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stellt Resultate der schweizerischen Ortsnamenforschung der Öffentlichkeit zur Verfügung und orientiert über den Stand der Namenforschung in der Schweiz.
Dienstag, 2. April 2024
Kaufhaus Schubiger 1883 bis 2024
Eine Ära geht zu Ende
Was 1883 mit einem Bazar begonnen hat, soll nun ab 30. Juni 2024 Geschichte sein! Das Kaufhaus Schubiger im Herzen der Gemeinde Näfels schliesst, da der Konkurrenzdruck zu gross und Kundschaft zu klein geworden ist.
Kaufhaus Schubiger in Kürze
Gabi Heussi hat 2018 in ihrem Buch "Leben für den Laden, Glarner Ladengeschichten einst und heute" zahlreiche Glarner Traditionsgeschäfte beschrieben. Darunter auch das Kaufhaus Schubiger Näfels.
Angefangen hat das beliebte Geschäft Gallus und Anna Maria Schubiger-Fischli.
Sie kaufen das Wohnhaus "Zum Alten Frohsinn" und eröffnen dort einen Bazar
anno 1883. Daneben führen sie auch das Gasthaus "Zum Adler"
1897 erwerben sie von Apotheker Franz Spörri das Hotel "Schwert" samt Garten. Die Schubigers beabsichtigten in diesem Garten ein neues Geschäft zu bauen.
1901 werden die Bäume (Palmen mit einladender Gartenwirtschaft) gefällt. Als der neue Laden, ein Ziegelbau mit zwei grossen Schaufenstern, fertig gestellt ist, verkaufen sie am 10. Oktober 1901 das "Schwert" wieder.
1904 übernehmen Sohn Johannes und Melanie Schubiger-Aebli das Geschäft, und ergänzen das breite Verkaufssortiment von Lebensmitteln (ausser Salz, die beiden Giebel hinter dem Verkaufsgeschäft sind zur "Alten Salzwaage" gehörig) mit Miedern und Unterwäsche.
Als Johann Schubiger mit 61 Jahre völlig unerwartet stirbt, führt sein Sohn Johannes Schubiger-Nann mit seiner Mutter und seiner Frau Gertrud das Geschäft weiter.
Das Wohnhaus von Hans und Trudi Schubiger befindet sich unweit entfernt just bei der Post. Drei Kinder erwachsen dieser Ehe. Hans (1942), Trudi (1945) und Irene (1948).
Eigentlich war vorgesehen, im Schwertgarten ein stattliches Haus zu bauen, Die-ses Vorhaben soll aber nicht bewilligt worden sein.
1982 steigen Sohn Hans und Rosmarie Schubiger-Landolt ein, Vater Hans im Hintergrund, das Geschäft, das sie, weil eine Aufstockung nicht möglich ist, ins Untergeschoss und im Garten umbauen und vergrössern. Das Lebensmittelsortiment ist längst verschwunden und dem Spielwarenangebot, Papeterieartikeln, Souvenirs und einem vielseitigen Kleiderangebot gewichen. Vorübergehend hatte Hans Schubiger senior auch ein "Verkehrsbüro" betrieben. Ab 1. Januar 2014 übernimmt Hans Schubiger iun. die Leitung des Geschäfts.
Er ist aber anderweitig, auch politisch, noch sehr engagiert.
Leider hat sich im Wandel der Zeit die Konkurrenz vergrössert und die Kund-schaft verkleinert, so dass Hans nun das Handtuch wirft.
Rund um das Dorfzentrum kriselt es seit Jahren. Erst wurde die Apotheke St. Fridolin mit Jules Weber geschlossen, dann verschwand der Kolonialwarenladen (ds Gläserlis) in der Alten Salzwaage hinter dem Kaufhaus Schubiger, die Metzgerei Fischli wurde aufgegeben, das "Schwert" ist seit einiger Zeit im Umbau. Die "Harmonie" ist zu, der einstige Coop vis-à-vis ist längst verschwunden, das ursprüngliche Eisenwarengeschäft Laupper, gleich nebenan ist längst Geschichte. Der Zahn der Zeit oder der sogenannte Fortschrift verändert unsere Kultur.
Den ganzen Schubiger-Hierarchien sei aber Dank und Anerkennung sicher für die über mehrere Generationen gepflegte Dienstleistung im Dorf.
Quellen
Heussi Gabi: Leben für den Laden, Glarner Ladengeschichten, Somedia-Verlag, Glarus/Chur, 2018. Seiten 130 bis 137.
Märchy Peter: Näfels, Dorfläden, Einte und Heute, Eigenverlag 2017, Seite 98
Karsamstag, 30. März 2024
Beeindruckendes Denkmal zur Passion Jesu
Bad Säckingen
Passions-Darstellung von Leonhard Eder. (Text und Foto: Karl Braun)
Der Kulturschaffende Karl Braun, Bad Säckingen, bekannt durch seine fundierten Beiträge (vor allem jeweils von dem Fridlinifest) hat just vor dem Karfreitag in der Badener Zeitung (27. März 2024) einen Beitrag über die Passion gebracht.
Text und Foto von Karl Braun.
"An Karfreitag denken die Christen der Kreuzigung Jesu. Ein beeindruckendes Denkmal hat der Künstler Leonhard Eder in Obersäckingen geschaffen. Es zeigt, wie Jesus das Kreuz zur Kreuzigungsstätte auf Golgatha trägt.
Die Skulptur zeigt die Passion Jesu Christi.
Zu den beeindruckendsten Kleindenkmalen in der Stadt Bad Säckingen gehört der kreuztragende Christus, den der Rheinfelder Künstler Leonhard Eder im Jahre 1970 geschaffen hat. Wer von Obersäckingen nach Rippolingen oder Harpolingen auf der geteerten Strasse wandert, entdeckt auf der linken Stras-senseite eine Felsnische mit der kreuztragenden Christusskulptur. Die Idee zu dem besonderen Kunstwerk hatte der ehemalige Obersäckinger Pfarrer Hans-jörg Kindler. Etwa fünf Jahre vorher gestaltete Leonhard Eder die bronzenen Kreuzweg Stationen in der Heilig-Kreuz-Kirche in der Säckinger Weststadt. Diese bronzenen Kreuzweg Darstellungen haben Pfarrer Kindler damals tief beein-druckt, daher war es naheliegend, Leonhard Eder für diese künstlerische Arbeit, die er für eine Felsnische vorgesehen hatte, zu gewinnen.
Eine Einzeldarstellung aus der Passion ist eher selten, meist sind diese in Zus-ammenhang mit den bekannten Kreuzwegstationen, wie eben auch in der Heilig-Kreuz-Kirche, zu sehen. Dem Künstler ist
es genial gelungen, die helle Skulptur in der dunkle Felsnische zur Geltung zu bringen.
Der schlanke aus Kalkstein gestaltete und tief gebeugte kniende Christus bricht unter den mächtigen Balken des Kreuzes fast zusammen.
Der Längsbalken, getragen, querliegend, ist mit einigen nachdenkenswerten Worten versehen, die auch zum Menschsein gehören und daher immer aktuell sind: Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit, Egoismus, Unglaube.
Bei dem kurzen Querbalken des Kreuzes, ist "Neid" und etwas grösser "Krieg" eingemeißelt. Leonhard Eder hat als Jugendlicher die Nachkriegszeit miterlebt. Als er damals das Wort "Krieg" einmeisselte konnte er nicht ahnen, dass es einem expansionslüsternen, brutalen Diktator namens Wladimir Putin egal sein wird, Millionen von Menschen leiden zu lassen und viele zu opfern, um sein Ziel zu erreichen. Der geschundene Christus umklammert mit den Händen den Balken, um die überzeugende Botschaft des Künstlers, die oben in der Fläche zu lesen ist: "Jesus Sohn Gottes unser Friede" nahe zu bringen.
Wer ist Leonhard Eder?
Leonhard Eder
(Foto: Stadt Rheinfelden (Baden)
Vita und Arbeitsweise
Leonhard Eder wurde 1933 in St. Johann Westungarn / Burgenland geboren
1946 erfolgte die Ausweisung. Daraufhin Neuansiedlung im Taubertal Unterfran-ken. Hier im Madonnenländle bekam seine Begabung genügend Anregung sich als Steinmetz und Bildhauer ausbilden zu lassen.
Wanderjahre in der Gesellenzeit. Besuch der Meisterschule Freiburg: Meister-prüfung mit Auszeichnung. Danach als Entwerfer und Zeichner in der Steinindu-strie tätig.
1959 Heirat und Gründung einer Bildhauerwerkstätte in Rheinfelden.
Leonhard Eder kann auf ein vielseitiges, glücklich machendes Lebenswerk zu-rückblicken. Der 78-jährige Bildhauer besitzt untrügliches Formgefühl, er begei-stert sich jungenhaft für neue Entstehungsprozesse. Nie ist er in seinem Leben bei einem Material stehengeblieben. Nach dem Stein und der Bronze hat er die Eigenschaft von Aluminium entdeckt und grosse Kirchentüren oder Wandreliefs geschaffen.
Eder war immer ein gefragter Künstler, zahlreiche Brunnen, Denk- und Mahn-mäler stehen in deutschen Städten. Er hat viele Wettbewerbe gewonnen.
Auf ein grosses Auftragswerk hin zu schaffen, fordert Weitblick, Organisation und Nervenanspannung. Wie ein Kind freut er sich dann, wenn er für einen Stein ganz privat Zeit hat. Ihm die Schönheit eines weiblichen Körpers zu entlocken, ist für Leonhard Eder augenzwinkernd reizvoll und erholsam. Mit Genuss erzählt er, wie er in einer Winterklausur Wachs zu Kleiderkörper geformt hat.
Die Bronzeabgüsse dieser eleganten, koketten, freizügigen Skulpturen sind Unikate. Eder ist auch ein geschickter Zeichner. Mit sicherem Strich kann er die Besonderheit einer Situation einfangen, sie hinterfragen, verständlich und plastisch verdeutlichen.
Leonhard Eder war Mitbegründer der Freien Gruppe Hochrhein und des Kunst-
vereins Hochrhein. Er war in vielen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.
Werke (Auswahl)
In Rheinfelden:
Die Stadtsäule, Narrenbrunnen, fünfteilige Evolution am Rhein sowie "Frauen im Netz" im Salmegg-Park. Mamorpfeiler "Hände" im Kreiskrankenhaus.
In der St. Josefskirche, der Nollinger Pfarrkirche, der Degerfelder Kapelle, sowie in der Hertener Pfarrkirche und Eichsler Kirche gestaltete er die Chorräume. Für die Karsauer St. Michael Kirche schuf Eder das Portal, das Chorkreuz, Altar und Ambo etc.
Ein Euthanasie Denkmal gestaltete er für das St. Josefshaus in Herten.
Werke in der näheren Umgebung
Für die Pfarrkirche in Wehr erarbeitete er die Chorraumgestaltung, den Rathaus-brunnen "Walter von Klingen".
In Bad Säckingen findet man den Narrenbrunnen, den Münsterplatzbrunnen, den Rathausbrunnen und den Trink- und Spielbrunnen. In der Kirche Heiliges Kreuz das Chorkreuz und der Kreuzweg in Bronze. In der Kuranlage steht die Skulptur "Gymnastik".
In Waldshut präsentiert sich der Brunnen "Handwerk-Handel-Gewerbe".
Für die Kirche in Birndorf entstand das Portal und die Chorraumgestaltung, eben-so die Chorraumgestaltung von Berau.
In Lörrach steht der "Vier Lebenszeiten Brunnen", im Landratsamt die Skulptur "Adam und Eva".
In Schopfheim die Friedenssäule und der Margkräflerin Brunnen.
In St. Bernhard die Chorraumgestaltung. In Schopfheim-Fahrnau das Portal der Aussegnungshalle und das Wandrelief "der Totentanz".
Für Sankt Josef in Hausen im Wiesental gestaltete Eder den Chorraum. Für Schönau den Eingemeindebrunnen. In Todtnau findet man den Narrenbrunnen und die Marienstele.
Im Markgräflerland stehen folgende Objekte: In Müllheim der Verkehrsbrunnen und die Skulpturengruppe der "Saubaschi". In Bellingen der Rathausbrunnen und die Verenenstele, in Augen ein Mahnmal.
Weitere Hauptwerke in Konstanz, Insel Reichenau, Villingen, Unterkirnach, St. Blasien, Gamerdingen, Offenburg, Wertheim, Lauda, Mannheim, Rauenberg, Offenbach, Mainz, in Dörpen und Holte Lastrup / Emsland.
In Frauenkirchen (Österreich) ein Mahnmal und in der Katholischen Pfarrkirche in Fécamp (Frankreich) ein Alukreuz.
(Text Stadtverwaltung Rheinfelden (Baden
Leonhard Eder: Narrenbrunnen, Rheinbrückstrasse, Bad Säckingen (1973)
Freitag, 29. März 2924 (Karfreitag)
Archivbild "Heiliggrab" in der Pfarrkirche von Näfels
Gemalt von Prod. Viktor Schneider, Bühl, Mithilfe Maler Florin Müller.
Die Episode
von der ganz besonderen
Auferstehungsfeier am Heiliggrab
Das „Heiliggrab“ von Näfels
oder
Der sigristliche Osternachtsfluch
Wir sind die letzte Generation, die sich des „Heiligen Grabes“ erinnert. Die alte kirchliche Tradition der spektakulären „Auferstehungsfeiern“ ist verschwunden. Diese paraliturgische Volksfeier am Vorabend zum Ostersonntag in der zum Ber-sten gefüllter Kirche hat sich in Näfels bis 1960 halten können. Im „Glarner Volks-blatt“ vom 15. April 1961 wurde protestiert, weil das „Heiliggrab“ nicht mehr auf-gestellt worden war.
Das Kirchenjahr hat ab Aschermittwoch, justament nach den lustigen Fasnachts-tagen, die vierzigtägige Fastenzeit angesetzt, nach dem Palmsonntag, der an den triumphalen Einzug von Jesus in Jerusalem erinnert, folgt die Karwoche. Am Grünen oder Hohen Donnerstag ist Abendmahlsfeier.
Früher verstummten dann die Kirchturmglocken, sie „flüüged uff Room“, wie man uns Gofen sagte. Auch die Messglöcklein der Ministranten wurden eingezogen und durch Holzhämmer ersetzt. Da es zum Gottesdienst nicht vom Turme läu-tete, erschien der Sigrist kurz vor Beginn der Messe mit einer grossen „Rätsche“ (es handelte sich aber um eine Vorrichtung mit Holzhämmern) und ersetzte hämmernderweise das fehlende Glockengeläute. Weil er dieses hölzerne Klap-pern so tifig loshatte, wurde es fälschlicherweise „Rätschen“ genannt.
Nach der Abendmahlsfeier am Hohen Donnerstag, wurden die konsekrierten Ho-stien auf den Josefsaltar gebracht. Der Altarraum oder der Chor der Kirche wurde durch fast haushohe Kulissen verdeckt, einer künstlerischen Darstellung der Grabeshöhle in Jersualem.
Seit dem 10. Jahrhundert hatte man nämlich vornehmlich in England die Sitte begonnen, nach der Kreuzverehrung, das Kreuz in ein symbolisches Grab zu le-gen. Ab dem 14. Jahrhundert kam der Ritus des „vierzigstündigen Gebetes“ auf, jeweils nach einer supponierten „Grablegung“.
In der Barockzeit wurden die „Heiliggräber“ aufgestellt, das waren Nachbildun-gen des Grabes von Jerusalem, vor denen die Auferstehungsfeiern als „Heiliges Theater“ aufgeführt wurden. Diese Inszenierungen verwurzelten sich als Volks-frömmigkeit. Nach der Karwochenreform anno 1951, verschwanden die „Heilig-gräber“ sukzessive wieder aus den Kirchen und wichen der Karfreitags- und Osternachtliturgie.
In Näfels sind Hinweise auf das „Heiliggrab“ bis 1712 zurückzuverfolgen. 1850 schrieb der Näfelser Stillstand (=Kirchenrat) an Professor Viktor Schneider, Kunstmaler, Porträtist, Kirchenmaler und Zeichnungslehrer, der seit 1843 durch Heirat auf dem „Bühl“ wohnte: „Es gereicht uns zum Vergnügen Ihnen hiermit schriftlich anzeigen zu können, dass Sie das für die Charwoche bestimmte heil-ige Grab in hiesiger Pfarrkirche mit derjenige Kunst erstellt haben, dass Ihnen die allgemeine & vollkommenen Zufriedenheit der hiesigen Herren Kirchgenossen zu Theil geworden...“
1897 wurde vermerkt, am Karfreitag und Karsamstag werde das „Heiliggrab“ mit „elektrischen Lampen“ beleuchtet, „was dazu beiträgt, die künstlerische Arbeit erst recht zur Geltung zu bringen“.
Ab 1916 wurde das „Heiliggrab“ „mit lebenden Blumen geschmückt und damit der Anfang gemacht, die Kirche mit lebenden, statt mit künstlichen Pflanzen zu zieren“.
Anhand einer überlieferten Fotoreproduktion lässt sich das „Heiliggrab“ wie folgt beschreiben: „Zunächst zieht sich ein mächtiger Felsenbogen über eine Gruft, die durch weitere Kulissen dreidimensional ins Innere einer Höhle führt. Zur Linken und zur Rechten sitzen furchterregende, bewaffnete Grabwächter unter einer Palme. Über dem Felsentor hängt ein Tuch und die Kreuzesinschrift „INRI“. Auf der zweiten und dritten Kulisse gegen das Höhleninnere stehen die vier Evan-gelisten. Zentral ist ein Tabernakel umrahmt von dreizehn Sternen. Darüber schauen von einer Wolke zwei Engel. Unter dem Tabernakels ist das offene Grab mit dem Leichnam von Jesus. Auf dem Felsengebilde ragen senkrecht klassizi-stische Säulen empor, die Querbalken tragen und so drei Blickrichtungen er-möglichen: links auf den Kalvarienberg mir drei Kreuzen, rechts auf Tempel und die Stadt Jerusalem. In der Mitte ist ein von Strahlen umgebenes Kreuz gezeigt, das bei der „Auferstehung“ mittels eines Strickes so nach unten gezogen wird, dass die Illusion einer nach emporschwebenden Gestalt entsteht: der auferste-hende Christus. Hinter den Kulissen sind elektrische Lampen aufgestellt, deren Helligkeit durchschimmert und die Kulissen belebet..."
Das Prozedere war immer das Gleiche. Wenn der Pfarrer nach der Trauer des Karfreitags frohlockend in die versammelte Christengemeinde sang „Christus ist erstanden!“, mussten zwei Ministranten ein schwarzes Tuch über das offen Grab fallen lassen, so dass der Leichnam verschwand, zwei andere Ministranten be-gannen intensiv mit den Messglöcklein zu läuten, der Sohn des Sigristen schal-tete das ganze Kirchgeläute ein, der Organist zog alle Register und trat voll auf die „Fräse“ (wie er die Orgel nannte), Kirchenchor und Volk jubelten und trium-phierten und hinter der Kulisse zog der Sigrist am Strick, um Christus vor den staunenden Blicken aller „auferstehen“ zu lassen. Osterfreude herrschte allent-halben. Jedes Jahr wieder, jeden Karsamstagabend vor dem „Heiliggrab“.,
Doch einmal war Murphys Gesetz stärker: Wenn etwas schief gehen kann, geht es schief. The same procedure as every year! Pfarrer: “Christus ist erstanden!”, Messglocken, Kirchenglocken, Tuch fallen lassen, Organist voll auf die „Fräse“, jauchzender und frohlockender Kirchenchor, emporgerichtete Augen des Volkes und der Sigrist am Strick. Doch da geschieht es! Der Dachlattenrahmen des auf-erstehenden Christus klemmt – am linken Bildrand. Der Sigrist zieht und zieht und zieht, nur wenig hätte gefehlt und die ganze Kulisse wäre umgestürzt. Panikartig und wie Hilfeschreie erschallen durch den Jubel der versammelten Christen die Flüche des Sigristen: „Du mäinädä, truurigä, eeländä Chäib! Witt ächt! Oder witt ächt nüüd!!?“ So durchdringlich und verzweifelt, dass darob fast das Weihwasser gefror.
