zum "Hirzenbrunnen", wo Frauen Wasser holten

Zeichnung: Fridli Osterhazy

 

Die Näfelser Sage

 

Dr Gärbihund

 

Mä wäiss nüd rächt, öb daas zwee Gschichtä sind oder nu äini. Bee-derläi isch v'rzellt woordä.

 

Uff jedä Faal häig-si ä fürchtigs Tiär, meh äs Uughüür as ä Hund, i-dr Gärbi obä zäiget. Bim Hiirzäbrunnä sig'r albig chuu, wänn d Wiiber-völcher siged gu Wasser holä und nuch ä chlä mitänand gläublet häiged. Tigg öppä-n-ä Frau häig vor luuter Verschreggä dr Chübel v'rläärt und sig i Ohnmacht gkiit. Lang isch g'gangä, bis-si deer uumäär Hund üb'rhaupt händ chännä beschriibä.

Und ebä d Uursach vu dem uuhäumlichä-n-Eräignis sig ä Gschicht wägätämä Überriiter. D Überriiter sind früäner öppä gsii, was hütt pBriäfträäger. Gwöhndli uffämä Ross oder au zFuäss händ-si Briäf, Waar, ab'r au Gält müäsä übrbringä.

 

Ämaal hätt's äs Gmunggel gii, wil ebä-n-ä-sonä Überriiter vu Näfels uff Oberuurnä oder umbekeehrt, hett söllä-n-ä waggärä Gältseggel transportiärä und mit Uusnaahm vu Ross und  Riiter sig nüüt aa-chuu. Das Gält sig verschwundä. Und verschwindä luuh häigs deer Überriiter. Glii sig deer änärä äigätümmlichä Chrangget gschtoorbä und häig as Aarmi Seel, ab'r i dr Gschtalt vumä Hund müäsä ummägäischtärä.

 

Ä groossä chöligä Hund sig's gsii, und ä Gältseggel häig'r ummä Hals ummä p'bundä gkaa. Füürigi Augä häig'r gmacht und g'gäufäret und gsaberet und gknurret we verruggt. Ghüünet häig'r, we wänn'r groossi Noot gkaa hett. Tigg-öppä-n-ämaal sig'r überä Büäl bis gägä Schtampf abä. Und wer 'nä gseeh häig, häig dernaa gad ä paar Taag bruucht zum der Aabligg z'v'rschaffä...und wer-nä gseeh häig, häig-nä au ghört, und wo-n'r albig wider vertüüssälet sig, häig mä nuch gkörä chlefälä und chlippärä vunärä Chetti, wo-ner hindä-naachä-zogä häig.

 

Und schpeter, wo mä im Freulerpalascht anä 1942 ds Freuler-Fäschtschpiil  uufgfüährt häig, häig’s ämänä-n-Oort ghäissä: „Ihr werdet den Gerbihund heulen hören!“

 

Seither gilt dr Gärbihund als Mahner vor grosser Ungerechtigkeit, die wieder hergestellt werden soll.

 

Weil Näfels schon immer ein Theater- und Fasnachtsdorf war, wird

ein "goldigä Gärbihund" an hochverdiente Persönlichkeiten als Tro-phäe und Auszeichnung verliehen, die für ihre Leistung öffentliche Aufmerksamkeit verdienen (aber nicht erhalten haben) und zu wei-terem Schaffen ermuntert werden sollen.

 

Im Volksmund heisst es ironisch: "Ä-n-Oscar isch ä Drägg drgägä!"

 

*           *           * 

Vierzehnter "goldigä Gärbihund" an Peter Marchy

 

Die bisherigen Empfänger des "goldigä Gärbihund"

 

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2011          Claudio Landolt            TV-Filme über "Näfels" bei TeleSüdostschweiz

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2011          David Beck                   Allaroundkünstler (Malerei)

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2012          Hans Kennel                45 Jahre Bildhauer im Glarnerland

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2014          Manfred Hausmann      Wildheuerfilme auf Sulzboden

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2014          TV-Team itv Käln          "Miini Beiz - diini Beiz"  Näfels

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2016          Ralph Rechsteiner        Mitbegründer und Förderer der Partnerschaft                                                          Näfels - Bad Säckingen seit 1988

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2016          Dr. Alfred Graf               Dok-Filme "Fridlini 2014 und 2015"  (Fridolins-

                                                        fest Bad Säckingen)

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2019          David McLion                Lebenswerk, Kybernetik, Metaphysik

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2019          Bruno Schwitter            40 Jahre "Moustache" Coiffeur-Salon

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2022          Margrit Neeracher-        60 Jahre "Oberurnä miis Doorf" Schrift

                  Tschudi                          Vielseitiger Einsatz für das Dorfleben

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2022          Winfried Ays                  Gründer "Freundeskreis Näfels/ Glarus Nord                                                            - Bad Säckingen 25 Jahre Förderer der Part-

                                                        nerschaft

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2023          Jean Pierre Hauser       100 Porträts aus seiner gewaltigen Foto-

                                                         Sammlung Berge, Brauchtum, Menschen

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2023          Peter Märchy                 Näfels Dorfläden Einst und Heute / Näfels    

                                                         Gasthäuser Einst und Heute  Bildbände

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Dr goldig Fänzlöffel

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2009         Paul Stähli                     Digitalisierung 

                                                       "Sulzbodä-Ziitig Dr ghülpet Bott"                                                                               777 Seiten + Liäderbüächli

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Samstag, 3. Juni 2023

 

 

Beizen-Buch-Vernissage Full House

 

Peter Märchy macht Näfelser Geschichte

 

Full House im Kaffi Beuge im eigenen Restaurant der Märchyfamilie. Rechts Hans Fridolin Speck, Presse.

Wohl rund 60 Personen hatten sich zur Buchvernissage von Peter Märchy, der ein erst- und einmaliges Werk über die Gasthäuser von Näfels geschaffen hat.Im Anschluss wurden die Vernissagebesucher reichlich mit Apéro-Gebäck und Tranksame verwöhnt.

 

Noch fieberten sie der Vernissage entgegen. Walter Hauser, als Freund und zuverlässiger Mithelfer, Peter und Monika Märchy und Fridolin "Osterhazy" Hauser, der die Laudatio hielt.

 

Peter Märchy eröffnete die heitere Feier zu seinem vollendeten Buch, dankte seinem Mit-helfer Walter Hauser, seiner Frau Monika für das minutiöse Lektorat, auch Armin Rusterholz und Marlis Hauser-Fischli, die aus dem Hintergrund wirkte. Nach einer kurzen Tour d' horizon des Werdegangs des Buches übergab er das Wort an Fridli Osterhazy zu folgender Laudatio.

 

 

Laudatio Peter Märchy

„Näfels Gasthäuser Einst und Heute“

Sa 3. Juni 2023 – 18-19 Uhr

 

Liäbä Peter, liäbi Monika, liäbä Walter und Marlis

verehrti Fäschtgmäind

 

Wo anä 2017 des eerscht Buäch „Dorflädä Einst und Heute“ usä-chuu isch, händr ä Miniatuurwernissaasche im Beggerladä bim Turn-halläplatz durägfüärt. Ich ha äd Schiibä pöpperlet und bi gschfrüntli uufgnuu woordä. Waas, äsonä guäts Buäch und ä sonä chliini Wer-nissasch fascht im ängschtä Familiächräis, das gitts doch nüüd. Das Buäch isch nuch besser äwäg as frischi Weggli. Und wo dän uus-chuu isch, as dr Peter ä wiiters Projeggt häig, bin-em i dä-n-Ohr glägä, abr dä machsch dä-n-ä rächti öffentlich Wernissasch.

 

Und deer Freudätaag chämmer hütt fiirä. Äs Wräch chunnt usä, wo's nuch gaar niä gii hätt.

 

Rund 60 Bäizä, Wiirthüüser, Gaschthüüser, Hotel, wo hütt exischtiä-red, aber di mäischtä, wo-mä vrgässä hätt vu früäner, wiit zrugg hätt’r erforscht und Bilder und Chöpf derzuä fundä.

 

Peter ich tangg-dr und gratuliärä ä diir, ä diner Frau Monika, wo wag-ger mitgmacht und Text minutiöös durägläsä ghätt und ä dir Walter, wo dr Peter mit Raat und Taat underschtützt hätt.

 

Was daa voorliit isch äs Schtugg Näfelser Gschicht, wo sust sang und klanglos vrgässä giäng. Das isch äs Buäch gägä ds Vergässä.

 

Gaschthüüser sind ä Täil vu üüserer Doorfkultur, vu üüsernä Sittä und Gebrüüch und vum Gsellschaftsläbä im Doorf.

 

Ä sones Wärch – we au dr Voorgänger „Näfels Doorfläden Einst und Heute“, wo 2017 uzächuu isch -  isch äimaalig und erschtmaalig.

 

Zwar hätt der wiituus bescht Dorfhistoriker, wo-mer je ghaa händ, dr Albert Müller sälig Ziitigsartikel über früänerigi Wiirtshüüser publi-ziärt, aber nüd i derä Vollschtändigkeit und nüd bebilderet we daas Buäch. Und dr Bico-Sepp hätt vu allnä Näflesser Hüüser ä Schtammbaum hinderluu.

 

Abr mit dem Buäch schänggsch du ä-n-üüs und ä dr Naachwält öppis, wo sust vrlorä giäng. Oder du nhäsch sernigs wider früä-ggrüblet, wo mer schuh lang nummä wüssed.

 

Schtammtisch, Jassä, Vorschtandssitzige, Versammligä, Tauf-, Hoochzet- und Liichämääli, Wahlfiirä, Chränzli, Fahrts- und Chilbi-tanzetä, Chrippä-n-Uusschtelligä oder vor allem p Mannävölcher, wo ämä Sunntig ächlä ä di frisch Luft sind und vorem Zuänachtä nüm-mä häichuu sind und äm Mändig hätt uf dr Zinä ds Sunntigwand gflaatäret und müäsä der Brissagogschmagg oder anderi Wirt-schaftsrüggschtänd vrluftä.

 

Vu dr Fasnacht wämmer nüd redä, Näfels isch schu immer äs Fas-nacht- und Theaterdoorf gsi.

 

Das Buäch isch ä Täil vu dr Biografii vum Rautidoorf. p Bäizä sind ussem Doorfläbä nüd äwäg z tänggä.

 

Und au ds Bäizäschtäärbä, nüd nu ds Lädälistäärbä, holt üüs ja fascht tägli ii.

Zur Ziit sind zuä: ds Schwärt, d Harmonie, ds Isebähndli, dr Leuä, des Rössli und sogaar der Obersee.

 

Viil Aawesändi möged sich nuch erinnerä ä-n-Adler, ä d Walhallä, ä d Sunnä, ä ds Zäntraal, a ds Gawohnaag, a Schwaanä,  ä-p Bluä-mä, ä Friihoof, ä ds Kafi vis-à-vis vu dr Poscht, ä ds Kaffi Hirschhorn, ä d Truubä….

 

Au underem Gsichtspunkt vu dä Gaschthüüser zeiget-sich, as-sich alls im Doorf immer wider vrändäret.

 

Und das holt üüs hinecht ii mit diim Buäch, wo üüs au ä chlä Idän-titäät mit üsserer ängschtä Häimaat gitt.

 

Und da derfüür chundsch du hinecht dr goldi Gärbihund über. Dr Gärbihund, äs isch bereits dr driizächet, gitt’s für Lüüt, wo öppis bsunderigs läischted, aber äigetli vill zwänig Anerchännig übrchänd.

Dr Gärbihund isch ä Saagäfigur, wo sogar i dä Freulerfäschtschpill i dä viärzger Jahrä zitiärt woordä-n-scih. „Ihr werdet den Gärbihund heulen hören…“ Und taatsächli chunnt’r albig bim Muuschii zmitzt idr Nacht im Büäl obä gu hüünä und chnurä,  und wer‘s nüd glaubt, söll ämaal sälber gu losä.

 

Dr goldi Gärbihund, echts Inkagold söll ä dir gklörä, aber bevor mer zur fiirlichä Übegab chänd, ha-ni nuch äs paar Värs zu diner Ehr zämägschtiflet:

 

Öppis, wo schu lang tuät räizä,

isch ä Gschicht vu allnä Bäizä,

wo-mer z Näfels gkaa händ,

und etz äntli übrchänd.

 

Früäner odr schpeeter

säit dr Määrchy Peeter,

„Jaa, und zwar genau,

int’rässiärt mich au!“

 

Jaa, er well vrsuächä,

überaal gu suächä.

Gaht dä d Lüüt gu fraagä,

schüücht kä Müäh und Blaagä.

 

Wiiirt dä-n-immer wilder,

suächt nuch alti Bilder,

oder nuch im Internet

öb’s äch dett nuch öppis hett.

 

Schtiigt i Chäller abä,

will nach Aggtä gräbä,

säit nuch fescht und schtiiff,

p Fundgrüäb sig ds Archiiv.

 

Wiirt dett wagger fündig,

braav und fräch und sündig,

und är findt dett psässä,

mängs, wo schu vrgässä.

 

Ja, er findt duä nämä

übr sächzg vu Nämä,

Wiirt und ä nuch Frauä,

wo-mä nuch törff gschauä.

 

Schtäibogg Elis, Worni Tiidi,

Giiger Toori, Schääfli Iidi,

Bluämä Tuuri und Ottili,

Lupo und nuch ds Adler Mili.

 

Hirzä-n-Olgi, und dr Pfau,

und dr Äschäbärti au;

Möhrli Walti, Josefii,

deer nuch vu dr Brauerii,

 

Friihoof Agi, Bäräfritz,

ds Äber Linggi, diä vum Schütz;

Schlüsselbärti, deer vum Äaschä,

ussem Glaas und uss dr Fläschä.

 

Rössli Olgi und de Baabä

Wiirti uffem altä Raabä.

Schwaanäfranz und nuch äs Träänli

für ä Wiirt vum Isäbähnli.

 

Bäizä chänd und Bäizä gönd,

mängi Hüüser hütt nuch schtönd;

alles gaht, öb Grooss, öb Chlii

mit dr Ziit halt eh verbii.

  

Ass daas nüd vrgässä gaht,

gitt’s äs Buäch, wo’s dinnä schtaht.

Gschribä hätt’s dr Määrchi Peter,

chauffä chaa-me’s iätz und schpeeter.

 

Dorum griiffed wagger zuä,

nachem Schturm gitt’s wider Ruäh,

Chauffed hantli ‘so-nes Buäch.

Tanggä höfli fürä Psuäch!

 


Übergabe des "goldigä Gärbihund" an Peter Märchy. Die beiden Damen Marlis Hauser und Monika Märchy freuen sich und applaudieren herzlich; rechts Georges Müller, Präsident der Freude der Geschichte von Näfels, der sich ebenfalls freut, dass die Literatur zur Ge-schichte von Näfels einen wertvollen Zuwachs bekommen hat. (Foto: Monika Märchy)

Peter Märchy mit seinem neuesten Buch und dem "goldigä Gärbihund".

Grosszügikeit - Markenzeichen der "Märchys" auch auf dem Serviertablett. Monika Märchy beim Servieren von Apérogebäck vom Feinsten. Links im Bild ein Hotelierssohn des renom-mierten "Hotel Schwert" Dr. med dent. Gerold Borer.