Da, ein Ruck! Noch ein Ruck! Und noch einer! In drei optisch-stotternden Tran-chen ersteht Christus doch noch und erstrahlt im elektrischen Licht des EW-Nä-fels. Schweissgebadet, bleich und dennoch erleichtert empfängt uns der Sigrist in der Sakristei. Als wir Ministranten die Sakristei verlassen, gestikulieren der Gla-ser Fritz und seine Söhne hinter der Kulisse und halten Manöverbesprechung.
Leider ist Christus nach 1961 nicht mehr erstanden, was zu den eingangs erwähnten Protesten im „Glarner Volksblatt" vom 15. April 1961 führte.
Bis bald! Ruck-zuck-zack-zack! Ihr Pankraz
erschienen im "Fridolin", Schwanden, Datum nicht mehr bekannt.
Sigrist Willi Schwitter, der jeweils Jesus auferstehen liess
Donnerstag, 28. März 2024
Trouvaille
Buäbäfahrt z Elmä
Eine spezielle Tradition
"Buäbäfahrt" Bild aus der Sammlung von Albert Fischli iun.
So feiert die Eimer Jugend die Näfelser Fahrt
Schon zur Zeit, als ich noch ein «Waldbauernbub» war, also vor 60 Jahren, wur-
de die Näfelser Fahrt von der Elmer Jugend gefeiert. Der «Schlachtort» war da-
mals im sogenannten Büelen zwischen den Weilern Sulzbach und Schwändi.
Die Buben, behangen mit allen möglichen und unmöglichen Waffen, hohe Kar-tonmützen aufgesetzt, welche mit bunten Bändern geschmückt waren, mar-schierten das Dorf hinunter, angeführt von einem Tambour, der auf einer Blech-büchse den Takt schlug. Der kriegerischen Schar folgt allerlei buntes Volk, oft kaum den Windeln entwachsen.
Auf dem «Feldherrenhügel» wurde der Schlachtenplan entworfen. Danach ver-
steckten sich die Österreicher im Sulzbach und die Glarner in der Schwändi. Mir wurde die Aufgabe des Signalisierens zugewiesen. Sobald der Feind sichtbar wurde, hatte ich in ein Hörnchen zu stossen. Und was geschah? Meine Getreu-en, denen ich zugeteilt war, ergriffen sofort die Flucht, so dass ich als einsamer Signalist auf weiter Flur stand und der Willkür des allerdings gnädigen Feindes ausgesetzt war.
Die Elmer Jugend feiert die Näfelser Fahrt bis auf den heutigen Tag. Sie be-sammelt sich mittags im alten Schulhaussaal und kleidet sich dort mit den Kriegs-utensilien ein, etwas moderner heute als damals. Die bunten Mützen haben neuen Kopfbedeckungen weichen müssen, nämlich verbeulten Feuerwehrhel-men, dem «Tschaggo» des Grossvaters oder der alten Policemütze des Vaters, was ein buntes Bild der Kriegerschar gibt. Ein Wald von Bannern flattert über ihr, die mit neuzeitlichen Waffen, mit Bajonetten und ausrangierten Säbeln, aber auch mit selbstgebastelten Hellebarden und Morgensternen ausgerüstet ist. Dem Zug voran marschiert immer noch der Tambour, der mehr oder weniger im Takt, auf seine umgehängte Blechbüchse schlägt. Selbst die improvisierte Bahre für die Verwundeten fehlt nicht.
Nach geschlagener Schlacht kehrt die junge Kriegerschart ins Dorf zurück. aber nicht wie die Geschlagenen vom Marignano, sondern hochgestimmt. Einzig der Verwundete auf der Bahre, getragen von vier Kriegern, erinnert an das schwere Geschehen. Um seinen Kopf ist ein Verband geschlungen, welcher von roter Far-be nur so trieft.
So begeht die Elmer Jugend die Näfelser Fahrt ohne Geheiss und ohne Dazutun von Erwachsenen. Es ist begreiflich, dass diese zur Tradition gewordene Buben-fahrt immer wieder die helle Freude der Bewohner auslöst. Kaspar Hefti
Aus: Neujahrsbote 1975 für das Glarner Hinterland, Seite 190ff. (Grosstal und Sernftal), Neunter Jahrgang, betreut von Heinrich Stüssi
Gestossen bin ich auf den Text von Kaspar Hefti wegen des Beitrags von Elisabeth Thomann-Arbenz "Das "Fährtlen" in Elm, in: "Fry! Fry! Das Land Glarus und die werdende Eidgenossenschaft zwischen 1361 und 1388. Neujahrsbote für das Hinterland (Grosstal und Sernftal), Zweiundzwanzigster Jahrgang 1988, Sonderausgabe zur 600-Jahrfeier der Schlacht bei Näfels) Seiten 102-104
Aufgebotsplakat am Schuppen
Abtransport eines "Schwerverwundeten" nach geschlagener "Schlacht"
Versammelt zum "Haaruus!", bereit für die Elmer Sclacht bei Näfelser Schlacht
(Bilder: aus dem erwähnten Beitrag von Elisabeth Thomann-Arbenz)
Das "Fährtlen" in Elm
Die Näfelser Fahrt auf Elmer Art
Erster Donnerstag im April. Sonntägliche Stille liegt über. dem Dorf Elm. Ein paar Erwachsene haben sich nach Näfels ans Fahrtsfest - die Gedenkfeier der Schlacht bei Näfels - begeben.
Um 13 Uhr wird es plötzlich lebendig auf der ruhigen Elmer Dorfstrasse. Trom-melschläge erschallen, Feuerwehrhelme blitzen in der Sonne. Käppis und Police-mützen tauchen auf. Rund 20 Buben im Primarschulalter ziehen unter Anfüh-rung eine Trommlers talwärts. Stolz tragen sie ein halbes Dutzend Fahnen und Fähnlein in den glarnerischen und den eidgenössischen Farben. Der eine oder andere hält ein hölzernes Schwert, eine Hellebarde, einen Morgenstern oder ein-fach einen Stecken in der Faust. Von Zeit zu Zeit stösst einer mächtig in sein Horn.
Unten bei der früheren Bahnstation wendet sich der Trupp nach rechts und über-quert den Sernf auf er Müslibrücke in Richtung Untertal. Bei der Pension Untertal lehnen alle ihre kriegerischen Siebensachen sowie eine Art Bahre gegen den Zaun und stürmen tatendurstig dem Chnollenrain zu.
Hier teilt sich die Schar in zwei ungefähr gleich grosse Haufen, die beide in De-ckung gehen. Je nach Schlachtplan schleicht nun die glarnerische Partei die österreichische an oder umgekehrt. Unter Hurrarufen wird mit dem Gegner von Mann zu Mann tüchtig gerungen. Gegen 15 Uhr brechen die Anführer das Ge-fecht ab und rufen zu Sammlung und Rückmarsch. Unterwegs wird zuweilen noch allerhand Schabernack getrieben.
Im Untertal legen die Buben einen der kleinsten Streiter auf die bereitgestellte Bahre und umwickeln ihm Kopf und Beine mit rot gefärbten Verbänden. Alle übrigen Kämpfer setzen ihren Kopfschmuck wieder auf, ergreifen Waffen und Fahnen, heben zu viert die Bahre auf und ordnen sich unter Trommelschlägen aufs Neue zum Zug durch das Dorf. Väter, Mütter und vor allem die Mädchen, die ja nicht mittun dürfen, schauen von Ferne aufmerksam zu. In flottem Tempo geht's hinauf bis zu den Gebäuden der Mineralquellen Elm, wo jeder Teilnehmer ein Fläschchen "Elmer Citro" geschenkt bekommt. Nachdem der mächtige Durst gelöscht ist, löst sich der Trupp auf; alle Gerätschaften werden vom Gemeinde-schreiber sorgfältig verwahrt und erst übers Jahr wieder hervorgeholt.
Dieser Brauch wird in Elm laut Aussage älterer Leute seit Menschengedenken ge-übt, vielleicht.sogar schon seit der Zeit des Sonderbundskrieges. Ein Teil der Fahnen und der übrigen Gegenstände stammt nach Ansicht von Lehrer Walter Fromm-Zweifel vom grossen Jugendfest, das 1891 aus Anlass des 600-jährigen Bestehens der schweizerischen Eidgenossenschaft in Matt gefeiert wurde. Aller-dings war die Ausrüstung bis vor rund 50 Jahren bedeutend einfacher als heute: Statt Helme und Policemützen trugen die Buben ausser Käppis kunstvoll gefaltete und mit bunten Bändern geschmückte Papiermützen, und als Trommeln dienten bloss grosse Blechschachteln oder -büchsen.
Das "Fährtlen" ist eine Bubensache, bei der niemand anderer mittun darf, eine Bubenherrlichkeit, deren sich die Väter und Grossväter stets gar gerne erinnern.
Quellennachweis:
Mündliche Auskünfte von Lehrer Walter Fromm-Zweifel und Familie Philipp Bässler-Rhyner, Elm.
Eigene Beobachtungen.
Hefti Kaspar: So feiert die Elmer Jugend die Näfelser Fahrt (Neujahrsbote 1973 für das Glarner Hinterland, S. 190/91)
Literaturhinweis:
Die Stiftung Pro Elm, gab die Schrift "Schybefleuge und Fährtlen" heraus mit je einem Beitrag von Otto Brühlmann und Elisabeth Thomann-Arbenz
ISBN 978-3-85546-198-1. 30 Seiten Taschenbuch
Dienstag, 26. März 2024
Sensationeller Fund
Die verschollene Fahne des General Bachmann
Regimentsfahne von General Niklaus Franz von Bachmann
Vorderseite "Pro Deo et Patria" (Für Gott und Vaterland)
(Foto: Jürg Burlet)
Fred Heer, Steffisburg*
Die seit Jahrzehnten verschollene Regimentsfahne von General Niklaus Franz von Bachmann (1740-1831) aus Näfels, über deren Aussehen sich die Gelehrten stritten, ist wieder aufgetaucht – nicht nur für die General-Bachmann-Gesellschaft eine kleine Sensation!
General Bachmann kommandierte im 2. Koalitionskrieg (1799-1801) eines der vier Schweizer Emigrantenregimenter in österreichisch-britischen Diensten.
Am 15. März 1800 übergab er in Schwabmünchen, einem Ort südlich von Augsburg, seinem aufmarschierten Regiment zwei in roter Grundfarbe ge-haltene Fahnen. Leider haben Zeitzeugen nur die Farbe, aber nicht das Aus-sehen der Fahne beschrieben und seither stritten sich Historiker, ob schon da-mals ein freischwebendes weisses Kreuz oder ein Kranz aus Eichen- und Lorbeerblättern die Devise «Pro Deo et Patria», «Für Gott und Vaterland», zierten.
Bachmanns verstärktes Regiment stand im Sommer 1800 unter öster-reichischem Kommando im Rheintal, am Vorarlberg und Ende Jahr im Unter-engadin im Einsatz. Im Februar 1801 beendete der Frieden von Lunéville den Krieg und in der Folge wurden die Schweizer Regimenter in der Steiermark zusammengezogen und aufgelöst.
Wenn damals ein Regiment aufgelöst wurde, dann fanden nicht nur die Sol-daten, sondern meistens auch ihre Fahnen den Weg zurück in die Heimat. General Bachmann brachte seine Regimentsfahne, wie schon zuvor die prachtvolle Fahne aus dem Dienst in Sardinien-Piemont, nach Näfels. Auch nach seinem Tod blieb sie weiter im stattlichen Herrschaftshaus «An-der-Letz» in Familienbesitz.
1891 schenkte Frau Ida von Müller, die Urenkelin des Generals, die Fahne dem Historischen Verein des Kantons Glarus (HVG) zur Ausschmückung der Sala Terrena im Freulerpalast. Danach verlor sich ihre Spur und die Fahne galt als verschollen.
Nun ist das Rätsel um den Verbleib und das Aussehen der Fahne gelöst! Der renommierte Historiker und Alt-Staatsarchivar von Freiburg, Hubert Foer-ster, suchte seit langer Zeit nach dem verschollenen Feldzeichen. Zusammen mit Jürg Burlet, dem ehemaligen Kurator für Fahnen und Uniformen des Schweizer Nationalmuseums, ist er unzähligen Hinweisen nachgegangen
Ihre Recherchen liessen sie im Frühjahr 2023 vermuten, dass die Fahne noch immer im Freulerpalast in Näfels sein muss. Im Herbst 2023 kam aus Glarus die überraschende Nachricht, dass sich das gesuchte Objekt im Landes-archiv befindet.
Die Fahne konnte 1948 vom HVG von einem Herrn de Pacquement aus Paris erworben werden und seither befand sie sich tatsächlich im Freulerpa-last. Im Herbst 2012 wurde sie aus konservatorischen Gründen vom Museum des Landes Glarus dem Landesarchiv übergeben und im Inventar als "Ba-taillonsfahne General Bachmanns" verzeichnet.
Das einst rote Fahnentuch ist heute stark verblasst und die Flugseite leicht ausgefranst. Aber nun ist klar, wie die Fahne ausgesehen hat, denn auf der Fi-che ist vermerkt: "Fahne des Regiments Niklaus von Bachmann. Rote Seide, beidseitig bestickt: Kranz mit Silber/Gold-Schleife, in der Mitte gotische Silber-stickerei mit dem Schriftzug "Für Gott und Vatterland", "Pro Deo et "Patria". Dimension: 142 x 138 cm "
*Fred Heer
war
Divisionär der Schweizer Armee
und
Präsident der General-Bachmann-Gesellschaft Näfels
Regimentsfahne von General Franz von Bachmann
Rückseite "Für Gott und Vatterland"
(Foto: Jürg Burlet)
lic. phil. Hubert Foerster Jürg Burlet, Kurator
Staatsarchiv Fribourg Schweiz. Nationalmuseum
Sonntag, 24. März 2024 (Palmsonntag)
Stechpalmen und "Sefi" werden im Gottesdienst gesegnet und können nach Hau-se genommen werden.
BIldquelle: palmsonntag stechpalmen und Sefi - Suchen Bilder (bing.com)
Was ist Palmsonntag?
Als Palmsonntag wird der sechste Sonntag der Fastenzeit bezeichnet, er ist gleichzeitig auch der letzte Sonntag vor Ostern und Beginn der Karwoche. An diesem Sonntag wird dem Einzug Jesu in Jerusalem gedacht.
Dieser Feiertag wird in der katholischen Kirche »Dominica in Palmis de pas-sione Domini« genannt und ist der liturgischen Farbe Rot zugeordnet. In der evangelischen Liturgie heißt der Palmsonntag »Palmarum« und trägt die Farbe Violett.
Was geschah an Palmsonntag?
Wie die Evangelisten Matthäus, Lukas und Johannes berichten, ging Jesus mit seinen Jüngern zum jüdischen Paschafest nach Jerusalem. Als sie zum Ölberg kamen, bat Jesus zwei der Jünger, vorauszugehen und nach einer Eselin und ihrem Fohlen zu suchen und diese zu ihm zu bringen.
Die Jünger erfüllten diesen Auftrag und breiteten ihre Kleider auf dem Rücken des Fohlens aus. Jesus nahm Platz und ritt nach Jerusalem. Auf dem Weg dort-hin versammelte sich eine immer grösser werdende Menschenmenge, um Jesus zum empfangen. Einige Menschen breiteten ihre Kleider vor ihm aus, andere schnitten Zweige von den Palmen ab und streuten sie auf den Weg. Sie jubelten ihm zu: "Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!" (Mt 21,9 EU)
Bedeutung von Esel und Palmen
Der Esel und die Palmen haben in der Bibel eine besondere Bedeutung, die den Einzug Jesu zu einem symbolträchtigen Ereignis macht. Mit dem Ritt auf einem Esel erfüllte sich die Voraussage des Propheten Sacharja aus dem Alten Testa-ment: "Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und rei-tet auf einem Esel, ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin." (Sach 9,9 EU)
Während das Pferd als Reittier im Krieg eingesetzt wurde und Luxus und Hoch-mut symbolisiert, ist der Esel das Sinnbild für die Bescheidenheit und Gewalt-losigkeit des messianischen Friedensfürsten.
Die Palme ist bereits in der Antike ein Symbol der Huldigung und des Sieges. Für die römischen Besatzer dürfte der Empfang Jesu mit Palmzweigen und seinem Ritt auf dem Esel einer Provokation gleichgekommen sein.
Wie wird Palmsonntag gefeiert?
Der Palmsonntag wird in der katholischen Kirche auf besondere Weise gefeiert. Zu Beginn des Gottesdienstes werden Palm-, Öl- und andere Zweige mit Weih-wasser gesegnet. Anschliessend wird an diesem Tag erstmals das Evangelium vom Leiden und Sterben Christi gelesen, entsprechend des aktuellen Lesejahrs eventuell mit verteilten Rollen. Nach Palmweihe und Lesung zieht die Gemeinde in einer Palmprozession zur Kirche.
In der evangelischen Kirche sind Palmprozessionen und Palmweihe nicht üblich. Zudem wird als Evangelium die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem gele-sen.
Quelle: https://www.vivat.de/magazin/jahreskreis/karwoche/was-ist-palmsonntag/
Brauchtum am Palmsonntag
In Näfels sammelten wir Buben Stechpalmen. Diese wurden am Palmsonntag in der Kirche gesegnet. Dann "verkauften" wir die Palmen an Bekannte und Nach-barn, die uns meist ein paar Rappen dafür aushünditen.
Später wurden auch sogenannte "Sefi" gesegnet und an die Kirchbesucher ver-teilt. In der Regel wurde eine Stechpalmenzweig oder ein "Sefi"-Zweig zu Hause
beim Kreuz in der Stube angebracht.
Donnertag, 21. März 2024
Die Entdeckung
Dafi Kühne
*1982 in Glarus
Schweizer Plakatgestalter, Grafikdesign-Pädagoge, Buchdrucker
Dafi Kühne in Näfels
Dafi Kühne begann eine gestalterische Ausbildung in Visueller Kommunika-tion 2006 an der Zürcher Hochschule der Künste.
Nach Erlangung des Bachelor eröffnete er 2009 in Näfels ein eigenes Plakatgestaltungs- und Buchdruck-Atelier «Babyinktwice». Kühne bezeichnet sich selbst als Gestalter, der die Produktionswerkzeuge nicht ausser Hand geben möchte und so die Lücke zwischen Vorlage und Produkt schliesst. Parallel zu sei-ner Ateliertätigkeit unterrichtet er seit 2011 an Hochschulen in der Schweiz, im übrigen Europa und den USA. 2019 schloss er seinen Master of Research in Type-face Design an der University of Reading ab. 2016 initiierte Kühne das Projekt «Typographic Printing Program», ein 12-tägiges Intensivprogramm für Plakat-gestaltung und Typografie in Näfels mit einem breiten internationalen Teilne-hmerfeld. Seit 2022 finden Satelliten-Kurse am Hoffmitz Milken Center for Typo-graphy am ArtCenter in Pasadena statt.
Kühne ist laut eigener Aussage ein Gestalter der digitalen Generation. Er ist aber auch ein Buchdrucker, der das Druckhandwerk erst nach der Ablösung des kom-merziellen Buchdrucks durch den Offsetdruck und erlernt hat. Der nicht-tradi-tionelle, und zum Teil autodidaktische Zugang, eröffnete ihm den Spielraum für die freie DIY Experimentation mit der Drucktechnik. Durch seine Kombinationen von verschiedenen Werkzeugen und Technologien, die er analog zum Titel seiner 2016 erschienen Gestalter Monografie auch als «true printing» bezeichnet, gilt Kühne als Pionier der Wiederbelebung und Weiterentwicklung der Buchdruck-technologie. Mit seinen Plakatarbeiten wandelt er zwischen den analogen und digitalen Welten und kreiert dabei manuell gedruckte zeitgenössische Werke, die keinesfalls nostalgisch wirken.
Dafi Kühne True Print
von Reto Caduff und Dafi Kühne | 4. November 2016
Plakatausstellung mit 100 Arbeiten für Näfel
Seit 2016 finden im Plakatatelier von Dafi Kühne in Näfels jährlich zwei Sommerkurse mit bisher mehr als 100 Teilnehmer:innen aus 24 Her-kunftsländern statt. Der zweiwöchige Aufenthalt im ländlichen Raum am Eingang des Kantons Glarus wirkt prägend auf das breitgefächerte, in-ternationale Teilnehmer:innenfeld. Aus dem Interesse der Teilnehmer:-innen an diesem für sie ungewohnten Umfeld entwickelte sich die gleich-bleibende Aufgabenstellung des Programms: «Was gibt es in Näfels bzw. was fehlt eigentlich noch in Näfels?». Ihre individuellen Antworten haben sie in fiktiven kulturellen Veranstaltungen in und um Näfels aus-gearbeitet. Es entstanden 100 Konzepte, Blickwinkel und Chancen, die von Hand in aufwendigen typografischen Buchdruck-Plakaten umgesetzt wurden.
In der Ausstellung «100 Plakate für Näfels» werden 100 Plakate zum ersten Mal gesammelt der Öffentlichkeit gezeigt.
Die Veranstaltung wird unterstützt durch den Kulturfonds Kanton Glarus.
Ausstellungsdaten
Mühlhäusern 2, 8752 Näfels
Samstag, 13. April 2024 11-18 Uhr
Sonntag, 14. April 2024 11-16 Uhr
Führunen Sa und So zu jeder ungeraden Stunde
Freier Eintritt
Dafi Kühne
hello@babyinktwice.ch
Dafi Kühne begann 2006 seine Designausbildung in Visueller Kommunikation an der Zürcher Hochschule der Künste.
Nach seinem Bachelorabschluss eröffnete er 2009 sein eigenes Plakatdesign- und Buchdruckatelier «Babyinktwice» in Näfels. [2][3] Kühne bezeichnet sich selbst als Designer mit starkem Fokus auf die Produktion und schließt damit die Lücke zwischen Design und Produkt. [4] Die Autonomie und seine vielschichtige Rolle nicht nur als Designer, sondern auch als Hersteller des Werkzeugs, das das Design produziert, ist eine der Hauptqualitäten und Motivationen für Kühne, mit analoger Buchdruck-Produktionstechnik zu arbeiten. [5] Parallel zu seiner Atelier-tätigkeit unterrichtet er seit 2011 an Universitäten in der Schweiz, im europä-ischen Ausland sowie in den USA. Im Jahr 2019 schloss er seinen Master of Research in Typeface Design an der University of Reading ab. Im Jahr 2016 initiierte Kühne das Typographic Printing Program, ein 12-tägiges Intensiv-programm für Plakatgestaltung und Typografie in Näfels mit einem breiten inter-nationalen Teilnehmerfeld. Seit 2022 finden Satellitenkurse am Hoffmitz Milken Center for Typography am ArtCenter College of Design in Pasadena statt. [6]
Werke und Auszeichnungen
Seine Buchdruck-Plakate wurden auf internationalen Ausstellungen gezeigt, mit internationalen Awards ausgezeichnet[11][12][13] und in Publikationen abge-druckt.
2014 erhielt Kühne für seine Tätigkeit als Plakatgestalter den Kulturförderpreis des Kantons Glarus.
Seine Online-Videoserie The Dafi Kühne Printing Show™ wurde 2021 vom Bundesamt für Kultur (BAK) mit einem Swiss Design Award in der Kategorie Vermittlung sowie einem TDC Award des Tokyo Type Directors Club ausgezeichnet.[14][15][16]
Einzelnachweise
Reto Caduff: Dafi Kühne – True Print. Hrsg.: Lars Müller Publishers. Zürich 2017, ISBN 978-3-03778-508-9, S. 5.
1. Dafi Kühne: babyinktwice. In: Babyinktwice. September 2022, abgerufen
am 23. September 2022 (englisch).
2. Reto Caduff: Dafi Kühne – True Print. Hrsg.: Lars Müller Publishers. Zürich
2017, ISBN 978-3-03778-508-9, S. 149.
3. Dafi Kühne: Typographic Printing Program. In: Typographic Printing
Program. Dafi Kühne, 15. September 2022, abgerufen am 15. September
2022 (englisch).
4. MK&G, Hamburg: Design Blicke, Vortrag Dafi Kühne. In: Youtube. Museum
für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Deutschland, Mai 2022, S. 6.20 min,
abgerufen am 16. Dezember 2022 (d).
5. Julia Kahl: Slanted Magazine, Interview mit Dafi Kühne. In: Slanted Maga-
zine. Slanted Magazine, 23. Mai 2017, abgerufen am 16. Dezember 2022 d
6. Reto Caduff: True Print. Hrsg.: Lars Müller Publsihers.1. Aufl. Lars Müller
Publishers, Zürich 2017, ISBN 978-3-03778-508-9.
7. Jan Middendorp: Dafi Kühne: by his own hands. In: Eye Magazine. Eye Ma-
gazine, Juni 2020, abgerufen am 15. Dezember 2022 (englisch).
8. Jan Middendorp: Eye Magazine 100. In: John L. Walters (Hrsg.): The Inter-
national Review of Graphic Design. Nr. 100. London Juni 2020, S. 86–87.
9. Reto Caduff: NZZ Format: Comeback des Analogen: die Entdeckung der
Langsamkeit, Ausschnitt. In: Youtube. NZZ Format, 2021 .S. 1.30 min.
abgerufen am 14. Dezember 2022 (d).
10. Type Directors Club. Abgerufen am 15. September 2022 (englisch).
11. 100 Beste Plakate: 100 Beste Plakate Deutschland, Schweiz, Oesterreich.
. 15. September 2022, abgerufen am 15. September 2022.
12. Society of Typographic Arts, Chicago. Abgerufen am 15. September 2022
(englisch).
13. Dafi Kühne: The Dafi Kühne Printing Show™. In: The Dafi Kühne Printing
Show™. Dafi Kühne, August 2018, abgerufen am 24. September 2022
(englisch).
14. Swiss Design Awards. Bundesamt für Kultur (BAK), 15. September 2012
abgerufen am 20. September 2021 (englisch).
15. Tokyo Type Directors Club: Tokyo Type Directors Club. In: Tokyo Type Direc-
tors Club. Tokyo Type Directors Club, April 2021, abgerufen am 24. Sept.
2022 24. (englisch).
Mittwoch, 20. März 2024
Wilhelm Tell
Br. Gerold Zenoni OSB, im Kloster Einsiedeln, im Kanton Uri aufgewachsen und Walterli bei den Tell Spielen in Altdorf verkörpert, heute rühriger Bruder im Stift, Betreuer der Gnadenkapelle, insbesondere der Kleider der Schwarzen Madon-na, kulturell vielseitig tätig, schreibt regelmässig Beiträge im "Salve" der Zeit-schrift des Klosters mit Prominenten verschiedenster Gattung und.... ein an-gefressener Sammler vor allem was an "Wilhelm Tell" erinnert, teilte mir kürzlich mit, dass er in einem Fernsehauftritt aus dem Kloster berichte. Der Einsiedler An-zeiger brachte eine Voranzeige am 12. Màrz 2024;
Wir sind gespannt, auf die Ausstrahlung im Frühherbst 2024 auf SRF 1
Ich habe ihm zurückgeschrieben, dass es in Näfels (übrigens auch in Riedern) ein Restaurant "Wilhelm Tell" gegeben hätte. Prompt wollte er wissen, ob es noch Fotos von diesem Restaurant gebe. Zum Glück ist die Schrift "Näfels Gasthäuser einst und heute" von Peter Märchy erschienen (2023) et voilà hier die Seite 34
mit den Angaben.
Gleichzeitig habe ich ihm empfohlen, er sammelt ja alles, was an Wilhelm Tell erinnert, auch Hotels, Restaurants, Wirtschaften mit dem Namen "Wilhelm Tell" zu sammeln.
Ein paar konnte ich gleich eruieren, aber das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges.
Hotels, Restaurants, Wirtschaften „Wilhelm Tell“
Altdorf
Andermatt
Basel
Bürglen
Gisikon
Interlaken
Kaufbeuren D
Kehriten
Münchenbuchsee
Näfels
Oberaurach D
Outbergen Belgien
Pasternion Österreich
Reutigen Emmental
Riedern GL
Schiffsrestaurant Luzern
Schwabach Mittelfranken
Stans
Steffisburg
Urnerboden
Wilhelm Tell Hohle Gasse Immernsee
Zirndorf Bayern
Wilhelm Tell als Briefmarkenmotiv Br. Gerold "Walterli" und Tell-
sammler
Sonntag, 17. März 2024
Seppätag - ein zeitweiliger Näfelser Feiertag
Der Josefstag ist vorwiegend in katholischen Gegenden Feiertag. In Näfels war der Seppätag als "Tschampersunntig" ein Kuriosum und vorübergehend Feier-tag.
Josefstag (bei Wikipedia
Der Josefstag (auch (Sankt) Josephstag, Joseftag oder Josefitag) ist im Kirchen-jahr der römisch-katholischen Kirche das Hochfest des hl. Josef am 19. März. In Bayern und Südtirol wird der Tag Josefi, in der Schweiz auch Seppitag, in Österreich (selten) auch Josephinentag genannt.
Die besondere Verehrung des heiligen Josef, des Bräutigams der Gottesmutter, entwickelte sich im Mittelalter. Der 19. März als Datum findet sich zuerst im 12. Jahrhundert. 1870 erklärte Papst Pius IX. den hl. Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche.
Tschampersunntig in Näfels
Die ordentliche Kirchgemeindeversammlung vom 22. Juni 1973 beschloss in der Turnhalle Näfels, den "Josefstag als Gemeindefeiertag abzuschaffen".
Früher war der Josefstag wohl ein Feiertag, später ein freiwilliger Feiertag inner-halb der Gemeinde, "den aber niemand mehr aufrechtgehalten hat". Die Ab-schaffung, so berichtet der Chronist ", ging "nicht ohne Diskussion dagegen von-statten".
Ähnlich verlief schon die Kirchgemeinde vom 11. Juni 1911. Auf Antrag des Kir-chenrates wurde der Josefstag als beschlossener Feiertag aufgehoben und der Karfreitag als Ruhetag bestimmt. Die Versammlung soll sehr "erregt" und die Stimmung im Volk sehr "verbittert" gewesen sein und noch lange Zeit angehalten haben.
Die entscheidende Versammlung, die in Näfels den "Seppätaag" zum "Tschampersunntig" machte, fand am 14. Juni 1936 statt. Antragsteller war Melchior Landolt-Müller, der im obersten Haus hinter der Rauti wohnte. Er war weit herum bekannt geworden, weil er 1931 drei Töchter verloren hatte, die im Obersee ertrunken waren.
Melchior (Melgg) Landolt-Müller, genannt "Tschamper", erfolgreicher Antragsteller für den Josefstag, der nach ihm benannte "Tschampersunntig"
Melgg war ein hagerer, nicht eben grosser Mann, der wegen seiner Gangart "Tschamper" genannt wurde. Er war auch Leichenträger. Es wird ihm nachge-sagt, dass er ein sehr eifriger Katholik und rühriges Mitglied des Arbeitervereins gewesen sei. In dieser Eigenschaft und im heiligen Eifer beantragte er den Kirch-genossen, den Josefstag als "freiwilligen Feiertag in der Gemeinde Näfels" zu halten und erhielt "oppositionslos" Zustimmung.
Nachdem schon zwanzig Jahre zuvor der Seppätaag abgeschafft worden war, scheint die Wiedereinführung ein brisantes Thema gewesen zu sein. Aus münd-licher Überlieferung habe ich erfahren, das Melgg in seiner Argumentation be-gründet haben soll, ein einfacher Arbeiter solle quasi per Kirchgemeindebe-schluss berechtigt werden, einen unbezahlten Feiertag einhalten zu können, ohne dass dies die Herren Fabrikanten verhindern könnten. Vor diesem Szena-rio von Vorgeschichte, gesellschaftlicher Situation und persönlichem Schicksal des Antragstellers war der Kirchgemeindebeschluss doch sensationell.
Immerhin dauerte es 37 Jahre, bis die Kirchgemeinde den Josefstag definitiv ab-schaffte, übrigens kurz nach der Landsgemeinde, die den Fridlistag (der Katho-liken) aufhob und stattdessen Allerheiligen als Feiertag einführte. Soweit ich mich erinnere, war der Josefstag in meiner Schulzeit ein freier Tag. Er dürfte mit obi-gem Kirchgemeindebeschluss verschwunden sein.
Das typisch näfelserische Unikum ist aber die Namensgebung "Tschamper-sunntig". Er enthält gleichermassen Bewunderung, Spott, Ironie, Anerkennung, Schadenfreude und Toleranz, je nach Standpunkt. Weil der "Tschamper" seinen Antrag durchgebracht hatte, blieb dieses bemerkenswerte Ereignis in Erinnerung und verfestigt sich, indem die Näfelser den Josefstag in "Tschampersunntig" um-tauften. Melgg Landolt ist somit der einzige Näfelser, nach dem, wenn auch nur für 37 Jahre, ein Feiertag benannt wurde.
aus: Näelser Brauchtum im Jahresablauf, Schriften der Kommission Gemeinde-geschichte Näfels Nr. 1, hgg. von der Gemeinde Näfels, 8. Dezember 1997 (Maria Empfängnis) anlässlich des Behördenessens im Kloster ("Schnäggä-n-Ässä").
Die drei am Pfingstmontag 1931 ertrunkenen Töchter von Melchior Landolt: Agnes, Cäcilia und Barbara aufgebahrt,
Melgg Landolt war ein leidgeprüfter Mann
454-238-119-82-51-37-15-11b-10-25 Gl-15-11c-10-7 Gen.14
Fabrikarbeiter, Andrehermeister Melchior Landolt von und in Näfels, vulgo Tschamper, an der Rauti 14, des Balthasar Josef und der Maria Rosalia Cäcilia Landolt No.238
* 1879 Sept.22. + 1946 Juni 4. in Näfels
oo
I. 1911 Juli 27. Agnes Müller von Näfels,
des Kaspar Fridolin Josef und der Maria Magdalena Elisabeth Fischli No.419
* 1876 Sept.5. + 1918 Sept.19.
oo
II. 1938 Apr.30. Martha Müller von und in Näfels,
des Joh. Melchior und der Maria Magdalena Schwitter No.508
* 1905 Dez.26. in Näfels + 1972 Feb.10. in Glarus
1912 Mai 17. Sohn tot geboren
1913 Mai 16. Agnes + 1931 Mai 25.
1914 Nov.25. Cäcilia Rosalie + 1931 Mai 25.
1915 Dez.23. Barbara Maria Elisabeth + 1931 Mai 25.
Alle drei Töchter im Obersee ertrunken.
Melgg heiratete am 17. Juli 1911 Agnes Müller
Am 17. Mai 1912 starb das erste Kind, ein Knabe als Totgeburt
Am 19. September 1918 starb seine Frau Agnes, geborene Müller
Am 25. Mai 1913 ertranken im Obersee alle drei Töchter Agnes (*1913),
Cäcilia Rosalie (*1914) und Barbara Maria Elisabeh (*1915)
Melgg heiratet am 30. April 1938 ein zweites Mai, Martha Müller (1905-72)
Er selber starb 67-jährige am 4. Juni 1946
Melgg war ein Jahrgänger meines Vaters.
Viele Jahre kam er am Sonntagnachmittag zu uns zum Jassen (Schieber).
Das Quartett: mein Vater Fridolin, meine Mutter Maria, mein Firmgötti Alois
und Melgg Landolt. Nach dem Tod von Melgg ersetzte ihn Rosa Hauser-
Treselli, eine Nachbarin, Ehefrau von Tambour Josef Hauser.
Montag, 11.Màrz 2024
Empfang des Bürgermeisters im Kursaal Bad Säckingen
Rede von Bürgermeister Alexander Guhl
Fridlini 2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
….“Unsere Zeit ist so aufregend, dass man die Menschen eigentlich nur noch mit Langeweile schockieren kann“….mit diesem Zeit des irischen Schrifftstellers Samuel Beckett, der 1969 den Literaturnobelpreis erhalten hat, möchte ich meine heutige Gedanken anlässlich des städtischen Empfangs, welchen die Stadt Bad Säckingen traditionell zu Ehren des „Fridolisfestt“ gibt, beginnen.
Aktuell hat man ja den Eindruck, dass man in besonders „stürmischen“, in einer besonders „schwierigen“, zumindest aber dass man in einer besonders „heraus-fordernden Zeit“ lebt.
Ich denke der eine/andere von Ihnen hat auch schon gedacht, dass man doch am besten gar keine Nachrichten mehr schauen solle, gar keine Tageszeitung mehr lesen solle, da doch immer nur neue „Negativschlagzeilen“ zu hören/zu le-sen wären. In der Tat ist es ja unbestritten, dass die jetzige Zeit eine besonders „herausfordernde Zeit“ darstellt und für viele Menschen in dieser Welt geht es ja tatsächlich jeden Tag buchstäblich um „Leben und Tod“.
Auch wenn wir die grossen Krisenherde der Welt kennen, möchte ich doch es auch heute nicht unerwähnt lassen, dass die Ukraine sich jetzt seit über 2 Jahren einem verbrecherischen russischen Angriffskrieg gegenübersteht, seit Monaten sind hunderte von israelischen Geiseln im Gaza Streifen gefangene der Hamas Terroristen. Diese hatten im Oktober des vergangenen Jahres einen barbarischen Anschlag auf den Israel verübt und als Reaktion darauf ist die israelische Armee im Gaza Streifen eingerückt. Leiden muss die Zivilbevölkerung und es ist ja be-sonders perfide dass die Terroristen der Hamas Bewegung ihre eigenen Mit-bürger als zivile Schutzschilde missbrauchen. Fast schon vergessen wird dabei, dass in Syrien auch nach 12 Jahren der Bürgerkrieg immer noch nicht vollständig beendet ist, dass in Afghanistan die Taliban mit aller Brutalität ihre verbre-cherische Ideologie versuchen durchzusetzen und dass es natürlich auch im so-wieso schon krisengeplagten Jemen weiterhin ein Bürgerkrieg in Gange der zwi-schenzeitlich auch seine Auswirkungen auf die Schifffahrt im Roten Meer hat. Nicht zu vergessen ist natürlich dass auch in Afrika zahllose militärische Konflikte geführt werden; wie immer gilt auch hier: Gerade unter der Zivilbevölkerung gibt es unzählige Opfer und großes Leid.
Die vielfältigen, ungelösten Konflikte in der Welt, teilweise geht es in diesen Kon-flikten auch um die Folgen des Klimawandels führt dazu, dass auch in diesem Jahr wieder Millionen von Menschen auf der Flucht sind. Natürlich kommen dann auch viele Flüchtlinge zu uns nach Deutschland; im vergangenen Jahr wurden in Deutschland ca. 350.000 Anträge auf Asyl gestellt. Die Menschen, die nach Deutschland kommen werden dann letztlich auf die einzelnen Kommunen verteilt und auch für uns in Bad Säckingen ist es eine grosse Herausforderung die zu uns kommenden Menschen entsprechend unterzubringen; vor allem sie aber in unserer Gesellschaft zu integrieren.
Dies setzt voraus, dass wir die zu uns kommenden Menschen auch wirklich integrieren wollen; es setzt aber auch voraus, dass diese Menschen sich inte-grieren lassen wollen. Hier haben beide Seiten noch einiges an Arbeit vor sich. Gerade auch heute möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei all denje-nigen ganz herzlich zu bedanken, die sich für die Integration unserer „Neubürger“ eingesetzt haben und sich auch weiterhin einsetzen. Ohne ihr grosses selbstl-oses Engagement würde unsere Gesellschaft, die an der Frage, wie wir mit Flüchtenden umgehen sollen, längst nicht mit einer Stimme spricht, im wahrsten Sinne des Wortes „zerbrechen“. Jeder Ehrenamtliche der sich hier für die Ge-flüchteten einsetzt leistet somit auch einen ganz wichtigen Beitrag für die „innere Einheit“ in unserem Lande.