Die "guten Geister" hielt sich zurückhaltend im Hintergrund. Beide dürfen stolz sein über das gelunge Werk. Links Marlis Hauser-Fischli und Monika Märchy, die First Lady des Abends.

Der dreizehnte goldige Gärbihund. "Ihr werden den Gärbihund heulen hören...!"  Zitat aus den Freulerfestspielen in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts.


Freitag, 2. Juni 2023

 

Die letzte Fürstäbtissin von Säckingen

 

Maria Anna von Hornstein-Göffingen

 

2. Juli 1723 bis 27. Dezember 1809

 

Fürstäbtissin Maria Anna von Hornstein-Göffingen

(Bild: Stadt Bad Säckingen)

Vom 14. Mai bis 30. September 2023 findet im Hochrheinmuseum Schloss Schö-nau eine Ausstellung aus Anlass des 300. Geburtstages der Fürstäbtissin Maria Anna von Hornstein- Göffingen statt.

 

Karl Braun, Kulturschaffender in Bad Säckingen hat dazu einen bebilderten Beitrag in der Badischen Zeitung vom 20. Mai 2023, Seite 9,. Nun hat er freundlicherweise sein Originalmanuskript zur Verfügung gestellt.

 

 

 

 300 Jahre – Die letzte Fürstäbtissin

 

Vom 14. Mai bis 30. September 2023 findet im Hochrheinmuseum Schloss Schönau eine Ausstellung aus Anlass des 300. Geburtstages der Fürstäbtissin Maria Anna von Hornstein-Göffingen statt.

 

Am 2. Juli 1723 wurde die aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht stammende Maria Anna von Hornstein-Göffingen geboren. Mit 25 Jahren trat sie in das ade-lige Damenstift in Säckingen ein. Bereits 1755 erfolgte die Wahl zur Äbtissin. Schon seit 1307 war die jeweilige Äbtissin im Stand einer Reichsfürstin mit dem berechtigten Titel einer Fürstäbtissin.

 

Dass die Äbtissin des Fridolinsstiftes Reichsfürstin war, ist kaum noch bekannt. Daran erinnert als einziges sichtbares Zeugnis ein Portalstein mit dem Wappen von Hornstein und dem Fürstenhut, der sich in einer Nische des Münsters befindet. Ein weiteres farblich gefasstes Wappen ist an der ehemaligen Stifts-mühle in Kaisten/Schweiz zu bewundern.

 

Die Fürstäbtissinen waren tatkräftige Frauen, die trotz Brandkatastrophen, Plün-derungen und harten Kontributionen den Mut hatten nicht aufzugeben und mit Energie das Stift über eine lange Zeit zu erhalten. Immer wieder bauten und ge-stalteten sie das Gotteshaus und prägten entscheidend das Stadtbild. Auch wenn die glanzvollen Zeiten des Adeligen Damenstiftes mit der Säkularisation ihr end-gültiges Ende fanden, ein Erbe von unschätzbarem Wert haben die Fürst-äbtissinen hinterlassen: Die doppeltürmige Stiftskirche, das Fridolinsmünster mit seiner prächtigen Ausstattung, ein Wahrzeichen der Hochrheinlandschaft und das einzigartige Fest zu Ehren des Glaubensboten Fridolin mit der traditionsreichen Prozession.

 

Die Fürstäbtissin Maria Anna von Hornstein-Göffingen ragt besonders heraus, schon allein durch ihre lange Regierungszeit von 50 Jahren. Dennoch war es sehr mühsam  Objekte zu finden um diese in einer Ausstellung präsentieren zu können. Der Stadtarchivarin Dr. Eveline Klein ist es gelungen Gemälde und Ex-ponate aus dem  Adelsgeschlecht von Hornstein ausfindig zu machen. Ein ganz persönlicher Gegenstand von Maria Anna ist der zierliche Schreibtisch.

 

In 25 hervorragend ge-stalteten Tafeln mit prägnantem Text und den zugehö-renden Fotos, hat Eveline Klein das Leben und Wirken der Fürstäbtissin an-schaulich dargestellt. Auf wichtigen Objekten hat Maria Anna ihr fürstliches Wap-pen anbringen lassen. Was als Eitelkeit einer Adeligen erscheinen mag, erweist sich als glückliche Fügung. Dadurch war es möglich, eine umfassende Zuord-nung ihres Wirkens wiederzugeben und eine genaue Beschreibung der Aus-stellungs-Gegenstände vorzunehmen.  

 

Das Andenken an den Glaubensboten Fridolin zu erhalten und seine Verehrung zu fördern hatte einen massgeblichen Stellenwert für das Adelige Damenstift. Zu den sichtbar herausragenden Werken der Fürstäbtissin Maria Anna zählt vor allem der kostbare Silberschrein mit den Gebeinen des heiligen Fridolin. Die von ihr gestalterisch beeinflusste Samtpyramide wurde 1942 aus dem Schrein aus nicht bekannten Gründen entfernt, diese ist erfreulicherweise in der Ausstellung zu sehen. Der Betsaal mit der feinen Stuckierung und Farbgebung von Johann Michael Feichtmayr, den sie in Auftrag gegeben hat, gehört zu den herausragen-den Werken im süddeutschen Raum, ebenfalls ein Beweis ihres Kunstsinns. Die formschönen Sanctus-Leuchter im Chor sind ebenso erwähnenswert. Warum im Orgelprospekt von 1933 ihr Wappen angebracht ist, beruht darauf, dass sie nach dem Brand des Münsters im Jahr 1751 unverzüglich den Orgelmacher Johann Michael Bihler aus Konstanz mit dem Bau einer Orgel beauftragte. An der sich der heutige Orgelprospekt annährend orientiert..

 

Das tatkräftige Wirken dieser ausserordentlichen Fürstäbtissin beschränkt sich nicht nur auf die erwähnten Werke: Was bisher kaum Beachtung fand, war ihr Reformeifer im Stift und ihre Begabung in wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht. So hat sie die Niederschrift der Stiftsgeschichte erwirkt, jährlich führte sie Haushaltsbücher über die Ausgaben - zwei davon sind ebenfalls ausgestellt. Regelmässig inspizierte sie die zum Stift gehörenden Liegenschaften. Den Stifts-wald liess sie mit Grenzsteinen markieren, vermessen und kartieren.

 

Um die drohende Auflösung des Stiftes zu verhindern unternahm sie trotz man-cher Beschwerden die lange Reise nach Wien zu Kaiser Joseph II. Ihr mutiger Kampf wurde belohnt, denn in der gewährten Audienz argumentierte sie so ge-schickt, dass diese Fakten vom Kaiser unwiderlegbar waren. Die Stadt bereitete der Fürstäbtissin  bei ihrer Rückkehr aus Wien mit Singspiel und einer Ehren-pforte einen grossartigen Empfang. Die farbige Kopie dieser äußerst seltenen Ab-bildung der Ehrenpforte aus einer erhaltenen Festschrift ist ausgestellt. Doch die Freude währte nur einige Jahre. Maria-Anna von Hornstein-Göffingen musste das Ende ihres geliebten Stiftes, das über Jahrhunderte schwere Katastrophen über-stand und das sie durch ihr  tatkräftiges Wirken zu neuer Blüte führte, miterleben. Diesen harten Schicksalsschlag konnte sie nicht mehr verkraften und verstarb im Alter von 86 Jahren am 27. Dezember 1809 in Säckingen. Ein einfaches, kaum beachtetes Epitaph im rechten Seitenschiff im Münster erinnert an die bedeu-tende Fürstäbtissin.                                                                                        Karl Braun

  

Öffnungszeiten der Ausstellung: Donnerstag bis Sonntag von 14- 17 Uhr.

 

 

Der prachtvolle Fridolinsschrein wurde auf Veranlassung der Fürstäbtissin Maria Anna ge-schaffen. (Bild Karl Braun)

Die gewaltige Sanctus-Leuchter beim Chorgestühl. Das Wappen der Fürstäbtissin ist iuf dem Sockel, deutlicher auf dem Fuss der Sanctus Leuchter. (Foto Karl Braun)

Ein Kleinod ist der Rokoko-Betsaal über der Fridolinskapelle, Zeuge aus der Amtszeit der Fürstäbtissin.

(Foto Karl Braun)

Die im Text erwähnte Ehrenpforte bei der Rückkehr der Fürstäbtissin aus Wien.

 

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Marianna_Franziska_von_Hornstein?uselang=de#/media/File:Ehrbekundung_Marianna_Franziska_v_Hohenstein-G%C3%B6ffingen.jpg

Wappen der Fürstäbtissin von Hornstein auf der ehemaligen Stiftsmühle in Kaisten

Quelle: Wikipedia

 

Wappenstein (Portalstein) am Münster

(Foto: Karl Braun)

Beachten Sie auch die Präsentation von Leben und Werk im Buch Sandhya Hasswani Die letzte Aebtissin unter 3.Dies und Das vom 23. März 2023 Roman, sehr lesenswert!


Freitag, 26. Mai 2023

 

Die (zweite) Schlacht bei Näfels (1799)

 

Unter dem irreführenden Titel Schlacht bei Näfels ist bei Wikipedia ein hoch-interessanter Beitrag erschienen. Der für die Geschichte des Glarnerlandes, spe-ziell auch für Näfels bedeutend ist. "Irreführend", weil in der Regel unter dem Begriff "Schlacht bei Näfels" dre Befreiungskampf der Glarner am 9. April 1388 gemeint ist. Dennoch ist der Beitrag über die (zweite) Schlacht bei Näfels wichtig und informativ.

 

 Hier der Beitrag auf Wikipedia

 

Datum: 1. Oktober 1799

Ort: Netstal, Näfels, Mollis

Ausgang: Französischer Sieg

Konfliktparteien:  Frankreich versus Russland, Österreich

 

Befehlshaber

G. Molitor

K. Zingg

H. Gazan

P.-Ch. Lochet

A. W. Suworow

P. I. Bagration

Schweikowski

F. X. Auffenberg

 

 

Der letzte Feldzug des 68-jährigen russischen Feldmarschalls Alexander Su-worow endete bei Näfels (Kanton Glarus) mit seiner einzigen Niederlage: Der 29-jährige französische Brigadegeneral Gabriel Molitor vermochte ihm dort am 1. Oktober 1799 den Ausbruch aus dem Linthtal zu verwehren.

 

Molitor verfügte nur über wenige Bataillone. Trotzdem hatte er seit dem 25. September drei österreichische Heerführer zurückgeworfen nämlich  General-major Franz Jelačić Richtung Sargans, Feldmarschallleutnant Friedrich Linken Richtung Vorderrheintal und Genralmajor Franz Xaver Auffenberg  Richtung Pragelpass.

 

Am Morgen des 1. Oktobers hielt er mit zwei Bataillonen der 84. Halbbrigade das östliche Ende des Klöntals. Da ihn aber eine feindliche Kolonne über die Berge am Nordufer des Klöntalersees zu umgehen drohte, zog er sich kämpfend nach Netstal zurück.

 

Ein Reservebataillon bewachte die Holzbrücke über die Linth bei Näfels, je ein halbes Bataillon beobachtete in Engi und Kerenzen den Rückzug von Linken und Jelačić.

 

Den Linthübergang bei Netstal sicherten am jenseitigen Ufer anderthalb Ba-taillone mit vier Geschützen, die gedeckte Grubenmann-Brücke wurde zur Spren-gung vorbereitet. Zweieinhalb andere Bataillone mit drei Geschützen nahmen am linken Ufer hinter Netstal Stellung. Als die Russen die Netstaler Brücke stürmten, wurde sie gesprengt, während die Franzosen vom jenseitigen Ufer das Feuer eröffneten.

 

Suworows Vorhut unter Generalmajor Pjotr Bagration und wurde von Truppen der Division Generalleutnant Schweikowskis und der österreichischen Bri-gade Auffenberg unterstützt. Auf dem linken Linthufer drang sie gemäss Molitor in Anwesenheit des Feldmarschalls sechsmal bis Näfels vor, wurde aber jedes Mal mit dem Bajonett bis Netstal zurückgeworfen.

 

Beim dritten Angriff erstach Leutnant Berger von der 84. Halbbrigade auf der schmalen, wenig soliden Näfelser Brücke den Chef der angreifenden Kolonne mit dem Degen.

Später rettete Molitors Adjutant Fridolsheim an der Spitze einer Schwadron des 10. Chasseurregiments die französische Artillerie vor der Überwältigung.

 

Als die Brücke bereits gefallen war, traf erste Verstärkung von der Division Ge-neral Honoré Gazans ein: 300 Mann der 2. helvetischen Halbbrigade unter Adjutantmajor Karl Zingg. Von Molitor an den Sieg erinnert, den ihre Vorväter in Näfels über die Habsburger errungen hatten, eroberten sie die Brücke zurück. Ein gegnerisches Bataillon, das über einen Behelfssteg nach Mollis gelangt war, wurde zurückgeworfen. Schliesslich trafen Gazan persönlich an der Spitze eines Grenadierbataillons und Oberst Pierre-Charles Lochet mit 400 Mann seiner 94. Halbbrigade ein.

 

Molitor bezifferte die Truppenstärke der Franzosen auf 3000, jene ihrer Gegner auf 15.000 Mann, seine eigenen Verluste auf 140 Gefallene und 400 Ver-wundete, jene Suworows auf über 400 Gefallene, 1700 Verwundete und 200 Gefangene.

        Alexander Suworow (1730-1800)                         Gabriel Molitor (1770-1849)

Folgen

Das Ergebnis der Schlacht und die Niederlagen des russischen Generalleut-nants Alexander Korsakow bei Zürich sowie des österreichischen Feldmar-schallleutnants Friedrich Hotze bei Schänis (25./26. September) zwangen Suwo-row zum Rückzug Richtung Österreich über den 2407 m hohen, verschnei-ten Panixerpass.

 

In der Folge zog Kaiser Paul I. sich aus der antifranzösischen  Koalition zurück. Suworow fiel in Ungnade und wurde unter Beförderung zum Generalissimus in den Ruhestand versetzt. Er starb im darauffolgenden Mai.

 

Molitor litt nach der Schlacht an einer alten Wunde, die sich wieder geöffnet hatte. Er wurde 1823 Marschall von Frankreich.

Keine Munition mehr

 

Am 7. Oktober meldete Suworow dem österreichischen Oberbefehlshaber  Erzherzog Karl aus Panix, dass seine Truppen den Feind bis nach Mollis und Näfels gedrängt hätten. „In diesen hartnäckigen Gefechten haben wir jedoch alle unsere Munition verbraucht und wurden dadurch gezwungen, neue Gefechte zu vermeiden. Dies veranlasste mich sogar die Vereinigung mit dem General Jellachich über Mollis und Wallenstadt aufzugeben, da dieselbe nur mittelst neu-er Gefechte durchzuführen möglich war, und eiligst auf fast impraktikabelen We-gen über Matt, Elm und Wichler Bad nach Panix zu gehen .."

 

Drohende Einkesselung

In den Aufzeichnungen des russischen Obersten Paul Tiesenhausen heisst es:

„Ich befand mich bei der Abtheilung unter directem Befehl des Feldmarschalls. […] In diesem Thale stehend konnten wir deutlich sehen, wie von beiden Seiten die französischen Colonnen auf den Kamm der Gebirge eilten, vor uns Glarus zu erreichen. Dieser Gefahr zu entgehen, mußte ein weiterer Angriff auf Waasen (Weesen) unterbleiben und wir mussten eilen, vor dem Feinde den Ort zu er-reichen, weil wir sonst Gefahr liefen, von ihm umringt, jeden Ausweg aus diesem Kessel uns abgeschnitten zu sehen und vielleicht durch die gar zu grosse Ueber-macht in einem verzweifelten Kampfe von unserer Seite vernichtet zu werden. Es war wohl der kritischste Moment für uns in diesem Feldzuge, den ein Jeder bis ins Innerste fühlte. Hier war es auch, wo der alte ehrwürdige Feldmarschall die ganze Gefahr, die uns drohte, fühlend, in seine grauen Haare griff und zu seiner Umgebung ausrief: »man sage nie von einem Manne vor seinem Tode, er sei immer glücklich gewesen« 

 

Dank des Direktoriums

Der französische Oberkommandierende General André Masséna schrieb Molitor am 31. Oktober aus Zürich:

„Das Vollziehungsdirektorium hat der Donauarmee[ durch sein Schreiben vom [14. Oktober] öffentlich seine Dankbarkeit und seine besondere Befriedigung über ihre glorreichen Taten bekundet. Das Direktorium hat seine Aufmerksamkeit auch all jenen zuwenden wollen, die dazu am tapfersten beigetragen haben; ich habe mich beeilt, Bürger General, die aktive Rolle bekannt zu machen, die Sie bei diesen denkwürdigen Ereignissen gespielt haben; man wird nicht vergessen, dass Sie mit ihrer einzigen Brigade mehrere Tage lang den Austro-Russen widerstanden haben, dass Sie sie ge-schlagen haben, dass Sie ihnen Gefangene abgenommen haben, dass Sie mit Hartnäckigkeit und kaltem Blut für die Armee wichtige Stellungen verteidigt haben und dass Sie auf diese Weise die Nie-derlage Suwarows vorbereitet haben. Empfangen Sie deshalb heute die Be-kundung der lebhaften Befriedigung der Regierung über Ihre Taten, die sie nicht übersehen konnte und die sie richtig einzuschätzen gewusst hat. Gruss und Brüderlichkeit. Gezeichnet Masséna.“

 

Flucht der Bevölkerung

Chasseur-Korporal Maurice Dupin (1778–1808), Enkel des Marschalls von Sachsen und Vater der Schriftstellerin George Sand, diente Molitor als Kurier. Am 12. Oktober schrieb er seiner Mutter über das Glarnerland:

„Dort sieht man diese senkrechten, mit schwarzen Tannen bedeckten Berge. Ihre mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel verlieren sich in den Wolken. Man hört das Tosen der Wildbäche, die von den Felsen stürzen, das Pfeifen des Windes durch die Wälder. Aber keinen Hirtengesang, kein Muhen von Herden mehr. Die Häuser waren Hals über Kopf verlassen worden. Alles war vor unserem Anblick geflohen. Die Bewohner hatten sich mit ihrem Vieh ins Innere der Berge zurückgezogen. Kein lebendes Wesen in den Dörfern. Dieser Kanton bot das Bild der traurigsten Wüste.“

 

Urteile von Militärwissenschaftlern

Der preussische Generalmajor Carl von Clausewitz urteilte über Molitors Ge-fechtsführung, „dass man diese Vervielfältigung einer einzelnen Brigade, diesen beharrlichen Widerstand gegen einen immer neuen Feind als einen der schön-sten Akte des Feldzugs betrachten muss.“

Über Suworows Rückzug schreibt der russisch-kanadische Militärwissenschaft-ler Alexander Statiev:

„Obwohl alle früheren Gefechte im Schweizer Feldzug mit russischen Siegen en-deten, war das Scheitern des Ausbruchs aus den Alpen bei Näfels eine strategi-sche Niederlage, die alle diese Siege zunichtemachte, weil es der letzte Sarg-nagel für den strategischen Plan war, der die Zusammenarbeit der alliier-ten Streitkräfte in der Schweiz voraussetzte.“

Brigadegeneral Gabriel Molitor als Sieger über die russische Vorhut unter Ba-gration bei Näfels (Kanton Linth, Helvetische Republik)

 

Eben erst zum General ernannt, hatte der 29-jährige Molitor Ende September hintereinander drei österreichi-sche Generäle zurückgeworfen (Jelačić über den Keren-zerberg, Linken über den Segnes- und den Panixerpass, Auffenberg im Klöntal). An diesem Tag lieferte er den Russen ein Rückzugsgefecht vom Klön-talersee bis nach Näfels und Mollis, wo ihm Divisionsgeneral Gazan zu Hilfe eilte.

 

Mit dem Sieg über Bagration verlegte Molitor dessen Vorgesetztem Suworow den Rückweg über den Kerenzerberg und zwang ihn so zum verlustreichen Marsch über den verschneiten Panixerpass. Nach der Niederlage Korsakows bei Zürich und Hotzes bei Schänis wurde der österreichisch-russische Feldzug gegen die Helvetische Republik damit endgültig zum Fiasko. Bei Näfels kämpften auf fran-zösischer Seite auch 300 Mann der 2. Helvetischen Halbbrigade unter dem Aargauer Hauptmann Karl Zingg, die sich besonders auszeichneten.

 

Carl von Clausewitz: Die Feldzüge von 1799 in Italien und der Schweiz. 2. Theil (Hinterlassene Werke. 6. Band) Ferdinand Dümmler, Berlin 1834, S. 201–203

 

Hermann Zähringer: Der Gebirgskrieg in der Schweiz 1798 und 1799. In: Jahr-buch des Schweizer Alpen-Club (Bern). 8. Jg., 1872–1873, S. 411–488, hier: S. 476

 

Rudolf von Reding-Biberegg: Der Zug Suworoff’s durch die Schweiz, 24. Herbst- bis 10. Weinmonat 1799. (Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des historischen Vereins der fünf Orte Luzern, Ury, Schwyz, Unterwalden und Zug. 50. Band.) Hans von Matt, Stans 1895, S. 116–127

 

Albert Maag, Markus Feldmann: Die 2. helvetische Halb-brigade im Kampf um den Linthübergang bei Näfels. (1. Oktober 1799.) In: Schweizer Soldat, 3/1928, Heft 4, S. 20–22;

 

Alexander Statiev: The Alpine Campaign of 1799 as a Stepping Stone to a Doctrine of Mountain Warfare. In: Estonian Yearbook of Military History (Tallinn University Press), 9 (15) 2019, ISBN 977-2228-06-607-6, S. 29–65, hier: S. 51–54.

Quellen:

Schlacht bei Näfels (1799) – Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Le_g%C3%A9n%C3%A9ral_Molitor_bataille_de_Naefels_1799.jpg

 

Trouvaille: Schlachtplan

Dmitri Alexejewitsch Miljutin (1816–1912): Karte der Kämpfe im Klöntal, bei Netstal, Näfels und Mollis (Kanton Glarus) am 30. September und 1. Oktober 1799.

Der französische Brigadegeneral Gabriel Molitor (1770–1849) vermochte dabei den Ausbruch des russischen Feldmarschalls Alexander Suworow (1730–1800) aus dem Linthtal zu verhindern. Damit zwang er ihn zum verlustreichen Rückzug über den verschneiten Panixerpass.

 

Grün = Russen, Gelb = Österreicher, Rot = Franzosen.

Datum 1857

 

Quelle [Dmitri Alexejewitsch] Mijutin: Geschichte des Krieges Russlands mit Frankreich unter der Regierung Kaiser Paul’s I. im Jahre 1799.

Übersetzung Chr. Schmitt, 4. Band, Jos. Lindauer, München 1857, Abb. 43, zwischen S. 106 und 107

(https://books.google.de/books?id=cYFBAAAAcAAJ&pg=PA106).

Urheber Dmitri Alexejewitsch Miliutin, Chr. Schmitt


Sonntag, 14. Mai 2023 (Muttertag)

 

"Mutter" in verschiedenen Sprachen

 

Auf dem ganzen Erdenrund gibt es Mütter. Ungezählte Literatur befasst sich mit dem Begriff "Mutter" und ebenso vielseitig ist die Definition von "Mutter" und deren Rolle, Funktion, historisch, juristisch, in den verschiedenen Religionen, soziologisch, anthropologisch etc. etc..

Ich stolpere zufällig über die Bezeichnung für "Mutter" in vielen Sprachen. Da sind sie:

 

  

Albanisch  nënë, ëmë

Baskisch ama

Belarussisch  maci, mama

Bretonisch mamm

Bulgarisch  mayka

 

Dänisch  mor

Deutsch  Mutter

Englisch mother, mom

Estnisch  ema

Färöisch móðir, mamma

 

Finnisch  äiti

Französisch mère, maman

Friesisch (Westfriesisch) mem

Furlanisch mari, mame

Galicisch  nai

 

Griechisch μητέρα, μάνα

Irisch máthair, mamaí

Isländisch  móðir, mamma

Italienisch  madre, mamma

Kaschubisch mëma, matka

 

Katalanisch mare, mama

Kornisch  mamm

Korsisch  matre, mamma

Krimtatarisch ana

Kroatisch  majka

 

Lettgallisch muote, mama

Lettisch māte, mamma

Litauisch motinà, mamà

Livisch  ǟma, jemā

Luxemburgisch Mamm

 

Maltesisch omm

Mazedonisch majka

Moskowitisch  mat’, mama

Niederländisch moeder, mama

Niedersorbisch maś, mama

 

Nordsamisch eadni

Norwegisch bok, mor

Norwegisch nyn, mor

Obersorbisch mać, mama

Okzitanisch maire

 

Polnisch matka, mama

Portugiesisch  mãe, mamã

Rätoromanisch mamma

Rumänisch mamă

Schottisch-Gälisch màthair

 

Schwedisch moder, mamma

Serbisch  majka

Slowakisch matka, mama

Slowenisch mati, mama

Spanisch  madre, mamá

 

Tschechisch matka, máma

Türkisch anne 

Ukrainisch maty, mama

Ungarisch anya

Walisisch  mam

 

 

Wilmesaurisch mütter

 

Quelle: https://baltoslav.eu/mapy/index.php?x=matka&mova=de


Freitag, 12. Mai 2023

 

Die Eisheiligen

 

(Mamertus), Pankratius, Bonifatius, Servtzius, Sophie

 

11. bis 15.Mai

 

Bilder: 

https://www.google.com/search?q=eisheilige&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjDqr2KtO_-AhV79LsIHXuLAG4Q_AUoAXoECAEQAw&biw=1920&bih=969&dpr=1#imgrc=m7MorQbaBSmx7M

Mamertus – 11. Mai

Mamertus war ein katholischer Bischof, der um 400 nach Christus in Lyon gebo-ren wurde und am 11. 05. 477 in Gallien starb. Er galt als umfassend gebildet. Um 461 wurde er Erzbischof von Vienne, das nahe Lyon liegt. Nach erheblichen Zerstörungen in seinem Erzbistum führte Mamertus die drei Bittgänge ein, die auch heute noch vor dem Fest Christi Himmelfahrt durchgeführt werden. Der Überlieferung nach soll der Erzbischof auch öfters Wunder vollbracht haben, wie zum Beispiel eine Feuerbrunst zu stoppen. Er wird bei Fiebererkrankungen, grossen Dürren und Erkrankungen der Brust um Beistand angerufen.

Seine Attribute sind die Mitra, der Bischofsstab und eine brennende Kerze.

Pankratius – 12. Mai

Der heilige Pankratius wurde um 290 in Phrygien geboren, was in der heutigen Türkei liegt. Er starb um 304 als junger römischer Märtyrer der frühen Kirche in Rom. Sein Name bedeutet „Der Alles Besiegende“.

Auf Darstelungen ist er des Öfteren in feinen Kleidern oder auch in einer Ritter-rüstung zu sehen.

Des Weiteren trägt er ein Schwert, eine Märtyrerkrone und einen Palmwedel.

Servatius – 13. Mai

Den Legenden nach war Servatius Bischof des in dem heutigen Belgien ge-ege-nen Bistums Tongern. Servatius lebte demnach von 340 bis 384 nach Christus. Er soll den Hunneneinfall in Europa vorhergesagt haben, der tatsächlich um 450 stattfand. Angeblich wurde er mit einem Holzschuh erschlagen. Er wurde schliesslich in Maastricht begraben. Üblicherweise wird bei Fusskrankheiten, Frostschäden und Rattenplagen um seinen Beistand gebeten.

Seine Attribute sind der Holzschuh, ein Schlüssel, ein Drache und ein Adler.

Bonifatius von Tarsus – 14. Mai

Überlieferungen nach wurde Bonifatius in Rom geboren und starb wohl um 306 in der heutigen Türkei. Angeblich war er anfangs kein Christ, sollte aber christliche Reliquien aus Tarsus in der heutigen Türkei nach Rom überbringen. Dort erlebte er mit, wie Christen verfolgt werden und liess sich aus Empathie ebenfalls taufen. Er stand zu seinem Glauben und wurde schliesslich dafür durch siedendes Pech hingerichtet. Nach seinem Tod wurde sein Leichnam nach Rom zurückgebracht. Sein Name bedeutet so viel wie „der gutes Geschick verheißende“.

Auf Darstellungen sieht man ihn meist als Jüngling oder Greis, der in siedendem Pech gemartert wird.

 

Kalte Sophie/Sophia von Rom – 15. Mai

Auch als „kalte Sophie“ oder Sopherl bekannt, ist Sophia von Rom die letzte der fünf Eisheiligen. Sie starb um 304 nach Christus als frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin. Teile ihrer Reliquien wurde nach Strassburg gebracht. Andere liegen unter der Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti in Rom vergraben. Die heilige Sophia von Rom wird oftmals gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte zu erbitten.

Sie ist oftmals mit Trog und Schwert, aber auch mit einem Palmwedel und einem Buch auf Darstellungen zu sehen.

 

Bauernregeln und Sprüche

 

Pankraz, Servaz, Bonifaz

machen erst dem Sommer Platz.

 

Vor Bonifaz kein Sommer,

nach der Sophie kein Frost.

 

Vor Nachtfrost du nie sicher bist,

bis Sophie vorüber ist.

 

Servaz muss vorüber sein,

will man vor Nachtfrost sicher sein.

 

Pankrazi, Servazi und Bonifazi

sind drei frostige Bazi.

Und zum Schluss fehlt nie

die Kalte Sophie.

 

Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder,

was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.

 

Pflanze nie vor der Kalten Sophie.

 

Mamerz hat ein kaltes Herz.

 

Die Kalte Sophie

macht alles hie. 

(bairisch: hie = hin, kaputt)

 

Mamertius, Pankratius, Servatius

bringen oft Kälte und Verdruss.