Ich mache mir, wie auch glücklicherweise ganz viele Mitbürger, hier in der Stadt, aber auch im Land, grosse Sorgen, wie es mit unserer Gesellschaft weitergehen soll, weitergehen wird. Wichtig ist, dass in unserem Land die freie Meinungs-äusserung nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich gewünscht, wenn nicht gar gefordert ist. Eine Demokratie ist nur dann stark und lebendig, wenn sich genug Demokraten einmischen und in die Gesellschaft einbringen. Dies heisst aber auch gleichzeitig, bei aller Unterschiedlichkeit – die ich unbedingt in unserer Stadtgesellschaft möchte – es immer darum ankommt, dass man die Meinung des anderen zum einen respektiert und zum anderen seinem Gegenüber auch entsprechend „wertschätzt“.
Leider gewinnt man immer mehr den Eindruck, dass die Sprache mittlerweile nicht nur in den sozialen Medien immer mehr zu verrohren droht. Eine Entwick-lung die auch ich nur mir Sorge beobachten kann.
Deshalb ist es schön und auch so wichtig, dass sich immer mehr Bürger – auch in unserer Stadt – auf die Strasse begeben und ein Zeugnis dafür abgeben, dass sie sich mit den Werten unsres Staates solidarisch erklären und in unserer Ge-sellschaft, in unserer Stadt, niemand ausgeschlossen werden soll, wegen seiner Herkunft, einer Religion oder auch seiner sexuellen Orientierung. Wir leben in einer bunten, vielfältigen Stadt und ich kann nur sagen, dass das so „gut ist“.
Natürlich haben wir auch in unserer Stadt viele grosse Herausforderungen zu bewältigen und auch wir können nicht alles aus finanziellen, aber auch teilweise aus personellen, Gründen, umsetzen, was wir alle gerne umsetzen würden.
Sicher ist aber eines: Durch eine Spaltung der Gesellschaft werden wir ganz sicher kein einziges dieser Projekte umsetzen und in einer eintönigen, tristen Gesellschaft zu leben, wird sicherlich für niemanden einen Gewinn darstellen. Ja, es gibt viele Gründe um mit unserer Bundes/Landes/Kommunalpolitik – natürlich auch mit mir als Bürgermeister – nicht zufrieden zu sein und unsere Arbeit zu kritisieren; ganz sicher bin ich mir aber, dass die Abschaffung unserer Werte ganz sicher zu einer grossen Verschlechterung unserer eigenen Lebenssituation führen wird.
Ein grosses Anliegen ist es mir deshalb, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger am 09. Juni von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen; hier in der Kom-mune bei den Kommunalwahlen, aber auch für Europa bei den Europawahlen. Das vereinte Europa –auch hier darf man an vielen Dingen Kritik üben; vielfach ist die Kritik auch berechtigt – sollte aber immer als ein Glückfall bezeichnet werden.
Dass wir seit 1945 jetzt in Frieden und Freiheit (zumindest wir hier in Bad Säckingen, in der „alten Bundesrepublik“ ) leben durften hat ganz viel mit „Europa“ zu tun. Es hat damit zu tun, dass aus ehemaligen Kriegsgegner, Freunde wurden die erkannt haben, dass wir die Zukunft unseres Kontinents gemeinsam in die Hand nehmen müssen und dass jedes mehr an staatlicher Miteinander auf diesem Kontinent letztlich für jeden einzelnen von uns von Vorteil ist. Gerade auch wir in der Bundesrepublik profitieren wirtschaftlich ganz erheb-
lich vom europäischen Binnenmarkt. So ehrlich sollte man dann auch sein. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt profitieren wir aber auch in gesellschaftlicher, in kultureller Hinsicht, ganz gewaltig davon, dass wir in einem „grenzenlosen Europa“ leben.
Gerade auch unsere Partnerstädte sind ein starkes Zeichen für ein „starkes Europa“ und ich freue mich auch heute wieder Vertreter aus Glarus-Nord und Purkersdorf unter uns begrüssen zu dürfen. Ich möchte aber bei der Gelegenheit auch noch kurz auf das letztjährige Jubiläumsfest der Städtepartnerschaft eingehen um festzuhalten, dass von diesem Fest doch wieder „Neuer Schwung“ für die Städtepartnerschaft ausging und ich hoffe /wünsche mir sehr, dass dieser „Schwung“ auch in der Breite der Gesellschaft ankommt. Vielleicht können wir das Jahr das Jahr der Olympiade, das Jahr der Europameisterschaft nutzen, dass sich Sportler aus unseren Partnerstädten treffen um gemeinsam einen Wettkampf durchzuführen.
Ich wünsche mir, dass uns das Wahlergebnis in Polen Mut macht und wir die Kräfte in Europa wieder stärken, für die Europa ein positiv besetzter Begriff ist und die auch sehen/erkennen, dass wir in der Weltpolitik nur dann wirklich Gehör finden können, wenn wir in der Welt mit einer Stimme sprechen. Dies hinzube-kommen ist eine Herkules Aufgabe. Ob wir diese aber überhaupt angehen wol-len, darüber entscheiden letztlich wir Bürger in Europa, wenn wir am 09. Juni zur Wahl gehen und welcher Partei wir dann unser Vertrauen aussprechen.
Ich denke was wir heute wieder verstärkt benötigen sind Menschen die für Eu-ropa brennen, die sich auf den Weg machen Europa zu leben und dann auch durch ihr Tun uns dazu bestärken, dass wir weiter klar und mutig uns für ein starkes Europa, für ein einheitliches Europa aussprechen.
Der hl. Fridolin brannte so für seinen Glauben, er war so von der Botschaft von Jesus Christus so begeistert, dass er alles dafür aufgab um das Evangelium zu verkünden. Er hat sich auf den Weg gemacht um Teile von Europa zu missio-nieren und ihnen die frohe Botschaft nahezubringen. Der Hl. Fridolin ist unter anderem auch aus diesem Grund ein Vorbild für uns und ich bin mir ganz sicher, dass er als Stadtheiliger uns auch immer den notwendigen Schutz gewährt und er gerne unsere entsprechenden Gebete erhört.
Wir dürfen – verglichen mit anderen Regionen der Welt – sehr dankbar sein, in was für einer schönen Stadt wir leben dürfen. Diese „Privileg“ stellt aber auch eine Verpflichtung dar alles dafür zu tun, dass wir auch in Zukunft in einer so schönen Stadt leben werden und aber auch dafür zu sorgen, dass wir andere Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, in unsere Stadtgemeinschaft aufnehmen. Genau diese „offene Aufnahme“ von Menschen, egal woher sie kommen, stellt ja eine der Grundbotschaften unseres Glaubens dar. Hierzu passt – wie der berühmte Deckel auf den Topf – dann auch Art. 1 unseres Grundgesetzes, in dem für immer festgehalten wird, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
Ich bin sicher dass wir – um auf das Eingangszitat – zurückzukommen auch in diesem Jahr niemand mit Langweile schockieren werden. In Bad Säckingen ist immer einiges geboten und in unserer Stadt ist immer viel in Bewegung. Dass dem so ist liegt in erster Linie an unseren tollen Bürgern die sich in zahlreichen Vereinen organisieren, aber natürlich nicht nur die im „Verein organisierten“ leisten einen wichtigen Beitrag für das städtische Miteinander, sondern alle die sich um ihre Mitmenschen in welcher Form auch immer kümmern. Ein gemeinsamer Kaffee kann dabei vielleicht schon für den einen/anderen eine ganz große Hilfe sein. Deshalb an dieser Stelle auch mein besonderer Dank an alle die sich in unserer Stadtgesellschaft engagieren. Ich freue mich immer sehr, wenn ich an der einen/anderen Veranstaltung teilhaben kann und bin dann auch immer das eine/andere Mal überrascht wie bunt und vielfältig unsere Stadtgesellschaft ist. Dies soll sie auch bleiben.
Passend hierzu ist ja, dass die Vesperpredigt nachher im Münster unser evangelischer Stadtpfarrer halten wird. Ich denke mehr Zusammenhalt
könnten hier die beiden Konfessionen gar nicht zeigen. An dieser Stelle möchte ich mich deshalb bei den beiden Pfarrern ganz herzlich für das große Zeichen der Ökumene bedanken……Wir brauchen mehr
solche Zeichen, vor allem brauchen wir aber mehr praktische Nächstenliebe und wir sollten nie vergessen, sei es aus religiöser, oder sei es aus staatsbürgerlicher Pflicht unseren Mitmenschen
wertzuschätzen und ihm positiv gegenübertreten.
Die Handlungen des Dritten sollten nicht immer gleich als besonders „verwerflich“ etc. gebrandmarkt merken, sondern wir sollten zunächst jedem der etwas tut dafür auch Danke sagen….
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihr Zuhören und für Ihr Kommen und ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Fridolinssonntag….
Samstag, 9. März 2024
Der Heiligenjass
wie auf Bild der Woche angekündigt...
Neuerdings ist unser Sant Fridli nicht nur Landes-, Kirchen- und Namenspatron, nein, nun ist er gar noch "Schiltä-Puur"! Man kann die etwas abgeänderten Jass-karten bestellen. Siehe Begleittest zum "Schiltä-n-Under"
Fridolin
Unterwegs als Glaubensbote
Ort: Glarus
Attribut: Wanderstab und Bibel
Gedenktag: 6. März
Er kommt wohl im 7. Jahrhundert als Wandermönch aus Irland, gründet Klöster und Kirchen von Gallien bis Alemannien und wird zum Schutz-patron des Kantons Glarus.
Fridolin liebt es, in der Menge zu baden. Der Mönch ist als Priester und Prediger so populär, dass ihn Stolz und Ehrgeiz übermannen. Doch die christliche Demut fordert ihn heraus. So zieht er als Unbekannter in die Ferne weiter. Seine Wanderung führt ihn nach Poitiers im Westen des heutigen Frankreichs. Hier lebte und wirkte einst der grosse Kirchenvater Hilarius. Doch sein Kloster liegt in Trümmern, die Reliquien sind unter der Ruine begraben. Im Traum bittet der Heilige Hilarius den Mönch Fridolin, das Kloster wieder aufzubauen. Der Bischof ist erfreut, denn das Volk verehrt Hilarius. Fridolin wird zum Abt des verfallenen Klosters ernannt, der König unterstützt den Wiederaufbau und das Grab des Heiligen wird geborgen. Da erscheint Hilarius erneut dem jungen Abt: Er solle weiterwandern und die Reliquien nach Alemannien bringen.
Fridolin bricht auf und gründet Kirche um Kirche, bis er in der Stadt Säckingen findet, was er sucht: eine Insel. Doch die Bewohner des Rheinufers benutzen diese als Weideplatz. Als sie den Fremden suchend umhergehen sehen, halten sie ihn für einen Viehdieb und jagen ihn fort. Doch der König schenkt ihm das kleine Eiland. Fridolin bewirtschaftet die Insel, baut eine Hilariuskirche und gründet ein Frauenkloster.
Nach dem Tod des Königs bereiten die Bewohner des linken Rheinufers Fridolin neue Schwierigkeiten. Sie beanspruchen die Insel wieder als ihr Eigentum. Sie bestellen aus ihrer Mitte Schiedsrichter, von denen Fridolin kein günstiges Urteil erhoffen darf. Der Mönch legt seine Sache in Gottes Hand. Schlaflos betet er in der Nacht vor dem Urteilsspruch am Ufer. Da geschieht ein Wunder: Gott lenkt den Lauf des Flusses so, dass die Anwohner die Ansprüche auf die Insel verlieren.
So kann Fridolin weiterwirken. Beeindruckt vermacht der reiche Ursos dem Klo-ster einen Teil seines Landes. Doch nach dem Tod des kinderlosen Landbesitzers verlangt dessen Bruder Landolf den Besitz zurück. Wiederum bleibt Fridolin nur das Gebet. Er kniet auf einen Stein, um Gottes Hilfe zu erflehen. Da wird der Stein zu Wachs, die Abdrücke der Arme und Beine von Fridolin bleiben sichtbar. Und eine Stimme ruft Fridolin zu Ursos Grab. Dort erhebt sich der Tote, obschon der Leichnam bereits am Verwesen ist. Unterwegs zum Gaugericht von Rankweil begegnet der tote Ursos seinem Bruder Landolf auf dem grünen Hügel zu Müsi-nen bei Sulz. Dieser erschrickt und ist derart beschämt, dass er nicht nur die Klage gegen Fridolin zurückzieht, sondern ihm auch noch eigenes Land schenkt. Seither gehört das Glarnerland zum Kloster Säckingen. So ziert Fridolin das Wappen des Kantons Glarus. Oft wird er zusammen mit einem Skelett abgebildet. Zudem gilt er als Schutzpatron vor Erbschleicherei.
IDEE Patrik Böhler
UMSETZUNG Heinz Fässler & Patrik
Böhler
ILLUSTRATION KARTEN Heinz
Fässler
GRAFIK Jens Riedweg
TEXTE Patrik Böhler
REDAKTION Karl Johannes
Rechsteiner
LEKTORAT Rebekka Spinnler
WEBSEITE Jennifer Vordisch
PRODUZIERT VON carta.media
im Dezember 2023
ISBN
978-3-033-10178-4
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Kosten: 19 Franken plus Porto
Freitag, 16. Februar 2024
Trouvaille
Näfels
Heute ist über Email eine interessante Information eingegangen, die sich dem Begriff "Näfels" widmet. Die Homepage ortsnamen.ch bringt sehr viele Zitat-stellen mit dem Dorfnamen Näfels.
Wer liefert diese Infos über Ortsnamenforschung?
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Glarner Namenbuch
Name: Näfels
Mundart:Näfels
Phonetik: ts næfəls, uff næfəls
Gemeinde; Glarus Nord
Kanton: GL
Ort: Näfels
Teilgebiet vom Unterland
Beschreibung
Tagwen-, Orts- und Wahlgemeinde, 450 müM. Wohnbevölkerung Dezember 1980: 3747; Fläche: 3696 ha.
Quellen
· 1240 : Fridericus et Ulricus fratres e Nevels (GLUB 1, Pr.)
· 1260 : quam etiam decimam a Friderico de Nevels qui et sui
predecessores a me et meis progenitoribus in feodum eandem se dicebant habere (UBZH Kat.)
· 1274 : quam quondam Fridericus de Nevers et sui progenitores ibidem
possederant (UBZH Kat.)
· 1283 : die uss Linthal […] lantlüt von Mullis, von Nefels und von Obern
Urnen für gmein lantlüt zu Glarus (RQGL 1, 1, Pr.)
um Um 1300 : Der tagwan der luͥte ze Obern-Nevels hat gegeben
(Habsburger Urbar Pr.)
Um 1300 : der tagwan der luͥte ze Nydern-Nevels (Habsburger Urbar Pr.)
· 1351 : die burg Nävels (GLUB 2, Pr.)
· 1388 : gan Neffels in das land Glarus (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1388 : gan Näffels jnn vnser land (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1388 : die letzi ze Nefels (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1389 : capella in villa Nefeltz Constant. Diocesis (GLUB 3, Kat.)
· 1389 : gan Naeffels zuo gan (GLUB 1, Pr.)
· 1391 : wir […] erbeten den ersamen Ruͦdolf Wanner von Nefels,
gesessen in Glarus, daz er sin insigel (UBASG Kat.)
· 1395 : Heinrich gyren vnd Heinrich Landolt von [nid]re Nefels
(GLUB 3, Kat.)
§4 1413 : vnser Capell zuo Nefels [Kopie] (GLUB 3, Kat.)
· 1413 : kapell ze Näfels […] ze Näfels in der Capell (GLUB 3, Kat.)
· 1414 : zuo dien Galatingen von Näfels […] inrent der letz ze
Näfels (GLUB 1, Pr.)
· 1419 : ze Näuels (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1428 : ze Nefels (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1436 : capellam in Neffeltz [Juni 1436] […] capellam in Näfels [Juni
1437] (GLUB 1, 1, Pr.)
· 1451 : zu Neafels ald ze Glarus (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1471 : bed von Näffels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1471 : bruck zu Näfels […] die von Näffels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1480 : die […] von Näfels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1496 : Nefels (Blumer, W. 1 Abb. 1. Schweizerkarte von Konrad Türst)
· 1500 : zu Näffels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1511 : vor der fart zu Neffels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1513 : nefels (Blumer, W. 1 Abb. 2. Schweizerkarte in
der Ptomeläusausgabe von 1513)
· 1518 : gen näfels durch die wäg un stäg [Kopie] (Kath. Pfarrarchiv
Linthal, Kat.)
· 1530 : dry kilchen innhattend Linttal, Glarus und Näfels [die anderen
warend vorhin all abgstanden] (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1530 : zuo Glarus, Näfels, Netstal und Linttal (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1531 : in den 4 pfaryen Linthall, Schwanden, Glarus, Näfels
(RQGL 1, 1, Pr.)
· 1532 : unser landtlüte zu Näfels […] denen von Näfels […] einer von
Näfels […] einer von Mullis ze Näfels […] die von Näfels
(RQGL 1, 1, Pr.)
· 1533 : bis zur Näfelzer fart (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1547 : Under Näfels […] da empfacht die Lindt […] den ausfluss des
Walhensees ... und wirt hinfür diss wasser Lindmat geheissen,
gantz schiffreych (Zürich)
· 1547 : [Näfelser huben] Nidersee […] Ober See (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1547 : vonn Näfels, zu Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1547 : denen von Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1548 : zuͦ Näffels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1551 : die von Näfels […] denen zu Näfels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1551 : unnden im landt zu Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1553 : die fart gen Nefels begon […] die fart gen Näfels gan
(RQGL 2, 2, Pr.)
· 1553 : zuͦ Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1553 : die von Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1555 : zuͦ Nefels […] die von Nefels […] deren von Nefels
(RQGL 1, 1, Pr.)
· 1555 : Naevels (Geographische Gesellschaft St. Gallen)
· 1555 : denen von Nefels, Mullis und Urnen (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1560 : die pfarr zuͦ Nevels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1560 : Unnd an der Nävellserfhartt gilt der obgemant groß einung im
gantzen lanndt (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1560 : von der Nefelser bruck biß an die Landtstraß (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1564 : diewil man alle jar die Näffeltzer farth begadt (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1565 : Naͤuels (Blumer, W. 1 Abb. 5. Ausschnitt der unollendeten
Schweizerkarte von Ägidius (Gilg) Tschudi)
· 1565 : Näfelser farth (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1566 : bis gen Nefels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1566 : morndes die suppen unnd den immis zu Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1566 : an der Näfelzer farth (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1567 : Die von Bilten, Kirenzen, Urnen und Mullis gen Nefels
(RQGL 2, 2, Pr.)
· 1568 : Näfels hatt LXXXIII gulden (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1571 : in den kilchhörinen Schwannden, Näfels unnd Mullis
(RQGL 2, 2, Pr.)
· 1572 : sollend sy einmal umb das ander für Näfels unnd Mullis ufher gon und alda fragen (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1573 : Glaris […] Glaris der Hauptfleck in dem Land […] Zuom streyt da
sind sy vnuerzagt […] Wie mans zuo Nefels erfaren hatt
(Diverse, Kat.)
· 1575 : an die Nafhelser fart (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1576 : zu Näffels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1584 : zuͦ Näffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1585 : Neuels (Blumer, W. 2 67 Gerhard Mercator)
· 1592 : Nefel (Blumer, W. 2 30 Kosmographie von Sebastian Münster,
posthume Ausgabe von 1592)
· 1603 : Grosse tagwen sind Glarus, Schwanden, Näfels
(RQGL 2, 2, Pr.)
· 1603 : sölle sin […] Näfells ... grosse tagwen (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1612 : zu Näffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1617 : säshafft zu Näffels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1624 : an letstverschiner catholischer landtsgemeindt, so sonntag den 8.
tag liechtmäss dis jetz laudenden 1624 sten jahrs
zue Nefels gehalten (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1624 : zu Näffels […] gahn Näffels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1634 : Näfels (Blumer, W. 1 Abb. 6. Schweizerkarte von Hans Conrad
Gyger)
· 1634 : für Näfels fahren müesse (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1637 : vicary senarotum civium Neflensium catholici cantonis […]
Claronensis (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1638 : Näfels (Blumer, W. 2 103 Johann Janssonius)
· 1645 : aus der kirchhöre Neffells (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1649 : aus der underen kirchhöri ze Neffels kommen (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1651 : zu Neffels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1657 : Nefels (Blumer, W. 1 Abb. 7. Schweizerkarte von Hans Conrad
Gyger)
1661 : die von Näffel […] dero von Neffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1663 : in dem landt und an der nache gelegen als Näfels
(RQGL 2, 2, Pr.)