 

 

Ein Witzbold verkalauerte die Eisheiligen

 

"Pankraz,

Servaz,

Bonifaz,

Undervaz

und

Obervaz"


Montag, 1. Mai 2023

 

General Niklaus Franz von Bachmann Anderletz

 

Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus

Zehntes Heft

1874

Seite 80

 

"Bachmanns Verdienste wurden zwar auch im Auslande gewürdigt und er erhielt von mehreren Souveränen Orden und Ehrenbezeugungen. Die grösste Freude und Genugtuung gewährte ihm indessen doch der goldene Degen mit der In-schrift "Patria grata" und die Dankesurkunden wie sie ihm von Seiten der Tagsat-zung am 12. Juni 1816 zu Theil wurden.

 

Nunmehr ein Greis von 76 Jahren verlebte er den Rest seiner Tage in stiller Zu-rückgezogenheit in seiner Heimatgemeinde Näfels, seine Zeit vor Allem dem Le-sen politischer und militärscher Werke widmend, unter denen diejenigen Fried- richs des Grossen seine Lieblingslektüre bildeten.

 

Eine an ihn von Seite des französischen Hofs zu Ende des Jahres 1816 ergange-ne Aufforderung zur Uebernahme des Generalinspekorats über die Schweizer-truppen in französischem Dienste hatte er abgelehnt und dafür den Obersten  von Gady vorgeschlagen, unter dessen Befehlen bekanntlich im letzten Feldzuge die 4. Division gestanden hat.

 

Von hoher Gestalt, verband Bachmann mit einem angenehmen Aeusseren zu-gleich eine seltene Liebenswürdigkeit des Umgangs und grosse Gemüthlichkeit, wie er denn auch von den Soldaten wie ein Vater verehrt wurde. ein leichter harmloser Witz machte ihn zum beliebten Gesellschafter. Seine Offenheit und sein Biedersinn verlängerte sich bei keinem Anlasse. Schätze hatte er nicht zu sammeln gewusst, und als er sich zur Ruhe setzte, lebte er aus seiner Pension als königlich französischer Generallieutenant. Seine geistigen und körperlichen Kräfte behielt er bis in sein hohes Alter und bewahrte stets eine sorgfältige Hal-tung und seine Zierlichkeit im Anzuge. Das Soldatenkleid war das Ehrenkleid,  womit er sich noch in spätesten Jahren gerne schmückte.

 

Am 11. Februar 1831, als 91-jähriger Greis, schied Bachmann vom irdischen Da-sein. Mit ihm erlosch sein Stamm."

 

So lautete die Schlussbemerkung zum Beitrag

"General Niklaus Franz von Bachmann An-der-Letz

  und

  seine Betheiligung am Feldzuge von 1815"

 von

Dr. jur. F. Dinner, Aktuar es hist. Vereins

 

a. a. O Seiten 8 bis 80.

 

Seltene Aufnahme von General Franz Niklaus von Bachmann.

(Foto: Emil Brunner, Appenzeller Kalender 1973,  252. Jahrgang)

 

Eine wichtige Quelle für die Bachmann-Forschung ist der Beitrag im

 

Jahrbuch

des

historischen Vereins

ds Kantons Glarus

Vierzehntes Heft

1877

Seite 69-144

 

General von Bachmann

sein Biograph Emanuel Friedrich von Fischer

und

das Cordonsystem in seinen Beziehungen zum Gebirgskrieg

Mit besonderer Berücksichtigung des Feldzuges 1815

von

Dr. jur. F. Dinner, Präsident des histor. Vereins

 

Die bislang authentischste und interessanteste Beschreibung des Lebens von General Niklaus Franz von Bachmann stammt von Emanuel Friedrich von Fischer, 1831.

Klicken Sie folgenden Titel an:

 

Zum Andenken

des Freyherrn

Niklaus Franz von Bachmann

An-der-Letz

 

Neu: soeben erschienen:

 

General Niklaus Franz von Bachmann: Wiederentdecker des Schweizer Kreuzes oder Begründer unsrer Nationalflagge?, herausgegeben von der General-Bachmann-Gesellschaft Näfels, Näfelser Fahrt 2023, 54 Seiten reich illustriert

 

Der Autor PD Dr. phil. et Dr. rer. nat. Hans Niklaus Müller, Luzern


Sonntag, 30. April 2023

 

Vor 50 Jahren

 

Spitalbrand Einsiedeln wegen einer Kerze

Brand des Krankenhauses in Einsiedeln am Mittwoch, 9- Mai 1073, aufgenommen von Osten. (Foto: Franz Kälin, Einsiedeln)

 

Es geschah am Mittwoch, 9. Mai 1973. Das Spital Einsiedeln stand in Flammen. Am frühen Nachmittag ungefähr nach 13.30 Uhr stieg eine qualmende Rauchwol-ke aus dem Dach des Spitals Einsiedeln, das damals die Einsiedler noch nicht Spital, sondern "Chrankehuus" nannten.

 

Ich war Augenzeuge aus der Ferne, nämlich vom Schulhaus Brüel aus. Ich hatte dort im ersten Stockwerk mein Rektoratsbüro, dessen Fenster nach Osten ge-richtet sind. Aber aus irgendeinem Grund war ich im breiten Schulhausgang und blickte zu den Gangfenstern hinaus nach Westen. Dabei entdeckte ich das er-höhte Krankhaus und den aufsteigenden Rauch. Das bald deutlich vernehmbare Geheul der Feuerwehr- und vermutlich auch Polizeifahrzeuge, die durchs Dorf brausten, liessen keinen Zweifel offen, dass wirklich ein Brand ausgebrochen war.

 

Es war Mittwochnachmittag, das Schulhaus stand leer, da die Kinder und Lehrer schulfrei hatten.

 

Dokumentarisch ist dieses Unheil auf dem hervorragenden Lebensbild von "Foti Fränzel" festgehalten, weil in solchen Fällen Franz Kälin sen. sehr rasch auf den Schauplätzen war.

 

Am Tag danach, am Donnerstag, 10. Mai 1973, berichtete die Feierabendsen-dung "ANTENNE" des Schweizer Fernsehens in einem etwa fünfminütigem Bericht mit Interviews mit dem Feuerwehrkommandanten und evakuierten Spital-patinenten. Berichtet wurde auch, dass Patienten und Einrichtungen evakuiert worden seien, und zwar ins sogenannte "Kinderheim" (heute Dorfzentrum "Zwei Raben"), viele medizinische Utensilien und Gerätschaften konnten ebenfalls ge-rettet werden.

 

In dieser Sendung gab der Feuerwehrsprecher zurückhaltend und vorsichtig be-kannt, dass die Brandursache bekannt, aber noch Gegenstand von genauen Ab-klärungen sei. Entscheidend zur raschen Alarmierung habe Sr. Christa, eine In-genbohlerschwester gewirkt, die den Brand entdeckt und sofort Alarm ausgelöst habe. Auf Podcast kann diese Sendung abgerufen werden, unter:

 

https://www.srf.ch/play/tv/antenne/video/nach-dem-grossbrand-im-spital-einsiedeln?urn=urn:srf:video:29e46cc7-599f-4d4d-8278-4bbde5ae04bf

 

Schon Tags darauf ging die Fama durchs Dorf, eine Schwester hätte in ihrem Zimmer eine Kerze angezündet und sei offenbar danach eingeschlafen.

 

Nun, fünfzig Jahre später, erinnert sich Sepp Ochsner, damals bei der Einsiedler Polizei von seinem Einsatz. Dieses Dokument enthält Fakten:

 

"Meine Tagebuch Eintragungen:

Mittwoch, den 9. Mai 1973. Dienstfrei. 

1430 Uhr: Dienst wegen Krankenhausbrand.

 

Donnerstag, den 10. Mai 1973. Ganzer Tag Postendienst. Mannschaft beim Brandschutt-Untersuch.

 

Freitag, den 11. Mai 1973

0700 Uhr Geld gewaschen und sortiert mit Fw Schmidig und Wm Oberholzer.

1330 Uhr Geldtransport in die Nationalbank nach Zürich mit Wm Oberholzer. Zulage 88 km.  5.- Begleitgebühr.

 

„Geld gewaschen“, aber das im wörtlichen Sinne. Viele tausend Franken, teils angesengt und tropfnass vom Löschwasser. Gefunden im Wandschrank der brandverursachenden (brennende Kerze) Ordensschwester!!  Sehr viel Geld und einige Dutzend Geldsäckel!

 

Detaillierte Untersuchungsergebnisse und -rapporte sind polizeiliche Akten und müssten von den zuständigen Stellen erfragt, bzw. bewilligt werden.

 

Später, während des Baus des neuen Spitals, wurde der EINSIEDLERHOF (neben dem Alten Schulhaus unweit des Klosters) zum Notspital umfunktioniert.

 

Zur Geschichte des Einsiedler Spitals

Eine historische Übersicht lässt entnehmen:

 

de.wikipedia.org/wiki/Spital_Einsiedeln

 

und

www.ameos.ch/standorte/akutsomatik/ameos-spital-einsiedeln/ueber-uns/geschichte

"Chrankehuus" Einsiedeln 1904 bis 1975, Aufnahme von Südwesten.

Aufnahme von Nordwesten, im Hintergrund Mythen.

 

(Bilder: Stiftsarchiv Kloster Einsiedeln)

1553

Das erste Spital wird gegründet, das gemäss Stiftungsurkunde der «Beherber-gung der Pilger» dient. Deshalb wird es auch Pilgerspital genannt.

 

1577

Das Spital wird ein Opfer der Flammen, zusammen mit den meisten Gebäuden des Dorfes.

 

1578

Das Spital wird wieder aufgebaut. In den folgenden Jahren ist es Kinderheim, Waisenhaus, Armenhaus und Pilgerspital.

 

1858

Baubeginn des neuen «Armen-, Kranken- und Arbeitshauses», des späteren Kinderheims  (heute Dorfzentrum Zwei Raben).

 

1861

Einweihung und Eröffnung.

 

1898

Bestellung der Baukommission für die Planung und Realisierung des ersten eigentlichen Krankenhauses in der Dümpflen.

 

1904

Eröffnung des Krankenhauses.

 

1973

Brand des Spitals.

 

1979

Eröffnung des heutigen Gebäudes.

 

2011

Nicht zuletzt dank der Kampagne «Pro Spital Einsiedeln» bleibt das Spital Einsie-deln weiterhin auf der Schwyzer Spitalliste.

 

2018

Abschluss einer siebenjährigen intensiven Komplettsanierung des Spitals Einsie-deln.

 

2020

Die AMEOS Gruppe wird zur neuen Trägerin des Spitalbetriebs und sichert die Existenz des Spitals, der medizinischen Grundversorgung in der Region Einsie-deln sowie die Arbeitsplätze. Das Spital Einsiedeln wird zum AMEOS Spital Ein-siedeln.

 

Nicht erfasst die Ereignisse danach bis heute.

 

Diese Daten sind der Webside von AMEOS entnommen. 

 

Detaillierter sind die Angaben unter WIKIPEDIA:

 

Spital Einsiedeln

Das AMEOS Spital Einsiedeln ist ein Gesundheitsversorger in Einsiedeln SZ mit 85 Betten (2018).

Das Spital wurde 1353 als Pilgerspital eröffnet. Bekannt ist das Spital für seine im Jahr 2001 eingeführte Babyklappe („Babyfenster“), die erste in der Schweiz in der bis 2016 zwölf Babys abgelegt wurden. Das Spital wird von der Stiftung Maria zum Finstern Wald geführt.

Geschichte

1353 wurde das erste Spital zur „Beherbergung der Pilger“ gestiftet. Bei einem Grossbrand im Dorf 1577 wurde es zerstört, ein Jahr später aber wieder auf gebaut. Neben seiner Funktion als Pilgerspital war es auch Kinderheim, Waisen- und Armenhaus.

Ab 1855 wurde das Spital von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz des Klosters Ingenbohl geführt. Ein an dieser Stelle neugebautes Armen-, Kranken- und Arbeitshaus wurde 1861 eingeweiht. Zwei Jahre später gründete sich die Stiftungsgesellschaft für ein Krankenhaus, welche ab 1898 umgesetzt werden konnten.

Das erste eigentliche Krankenhaus wurde 1904 eröffnet, die Leitung über-nahmen ebenfalls die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz.

1953 ging das Krankenhaus an deren Stiftung Krankenhaus Maria zum Finstern Wald über.

Im Jahr 1973 brannte das Spital erneut nieder, im folgenden Jahr übernahm der Bezirk Einsiedeln das Spital und bestellte den Stiftungsrat.

Ein Neubau erfolgte, so dass 1979 das jetzige Spital eröffnet werden konnte. Ab 2005 übernahm wieder die Stiftung Krankenhaus Maria zum Finstern Wald die alleinige Trägerschaft.

2012 wurden 30 Mio. Schweizer Franken in die Erweiterung des Spitals investiert.

Im Herbst 2018 wurden die Bauarbeiten für das Spitalprojekt 2020 beendet.

Am 28. März 2019 wurde bekannt gegeben, dass es zu keiner Fusion zwischen den Spitälern Einsiedeln und Lachen kommen wird.

Am 22. September 2019 stimmten 70 % der Bevölkerung des Bezirks Einsie-deln für den „Kaufvertrag mit der Stiftung Krankenhaus Maria zum finsteren Wald (Spital) über den Erwerb von 5'611 m² Land zum Preis von 2'524'950 Franken“.

Mit 1. Mai 2020 Übernahme durch Ameos. Als Eigentümerin bleibt die Stiftung erhalten.

Sonstiges

Im Untergeschoss des Spitals ist eine Gedenktafel mit folgendem Inhalt befestigt Dieses Haus steht unter dem Schutze der Allerseligsten Jungfrau Maria im Fin-stern Wald Errichtet 1862 durch eine Stiftung der Familie Benziger, liebevoll be-treut von den ehrwür-digen Schwestern vom Hl. Kreuz in Ingenbohl. 1953 dem Kloster zu Eigentum übertragen.

Zum Spital gehörte bis 1953 die Kapelle Maria End, die sich auf dem Chatzenstrick befindet.

Die Wikipedia-Website wurde letztmals am  4. Januar 2022 bearbeitet, ist des-halb nicht tagesaktuell.

 

Gespannt bin ich, wie der EINSIEDLER ANZEIGER den 50. Jahrestag der Spitalbrandes in der Dienstag-Ausgabe vom 9. Mai 2023 würdigen wird.


Samstag, 29. April 2023

 

Gehard Pfisters brillante Rede

Dr. Gerhard Pfister (Wikipedia(

Lost in translation?

Zur Zukunft der spirituellen Bildung.

 

Rede von Gerhard Pfister,

anlässlich der Feier zum

Direktorenwechsel im Lassalle-Haus, Bad Schönbrunn ZG,

am 27. April 2023 (es gilt das gesprochene Wort)

 

Als mich Tobias Karcher für dieses Referat anfragte, habe ich gerne zugesagt. Einerseits weil es selten ist, für gut dreissig Minuten das Vertrauen und thema-tische carte blanche zu bekommen, bei einem möglichst allgemein gehaltenen Thema des Referats, der Zukunft der spirituellen Bildung.

Andererseits, und das war entscheidender, weil es eine gute Gelegenheit ist, einem Menschen «Danke» zu sagen, und einer Institution die Ehre zu erweisen, die mir beide viel bedeuten. Tobias hat mir mehr Wertschätzung und mehr Impul-se geben können, als ich ihm je sagte, und dem Lassalle Haus verdanke ich viel, mehr, als meine seltene Anwesenheit in diesem Hause zeigen kann. Dir Tobias, herzlichen Dank für alles. Und dem Lassalle Haus weiterhin viel Erfolg, Gottes Segen. Letzteres darf man glaub ich schon noch sagen an so einem Anlass, in diesem Haus, auch als Präsident einer Partei, die das C aus dem Namen strich. Und damit auch Zeugnis ablegte der Säkularisierung, die das Thema des Refe-rats anreisst.

 

Entschuldigen Sie die holprige und etwas morsche thematische Brücke, von der einen Flussseite der rhetorischen Wohlwollenseinholung zum andern Ufer des In-haltlichen. Nicht elegant, aber zweckmässig, insofern auch etwas so, wie man in der Politik zu Werke geht. Ich gehe der Frage nach der Zukunft der Spiritualität in verschiedenen Anläufen nach. Zunächst in der Schilderung von zwei Momenten des Nachdenkens über das Thema, die dann zugleich auch Aspekte des Themas beleuchten. Dann gehe ich über zur Darstellung des Hauses der Metaphysik, das in der Moderne leergeräumt wurde, und wo die Spiritualität sich jetzt umsehen muss, ob sie das Haus neu möblieren oder sich ein neues Haus anmieten soll. Und dann versuche ich vier Teilantworten auf die Frage, die aber wiederum nur vorläufig, hypothetisch und mehr Vorschläge als Antworten sind, mit denen Sie dann machen können, was Sie wollen – was im Übrigen für das ganze Referat gilt, das mindestens Ihre Geduld benötigt.

 

Ich machte mich ein erstes Mal in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar daran, mir erste Gedanken zu machen, was ich zur Zukunft der spirituellen Bildung sa-gen wolle. Ein zweites Mal am Abend des 11. April. Beide Momente sind thematisch passend, und deshalb schildere ich sie etwas ausführlicher.

Das erste Mal, am 16. Februar, sass ich in einem Flugzeug auf dem Flug von Singapur nach London, schlaflos, durch die Filmangebote zappend, und fand dann den grossartigen Film «Lost in translation», von Sofia Coppola, mit einem wunderbaren Dave Murray und einer ebenso wunderbaren Scarlett Johansson. Der Titel ist kaum richtig übersetzbar, und wenn, mehrdeutig: Verloren in der Übersetzung, oder dann eben verloren zwischen den Welten. Übersetzen, mit Betonung auf der ersten Worthälfte, müssen wir alle mindestens einmal, an un-serem Lebensende, wenn Charon uns in seinem Boot in den Hades übersetzt, ins Jenseits. Übersetzen mit Betonung auf der zweiten Worthälfte bedeutet, zwi-schen verschiedenen Sprachen, verschiedenen Welten, zu vermitteln. Spirituali-tät hat damit zu tun, dass es mit dieser Welt nicht abgetan ist. Sondern, dass es neben dieser Welt auch eine andere gibt, zwischen diesen Welten man über-setzen oder übersetzen kann.

 

Transzendenz nennt man das. Darin steckt das lateinische Verb transcendere, übersteigen, überschreiten, oder übersetzen, in eine andere Welt gehen. Diese andere Welt, das Jenseits, ist in unserer heutigen Welt, die nicht mehr selbst-verständlich und mehrheitlich an ein Jenseits glaubt, zu einem Vakuum ge-worden. Im Christlichen Kulturkreis ist der Glaube an die Wiederauferstehung der Toten, Kernelement des Christlichen Theologie, vom geglaubten Dogma zur offe-nen zweifelnden Frage geworden, mindestens.

 

Worauf richtet sich spirituelle Bildung, wenn nicht mehr an eine andere Welt, an ein Jenseits? Ins Innere?

Und dann in jedes individuelle, vereinzelte Innere jedes einzelnen Menschen? Und woraus besteht dann noch das, was wir Sinn nennen? Sind wir dann wirklich lost in translation, wenn es keine andere Welt mehr gibt als die diesseitige, mate-rielle, sinnberaubte, weil radikal individualisierte? Genauso fremd, wie in lost in translation die japanische Kultur, aber auch die Oberflächlichkeit der westlichen Kultur aufscheint, und die Unmöglichkeit, zwischen den Welten zu vermitteln, sich zu verstehen, genauso fremd ist den Menschen die transzendente Welt gewor-den.

 

Als ich bei einem Glas Dessertwein und am Ende des Films angekommen war, befand ich mich in 10km vertikaler Distanz zu Bagdad. Von hier, Bad Schön-brunn, sind es auch ungefähr 10km nach Zug, quasi um die Ecke. Dass täglich tausende Flüge mit allem zivilisatorischen Komfort Passagiere von A nach B in einer abgeschlossenen Kapsel fliegen, an nächster Nähe zu Kriegen, Armut und Elend vorbei, ohne dass die Passagiere davon betroffen sind, oder es wahr-nehmen müssen, gehört zu den Widersprüchen einer Globalisierung, die weni-gen Menschen ermöglicht, ihren Lebensstil unabhängig von Ort und Zeit zu le-ben, ungestört und isoliert, geschützt, in ihrer eigenen Welt, die auf jedes Indivi-duum so perfekt wie möglich zugeschneidert wurde, so dass sie sich selbst scheinbar genügt. Eine andere Welt, andere Menschen, sind nicht mehr nötig zur individuellen Sinngebung – oder das Andere ist nur zerstreuende und ablenkende Beschäftigung, die die Sinngebung ersetzt. Zu solchen Gedanken motivierte mich das zufällige Zappen durch ein Filmprogramm, an einem zufälligen Moment der Zerstreuung. Ich notierte mir dazu Gedanken, und reihte sie dann ein in diese Rede.

 

Der zweite Moment, an dem ich dann ernsthaft ans Notieren von Gedanken und Satzfragmenten ging, war der Abend des 11. April, im Bundeshaus in Bern, an-lässlich der ausserordentlichen Session zur Crédit Suisse, bzw. zu deren Rettung mit 259 Milliarden Risiko für die Steuerzahlenden. Mehr Materialismus, mehr Diesseitigkeit, als an diesem Abend geht gar nicht. Und gerade das reizte mich, als ich im Nationalrat sass. Es juckte mich, gerade in einem Moment, wo alles, was unsere marktwirtschaftliche, kapitalistische und höchst irdisch orientierte Welt ausmacht, an mich zur Entscheidung herangeworfen wird, darüber nachzu-denken, worin der Wert und die Zukunft der Spiritualität für genau diese Situation liegen könnte. Es gibt kein Business, das so dem materiellen Diesseitigen ver-pflichtet ist. - Es gibt keine weniger transzendente, weniger spirituelle Welt, als die der Politik.

 

Diese Widersprüchlichkeiten, diese Gleichzeitigkeiten, die das immer schnellere Weltgeschehen, aber auch jedes individuelle Menschenleben in der westlichen Kultur, in den Wohlstandsgesellschaften, bestimmen, was machen die mit uns westlichen Menschen? Dieser Frage möchte ich nachgehen, und damit indirekt die Frage beantworten, ob und welche Zukunft Spiritualität, spirituelle Bildung in einer Welt hat, die weitgehend ohne Transzendenz auskommt, auskommen zu können glaubt, oder auskommen muss, oder will. Oder wie es der österreichische Philosoph Peter Strasser formuliert: «die transzendentale Obdachlosigkeit, mit welcher der postmoderne Mensch zu leben gelernt hat, bleibt nicht ohne Kon-sequenz.» Diesen Konsequenzen der transzendentalen Obdachlosigkeit und der Frage, ob Spiritualität dieser Obdachlosigkeit nicht doch so etwas wie eine neue Heimat entgegenstellen könnte, begann ich seit diesen beiden Momenten nach-zugehen.

 

Dass wir lost in translation sind, ist zunächst einmal eine Behauptung, eine be-stimmte Perspektive auf die Welt, oder, bescheidener, auf die Lebenslage von Menschen in der Schweiz im Jahr 2023. Es ist eine Lebenslage, wie sie kaum je in der Geschichte Menschen vergönnt war: ein selbstbestimmtes Leben für die meisten, materielle Sicherheit, ein gut ausgebauter Sozialstaat, Demokratie, Frie-den, Stabilität, seit über 150 Jahren keine Kriegserfahrung mehr im eigenen Land. So gut wie die Menschen in der Schweiz in den Jahren 1945 bis 2023 hatten es in der Geschichte der Menschheit nur wenige. So wenig wie uns fehlt, fehlt kaum jemandem, schon gar nicht, wenn man den Kanton ansieht, in dem das Lassalle Haus steht. Fehlt uns denn überhaupt etwas?

 

Natürlich eine rhetorische Frage, an diesem Ort, bei diesem Publikum. Aber was, und in welcher Form?

 

Den Verlust von Transzendenz, von Spiritualität, Glauben, bei gleichzeitigem Fortschritt und Gewinn in allen materiellen Bereichen, und die Konsequenzen daraus, sah Nietzsche als die Lebenslage und -lüge des modernen Menschen voraus. «Gott ist tot. Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet.» «Aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch Jahrtausende lang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt. — Und wir — wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen!»

 

So heisst es im «Zarathustra» und in der «Fröhlichen Wissenschaft». Mit Nietz-sche beginnt die Leerräumung des Hauses der Metaphysik. Wir Heutigen heute haben uns darin eingerichtet. Wir stehen kurz nach Ostern, vor Christi Him-melfahrt, gedenken also der Zeit, als der wiederauferstandene Christus sich noch in der irdischen Welt Menschen zeigte. Für viele heutige Menschen ist es vor al-lem die Zeit zwischen zwei verlängerten Wochenenden. Bei wie vielen der immer weniger werdenden Menschen, die sich heute noch zum christlichen Glauben be-kennen, ist der Glaube an ein Leben nach dem Tod noch tatsächlich vorhanden?

 

Der Historiker Johannes Fried beschreibt in seinem Buch «Kein Tod auf Golga-tha», dass Jesus am Kreuz erstens nicht gestorben ist, sondern zweitens fälsch-licherweise für tot gehalten wurde, weil der Stich mit der Lanze durch den römischen Soldaten nicht den Tod herbeiführte, sondern im Gegenteil eine le-bensrettende Punktion bewirkte gegen die todesähnliche Kohlendioxidnarkose des Gekreuzigten. Er nutzt die gleichen Quellen wie das Christentum, die Evan-gelien, deutet sie aber medizinisch. Wäre diese These zutreffend, wäre damit auch definitiv der «Schatten Gottes» besiegt, wie Nietzsche es ausdrücken würde. Die mehrheitlich moderaten oder gleichgültigen Reaktionen (soweit ich sie beurteilen kann) auf die These Frieds könnten vermuten lassen, dass es selbst den gläubigen Christen nicht mehr so theologisch ernst ist mit der Transzendenz, dem Jenseits. Die Evidenz der Erfahrung hatten sie ohnehin immer gegen sich. Eine philosophische Herausforderung seit je her, auf die die Theologie und Phi-losophie hochintelligente Antworten fanden. Die originellste: «Ich glaube, weil es absurd ist», von Tertullian. Die logischsten: die Gottesbeweise eines Anselm von Canterbury, der «glaubt, damit er verstehen kann». Die Alltagspraxis auf heutigen Friedhöfen haben gläubige Christen ohnehin gegen sich, denn diese sind schon länger zu zeitlich befristeten Zwischendeponien mutiert, statt zu Konservierungs-orten bis zum Jüngsten Gericht.

 

Wenn also das, was Nietzsche noch prophetisch und dramatisch ankündete, heute historisch, medizinisch und theologisch einfach eine undramatische, pallia-tiv begleitete, stillschweigend akzeptierte neue Realität wurde, die niemanden mehr stört, wenn die Transzendenz wegfällt, dann kann man sich die Frage stel-len, ob es denn so schlimm sei, wenn wir heutigen gegenwärtigen Menschen lost in translation sind. Fehlt uns denn etwas, wenn wir keine Transzendenz mehr ha-ben? Fehlt der Spiritualität etwas? Ist gottloses Beten noch Beten? Oder nicht einfach etwas, was Menschen auch noch tun, wenn sie nicht arbeiten, um sich abzulenken, oder zu perfektionieren, ähnlich den Bemühungen derer, die im Fit-nessraum ihren Körper verändern oder konservieren wollen?

 

Welche Zukunft hat spirituelle Bildung in einer Welt ohne Transzendenz, lost in translation? Es gibt darauf natürlich unendlich viele Antworten, ich beschränke mich auf vier, es sind drei einzelne und ein generelle, angelehnt an die Tradition der mittelalterlichen Bibelauslegung des vierfachen Schriftsinns. Allen vier Ant-worten ist gemeinsam, dass sie eigentlich nur zu weiteren Fragen animieren. In diesem Sinne hoffentlich wertvolle Antworten sein könnten.

 

Es handelt sich um erstens eine ästhetische lebensbejahende Antwort, zweitens eine kulturpessimistische Antwort, drittens eine philosophisch logische, und deshalb optimistische Antwort, und viertens eine generelle synthetische Antwort.

 

Zur ersten, ästhetischen, künstlerischen, lebensbejahenden Antwort:

Im Film «Der Himmel über Berlin» von Wim Wenders und Peter Handke erklärt der Engel Damiel, gespielt von Bruno Ganz, seinem Engelfreund Cassiel, ge-spielt von Otto Sanders, warum er auf sein ewiges Leben verzichten, auf Trans-zendenz verzichten, und als Mensch leben und sterben will. «Wir (Engel) waren nicht einmal Zuschauer. Dazu waren wir seit je zu wenige. (…). (Ich will) mir eine Geschichte erstreiten. (…) Ich bin schliesslich lang genug draussen gewesen, lang genug abwesend, lang genug aus der Welt! (…) Weg mit der Welt hinter der Welt!» Er wird Mensch, und erlebt eine Liebe, die gemeinsame Geschichte von Mann und Frau, es gibt keine grössere Geschichte, und weiss und erlebt etwas, was kein Engel weiss.

 

Vollständige Gegenwart, Einsteigen in den Fluss der Zeit, in dem es kein anderes Ufer gibt, und aus einem Herabschauen auf die Welt, wird ein Zuschauen auf Augenhöhe. Cassiel gibt ihm zu bedenken: «Nichts davon wird wahr sein». Denn Wahrheit ist absolut, über der Welt. Der Sinn des Lebens erschliesst sich nicht ohne Transzendenz, ohne den Blick aus der Ewigkeit. Was bedeutet das für die Spiritualität? Sie richtet sich auf das Leben ein, sie wird bewusste Hinwendung zum Menschsein, zum Diesseits. Sie verzichtet, muss verzichten, auf einen ab-soluten Wahrheitsanspruch, wenn sie auf Transzendenz verzichten muss. Aber sie wird Hinwendung zum Diesseits, zum Leben, und sie bereichert das Leben, das vergängliche, das zeitlich limitierte, den Fluss, aus dem man nicht auf ein an-deres Ufer, ein Jenseits kommt. Nicht umsonst wechselt in dem Moment, wo aus dem jenseitigen Engel Damiel ein Mensch wird, der Film von der schwarz – weis-sen zur farbigen Bildsprache.