· 1666 : Erstlichen betreffende die Nefleser farth (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1673 : die lindtbreuch zu Näffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1676 : betreffendt neuw vorhabenden closter bauws uf der burg
zue Näfels (RQGL 1, 1, Pr.)
· <1677 : zuo Neffels […] die gewonthe Nefelser fardt […] gen Nefels […]
die Näffleser brug […] zuo Näfels […] zuo Nefels […] zue Näffels
[…] zu Näfels (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1678 : zue Näffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1680 : Nefels (Blumer, W. 2 124 Justus Danckerts. Um 1680. 1:1.)
· 1681 : die herren von Neffels undt Oberurnen (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1681 : Näfelser farth […] nacher Näffels […] zuo Näffels […] Mullis und
Näffells (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1681 : die unserige zue Neffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1682 : 3. Kirehöry Neffels (Staatsarchiv Luzern)
· 1683 : gegen Näfels zue […] Auf welches Näfels ... achtung geben
sollendt (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1687 : die lobl. fahrth gen Näffels […] gen Näffels in das dorff
(RQGL 3, 3, Pr.)
· 1687 : die Näffelser farth betreffend (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1687 : Es ist erkennt, dass in den 3 tagwen Mullis, Näfels und
Oberurnen zwischen den beiden kirchhören Mullis und
Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1690 : von Nefels […] in Nefels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1692 : 12 Allen kirchen des landts aussert Glaruss undt Nääfels […]
züo Näffels […] An der Näffelser fahrt […] als Glarus, Näfels […]
Die Näfellser Lindtbruckh […] zue Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1692 : an der Näffelser fahrt (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1693 : Näffelser fahrt (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1698 : der einte in dem oberen theil zue Glarus und der andere in dem
underen theil zue Näffels sitzen (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1698 : Nefels (Blumer, W. 2 143 Heinrich Ludwig Muoss) 1. Hlfte. 17.
Jh. :der tagwen zu Näfels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1703 : Nefel (Blumer, W. 1 Abb. 9. Schweizerkarte von H. A. Jaillot)
· 1703 : Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1708 : Näfls (Blumer, W. 1 Abb. 10. Erste gedruckte Karte des
Glarnerlandes von J. Heinrich Tschudi und J. J. Scheuchzer)
· 1711 : An der Näffelser fahrth (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1712 : Mitlödi (Blumer, W. 1 Abb. 11. Schweizerkarte von J. J.
Scheuchzer)
· 1713 : Naefels (Blumer, W. 1 Abb. 12. Karte des Glarnerlandes von
Joh. Heinr. Tschudi)
· 1714 : Näfels (Karte von 1714)
· 1716 : Joh. Georg Müller von Näfels (RQGL 1, 1, Pr.)
· 1716 : zu Glarus und Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1721 : Näffels von Mullis getheilet […] Glarus, Mullis, Näfels und
Schwanden (RQGL 2, 2, Pr.)
· 1722 : zu Näffels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1723 : Näfels (Blumer, W. 1 Abb. 13. Karte des Glarnerlandes von J. J.
Scheuchzer)
· 1732 : für unsere pfarrkirche Näffels […] von Neffels […] zu
Nefels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1737 : gen Näfels […] von Näfels […] zu Näfels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1743 : auf Näfels getragen (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1743 : auff den Sendlen und im Nefleser tschachen (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1747 : in dem fleckhen Nefels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1754 : anstat des Nefleser ist […] gesezet (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1755 : nach der Nefleser kirchweihung des 1755 ten jahrs
(RQGL 3, 3, Pr.)
· 1758 : der Nefelser, harschier […] von Nefels […] der Nefleser
harschier bey der Nefleser brug […] der Nefleser
(RQGL 3, 3, Pr.)
· 1762 : zu […] Näfels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1762 : zu Neffels […] im fleckhen Neffels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1765 : die landstränke oberhalb Nefels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1767 : zu Neffels […] in Neffels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1767 : über Neffls gehen […] zu Neffels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1768 : Naefels (Blumer, W. 2 255 Homanns Erben. Atlas Reipublicae
Helvetiae, Blatt Kanton Glarus, 1768, von Gabriel Walser. 1:1.)
· 1770 : wan der Nefleser komt […] dem Nefelser zubeobachten […] auf Nefels […] zu Nefels […] von Nefels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1770 : Der große brunne zu Näffels zwüschent beyden mühlinen wie
auch der Brändbach bleibt in bahn […] an der Nefelser fahrt […]
die so an der Schwander, Nefelser oder sonsten particular […]
landtsgemeinden und kilbenen gehalten werden (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1780 : zu ... Nefels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1788 : an der Nefelser fahrt (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1789 : nach der […] Nefelser kirchweihung […] zu Nefels […] in
Nefels (RQGL 4, 4, Pr.)
· 1795 : zu Nefels (RQGL 3, 3, Pr.)
· 1796 : Neffels (Atlas de la Suisse, 1796.)
· 1798 : zu Schwanden, Mitlödi, Netstal und Nefels (RQGL 1, 1, Pr.)
Wer weiss, ob ein Kantischüler oder eine Kantischülerin oder ein Berufsmatura-schüler oder eine Berufsmaturaschülerin oder einfach ein interessierter Berufs-schüler oder eine Berufsschülerin für die Matura, Berufsmatura oder für die selbstständige Vertiefungsarbeit ein "Näfelser" Thema wählt und auf die obigen Zitate zurückgreifen mag... Die obige Info zeigt wie minutiös Namensforscher in Archiven nach Zitaten suchen.
Montag, 12. Februar 2024 (Fasnachtsmontag)
Trouvaille
Sitten von damals
Pfarrer Holdeners Brief
wegen Vaterschaft
des Wittwer Kaspar Fridolin Hauser
Folgender Brief kann käuflich erworben werden bei ricardo.
Briefanschrift
Amtlich Titl. Pfarramt Betschwanden
Absender: Pfarramt Näfels
Stempel "Sargans-Zürich
Z 88
12 XI
68
Näfels, d. 12. Novbr. 1868
An das Titl. Pfarramt Betschwanden.
Titl.!
Ersuche Sie anmit, gefälligst dafür sorgen zu wollen,
dass Barbara Schuler, Heinrichs, von Rüti künftigen
Montag den 16. Novbr. Nachmittags 1 Uhr auf hiesigem
Gemeindehause puncto Aufnahme der Paternitäts-
Verhörs unfehlbar erscheint. Melde Ihnen vorläufig,
dass Wittwer Kaspar Fridolin Hauser Umgang &
Vaterschaft geleugnet.
Namens des Stillstandes zeichnet
Hochachtungsvollst:
J. Holdener, Pfarrer
Prägestempel und Poststempel auf der Rückseite des Briefes
11. Feb. 2024, 16:04 Uhr
Startgebot
65.-
ricardo
Samstag, 10. Februar 2024
Petersdom in der Glarner Kantonalbank
Künstlerische Kopie von Angelo Viola
Im Rahmen der temporären Kunstausstellungen gewährt die Glarner Kantonal-bank ihre Räume im ersten Geschoss Künstlern. U.a. darf Angelo Viola sein Prachtsstück einer in ungezählten Stunden geschaffenes Kunsthandwerk, eine Kopie des Petersdoms in Rom ausstellen.
Von Angelo Viola geschriebenes und aufgelegtes Manuskript
Historische Beilage
Michelangelos Planung
Der ehrwürdige Erbauer der Peterskuppel in Rom, Michelangelo(1) plante und be-stimmte, dass die Pilasterdoppelsäulen am Kuppeltambor auf desseen Abde-ckungssimse, Apostel als Statuen abzustellen. Nach dem Tod Michelangelos wurde dies nie ausgeführt. Auf dem vorliegenden Modell im Massstab 1:200 ist diese Idee Michelangelos mit zwei Apostelfiguren gezeigt. Diese Kleinskulpuren, Petrus und Paulus, sind aus Buchsbaumholz unter der Lupe handwerklich ge-schnitzt.
Modell der Kuppel der Peterskirche in Rom. Massstab 1:200. Für die Herstellung wurde über ein Jahr mit technischen und handwerklichen Aufwendungen gear-beitet. Planskizzen aus der Biographie des ehrwürdigen Erbauers, Michelangelo
Buonarroti, dienten auch als Vorlagen. Auch Rombesuche waren erforderlich, um auf dem Dach der Peterskirche vor der prächtig hochstrebenden Kuppel Aus- sichtsstudien zu machen und im Innern des riesigen Kuppelgewölbes die herr-lichen Mosaiken zu skizzieren. Die Ausführung der damaligen Kuppelmosaiken übergab der damalige Papst Klemens VIII. 1593 dem hervorragenden Künstler
Cavaliere d' Arpino (2). Diese Mosaiken sind zwischen den Segmentrippen einge-gliedert auch beim Modell in der gleichen Aufteilung aufgezeichnet und mit Farbstiften auskoloriert.
Erbauer des Peterskuppel-Modells
Angelo Viola, Kublihoschet 44, 8754 Netstal, Tel. 055-644 13 54
(1)Michelangelo Buonarroti (vollständiger Name Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni; * 6. März 1475 in Caprese, Toskana; † 18. Februar 1564 in Rom), oft nur Michelangelo ge-nannt, war ein italienischer Maler, Bildhauer, Baumeister (Architekt) und Dichter. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance und weit darüber hinaus.
(2)Giuseppe Cesari (*fbruar 1569 zu Arpino, + 3. Juli 1640 in Rom), auhc bekannt als Cava-liere ' Arpino (d.h. Ritter von Arpino) war italienischer Maler.
Freitag, 9. Februar 2024
Chorherr Jakob Bernet verstorben
9. April 1939 bis 3. Februar 2024
Nachruf
von
Stiftspropst Harald Eichhorn
Chorherr Jakob Bernet: «Das Beste war, dass ich nach Beromünster kam»
Den Satz sagte Jakob Bernet vor einiger Zeit mit allem Nachdruck und voller Freude. Seit 2001 hatte er seinen Platz in der Stiftskirche St. Michael und Sitz und Stimme im Kapitel des Chorherrenstifts St. Michael Beromünster.
Geboren wurde er am 9. April 1935 in Sursee, an der Mittelschule in Sursee und im Benediktinerkollegium Sarnen absolvierte er das Gym-nasium. Theologie studierte er in Luzern, Paris und Solothurn. Beson-ders seine Zeit am Séminaire St. Sulpice in Paris prägte ihn.
Otto Wüst war sein geistlicher Vater
Am 29. Juni 1960 weihte ihn Bischof Franz von Streng in der St. Ursenkathedrale von Solothurn zum Priester. Zum Primizaltar führte ihn als geistlicher Vater Otto Wüst, der spätere Bischof von Ba-sel. Bischof Otto Wüst lebte von 1926 bis 2002.
Er wirkte je fünf Jahre als Vikar in Interlaken BE und an der Marien-kirche in Bern. Von dieser Zeit schreibt er: «Meine beiden Vorge-setzten – Pfarrer Franz Strütt und Pfarrer Walter Stähelin – bereiteten mich gut vor auf die eigenverantwortliche Tätigkeit als Pfarrer.»
Er war von 1970 bis 1988 Pfarrer von Derendingen SO, von 1988 bis 1990 von Meggen LU und von 1991 bis 2001 von Lunkhofen AG. Zudem leitete er von 1999 bis 2001 die Verhandlungen der Synode der römisch-katholischen Landeskirche Aargau als Präsident.
Zum Domherrn ernannt
Auf den 31. Juli 2001 wurde Pfarrer Jakob Bernet vom Regierungsrat des Kantons Luzern als Chorherr an unseres Stifts St. Michael Beromünster gewählt. Bis zu seiner Ernennung zum Leutpriester (Pfarrer) der Stiftspfarrei St. Michael übernahm er priesterliche Dienste in verschiedenen Pfarreien und Klöstern der Umgebung.
Unter anderem war er zwei Jahre lang Pfarradministrator von St. Stephan in Beromünster. Von 2012 bis 2022 versah er dann das Amt des Leutpriesters.
Domherr ab 2001
Der Stiftsbibliothekar
Als Stiftbibliothekar erwarb er sich grosse Verdienste um den Erhalt des historischen und die Registrierung des modernen Bestandes. Be-deutend war die von ihm angeregte und geförderte Herausgabe des «Katalogs der mittelalterlichen Handschriften des Stifts Beromünster». Bibliothekar war er im Leib und Seele.
Als er nach Beromünster kam, hatte er keinerlei EDV-Kenntnisse. Die-se hat er sich erst hier angeeignet, um seine Aufgabe richtig ausüben zu können. Täglich war er in der Bibliothek zu finden. Wichtig war ihm auch die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Stiftsbibliothekare, deren Jahrestagungen er immer besucht hat.
Jeden Montag am Gärtnern
Wichtig war ihm auch die Arbeit in seinem Garten, wohl als Ausgleich, aber auch im Sinne der Selbstversorgung. Jedenfalls am Montag war er im Garten zu finden.
Er war ein bescheidener, zurückhaltender, aber gut organisierter und genauer Mitbruder. Seine Pflichten als Chorherr erfüllte er vorbildlich. Das Chorgebet war ihm wirkliches Anliegen und die Präsenz im Chorgestühl war ihm wichtig.
"Das Beste, was mir passiert ist, war dass ich nach Beromünter kam", sagte er mir einmal. Auch für unser Stift war es ein Glücksfall, dass er nach Beromünster gekommen war.
Wechsel ins Pflegewohnheim
Einen grossen Einschnitt ins Leben von ihm und uns Chorherren be-deutete sein krankheitsbedingter Eintritt am 23. Mai 2023 in Pflege-wohnheim Bärgmättli Beromünster, wo er die Zeit bis zu seinem Tod gut betreut und zufrieden verbrachte.
Am Abend des 3. Februar hat Gott ihn zu sich heimgeholt.
Am Mittwoch, 7. Februar, feierten wir für ihn die Eucharistie und be-statteten ihn in der Vorhalle unserer Stiftkirche. Bald wird auch sein Wappen die berühmte Wappenwand zieren.
Kirchenlied als Glaubenszeugnis
Im Trauergottesdienst wies ich daraufhin, dass der Gedanke an die Vatergüte Gottes zur Frömmigkeit unseres Verstorbenen gehörte. Die dritte Strophe des Kirchenliedes KG 381 fand ich bei seinen Auf-zeichnungen, sozusagen als Zusammenfassung seines Glaubens und seiner Frömmigkeit
Kirchengesangbücher
«O Gott, du meine Zuversicht, auf dich will ich Vertrauen, vom Morgen bis die Nacht anbricht, auf deine Güte bauen. Denn du bist stets zur Gnad bereit, am Ende voll Barmherzigkeit lässt du dein Heil mich schauen.» Die Trauergemeinde sang die Verse voller Inbrunst.
Wir empfehlen den lieben Verstorbenen Ihrem Gebet und danken ihm für alles, was er in seinem langen Leben für uns getan hat. R.I.P.
Auf der Webseite ist die Todesanzeige aufgeschaltet – mit Gedenkzeiten.
Stiftspropst und Domherr Harald Eichhorn, Verfasser des Nekrologs, begleitet von zwei Schweizer Gardisten.
Bilder und Todesanzeige: Chorherrenstift St. Michael, Beromünster.
Domherr Jakob Bernet, war auch kurzfristig als Priester im Kanton Glarus tätig. Er war Mitglied des VNG (Vereins der am Neunten April Geborenen)
Der Nachruf ist auch erschienen unter www.kath.ch
Mittwoch, 23. Januar 2024
Trouvaille
750 Jahre Kirche Matt
Dieser Tage erhielt ich von Hansjörg Marti, Matt, sein Manuskript zum Kirchen-jubiläum Matt, das er für die "Matter Poscht" verfasst hat und mir die Erlaubnis erteilte, es auf dieser Homepage einzurücken. Der Aufsatz ist so informativ und mit historischen Bezügen umgeben, dass er lesenwert ist.
Kirche von Matt (Foto: glarus24.ch)
Montag, 22. Januar 2024
Der Architekt des Rathauses in Glarus, ein Niederurner
Bernhard Simon
1816-1900
Bernhard Simon (Architekt)
Bernhard Simon (* 29. Februar 1816 in Niederurnen; † 28. Juli 1900 in Bad Ragaz) ein Schweizer Architekt und Ingenieur. Nachdem er in St. Petersburg zu Reichtum gekommen war, wurde er, zurück in der Schweiz, Eisenbahnbetriebsdirektor, Politiker, Bauunternehmer und schliesslich als (Wieder-)Begründer der Heilbadtradition in Bad Ragaz einer der Protagonisten des Bädertourismus der Schweiz im 19. Jahrhundert.
Leben
Bernhard Simon war der Sohn eines Glarner Kleinbauern und Schusters. Zu einer Zeit, als es noch keine akademisch geregelte Architektenausbildung in der Schweiz gab, erwarb er sich seine Kenntnisse in Lausanne, wo sein Onkel Fridolin Simon Bauinspektor war. 1835 begann er dort zunächst eine Gipser- und Maurerlehre, im darauffolgenden Jahr übernahm er die Stellvertretung seines Onkels. Ausserdem konnte er die Bauleitung von Gebäuden des erkrankten Kollegen Henri Fraisse übernehmen, nämlich des Hotels «Gibbon» und des «Kornhauses».
1839 zog er, nach einem kurzen Studienaufenthalt in Paris, nach St. Petersburg, wo er zunächst Anstellung bei dem aus St. Gallen stammenden Georg Ruprecht Zollikofer (1802–1874) fand. Wenige Monate später machte er sich selbständig. Das bald erfolgreiche Büro – Bernhard Simon holte später seine Brüder Balthasar und Sebastian nach Russland – wurde zu einem der meistbeschäftigten Büros St. Petersburgs der Epoche, das vor allem Wohnbauten für adlige Auftraggeber projektierte. Die bedeutendsten Werke des Architekten in dieser Zeit waren die Innenräume der Paläste Jussupow und Shuvalow (1844–1846) sowie ein neuer Palast und die Rekonstruktion der Landvilla des Grafen Woronzow-Dashkow in Bykowo bei Moskau (1847–1856). 1853 wurde Simon Mitglied der kaiserlichen Akademie. Sein Werk aus dieser Zeit harrt noch der wissenschaftlichen Aufarbeitung.
1854 kehrte Simon aus gesundheitlichen Gründen in die Schweiz zurück. Auf Vermittlung seines Freundes, des Reiseschriftstellers Iwan von Tschudi zog er nach St. Gallen und erhielt dort 1855 das Bürgerrecht. Als bauverantwortlicher Verwaltungsrat war er für die Bauarbeiten der Bahnlinie Rorschach–St. Gallen–Winterthur verantwortlich und nach deren Eröffnung Betriebsdirektor. Er war wohl ein rastloser und akribischer Anpacker. Jedenfalls schrieb der Landbote 1859 über ihn, «kein Weichenwärter war sicher bei Tag oder Nacht, von seinem Besuche oder seiner Inspektion überrascht zu werden».[1] Jedoch verfehlte er nach der Fusion zu den Vereinigten Schweizerbahnen die Stellung als Generaldirektor, weshalb er in seinen Beruf als Architekt zurückkehrte und sich zugleich als Unternehmer betätigte.
In der Nähe des St.-Galler Bahnhofs realisierte er auf eigene Rechnung 1859 bis 1862 das später nach ihm benannte «Simon-Quartier» mit Geschäfts- und Wohnhäusern sowie dem Postgebäude der Stadt. 1861 war er ausserdem neben dem Zürcher Staatsbauinspektor Johann Caspar Wolff einer der beiden Architekten, die den Wiederaufbau von Glarus nach dem verheerenden Dorfbrand planten. Neben den Generalplänen und dem Baureglement plante er dort das Rathaus und errichtete als Generalbauunternehmer die reformierte Stadtkirche nach Plänen von Ferdinand Stadler. In den 1860er-Jahren plante er zudem das Postgebäude von Lausanne (1864) und das Kantonsspital von St. Gallen (1867).