 

Die erste künstlerische, ästhetische Antwort auf die Frage nach dem Wert der Spiritualität in einer Welt ohne Jenseits lautet also, dass der Wert darin besteht, das Menschliche anzureichern mit innerweltlichem Sinn, den Menschen das Wissen zu bringen, das kein Engel wissen kann, und an der Erzählung des Lebens mitzuwirken. Oder um es mit den Schluss Worten im Film des alten Mannes wiederzugeben, der den grossen Erzähler Homer symbolisiert: «Nennt mir die Männer und Frauen und Kinder, die mich suchen werden, mich ihren Er-zähler, Vorsänger und Tonangeber, weil sie mich brauchen, wie sonst nichts auf der Welt.» Spiritualität heute kann der Homer der heutigen Menschen sein, den sie brauchen, für die sinnvolle und sinnerfüllte Erzählung ihres eigenen Lebens.

 

Jetzt wird’s etwas düster, mit der zweiten, der kulturpessimistischen Antwort:  

Der Philosoph Peter Strasser beschreibt in seinem neuesten Buch: «Apokalypse und Advent – Warum wir dagewesen sein werden» den Spiritualitätsmarkt, der entstanden ist, weil die Moderne und Postmoderne sich den sinnstiftenden Jen-seits Mythen entzogen hat. Das religiöse Vakuum treibe ein neues Suchtver-halten empor, das der Spiritualitätsmarkt erfülle, der um die Bedürfnisse seiner Klientel wisse, und «neben der fabulösen Seelen-, Engel- und Wunderkultur für kleine Leute, eine hochprozentige Wellnessindustrie (produziere), um den besser gebildeten und besserverdienenden Schichten das Gefühl eines Bedeutungsge-winns für das eigene Leben zu vermitteln.

 

Dabei wird, mehr oder minder ausdrücklich, an Naturkräfte appelliert, die sich, wie die Wirkfunktion der Homöopathie, weitestgehend seriöser Nachprüfung ent-ziehen.» Die Konsequenz, die Strasser daraus zieht, ist eine pessimistische: Diese Sucht nach Sinn wird nicht erfüllt, wie jede Sucht, und das führt zu Wut über den verlorenen Sinn, und zur militanten Ablehnung des aufgeklärten Den-kens und Fühlens als repressive herrschende Vernunft. Sogenannte Querden-kerinnen und -denker zeichnen sich genau dadurch aus. Der liberale, tolerante, demokratische Lebensstil sei dabei, «an dieser Wut über den verlorenen Sinn zu zerbrechen, einem objektiven Sinn, der dem Individuum kraft seiner Geborgen-heit in der Gemeinschaft und, letztlich, kraft der Gnade Gottes zuteilwerden soll-te.» «Dass es sich bei diesem «Sinn des Ganzen» möglicherweise um eine Chi-märe, eine Einbildung, ein Phantasma aus der Tiefe der Zeiten handelt, ist höch-stens geeignet, die destruktive Wut der Enttäuschung und das totalitäre Verlan-gen nach Erlösung anzustacheln.»

 

Strassers Lösungsvorschlag ist ein gänzlich unspiritueller, weil politischer: so-lange der Staat genügend Wohlstand und Vergnügen bereitstellt, wie die Römer seinerzeit Brot und Spiele, könne das noch gut gehen. Aber das sei nur wenigen Staaten möglich, und in den andern wachse das Bedürfnis nach der Sinndroge. Aber das einzige Mittel gegen ein totalitäres Sinn- und Erlösungsverlangen ist nach Strasser «die Verpflichtung des Staates, für die Möglichkeit von sozialer Gerechtigkeit und erreichbarem Wohlstand zu sorgen, um ein Leben in Würde in Selbstbestimmung zu ermöglichen.» Das seien zwar nur «Schlagworte, aber von ihrer richtigen Ausdeutung – auch was die Pflege spiritueller Werte betrifft – wird es abhängen, ob das Bekenntnis zum Humanismus, das unsere Gesellschaften prägt, gegen ein autoritäres Sinnverlangen anzukommen vermag.»

 

Die kulturpessimistische Antwort zur Zukunft der spirituellen Bildung lautet also: Spiritualität hat nur dann eine Zukunft, wenn es Politik und Gesellschaft gelingt, den Rahmen zu erhalten, der die totalitäre Sinnsucht verhindern kann, und damit die Apokalypse verhindert, oder verzögert.

 

Die dritte logische Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Spiritualität ist eine optimistische.

Sie stammt von Ludwig Wittgensteins «Tractatus logico philosophicus». Wittgen-stein denkt eine Welt ohne Transzendenz. Für ihn ist nur das einzig wahr, was logisch sagbar ist. Die Grenzen der logischen Sprache sind somit die Grenzen der Welt. Und der Sinn der Welt muss deshalb ausserhalb der Welt liegen. Un-sagbar für uns Menschen. Dieses Unsagbare ist das Undenkbare. Unsere Ver-nunft, unsere Sprache, kann dieses Undenkbare nur quasi von innen her be-grenzen. Würde Wittgenstein hier aufhören, wäre noch nichts getan für eine Spi-ritualität. Aber indem Wittgenstein eben diese Grenze zieht, zwischen dieser Welt der Logik und der anderen Welt des Sinns, eröffnet er der Spiritualität, der Sinn-suche eben ein eigenes, autonomes Feld. Er sagt denn auch: «Wir fühlen, dass, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. (…) Es gibt allerdings allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische. (…) Meine Sätze er-läutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie – auf ihnen – über sie hinausgestiegen ist. Er muss sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist. Er muss diese Sätze überwinden, dann sieht er die Welt richtig. Wovon man nicht spre-chen kann, darüber muss man schweigen.»

 

Ist man Wittgenstein so weit bis zum Schlusssatz seines «Tractatus» gefolgt, er-öffnet sich dem nachdenkenden Menschen ein weites Feld, das des Mystischen, das die wesentlichen Fragen des Menschen, die Fragen nach dem Sinn. Das Feld der Spiritualität. Es ist das Wesentliche, das nicht Abgehandelte, das nicht Sagbare, aber eben, das Fühlbare, das Mystische – und in einem Haus der Je-suiten muss ich nicht sagen, was mystisches Sehen alles beinhaltet. Indem Wittgenstein also das Feld des Sagbaren so scharf abgrenzt von dem Unsag-baren, aber alle wesentlichen menschlichen Probleme und Sinnfragen Beinhal-tenden, deutet er an, wo das Potential, die Zukunft, und auch die Sinnhaftigkeit des Spirituellen liegt. Wittgenstein zeigt dem modernen Menschen, dass es mit dieser Welt nicht abgehandelt ist, oder nur das abgehandelt wird, was unwe-sentlich ist an dieser Welt. Dass er diese philosophische Konsequenz auch selbst lebte, dass er als einer der reichsten Menschen Europas sein ganzes Vermögen wegschenkte, und ein tief spirituelles Leben lebte, aber nicht darüber sprach, ist die einzig mögliche Beweisführung für seine Thesen, die er selbst akzeptiert hät-te. Sein Tractatus, seine Beschreibung des Unsagbaren, des Mystischen, und seine Lebensweise sind also die philosophisch optimistische Antwort auf die Zu-kunft der Spiritualität in der Moderne.

 

Ich komme zur vierten und letzten Antwort auf die Frage zur Zukunft der Spiri-tualität, sie ist generell, synthetisch, das heisst zusammengebastelt, und anekdo-tisch.

Die Frage nach der Zukunft der Spiritualität, oder der spirituellen Bildung ist her-ausfordernd, weil der moderne westliche Mensch, oder mindestens die Schwei-zerinnen und Schweizer der Boomer Generation, zu der ich gehöre, und Tobias Karcher auch, in einer Welt leben dürfen, und ein Leben führen dürfen, das an materieller Sicherheit, Wohlstand, Frieden und Stabilität kaum eine andere Ge-neration führen darf. Es fehlt uns in dieser Welt so wenig wie kaum jemandem. Was uns abhandengekommen ist, ist die andere Welt, auf die sich die Spiritualität richtete, jahrhundertelang, und natürlich fast ebenso lang christlich-jüdisch abendländisch tradiert. Der Jenseitsbezug auch der Spiritualität ist uns im 20. Jahrhundert abhandengekommen. Was geblieben ist, ist die Suche nach Sinn, das Bedürfnis nach Spiritualität ohne Jenseits.

 

Transzendenz wurde Immanenz. Der Vorwurf Nietzsches an das Christentum, die schlechte Lebenslage der Herdenmenschen im Diesseits zu stabilisieren, zugun-sten eines Versprechens auf ein Jenseits, wurde von der Moderne, auch vom Christentum, gehört. Christliche Spiritualität wird zu einem gottlosen Beten, wie der Titel von Niklaus Brantschens jüngstem Buch lautet, zum Beten in einer Welt ohne Transzendenz. 

Die ästhetische Antwort von Wenders und Handke setzt auf die Einzigartigkeit und Einmaligkeit jedes menschlichen Lebens, und macht aus dessen Endlichkeit ohne Jenseits eine Spiritualität, eine Erzählung des Alltags, des Lebens, der Liebe.

 

Die pessimistische Antwort von Peter Strasser warnt davor, dass die vollkom-mene Individualisierung von allem, die Kompensation des Jenseitsverlusts mit Ersatzhandlungen, zu einer Sucht nach totalitären, irrationalen und antiaufkläre-rischen Wut-Ideologien führen kann, wenn die Politik es nicht schafft, die Werte einer freiheitlichen Demokratie und die soziale Sicherheit zu bewahren.

 

Die philosophische Antwort von Wittgenstein zeigt uns Modernen, dass mit der Tötung Gottes das Reich Gottes eben nicht mit gestorben ist. Sondern im Gegen-teil, der Sinngebung gerade erst die existenziellen und die wichtigen Fragen der Menschen ein eigenes Reich zuweist, das sich der menschlichen Logik nicht er-schliesst, sondern der Mystik, dem Gefühl, dem Glauben, oder wie man es sonst nennen will.

                    

Wir modernen Menschen sind «human beings in translation», im Übergang, in Übersetzungen, im Fluss, in Widersprüchen und Gleichzeitigkeiten. Diese Trans-lation ist die Conditio humana der Moderne. Verloren in dieser Translation müs-sen wir aber nicht sein. Wir sind es nur dann, wenn wir ohne Spiritualität sind. Und damit sind wir bei der Spiritualität des Jesuitenordens, und dem Claim des Lassalle Instituts, auf die mich Tobias Karcher in einem Mail hinwies: «Gut entscheiden». Gut entscheiden heisst, sinnvoll entscheiden, gut handeln, dem Handeln einen Sinn geben. Tobias Karcher schrieb dazu: «Das Ziel der jesuiti-schen geistlichen Übungen ist es, Menschen zu Entscheidungen zu befähigen. Zu guten Entscheidungen zu finden. Deshalb heisst es im Vorspann der Geist-lichen Übungen: Nicht das Viel-wissen sättigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten von Innen her.» Gerade dem intellektuellsten aller Orden, den Je-suiten, sagt ihr Gründer, dass rationales Wissen nicht alles ist, sondern dass die Mitglieder des Ordens sich tiefer ansprechen und berühren lassen sollen.

 

Deshalb zum Abschluss ein Bild:

Als sich nach der Landung im Flug von Singapur in London die Passagiere zum Ausstieg bereit machten, erhob sich vor mir ein junger Mann mit einem Sweat-shirt mit der Aufschrift: «True Religion». Das ist nicht etwa ein textiler Schriftzug gewordenes Bekenntnis eines Erleuchteten, sondern der Brand eines kaliforni-schen Unternehmens, das Jeans produziert. Das Logo dieser Jeansmarke ist ein lachender Buddha, der eine Gitarre in der linken Hand hat und mit der rechten Hand optimistisch den Daumen hochhält. Ich belasse es mit diesem Bild des jun-gen Mannes mit einem Sweatshirt mit der Aufschrift True Religion, das ohne wei-tere Worte eine konkretere und vielschichtigere Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Spiritualität heutzutage sein kann, als sie in einer Rede möglich ist.

 

Mit der Beschreibung dieses Bilds befolgte ich abschliessend den Ratschlag von Wittgenstein, dem Logiker und Mystiker, der unübertroffen präzis den Heutigen einen Hinweis gibt, der alles zusammenfasst, worum es geht, wenn Menschen sich mit Spiritualität, dem Unsagbaren, dem Wesentlichen, auseinandersetzen wollen. Wittgenstein rät diesen Menschen, auch Ihnen, wie Spiritualität noch heu-te gelingt, noch heute eine Zukunft hat, wenn er schreibt:  «Denk nicht, sondern schau.» Ich danke Ihnen gerade deshalb fürs geduldige Zuhören.

 


Mittwoch, 26. April 2023

 

Fahrtsrede: Landesstatthalters Worte in Gottes Ohr.

 

Wir brauchen…“ positive Zukunftsentwürfe, die uns motivieren, den Weg in die  Zukunft aktiv zu gestalten und auf diese Zukunft hinzuarbeiten. Wir brauchen neue Ideen und Menschen, die an neue Lösungsansätze glauben. Diese Men-schen sehen vielleicht Ansätze, die andere noch nicht sehen können. Neue Denkansätze mögen zuweilen die Vorstellungskraft unserer Zeit noch sprengen. Die Vergangenheit zeigt aber auch, dass wir oft dankt dieser Visionäre über uns hinausgewachsen sind.“

 

So kühne Gedanken an einer «Fahrt» hätte man dem Vertreter der Regierung kaum zugetraut, weil sie normalerweise den Weg der Erfahrung beschreitet und für sich auf pragmatische und ausgewogene Vorgehensweisen abstützt.

 

Verkehrsfragen

 

Derzeit ist unser Kanton ein Motorfahrzeugland geworden, mit nicht mehr nur morgendlichem und abendlichem Verkehr zur und von der Arbeit, sondern der Ganztagesverkehr nimmt zu. Auf der anderen Seite zeigen die Bemühungen mit den Parkplatzkonzepten eine nur kurzfristige «Pfästerlipolitik». Die Baugesetz-gebung ermöglicht es Bauherren, die ihre Kapazitäten besser ausnutzen und Parkplätze erstellen sollten, dass man für lumpige Fr. 5'000 Parkplatzersatz-abgaben[1] aus dem Schneider ist. Die Baubewilligungsinstanzen werden damit zu eigentlichen Parkplatzkillern und vermehren so die Zunahme an Motofahrzeugen und den Rückgang an Parkplätzen.

 

Die seit bald sechzig Jahren diskutierten Umfahrungsstrassenlösungen sehen einen gewaltigen Tunnel vor, der bis zu seinem Bezug mutmasslich schon wieder zu wenig Verkehr schlucken mag. Zudem ist das Gejammer mit zu viel Verkehr mit dem Bau des Einkaufszentrums Krumm vermutlich mehr als verdoppelt wor-den.