1868 zog er sich aus der St. Galler Geschäftswelt zurück, er legte in diesem Jahr auch sein Gemeinderatsmandat nieder. Grund dafür war die Übernahme der Domäne Hof Ragaz und der Konzession für das Bad Pfäfers, die nach der Säkularisation an den Kanton St. Gallen gefallen waren. Als Heilbadunternehmer errichtete er 1869 dort das Luxushotel «Quellenhof», daraufhin Kursaal, Thermalschwimmbad und Parkanlagen. Ab diesem Zeitpunkt war er, neben der Sorge um das Heilbad, nur noch einmal als Architekt tätig, und zwar für das Kurhaus und die Trinkhalle, die «Büvetta», in Tarasp Mitte der 1870er Jahre.
Bauten
· 1850-1854 Villa Charlottenfels, Neuhausen
· 1859–1860: Wohn- und Geschäftshäuser, St. Gallen
· 1860–1861: Hotel Walhalla und altes Postgebäude, St. Gallen (1955 durch Brand zerstört)
· 1861–1863: Wiederaufbauplanung von Glarus
· 1862–1864: Rathaus Glarus
· 1868–1869: Hotel Quellenhof, Bad Ragaz (1995 abge-
brochen)
· 1874–1877: Büvetta – Trinkhalle und Kurhaus, Tarasp
Literatur
Benno Schubiger: Simon, Bernhard. In: Isabelle Rucki und Dorothee Huber (Hrsg.): Architektenlexikon der Schweiz – 19./20. Jahrhundert. Birkhäuser, Basel 1998. ISBN 3-7643-5261-2. S. 498 f.
Weblinks[
Benno Schubiger: Bernhard Simon. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Porträt des Unternehmers auf www.badragaz.ch, abgerufen am 6. März 2016
Bernhard Simon
Quelle: https://portraitarchiv.ch/portrait/show/366984
Bernhard Simon
*29. Februar 1816
+28. Juli 1900
Wohnort Bad Ragaz SG
Bürgerort Niederurnen
Architekt
Büste Bernhard Simon
Bernhard Simon, in der Pose wie Napoleon
Bernhard Simon Medaille
Bernhard Simon Medaille
Die Medaille wird alle vier Jahre an Persönlichkeiten verliehen, welche sich für das Gemeinwohl oder durch besondere Leistungen verdient gemacht haben.
Der gebürtiger Glarner Bernhard Simon, Bürger der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, und Ehrenbürger von Bad Ragaz, wirkte als Architekt in St. Petersburg, St.Gallen und vor allem in Bad Ragaz.
1867 wurde er Neugründer der «Bad- und Kuranstalten Ragaz-Pfäfers». Er erweiterte den Hof Ragaz durch den neuen Quellenhof samt Kursaal und Anlagen und betrieb diese selbst, bis er sie 1892 seinen drei Söhnen übergab. Bernhard Simon legte also den Grundstein für die Entwicklung des damaligen Ragaz zu einem weltbekannten Kurort, der bis vor dem Ersten Weltkrieg eine erste Blütezeit erlebte und dessen Erfolg sich bis heute fortsetzt.
Bernhard Simon war stark mit unserer Ortsgemeinde verbunden, am 29. Februar 1880 wurde ihm und seiner Familie das Ehrenbürgerecht von Bad Ragaz zugesprochen In Würdigung der grossen Verdienste von Bernhard Simon für die Entwicklung von Bad Ragaz, hat die Ortsgemeinde Bad Ragaz im Jahr 2000 diesen Anerkennungspreis ins Leben gerufen.
Architekt und Eisenbahndirektor Bernhard Simon bei der Inspektion St. Gallischer Un-regelmässigkeiten. Karikatur 1962
Einmaliges Dokument und schöner Erinnerung an Josef Schwitter, der jahrzehntelang im Rathaus tätig war und vor-zügliche Führungen durch das Rathaus machte und aus-serdem als Kopf und Stimme als Fahrtsbrieflektor in die Geschich-te eingegangen ist.
Rathaus 2011
zusammengestellt
von
Josef Schwitter-Hauser, Glarus
Dem grossen Brand von Glarus (in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1861), der den ganzen Kern des Fleckens, insgesamt 593 Gebäude zerstörte, fiel auch das Rathaus dem Feuer zum Opfer. Die bekannten Architekten Simon und Wolff entwarfen den meisterhaften, grosszügig gestalteten Plan des neuen Glarus. Jeder von ihnen baute zudem eines der staatlichen Häuser; Wolff das Gerichtshaus, Bernhard Simon (späterer Gründer der Kuranstalt Bad Ragaz-Pfäfers) das Rathaus, das unter seiner Leitung – er wirkte als Generalunternehmer – in den Jahren 1862/64 entstand und ihm eine Verlust von 15'000 Franken einbrachte (bei Kosten von 273'000 Fr. rund 5,5%).
Simon und der bekannte Gottfried Semper hatten aufwändigere Projekte ein-gereicht, die insbesondere aus Kostengründen, das Rathaus durfte nur 300'000 Franken kosten, abgelehnt wurden. Das Äussere durfte nicht zu prächtig werden, so fiel auch die gärtnerische Gestaltung der Terrasse und ein zentraler Spring-brunnen dem Sparen zum Opfer – die glarnerische Nüchternheit! – Ebenfalls hatten einheimische Baufachleute unaufgefordert Entwürfe vorgelegt. Es wurde 1910/17, 1950 und 1981/83 renoviert, in den Jahren vor und nach 2000 die Infrastrukturen erneuert und im südlichen Halbkellergeschoss ein grosses Sitzungszimmer an Stelle der ehemaligen Weibelwohnung eingebaut.
Äusseres
Seine Lösung zeigt den Stil des späten Klassizismus und der Neurenaissance. Simon stellte das Gebäude nicht monumental mitten auf den Platz, sondern es bildet mit seiner elf Achsen langen Hauptfassade nur die rückseitige Platzwand.
Die Architektur spiegelt die Tätigkeit im Innern wieder. Das obere Geschoss, in dessen Sälen Regierungsrat und Landrat tagen, ist als Hauptgeschoss reprä-sentativ ausgestaltet; die rechteckigen Fenster sind höher, von korinthischen Pilastern sowie Verdachungen begleitet. Das Würdezeichen der Säulenloggia – deren Fenster sind mit Löwenköpfen geschmückt – mit Dreieckgiebel, in dem das Landeswappen gezeigt wird, verbindet die beiden Seitenflügel: hier wird ent-schieden und regiert. – Die beiden unteren Geschosse sind demgegenüber mit ihren Putzfugen weit einfacher gehalten: hier wird lediglich verwaltet und ausgeführt, resp. gehorcht (dafür aber gearbeitet). – Die Aussage stimmt immer noch, was eher selten ist; beim Gemeindehaus stimmt sie nicht mehr, dort fan-den im ebenfalls oberen Repräsentationsgeschoss die Gemeindeversammlun-gen statt. – Zitat aus Adolf Reinle, Zeichensprache der Architektur, 1976 (S. 312), im Zusammen hang mit der Loggia, das einst (15./16. Jh.) als „architektonische Standssymbolik“ ein Zeichen der Auszeichnung war, und „eine funktionell-sym-bolische Wiederbelebung möglich“ ist, „ohne dass diese bewusst geschehen musst.
Ein Beispiel: Der Kantonshauptort Glarus, 1861 in einer Föhnnacht abgebrannt, nach einheitlichem Plan … wieder aufgebaut, erhielt auf den beiden bürgerlichen Plätzen ein Regierungsgebäude (RH, GH). Das ranghöhere Regierungsgebäude wurde mit den Motiven von hochgelegener Säulenloggia und Giebelrisalit herausgehoben und vom Gerichtsgebäude abgesetzt. Mehr noch: die Loggia, keineswegs dafür gebaut, wurde 1914 und 1939 von der Regierung dazu benutzt, von hier aus die Vereidigung der Truppen entgegenzunehmen. In einem Kanton, der noch eine Landsgemeinde besetzt und ein Symbol wie das Landesschwert hat, ist der Sinn für die Wahl eines solchen Ortes, seine Würde und Aussagekraft instinktiv.“ Und zu den mit den Loggias verwandten und älter als diese: den (Rechts-)Bühnen (S. 314): „In ihrer vollen rechtlichen Funktion erscheint die behördliche Tribüne alljährlich bei den LG der Kantone AI, AR, GL, OW und NW; am eindrücklichsten in Trogen und Glarus, die für diese Versammlung der Bürgerschaft eines ganzen Landes auch die schönsten Plätze angelegt haben.“
Das Gebäude nimmt die Architektursprache seines Vorgängerbaus, vor allem bezüglich der Anlehnung an antike Vorbilder, auf. Dieser stand etwa an der gleichen Stelle (um weniges östlicher).
Der Brunnen des östlichen Platzes (leider wirkt er durch die Strasse zweigeteilt) nimmt die Achse des Rathauses auf (spiegelbildlich zu den anderen beiden Hauptplätzen).
Nach dem Bau enthielt es fast die ganze Verwaltung (ausser Gericht, Polizei, Archiv) sowie das Post- und Telegraphenamt (Post erst 1896 in den Neubau an der Bahnhofstrasse umgezogen; inzwischen [1985] auch schon wieder zur alten Post geworden) und die Weibelwohnung (1999 aufgehoben)! Ab 1990er Jahre saniert und erneuert (Infrastrukturen [Verkabelungen für Informatik, Brandmelde-anlage, Sicherheit], Lifteinbau, Heizung, Sitzungszimmer, Archivräume, Ausbau Dachgeschoss in Büroräume); 2008 Gangbereich aufgrund Farbuntersuchungen farblich in Urzustand zurück versetzt. – Heute ist es noch Sitz von Staatskanzlei, Rechtsdienst, Finanzkontrolle, Telefon- und Materialzentrale, Finanzdirektion, Personal- und Informatik-Dienst.
Auf der rückseitigen Fassade über dem Landratssaal blinde Fenster, weil er höher ist als der südliche Hausteil, der noch Archivräumen Platz bietet.
Gangbereich
Im Entrée des Hochparterre Relief des Kanton. Teil des Reliefprojekts Schweiz: neue Präsentationsform der räumlichen Darstellung eines Geländes mit Interak-tion durch die Benutzer. Erstellt im Zusammenhang der Jubiläumsausstellung „200 Jahre Linthwerk“ 2007. Transparentes Relief aus Methacryl (Plexiglas); mit Roboter mit höchster Präzision gefräst. Grundlage ist das digitale Höhenmodell von MAPPULS mit einer Geländeauflösung von 10 Metern. 120 x 90 cm, etwa 160 kg, Oberfläche sandgestrahlt, für Messen, Schulen, Anlässe verschiebbar. Durch Rückprojektion verschiedenste Darstellungen, die auf dem Relief das "wo und wie" einer Information zeigen und auf dem Bildschirm das "Was" durch Bil-der, Panoramen und Video dokumentieren.
Im Gang zeigt das neugotische Glasfenster (von Georg Röttlinger, Zürich, 1912 datiert) das Kantonswappen. Es stellt den heiligen Fridolin dar. Ein irischer Glaubensbote, von dem die Sage berichtet, er habe das Glarnerland christia-nisiert. Es zeigt ihn mit Wanderstab und Bibel. Gekrönt wird das Wappen vom doppelköpfigen Reichsadler, der daran erinnert, dass das Land Glarus Teil des römischen Reiches deutscher Nation war (als das Original entstand; es handelt sich hier um eine vergrösserte Kopie einer viel kleineren von Lukas Zeiner um 1500 geschaffenen Wappenscheibe, die im Tagsatzungssaal hing und heute in Genf gehütet wird). Den Schild halten "Gryffen", die lediglich als Schildhalter auftreten und sonst keine Bedeutung haben. – In kirchlichen Darstellungen Fri-dolin meist von einem Totenmann begleitet, von Urso, den er als Zeugen aus dem Grab rief.
Der Deckenstuck jeweils wohl von Georg Hörbst, Zürich, der auch im Gerichts- und im Mercierhaus tätig war.
Pilastergegliedertes Vestibül mit Wandnischen, umlaufender Galerie und Oberlichtkuppel, welche das Licht durch den Gangbereich fluten lässt.
Geschaffen von Ingenieur Fridolin Becker (1854–1922, Sohn des bekannten Pfarrers und Sozialreformers Bernhard Becker, Linthal, Dr. h.c., Professor für Topographie und Kartographie an der ETH Zürich, Begründer der schweiz. Re-liefkarthographie; er vervollkommnet die farbliche Gestaltung der Karten) im Massstab 1:25'000; 1883 hier aufgestellt, nach dem es an der Schweizerischen Landesausstellung 1883 in Zürich viel bewundert worden war. – Glarus Süd mit über 430 km2 grösste Gemeinde der CH (2011 auf 13 Gden, einst 17; Mitte 4; Nord 8).
Selten stimmen die geografischen (etwa Einzugsgebiet der Linth), kulturhi-storischen und politischen Grenzen eines Kantons dermassen überein, wie beim Kanton Glarus. Er zerfällt nicht in viele Geländekammern, sondern besteht seit jeher aus nur einem Haupttal und einem einzigen dichter besiedelten Nebental, dem Klein- oder Sernftal. Er ist denn auch nicht in Bezirke unterteilt, lässt sich aber dennoch gliedern: Unterland und Kerenzerberg, Mittelland, Hinterland mit -und Kleintal. – einst 29 Gemeinden; v.a. die des Grosstales reihen sich wie Per-len an einer Schnur – der Linth – auf, obschon sie meist Schuttkegelsiedlungen waren. – Trotz dieser Einheit darf das Glarnerland aber als Schweiz im kleinen bezeichnet werden: Alpkanton ( sommers weiden gegen 14'000 Tiere in 125 Sennten auf den 96 Alpen; Käse und 450 t Ziger) und doch sehr früh und hoch industrialisiert, reformierte und katholische und gemischtkonfessionelle Dörfer, hörbar verschiedene Mundarten, südliches Klima am Walensee, vergletscherte Bergriesen...
Der Kanton ist 685 km2 gross und damit einer der kleinsten der Schweiz. Zwei Drittel dieser Fläche sind nutzbar, wovon aber ein Grossteil nur alpwirt-schaftlich. Es ist von den bedeutenden Alpentälern das steilste, auf 3 Seiten ab-geschlossen (3614 m ü.M. Tödi, 414 Bilten; Höhenunterschied Linthal–Tödi grösser als Matterhorn–Zermatt; sehr tief liegende Talsohle). – Föhntal > Glarus Rekord der Windstärke in den Niederurnen: 190 km/h. – Am Eingang ins Sernftal eine der berühmtesten geologischen Stellen der Alpen. In der unter Schutz ste-henden Lochsite (naturgetreue Kopie im American Museum of Natural Historiy, N.Y.) stellt der Geologe Arnold Escher von der Linth 1834 die Überlagerung jüngerer Gesteinsschichten durch ältere fest und entwickelt danach die Theorie der Überschiebung der Gesteinsdecken. Er fand damit den Schlüssel zur Alpen-geologie. Die Klarheit der offenliegenden Überschiebungsphänomene der Ge-steinsschichten machen das Glarnerland zu einem klassischen Forschungs-gebiet der Gebirgsgeologie. 40 x 25 km. – Knapp 40'000 Einwohner (VZ 2000: 38'183); rund 20% Ausländer (höchster Anteil der Binnenkantone; 7. Stelle insgesamt); bei Berücksichtigung des für dauerhafte Besiedlung geeigneten Bodens (14%), eine Bevölkerungsdichte von etwas über 400 Ew/km2. 2,3% Siedlungsgebiet; 26% Weideland (Sennhütten bis 2000 m ü.M.), 71% über 1200 m ü.M. Baumgrenze 1800 m ü.M., hoher Laubholzanteil (etwa 2,2mal grösser als Durchschnitt übrige Gebirgskantone).
Bauten: römische (Römerturm, Betlis, Hüttenböschen), Letzi; Linthkorrektion (ab 1807 bis 1828; Wasserstandssäulen Weesen und Walenstadt). – Schiefer-gewinnung. – Industrieweg. – Freiberg.
Energiebedarf ablesbar: Klöntalersee noch nicht höher gestaut (1908); eben-falls fehlen die Stauseen auf dem Limmernboden (1957–1968 Bau der Kraft-werksanlagen; nun Grossbaustelle, 2-Stufen-Speicherkraftwerk), in der Garichte (seit 1931 am Netz) und im benachbarten schwyzerischen Wägital (ab 1926 Stromproduktion).
Name: vermutlich Umwandlung des romanischen „clarona“, was „hell, lichte Stelle im Gelände“ bedeutet. Auch der Name Glärnisch davon abstammend: mons Claroniscus dazu eingeschliffen.
Regierungsratssaal
Hier tagt der 5köpfige Regierungsrat (2 FDP, 1 BDP, 1 SP, 1 CVP), die Exekutive, des Landes Glarus. Das schmucke Mobiliar stammt von 1864 (original). – Der Raum hingegen ist nicht mehr original. Nachdem die KV von 1887 den 45köp-figen Rat abgeschafft und nur noch sieben (bald nur noch fünf) Regierungsräte gemeinsam die Exekutive bildeten, wurde dieser Saal zugunsten eines Sitzungs-zimmers verkleinert. (Finanzen+Gesundheit; Bildung+Kultur, Bau+Umwelt, Volks-wirtschaft+Inneres, Sicherheit+ Justiz)
Bilder glarnerischer Themen an den Wänden.
"Am Löntsch", Johann Gottfried Steffan (1815–1905); der Löntsch ist der Bach, der das Klöntal zum Haupttal hin entwässert (und merkwürdigerweise anders heisst als die wichtigsten Zuflüsse, die den Namen Klön tragen).
"Glarner Bauer", Jacques Ruch (1868–1913).
„Flusslandschaft bei Mondschein“, Johann Adolf Stäbli (1842 Winterthur–1901 München [seit 1868]), Sohn eines Zeichenlehrers und Kupferstechers, Land-schaftsmaler, 1898 Professor, Goldene Medaille der VIII. internationalen Kunst-ausstellung im Münchner Glaspalast, aus glarnerischem Privatbesitz in Kan-tonsbesitz übergegangen (Freuler, Ennenda); ein Bild von ihm auch im Landgut Lohn in Kehrsatz, des Gästehauses des Bundes.
Porträt von Landammann Eduard Blumer (letzter "ungekrönter König" des Glar-nerlandes; er amtete während 38 Jahren als Landammann [1887–1925], von allen LA am längsten ununterbrochen im Amt; nach – oder wegen – ihm wurde die Amtszeitbeschränkung für den LA eingeführt, die nun eine Amtsdauer be-trägt[!]); Fabrikant (Baumwolldruckerei Wyden, Schwanden), Zeitungsgründer; er war auch in der eidgenössischen Politik sehr aktiv: bundesrätlicher Vertreter bei Handelsvertragsverhandlungen (D, F, I, A), Ständerat (1877–1888), später Natio-nalrat (1899–1925), den er nach der ersten Proporzwahl präsidierte, fast Bun-desrat geworden (nur 7 Stimmen weniger als Forrer Winterthur), hätte er sich einer Fraktion angeschlossen gehabt, wer weiss, aber dann hätte ihm die Landsdsgemeinde gefehlt, "an der er König, Prediger und Prophet ist", wie nach der Fast-Bundesratswahl eine Zeitung kommentierte; er stand übrigens "eher links", versuchte die unteren und ökonomisch schwächeren Volksklassen zu he-ben; auch kirchlich aktiv; setzte sich ein u.a. für Kantonsspitalneubau, Kan-onalbank, Mobiliarversicherung, Arbeitnehmerschutz, 1. AHV und IV der Schweiz (1916), Einführung Progressivsteuer, 8. Schuljahr.
In den Fenstern Glasscheiben verschiedenen Alters und zu verschiedenen Anlässen (600-Jahr-Feier 1952, Landsgemeinde).