 

Bauwut

 

Der derzeitige „Fortschritt“ zeigt sich in der unglaublichen Bautätigkeit, mit der die Kollateralschäden dieses akzelerierenden Wachstums kaum vorausgesehen wer-den und unseren Kanton zur Agglo von Zürich machen, die die Mietpreise massiv erhöhen und demographische Veränderungen unser Gesellschaft „wo jeder jeden kennt“, zur Schlafstätte machen und damit Dorfgemeinschaften zur Farce ma-chen.

 

Gemeindefusionen

 

Die erwarteten Vorteile der Gemeindefusionen Vereinfachung, Entrümpelung, Rationalisierung, Verbilligung und Professionalisierung haben sich in Erhöhung der Steuern, der Gebühren, der Strompreis, defizitären Unternehmen (SGU/linth-arena lässt grüssen) und von hochbezahlten „Experten“ geborene Parksysteme entwickelt, die vielerlei Kopfschütteln auslösen und die erhoffte Professio-nalisierung erweist sich als grosse Überforderung der Behörden und damit auch der Verwaltungen. Die Entfernung der Behörden zur Bevölkerung hat zugenom-men.

 

Wie recht er hat, der Landesstatthalter, mit seiner Forderung nach Voraussicht, Visionären und neuen Denkansätzen. Die Geschichte zeigt aber, dass das Glarnervolk immer wieder fähig war, auf Krisen und unhaltbare Zustände zu reagieren, mit Fabrikgesetzen, mit AHV und IV, mit Diversifizierung nach dem Niedergang der Textilindustrie, mit Tourismusprojekten, mit Sportförderung, mit dem Bau kantonaler Schulen.

 

Visionen sind Kreationen - nicht Reaktionen

 

„Gouverner c’est prévoir!“. Vielleicht müsste den Dörfern eine gewisse Autonomie wieder zurückgegeben werden, damit sie ihre Lebensräume mit den Menschen gestalten können.

 

Eine 5 bis 10 Minuten-Fussgängerwelt

 

Wieso holen wir uns nicht die vielen kleinen Wegrechte innerhalb der Dörfer wie-der zurück, die verbaut oder vergessen gingen. Eine Welt, in der man in 5-10 Mi-nuten die wichtigsten Ziele wie Schule, Kirche, Geschäfte, Restaurants, Amts-stellen erreicht.

 

Wieso stoppen wir den Motorfahrzeugverkehr nicht an der Kantonsgrenze und gehen in die Luft mit Schwebebahnen, die das Tal für Pendler und Touristen erschliessen?

 

Gewiss könnten Autosilos einen grossen Teil des Parkproblems lösen, wenn -10 Minutenwege selbstverständlich würden,

 

Freilich dürften Lösungen für Behinderte oder die ältere Generation nicht ausser Acht gelassen werden.

 

Ein Zukunftswettbewerb

 

Wieso schafft der visionäre Landesstatthalter nicht einen offenen Zukunfts-plafond, der revolutionäre Zukunftsideen einbringt. Viele Erfinder, die der Zeit vor-aus waren, wurden als «Spinner» angesehen. Die Nachwelt profitierte von ihnen.

 

Ideen sind keine Zukunftsbremsen

 

Vor vielen Jahrzehnten wollte der Regierungsrat einen Bewerber nicht in die Po-lizei aufnehmen mit der Begründung «deer hätt Ideeä». Die Zukunft liegt weit vor der eigenen Nasenspitze und Weitsichtigkeit ist nicht zwangsläufig eine Krank-heit.

Oder reagieren wir solange nicht, bis Krisen zu unmöglichen Zuständen führen oder irreparabel geworden sind?                                                   Fridli Osterhazy

 


[1] Bauordnung Gemeinde Glarus Nord vom 18.11.2005, Ziff. 28

1 Ist die Erstellung der erforderlichen Anzahl Abstellplätze für Motorfahrzeuge auf privatem Grund nicht möglich oder nicht zumutbar, verlangt der Gemeinderat vom Bauherr eine Ersatzabgabe an die Gemeinde, die zweckgebunden für den Bau und Betrieb öffentlicher Parkierungsanlagen zu verwenden ist.

 

2 Die Höhe der Ersatzabgabe je Abstellplatz wird in einem separaten Tarifblatt vom Gemeinderat festgelegt.

 

3 Die Ersatzabgabe wird mit der Rechtskraft der Baubewilligung fällig.


Freitag, 21. April 2023

 

VIVA la VIDA

 

Die besondere Vernissage in der Landesbibliothek

 

Ad-hoc Trio mit Martin Nesdinal, Mirko Slongo und Marc Hauser

 

Ein spezielle gestalteter "Dorfplatz" in der Landesbibliothek und ein heiteres, bunt zusam-mengewürfeltes Vernissagepublikum gaben die Ambiance dieser besonderen Kunstvernis-sage mit Werken von Daniela Flörsheim, Düsseldorf, Alfredo Martirena, Santa Clara, Cuba, Bettina Schröder, London, Biggi Slongo und Mirko Slongo, Glarus.

Mit grosser Beschämung stellte ich fest, dass ich erst jetzt vom musikalischen Talent von Mirko Slongo, Gitarre und Gesang Kenntnis bekommen habe.

Daniela Schröder, Poetry Slam, Londo, James. A. Smith, London und Mirko Slongo, der die Künstlerin und den Musiker und Regisseur vorstellte. Man beachte das spezielle Outfit der Künstlerin, die sich vom Publikum zig Zettel mit der Aufschrift "Ja" am Faltenrock anheften liess und so  "Yes, yes, ja, ja..." vortrug.

Kaspar "Chäschä" Marti hielt eine geistreiche und originelle Laudatio

Die Ausführungen von Kaspar Marti, Präsident des Kunstvereins, mit seinem freundlichen Einverständnis. Er schreibt zwar dazu "Ich sehe ich meinen Beitrag keineswegs als Laudatio, sondern als eine Erweiterung des Themas der Aus-stellung, dies natürlich mit dem Hintergrund, die Bilder besser einordnen zu kön-nen und  auch als Motivation für die BesucherInnen sich auf die Bilder einzu-lassen."

 

 

 

 

VIVA LA VIDA

 

21. April 2023 

 

Liebe Künstlerinnen und Künstler

Liebe Anwesende

Lieber Regierungsrat Markus Heer

(ich habe die Künstler bewusst voraus genommen)

 

Als mich Mirko vor nicht langer Zeit anfragte, ob ich ein paar Worte zur Eröffnung dieser Ausstellung beitragen würde, habe ich sofort zugesagt, ohne genau zu wissen, was für eine Ausstellung dies nun sein wird. Eine Gruppenausstellung mit 5 Kunstschaffenden ist es.

 

Bettina Schröder und Daniela Flörsheim

 

Biggi Slongo und Mirko Slongo

 

sowie Alfredo Martirena

 

Fünf nicht ganz Unbekannte im Glarnerland,

 

 

dies weil es – in unter-schiedlichen Konstellationen – bei uns schon Ausstellungen von die-sen Kunstschaffenden rund um Biggi und Mirko Slongo gab.

 

Ich hatte schon zugesagt, als ich den Titel entdeckte.

 

Viva la Vida > Spanisch für Es lebe das Leben

 

Ich kann zwar nicht Spanisch, kenne jedoch den mittelamerikanischen Kulturraum recht gut. Pura Vida heisst es in Costa Rica. Cuba im Spe-ziellen, resp. Mittelamerika ist Beziehungsort für manche der hier aus-stellenden Kunstschaffenden. Dieser Ausdruck auf Spanisch kommt also nicht von Ungefähr.

 

Zufälligerweise tauchten bei meiner Beschäftigung mit dieser Begrüs-sungsrede im Radio eben diese Worte auf: Viva la vida. Als Titel eines erfolgreichen Songs, einer noch erfolgreicheren britischen Pop-Band vom Ende des letzten Jahrhunderts. Coldplay.

 

Aha – ich könnte doch den Songtext als überraschenden Aufhänger nehmen. So einfach hat es mir jedoch der Text des Songs Viva la Vida nicht gemacht.

 

So wende ich mich dem Thema dieser Ausstellung zu.

 

Auf dem Flyer und der Broschüre zur Ausstellung ist zu lesen: Hurra wir leben – erst recht – noch! Wir leben noch? Wir leben noch?

 

Ich habe Fragezeichen hinter diese Aussagen gemacht, dahingehend: selbstverständlich leben wir noch. Auch wenn wenn wir etwas älter sind: wir = fast alle hier im Raum.

 

"Viva la Vida" zeigen Darstellungen von Lebenserfahrung aus der Per-spektive von älteren Künstler*innen, heisst es da. 

 

Schnell könnte die Platitüde zur Hand genommen werden: man ist so alt wie man sich fühlt. Das wäre zu kurz gegriffen.

 

Also wende ich mich der Wissenschaft zu. Forschungen zeigen auf, dass man sich (notabene im Alter) 12 Jahre jünger fühlt als man ist. Auch dies bringt mich nicht weiter.

 

Also nehme die Aussagen, die im Zusammenhang mit dieser Ausstel-lung im Ausstellungsmaterial nachgelesen werden können, einfach mal als Tatsachen. Es gibt Künstler*innen, welche sich dem Rentenalter nä-hern oder schon drin sind.

 

Was nicht steht ist, dass in der Kunstwelt der Unterschied von jüngeren und älteren Kunstschaffen implizit oder explizit schon spürbar ist. Es wird junge Kunst gefördert, was nicht heisst, dass es den Jüngeren besser geht als den Älteren. Aber als ältere Kunstschaffende hat man es schwe-rer an die Unterstützungen zu gelangen.

 

Bei der Kunst geht es um Inhalte. Lebenserfahrung kann da sehr be-hilflich sein – notabene wenn dies gefragt ist und/oder wahrgenommen wird.

 

Doch scheint es mir, dass es üblicherweise schwer ist, bei einem Kunst-werk unbekannter Urheberschaft zu sagen, ob dies von einer älteren oder einer jüngeren Person stammt.

 

Ich nehme die Künstler*innen hier in der Ausstellung. Es ist schwierig bei diesen Werken bezüglich der künstlerischen Aussagen auf das Alter der Kunstschaffenden zu schliessen. Oder erst beim zweiten Hinschauen oder wenn man erklärt bekommt, dass die kleinen Äpfel das bisherige Leben darstellen und der grosse Apfel das noch künftige Leben. Hinter dem Bild vom Hemingway kann ein jugendl-icher oder ein älterer Be-wunderer stehen. Dies mag auch auf die «Mujer Cubana sabia con Tocororo (das ist der Nationalvogel Kubas)» zutreffen. Die Karikaturen von Alfredo Martinez sind sowieso zeitlos auch wenn es hier um Alters-themen geht.

 

Vorbringen möchte ich jedoch noch ein Phänomen (oder eben auch eine Tatsache), dass viele Kunstschaffenden im Alter immer progressiver wer-den, in der Maltechnik, wie auch in der Wahl und Bearbeitung der The-men. Als prägnante Beispiele aus dem Glarnerland seien Lill Tschudi und Greta Leuzinger erwähnt. Gerade das Lebenswerk dieser beiden Frauen zeigt, dass nach dem 70. Geburtstag noch eine intensive und wichtige Phase der künstlerischen Schaffenstätigkeit folgen kann.

 

Ich komme zum Schluss und nochmals zum Song „Viva la Vida“. In die-sem Song wird die Geschichte eines Königs erzählt, der sein Königreich verloren hat. Obwohl der König mit nichts mehr dasteht, scheint seine Zeit zum Sterben dennoch noch nicht gekommen zu sein. 

 

Coldplay macht mit «Vita la Vida» eine klare Message an die Zuhörer*in-nen. Die Menschen müssen endlich aufhören, sich mit alltäglichen Klei-nigkeiten aufzuhalten. Lebe das Leben! Es gibt viel zu tun! Es gibt noch viel zu tun!

 

Viva la vida!es! im Song von Coldplay

 

VIVA LA VIDA

 

Früher regierte ich die Welt

Die Meere stiegen an, wenn ich es befahl

Jetzt schlafe ich morgens allein

Kehre die Strassen, die mir früher gehörten

 

Dann viele Strophen, welche ich nicht alle ganz verstehe und einordnen kann und mit der Schlussstrophe endet.

 

Aus einem Grund, welche ich nicht erklären kann

Bin ich mir sicher, dass Petrus im Himmel

Mich noch nicht zu sich rufen wird

Aber das war, als ich noch die Welt regierte 

 

Jetzt könnte es anders sein?! Dies füge ich bei, nicht Coldplay.

 Wie heisst es im Song von Coldplay

  

Sie haben eine ganz vielfältige, tiefgründige, mystische, spielerische, witzige, spannende Ausstellung mit der Lebenserfahrung und aus der Perspektive älterer Künstlerinnen und Künstler vor sich.

Viva la vida! 

 

 

 

 

Kostproben der Ausstellung

Mirko Slongo: Ernest Hemingway. Er soll 20 Jahre an diesem Bild gearbeitet haben.

Biggi Slongo: Der kleine Mann mit Teddybär und der fiktive Vater am Meer


Alfredo Martirena, Santa Clara, Cuba

Im Beisein von Dr. Markus Heer, Bildungs- und Kultur-Minister des Regierungsrates, gab's bei Small Talk Apéro und feinste Kanapees.


Mittwoch, 19. April 2023

 

Trouvaille

 

Der Bergsturz von Elm 11. September 1881

 

Erinnerungen an eine Katastrophe für Elm und das Glarnerland

 

 

Am 11. September 1881, kurz nach 17.30 Uhr, rumorte der Plattenberg ob Elm. Ein verheerender Bergsturz überdeckte ein Fläche von 60 Hektaren Land und begrub 115 Menschen und 83 Häuser für immer.

 

Wer sich mit dieser Katastrophe für das letzte Dorf im Sernftal befassen möchte, lese  das Werk:

 

«Der Bergsturz von Elm, den 11. September 1881, Denkschrift von Ernst Buss, Pfarrer in Glarus, und Albert Heim, Professor in Zürich, J. Wurster und Cie., Geographischer Verlag, Zürich 1881, 167 Seiten, illustriert.

 

und

 

Der Bergsturz von Elm, am 11. September 1881,

Bericht des Centralhülfscomite über die zu Gunsten der Geschädigten eingegangenen Liebegaben und deren Vertheilung, verfasst von E. Zweifel, Landammann, Buchdruckerei Frid. Schmid, Glarus 1883.

 

In der letzteren Schrift sind die Spender aus den Glarner Dörfern, schweizweit und aus dem Ausland aufgelistet.

 

Bild des verheerenden Bergsturzes, der 115 Menschen das Leben kostete. (Bild: aus der oben erwähnten Schrift von E. Zweifel, Landammann.

Trouvaille

 

Der Bergsturz von Elm

am 11. September 1861

Bericht des Centralhülfscomite

¨über

die zu Gunsten der Geschädigten eingegangenen Liebesgaben

und deren Vertheilung

verfasst

von

E. Zweifel, Landammann

Glarus

Buchdruckerei von Frid. Schmid

1852

180 Seiten

 

Ausschnitt:

Seite 130ff.