Landratssaal
Die Kunsthistoriker schreiben ihm eine "zurückhaltende Würde" zu. – Wände durch ionische Pilaster und Halbsäulen gegliedert; flache Gipsdecke, 29 Kreise (wie Gemeinden), Nussbaummobiliar, in dem für Parlamente seit dem 19. Jh. üblichen Halbrund, aus der Renovation von 1910/17 (1911). – In den Fenstern leuchten die Standesscheiben, die 1952 von den anderen Schweizerkantonen zum 600-Jahr-Jubiläum des Eintrittes der Glarner in den Bund der Eidgenossen gespendet worden sind (Jura erst nach der Kantonsgründung, 1979. – Wappen von Neuenburg umgeben von einem Uhrmacher, und ein Zifferblatt umringt das Schloss von Neuenburg, während eine Winzerin Trauben präsentiert: Dargestellt ist somit das, was Neuenburg auszeichnet(e): Uhren und Wein. Ersetzt die beim Besuch der Landsgemeinde 2007 durch den Regierungsrat des Kantons Neu-burg Missfallen erregende Scheibe der 1950er Jahre. Diese zeigte einen Krieger der das Banner mit dem nun bekannten Neuenburgerwappen trägt. Als Haupt-wappen ist jedoch das preussische gemalt: den roten mit drei silbernen Sparren belegten Pfahl in Gold. Dieses Wappen des alten Landesherrn wurde nach der Kantonsgründung 1814 noch bis 1848 geführt, da es immer noch mit Preussen verbunden war. Eine Frauenfigur stellte wohl Marie de Nemours (1625–1707) dar, vom Volk verehrte Regentin von Neuenburg ab 1659, die mit kräftig ge-spreizten Fingern das Wappen hielt. Beim Gegenbesuch 2009 erhielt Glarus die nun hängende Scheibe: « Nous avons remarqué que le vitrail offert par le canton de Neuchâtel présentait, pour les couleurs neuchâteloises, un écusson orné de chevrons, alors que tous les autres écussons représentent les drapeaux canto-naux respectifs. Il nous est donc apparu souhaitable de corriger cette anomalie à l’occasion de cette rencontre. » (Wir bemerkten, dass die Wappenscheibe des Kantons Neuenburg einen sparrengeschmückten Wappenschild zeigt, während alle anderen Wappen die Kantonsfahne wiedergeben. Es erscheint uns nun wünschenswert, diese Anomalie bei diesem Zusammenkommen zu korrigieren.)
Es tagt hier der Landrat, das glarnerische Parlament, den man als Legislative unter Vorbehalt – weil ihm keinerlei Gesetzgebungskompetenz zukommt – be-zeichnen könnte. Die 60 Landräte, darunter 10 Frauen, sitzen gruppiert nach ihrer Parteizugehörigkeit (17 SVP, 12 FDP, 10 BDP, 8 SP, 7 Grüne, 6 CVP, = 6 Fraktionen, wofür es 5 Sitze braucht). 3 Wahlkreisen, Verhältniswahlverfahren, Nord 25 Sitze, Mitte 19, Süd 16 Mandate.
Die Landräte bilden die oberste Aufsichtsbehörde über Regierung, Verwalt-ung und Gerichte. Sie bereiten die Traktanden zuhanden der Landsgemeinde vor und empfehlen den Landleuten Zustimmung, Ablehnung oder Verschiebung. Sie können auch Verordnungen, Verwaltungs- und Finanzbeschlüsse erlassen, sowie über Planungen entscheiden. (Die Finanzbeschlüsse sind klar geregelt. 1 Mio. Fr. einmalig, 200'000 Fr. wiederkehrend, bis 5 Mio. Fr. Grundstückerwerb; Art. 90 KV.) Sie besitzen auch Wahlkompetenzen: Kommissionen, Chef Finanzkontrolle, eidg. Geschworene, Jugendanwalt, öffentliche Verteidiger. Für das Wahrnehmen ihrer Aufgabe brauchen sie jährlich etwa ein Dutzend Sitzungen, in denen Mundart gesprochen wird. Hinzu kommen natürlich die Kommissionssitzungen. Es gibt 8 ständige Kommissionen: 2 Aufsichtskommissionen (GPK, Fiaufsicht), 6 Sachkommissionen (Gesundheit+Soziales; Finanzen+Steuern; Bildung/Kultur+-Volkswirtschaft/Inneres; Recht, Sicherheit+Justiz; Energie+Umwelt), sowie Ko gemäss Gesetzgebung (Bank-, Kantonsschulrat, Landesschatzungs-, Anwalts- (konstituiert sich selbst, wählbar nur Personen, die über ein juristisches Studium verfügen), Steuerrekurs- und Rekurskommission gemäss Energiegesetz. Nach Bedarf können auch parlamentarische Untersuchungskommissionen, besondere Ko und Redaktionskommissionen eingesetzt werden.
Sitze in der Mitte: Präsident(in), Vizepräsident, 4 Stimmenzähler (je Sektor 1) zudem Ratsschreiber (er steht dem oder der Vorsitzenden beratend zur Seite); bilden das Landratsbüro (1 je Fraktion). Die Mitglieder rutschen gemäss dem Zeitpunkt ihrer Wahl und nicht aufgrund des Parteianspruchs vom vierten Stim-menzähler bis zum Präsidentenstuhl hoch; nach maximal 6 Jahren Büromitglied-schaft kehren sie in die Niederungen des Saales zurück.
Vorne links und rechts RR (seit 1998 auch eine Frau, ab LG 2010 2 Frauen), die als "ausführende Behörde" das in diesem Saal Beschlossene oder Vorbe-reitete auszuführen haben. Der Regierungsrat als Gremium ist die leitende und die oberste vollziehende Behörde des Kantons. Er vertritt den Kanton nach aus-sen. – Ein Grossteil der in 5 Departemente gegliederten Verwaltung befindet sich ausserhalb des Rathauses – unser kleines Staatswesen beschäftigt gesamthaft rund 400 Angestellte. – Ihre Plätze sind ihnen aufgrund der Rangordnung zu-geschieden: Landammann (aus Sicht des Rates links), Landesstatthalter (rechts gegen die Mitte), dann abwechselnd nach Anciennität (bei gleichem Amtsalter entscheidet das Lebensalter). – Ganz aussen der Weibel (seit 2004 nur noch einer; er trägt auch nicht mehr den traditionellen Weibelrock samt dekorativem Weibelschild). Er versorgt die im Saal Anwesenden mit Akten, Mitteilungen usw. und überbringt die schriftlich abzugebenden Anträge der Ratsmitglieder, welche vom Platz aus sprechen. – Vorne der Protokollführer, der den wesentlichen Inhalt jeden Votums, alle Anträge, die Abstimmungsergebnisse (wenn gezählt mit Stimmenzahl) usw. festzuhalten hat. – Seitlich im hinteren Teil des Saales die spartanischen Medienzonen: zwei Tische.
Die Landratssitzungen sind, im Gegensatz zu denjenigen des Regierungsrates, öffentlich, deshalb die Tribünen für die Zuschauer.
Gerichte / LG / Geschichte
Der dritte Zug unseres demokratischen Staates bilden die Gerichte. Sie sind aber nach dem Grundsatz der Gewaltentrennung nicht im Rathaus untergebracht, sondern im Gerichtshaus am Spielhof. Auch unser kleiner Kanton kennt eine Vielzahl von Gerichten: Obergericht, Verwaltungsgericht, das in eine Straf- und zwei Zivilkammern unterteilte Kantonsgericht.
Nicht unerwähnt darf natürlich die Landsgemeinde bleiben. Alljährlich, am 1. Sonntag im Mai, bei schlechtem Wetter wird sie auf den folgenden Sonntag ver-schoben, findet sie auf dem Zaunplatz in Glarus unter freiem Himmel statt. Sie ist das oberste Organ des Kantons und bildet die eigentliche Legislative. Unter der Leitung des Landammanns haben alle Stimmberechtigten das Recht "zu raten, zu mindern und zu mehren". Jeder Stimmberechtigte – seit 1971/72 sind dies auch die Frauen – kann allein, also als Einzelperson, zuhanden der Landsge-meinde einen Memorialsantrag stellen; einzige Einschränkung: der Antrag darf weder der eidg. noch der kantonalen Verfassung widersprechen. Aber auch an der Landsgemeinde selbst haben die Glarnerinnen und Glarner weitestgehende Rechte. Sie können Abänderung, Ablehnung, Verschiebung oder Rückweisung der vom Landrat vorberatenen Geschäfte beantragen. Vor allem die Möglichkeit, Abänderungsanträge zu stellen, ist einmalig. Man kann also ein Gesetz an der Landsgemeinde noch modifizieren. – Der Anlass selbst ist ausgesprochen nüchtern.
Kurz zu den bestehenden Strukturen des Kantons. Dieser setzte sich zusammen aus 27 selbstständigen Ortsgemeinden (vor 2004: 29), und Schule und Fürsorge wurden von separaten "Gemeinden" mit dem Recht auf eigenen Steuereinzug wahrgenommen. Und da eine Gemeinde aus drei Bürgergemeinden bestand, gab es einst gar 31 Tagwen. Seit 2011 nur noch 3 Einheitsgemeinden und die Kirchgemeinden (13 Ev., 6 kath.).
Überblick Geschichte
Sie beginnt in der Bronzezeit (13.–9. Jh. vor Christus) aus der erste Funde stammen. Später wohl spärliche keltische Besiedlung. Reste römischer Bauten sind am Walensee und auf Kerenzen zu finden. Dann setzte die alemannische Besiedlung ein. Um 600 wird in Glarus die erste Talkirche gebaut und das ganze Tal ist grossteils im Besitz des Klosters Säckingen. Die habsburgische Vormacht – die diese als Schutzherren des Klosters Säckingen im 13. Jh. aufbauen konn-ten – wird in der 2. Hälfte des 14. Jh. gebrochen. 1352 verbünden sich die Glar-ner mit den Eidgenossen. 1387 geben sie sich an der ersten urkundlich belegten Landsgemeinde eigene Landessatzungen. In der Schlacht bei Näfels wird ein Jahr später ein habsburgisches Heer vernichtend geschlagen; noch heute eri-nnert die "Näfelser Fahrt", ein Bettag mit dem Bittgang über das Schlachtfeld an diesen Sieg (alljährlich sehen sie Fotos von der Prozession in den Zeitungen und Zeitschriften nach dem 1. Donnerstag im April). 1395 kauft sich das Land von Säckingen, zu dem noch lange gute Beziehungen bestehen bleiben, offiziell los. – 1500–1859 bildet die Reisläuferei eine der Hauptverdienstquellen der Glarner. Sie verdingen sich vor allem nach Frankreich, dann nach Sardinien, Sizilien, Spanien, Holland, Neapel... Viele Offiziere, über 1000 an der Zahl, bringen es zu Ruhm, Ansehen und Geld. Der Freulerpalast, das prächtigste Wohngebäude der Schweiz aus dem 17. Jh., wurde von Caspar Freuler, Gardeoberst in Frankreich erbaut. Weitere bekannte Repräsentanten sind der Näfelser Franz Niklaus von Bachmann, 1. eidg. General; er führte das Schweizer Kreuz als Feldzeichen wie-der ein. Sein Bruder Carl Leodegar von Bachmann steht als 1. unter dem Löwen des gleichnamigen Denkmals in Luzern; er befehligt die Schweizer beim Sturm auf die Tuilerien. Er wurde zum Tode verurteilt und durch die Guillotine hin-gerichtet. Dann Thomas Legler, der an der Beresina das Lied "Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht..." anstimmte und es bis zum Grossmajor brachte. Und viele andere mehr. – Von 1506–1516 wirkt der nach-malige Reformator Ulrich Zwingli in Glarus (Zwinglikelch im kath. Kirchenschatz der Pfarrei St. Fridolin Glarus). Um 1530 sind die Bewohner des Glarnerlandes mehrheitlich reformiert. Jede Kirchgemeinde beschliesst eigenständig über ihre Konfession, der persönliche Glaube jedes einzelnen soll dabei geachtet und nicht verspottet werden (zu Beginn der Reformation vertreten sich gar die Pfarrer und die Predikanten gegenseitig!). – Trotz dieses wohl ersten Ansatzes zur Reli-gionsfreiheit von heute, nahmen die Spannungen zwischen den Konfessionen zu, was zur Zweiteilung des Landes führte; ab 1683 finden so drei Landsge-meinden (evang., kath. und gemeinsam) statt. – Diese Landesteilung wird 1837 durch eine neue Verfassung aufgehoben, was fast zu einem konfessionsbe-dingten Bürgerkrieg geführt hätte. – 1548 wird im Kärpfgebiet das nunmehr älteste Wildreservat Europas als Freiberg ausgeschieden. – 1740 Bau der ersten Zeugdruckerei in Glarus. Heute ist der Kanton der am zweitstärksten indu-strialisierte Kanton der Schweiz (Apparate, Maschinen, Metallwaren, Textilien, Asbestzement) und dies obwohl das Glarnerland in der übrigen Schweiz oft als "Zigerschlitz" bezeichnet wird, was es dem schmackhaften "Nationalprodukt" dem Kräuterkäse "Glarner Schabziger" verdankt. – 1782 wird in Glarus erstmals und in Europa letztmals eine Frau als Hexe hingerichtet. – 1799 wird das Glarnerland zum Kriegsschauplatz; die Franzosen zwingen die Russen unter Ge-neral Suworow zum Rückzug über den verschneiten Panixerpass. Infolge dieses Krieges bitterste Armut; 1100 Kinder finden anschliessend in anderen Kantonen Ernährung und Hilfe. 50 Jahre später Armut infolge des Zusammenbruchs der Handweberei. Zwischen 1845 und 1848 wandern 1405 Personen aus; ein Teil von ihnen gründet 1845 in den USA im Staate Wisconsin den Ort New Glarus, zu dem heute noch gute Beziehungen bestehen. – 1807–1828 wird die Linthkorrek-tion gebaut; die Linth wird in den Walensee, der als Ausgleichsbecken dient, ge-leitet, und ihr Lauf auch in den Zürichsee kanalisiert. Zuvor floss sie, die Linthebene versumpfend und so zu Seuchen führend, mitten durch das Unterland. – 1816 Gründung der ersten Krankenkasse in der Schweiz. Über-haupt zeigt sich in der Geschichte des Landsgemeindekantons der Vorteil der echten "Volksherrschaft" auf die Sozialgesetzgebung: 1864 erlässt die Glarner Landsgemeinde das erste Fabrikgesetz auf dem Kontinent und 1876 folgt das er-ste Arbeitsgesetz Europas und 1916 gründet sie die erste Alters- und Invali-denversicherung. Das 20. Jh. war dann geprägt vom technischen, touristischen, gesellschaftlichen, verkehrsmässigen Wandel.
Leben im Rathaus
Post: nach Erstellung; so hiess damals die heutige Postgasse Rathausgasse.
Wäschehängeberechtigung
Fischbrutanstalt
Arrestlokal
Früher auch von Nordseite Eingang (2. Weibelwohnung)
Ehemalige Ratshäuser
1419 wird Glarus durch LG-Beschluss zum Hauptort, in dem – und nicht mehr in Näfels – montags Markt gehalten werden soll und in dem der Rat und die Gerichte ihre Sitzungen abhielten. – Wo aber das erste Ratshaus des Landes stand, ist ungewiss. In Glarus wird im Eichen das Haus Nr. 12 als "altes Rathaus" bezeichnet; es könnte im 15. Jh. als Wohnsitz eines Landammanns als solches gedient haben, fanden sich doch in diesem Haus Deckenbalken mit spätgotischen Kehlungen und Eckverzierungen (und der Chronist J. H. Tschudi schreibt 1714: Man haltet dafür, dass in älteren Zeiten das Rathaus in so genanntem Eichen-Brunnen gestanden...). – Denkbar aber auch, dass der Meierhof Säckingens nach dem Loskauf von den Herrschaftsrechten 1395 in den Besitz des Landes Glarus überging und dann als Rathaus genutzt worden wäre. Dieses Haus hätte am Spielhof (heute etwa Dieffenbacher) gestanden.
Als erstes Rathaus des Landes Glarus ist dasjenige von 1560 eindeutig dokumentiert. Es diente zudem als Gerichts-, Wohn-, Wirts-, Zeughaus, Kanzlei, Archiv, Gefängnis und wurde ziemlich sicher anstelle des ersten als solchem erbauten Rathaus von 1471 erstellt. Der Rat zählte damals meist 60 Männer (ein Vielfaches von 15). Es stand am Spielhof, gegenüber der Mutterkirche des ganzen Tales. Den Bau von 1560 regte der bekannte Gilg Tschudi an, der ihn auch massgeblich mitbestimmte; als Baumeister amtete jedoch Niklaus Marti von Zürich. Es wies drei Geschosse, etwa 20 auf 15 m, auf. Während der Bauzeit versammelten sich Rat und Gericht im eben fertiggestellten, ebenfalls von Gilg Tschudi verantworteten Spital. – Zu ebener Erde das von Gilg Tschudi aus Angst vor Brandschäden so sehr gewünschte gewölbte Landesarchiv (das dann 300 Jahre später tatsächlich dem Feuer standhielt), sowie das Verliess (Gefängnisturm) und die Folterkammer. In den beiden Obergeschossen Säle für Rat und Gericht (Pannerherrentafel im Freulerpalast; "In der Mitte ein Wybshaupt, daran ein schön Hirschgeweih" = Leuchter mit geschnitzter Justitia; kostbare Wappenscheiben in den Butzenscheiben), Schreibstube für die Landschreiber (das einzige Büro das damals das Land brauchte!), Gesellenstube (in ihr durfte der Weibel wirten, ausser es wurde Gericht gehalten) sowie die Weibelwohnung; im Estrich lagerten des Landes Wehr und Waffen: es diente also auch noch als Zeughaus. Geflammte Fensterläden; unter dem Dach eine "ausgefüllte Haut" eines 1719 auf der Biltner Alp geschossenen Bären. Fridolin auf der nördlichen Giebelseite aufgemalt. Ofen aus Winterthur. Grosse Hörner von Steinböcken in der Vorhalle. – "Weil der Rat frühzeitig verläuft, ist ein Marchetschloss an das Gatter zu machen und der Schlüssel dem Landammann zu geben. Bei wichtigen Verhandlungen soll niemand aufgetan werden, meine Herren befehlen es denn!" Was für eine Disziplin!? der nun etwa 80 Ratsmitglieder; nach dem Landesvertrag von 1623, der das Verhältnis zwischen dem evangelischen und katholischen Landesteil regelte, zählte der Landrat 63 Mitglieder; zudem nahmen die Schrankenherren (amtierende und ehemalige hohe Behördenmitglieder und Landvögte) an den Sitzungen teil. – Nach dem Bau des neuen Ratshauses (ab 1838) Gerichtshaus, Gefängnis, Archiv und Bibliothek. – 1853 Brandbeschädigungen. – In diesem Haus Prozess gegen Anna Göldi stattgefunden (1782) und auch ein Teil der von W. Hauser im Buch Bitterkeit und Tränen geschilderten Auswanderungsgeschichte.
Das Land hatte verschiedene Lasten seines Hauptortes mitzutragen, weil es immer auch mitbetroffen oder mitverursachend war: Nachtwächterlöhne (es galt auch die Landesgebäude zu überwachen), Pflästerung der Hauptstrasse (Landleute aus allen Dörfern besuchten den Hauptort, wodurch sie die Strasse tagtäglich "zerführten und zerruckten"; der Beitrag wurde allerdings nur auf Karrenbreite umgerechnet), Unterhalt der grossen Kirchenglocke samt Seil (sie wurde auch wegen des Landes angezogen und gebraucht, und das gerade der Kirche gegenüberliegende Rathaus konnte daher auf einen eigenen Turm und eine eigene Uhr verzichten), für die auch beizutragen war...
Regierungsgebäude 1836/38. – Von Carl Ferdinand von Ehrenberg, Professor der Baukunst in Zürich und Felix Wilhelm Kubly, St. Gallen; 1839 bezogen. Anstelle der auf einigen bekannten Bildern gezeigten Ankenwaage erbaut, die anfangs des 15. Jh. entstanden sein mag; in die westliche Häuserzeile der Hauptstrasse eingefügt; das heutige steht etwa am nämlichen Ort (etwas weniges westlicher); vier Geschosse, etwa 18x18 m; Neubau zusammen mit Erlass der Kantonsverfassung von 1836, welche die konfessionelle Landesteilung beseitigte und die richterliche von der gesetzgebenden und vollziehenden Gewalt trennte. Der dreifache Landrat zählte 117 Mitglieder und der Rat (Regierungsrat) deren 47, später 45 Mitglieder; 35 von ihnen wurden von den Tagwen gewählt, eines, ein Katholik, vom Rat selbst bestimmt und die 11 später 9 Mitglieder der Standeskommission gehörten ihm ebenfalls an. Die von der Landsgemeinde gewählte Standeskommission bildete den inneren Kern des Rates und besorgte die „minder wichtigen Regierungsgeschäfte“ selbstständig. Das Gebäude enthielt Sitzungszimmer für Standeskommission, Rat, Landrat und Kommissionen, Kanzleien, Postbüro, seit 1852 zudem Telegrafenamt (das Postwesen ist noch Kantonssache), Landeswaage, Magazine, Polizei. – Freistehender Baukörper mit spätklassizistischer Fassade von vornehmer Eleganz (indem die drei mittleren Achsen mit einem von vier Säulen getragenen Balkon, Pilastern in den Obergeschossen und einem Dreiecksgiebel ausgezeichnet waren). Unter dem Balkon Inschrift "Regierungsgebäude des Cantons Glarus". Nach der Verfassungsrevision schuf sich das Land damit ein äusserst repräsentatives Gebäude, das sich mit jenen der Republiken der Antike vergleichen liess. Baugesinnung und Staatsbewusstsein passten zusammen, denn, so ein Zeitungsschreiber jener Zeit: "Die griechischen und römischen Republiken waren nie fester gegründet als da, wo die Baukunst auf der höchsten Stufe der Vollendung stand." Es, erstmals ein baukünstlerisch wertvolles Gebäude, veranschaulichte zudem die wachsende Bedeutung von Regierung und Verwaltung; offenbar sollte nicht mehr nur die Landsgemeinde den Staat repräsentieren. – Andere Projekte waren zuvor verworfen worden.
Diese Ratshäuser (es gab auch noch die katholischen in Netstal [Gasthäuser zum Raben/zum alten Rathaus] und Näfels [Rössli, Löwen]) waren zwar durchaus repräsentativ aber nicht speziell prächtig und ohne künstlerischen Anspruch. Sie waren eher von zurückhaltender, nüchterner Würde. Im Landsgemeindekanton kam eben dem Rat nie die Bedeutung zu, wie er sie in den obrigkeitlich regierten Stadtkantonen besass. Hier repräsentierte die Landsgemeinde, das Volk, den Staat gleich selbst; dafür brauchte es kein prachtvolles, mächtiges Gebäude.
Im Jahr 2016 hat Sepp noch eine Broschüre «Das Rathaus des Landes Glarus» (Bau, Nutzung, Ausgestaltung) erstellt.
Donnerstag, 11. Januar 2024
Woher kommen
"Steward", "Stewardess" und "Hostess" ?
Ein sprachhistorische Untersuchung
von
Fridolin, dem Husaren
(statt einer Laudatio anlässlich seiner Ernennung zum
"Jumbo-Fritz humoris causa"
am 22. 11. 1971
den Jumbo-C/A zur erbaulichen Betrachtung gewidmet!)
Originalzeichnung 1971
Nachdem der Herr die Erde mit allem Drum und Dran sowie auch mit Adam und Eva in sechs Tagen erschaffen hatte, sprach er: "Es ist gut so!", erklärte den siebten Tag zu Sabbat und setzte sich auf eine Wolke, um mit Wohlgefallen sein Werk zu betrachten.
Besonders gespannt war er, zu sehen wie sich Adam, dem er ja in einer kurzen Narkose eine Rippe entnommen hatte und ein zu ihm passendes Gegenstück gebastelt hatte - mit diesem Produkt, eben mit Eva, vertrug.
Und siehe, es begab sich, dass Eva in sich die Kochkunst verspürte. Sie hatte herausbekommen, wie man Fleisch einlegen konnte. Mit anderen Worten: Sie war die Erfinderin des Schmorfleisches. Doch jedesmal, wenn sie den schweren Stein vom Fasse hob, in das sie das Schmorfleisch eingelegt hatte, stiess sie vor Anstrengung einen seufzerähnlichen Laut aus, der etwa so tönte: "Stiuuw!". Später, als sie in vielen Kontakten mit Engeln englisch gelernt hatte, allerdings "Stew!" Und eben diesen Namen gab sie dem Stück Fleisch, das sie jeweils aus der Tonne nahm.
Nun hatte Eva die Gewohnheit, jedesmal, wenn ihr ein neues Gericht gelang, zu sagen: "Er ward...!" Das spielte sich etwa so ab. Erst rief sie durch die Höhle: "Es werde (zum Beispiiel) Salat!". Dann tat sie, was es zu tun gab. War sie mit dem Ergebnis zufrieden, schrie sie vor Begeisterung: "Es ward Salat!" Ebenso beim Stew: "Es werde ein Stew!" Das Stew gelang, also: "Es ward ein Stew!"
Sie war derart hingerissen und entzückt, dass sie es eiligst Adam bringen wollte. Jubelnd rannte sie aus der Höhle: "Ein Stew ward!", ¨Ein Stew ward!", stolperte aber so unglücklich über eine Wurzel, dass das Steintablett und das Stew hoch im Bogen durch die Luft flogen...direkt Adam vor die Füsse, der gerade im Schat-ten eines Affenbrotbaumes lustwandelte. Er hob das Stew auf, schnupperte daran und verschlang es. Noch während er sich den Mund abwischte, erreichte ihn endlcih Eva und rief immerzu: "Ein Stew ward! Ein Stew ward!" Adam ver-stand und erwiderte: "Aha! Ein Stew war des? Wundervoll!", umarmte Eva und küsste sie, wo immer er konnte, um für das lecker Mahl zu danken.
Mit zunehmendem Spracherwerb und fortschreitender Reife entdeckten die bei-den Paradiesbewohner den Unterschied zwischen männlich und weiblich. Das kam so:
Jedesmal, wenn Eva ein Stew gelungen war, rannte sie "Ein Stew ward!" schrei- end aus der Höhle, stolperte stets über den gleichen Stein, (es gab ja noch kei-nen Strassenräumungsdienst) und Adam wusste dann, jetzt musste ein Lecker-bissen durch die Luft geflogen kommen. Doch handelte es sich um ein besonders zartes, auserlesenes Stück, fragte er zurück: "Ein Stew war des?". Nickte Eva, starrte er kurz vor sich hin und beschloss künftighin, seine Empfindung für Zartes auszudrücken. Er sagte nicht mehr "Ein Stew war des?". sondern "E i n e Stew war des!" Und damit führte er die grammatikalische Unterscheidung zwischen männlich und weiblich ein. Später. als die beiden streiten und zanken gelernt hattn, erfanden sie Schrift. um nicht mehr miteinander reden zu müssen. Eva pflegte dann auf ein welkes Blatt zu schreiben (sie war allerdings noch nicht so gut in Orthographie) "Ein Steward!" steckte es ans Fleisch und schmiss es hoch im Bogen Richtung Affenbrotbaum zu Adam. (Gewissermassen die Vorstufe der Speisekarte) Prompt kam dann auch die Antwort zurück. Adam schrieb auf die Rückseite des welken Blattes: "Eine Stewardess!" Fabelhaft!", band es um einen Stein und warf es in die Höhle zurück.
Damit hat die Entwicklungsgeschichte des "Steward" und der "Stewardess" be-gonnen. Es ist deren paradiesischer Ursprung nachgewiesen und bedeutet also nicht anderes als "durch die Luft fliegendes Schmorfleisch".
Niemand möge nun glauben, ein Gentlemen mit Feingefühl und Takt hätte we-gen der fleischlichen Herkunft von "Stewardess" eine Umfunktionierung in "Ho-stess" vorgenommen, ganz im Gegenteil.
Als nämlich Eva bemerkt hatte, wie Adam der Speise eine genüsslich feminine Note abgewann und nach dem "Liebe geht durch den Magen"-Prinzip "E i n e (Stewardess) deutlich hervorstrich, wurde sie eifersüchtig. Sie schmetterte dem der Fleischeslust derart verfallenen Adam das Schmorfleisch wütend vor die Füs-se und meinte trotzig: "Do host es!" (Dies allerdings erst nachdem sie bayrisch gelernt hat.) Adam quittierte dann grimassenschneidend *E i n e Hostess!"
Daraus ist zu ersehen, dass die Bezeichnung "Hostess" nichts an der weiter eben definierten Bedeutung ändert. Auch eine "Hostess" bleibt "durch die Luft fliegendes Schmorfleisch"!
Als der Herr dies alles mit angesehen hatte, lächelte er, liess vor Freude ein paar Blitze zucken und sprach: "Auch gut so!" Dann fuhr er auf seiner Wolke davon.
Leider! Denn sonst hätte er gesehen, dass ... später aus Schmorfleisch auch "Purser" und "Maitre de cabine" wurden.
Happy schmoring!
In froher und bester Erinnerung an die B-747 UK 1979/71, nach dem Prinzip "Was sich gut mag, das neckt sich!"
Jumbo Fritz humoris causa statt honoris causa.
Diese Causerie wurde in der Personalzeitschrift "Kapers" veröffentlicht.
Ich habe diese erfundene Geschichte bereits früher, aber geraffter auf meiner
Homepage eingebracht, die obige ist der Originaltext von 1971.
Donnerstag, 11. Januar 2024
Trouvaille
Zur Klassenzusammenkunft von 50 Jahren
Im "Glarner Volksblatt" vom Samstag, 13. Oktober 1975 stand unter dem Titel "Näfels. Klassenzusammenkunft 1939" folgender Text:
"Kürzlich - 20 Jahre nach Schulaustritt - fand die erste Klassenzusammenkunft der 1939er statt. Ein hiesiges OK von zwei "Mädchen" und sieben "Knaben" be-reitete ihren ehemaligen Mitschülern ein gediegenes, rauschendes Fest. Beglei-
tet von den "Combana Combos" und einer Privat-Dixie-Band sowie geleitet vom brillanten Louis Menar (selber ein 39er) trafen sich gegen 50 Schüler wieder.
Im Trubel der Freude entstand folgendes "Gedichtsel", das auf neckische Weise unsere Lehrer, denen wir Vieles verdanken, grüsst:
Erinnerisch di nuuch?
Wäisch nuch, we's früäner gsii isch
bi Tafälä-n-und Bängg?
We ds Tatzächnebel nii isch
uf d Händ un' p Flingerglängg?
Ä mängi tiggi Tolggä!
Äs Eselohr äm Buäch!
Dr Lehrer i dä Wolggä
ä Kwatsch un' nuch ä Fluäch!
Ä Halbschtund usächnüülä -
häsch Schwäin chunnt disä draa!
Ä Chopfnuss und Büülä,
dä häsch-es wider gkaa!
Ä groossi Schnudernasä
und mängmaal d Hosä voll,
Graasmaasä vum-ä Wasä
und ds Hämp vrzehrt, momoll!
Und dä - das chäibä Schwätzä,
daas liided d Lehrer niä!
Zmitzt i dä schünschtä Sätzä
sind-s' mit-em Schtäggä hiä!
Da söttisch alles chännä:
Kanisi un' g Gedicht.
Äs tunggt-di, müäsisch männä.
we ämä schwärä Gwicht.
Wänn's rüäiger wäär, verschtiächisch,
was enä blaasä* will;
dr Lehrer rüäft, was-d' miächisch -
dän-isch-es wider schtill.
Äsoo häsch tuused Soorgä.
Schtahsch we-n-ä-Ölgötz daa,
äs sich schiär zum Verwoorgä
zum Glügg isch p Pausä daa.
Dett muäsch di nüd schiniärä
au wänn's bim Jagis isch,
dänn d Lehrer müänd schpaziärä,
bis p Pausä-n-ummä-n-isch.
Häsch öppä Mäitli p'plaaget,
ä-n-äim dr Haaggä gschtellt?
Häsch ummäz'muulä gwaaget
und häumli Gält vrchnellt?
Häsch öppä gaar nuch g'gingget?
- Mit Nasärümpfä gsäit,
as nämä d Wiiber schtingged -
und Eermelschooner träit?
Hütt abr chaasch du schpottä
und lächlä-n-übr alls.
Drnaa fallsch ä diim Flottä,
diim Schuälschatz ummä Hals!"
*blaasä = iiblaasä = einflüstern
Mittwoch, 3. Januar 2024
Trouvaille
D' Schlacht bi Näfels (1388).
Lueget, wie schimmert 's !
D'Sunne will ebe chu schyne.
Wie glänzed d' Helm und Schwärter und Schilt und Fahnen uf mächtige Stange! Losed, wie ruufchet's vu Rossen und Wägen und Rytren und Fuessvolch!
Oestrych chunnt! O, bhüet is der Herrgott gnädig und güetig! Hirten und Puure! was wänd er in üere zwilchene Chittle, uhni gschlifieni Waffen, und wie sy zum Chriege nüd ygricht?
„D' Letzi wämm mer gu bschützen und ds Land, wo hinder der Muur lyt, d' Wyber und d' Chind und d' Hüüser und üseri heilegi Fryheit!" lyt. d'Letzi, der Find, er verbricht si, das alt Gmüür rollet i d' Gräbe, Und er erstürmet mit Lärme das Land, wo derhinder, und d' Dörfer. Ds Veh. das trybet si zämen us Gäden und raubed und plündred.
's sind, ass bis ufe gu Netstel und wyter gu Glaris nuch ryted. Aber nuch schnuufet der Bär; er lyt am Bode, doch tod nüd. D' Glamer, die sammled si wider. Si styged a d' Rauti ob Näfels. Da ist der Hauptmen Am Büel, der hebet es Banner det höch uuf, bluetrot, ass es im Land wyt umme hät zündt, wie ne Füürschy. D' Find, die lueged ne zue. Si meined, es syg ne nüd ernist. Bios es Hämpfeli Lüt, was wetted si gegen es Chriegsvolch ?
Aber si wänd ne doch warten, und will si gad nüd sust versuumed. Wänd s' ne die Freud schu lu. „Es ist: ja für üs nuch e Churzwyl". „Bätted!" rüeft iez de Glarnere der Landammä Vogel und: „Uuf iez! Herren und Grafen, mit Knächten, ihr mächtege Fürste vun Östrych! Uus mit de Rosse üs hilft der Herr vu der himmlische Heerschaar!"
Und mit dem stürmed ls aben und gryffed wie d' Leue driine. Mächtig wird iez gkämpft; si fassed si denand mit de Hände. Stossed denand ab de Rossen, und stossed die mächtige Schwerter Rossen und Mannen i Lyb; es ruuschet vu Stächen und Sterbe! Ölfmal gryffed si a, und Iosed. bim ölftemal plötzli toset e Lärme vum Wiggis, vu Chlüntel nache bi Netstel. Eidgnosse chännd ne z' Hülf! Dryssg tapfer Ledig vu Schwyz sind's. „Schwyzerland hie!" So tünt uf einmal det nachen es Chriegsgschrei.
's tünt i de Bergen. es tünt wien e grusams Heer a de Finde. Zämen iez breched si dry. mit Chölben und Steinen und Spiesse. 's gruset de Finde vor denen ubändige Puure, so schlünd die! Mänge stygt iez vum Ross. und trümmlet wie bbruschten a Bode:
Mänge lyt i sym Bluet, und schnuufet sy tapfere Geist uus. 's nützt nüt. Ritter und Herre! Die Puuren, ihr chännd 's nüd verstampe.
Ölfmal gryffed si a, und das ölftmal schlünd si. ass alls fliet.
Tropfed hand si vu Bluet und gschwitzt, es ist gloffe dur 's ine. Und wo der Champf isch verby und d' Fryheit wider errunge. Schimpf und Schand abgwehrt und d' Chind und d' Frauen errettet. Falled si alli uf d' Chnü und danked am Herrgott im Himmel. Danked am himmlische Heer, so vil ne händ ghulfe die Schlacht schlu.
Us der „Näfelser Fahrt", v. Dr. Becker. Suterm. : ,.Sch\v.-Dt.", 7. Verlag Orell-Füssli. 18
Quelle:
Schwyzerlüt, Zytschrift für üsr schwyzer Muttersprach, Bd. 3. Heft 10-12, 1940/41
D'Schlacht bi Näfels : (1388) (e-periodica.ch)
Sonntag, 31. Dezember 2023
2024 ist ein Schaltjahr
Supplement - 29. Februar
Wieder einmal überschreiten wir am Jahresende die Grenze zu einem Schaltjahr,
also in ein Jahr, das einen Tag mehr zählt, als die üblichen 365 Tage.
In meinem Leben liegen 22 Schaltjahre oder Schalttage hinter mir.
Nämlich
1940 / 1944 / 1948 / 1952 / 1956 / 1960 / 1964 / 1968 / 1972 / 1976 /
1980 / 1984 / 1988 / 1992 / 1996 / 2000 / 2004 / 2008 / 2012 / 2016
2020
Das Alter beträgt an diesem Jahresende 84 Jahre und 266 Tage.
Das sind 30'947 Tage.
Das sind 742'728 Stunden.
Das sind 44'563'680 Minuten.
Das sind 2'673'820'800 Sekunden.
(In meinem Leben gab es bisher 21 Schalttage)
(Falls ich 100 Jahre alt werden sollte, was ich kaum glaube,
gäbe es in meinem Leben 24 Schalttage)
2028
2032
2036
Welche Jahre sind Schaltjahre?
Der heute gebräuchliche gregorianische Kalender beinhaltet eine Formel mit drei Kriterien, nach denen die Jahre in Gemein- und Schaltjahre unterteilt werden:
1. Schaltjahre müssen durch 4 teilbar sein.
2. Ist das Jahr auch durch 100 teilbar, ist es kein Schaltjahr, es sei denn...
3. ...das Jahr ist ebenfalls durch 400 teilbar – dann ist es ein Schaltjahr.
Beispiele: Die Jahre 2000 und 2400 sind Schaltjahre (infolge Regel 3); Jahre 1800, 1900, 2100, 2200, 2300 und 2500 sind hingegen keine Schaltjahre (infolge Regel 2 – Regel 3 greift nicht).
(Quelle: www.timeanddate.de/kalender/schaltjahr)
Geschichte der Schaltjahre
Als Schaltjahr (lateinisch annus intercalarius oder annus bissextus) wird in der Kalenderrechnung ein Jahr bezeichnet, das im Unterschied zum Gemein-jahr einen zusätzlichen Tag, den sogenannten Schalttag, oder Monat, den soge-nannten Schaltmonat, enthält.
Einen Schalttag fügt der – im Jahr 45 v. Chr. von Julius Caesar im Römischen Reich eingeführte – Julianische Kalender genau alle vier Jahre ein. Dann hat der Februar 29 statt 28 Tage und ein solches Schaltjahr 366 statt 365 Tage. Im gregorianischen Kalender – zu dem nach der Kalenderreform 1582 n. Chr. übergegangen wurde – entfallen in einer Spanne von 400 Jahren drei dieser Schaltjahre durch die verbesserte Schaltregel. Dadurch ist die durchschnittliche Dauer eines Kalenderjahres besser dem die Jahreszeiten bestimmenden Son.-nenjahr (tropisches Jahr) angepasst, sodass deren Unterschied nur ungefähr eine halbe Minute beträgt.
Die Einschaltung eines zusätzlichen Tages oder Monats wird auch als Interkala- tion bezeichnet.
Eine Sonderform der Schalttage sind Epagomene (=Zusatztage).
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"Agätäbroot und Füürälihäiss"
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Dunschtig, 10. Oggtober 2024
Äigtli chaa-mä fascht alles; abr mä muäs ämaal afuu.
Oggtober oder Wii-Munet
Jää, im Oggtobr gitt’s dä glii
uss mängem Fass ä guätä Wii.