Die wohltätigen Näfelserinnen und Näfelser

 

(Ich zitiere hier die Näfelserinnen und Näfelser, weil sie interessante Rück-schlüsse und Einblicke auf die Zeit der letzten zwei Jahrzehnte vor 1900 erlauben. Vor allem sind auch Führungspersönlichkeiten auszumachen, die die damalige Zeit mitgestalteten und mitprägten. Interessant auch, wie aus al-len Bevölkerungsschichten Solidarität mit den Elmerinnen und Elmern zum Ausdruck kommt. Die Zahlen sind die Frankenbeträge, die gespendet wur-den. Informativ sind auch die damaligen Berufsbezeichnungen. „Wittwe“ wird konsequent mit doppeltem t geschrieben. Einige Wirtshäuser sind erwähnt, die nicht mehr existieren.)

 

Julius Aebli, Lehrer, 5., Wittwe Katharina Aebli, 5., Lieutenant Wilhelm Aebli, 5., Wittwe Aebli z. Schwert, 5., August Bächtiger, Schmied,1., Franz Beeler, Lehrer, 5., Comptoirist Berner, 3., Josef Boos, Schlichter, 1.50., Emil Brender, Bürstenbinder, 1., Faustin Düggelin, Metzger, 5., Johann Ernst, Uhrenmacher, 1., Ferdinand Eckard, Schmied, 3., Xaver Eicher, Heizer, 2., Josef Elber, Schützenweibel, 2., Josef Feldmann, Strassner, 2., Johann Feldmann, Karl’s sel.2., Kaspar Feldmann, Karl’s sel., 2., Geschwister Feldmann Balth. sel., 4., Melchior Feldmann, Maurermeister, 5., Niklaus Feldmann, Schuster, 2., Franz Feldmann, Mechaniker, 5., Jak. Frid. Feldmann, Sohn, 2., Joh. Jos. Feldmann, 3., Josef Feldmann, Ziegler, 2., Wittwe Barbara Feldmann, 1., Fridolin Feldmann, Käshändler, 5., Johann Feldmann, Spinner, 1., Jost Fischli, Schuster, 5., Kasp. Fridolin Fischli, Schlosser, 2., Jakob Fridolin Fischli, Drucker, 4., Wittwe Fischli, Burg, 1., Kaspar Fridolin Fischli, 1., Anton Fischli, Viktor‘s, 2., Fridolin Fischli Viktor’s, 1., Franz Fischli, Schuster, 3., Franz Fischli, Theehändler, 5., Wittwe Barbara Fischli, 1., Niklaus Fischli, z. Sonne, 4., Josef Fischli, Spinner, 2., Niklaus Fischli, Schuster sen., 1.50., Gebrüder Fischli, Stutzberg, 5., Kaspar Fridolin Fischli, Risi, 2., Johann Fischli, Ziegerhändler, 1., Friedolin Fischli, Ziegerhändler, 1., Gustav Fäh, Giesser, 2., Martin Fuchs, Bäcker, 4., Gemeinderath Kasp. Gallati z. Post, 7., Kaspar Gallati, Sticker, 8., Anton Gallati, Schneider, 1., Wittwe Gallati Verhörrichter’s sel. , 6., Civilrichter Emil Gallati, 10., Kaspar Josef Galati, Glaser, 2., Fridolin, 5., Josef Xallati, Wagner,1., Wittwe Gallati Doktor’s  sel., 20., Fridolin Josef Gallati, 2., Franz Gallati, Dorf, 10., Witwe Magdalena Gallati, 3 Wittwe Gal-lati, z. Adler, 5., Melchior Gallati’s Töchter, 2., Fridolin Gallati, Sticker, 1., Kaspar Gallati, Haltli,3., Gebrüder Josef und Anton Gallati, 5., Melchior Gallati b. d.  Rauti, 1., Fridolin Gallati, Haltli, 2., Wittwe Gehrig, geb. Kuster, Rothhaus, 10., Ferdinand Gerigs sel. Wittwe, 10., Bahnwärter Giger, 5., Jakob Graf, Ziegler, 1.50, Wittwe Grüninger im Feld, 1., Fridolin Grüninger, Bäcker, 5., Fidel Grüninger, Ziegerhändler Gerbe, 5., Anton Grüninger, Gerbe, 5., Kaspar Grüninger, Ziegler, 3., Kaspar Fridolin Grüninger, Schuster, 2., Karl Grüninger, Ziegerhändler, 2., Melchior Grüninger, Drucker, 2., Gebrüder Fridolin und Franz Grüninger,10., Josef Grüninger, Barbier, 2., Frid. Josef Grüninger, Theehändler, 2., Fridolin Hauser. Schuster, 5., Ratsherr Karl Hauser’s Wittwe, 10, Dr. Raimund Hauser, 10., Anton Hauser, Papierer, 3., Melchior Hauser, Drucker, 1., Karl Hauser, Ziegler, 2., Frl. Josefa Hauser, 10., Josef Hauser, Unterdorf, 3., Gemeinderath Melchior Hauser, 10., Fridolin Hauser, Photograph, 10., Fridolin Hauser, Ziegerhändler, 2., Fridolin Hauser, Jos. Anton’s sel. 3., Fridolin Hauser, Custos, 3., Hermann Hauser Gemeindeschreiber, 4., Karl Hauser, Weibel, 3., Franz Hauser, Landjäger, 3., Johann Hauser, Schlichter, 3., Melchior Hauser, Buchbinder, 2., Martin Hauser, Schuster, 2., Franz Hauser z. Tell, 2., Josef Hauser, Schneider, 4., Balth. Hauser’s sel. Wittwe,5., Fridolin Hauser, Zimmermann, 2., Schulrath Fridolin Hauser, 5., Fridolin Hauser, Handelsmann, 10., Wittwe Margaretha Hauser, 1., Schatzungspräsident Josef Hauser, 5., Kaspar Hauser, Schneider, 3., Hellbock Magaziner, 2., Emil Hausknecht, Stickfabrikant, 5., Otto Hausknecht, Dessinateur, 2., Franz Hophan, Metzger, 5., Josef Hophan, Ziegler, 6., Josef Hophan, Schätzer, 2., Schwestern E. und M. Hophan, 3., Criminalrichter Johann Hophan, 20., Hug, Bahnwärter, 2., Wittwe Kamm, geb. Gerig,  5., Andreas Landolt, Schreiner, 5., Wittwe Landolt zum Schlüssel, 10., alt Gemeindeschreiber Kaspar Landolt, 10., Anton Landolt, 5., Ludwig Landolt, Fuhrmann, 2., Hauptmann Balthasar Landolt, 2. Fridolin Landolt, Fuhrmann, Autschachen, 2., Dominik Landolt, z. Linthhof, 5., Katharina Landolt, Restaurant, 5., Wittwe Magdalena Landolt, 3., Fridolin Landolt, Rieht, 3,, Alois Landolt, Müller, 2., Balthasar Landolt, Letz, 2., Karl Landolt, Spinner, 5., Gemeinderath Anton Landolt, 20., Alois Landolt, Zimmermann, 1.50.,  Fridolin Landolt, Ziegerhändler, 5.,  Joh. Jos. Landolt Brunnenleiter, 2.,  Ludwig Landolt, Sager, 2., Fridolin Landolt, Lochtrasse, 2., alt Gemeindeschreiber Melchior Landolt, 1., Fridolin Landolt, Lintharbeiter, 3., Balthasar Landolt, Bauer, 4., Balthasar Landolt, Schuster, 2., Balthasar Landolt, Spinner, 2., Heinrich Landolt, Schneider, 2., Josef Landolt, Felsenkeller, 3., Melchior Landolt, Wagners, 5., Fridolin Landolt’s sel. Wittwe, 2.,  Balth. Landolt, Rösslistrasse, 2., Franz Landolt, Küfer, 1., Frid. Josef Landolt, 1., Fridolin Landolt, Bauer, 10., Melchior Landolt Egg Kaspar’s, 5., Melchior Landolt, 2., Jos. Landolt sel. Wittwe,5., Wittwe Elisabeth Landolt, 5., Josef Landolt, Landoltberg, 4., Fridolin Landolt, Musikant, 1.50., Niklaus Landolt, Schreiner, 1., Josef Landolt, Fuhrmann, 2., Melchior Landolt, Egg, 3., Balthasar Landolt, Egg, 3., Fridolins Landolt’s sel. Wittwe 2., Melchior Landolt, Bauer, 5., Fridolin Landolt, Bauer, 1., Melchior Landolt Jak. Fridolin sel.  2., Balth, Landolt sel. Verlassenschaft, 2., Balthasar Landolt, Eggenboden, 5., Kaspar Landolt, Kengel, 5., Fridolin Landolt, Läuferberg, 5.,  Anton Leu, Schätzer, 7., Gebrüder Leu, Schmied, 3., Wittwe Leu, geb. Ber-nold,  4., Josef Leu, Stecher, 5., Jakob Laager, Druckermeister, 8., Wittwe Anna Lohr, 10., Steinhauer Mettler z. Eisenbahn, 4., Wittwe Marianne Meuchli, 1.50.,  Gemeindepräsident Pascal Müller, 100., Kaspar Müller z. Pfauen, 5., Fridolin Müller, Lehrer, 2.,  Wittwe Müller, Handlung, 5., Fridolin Müller, Wagner, 5., Wittwe Müller z. Café Möhrli, 5., Fridolin Müller, Ziegerhändler, 5., Samuel Müller, Schreiner, 5., Feilenhauer Melchior Müller’s Wittwe, 3., Melchior Müller, Unterdorf, 2., Josef Müller, Packer, 3., Hauptmann Adolf Müller, 5., Jakob Fridolin Müller, 1., Appellationsrichter Josef Müller, 100., Dr. Kaspar Müller, 20., alt Landrath Kaspar Müller, 10., Johann Müller, Sattler, 4., Franz Josef Müller, Handelsmann, 5., Marianna Müller, 1.,  Kaspar Müller, Simon’s, 2., Wittwe Katharina Mülller, 1., Kaspar Müller, Ziegerhändler, 5., Karl Müller, Ziegerhändler, 2., Johann Mülller, Ziegerhändler, 2., Johann Müller, Sensal, 2.,  Anton Müller, Haslenbauer,  2., Anton Müller, Platten,  2., Frid. Müller, Schneider, 3., Wittwe Müller a. d. Burg, 3., Heinrich Müller a. d. Burg, 1., Melchior Müller, Plattenberg, 2., Alois Müller, Plattenberg, 3., Karl Müller, Strassner, 2., Josef Müller, Wächter, 2., Gebrüder Balthasar und Josef Müller, 3.,  Josef Müller, Brunnenberg, 3., Josef Müller Sensal’s, 2., Wittwe Marianne Oswald, 3.,  Sophia Oswald, 4., Anton Oswald, Küfer, 2., Balthasar Oswald z. Rössli,  3., Margaretha Oswald, 2., Balthasar Rast, Bauer, 5., Balthasar Rast jünger, 2., Santino Robbiani Maurermeiter, 3., Alois Roos, Landwirth, 5., Emil Rund, Friseur, 2.50., Ferdinand Schädler, Zimmermeister, 1., Johann Schraner, Schlosser, 2., Meinrad Schilter, Schreiner, 2., Professor Viktor Schneider, 10., Ratsherr Engelbert Schropp, 100., Meinrad Schönbächler, Pfarrer, 10., Franz Suter, Sticker, 1., Gallus Schubiger, Handelsmann, 10., Gotthard Schifferli, Lehrer, 5., Stationsvorstand Schlittler, 5., Wittwe Schropp z. Schützenhof, 10., Ewald Steinbuch, Kaufmann, 30.,  Wittwe Verena Schwyter, 2., Wittwe Magdalena Schwyter, geb. Oswald, 2., Fridolin Schwyter, Theehändler, 4., Balthasar Schwyter, Sigrist,  2., Kaspar Schwyter z. Steinbock, 5., Fridolin Schwyter, Schütze, 3., Franz Schwyter, Schütze, 2., Kaspar Schwyter, Lorenzen, 2., Fridolin Schwyter’s sel., Wittwe, 2., Fridolin Schwyter, Tschudiberg, 10., Niklaus Schwyter, Stecher, 1,50., Mathias Schwyter z. Kreuz,  10.,  Balthasar Schwyter, Bierbrauer, 2., Melchior Schwyter, Ziegerhändler, 3., Fridolin Schwyter’s sel. Wittwe, 2., Anton Schwyter, Drucker, 1., Mathias Schwyter z. Frohsinn, 5., Josef Schwyter, Küfer, 2., Wittwe Katharina Schwyter, 1.,  Fridolin Schwyter, Ziegerhändler , 2., Joh. Josef Schwyter’s sel. Wittwe, 3., Anton Schwyter Twing, 10., Karl Schwyter, Seilers, 1.50., Fridolin Schwyter, Kaminfeger, 2., Gemeinderath Melchior Schwyter, 5., Bathasar Schwyter, Musikant, 2. Dominik Tremp, Schreiner, 2., Wittwe Emilie Tschudi und Frl. Ida Müller, 100., Dominik Tschudi, Schlosser, 1., Fridolin Tschudi, Zimmermann, 10., Mathias Tschudi, Spengler, 2., Fridolin Tschudi, Bauer, 5., Wittwe Elisabeth Vogel, 2., Fridolin Vogel, Bauer, 2., Jakob Vogel, Bauer 2., Anton Vogel. Taglöhner, 2., Johann Vogel, Bauer, 5., Melchior Vogel, Bränden, 1., Josef Vogel, Taglöhner, 2., Eduard Vogt, Comptoirist, 5.,  Karl Völlmi, Zimmermann,  2., Emanuel Walcher, Kaufmann, 20., Fridolin Weber, Comptoirist, 2., Dominik Worni, Geschirrhändler, 10., Anton Worni, Geschirrhändler, 5., Bernhard Worni, Geschirrhändler, 2., Leonz Worni, Geschirrhändler, 2., Thomas Zimmermann, Colorist, 15., Wittwe Elisabeth Zuppinger, 2., Alois Züger, Taglöhner, 2., Ungenannt, 12.50.; Kirchensängerchor 7.30., Kloster Näfels, 20.

 

 

Berufsbezeichnungen von damals

 

 

Bahnwärter

Barbier

Bauer

Bierbrauer

Brunnenleiter

Bürstenbinder

Colorist

Comptoirist

Drucker

Fuhrmann

Gemeindeschreiber

Geschirrhändler

Giesser

Glaser

Handelsmann

Heizer

Kaminfeger

Käshändler

Kaufmann

Küfer

Lieutenant

Lintharbeiter

Magaziner

Musikant

Packer

Papierer

Photograph

Sattler

Schätzer

Schmied

Schneider

Schneider

Schuster

Schütze

Schützenweibel

Seiler

Sensal

Sigrist

Spinner

Stecher

Sticker

Stickfabrikant

Strassmer

Taglöhner

Theehändler

Wagner

Ziegerhändler

Ziegler

Zimmermann

 

 

Wirtshäuser

 

Adler+

Felsenkeller+

Frohsinn+

Kreuz+

Linthhof (?)

Pfauen+

Post (?)

Schwert (derzeit geschlossen)

Sonne+